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Softwaretechnik

aus www.ifq.de, der freien Enzyklopädie

Die Softwaretechnik ist eine deutschsprachige Übersetzung des engl. Begriffs software engineering und beschäftigt sich mit der Herstellung bzw. Entwicklung von Software, der Organisation und Modellierung der zugehörigen Datenstrukturen und dem Betrieb von Softwaresystemen. Eine Definition von Helmut Balzert beschreibt das Gebiet als

Zielorientierte Bereitstellung und systematische Verwendung von Prinzipien, Methoden und Werkzeugen für die arbeitsteilige, ingenieurmäßige Entwicklung und Anwendung von umfangreichen Softwaresystemen.“ (Lit.: Balzert, S.36)

Softwaretechnik umfasst eine Vielzahl von Teilgebieten, die in ihrer Gesamtheit die Softwareentwicklung begleiten. Wichtig ist auch die experimentelle Untersuchung von Softwaretechnik, um ihren praktischen Nutzen zu messen und zu verbessern. Zur Beschreibung des „Standes der Technik“ des Fachgebiets gibt es verschiedene Ansätze, unter anderem den „Guide to the Software Engineering Body of Knowledge“ (SWEBOK) der IEEE Computer Society.

In erweitertem Sinn umfasst die Softwaretechnik – neben dem Entwickeln – auch das Betreiben der Software unter Nutzung der Informationstechnik.

Inhaltsverzeichnis

Aufgrund des hohen Aufwandes zur Erstellung und Wartung komplexer Software erfolgt die Entwicklung durch Softwareentwickler anhand eines strukturierten (Projekt-)Planes. Dieser Plan (das Vorgehensmodell) unterteilt den Entwicklungsprozess in überschaubare, zeitlich und inhaltlich begrenzte Phasen. Die Software wird somit Schritt für Schritt fertiggestellt. Die Phasen sind während des ganzen Entwicklungsprozesses eng miteinander verzahnt. In der Praxis werden auch Verfahren eingesetzt, welche die Mehrstufigkeit von Systemanalyse, Systemdesign/Konzept und anschließender Implementierung und Testen aufgeben, siehe z. B. unter Prototyping, Agile Softwareentwicklung.

Die Softwaretechnik beinhaltet den gesamten Prozess von der Identifizierung des Bedarfs bis hin zur Inbetriebnahme einer konkreten IT-Lösung, zum Teil auch darüber hinaus. Hauptgegenstand ist die Bereitstellung und Einführung einer Anwendungssoftware, teilweise zzgl. der benötigten Hardware und Netzwerke.

Die zu implementierende Software kann entweder eine Individualsoftware oder eine Kombination und Konfiguration von Standardsoftware sein.

Projekte werden oftmals von oder mit externen Dienstleistungsunternehmen, häufig aber auch als Eigenentwicklung geleistet. Dementsprechend vielfältig, auch abhängig von der Projektart, sind auch die Vorgehensweisen bei der Projektentwicklung: Von einer sehr strukturierten Herangehensweise, siehe Wasserfallmodell, über verschiedene Mischformen bis hin zu sehr flexiblen, offenen Methoden wie der Agilen Softwareentwicklung. Entsprechend wird auch zwischen Top-Down- und Bottom-Up-Ansätzen unterschieden.

Im Folgenden werden einige wichtige Aspekte und typische Stufen/Phasen der Projektentwicklung beschrieben, die in der Praxis mehr oder weniger ausgeprägt zum Tragen kommen.

Die Phasen und ihre Aufgabenstellungen sind in der folgenden Tabelle aufgeführt:

Kernprozesse

1. Planung

  • Anforderungserhebung
  • Lastenheft (Anforderungsdefinition)
  • Pflichtenheft (Mit technischen Ansätzen verfeinertes Lastenheft)
  • Aufwandsschätzung (z. B. mittels Function-Point-Verfahren oder COCOMO)
  • Vorgehensmodell

2. Analyse

  • Auswertung
  • Mock-up
  • Prozessanalyse / Prozessmodell
  • Systemanalyse
  • Strukturierte Analyse (SA)
  • Objektorientierte Analyse (OOA)

3. Entwurf

  • Softwarearchitektur
  • Strukturiertes Design (SD)
  • Objektorientiertes Design (OOD)
  • Unified Modeling Language (UML)
  • Fundamental Modeling Concepts (FMC)

4. Programmierung

  • Normierte Programmierung
  • Strukturierte Programmierung
  • Objektorientierte Programmierung (OOP)
  • Funktionale Programmierung

5. Validierung und Verifikation

  • Modultests (Low-Level-Test)
  • Integrationstests (Low-Level-Test)
  • Systemtests (High-Level-Test)
  • Akzeptanztests (High-Level-Test)

Unterstützungsprozesse

6. Anforderungsmanagement

7. Projektmanagement

  • Risikomanagement
  • Projektplanung
  • Projektverfolgung und -steuerung
  • Management von Lieferantenvereinbarungen

8. Qualitätsmanagement

  • Capability Maturity Model
  • Spice (Norm) (Software Process Improvement and Capability Determination)
  • Incident Management
  • Problem Management
  • Softwaremetrik (Messung von Softwareeigenschaften)
  • statische Analyse (Berechnung von Schwachstellen)
  • Softwareergonomie

9. Konfigurationsmanagement

  • Versionsverwaltung
  • Änderungsmanagement / Veränderungsmanagement
  • Release Management
  • Application Management (ITIL)

10. Softwareeinführung

11. Dokumentation

  • Technische Dokumentation
  • Softwaredokumentation
  • Software-Dokumentationswerkzeug
  • Betriebsdokumentation (Betreiber/Service)
  • Bedienungsanleitung (Anwender)
  • Geschäftsprozesse (Konzeption der Weiterentwicklung)
  • Verfahrensdokumentation (Beschreibung rechtlich relevanter Softwareprozesse)

Die oben genannten Teilschritte der Softwareentwicklung werden nicht zwangsläufig bei jedem Projekt komplett durchlaufen. Vielmehr werden einzelne Prozesse spezifisch für die jeweilige Anforderung gewählt. Dies ist aus Sicht der Kosten- und Verwaltungsreduzierung notwendig.

Der gesamte Prozess einer Projektentwicklung unterliegt meist einem mehr oder weniger stark ausgeprägten Projektmanagement. Im Falle der Realisierung durch einen IT-Dienstleister wird meist sowohl auf Auftraggeber- als auch auf Auftragnehmer-Seite ein jeweils eigenständiges Projektmanagement betrieben. Um Konflikte zwischen den beiden Projektleitern aufzulösen, wird dem übergeordnet oftmals noch ein aus dem Management von Auftraggeber und Auftragnehmer zusammengesetztes Kontrollgremium (Project Board) eingesetzt.

Typischerweise wird für größere Projekte auch ein größerer Projektmanagement-Aufwand betrieben, während mittlere oder kleinere Projekte häufig „nebenbei“ abgewickelt werden.

In allen Phasen der Projektentwicklung ist das IT-Consulting (oder auf Deutsch „Konzeptionen und Beratung“) durch externe Beraterfirmen üblich.

Das Qualitätsmanagement innerhalb des Projekts wird als Teilbereich des Projektmanagements verstanden.[1] Es umfasst die Teilgebiete:

  • Qualitätsplanung, das heißt Identifizierung der für das Projekt relevanten Qualitätskriterien und der Methoden, mit denen sie erfüllt werden können.
  • Qualitätssicherung, das heißt regelmäßige und regelgerechte Bewertung der Projektleistung, damit das Projekt die Qualitätsstandards erfüllt.
  • Qualitätslenkung, das heißt Überwachen der Projektergebnisse, um festzustellen, ob die Qualitätsstandards erfüllt werden, und um die Ursachen unzureichender Leistungen zu beseitigen.

Das Qualitätsmanagement im Projekt muss sowohl die Leistung des Projekts als auch die Qualität des Projektprodukts ansprechen. Modernes Qualitätsmanagement und modernes Produktmanagement ergänzen sich. Beide Disziplinen erkennen die Bedeutung von

  • Kundenzufriedenheit
  • Prävention geht vor Überprüfung
  • Managementverantwortung

an. Qualitätsverbesserungsprogramme, die von der Trägerorganisation durchgeführt werden, beispielsweise nach TQM oder nach ISO 9000, können integriert werden, um die Qualität des Projekts und die des Produkts zu verbessern.[1]

Magisches Dreieck

Wie generell im Projektmanagement ist dem permanenten Zielkonflikt zwischen Qualität, Kosten und Zeit Rechnung zu tragen.[2]. Speziell in Softwareprojekten steht die Projektleitung häufig unter hohem Termindruck und ist einem besonders hohen Risiko ausgesetzt, die Qualität zu vernachlässigen.[3]

Aufgrund der Komplexität von Informationssystemen sind „absolute“ Sicherheit bzw. Qualität nicht ökonomisch realisierbar. Daher werden zur Kategorisierung und Priorisierung häufig Methoden des Risikomanagements eingesetzt, um für das jeweilige Projekt ein adäquates Maß an Systemsicherheit und -qualität zu gewährleisten.

Aspekte des Risikomanagements sollten über den gesamten System-Lebenszyklus, also beginnend mit dem Konzept, über die Entwicklung oder Programmierung, Implementierung und Konfiguration und während des Betriebes bis hin zur Stilllegung des Systems berücksichtigt werden.

Im Zusammenhang mit der Projektentwicklung ist hier die Systemanalyse zur Projektvorbereitung gemeint. Gegenstand ist die inhaltliche Erfassung der Anforderungen durch Befragung künftiger Anwender sowie die systematische Untersuchung weiterer sachlicher und technischer Anforderungen und Randbedingungen (Schnittstellen zu Drittsystemen, gesetzliche Anforderungen u.dgl.). Ergebnis ist meist ein Fachkonzept, oftmals auch gleich ein Lastenheft.

Ein Pflichtenheft enthält sämtliche Funktionen und Anforderungen an ein Programm. Darin wird festgelegt, welche Funktionen verlangt sind und was diese genau tun. Anhand dieser Übersicht werden die grundlegenden technischen Entwurfsentscheidungen getroffen, und daraus wird die Systemarchitektur abgeleitet. Im Falle einer Beauftragung eines Dienstleistungsunternehmens ist das Pflichtenheft die vertragliche Grundlage für die vereinbarten Leistungen. Deshalb ist die Vollständigkeit und Richtigkeit der darin getroffenen Festlegungen und Anforderungen von besonderer Bedeutung für den Auftraggeber.

Ein Systemanalytiker bzw. -designer, bei kleineren Projekten auch der Programmierer, legt anhand des Pflichtenhefts die Programmarchitektur fest. Soweit Standardsoftwareprodukte zum Einsatz kommen, erfolgt in dieser Phase auch eine Spezifikation der geplanten Produkteinbindung bzw. -anpassung. Für neu zu entwickelnde Software erfolgt der Entwurf des Datenmodells und der einzelnen Funktionen und Algorithmen bzw. der Objekt- und Klassenstruktur. Falls bereits vorhandene Software angepasst (adaptiert) werden muss, so wird in dieser Phase festgelegt, welche Veränderungen und Erweiterungen erforderlich sind. Das Ergebnis des Systemdesigns wird auch DV-Konzept genannt.

In der Implementierungsphase wird die zuvor konzipierte Anwendungslösung technisch realisiert, indem Softwareprodukte konfiguriert, vorhandene Software angepasst oder Programme bzw. Programmteile vollständig neu erstellt werden.

Eine Neuerstellung von Software erfolgt meist durch Programmierung, d. h. die einzelnen Funktionen, Objekte, Klassen u.s.w. werden in einer Programmiersprache mit Hilfe einer Integrierten Entwicklungsumgebung codiert.

Die Software wird im Softwaretest in zweierlei Hinsicht getestet, zum einen

  • technisch, d. h. auf eine korrekte Umsetzung des DV-Konzepts und auf Programmfehler, und zum anderen
  • inhaltlich, d. h. auf Vollständigkeit bezüglich des Pflichtenhefts und Eignung für den vorgesehenen Zweck.

Während der Systemtest eine alleinige Angelegenheit des Auftragnehmers ist, erfolgt der Verfahrenstest meist in Zusammenarbeit mit den Endanwendern des Auftraggebers.

Es gilt in der Softwareentwicklung als normal, dass Programme fehlerhaft sind. Gelegentlich müssen sogar ganze Teile vollständig neu umgesetzt, also neu programmiert werden. Da in komplexeren Applikationen nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann, dass geänderte Programmteile nicht etwa andere Programmfunktionen beeinflussen können (Nebeneffekte), sollte nach der Fehlerbeseitigung ein erneuter vollständiger Test des Gesamtsystems erfolgen. Bis zur endgültigen Freigabe der Software sind meist mehrere Test- und Fehlerbeseitigungszyklen (iteratives Vorgehen) erforderlich.

Die fertiggestellte Software nebst eventuell erforderlicher Standardsoftwareprodukte, Hardware u. ä. wird sodann im Zuge der Installation auf den Computersystemen des Auftraggebers oder des Betreibers (eines Application Service Providers) aufgespielt und betriebsbereit gemacht. Hierbei wird oftmals zwischen parallelen „Produktiv“-, „Test“-, „Schulungs“- und „Entwicklungs“-Installationen unterschieden.

Je nach technischer Plattform erfolgt die Installation auf Zentralrechnern (Server) oder auf den Arbeitsplatzrechnern oder beides. Bei Datenbankanwendungen erfolgt ggf. noch ein Tuning der Datenbank. In einigen Fällen erfolgt noch eine Migration aus älteren Anwendungslösungen.

Bei größeren Projekten erfolgt oftmals zunächst nur eine Installation auf einem Testsystem bzw. bei wenigen Pilot-Anwendern. Die nachfolgende Ausweitung (Installation und Inbetriebnahme) auf weitere Standorte nennt man Rollout.

Wesentlicher Teil des Projekts ist die Einführungsunterstützung, insbesondere in Form von Schulung bzw. Einweisung der Endanwender, Power User und Administratoren.

Nach der Inbetriebnahme einer Softwarelösung ist eine kontinuierliche Weiterbetreuung erforderlich und üblich. Diese umfasst sowohl eine Unterstützung der Anwender z. B. per Hotline im laufenden Betrieb als auch Erweiterungen der Software bei Bedarf. Bei externer Softwareerstellung / Projektabwicklung wird beides in einem Support-Vertrag geregelt.

Dabei wird zwischen einem First-level-Support und einem Second-level-Support unterschieden. Der First-level Support (auch Helpdesk) ist erste Anlaufstelle für alle eingehenden Unterstützungsfragen und nimmt alle Problemmeldungen entgegen. Er leitet aber nur schwerwiegende Probleme an den Second-level-Support, bei Standardsoftware z. B. beim Produkthersteller, weiter.

Die laufende Anpassung der Software an sich ändernde Anforderungen oder Umgebungsbedingungen, z. B. an neue Versionen verwendeter Standardsoftware, wird als „Softwarepflege“ bezeichnet. Größere Veränderungen werden über eigene Wartungsprojekte bearbeitet, kleinere Anpassungen häufig als Wartungsaufgaben mit einfacheren Prozessregeln. Das Management des nachträglichen Einbringens von Änderungen in ein laufendes System nennt man Veränderungsmanagement.

  • ISBN 3-8274-0480-0.
  • ISBN 3-89864-268-2.
  • ISBN 3-446-22429-7.
  • ISBN 0-321-21026-3.
  • Thomas Grechenig, Mario Bernhart, Roland Breiteneder, Karin Kappel: Softwaretechnik – Mit Fallbeispielen aus realen Projekten Pearson Studium, München 2009, ISBN 3-86894-007-3.
  1. ISBN 978-1-930699-21-2, S. 95–103
  2. Kessler, Heinrich; Winkelhofer, Georg: Projektmanagement. 4. Auflage. Heidelberg 2004, Springer. S. 55–56
  3. Wendt, Dierk (Sprecher der Arbeitsgruppe): Klassische Fehler in der Software-Entwicklung, TU Ilmenau, Version vom 6. Oktober 2005, abgerufen am 9. Februar 2011


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Software

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Software (Begriffsklärung) aufgeführt.

Software ['s?f(t)w??] (dt. = weiche Ware [von] soft = leicht veränderbare Komponenten [...], Komplement zu 'Hardware' für die physischen Komponenten)[1] ist ein Sammelbegriff für ausführbare Programme und die zugehörigen Daten.[2] Sie dient dazu, Aufgaben zu erledigen, indem sie von einem Prozessor ausgewertet wird und so softwaregesteuerte Geräte in ihrer Arbeit beeinflusst.[3]

In diesem Sinne wurde der Begriff erstmals 1958 von John W. Tukey benutzt.[4] Durch das softwaregesteuerte Arbeitsprinzip kann eine starre Hardware individuell arbeiten.[3] Es wird heutzutage nicht nur in klassischen Computern angewendet, sondern auch in vielen anderen Systemen, wie beispielsweise in Waschmaschinen, Handys, Navigationssystemen und modernen Fernsehgeräten.

Inhaltsverzeichnis

Als Terminus wird 'Software' in zwei typischen Entgegensetzungen gebraucht:

Eine uneingeschränkte Definition beschreibt Software als 'Gegenstück zu Hardware', wobei Software hier jede Art von digitalen Daten umfasst, die auf einer Hardware gespeichert sein können,[5] von der Firmware (z. B. dem BIOS), dem Betriebssystem, den Anwendungsprogrammen bis hin zu allen (möglichen) Dateien eines softwaregesteuerten Gerätes.

Die physischen Bestandteile eines Computersystems (die Geräte selbst, zuzüglich Kabel, etc.) werden unter dem Begriff 'Hardware' zusammengefasst. Ein Datenträger ist Teil der Hardware. Auf ihm wird Software zu Informationszwecken gespeichert. Sie ist dafür gedacht, von einem Prozessor interpretiert zu werden: Sie beschreibt in Form von Anweisungen, was der Prozessor tun soll (z. B. "x + y") und konkretisiert darüber hinaus den genauen Verlauf der Abarbeitung anhand weiterer Daten (z. B. "5 + 3"). In diesem vollen Umfang wird Software von einem Prozessor interpretiert, weshalb in der Veranschaulichung von Software als Gegenstück zur Hardware der Programmcode und die zur Verarbeitung bestimmten Daten zusammen als Software betrachtet werden.

Je nach Zusammenhang ist bei der Entgegensetzung eine oder mehrere der folgenden Bedeutungen gemeint:

  • Leicht veränderbare Komponente (Software) vs. schwer veränderbare Komponente (Hardware) in einem Computerdesign[1]
  • Universelle Maschine (Hardware) vs. Instruktionskode (Software)
  • Nicht-greifbar im Sinne von Funktionsbestandteilen eines Computersystems, die sich „nicht anfassen lassen[6] (Software) im Gegensatz zu den greifbaren Komponenten (Hardware). Software ließe sich über eine Telefonleitung übertragen, Hardware dagegen nicht.

Die Gegensätze sind in der englischsprachigen Begriffprägung (soft=weich, hard=hart) beabsichtigt.

Im allgemeinen Sprachgebrauch und in der Literatur zu Softwaretechnik wird die Definition von 'Software' eingeschränkt auf Computerprogramme und die mit ihnen eng verbundenen Ressourcen, wie z. B. Konfigurationsdaten neben Icons und Schriftarten, die zum Betrieb notwendig sind.[7] Die zur Verarbeitung bestimmten Daten (z. B. digitalisierte Musikstücke) werden hier meist nicht als Software verstanden.[8] Nach dieser Definition wird Software auch als Softwaresystem oder Softwareprodukt bezeichnet,[9] das als Beiwerk zusätzlich Bestandteile wie z. B. die Softwaredokumentation in der digitalen oder gedruckten Form eines Handbuchs enthalten kann.[10]

Auch die Begriffe Programm und Daten können einander entgegensetzt gebraucht werden, wobei 'Programm' dann die Funktion des Programms im Sinne als ausführende Instanz meint, 'Daten' das Bearbeitete.

Diese Rollen können ggfls. je nach Lage der Dinge vertauscht werden. Ein Quellprogramm, das von einem Übersetzer in ein Maschinenprogramm umgewandelt wird, tritt wie das erzeugte Binärprogramm als Daten auf. Ähnlich wie Hardware ein (als Daten aufgefasstes) Binärprogramm in dessen Funktion (Aktivität) umwandelt, kann dies auch ein Interpreter mit einem Quellprogramm oder ein Emulator mit dem Binärprogramm.

Dieser Zusammenhang, dass ein Programm sowohl als Daten als auch als Funktion auftreten kann, ist zentral in verschieden Disziplinen der Informatik, darunter die theoretische Informatik (u. a. Rekursionstheorie, Automatentheorie, Domaintheorie), und die technische Informatik (z. B. Von-Neumann-Architektur).

In den 1950er Jahren waren Software und Hardware noch verbunden und als Einheit wahrgenommen. Die Software war dabei Teil der Hardware und wurde als Programmcode bezeichnet. 1958 prägte der Statistiker John W. Tukey den Begriff Software erstmalig.[4]

Später sorgte dann die Entscheidung der US-Regierung in den 1970er Jahren für eine Neuheit, dass IBM auf Rechnungen Software und Hardware getrennt zu berechnen und aufzuführen habe. Dies entsprach einer Anerkennung der Einzelhaftigkeit von Software von offizieller Seite und einer endgültigen Aufspaltung von Hardware und Software bzw. einer Abgrenzung der Software von der Hardware.

Dieser Entwicklung folgte dann in den 1970er Jahren die Gründung von Firmen, die erstmalig nur mit Software handelten und nur Software und keine Hardware entwickelten. Zu diesen Firmen gehörte in den USA Microsoft und in Deutschland SAP. Die Existenz solcher Firmen erscheint im 21. Jahrhundert als Selbstverständlichkeit, stellte damals jedoch eine erhebliche Neuentwicklung dar.

Der logische Übergang zwischen Hard- und Software lässt sich an den ersten Spielhallenspielen verdeutlichen, wie das Spiel Breakout. Einstmals bestand deren komplettes Programm (der Ablauf, die Logik) bildlich gesehen aus „vorverdrahteten Schalttafeln“.[11] Sie verwendeten keinen Prozessor. Erst später, als solche Spiele für Computer programmiert wurden, und man anfing bei prozessorgesteuerten Geräten zwischen den Begriffen 'Hardware' und 'Software' zu unterscheiden, gab es diese Spiele als Software. Das Spiel bestand nicht mehr aus „vorverdrahteten Schalttafeln“, sondern aus Anweisungen für einen Prozessor inklusive der für die Abarbeitung notwendigen weiteren Informationen, die gemeinsam auf einem Datenträger hinterlegt wurden.

Software ist immateriell[6] und besteht aus den Sprachen und Notationen, in denen sie formuliert ist.[3] Software kann zwar auf bestimmten Medien gespeichert, gedruckt, angezeigt oder transportiert werden. Diese sind aber nicht die Software, sondern enthalten sie nur.

Auch physisch gesehen können sogar die Bits, die die Software abbilden, immateriell sein. So weisen Datenträger als der Teil der Hardware eine bestimmte Beschaffenheit auf. In einem für Computer üblichen Binärsystem manifestiert sich die gemeinte Beschaffenheit in Form von gesetzten oder gelöschten Bits (den digitalen Daten), die darauf gespeichert werden. Elektronisch gesetzte Bits haben für sich keine Substanz und lassen sich somit „nicht anfassen“. Zur Veranschaulichung lässt sich ein Computer vorstellen, auf dem eine andere Variante des Betriebssystems installiert wird. Dafür muss die Hardware nicht erweitert oder ausgetauscht werden, was bedeutet, dass das Gerät äußerlich unverändert wirkt. Tatsächlich wird nur die Eigenschaft der Datenträger verändert; es werden Bits elektronisch gesetzt beziehungsweise gelöscht. Dennoch arbeitet das System dank der aktualisierten Software anders als zuvor, weil die gesetzten (geänderten) Eigenschaften vom Prozessor interpretiert werden.

Es ist zwar vorstellbar, Bits sichtbar und greifbar auf einem Trägermedium zu hinterlegen, doch grundsätzlich ist 'Software' ein abstrakter, von Trägermedien unabhängiger Begriff. Das trifft für den Gattungsbegriff ohnehin zu, aber auch für konkrete Ausprägungen wie ein bestimmtes Anwendungsprogramm.[12] Als Analogie dazu ist es für den Begriff 'Oper' oder 'Zauberflöte' nicht begriffsbestimmend, ob sie im Theater aufgeführt, über Radio/TV übertragen oder als CD verkauft oder gehört wird, ob sie im Opernführer beschrieben oder in der Partitur aufgezeichnet ist.

Innerhalb der Softwaretechnik wird eine einheitliche solide, konsistente und systematische Begriffsbildung durch eine hohe Innovationsgeschwindigkeit und Praxisnähe behindert.[13] So wird je nach gegebenem Zusammenhang unter 'Software' Unterschiedliches verstanden, zum Beispiel:

  • Im Zusammenhang mit der Ausführung auf einem Computer wird unter Software primär alles verstanden, was auf dem Rechner ausgeführt werden kann (das Programm im engeren Sinn, bestehend aus Befehlen und Datendefinitionen). Hinzu kommen die „mit [den Programmen] eng verbundenen Ressourcen, die zum Betrieb der Software zwingend erforderlich sind“.[14] Dies sind zum Beispiel Konfigurationsdateien, Schriftart-Dateien, Lookup-Tabellen, Datenstrukturen für Datenbanken und Datenbestände.
  • In engstem Sinn wäre unter 'Software' nur von der Hardware ausführbarer Maschinencode zu verstehen. Jedoch fällt darunter auch alles, was durch beliebige 'interpretierende Systeme', die Teil der Systemsoftware sind, ausgeführt werden kann, wie das bei Verwendung höherer Programmiersprachen und Entwicklungsumgebungen nahezu immer der Fall ist.[3]
  • Weiterhin können mit 'Software' unterschiedliche Mengen gemeint sein: Im engeren Sinn ist einzelnes Programm 'Software'. Jedoch wird etwa eine aus einer Vielzahl von Einzelprogrammen bestehende Buchhaltungsanwendung ebenfalls 'Software' genannt. Ebenso ein (nicht selbstständig lauffähiges) Unterprogramm, alle Anwendungen eines Unternehmens als Gesamtheit, die zum Betrieb der Programme gehörenden Daten(bank)strukturen und die verschiedensten Komponenten der Systemsoftware inkl. dem Betriebssystem.[15]
  • Im Zusammenhang mit dem Urheberrechtsschutz für Software gilt i. d. R. der 'Quellcode' als Schutzgegenstand.[16]
  • Im Kontext Erwerb von Software (als 'Softwareprodukt') gehört auch die Dokumentation zur 'Software'.[17]
  • Im weitesten Sinn und aus der Entstehungsgeschichte abgeleitet, ist Software alles, was nicht Hardware ist.[3] In diesem Zusammenhang gilt zum Beispiel auch jede Form von Daten als Software.

Der Begriff 'Software' wird also sowohl für konkrete einzelne Aspekte benutzt, als Gattungsbegriff für unterschiedliche Arten von Software und als Sammelbegriff für beliebige Mengen.

Software kann aus vielen unterschiedlichen Gesichtspunkten betrachtet werden, zum Beispiel:

Softwar: Typisierung, Zusammenhänge, Überblick

„Zwischen Hard- und Software besteht eine gewisse Aufgabenverteilung: Die Hardware garantiert [...] Quantität, also Tempo und Speicherkapazität, die Software sorgt für [...] die Abbildung der Anforderungen [...] auf die strukturell primitive Hardware“.[3]

Obwohl dem Begriff 'Software' teilweise Attribute wie Flexibilität, Individualität, Leistungsfähigkeit etc. zugeschrieben werden, wird letztlich alles, was der Computer 'tatsächlich tut', nicht von der Software, sondern ausschließlich durch die Hardware ausgeführt. Software 'beschreibt' lediglich, was getan werden soll und in welcher Form dies geschieht.

Dazu wird auf unterster Ebene der Maschinencode der Software über das Betriebssystem (d. h. ebenfalls durch dessen Maschienbefehle) in den Hauptspeicher des Computers geladen und dem Rechenwerk Schritt für Schritt (siehe Befehlszähler) zur Ausführung zugeführt.

Der Maschinencode muss hierzu in einer Form/Struktur vorliegen, die von der Hardware über deren darin implementierte Schnittstelle interpretiert und ausgeführt werden kann.[18] Inhalt und Struktur der Befehle zeigen an, was zu tun ist, welche Datenbereiche im Hauptspeicher dabei benutzt oder verändert werden sollen (über die im Befehlscode enthaltenen Registerangaben) und ggf. an welcher Stelle das Programm fortzusetzen ist.

Dieses Arbeitsprinzip gilt für jede Art von Software, auch wenn sie z. B. von Interpretern ausgeführt wird: Diese sind ebenfalls Software, die über ihren Maschinencode an der Hardwareschnittstelle wie beschrieben ausgeführt wird, was auch für Compiler und jede andere Systemsoftware gilt. Bei der Ausführung wirken also viele Schichten zusammen und führen als Gesamtheit zu Zustandsänderungen in der Hardware bzw. final zu den vorgesehenen Ergebnissen, etwa der Ausgabe einer Druckzeile, einem Datenzugriff oder der Anzeige eines Feldinhalts am Bildschirm. Bei in höheren Programmiersprachen entwickelten Anwendungen können so schon für relativ einfache Funktionen (wie Lesen aus der Datenbank) oft Hunderttausende oder Millionen von Maschinenbefehlen durchlaufen werden.

Das in modernen Computern mögliche parallele Ausführen mehrerer Programme/Prozesse wird im Wesentlichen durch das Betriebssystem bewirkt, das bei bestimmten Ereignissen den Wechsel von einer zur anderen 'Task einleitet und verwaltet. Siehe auch Multitasking.

Im systematischen Zusammenwirken vieler Komponenten, das nur unter Anwendung klar definierter Schnittstellen möglich ist, „gehört Software also zu den komplexesten Artefakten, die Menschen bislang geschaffen haben“.[3]

Hauptartikel: Softwaretechnik
  • Software wird unter Nutzung bestimmter Verfahren, Methoden und 'Werkzeuge' entwickelt. Dabei werden unterschiedliche Entwicklungsstadien durchlaufen, in denen jeweils unterschiedliche Zwischenstände der Software entstehen: Analysetätigkeiten (zahlreiche Entwicklungsdokumente) > Programmierung (Quellcode) > im Betrieb (Maschinencode oder ausführbarer Code). Im engeren Sinn der Ausführung auf dem Computer gilt lediglich Letzteres als 'Software'. Siehe auch Softwareentwicklung.
  • In diesem Zusammenhang ist Software Bearbeitungsgegenstand von Systemprogrammen: Wenn z. B. ein Compiler den Quellcode eines Programms liest, verarbeitet und einen Maschinen- oder Zwischencode erzeugt, so sind das aus dessen Sicht 'Daten'.
  • Einmal erzeugte Software kann mit verhältnismäßig geringen Kosten vervielfältigt werden, die meist durch Datenträger, Werbung und dem Herstellen von Verpackung und zu Papier gebrachten Dokumentationen anfallen.
  • Software verschleißt nicht durch Nutzung, unterliegt jedoch mit der Zeit der Softwarealterung.
  • Software ist meist austauschbar, fähig zur Aktualisierung, korrigierbar und erweiterbar, insbesondere dann, wenn bestehende Richtlinien eingehalten werden und der Quelltext verfügbar ist.
  • Software tendiert dazu, umso mehr Fehler zu enthalten, je komplexer sie ist. Fehler werden in aktualisierten Softwareversionen oder mithilfe eines Patches und i.d.R. nach Durchführung von Softwaretests behoben. Softwarefehler bezeichnet man auch als Bugs.
  • Weil Software unter Einsatz vieler unterschiedlicher Programmiersprachen und in vielen unterschiedlichen Betriebssystemen und Systemumgebungen entwickelt werden kann, sind Softwarestandards erforderlich, um Informationen system- und unternehmensübergreifend 'verstehbar' und austauschbar zu machen. Siehe auch Elektronischer Datenaustausch (Beispiele), Programmierstil.
Hauptartikel: Software-Akquisition

In der Entscheidung zur Anschaffung von Software lässt sich i. W. der Einsatz von Standardsoftware oder die eigene Herstellung (Individualsoftware) unterscheiden. Besonders im betrieblichen Umfeld zieht diese Entscheidung häufig hohe Kosten nach sich. Auch können solche Entscheidungen Grundlage zur Umsetzung der Unternehmensstrategie sein oder sollen Unternehmensprozesse maßgeblich verbessern. Zur Vermeidung von Fehlinvestitionen sollte der Anschaffung ein systematischer Entscheidungsprozess vorausgehen.

Hauptartikel: IT-Service-Management
  • Der Einsatz von Software erfordert je nach Einsatzbereich ein gewisses Maß an Organisation, um die zusammengehörenden Teile richtig einzusetzen und durch neue Versionen abzulösen (zum Beispiel in größeren Unternehmen im Releasemanagement).
  • Mitunter kann Software vorkonfiguriert werden, um so eine Neuinstallation zu beschleunigen und um Fehler bei der Konfiguration zu minimieren.

Im Wesentlichen für betriebliche Anwendungssoftware geltend kann Software aus (betriebs-)wirtschaftlicher Sicht als 'im Voraus geleistete geistige Arbeit', also als Investition betrachtet werden. Zum Beispiel erarbeiten die Programmautoren ein Lösungsverfahren für die korrekte Trennung aller deutschen Wörter in einem Textverarbeitungsprogramm. Damit ist im Voraus, also bevor diese Tätigkeit tatsächlich anfällt, schon für alle Schreiber, die mit diesem Textverarbeitungsprogramm arbeiten, die geistige Arbeit „korrektes Trennen deutscher Wörter“ geleistet. Dabei wird die Eigenschaft von Computern genutzt, auf sie verlagerte Aufgaben erheblich schneller und zuverlässiger ausführen zu können als dies bisher Menschen möglich war. Besonders auch in der Softwareentwicklung wird intensiv auf „im Voraus“ entwickelte Algorithmen und Codeteile zurückgegriffen werden ('Software-Wiederverwendung').

Ein ähnlicher Zusammenhang wird in der Arbeitssoziologie gesehen: Derartige softwarebasierte Maßnahmen sind geeignet, Arbeitsinhalte und -Abläufe erheblich zu verändern. Die Bandbreite reicht dabei vom Bereitstellen einfacher Hilfsmittel (etwa zur Summierung oder Durchschnittsermittlung) bis hin zur völligen Umgestaltung von Prozessen (durch Konzentration früher getrennter oder durch Zerlegung früher zentralisierter Arbeitsabläufe) – oder gar bis zu deren vollständigen Ersatz durch IT-Lösungen. Brödner et al nennen dies in[19] »materialisierte« Kopfarbeit. Siehe auch Rationalisierung, Optimierung, Taylorismus.

Software lässt sich nach verschiedenen Kriterien unterscheiden.

Unterteilung nach der Nähe zur Hardware beziehungsweise Anwender
  • Systemsoftware, die für grundlegende Funktionen des Computers erforderlich ist. Hierzu zählen insbesondere das Betriebssystem sowie Gerätetreiber.
  • systemnahe Software, der Bereich zwischen Betriebssystem und Anwendungssoftware z. B. Dienstprogramme, Datenbank-Verwaltungswerkzeuge, Programmierwerkzeuge und Middleware.
  • Anwendungssoftware, die den Benutzer bei der Ausführung seiner Aufgaben unterstützt und ihm dadurch erst den eigentlichen, unmittelbaren Nutzen stiftet
Unterteilung nach Art der Herstellung
  • Standardsoftware: Wird von einem Softwareanbieter erstellt, und kann von Kunden erworben werden
  • Individualsoftware: für einen (oder von einem) einzelnen Anwender individuell erstellt

Rechtlich wird beim Erwerb von Software zwischen Individualsoftware und Standardsoftware unterschieden: Für Individualsoftware wird ein Werkvertrag bzw. Werklieferungsvertrag abgeschlossen, der Erwerb von Standardsoftware gilt als Sachkauf.

Siehe auch: Seriennummer, Spyware, Langzeitarchivierung, Gebraucht-Software

Software nach der Art der Einbettung
  • nicht eingebettete Software (Software, die installiert wird)
  • fest in einem Gerät zu dessen Steuerung untergebrachte Software (z. B. in einem ROM), bezeichnet man als Firmware oder auch Eingebettete Software.
Einstufung nach Nutzungsrecht (Lizenz)
  • Adware
  • Beerware
  • Cardware (auch Postcardware)
  • Careware
  • Crippleware
  • Donationware
  • Freeware
  • Nagware
  • Shareware
  • Freie Software
Unterteilung nach Quellcode-Veränderbarkeit
  • Freie Software
  • Open Source
  • Proprietäre Software
Einstufung nach Verfügbarkeit
  • Abandonware
  • Vaporware
Andere Unterteilungen
  • Portable Software
  • Bananenware (unausgereifte Software)
  • Schlangenöl (Programm ohne echte Funktion, wird aber als Wundermittel angepriesen)
  • Shovelware (Sammlung von Software, wobei die Quantität zählt)
  • Riskware
  • Bloatware (mit Funktionen ohne synergetischen Nutzen überladene Software)

Die Verbreitung und Nutzung von Software unterliegt dem Urheberrecht. Es gibt in diesem Zusammenhang mehrere typische Überlassungsmodelle:

Verkauf
Der vollständige Verkauf von Software, inklusive der Überlassung von Weiterverbreitungsrechten, kommt praktisch nur zwischen Unternehmen vor, in der Regel im Rahmen von Auftragsprogrammierung oder beim Verkauf eines Softwareentwicklungsunternehmens.
Nutzungsrecht
Bei der meisten Software, die zum Beispiel für PCs „gekauft“ werden kann, wird in Wirklichkeit nur ein Nutzungsrecht überlassen. Dieses Modell ist auch bei der Auftragsprogrammierung üblich, bei der ein Unternehmen ein Programm für den Eigengebrauch eines anderen Unternehmens speziell entwickelt. Bei Freeware ist dieses Recht kostenlos, was nicht mit freier Software verwechselt werden darf.
Software as a Service
Die Software wird bei einem Dienstleister gehostet, die eigentliche Nutzung der Software kann entweder pro Zeitraum oder pro Nutzungseinheit berechnet werden und kann oft mit einem einfachen PC und z. B. per Webbrowser genutzt werden.
Freie Software/Open Source/GPL
Freie Software darf von jedem genutzt, beliebig verändert und weiterverbreitet werden. Oft unterliegt dieses Recht gewissen Einschränkungen, wie zum Beispiel der Nennung des Autors oder die Verpflichtung, veränderte Versionen unter die gleiche Lizenz zu stellen (GPL). Software, die nicht zu dieser Gruppe zählt, wird proprietär genannt.

Zwischen den oben genannten Hauptformen der Softwareverbreitung gibt es zahlreiche Zwischen- und Mischstufen.

Siehe auch: Lizenzen der freien Software, Lizenzmanagement

Hauptartikel: Freie Software und Open Source

‚Freie Software’ ist eine soziale Bewegung, die unfreie Software als gesellschaftliches Problem begreift.[20] Wobei „frei“ hier nicht „kostenlos“ bedeutet (‚Freie Software’ ist nicht dasselbe wie ‚Freeware’), sondern die Freiheiten für die Gesellschaft meint, die ein derart lizenziertes (auch kommerzielles) Produkt bietet. In den Augen der von Richard Stallman 1985 gegründeten Free Software Foundation (FSF) ist die Entscheidung für oder gegen freie Software deshalb primär eine ethische und soziale Entscheidung.

Dagegen begreift die 1998 gegründete Open Source Initiative (OSI) quelloffene Software als bloßes Entwicklungsmodell, wobei die Frage, ob Software quelloffen sein sollte, dort eine rein praktische und keine ethische Frage ist. Die FSF wirft der OSI daher eine Ablenkung von den wesentlichen Punkten vor.[21] Eric S. Raymond hat den Begriff ‚Open Source’ in der Annahme eingeführt, dass das unpopuläre Thema ‚Freiheit’ Geldgeber für solche Projekte abschrecken könne.

Auch wenn es sich heute um zwei unterschiedliche Bewegungen mit unterschiedlichen Ansichten und Zielen handelt, verbindet sie die gemeinsame Wertschätzung für quelloffenen Code, was in zahlreichen Projekten mündet, in denen sie zusammenarbeiten.

Hauptartikel: Softwaretechnik

Die Entwicklung von Software ist ein komplexer Vorgang. Dieser wird durch die Softwaretechnik, einem Teilgebiet der Informatik, systematisiert. Hier wird die Erstellung der Software schrittweise in einem Prozess von der Analyse über die Softwaremodellierung bis hin zum Testen als wiederholbarer Prozess beschrieben.

In aller Regel wird die Software nach der Entwicklung mehrfach angepasst und erweitert. Der Software-Lebenszyklus kann durchaus mehrere Jahre betragen.

  • Softwareunternehmen
  • Softwarekrise
  • Softwarequalität, Softwarequalität nach ISO
  • John W. Tukey: The Teaching of Concrete Mathematics. In: The American Mathematical Monthly. Vol. 65, no. 1 (Jan. 1958), pp 1–9. (Erstmalige Verwendung des Begriffs Software im heutigen Sinn)
  • F. R. Shapiro: Origin of the term software: Evidence from the JSTOR electronic journal archive. In: IEEE Annals of the History of Computing. 22 (April–June 2000), 69.
  • Sebastian von Engelhardt: Die ökonomischen Eigenschaften von Software. In: Jenaer Schriften zur Wirtschaftswissenschaft. 14/2006, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, ISSN 1611-1311.
  1. ISBN 3-411-05232-5
  2. ISBN 978-3-409-12725-7
  3. [1]
  4. a b linfo.org – Software Definition, 1958, Januar-Ausgabe des American Mathematical Monthly (Titel: The Teaching of Concrete Mathematics). Tukey schreibt: „Today the "software" comprising the carefully planned interpretive routines, compilers, and other aspects of automative programming are at least as important to the modern electronic calculator as its "hardware" of tubes, transistors, wires, tapes and the like.“
  5. linfo.org – Software Definition, Zitat: „[…] In a broader sense it can also refer to all information (i.e., both programs and data) in electronic form, and it can provide a distinction from hardware, which refers to media and systems on which software can exist and be used […]“
  6. ISBN 978-3-8274-1705-3, 2009, 3. Auflage, S. 9: „Software ist ein immaterielles Produkt. Software kann man nicht anfassen und nicht sehen.“
  7. http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/technik/computer/index,page=1207964.html
  8. Auszug aus lexikon.meyer.de: „[...] Im allgemeinen Sprachgebrauch wird die Bezeichnung Software meist nur auf Programme bezogen, nicht aber auf andere Daten [...]“ (eine Verlinkung dahin ist nicht mehr möglich, da „Meyers Lexikon Online“ zum 23. März 2009 eingestellt wurde).
  9. ISBN 978-3-8350-0197-8.
  10. Lehr- und Übungsbuch Informatik 1. Hanser Verlag, 2003, Seite 311
  11. ISBN 978-3-423-34507-1, S. 144-149
  12. ISBN 978-3-941875-29-6, S. 35: „Weil Software Gegenstand einer schöpferischen Leistung ist, die man nicht anfassen kann, wird ihr zum Teil die Sachqualität abgesprochen.“
  13. ISBN 978-3-8274-1705-3, 2009, 3. Auflage, S. 3
  14. Wissen.de [2]
  15. dpunkt.de, in Kap. "Software spiegelt die Realität": Software-Systeme werden nicht monolithisch gebaut, sondern bestehen aus Modulen oder Komponenten, die miteinander die Gesamtfunktionalität des Systems bieten.
  16. softwarepatents.eu, "Programmcode in seiner linguistischen Form als Sprachwerk"
  17. Hanser Verlag Lehr- und Übungsbuch Informatik 1.' 2003, Seite 311
  18. Klaus Wüst Mikroprozessortechnik Kap. 7.5.4 ISA - Instruction Set Architecture [3] Die ISA [Diese Form] ist genau das, was für die Erstellung von Maschinenprogrammen bekannt sein muss.
  19. ISBN 3-8031-2082-9
  20. The Selected Essays of Richard Stallman (aktualisierte Fassung): "Open Source ist ein Entwicklungsmodell. Freie Software ist eine soziale Bewegung. Für die Open-Source-Bewegung ist nicht-freie Software eine suboptimale Lösung. Für die Freie-Software-Bewegung ist nicht-freie Software ein soziales Problem und freie Software ist die Lösung."; ursprüngliche Fassung: "Für die Freie-Software-Bewegung ist freie Software ein ethisches Gebot ... nicht-freie Software ist ein gesellschaftliches Problem ..."
  21. http://www.gnu.org/philosophy/free-software-for-freedom.de.html


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Internet

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Das Internet (von englisch interconnected network), kurz das Netz, ist ein weltweites Netzwerk, bestehend aus vielen Rechnernetzwerken, durch das Daten ausgetauscht werden. Es ermöglicht die Nutzung von Internetdiensten wie E-Mail, Telnet, Usenet, Dateiübertragung, WWW und in letzter Zeit zunehmend auch Telefonie, Radio und Fernsehen. Im Prinzip kann dabei jeder Rechner weltweit mit jedem anderen Rechner verbunden werden. Der Datenaustausch zwischen den einzelnen Internet-Rechnern erfolgt über die technisch normierten Internetprotokolle. Die Technik des Internets wird durch die RFCs der Internet Engineering Task Force (IETF) beschrieben. Umgangssprachlich wird „Internet“ häufig synonym zum World Wide Web verwendet, da dieses einer der meistgenutzten Internetdienste ist und wesentlich zum Wachstum und der Popularität des Mediums beigetragen hat. Im Gegensatz dazu sind andere Mediendienste wie Telefonie, Fernsehen und Radio erst kürzlich über das Internet erreichbar geworden und haben parallel dazu ihre ursprüngliche Verbreitungstechnik.[1] Das Internet hat durch seine neuartige Technik und Verwendung eine eigene Sprachlichkeit hervorgebracht.

Visualisierung der verschiedenen Routen durch Teile des Internets.

Inhaltsverzeichnis

Der Begriff ‚Internet‘ ist ein Anglizismus, der sich aus der ursprünglich rein fachbezogenen Benutzung im Rahmen der gesellschaftlichen Durchdringung unverändert in der Alltagssprache als Eigenname zusammen mit der Kurzform Netz etabliert hat. Er wurde aus der Beschreibung „Interconnected Networks“, also „mit-/untereinander verbundene Netzwerke“, auch „Zusammengeschaltete Netzwerke“, gebildet, da das Internet aus einem Zusammenschluss zahlreicher Teilnetze mittels der technischen Standards des sehr dezentral strukturierten ARPANETs entstand.

Sprachkritiker, wie beispielsweise verschiedene Sprachvereine verwenden selber für Internet deutsche Synonyme wie Weltnetz, Zwischennetz oder Internetz. Obwohl seit Mitte der 1990er Jahre bekannt, sind diese Synonyme zwar in diversen sprachkritischen Publikationen zu finden[2], haben aber in der Alltagssprache keine praktische Bedeutung erlangt.[3] Weder Weltnetz[4] noch Zwischennetz[5] sind – im Gegensatz zu Internet – bis heute in den Duden (24. Auflage) aufgenommen worden. Eine besondere Verbreitung findet der Begriff Weltnetz in rechtsextremen Kreisen.[6][7]

Der Begriff Internet kann auch nach den Methoden der wissenschaftlichen Definitionslehre definiert werden. Danach handelt es sich beim Internet um ein Kommunikationsmittel, das durch die weltweite Verknüpfung von Computern zwecks Austausch von Text-, Bild-, Musik- und Videodateien gekennzeichnet ist.

Hauptartikel: Geschichte des Internets und Chronologie des Internets

Das Internet ging aus dem im Jahr 1969 entstandenen ARPANET hervor, einem Projekt der Advanced Research Project Agency (ARPA) des US-Verteidigungsministeriums. Es wurde zur Vernetzung von Universitäten und Forschungseinrichtungen benutzt. Ziel des Projekts war zunächst, die knappen Rechenkapazitäten sinnvoll zu nutzen, erst in den USA, später weltweit. Die anfängliche Verbreitung des Internets ist eng mit der Entwicklung des Betriebssystems Unix verbunden. Nachdem das Arpanet im Jahr 1982 TCP/IP adaptierte, begann sich auch der Name Internet durchzusetzen.

Nach einer weit verbreiteten Legende bestand das ursprüngliche Ziel des Projektes vor dem Hintergrund des Kalten Krieges in der Schaffung eines verteilten Kommunikationssystems, um im Falle eines Atomkrieges eine störungsfreie Kommunikation zu ermöglichen.[8][9] In Wirklichkeit wurden vorwiegend zivile Projekte gefördert, auch wenn die ersten Knoten von der ARPA finanziert wurden.

Die wichtigste Applikation in den Anfängen war die E-Mail. Bereits im Jahr 1971 überstieg das Gesamtvolumen des E-Mail-Verkehrs das Datenvolumen, das über die anderen Protokolle des Arpanet, Telnet und FTP, abgewickelt wurde. Im Jahr 1990 beschloss die US-amerikanische National Science Foundation, das Internet für kommerzielle Zwecke nutzbar zu machen, wodurch es über die Universitäten hinaus öffentlich zugänglich wurde. Tim Berners-Lee entwickelte um das Jahr 1989 am CERN die Grundlagen des World Wide Web. Am 6. August 1991 machte er dieses Projekt eines Hypertext-Dienstes im Internet mit einem Beitrag zur Newsgroup alt.hypertext öffentlich und weltweit verfügbar.[10]

Erster Web-Server am CERN

Rasanten Auftrieb erhielt das Internet seit dem Jahr 1993, als der erste grafikfähige Webbrowser namens Mosaic veröffentlicht und zum kostenlosen Download angeboten wurde, der die Darstellung von Inhalten des WWW ermöglichte. Schließlich konnten auch Amateure auf das Netz zugreifen, was mit der wachsenden Zahl von Nutzern zu vielen kommerziellen Angeboten im Netz führte. Der Webbrowser wird deswegen auch als die „Killerapplikation“ des Internets bezeichnet. Das Internet ist ein wesentlicher Katalysator der Digitalen Revolution.

Neue Techniken verändern das Internet und ziehen neue Benutzerkreise an: IP-Telefonie, Groupware wie Wikis, Blogs, Breitbandzugänge (zum Beispiel für Vlogs und Video-on-Demand), Peer-to-Peer-Vernetzung (vor allem für File Sharing) und Online-Spiele (z. B. Rollenspiele oder Taktikshooter).

Das rasante Wachstum des Internets sowie Unzulänglichkeiten[11] für immer anspruchsvollere Anwendungen bringen es jedoch möglicherweise in Zukunft an seine Grenzen[12], so dass inzwischen Forschungsinitiativen begonnen haben, das Internet der Zukunft zu entwickeln.

Siehe auch: Web 2.0
Ein kleiner Ausschnitt des World Wide Web, dargestellt durch Hyperlinks.

Das Internet gilt bei vielen Experten als eine der größten Veränderungen des Informationswesens seit der Erfindung des Buchdruckes mit großen Auswirkungen auf diverse Bereiche des alltäglichen Lebens.

Schon Anfang der 1980er Jahre waren Mailbox-Netze entstanden, basierend auf Datenfernübertragung über das Telefonnetz oder auf Netzen wie Datex-P. Diese Technik blieb aber Experten vorbehalten, wie auch der Zugang zu weltweiten TCP/IP-Netzen lange Zeit nur über Universitäten möglich war. Erst mit kommerziellen Verbreitung der Internet E-Mail Anfang der 1990er und durchgreifend dann mit dem World Wide Web etablierte sich das Internet seit Mitte der 1990er Jahre zunehmend als Standard für die Verbreitung von Informationen jeder Art.

Waren dies in der Anfangszeit vor allem Kommunikation per E-Mail und der Selbstdarstellung von Personen und Firmen, folgte im Zuge der New Economy zum Ende des letzten Jahrtausends der Online-Handel. Mit steigenden Datenübertragungsraten und sinkenden Preisen und nicht zuletzt durch die Verfügbarkeit von DSL-Flatrates dient es auch der Verbreitung größerer Datenmengen. Hiermit verbunden sind vor allem massenhafte Urheberrechtsverletzungen, deren Bekämpfung heute einen Großteil der Internet-Gesetzgebung ausmachen.

Eine zunehmende Bedeutung erhält auch der Online-Journalismus, der heute zu einem großen Konkurrenten der klassischen Medienlandschaft geworden ist. Aktuell sehen Beobachter zudem einen Wandel des Nutzers vom „surfenden“ (passiven) Medienkonsumenten zum aktiven User Generated Content-Autor, der sich zu vielerlei Themen in Online-Communitys mit Gleichgesinnten vernetzt, die die klassische, bisher eher techniklastige Netzkultur ergänzt. Örtlich bedingte Grenzen sind im Internet völlig aufgehoben und werden durch themenbezogene Gruppen ersetzt. Durch die Vielzahl der Informationsquellen stellt der sinnvolle Umgang mit dem Internet größere Anforderungen an die Medienkompetenz der Benutzer als klassische Medien.

Das Internet wird häufig in politischen Kontexten als rechtsfreier Raum bezeichnet, da nationale Gesetze durch die internationale Struktur des Netzes und durch Anonymität als schwer durchsetzbar angesehen werden. Bei Anwendungen wie E-Mail zeigt sich, dass die Technik auf das Phänomen des Spam überhaupt nicht vorbereitet ist. Dienste wie MySpace oder Facebook sollen den Aufbau Sozialer Netzwerke ermöglichen; Funktionen wie Instant Messaging erlauben online nahezu verzögerungsfreie Kommunikation. Mit der steigenden Verbreitung des Internets wird in den Medien der Begriff Internetsucht immer wieder thematisiert, der wissenschaftlich jedoch umstritten ist. Ob und wann die exzessive Nutzung des Internets einen „schädlichen Gebrauch“ oder Missbrauch darstellt und zur Abhängigkeit führt, wird in verschiedenen Studien aktuell untersucht.

Staatliche Stellen hatten lange Zeit von der Funktion des Internets wenig Kenntnisse und wenig Erfahrung mit der Anwendung der Gesetze. Bis zur New Economy-Entwicklung ab dem Jahr 1998 war zudem die Bedeutung des Internets seitens der Politik unterschätzt worden. Dies änderte sich erst danach, Gesetze wurden angepasst und die Rechtsprechung hat eine Reihe von Unsicherheiten zumindest de jure beseitigt. Der zunehmende Einfluss des Staates wird dabei teils als Steigerung der Rechtssicherheit begrüßt, teils als Fortschreiten in Richtung auf einen Überwachungsstaat kritisiert, etwa durch das am 1. Januar 2008 in Kraft getretene Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung, das am 3. März 2010 vom Bundesverfassungsgericht als verfassungswidrig eingestuft wurde. Auch international wird die Kontrolle des Internets durch den Staat aufmerksam beobachtet, etwa beim Internet in der Volksrepublik China.

Die EU-Kommission plante 1998 die Erstellung einer globalen Internet-Charta. Die Regeln sollten zuerst von den Teilnehmerländern und von Vertretern der Industrie und der Verbraucher innerhalb der EU besprochen werden und dann auf einer internationalen Konferenz als Grundlage einer Beratung dienen. Die Regelungen sollten nicht rechtsgültig verpflichtend sein, sondern nur als Leitlinie dienen. Vorgeschlagene Themenbereiche waren Sicherheit, Datenschutz und die Verschlüsselung. Dies solle internationale Geschäfte erleichtern.[13]

Das Internet besteht aus Netzwerken unterschiedlicher administrativer Verwaltung, welche zusammengeschaltet werden. Darunter sind hauptsächlich:

  • Providernetzwerke, an die die Rechner der Kunden eines Internetproviders angeschlossen sind,
  • Firmennetzwerke (Intranets), über welche die Computer einer Firma verbunden sind, sowie
  • Universitäts- und Forschungsnetzwerke.
Typische Verbindung zum Internet bei Heimanwendern
Typische Verbindung zum Internet bei Firmen

Physikalisch besteht das Internet im Kernbereich (in den Backbone-Netzwerken) sowohl kontinental als auch interkontinental hauptsächlich aus Glasfaserkabeln, die durch Router zu einem Netz verbunden sind. Glasfaserkabel bieten eine enorme Übertragungskapazität und wurden vor einigen Jahren zahlreich sowohl als Land- als auch als Seekabel in Erwartung sehr großen Datenverkehr-Wachstums verlegt. Da sich die physikalisch mögliche Übertragungsrate pro Faserpaar mit fortschrittlicher Lichteinspeisetechnik (DWDM) aber immens vergrößerte, besitzt das Internet hier zur Zeit teilweise Überkapazitäten. Schätzungen zufolge wurden im Jahr 2005 nur etwa 3 % der zwischen europäischen oder US-amerikanischen Städten verlegten Glasfasern benutzt[14]. Auch Satelliten und Richtfunkstrecken sind in die globale Internet-Struktur eingebunden, haben jedoch einen geringen Anteil.

Auf der sogenannten letzten Meile, also bei den Hausanschlüssen, werden die Daten oft auf Kupferleitungen von Telefon- oder Fernsehanschlüssen und vermehrt auch über Funk, mittels WLAN oder UMTS, übertragen. Glasfasern bis zum Haus (FTTH) sind in Deutschland noch nicht sehr weit verbreitet. Privatpersonen greifen auf das Internet entweder über einen Schmalbandanschluss, zum Beispiel per Modem oder ISDN (siehe auch Internet by Call), oder über einen Breitbandzugang, zum Beispiel mit DSL, Kabelmodem oder UMTS, eines Internetproviders zu. Firmen oder staatliche Einrichtungen sind häufig per Standleitung auf Kupfer- oder Glasfaserbasis mit dem Internet verbunden, wobei Techniken wie Kanalbündelung, ATM, SDH oder - immer häufiger - Ethernet in allen Geschwindigkeitsvarianten zum Einsatz kommen.

In privaten Haushalten werden oft Computer zum Abrufen von Diensten ans Internet angeschlossen, die selbst wenige oder keine solche Dienste für andere Teilnehmer bereitstellen und welche nicht dauerhaft erreichbar sind. Solche Rechner werden als Client-Rechner bezeichnet. Server dagegen sind Rechner, welche in erster Linie Internetdienste bereitstellen. Sie stehen meistens in sogenannten Rechenzentren, sind dort schnell angebunden und die klimatisierten Räumlichkeiten sind gegen Strom- und Netzwerkausfall sowie Einbruch und Brand gesichert. Peer-to-Peer-Anwendungen versetzen auch obige Client-Rechner in die Lage zeitweilig selbst Dienste anzubieten, die sie bei anderen Rechnern dieses Verbunds abrufen und so wird hier die strenge Unterscheidung des Client-Server-Modells aufgelöst.

An Internet-Knoten werden viele verschiedene Backbone-Netzwerke über leistungsstarke Verbindungen und Geräte (Router und Switches) miteinander verbunden. Darauf wird der Austausch von Erreichbarkeitsinformationen zwischen jeweils zwei Netzen vertraglich und technisch als Peering, also auf der Basis von Gegenseitigkeit organisiert und somit der Datenaustausch ermöglicht. Am DE-CIX in Frankfurt am Main, dem größten deutschen Austauschpunkt dieser Art, sind beispielsweise mehr als hundert Netzwerke zusammengeschaltet. Eine solche Übergabe von Datenverkehr zwischen getrennten administrativen Bereichen, sogenannten autonomen Systemen, kann auch an jedem anderen Ort geschaltet werden, es ist meist jedoch wirtschaftlich sinnvoller, dies gebündelt an Internet-Knoten vorzunehmen. Da in der Regel ein autonomes System, wie z. B. ein Internetprovider, nicht alle anderen auf diese Art erreichen kann, benötigt es selbst mindestens einen Provider, der den verbleibenden Datenverkehr gegen Bezahlung zustellt. Dieser Vorgang ist technisch dem Peering ähnlich, nur stellt der sog. Upstream- oder Transitprovider dem Kunden alle im Internet verfügbaren Erreichbarkeitsinformationen zur Verfügung, auch diejenigen, bei denen er selbst für die Zustellung des zu ihnen führenden Datenverkehrs bezahlen muss. Es gibt derzeit neun sehr große, sogenannte Tier-1-Provider, die ihren gesamten Datenverkehr auf Gegenseitigkeit abwickeln oder an ihre Kunden zustellen können, ohne einen Upstreamprovider zu benötigen.

Da das Arpanet als dezentrales Netzwerk möglichst ausfallsicher sein sollte, wurde schon bei der Planung beachtet, dass es keinen Zentralrechner sowie keinen Ort geben sollte, an dem alle Verbindungen zusammenlaufen. Diese Dezentralität wurde jedoch auf der politischen Ebene des Internets nicht eingehalten. Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN), ist die hierarchisch höchste Organisation zuständig für die Vergabe von IP-Adressen, die Koordination des Domain Name Systems (DNS) und der dafür nötigen Root-Nameserver-Infrastruktur, sowie die Festlegung anderer Parameter der Internetprotokollfamilie, welche weltweite Eindeutigkeit verlangen. Sie untersteht wenigstens indirekt dem Einfluss des US-Wirtschaftsministeriums. Um diesen Einfluss zumindest auf das DNS einzugrenzen, wurde das in erster Linie europäische Open Root Server Network aufgebaut, das jedoch mit dem Jahresende 2008 aus nachlassendem Interesse wieder abgeschaltet wurde.[15][16]

Die netzartige Struktur sowie die Heterogenität des Internets tragen zu einer hohen Ausfallsicherheit bei. Für die Kommunikation zwischen zwei Nutzern existieren meistens mehrere mögliche Wege über Router mit verschiedenen Betriebssystemen und erst bei der tatsächlichen Datenübertragung wird entschieden, welcher benutzt wird. Dabei können zwei hintereinander versandte Datenpakete, beziehungsweise eine Anfrage und die Antwort, je nach Auslastung und Verfügbarkeit verschiedene Pfade durchlaufen. Deshalb hat der Ausfall einer physikalischen Verbindung im Kernbereich des Internets meistens keine schwerwiegenden Auswirkungen, ein Ausfall der einzigen Verbindung auf der letzten Meile lässt sich jedoch nicht ausgleichen. Im Bereich der Katastrophenforschung werden flächendeckende Missbräuche oder Ausfälle des Internets, sog. D-Gefahren, sehr ernst genommen.

Hauptartikel: Internet Protocol und Domain Name System

Das Internet basiert auf der Internetprotokollfamilie, welche die Adressierung und den Datenaustausch zwischen verschiedenen Computern und Netzwerken in Form von offenen Standards regelt. Das Protokoll, in welchem die weltweit eindeutige Adressierung von angebundenen Rechnern festgelegt und benutzt wird, heißt Internetprotokoll (IP). Die Kommunikation damit geschieht nicht verbindungsorientiert, wie ein Telefonat, sondern paketorientiert. Das heißt, dass die zu übertragenden Daten in IP-Paketen einer Größe von bis zu ca. 65.000 Byte, meist aber nur 1500 Byte, übermittelt werden, welche jeweils IP-Adressen als Absende- und Zielinformation beinhalten. Der Empfänger setzt die Daten aus den Paketinhalten, auch Nutzdaten genannt, in festgelegter Reihenfolge wieder zusammen.

Die Netzwerkprotokolle sind je nach Aufgabe verschiedenen Schichten zugeordnet, wobei Protokolle höherer Schicht samt Nutzdaten in den Nutzdaten niederer Schichten transportiert werden. Die Standards und Protokolle des Internets werden in RFCs beschrieben und festgelegt. Ein großer Vorteil des Internetprotokolls ist, dass die Paketübertragung unabhängig von der Wahl der verwendeten Betriebssysteme und unabhängig von den Netzwerktechniken der Protokollschichten unterhalb von IP geschehen kann, so wie ein 40-Fuß-ISO-Container im Güterverkehr nacheinander per Schiff, Bahn oder Lastwagen transportiert werden kann, um an sein Ziel zu gelangen.

Um einen bestimmten Computer ansprechen zu können, identifiziert ihn das Internetprotokoll mit einer eindeutigen IP-Adresse. Dabei handelt es sich bei der heute üblichen Version IPv4 um 4 Byte (32 Bit), die als 4 Dezimalzahlen im Bereich von 0 bis 255 durch einen Punkt getrennt angegeben werden, beispielsweise 66.230.200.100. Bei der neuen Version IPv6 sind dies 16 Byte (128 Bit), die als 8 durch Doppelpunkt getrennte Blöcke aus je 4 hexadezimalen Ziffern angegeben werden, z. B. 2001:0db8:85a3:08d3:1319:8a2e:0370:7344. Man kann sich diese Adressen wie Telefonnummern für Computer mit dem Domain Name System (DNS) als automatischem Telefonbuch vorstellen.

Das DNS ist ein wichtiger Teil der Internet-Infrastruktur. Es ist eine über viele administrative Bereiche verteilte, hierarchisch strukturierte Datenbank, die einen Übersetzungsmechanismus zur Verfügung stellt: Ein für Menschen gut merkbarer Domänenname (zum Beispiel „www.ifq.de.de“) kann in eine IP-Adresse übersetzt werden und umgekehrt. Dies geschieht – vom Nutzer unbemerkt – immer dann, wenn er etwa im Webbrowser auf einen neuen Hyperlink klickt oder direkt eine Webadresse eingibt. Der Browser fragt dann zuerst mittels IP-Paket einen ihm bekannten DNS-Server nach der IP-Adresse des fremden Namens und tauscht dann IP-Pakete mit dieser Adresse aus, um die Inhalte der dort angebotenen Dienste wie beispielsweise Webseiten abzurufen. Zum Ermitteln der IP-Adresse befragt oft der DNS-Server selbst der Hierarchie folgend andere DNS-Server. Die Wurzel der Hierarchie, welche in den Namen durch die Punkte erkennbar wird, bilden die Root-Nameserver. So wird also das Erreichen der erwähnten Dienste mit IP-Paketen ermöglicht, durch die den Anwendern erst ein Nutzen aus dem Internet entsteht. Auch das DNS selbst ist genau genommen schon ein solcher, wenn auch sehr grundlegender Dienst, ohne den die Nutzer zum Verbinden mit anderen Rechnern IP-Adressen statt Namen angeben müssten.

Im Kernbereich des Internets müssen die IP-Pakete durch ein weit verzweigtes Netz. Die Verzweigungsstellen sind Router, welche über den kürzesten Weg zur Ziel-IP-Adresse des Paketes entscheiden. Sie verwenden dazu Routingtabellen, die über Routingprotokolle automatisch erstellt und aktuell gehalten werden, so wird automatisch auf ausgefallene Verbindungen reagiert. In Routingtabellen werden mehrere mögliche Ziel-IP-Adressen mit Hilfe von Netzmasken, bei IPv6 spricht man von Präfixlängen, zu Zielnetzen zusammengefasst und diesen wird jeweils ein Ausgang des Routers, zum Beispiel in Form der Sprungadresse zum nächsten Router (Next Hop IP Address), zum Weiterleiten zugeordnet. Zwischen autonomen Systemen geschieht der Austausch dieser Erreichbarkeitsinformationen heute ausschließlich über das Border Gateway Protocol, innerhalb eines autonomen Systems stehen viele andere Routingprotokolle zu Verfügung. Für Computer und Router, die nicht im Kernbereich des Internets stehen, reicht eine statische, nicht durch Routingprotokolle erzeugte, Routingtabelle aus. Diese enthält dann eine Default-Route, oft auch Standard- oder Default-Gateway genannt, welche für alle Zielnetze, die nicht anders eingetragen sind, in Richtung des Kernbereichs des Internets weist, ähnlich dem französischen Wegweiser „Toutes Directions“ (Alle Richtungen) im Straßenverkehr. Die Router im Kernbereich verwalten zurzeit Routingtabellen mit bis zu 360.000 Zielnetzen für IPv4 und 5500 für IPv6.[17]

In den Nutzdaten des Internetprotokolls werden abhängig vom verwendeten Dienst immer noch Protokolle höherer Schichten (wie TCP oder UDP) übertragen, so wie ein ISO-Container im Güterverkehr Postpakete beinhalten kann, in denen wiederum Güter eingepackt sind. Die meisten Webseiten benutzen, aufbauend auf TCP, das Hypertext Transfer Protocol (HTTP) und das Hypertext Transfer Protocol Secure (HTTPS) für verschlüsselte Seiten. E-Mails benutzen das Simple Mail Transfer Protocol (SMTP), ebenfalls aufbauend auf TCP, das DNS wird dagegen weitgehend mittels UDP abgewickelt.

Bei IPv4 erhalten oft viele Arbeitsplatzrechner in dem Netzwerk einer Firma oder Organisation private IP-Adressen, die bei nach außen gerichteter Kommunikation per Network Address Translation (NAT) auf wenige öffentliche, global eindeutige, IP-Adressen übersetzt werden. Auf diese Rechner kann aus dem Internet nicht direkt zugegriffen werden, was meistens zwar aus Sicherheitsgründen erwünscht ist (siehe auch: Firewall), aber auch offensichtliche Nachteile hat. Für IPv6 stehen erheblich mehr öffentliche Adressen zur Verfügung, so kann laut RFC 4864 auf NAT verzichtet werden und es ist freier wählbar, wie die Filterung des Datenverkehrs erfolgen soll.

Siehe auch: Green IT

Der Strombedarf in den Privathaushalten für die Nutzung des Internets ist in den letzten Jahren erheblich angestiegen und wird seriösen Schätzungen zufolge auch in den nächsten Jahren weiter steigen. Im Jahr 2003 wurden in Deutschland etwa 6,8 Milliarden Kilowattstunden elektrischer Strom für den Betrieb des Internets benötigt, für das Jahr 2010 gehen Schätzungen von einem Energiebedarf des Internets von 31,3 Milliarden Kilowattstunden nur in Deutschland aus. Berücksichtigt wurden sowohl die Endgeräte von Privathaushalt und Gewerbe sowie der Energieaufwand zur Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur des Internets an Serverstandorten. Nicht in diese Rechnung eingegangen ist der Energiebedarf von Serverstandorten im Ausland.[18] Am Stromverbrauch eines Privathaushaltes ist die Nutzung des Internets zu einem großen Teil beteiligt.

Für das Jahr 2005 wird weltweit von einem Energieverbrauch von 123 Milliarden Kilowattstunden nur für den Betrieb der Infrastruktur für das Internet ausgegangen. Unberücksichtigt bleiben nach dieser Studie die Geräte der Endverbraucher.[19] Aufgrund der stetigen Vergrößerung des Netzes auch in den Entwicklungsländern ist mit einem weiteren Anstieg des Verbrauches zu rechnen, derzeit werden etwa 0,8 % der weltweiten Stromerzeugung für den Betrieb des Internets benötigt.[20]

Im Jahr 2012 beläuft sich das Datenaufkommen im festverkabelten, öffentlich zugänglichen, Internet auf mehr als 26,7 Exabyte (1 Exabyte = 1 Mrd. Gigabyte) pro Monat, was einem täglichen Datenaufkommen von annähernd einem Exabyte entspricht. Die Datenmenge von einem Exabyte ist vergleichbar mit der mehr als 2500-fachen Datenmenge aller Bücher, die jemals in jeder Sprache auf der Welt geschrieben wurden.[21] Das mobile Datenaufkommen (Datenaustausch über Mobilfunknetze) beläuft sich im Jahr 2012 auf über 1,1 Exabyte Daten monatlich.

Bis zum Jahr 2015 wird das Datenaufkommen im festverkabelten Internet voraussichtlich auf annähernd 60 Exabyte pro Monat wachsen. Im mobilen Internet wird ein Datenaufkommen von mehr als 6,2 Exabyte monatlich prognostiziert. Der größte Anteil der übertragenen Daten (über 50%) wird hierbei von Videodiensten (Video-on-Demand) ausgemacht. [22]

Verbreitung des Internets in Europa
Land Anteil der Internetnutzer
Island 91 %
Norwegen 87 %
Dänemark 83 %
Niederlande 82 %
Finnland / Luxemburg 81 %
Schweden 80 %
Schweiz 79 %
Österreich 74 %
England / Estland 69 %
Deutschland / Slowenien 66 %
Spanien 46 %
Italien 41 %
Russland 26 %
Ukraine 15 %

Dieser Abschnitt behandelt den Zugang zum Internet unter demographischen Aspekten; ein separater Artikel behandelt technische Prinzipien und Varianten des Internetzugangs.

Die Anzahl der Teilnehmer oder angeschlossenen Geräte im Internet ist nicht exakt bestimmbar, da Nutzer mit unterschiedlichen technischen Geräten (PC, Mobilgeräte) über verschiedene Anschlusstechniken kurzfristig Teil des Internets werden und dieses auch wieder verlassen. Laut IWS hatten im März 2007 etwa 16,9 Prozent der Weltbevölkerung Zugang zum Internet.[23] Laut EITO nutzen Anfang 2008 1,23 Milliarden Menschen das Internet.[24] In der EU nutzen Anfang 2008 mehr als die Hälfte (51 Prozent) der 500 Millionen EU-Bürger regelmäßig das Internet, wobei 40 Prozent das Internet gar nicht benutzen. In Europa gibt es starke Unterschiede bei den regelmäßigen Internetbenutzern: siehe Tabelle. 80 Prozent der Haushalte mit Internetanschluss verfügen über einen Breitbandzugang.[25] In den USA sind es bereits 75 Prozent, skandinavische Länder 70 Prozent, osteuropäische Staaten teilweise bei 14 Prozent. Besonders verbreitet ist das Internet in Estland, da Estland per Gesetz den kostenlosen Zugang ins Internet garantiert.

In China hatten nach dem Report über die Entwicklung des Internets Mitte 2007 162 Millionen Menschen einen Internetzugang, davon besaßen 122 Millionen einen Breitbandanschluss.[26] Bei jungen Europäern verdrängt das Internet das Fernsehen und andere traditionelle Medien.[27] US-Amerikaner nutzen als Nachrichtenquellen vorwiegend (48 Prozent) das Internet.[28]

2011-05-12 Cornelia Rogall-Grothe Bundesinnenministerium.ogg
Die IT-Beauftragte der Bundesregierung Cornelia Rogall-Grothe über Netzstrategien, IPv6, Soziale Netzwerke und Datenschutz (Mai 2011)

Etwa 60 Prozent aller Deutschen nutzen regelmäßig das Internet, Tendenz steigend um 2 bis 3 Prozent jährlich. In etwa 75 Prozent der deutschen Haushalte stehen PCs mit Internetanschluss, die jedoch mehr von jungen Menschen als von alten Menschen genutzt werden. In Deutschland verfügen ungefähr 68 Prozent der Erwachsenen über einen Internetanschluss.[29] Etwa 80 Prozent der deutschen Jugendlichen (10-13 Jahre) nutzen das Internet.[30] Neben alten Menschen nutzen in Deutschland auch sozial Schwache und Arbeitslose das Internet weniger[31][32] (siehe auch Digitale Kluft). In Deutschland verfügen ca. 60 Prozent der Internetnutzer über einen Breitbandzugang.[33] In der Schweiz verfügen im Jahr 2006 67 Prozent der Bevölkerung über einen privaten Internetzugang.[34]

Deutsche besuchen statistisch gesehen regelmäßig acht Internet-Seiten. (Männer: durchschnittlich 9,4; Frauen: 6,4 Seiten / 14- bis 19-jährige: 5,8; 30 bis 39 Jahre alte: 9,1 Seiten). Die Jungen nutzen bevorzugt Unterhaltungsangebote.[35] Die deutschen Männer sind im Durchschnitt 1,3 Stunden am Tag online, bei den deutschen Frauen sind es durchschnittlich 0,8 Stunden.[36]

Dieser Abschnitt behandelt die parallele Nutzung von Internet und Fernsehen.

Inzwischen nutzen immer mehr Europäer Fernsehen und Internet gleichzeitig. Eine Studie von Anfang 2010, basierend auf der Forschung der EIAA Mediascope Studie, besagt, dass bereits 70 % der Fernsehzuschauer gleichzeitig surfen. 75 % der Briten und Dänen sowie 73 % der Deutschen und 71 % der Belgier nutzen mindestens einmal pro Woche beide Medien gleichzeitig. Die Umfrage hat außerdem ergeben, dass jeder Zweite nach Kontakt mit einer TV-Werbung im Internet danach surft.[37]

Das Internet hat eine eigene Art der Schriftlichkeit hervorgebracht. Ebenso haben soziale Netzwerke zur Entwicklung einer eigenen Netzkultur mit verschiedenen sprachlichen Ausprägungen beigetragen.

Das Internet eignet sich dafür, über zeitliche und räumliche Distanzen hinweg schriftlich zu kommunizieren. Es vereint dabei multimediale Aspekte und integriert diese in seine Schriftlichkeit (z. B. Emoticons – Symbole, die sich bewegen und bestimmte Gefühlszustände darstellen sollen). Außerdem unterliegt es einer beständigen Metamorphose und hat keinen Anspruch auf endgültigen Werkscharakter. Die Texte im Internet sind kodiert, somit immateriell und exteriorial. Die schriftlichen Produkte im Internet lassen sich schnell verändern und verlangen die Bereitschaft, sich beständig auf Neues einzustellen.

Im Internet wird Literatur zur Verfügung gestellt und Literatur geschrieben. So entstanden etwa literarische Gattungen wie Digitale Poesie, Weblogs oder kollaboratives Schreiben im Netz. Literarische Produktion im Internet folgt anderen Kriterien als herkömmliche Literatur und Textproduktion. Literatur im Internet ist von Aspekten der Technik, Ästhetik und Kommunikation geprägt. So haben beispielsweise Neal Stephenson und sein Team mit dem Schreiben eines Romans („The Mongoliad”) im Internet begonnen, bei dem eine Community von Autoren interaktiv mitschreibt. Neben dem eigentlichen Text gibt es eine eigene E-Publishing-Plattform („Subutai“) mit Videos, Bildern, einer Art www.ifq.de und einem Diskussionsforum zum Roman.

  • Anonymität im Internet
  • Internetrecht
  • Internet Archive
  • Internet-Backbone
  • Internetkriminalität
  • Internetworking
  • Internet2
  • Internet Society
  • Netzneutralität
  • Zensur im Internet
  • Holger Bleich: Bosse der Fasern. Die Infrastruktur des Internet. In: c't 7/2005, S. 88–93 (21. März 2005)
  • Manuel Castells: Die Internet-Galaxie - Internet, Wirtschaft und Gesellschaft. Wiesbaden 2005, ISBN 3-8100-3593-9.
  • Ch. Meinel, H. Sack: WWW - Kommunikation, Internetworking, Web-Technologien. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York 2004.
  • Andreas Metzner-Szigeth: Internet & Gesellschaft: Ein Humanes Projekt?. In: Sic et Non – Zeitschrift für Philosophie und Kultur – im Netz, No. 8, 2007
  • Stefan Scholz: Internet-Politik in Deutschland. Vom Mythos der Unregulierbarkeit. Münster 2004, ISBN 3-8258-7698-5.
  • Andreas Schelske: Soziologie vernetzter Medien. Grundlagen computervermittelter Vergesellschaftung. Oldenbourg Verlag, München 2006, ISBN 3-486-27396-5 (Reihe: Interaktive Medien. Herausgeber: Michael Herczeg).
  • Philip Kiefer: Internet & Web 2.0 von A bis Z einfach erklärt. Data Becker, Düsseldorf 2008, ISBN 978-3-8158-2947-9.
  • Bridgette Wessels: Understanding the Internet : a socio-cultural perspective. Palgrave Macmillan, Basingstoke 2010, ISBN 978-0-230-51733-2.
  • Christine Böhler: Literatur im Netz. Triton, Wien, 2001. ISBN 3-85486-103-6.
  • Johannes Fehr (Hg.): Schreiben am Netz. Haymon, Innsbruck, 2003. ISBN 3-85218-422-3.
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  • Christiane Heibach: Literatur im Internet: Theorie und Praxis einer kooperativen Ästhetik. Dissertation, Heidelberg 1999, ISBN 3-89825-126-8.
  1. Vinton Cerf, Yogen Dalal, Carl Sunshine: RFC 675: (Internet Transmission Control Program, December 1974)
  2. ISBN 3-00-005949-0, S. 71
  3. Siehe Leipziger Wortschatz zu den Häufigkeitsklassen von Internet (HK 8), Weltnetz (HK 20), Zwischennetz (HK21) und Internetz (HK 22); bei 'Weltnetz' ein Verhältnis von 4096:1 bzw. ein Anteil von 0,0244 %, die anderen Begriffe entsprechend geringer
  4. Weltnetz
  5. Zwischennetz
  6. Neonazis im “Weltnetz”: Wenige Aktivisten - mit viel Raum, NPD-Blog, 7. März 2007
  7. Den Extremisten auf der Spur, Die Welt, 23. August 2000
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Friedrichstadt

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Dieser Artikel behandelt die schleswig-holsteinische Stadt Friedrichstadt; zu weiteren gleichnamigen Orten siehe Friedrichstadt (Begriffsklärung).
Wappen Deutschlandkarte
54.3763888888899.08833333333332Koordinaten: 54° 23′ N, 9° 5′ O
Basisdaten
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Nordfriesland
Höhe: 2 m ü. NN
Fläche: 4,03 km²
Einwohner:

2.411 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 598 Einwohner je km²
Postleitzahl: 25840
Vorwahl: 04881
Kfz-Kennzeichen: NF
Gemeindeschlüssel: 01 0 54 033
Adresse der
Stadtverwaltung:
Am Markt 11
25840 Friedrichstadt
Webpräsenz: www.friedrichstadt.de
Bürgermeister: Regine Balzer
Lage der Stadt Friedrichstadt im Kreis Nordfriesland

Die Stadt Friedrichstadt (dänisch: Frederiksstad, friesisch: Fräärstää, plattdeutsch: Friesstadt, Frieestadt, niederländisch: Frederikstad aan de Eider) liegt zwischen den Flüssen Eider und Treene im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein. Der Luftkurort bildet mit dem Amt Nordsee-Treene eine Verwaltungsgemeinschaft, das Amt führt die Geschäfte der Stadt.

Friedrichstadt wurde 1621 durch den gottorfschen Herzog Friedrich III. gegründet und ist heute ein hochrangiges Kulturdenkmal. Herzog Friedrich III. zielte auf die Errichtung einer Handelsmetropole und holte dazu niederländische Bürger, besonders die verfolgten Remonstranten, an den Ort und gewährte ihnen Religionsfreiheit. Infolge dieser Maßnahme siedelten sich auch Mitglieder vieler anderer Religionsgemeinschaften in Friedrichstadt an, so dass der Ort als „Stadt der Toleranz“ galt. Heute sind noch fünf Religionsgemeinschaften aktiv.

Die Bauten der niederländischen Backsteinrenaissance und Grachten prägen das Stadtbild des heute vor allem vom Tourismus lebenden „Holländerstädtchens“ mit knapp 2.500 Einwohnern.

Inhaltsverzeichnis

Wasser prägt das Stadtbild.
Ostersielzug, eine der Grachten der Stadt

Friedrichstadt liegt in der Eider-Treene-Niederung am Zufluss der Treene in die Eider. Bewohnbar wurde die in der Marsch gelegene Fläche erst 1573, nachdem Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorf hier die Treene hatte durchdämmen lassen, so dass sie ihrem ursprünglichen Bett nicht mehr folgen konnte. Unter der Stadt befinden sich anderthalb Meter aufgeschütteter Kleiboden, der auf tieferen Klei- und Moorschichten ruht.

Eine Schleuse trennt Friedrichstadt von der Eider. Die Gezeiten, die von der Nordsee kommend bis zum Bau des Eidersperrwerks im Fluss noch einen durchschnittlichen Tidenhub von 2,1 Meter verursachten,[2] beeinflussen den Wasserstand innerhalb Friedrichstadts somit nicht. Vor Überflutung durch Sturmfluten ist die Stadt damit doppelt geschützt.

Zwei Sielzüge mit drei, ursprünglich vier, Sielen verbinden die Treene mit der Eider und entwässern das Gebiet um den Zusammenfluss. Die Stadt liegt daher auf einer künstlichen Insel. Im Süden begrenzt die Eider das Stadtgebiet, im Norden die Treene. Die Ost- und Westgrenze werden jeweils durch den Oster- und Westersielzug gebildet. Durch die Innenstadt selbst fließen zwei Kanäle, die die Sielzüge miteinander verbinden: der Mittelburggraben und der Fürstenburggraben.

Der Westersielzug ist mit etwa 30 Metern Breite und vier bis fünf Metern Wassertiefe der größere der beiden Hauptkanäle, während der Ostersielzug im Schnitt nur etwa zehn Meter breit und zwei bis drei Meter tief ist. Die Kanäle in der Stadt sind deutlich kleiner. Die Strömungsverhältnisse unterscheiden sich stark, je nachdem ob die Schleuse zur Eider hin offen oder geschlossen ist. Während die Kanäle bei geschlossenen Toren beinahe stehende Gewässer sind, können sich bei offenem Wasser starke Strömungen entwickeln.

Die Bäume der Stadt bieten Lebensraum für zahlreiche Dohlen, die Wasserarme für unzählige Stockenten, deren Fütterung angesichts der Überpopulation mittlerweile verboten wurde.

Nahegelegene größere Städte sind Husum im Norden, Heide im Süden sowie Rendsburg und Kiel im Osten. Nachbargemeinden sind Koldenbüttel im Westen und Norden, Seeth und Drage im Osten, alle in Nordfriesland gelegen. Auf der anderen Eiderseite schließt sich im Süden die Dithmarscher Gemeinde Sankt Annen an.

Alte Stadtansicht mit Gracht
Ehemaliges Gemeindehaus der Remonstranten, die Friedrichstadt zu einer Stadt des Welthandels machen sollten.

Ursächlich für die Gründung der Stadt war der Plan von Herzog Friedrich III. von Schleswig-Gottorf, sein Land zum Mittelpunkt einer Handelslinie von Spanien über Russland nach Ostindien aufzuwerten. Um einen starken Handelshafen an der Nordseeküste zu etablieren, bot er Niederländern, den damals führenden Wasserbauern und Händlern Europas, namentlich den in ihrer Heimat verfolgten Remonstranten wie Willem van Dam und seinem Bruder Peter aus Amersfoort, Religionsfreiheit in einer Exulantensiedlung mit niederländischer Amtssprache innerhalb seines Herrschaftsgebiets an. Er folgte damit dem Beispiel seines Onkels und Konkurrenten Christian IV., König von Dänemark und Herzog von Schleswig und Holstein, der 1617 Glückstadt an der Elbe aus ähnlichen Beweggründen und mit ähnlichen Methoden gegründet hatte.

Friedrich III. setzte sich gegen Widerstände aus dem nahegelegenen Tönning, wo Händler die neue Konkurrenz fürchteten, und seiner Mutter Augusta durch, die entschieden dagegen war, andere als lutherische Religionsgemeinschaften in das Land zu lassen. Er erließ 1620 zwei Oktroys, die den Remonstranten Land, Religionsfreiheit, wirtschaftliche Privilegien, Niederländisch als Amtssprache und eine Verwaltung nach dem Vorbild von Amsterdam und Leiden zusicherten.

Am 21. September 1621 wurde mit dem ersten Hausbau der Planstadt begonnen. Dieses Haus war für den mennonitischen Bauherrn Willem van den Hove bestimmt, der den Herzog vertrat und maßgeblich an der frühen Stadtentwicklung beteiligt war. So holte van den Hove ab 1623 weitere finanzkräftige Mennoniten in die Stadt. 1622 ließ der Herzog auf eigene Rechnung zehn weitere Häuser durch den niederländischen Deichgrafen Hendrich Rautenstein aus Stapelholm bauen, die dieser nach „holländischer Manier“ errichten sollte. Bis 1625 war die gesamte südliche Stadthälfte fertiggestellt, die so genannte Vorderstadt, in der sich auch der Marktplatz befindet.

Friedrich III. versuchte auch, spanische Juden (Sepharden) für Friedrichstadt zu gewinnen, da diese als besonders gebildet und geschäftstüchtig galten. Doch die Spanier, die Friedrichstadt als niederländische Konkurrenz ansahen, verhinderten das ebenso wie den von Friedrich geplanten Salzhandel. So zogen erst 1675 deutsche Juden (Aschkenasen) nach Friedrichstadt. Sie bildeten zeitweise die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft.

Aufgrund des starken Expansionsdranges der Stadt siedelten sich in der Folge viele weitere Bürger verschiedenster Religionen an. Zu ihrer Bedeutung und Geschichte siehe Abschnitt Religion.

Bis ins 18. Jahrhundert gelang es, einflussreiche holländische Händler anzuwerben. Die Hausmarke dieses Hauses zeigt das Stadtwappen Amsterdams; es gehörte dem Bruder des dortigen Bürgermeisters.

Durch den Dreißigjährigen Krieg, der seit 1626 auch Südschleswig und Holstein stark in Mitleidenschaft zog, entwickelte sich die Siedlung nur langsam. 1630 konnten die Remonstranten ihren Glauben auch wieder in ihrer Heimat ausüben, so dass viele dorthin zurückkehrten. Der erwartete wirtschaftliche Aufschwung blieb aus.

So erhielt der prachtvoll ausgebaute Speicher des Kaufmanns und zeitweiligen Statthalters Friedrichs, Adolph van Wael, zwar den Namen Alte Münze, das ursprünglich zugesagte Münzprivileg ging jedoch nie an die Stadt. 1633 erhielt Friedrichstadt allerdings das Stadtrecht. Trotz schlechter wirtschaftlicher Entwicklung warb Friedrich weiter um Neubürger.

Zentral auf dem Weg nach Eiderstedt gelegen, nahmen in den Kriegen des 17. und 18. Jahrhunderts immer wieder verschiedene Truppen die Stadt ein. Wallenstein plante, Friedrichstadt als Kriegshafen einzurichten, obwohl er seine angestrebte Kriegsflotte nie aufbaute.

1643 wurden nach Gerüchten, dass die Schweden anrückten, die Schleusen geöffnet und das gesamte Friedrichstädter Umland unter Wasser gesetzt.

Nachdem der dänische König 1715 die Gottorfsche Festung Tönning geschleift hatte, entstanden kurzfristig Pläne, in Friedrichstadt eine neue aufzubauen.

Lange blieben die Niederländer die dominierende Bevölkerungsgruppe, was sich an Ratsprotokollen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Niederländisch zeigt. Von ihrer andauernden Bedeutung für Friedrichstadt zeugt auch der überraschend harte Winter 1824, als viele Schiffe unvorhergesehen in Friedrichstadt überwintern mussten. Von ihnen hatten 80 Prozent niederländische Heimathäfen.

Ein prominenter Flüchtling war der spätere französische „Bürgerkönig“ Ludwig Philipp, der 1796 auf der Flucht vor der Französischen Revolution einige Monate unter dem Decknamen „De Vries“ als Hauslehrer in der Stadt arbeitete und im Obergeschoss des Neberhauses lebte.

Die in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch den aufkommenden Nationalismus ausgelösten Konflikte sollten in der Stadt der religiösen Toleranz zu einer Tragödie führen. Bis zum Herbst 1850 hatte der Erste Schleswig-Holsteinische Krieg um das Herzogtum Schleswig den Südwesten des Landes verschont. Nach der Schlacht von Idstedt am 25. Juli 1850 war der Krieg praktisch entschieden, und die verbliebenen schleswig-holsteinischen Truppenverbände zogen sich nach Holstein zurück. Vom 29. September bis zum 4. Oktober 1850 versuchten sie jedoch in einer letzten Kraftanstrengung, die mit dänischen Truppen belegte Stadt zurückzuerobern. Durch die Bombardierung der Stadt kamen 31 Einwohner ums Leben oder wurden verletzt, 53 dänische Soldaten starben, 285 Häuser wurden zerstört, darunter das Rathaus und die Remonstrantenkirche. Auch das Stadtarchiv brannte nieder.

Friedrichstadt im Jahr 1895
Große Brücke im Jahr 1895

Im Zweiten Schleswig-Holsteinischen Krieg 1864 wurde Friedrichstadt kampflos besetzt. Das gesamte Herzogtum kam unter preußische Verwaltung und wurde 1867 Teil der einheitlichen Provinz Schleswig-Holstein. Im selben Jahr wurde ein Amtsgericht eingerichtet, das bis 1975 bestand. Zu diesem Zeitpunkt wurde Friedrichstadt der Region Stapelholm zugeordnet. Ein Relikt aus dieser Zeit ist die Bauernglocke, welche typisch für alle Stapelholmer Orte ist. Sie steht jetzt auf dem Platz vor der Jugendherberge.

In der Kommunalreform 1869 wurde Friedrichstadt, das wie alle Städte des Landes bis dahin außerhalb der Ämter und Landschaften gestanden hatte, dem neu geschaffenen Kreis Schleswig zugeordnet, dessen westlichste Spitze es bildete. In dieser Zeit erlebte die Stadt auch einen kleinen wirtschaftlichen Aufschwung, der durch die Anbindung an die verschiedenen Verkehrssysteme herrührte. 1854 wurde die Bahnstrecke nach Tönning, 1887 die Marschbahn gebaut, die die Stadt ans Eisenbahnnetz anschlossen, 1905 stellte eine Kleinbahnlinie die Verbindung vom anderen Treeneufer nach Schleswig her, 1916 entstand schließlich eine Straßenbrücke über die Eider, die die bisherigen Fährfahrten über den Fluss unnötig werden ließ. In der Folge dieser Bauten siedelte sich, typisch für schleswig-holsteinische Kleinstädte zu dieser Zeit, auch Kleinindustrie an.

Der Nationalsozialismus fand auch in Friedrichstadt seine Anhänger: Während die NSDAP bei der Reichstagswahl 1928 nur 21 Stimmen und damit weniger als 1 Prozent erhielt, bekam sie bei der Reichstagswahl Juli 1932 660 Stimmen, was 47,1 Prozent entsprach. Am 1. April 1933 wurden die jüdischen Geschäfte von SA-Männern bedroht, die zum Boykott der Juden aufforderten.[3]

In der Reichspogromnacht zerstörten SA-Männer die Synagoge und anschließend Geschäfte und Wohnungen der jüdischen Bürger. Hinrich Möller ließ am Morgen des 10. November 1938 alle jüdischen Männer verhaften. Drei der Verhafteten lieferten sie in das KZ Sachsenhausen ein.[4] Weitere Juden flüchteten nach Hamburg, viele von ihnen kamen von dort aus ins Konzentrationslager.[5]

Bei der Kreisreform 1970 wurde Friedrichstadt nicht Teil des Kreises Schleswig-Flensburg. Zusammen mit den Gemeinden Seeth und Drage wurde die Stadt Teil des Kreises Nordfriesland. Zusammen mit Koldenbüttel, Uelvesbüll und Witzwort aus dem ehemaligen Kreis Eiderstedt bildeten sie gemeinsam das Amt Friedrichstadt.

Mit Ablauf des 31. Dezember 2007 löste sich das Amt wieder auf und Friedrichstadt wurde amtsfrei; es lässt aber seine Verwaltungsgeschäfte vom Amt Nordsee-Treene führen.

In absoluten Zahlen hat sich die Bevölkerungszahl in Friedrichstadt seit der Zeit der Stadtgründung kaum geändert und blieb stets unterhalb der Erwartungen, die Friedrich III. einst für die Stadt hatte. In den letzten 200 Jahren gab es vor allem zwei große Änderungen der Bevölkerungsstruktur. In den Jahren nach der Bombardierung ging die Zahl der Bewohner infolge der wirtschaftlichen Notlage zurück und konnte erst durch den neuerlichen Aufschwung der Gründerzeit stabilisiert werden. Nach 1945 war Schleswig-Holstein und damit auch Friedrichstadt ein wichtiges Gebiet zur Unterbringung deutscher Ostvertriebener. Durch Fortzug der Vertriebenen in wirtschaftlich prosperierendere Gegenden sank die Bewohnerzahl in den folgenden Jahren jedoch fast wieder auf den alten Stand.

Jahr Bevölkerung Jahr Bevölkerung
1840 2272 1946 3648
1855 2449 1950 3618
1864 2242 1970 3079
1871 2186 1979 2716
1895 2480 2003 2496
1906 2662 2006 2496
1919 2450 2010 2393
1939 2146
Turm der Remonstrantenkirche

Friedrich III. setzte bei seiner Stadtgründung besonders auf holländische Remonstranten als Siedler. Die Religionsgemeinschaft war durch ein Zerwürfnis innerhalb der Evangelisch-Reformierten Kirche in den Niederlanden entstanden. Streitpunkt war die theologische Grundfrage, wie strikt die calvinistische Prädestinationslehre auszulegen sei, also inwieweit jeder Mensch das Heil erlangen könne, der fest genug an Gott glaube. Während die Remonstranten vor allem in den Städten der Provinz Holland erfolgreich waren, hatten die Contraremonstranten (also die strengeren Calvinisten) vor allem Anhänger auf dem Land; einer ihrer führenden Repräsentanten war Statthalter Moritz von Oranien. Dieser setzte 1619 auf der Dordrechter Synode das Verbot aller remonstrantischen Versammlungen durch, woraufhin viele Remonstranten ins Ausland flohen.

Die Remonstranten waren nie die zahlenmäßig größte Gruppe in Friedrichstadt. Da sie jedoch vor allem aus Händlern der damaligen Welthandelsmacht bestand, war sie eine ebenso reiche wie politisch bedeutende Gemeinde. Ihr Kirchengebäude in Friedrichstadt war das erste explizit remonstrantische der Welt; die Gemeinde ist heute die einzige außerhalb der Niederlande. Für Kirchenbauten erhielt die Gemeinde bereits 1854, wie auch heute wieder, Unterstützung aus den Niederlanden. Dies war und ist für die ihre Autonomie betonende remonstrantische Gemeinde eher ungewöhnlich und weist auf den besonderen Status Friedrichstadts als einziger Auslandsgemeinde hin. Die Gemeinde umfasst heute 150 bis 200 Mitglieder und weitere „Freunde der Gemeinde“. Gottesdienste finden zwölfmal im Jahr statt; hierzu kommt der Prediger aus den Niederlanden. Da der Dienst im Ausland nicht für alle attraktiv ist, mussten die Friedrichstäder Remonstranten im Laufe der Geschichte auch schon mit anderen protestantischen Predigern vorliebnehmen.

Innenraum (Betsaal) der Mennonitenkirche

Die von den Stadtgründern angeworbenen Mennoniten haben noch heute eine aktive Gemeinde. Die ersten Mennoniten kamen aus Eiderstedt, wo seit 1560 Gemeinden bestanden, Ostfriesland und den Niederlanden. In Friedrichstadt bildeten sie zunächst vier unabhängige Gemeinden: Flamen, Friesen, Hochdeutsche und Waterländer. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts stieg ihre Zahl auf 400, auch durch weitere Siedler aus Hamburg, Lübeck und der Pfalz. Die Mennoniten gehörten zu den Händlern und Handwerkern, sodass die Gemeinden zu den vermögenderen in der Stadt zählten. Als sich die vier Gemeinden 1708 zu einer Gesamtgemeinde vereinigten, kauften sie die Alte Münze und richteten dort Kirche und Friedhof ein. Den langsamen Rückgang der mennonitischen Einwohnerschaft seit dem 18. Jahrhundert konnte dies nicht verhindern. Seit 1925 gibt es keinen Pfarrer mehr in der Stadt; und die Gemeinde wird von Hamburg aus betreut. Heute leben in Friedrichstadt noch etwa 30 Mennoniten, die dreimal im Jahr einen Gottesdienst feiern.

Marienaltar in der St.-Knuds-Kirche

Den römisch-katholischen Christen gewährte Friedrich III. am 24. Februar 1624 eine eingeschränkte Religionsfreiheit, da er für seine Pläne auf das Wohlwollen Spaniens gegenüber der Siedlung angewiesen war. Die katholische Gemeinde ist damit die erste katholische Gemeinde Schleswig-Holsteins seit der Reformation. Sie durfte eine Kirche bauen, jedoch ohne Turm; Gottesdienste durfte sie nicht in der Öffentlichkeit feiern. Von 1627 bis 1638 betreuten Dominikaner die Gemeinde, 1646 zogen jesuitische Missionare aus Belgien in die Stadt. Die katholische Gemeinde blieb immer eine der kleineren in Friedrichstadt, ihre höchste Mitgliederzahl erreichte sie um 1750 mit 120 Mitgliedern.

Innerkirchlich gab diese Gemeinde wichtige liturgische Anstöße. 1687 wurde hier zuerst zum ersten Mal ein Deutsches Hochamt gefeiert, bei dem die Heilige Messe in der Landessprache und nicht in dem bis dahin üblichen Latein abgehalten wurde. 1694 ist zum ersten Mal die Erstkommunionsfeier im Rahmen eines Weißen Sonntags verzeichnet; erst um 1775 wurde dies in den anderen Gebieten Deutschlands üblich. Eine weitere Besonderheit bestand im Recht des Gemeindepfarrers zu firmen; dieses Privileg bestand bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Trotz ihrer Bedeutung als römisch-katholisches Zentrum des Gottorfer Herzogtums wurde die Zahl der Mitglieder immer geringer. Erst mit den Heimatvertriebenen 1945 kam erstmals nach 1750 wieder eine nennenswerte Anzahl von Katholiken in die Stadt.

Die katholische Gemeinde gilt aufgrund ihrer frühen Neugründung nach der Reformation als katholische Mutterpfarrei an Schleswig-Holsteins Westküste. Die Gemeinde mit ihren etwa 80 Mitgliedern (Jahr: 2003)[6] hat seit der Profanierung von St. Knud keine eigene Kirche mehr, ist aber noch im religiösen Leben aktiv. Zurzeit wird in dem Gebäude nur noch alle 14 Tage Samstags die Heilige Messe gefeiert.[7]

Alter jüdischer Friedhof

Friedrichs Versuche, spanische Sepharden anzusiedeln, scheiterten am Widerstand des spanischen Königs. 1675 gelang es jedoch, deutsche Juden anzuwerben. Die Gemeinde wuchs insbesondere im frühen 19. Jahrhundert. Von 187 Mitgliedern 1803 stieg die Zahl auf 500 Mitglieder im Jahr 1850. Sie war etwa 100 Jahre lang die zweitgrößte Religionsgemeinschaft in Friedrichstadt, die bis zu einem Fünftel der Friedrichstädter Bevölkerung stellte. Die jüdische Gemeinde war eine der größten Schleswig-Holsteins und des dänischen Gesamtstaats. Durch abwandernde Gemeindemitglieder seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sank die Zahl der Juden bis 1933 auf 32; der letzte Rabbiner verließ 1938 die Stadt. Mit dem Nationalsozialismus wurde die Gemeinde zerstört, so dass 1940 der letzte Jude in den städtischen Unterlagen auftaucht. Heute erinnern nur noch zwei Friedhöfe, das Gebäude der historischen Synagoge[8] und 25 Stolpersteine an die jüdische Gemeinde.[9]

Innenraum der Sankt-Christopherus-Kirche mit Jürgen-Ovens-Altarbild.

Mitglieder anderer Religionsgemeinschaften folgten, konnten sich aber meist nur kurz in der Stadt halten.

Die Gemeinschaft der aus der Schweiz kommenden Socinianer verwies Christian Albrecht 1663 nach nur 18 Monaten wieder aus dem Land. Ein Großteil der Gemeindemitglieder folgte seiner Aufforderung, andere traten der remonstrantischen Kirche bei.

Die Friedrichstädter Quäker bildeten eine der ältesten Gemeinden im heutigen Deutschland. Auf Anregung des zeitweise dort anwesenden William Penn entstand im damals noch außerhalb der deutschen Grenzen liegenden Friedrichstadt von 1677 bis 1678 ein größeres Gebetshaus dieser Glaubensrichtung. Prominente Besucher dort waren Peter der Große und George Fox. Gemeinde wie Gebetshaus selbst überstanden die Zeiten nicht. Der letzte Quäker in Friedrichstadt ist für 1727 dokumentiert, 1850 wurde das Gebetshaus im Ersten Schleswigschen Krieg zerstört.[10]

Die Zeugen Jehovas siedelten während der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus in Friedrichstadt; die Gemeinde überlebte aber die nationalsozialistische Verfolgung nicht.

Mormonen lebten seit den 1920er-Jahren bis in die 1950er-Jahre in der Stadt, bevor sich ihre Spuren verlieren.

Die Stadt hatte bis 1970 und seit 1992 wieder einen hauptamtlichen Bürgermeister. Mit der Auflösung des Amtes Friedrichstadt im Rahmen der Schleswig-Holsteinischen Verwaltungsstrukturreform zum 1. Januar 2008 trat die Stadt nicht dem neuen Amt Nordsee-Treene bei, sondern bildet seitdem eine Verwaltungsgemeinschaft mit diesem Amt, das die Verwaltungsgeschäfte der Stadt führt.

Von den 17 Sitzen in der Stadtvertretung hat die CDU seit der Kommunalwahl 2003 sieben Sitze inne, die SPD sechs, die Wählergemeinschaft FBV drei und der SSW einen. SPD und SSW bilden eine gemeinsame Fraktion.

Die Stadt gehört bei Bundestagswahlen zum Wahlkreis 2 Nordfriesland – Dithmarschen Nord, direkt gewählter Abgeordneter ist Ingbert Liebing (CDU). Bei der Bundestagswahl wählte die Stadt aber im Gegensatz zum Wahlkreis. Dieser sah die CDU mit 41,6 Prozent vor der SPD mit 36,2 Prozent, während in Friedrichstadt die SPD die CDU mit 568 zu 467 Stimmen schlug.[11] Bei Landtagswahlen gehört sie zum Wahlkreis 3 Husum-Eiderstedt. Gewählte Abgeordnete 2005 ist Ursula Sassen (CDU). Husum-Eiderstedt ist auch Wahlkreis des einzigen friesischen Landtagsabgeordneten, Lars Harms (SSW).

Blasonierung: „In Rot zwei silbern gesäumte, schrägrechte blaue Wellenbalken, überdeckt mit dem silbernen, mit einem von Silber und Rot geteilten Schildchen belegten holsteinischen Nesselblatt.“[12]

Das Friedrichstädter Wappen wurde 1652 genehmigt und stellt die beiden Flüsse Treene und Eider dar, die vom Nesselblatt des Hauses Schleswig-Holstein-Gottorf überlagert werden. Die Silberlinien um die Flüsse wurden 1986 ergänzt, um den Regeln der heraldischen Farbgebung gerecht zu werden.

Blasonierung: „Auf weißem, oben und unten von einem roten Streifen begrenztem Flaggentuch das Stadtwappen in flaggengerechter Tingierung, etwas zur Stange hin verschoben.“[12] Die Flagge wurde 1986 genehmigt.

Stadtplan Friedrichstadts, geprägt von der Lage zwischen Treene und Eider.

Die etwa 17 Hektar große Planstadt ist anhand eines Schachbrettmusters gestaltet. Der ältere, von der holländischen Backsteinrenaissance geprägte Teil der Stadt wird von zwei Grachten durchzogen. Der Fürstenburggraben liegt in der südlichen Stadthälfte, der Mittelburggraben (auch: Mittelburgwall) trennt die südliche Vorderstadt mit quadratischen Parzellen von der nördlichen Hinterstadt mit rechteckigen Parzellen.

Über den Mittelburggraben führen vier Brücken. Der Marktplatz befindet sich direkt am Mittelburggraben, die wichtigste Einkaufsstraße ist die als Fußgängerzone gestaltete Prinzenstraße, die vom Fürstenburggraben zum Marktplatz führt.

Eine weitere Gracht, die Norderburggracht, wurde bereits 1705 zugeschüttet. Während sich das Leben bis zum Zweiten Weltkrieg in der Kernstadt abspielte, die von Beginn an für mehr Einwohner geplant war, als je in Friedrichstadt wohnten, machte die Aufnahme der Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten nach 1945 ein Wachstum nötig. Neue Viertel entstanden fächerförmig im Osten der Stadt und zeigen das typische Bild der Neubauten jener Jahre.

Die Häuser aus den Gründungstagen der Stadt sind mit aus Holland eingeführten Baumaterialien von holländischen Baumeistern gebaut. Obwohl van den Hove bereits 1622 eine Ziegelei in der Stadt errichtete, konnte diese den Bedarf nicht decken. Aus den Niederlanden wurden neben den Moppen – holländischen Backsteinen, kleiner als gewöhnliche deutsche – fertige Sandsteingiebel, Pfeiler für die Kamine, gelbe und grüne Kacheln und selbst Bretter importiert. Anderes zum Bau verwendetes Holz stammte aus den Hüttener Bergen (Eiche) und Norwegen (Föhre).

Auffallendes Merkmal vieler Bauten sind die Hausmarken oder Gevelstene, oft farbig gefasste Reliefs über der Eingangstür, die einen Hinweis auf die ehemaligen Erbauer oder Bewohner geben und oft noch aus der Zeit der Stadtgründung stammen. Von vielen Häusern, die 1850 zerstört wurden, blieben die Hausmarken erhalten und schmücken nun den Neubau. Die älteste Hausmarke zeigt eine Taube mit Ölzweig und stammt von 1622. Andererseits bringen auch heute noch Hausbesitzer neue Marken an bisher ungeschmückten Gebäuden an.

Marktplatz-Westseite. Die Häuser in der Mitte sind Edamerhaus, Apotheke, am Markt 20 und Mühlenhaus.

An der Westseite des Marktplatzes befinden sich noch neun Treppengiebel aus Backstein, die in der Gründerzeit der Stadt entstanden sind und heute das größte zusammenhängende Ensemble von Bauten aus der Gründungsphase der Stadt bilden. Wie die anderen Häuser aus der Gründungsepoche auch, sind diese den holländischen Vorbildern gemäß hoch und schmal. Das „Edamerhaus“ soll an ein Gebäude in Edam erinnern und zeigt noch Engelsköpfe aus Sandstein und Maueranker. Die Apotheke direkt daneben ist das einzige Gebäude mit Freitreppe und dient dieser Funktion schon seit dem 18. Jahrhundert. Der Treppengiebel stammt aus dem 20. Jahrhundert.

Das Haus daneben, am Markt 20, hingegen hatte historisch einen Treppengiebel, bekam aber im 19. Jahrhundert ein Flachdach, was die Wirkung des gesamten Ensembles schwerwiegend beeinträchtigte. Erst in den 1970er-Jahren erhielt es wieder einen Treppengiebel, der sich aber noch deutlich vom restlichen Haus absetzt. Das „Mühlenhaus“ daneben gehörte einst dem Besitzer der Eidermühle und hat eine dementsprechende Hausmarke. Nach langen Jahrzehnten des Verfalls wurde es erst in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre restauriert.

Die Bebauung auf der Südseite des Marktplatzes überlebte die Kanonade von 1850 nicht.

Der eigentliche Platz teilt sich in der Mitte in einen steinernen Abschnitt auf der West- und einen begrünten Teil auf der Ostseite. Die beiden Teile trennt eine Reihe von Eisenstangen, die noch aus der Zeit des Pferdemarkts stammen und ursprünglich dazu dienten, die Tiere anzubinden. Auf der Mitte des Marktes steht ein kleines Brunnenhäuschen von 1879. Das von Heinrich Rohardt errichtete Gebäude ist mit vier plattdeutschen Sprüchen des Dichters Klaus Groth zum Thema Wasser verziert.

Doppelgiebelhaus in der Prinzenstraße

Durch die Beschießung von 1850 wurde ein Großteil des historischen Baubestandes vernichtet. Die danach errichteten Bauten fügen sich zwar stilistisch meist in das bereits bestehende ein und ergeben ein harmonisches Stadtbild, sind aufgrund der damaligen schwierigen Wirtschaftslage jedoch oft schlichter. Dennoch finden sich auch außerhalb des Marktes einige Bauten aus der Gründerzeit. Nachdem viele Häuser im 20. Jahrhundert zu verfallen drohten, rettete eine umfassende Stadtsanierung in den 1970er- und 1980er-Jahren viele der Gebäude.

Eines der größten Bürgerhäuser liegt am Ostersielzug 7. Das Gebäude der Backsteinrenaissance diente früher als remonstrantischer Gemeindesaal. Zwei weitere bedeutende Häuser finden sich in der Prinzenstraße. Das „Paludanushaus“ von 1637 ist ein prachtvolles fünfachsiges Giebelhaus mit eindrucksvoller Rokokotür, das seit 1840 einen Barockgiebel trägt. Heute dient es als Versammlungshaus der dänischen Gemeinschaft.

Kleiner ist das 1624 gebaute „Doppelgiebelhaus“ schräg gegenüber, das, zwischenzeitlich mit nur einem Giebel versehen, in den 1980er-Jahren wieder in den Ursprungszustand zurückversetzt wurde.

Remonstrantenkirche
Die ehemalige katholische Kirche (ganz links) und das Fünf-Giebel-Haus am Fürstenburgwall (ganz rechts)
Mennonitischer Friedhof vor dem Betsaal.
Ehemalige Synagoge

Im Gegensatz zu den meisten anderen Städten befindet sich keine Kirche zentral am Marktplatz. Während die Kirchtürme von lutherischer und remonstrantischer Kirche noch heute die Silhouette der Stadt prägen, handelt es sich bei den anderen Sakralbauten um Gebäude, die nicht höher sind als ihre Nachbarschaft.

Der Saalbau der Remonstrantenkirche (wiedererrichtet 1852–1854) ist außen barock-spätklassizistisch, innen jedoch betont schlicht und enthält gemäß remonstrantischem Glauben keinen Altar. Bis etwa 1885 wurde in ihr ausschließlich niederländisch gepredigt, die Pfarrer sind weiterhin überwiegend Niederländer. Remonstrantische Gottesdienste finden heute monatlich statt, Predigtsprache ist deutsch, nur einzelne Teile wie das Vaterunser werden auf niederländisch gesprochen. Hinter der Kirche liegt der remonstrantische Friedhof, auf dem bis heute auch Katholiken ihre letzte Ruhe finden, während die Mennoniten 1708 einen eigenen Friedhof errichteten.

Die katholische Gemeinde zog innerhalb Friedrichstadts mehrmals um, bis sie von 1854 bis 2003 in der St.-Knud-Kirche eine Bleibe fand. Nachdem die Jesuiten 1646 in die Stadt gekommen waren, fanden Gottesdienste im Fünfgiebelhaus statt. 1846 baute der Kopenhagener Architekt Friedrich Hetsch den Katholiken eine eigene Kirche, deren Gebäudedecke jedoch schon 1849 einstürzte. 1854 folgte mit der St.-Knud-Kirche ein weiterer Kirchenneubau, der bis heute besteht. Heute noch kann man die Kirchenbänke von 1760, die vorher in einer katholischen Kapelle standen, und den Christuskörper von 1230 sehen. Von den sechs hölzernen Apostelfiguren aus dem 17. Jahrhundert, welche seitlich des Kirchenschiffes standen, sind nur noch Fotos vorhanden.[13] Die neugotischen Kirche ohne Turm wurde im Jahr 2003 profaniert.

Ferner existiert die evangelisch-lutherische St.-Christophorus-Kirche am Mittelburgwall, deren Gemeindesaal die Katholiken heute mitnutzen. Die Saalkirche nach niederländischem Vorbild stammt von 1643–1649, der Westturm von 1657, die barocke Turmhaube von 1762. Das Altargemälde von 1675 malte und stiftete der Rembrandt-Schüler und langjährige Bewohner Friedrichstadts Jürgen Ovens, Hofmaler von Friedrich III.. Es zeigt die Beweinung Christi. Die Verbindung zum Meer zeigt ein Votivschiff von 1738 mit der Aufschrift „Der löblichen Schifferzunft zur Ehre und dieser Kirche zur Zierde. Anno 1738“. Die übrige Inneneinrichtung wurde bei einer Renovierung von 1763 stark verändert. Ihren Namen erhielt die Kirche erst 1989: Im Angedenken an die zahlreichen Touristen, die Friedrichstadt und die Kirche besuchen, benannte die Gemeinde sie nach St. Christophorus, dem Schutzheiligen der Reisenden.[14]

In einem Seitenbau der Alten Münze findet sich seit 1708 die Mennonitenkirche. Die Kirche ist schlicht, ohne Turm und auch nur mit schlichter Innenausstattung. Neben dem Eingang befindet sich ein Vorbau, der unter anderem das Kamertje genannte Vorsteherzimmer enthält. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist die lutherische dänische Gemeinde Mitnutzer der Mennonitenkirche. Seitdem befinden sich im Betsaal auch Kreuz und Altar, die in mennonitischen Kirchenräumen sonst nicht üblich sind. Im Innenhof des Häuserblocks hinter der Kirche liegt der mennonitische Friedhof, auf dem sich noch zahlreiche Grabsteine aus der frühen Phase der Stadtgeschichte befinden.

Die ehemalige Synagoge von 1845 wurde 1938 während der Reichspogromnacht teilweise zerstört. Der größte Teil des Innenraums wurde von Feuer zerstört, das nur aus Sorge um die umliegenden Wohnhäuser gelöscht wurde. 1941 wurde sie in ein Wohnhaus umgewandelt. Sie dient seit einer aufwendigen Restaurierung 2003 als Kulturzentrum. Während die Westfassade in den Zustand von vor 1938 zurückversetzt wurde, zeigen Nord- und Südfassade noch das Aussehen als Wohnhaus. In ihrem Inneren befindet sich eine Ausstellung über die Geschichte der jüdischen Gemeinde. Auf die ehemalige jüdische Schule und das ehemalige Rabbinat deutet nichts mehr hin. Die jüdische Gemeinde beschloss den Bau, da die Alte Synagoge von 1734 im Hinblick auf den rapiden Gemeindewachstums zu klein wurde. Die Gemeinde hatte das älteste Haus der Stadt von 1621 gekauft und umgewidmet. Die Kanonade der Stadt 1850 zerstörte auch die Alte Synagoge. Von 1675 bis 1734 hatte sich die Gemeinde im Hinterhaus des Gemeindeältesten an der Prinzenstraße getroffen.

Der alte jüdische Friedhof von 1676 wurde 1939 auf Druck der Stadtverwaltung aufgelöst, anschließend nutzten Kleingärtner das Gelände. Obwohl sich Stadtverwaltung und der ehemalige Gemeindevorsteher Israel Behrend einigten, die Grabsteine umgekippt und mit Erde bedeckt auf den Gräbern zu belassen, verschwanden die meisten von ihnen. Noch 1954 beschloss die Stadtverordnetenversammlung, das Gelände an einen Bauunternehmer zu verkaufen. Dieses Vorhaben scheiterte schließlich an Protesten jüdischer Organisationen. Mittlerweile ist der Platz als Gedenkstätte gestaltet.[15] Der neuere jüdische Friedhof von 1888 überstand die Zeit des Nationalsozialismus und befindet sich noch immer an der Nordostecke des lutherischen Friedhofs außerhalb des ursprünglichen Stadtgebiets.[8]

Die Alte Münze mit dem Museum für Friedrichstädter Geschichte, im linken Gebäudeteil befindet sich die Mennonitenkirche.

In der Stadt sind zwei Museen angesiedelt. Das Museum für Friedrichstädter Geschichte ist seit 1997 in der Alten Münze untergebracht. Es erlaubt nicht nur einen Blick in den benachbarten mennonitischen Betsaal, sondern zeigt auch Artefakte aus der Stadtgeschichte und ihrer multireligiösen Prägung. Die wechselnden Ausstellungen zeigen unter anderem auch Bilder einheimischer Künstler.

Das Tischlereimuseum Jacob Hansen besteht vor allem aus der ehemaligen Werkstatt des Tischlermeisters Jacob Hansen, die im Zustand zwischen den beiden Weltkriegen erhalten ist.[16] Hansen selbst führte sie in diesem Zustand dreißig Jahre, bis er im Alter von 92 Jahren 1999 verstarb. In dieser Zeit restaurierte er vor allem alte Möbel und kaufte aus Platzmangel weder Werkzeug nach, noch sonderte er es aus. Nach dem Umbau zum Museum arbeitet dort heute ein Restaurateur.

Friedrichstadt befindet sich historisch an der Grenze zwischen niederdeutschem (in Dithmarschen und Stapelholm), dänischem (in den Goesharden) und friesischem (auf Eiderstedt) Sprachraum.

In Friedrichstadt wird heute vor allem Hochdeutsch gesprochen. Niederdeutsch wird von vielen, vor allem älteren Menschen, gesprochen und gewinnt seit neuerem unter jüngeren Leuten wieder zunehmende Verbreitung. Dänisch wird ebenfalls gesprochen, besonders natürlich von Bürgern der dänischen Minderheit.

Vereinzelt tauchen noch Relikte der niederländischen Sprache auf. So haben sich im örtlichen Sprachgebrauch noch einige niederländische Begriffe erhalten. Ein hier vor allem zu Silvester gegessenes Schmalzgebäck wird etwa Fudjes genannt. Frikadellen (Buletten) werden als Frikandellen (ndl. frikandel) bezeichnet.

Klubhaus der Rudergesellschaft am Westersielzug
Optimisten im Jahr 2007

Die Turnhallen der Realschule und der Grund- und Hauptschule, zwei Fußballplätze, ein Freiluftschwimmbad sowie Treene und Eider dienen diversen Vereinen für ihre Betätigungsfelder, z. B.

  • der Schützengilde von 1690, dem ältesten noch bestehende Verein der Stadt. Sie organisiert das alle drei Jahre stattfindende Schützenfest.
  • den Reitergilden (Ringreitergilde v. 1812; Jungringreitergilde v. 1947), die der regionalen Sportart des Ringreitens nachgehen.
  • dem Segelclub Friedrichstadt, der bereits seit 1971 ein Optimisten-Trainingslager ausrichtet, an dem bis über 100 Kinder und Jugendliche aus Schleswig-Holstein das Segeln lernen und trainieren.
  • der Friedrichstädter Rudergesellschaft v. 1926 mit knapp 200 Mitglieder, die vor allem im Juniorenbereich immer wieder deutsche Meister stellen konnte. Größte Erfolg bisher waren der 1993 errungene Junioren-Vizeweltmeistertitel im Einer für Ulf-Hendrik Hansen[17] und der 2008 errungene U23-Weltmeistertitel für Nils Menke im Vierer ohne Steuermann.

Zusammen mit dem Drachenbootverein Schwerin veranstaltete die Rudergesellschaft anlässlich der Neueinweihung ihres Ruderhauses 2005 ein Drachenbootrennen, welches jetzt jährlich durchgeführt wird. Bei diesem Rennen steht allerdings der Spaß im Vordergrund, alle Mannschaften sind nicht professionelle Einheimische oder andere Interessierte.

Möglichkeiten für unorganisierten Freizeitsport bieten sich vor allem durch die Wasserläufe im Stadtgebiet und die Treene. Neben zahlreichen Booten im Privatbesitz bietet ein Verleih Tret-, Ruder- und Elektroboote an. Mit diesen kann man durch die Stadt, aber auch die Treene hinauf fahren. Für Fahrten abseits der Eider ist kein Sportbootführerschein nötig.

Der Landes-Kanu-Verband Schleswig-Holstein ordnet die Treene als Haupt-Kanu-Gewässer ein. Dies ist eine Anerkennung der Tatsache, dass sich an Spitzentagen (Pfingsten, Himmelfahrt) zwischen 200 und 300 Boote auf den befahrbaren 71 Kilometern des Gewässers ab Friedrichstadt befinden. Darunter sind vergleichsweise viele ungeübte Kanuten, die bei Verleihern am Flussverlauf oder in Friedrichstadt ein Boot mieten.[18]

Segel- und Motorboote können auf der Eider oder der Treene fahren. Auf der Treene reicht das Revier für Segelboote nur fünf Kilometer bis nach Schwabstedt, da dort eine niedrige Brücke die Weiterfahrt verhindert. Motorboote können weitere fünf Kilometer bis zur Brücke nach Süderhöft fahren, ab dort herrscht für sie ein Fahrverbot.

Drachenbootrennen auf dem Westersielzug
  • Drachenbootfestival am zweiten Juli-Wochenende. Drachenbootrennen der Rudergesellschaft und familiäre Flaniermeile.
  • Friedrichstädter Festtage am letzten Juliwochenende. Sie heben sich von anderen Veranstaltungen gleicher Art durch den Lampionkorso auf den Grachten ab. Hierbei bewerben sich diverse phantasievoll geschmückte Boote darum, durch eine Jury ausgezeichnet zu werden.
Die wichtige Rolle der Schiffergilde zeigt sich auch durch das 1738 gestiftete Votivschiff in der lutherischen Kirche.
Pferdemarkt im Jahr 1895
Die jetzt geschlossene Eidermühle war das letzte Relikt der Kleinindustrialisierung Anfang des 20. Jahrhunderts.

Beispielhaft für den Aufbau und Niedergang der Wirtschaft werden im Folgenden der Schiffbau und die Salzsiederei betrachtet. Es gab außerdem einige andere größere Betriebe wie eine Senffabrik, eine Säurefabrik und eine Knochenmehlfabrik, sowie diverse Gerbereien und Wäschemangeln.

Vermutlich hat es bereits um 1624 Schiffbau in Friedrichstadt gegeben, da die Stadt in diesem Jahr von einer Verordnung ausgenommen wurde, die Schiffsverkauf außer Landes erst nach vierzehnjähriger Verwendung erlaubte.

1636 wurde die Aushebung eines Außenhafens abgeschlossen, der Bereich ist heute durch die Bundesstraße 202 von dem Ortskern getrennt. Der Werftinhaber Cornelis Cornelissen stellte am 23. November 1637 den Antrag, seine Werft an den Außendeich verlagern zu dürfen, damit er größere Schiffe bauen könne. Er war damit dort der erste Werfteigner. Dass die Werft in Friedrichstadt von größerer Bedeutung war, lässt sich auch aus dem Bedauern der Tönninger schließen, welche zwar durch konzentrierten Schiffsverkehr über die Eider und Nordsee gute Einnahmen hatten, aber feststellen mussten: … aber es werden keine Schiffe hier gebaut und selbst fremde Fahrzeuge werden häufiger von hier (Tönning) nach Friedrichstadt geführt, um dort repariert zu werden.[19]

Die Napoleonischen Kriege führten zu einem Niedergang des Schiffbaus, besonders weil 1806 die Kontinentalsperre errichtet wurde, die den gesamten Schiffsverkehr in der Nordsee zum Erliegen brachte. Zu diesem Zeitpunkt gab es vier Werften in Friedrichstadt. 1848 wurden die Werften im Krieg zerstört. Zumindest eine Werft sollte sich danach wieder ansiedeln, die nach mehrfachen Eignerwechsel 1912 schließlich ihre Pforten schloss. Diese Schöning’sche Schiffswerft (nach dem letzten Eigner) baute Schiffe bis 25 Meter Länge und mit bis zu drei Masten.

Die Salzsiederei, die Roh- zu Feinsalz raffinierte, ist bereits kurz nach der Stadtgründung nachzuweisen, sie wurde aber auf Grund kollidierender Privilegien schnell wieder aufgegeben. 1827 wurde die Salzsiederei wieder rentabel, die in der Zwischenzeit durch langfristige Lieferverträge blockiert war. Nach Einrichtung der ersten Siederei 1928 durch Nicolaus Jacob Stuhr entstanden in Friedrichstadt schließlich insgesamt drei Betriebe. Stuhr wurde als Begründer des Salzsiedergewerbes in Schleswig-Holstein gefeiert, allerdings sah sich die Regierung um Einnahmen aus den Zöllen für die Einfuhr von Feinsalz gebracht, so dass 1939 die Zollgesetze geändert wurden. Für alle Salzarten wurde der Tarif gleich, und somit wurde dieses Gewerbe wieder unrentabel.[20]

Die verschiedenen Eisenbahnverbindungen ermöglichten Anfang des 20. Jahrhunderts eine kleine Industrielandschaft mit Schwefelsäurefabrik, Knochenmühle, der Köllnschen Walzenmühle, der Senffabrik Günthrat und der Schöning’schen Schiffswerft. Diese Industrie zog aber bereits vor dem Zweiten Weltkrieg weg oder ging in Konkurs, so dass ein dauerhafter Aufschwung ausblieb. Einzig die später in Eidermühle umbenannte Köllnsche Walzenmühle konnte sich länger halten und war bis Anfang des 21. Jahrhunderts größter Arbeitgeber der Stadt. Da das Werk aber auch bei voller Auslastung nicht die gewünschten Mengen liefern konnte, zog der Betrieb in ein größeres Gebäude in Elmshorn nahe Hamburg an die Elbe.

Die 1905 eingerichtete Eisenbahnverbindung nach Schleswig durch die Schleswiger Kreisbahn wurde 1934 stillgelegt.

Der Tourismus stellt für die Stadt, die laut taz „auf jedem Meter ein Dutzend Fotomotive“ bietet,[21] den Hauptwirtschaftszweig dar. Dabei ist sie vor allem für Tagesausflügler interessant, 1996 kamen beispielsweise 300.000 bis 400.000 Tagesausflügler in die Stadt, die oft an der nahegelegenen Nordseeküste einen längeren Urlaub verbrachten. Grachtenfahrten zweier konkurrierender Bewerber sind in diesem Bereich ein ebenso beliebtes Angebot wie die auf 100 m² verteilte Minieisenbahnanlage namens „Modellbahn-Zauber“. Beide sind aufgrund ihrer Größe als private Wirtschaftsfaktoren im touristischen Bereich zu nennen. Die Stadt selbst bietet zwischen Juli und September tägliche Stadtführungen an, die teilweise von Führerinnen und Führern in Kleidung, die holländischen Trachten nachempfunden sind, geleitet werden.

Neben Hotels und Privatunterkünften bietet Friedrichstadt für seine Gäste einen Campingplatz und eine Jugendherberge. Im ehemaligen Versammlungshaus der Remonstranten ist Schleswig-Holsteins einzige Privatklinik für plastische Chirurgie untergebracht.

Weder der industrielle Sektor noch die Landwirtschaft zeigen nennenswerte Aktivitäten. Schon 1987 existierten nur noch zwei milchverarbeitende Betriebe im Stadtgebiet, die Landwirtschaft befindet sich in den anderen Gemeinden des Amts Friedrichstadt.

Eisenbahnbrücke der Marschbahn über die Eider.

Lange war Friedrichstadt am besten über das Wasser erreichbar. Auch heute noch ist von der Nordsee über die Eider und von der Ostsee über Nord-Ostsee-Kanal und Eider an die Häfen an Eider und Treene zu gelangen. Seit 1854 konnte man in „Büttel“ (heute in Koldenbüttel) an der Eiderstedtquerbahn, seit 1887 auch stadtnah über die Marschbahn Hamburg–Westerland Bahn fahren. Während die InterCity-Züge der Deutschen Bahn durchfahren, hält die Regionalbahn der Nord-Ostsee-Bahn im Stundentakt. Die Bundesstraßen 5 und 202 schließen den Ort an das deutsche Autobahnnetz an. Die B 5 führt zur 25 Kilometer südlichen A 23 in Heide, die B 202 zur 40 Kilometer östlichen A 7 in Rendsburg. Bei Friedrichstadt führt seit 1916 eine Brücke über die Eider, die die vorher 300 Jahre lang bestehende Fährverbindung ablöste. Die nächsten Flughäfen sind in Kiel, Lübeck und Hamburg.

Fußgängerbrücke über den Westersielzug

Direkt am Marktplatz findet sich die markanteste der innerstädtischen Brücken. Die Große Brücke bildet ein zentrales Motiv des so genannten „Malerwinkels“ in der Stadt. Die Natursteinbrücke aus Granit wurde vermutlich 1773 errichtet und hat Platz für eine einstreifige Fahrbahn und zwei schmale Gehwege. Bei einer Sanierung 1980/1981 wurde das komplette Stirn- und Flügelmauerwerk abgetragen, die Steine nummeriert, die inneren tragenden Teile mit Beton und Stahlbeton verstärkt und die Flügel- und Stirnsteine wieder in der alten Form aufgebaut, so dass sie seitdem wieder problemlos Fahrzeuge trägt.[22]

Insgesamt zählt die Stadt 18 Brücken über die verschiedenen Flüsse und Kanäle. Darunter befinden sich reine Fußgängerbrücken wie auch Brücken für den Fernverkehr. In der Stadtmitte führen neben der Großen Brücke auch drei Fußgängerbrücken aus Holz über den Mittelburggraben. Die neueste Fußgängerbrücke ist die Blaue Brücke, eine Zugbrücke über den Westersielzug, die auch bei Anglern sehr beliebt ist. Über den Fürstenburggraben führt die Fürstenburggrabenbrücke, eine Straßenbrücke aus Ziegel.

Verkehrstechnisch wichtig sind die Treenebrücke der Bundesstraße 202 aus Spannbeton, die Friedrichstadt im weiteren Verlauf an die B 5 anbindet, sowie die Eiderbrücke nach Dithmarschen von 1916 aus Stahl, eine der ältesten Eiderbrücken überhaupt, die die L 156 an die B 202 anbindet. Sie ist durch ihre Bögen in der flachen Landschaft weithin sichtbar. Die Eisenbahn fährt über die Eiderbrücke von 1887, eine Drehbrücke ebenfalls aus Stahl und mit 87 Metern Spannweite.

In Friedrichstadt befinden sich drei Schulen:

  • eine Grund- und Hauptschule; von 1971 bis 1985 Lehrtätigkeit durch Otto Beckmann
  • eine Realschule
  • die Hans-Helgesen-Skole des Dänischen Schulvereins

Zum Besuch eines Gymnasiums begeben sich die Schüler in der Regel nach Husum.

  • Constantin von Zeditz-Neukirch, Ehrenbürger seit 1868
  • Detlev von Bülow-Bossel, 1907–1914 Oberpräsident der preußischen Provinz Schleswig-Holstein. Errichtete die Eiderbrücke in Friedrichstadt, Ehrenbürger seit 1916
  • Karl Christiansen, Ehrenbürger seit 1994
  • Elske Laman Trip, Pastorin der remonstrantisch-reformierten Gemeinde, Ehrenbürgerin seit 2005
  • Am 9. Juni 2011 wurde Karl Wilhelm Michelson während der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung zum Ehrenbürger der Stadt Friedrichstadt ernannt.
  • Wilhelm Mannhardt (1831–1880), Volkskundler
  • Hans Holtorf (1899–1984), Künstler
  • Jürgen Ovens (* 1623 in Tönning; † 1678 in Friedrichstadt), Rembrandt-Schüler und Hofmaler der Herzöge von Holstein-Gottorf, lebte hier und liegt in der St. Christophorus-Kirche begraben
  • Ludwig Philipp I. (* 1773 in Paris; † 1850 in Claremont House südlich von Esher, Grafschaft Surrey), lebte 1796 auf der Flucht vor der Französischen Revolution einige Monate im Ort und arbeitete unter einem Decknamen als Hauslehrer
  • Hjalmar Schacht (* 1877 in Tinglev; † 1970 in München), deutscher Politiker, Bankier, Reichsbankpräsident und Reichswirtschaftsminister, seine Großeltern lebten hier
  1. Statistikamt Nord: Bevölkerung in Schleswig-Holstein am 31. Dezember 2010 nach Kreisen, Ämtern, amtsfreien Gemeinden und Städten (PDF-Datei; 500 kB) (Hilfe dazu)
  2. Bioconsult: Fischbasiertes Bewertungswerkzeug für Übergangsgewässer der norddeutschen Ästuare. Bremen 2006, S. 19
  3. Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Friedrichstädter Zeitgeschichte, Nr. 22
  4. Bernd Philipsen: … völlig überflüssige Versammlungshäuser. In: Gerhard Paul, Miriam Gilis-Carlebach: Menora und Hakenkreuz. Neumünster 1998
  5. Bantelmann, Kuschert, Panten, Steensen: Geschichte Nordfrieslands. Heide 1995, S. 359ff.
  6. Leere Bänke – Kirche bei Husum entweiht, Hamburger Abendblatt, 1. November 2003
  7. Kirche in Friedrichstadt, gemeinsames Mitteilungsblatt, November 2010
  8. a b 23. Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Friedrichstädter Stadtgeschichte 1983, S. 144ff.
  9. http://www.akens.org/akens/texte/stolpersteine/Stolpersteineliste.htm#Friedrichstadt
  10. Claus Bernet: Quäkerhaus Friedrichstadt. In: Quäker. Zeitschrift der deutschen Freunde, 77. Jahrgang, Nr. 4 (Juli-August), 2003, S. 192
  11. Wahlergebnisse beim Kreis Nordfriesland
  12. a b Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
  13. Unter Rubrum „Vorwort“ Geschichte der Kirche St. Knud
  14. Michael Reiter: Kirchen am Meer. Lutherische Verlagsanstalt, Kiel 2000, S. 40f.
  15. Friedhofsporträt bei Alemannia Judaica, Zugriff 29. April 2007
  16. Porträt bei Museen-sh.de
  17. Internationale Erfolge im Ruderverband Schleswig-Holstein
  18. Landes-Kanu-Verband „Freiwillige Vereinbarung über das NATURA-2000 Gebiet“ 12.7 Treenetal oberhalb Treia
  19. Herbert Karting: Segel von der Eider, Verlag H. M. Hauschild, Bremen 1995, S. 12
  20. Mitteilungsblätter der Gesellschaft für Friedrichstädter Stadtgeschichte, Nr. 5, 1973
  21. Esther Geißlinger: Kunst soll Kirchenbau retten. In: tageszeitung Nord-Ausgabe, 23. Oktober 2006
  22. Ausführliche Information mit Zeichnungen bei baufachinformation.de, Zugriff 29. April 2007


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