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Qualitätsmanagement

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Qualitätsmanagement oder QM bezeichnet alle organisierten Maßnahmen, die der Verbesserung von Produkten, Prozessen oder Leistungen[1] jeglicher Art dienen. Qualitätsmanagement ist eine Kernaufgabe des Managements. In Branchen wie der Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik, Teilen der Gesundheitsversorgung, der medizinischen Rehabilitation oder der Arznei- und Lebensmittelherstellung ist das Qualitätsmanagementsystem vorgeschrieben.

Seit etwa 1900 wurden verschiedene Modelle zur Standardisierung des Qualitätsmanagements entwickelt.

Inhaltsverzeichnis

Die Wirtschaftswissenschaften sehen Qualitätsmanagement als Teilbereich des funktionalen Managements, mit dem Ziel, die Effektivität und Effizienz einer Arbeit (Arbeitsqualität) oder von Geschäftsprozessen zu erhöhen. Dabei sind materielle und zeitliche Vorgaben zu berücksichtigen sowie die Qualität von Produkt oder Dienstleistung zu erhalten oder weiterzuentwickeln.

Inhalte sind etwa die Optimierung von Kommunikationsstrukturen, professionelle Lösungsstrategien, die Erhaltung oder Steigerung der Zufriedenheit von Kunden oder Klienten sowie der Motivation der Belegschaft, die Standardisierungen bestimmter Handlungs- und Arbeitsprozesse, Normen für Produkte oder Leistungen, Dokumentationen, Berufliche Weiterbildung, Ausstattung und Gestaltung von Arbeitsräumen.

Bei der Gestaltung von Arbeitsabläufen in Organisationen soll Qualitätsmanagement sicherstellen, dass Qualitätsbelange den zugewiesenen Platz einnehmen. Qualität bezieht sich dabei sowohl auf die vermarkteten Produkte und Dienstleistungen, als auch auf die internen Prozesse der Organisation und ist definiert als das Maß, in dem das betrachtete Produkt oder der betrachtete Prozess den Anforderungen genügt. Diese Anforderungen können explizit definiert sein, sie können aber auch implizit vorausgesetzt werden (Erwartungen). Qualität ist das Ausmaß an Übereinstimmung von Anforderungen (explizit formuliert) und Erwartungen (nicht explizit formuliert) mit einem Produkt oder einer Dienstleistung. Im Laufe der Zeit werden dann die Anforderungen zu Erwartungen.

Qualitätsmanagement führt somit nicht zwangsläufig zu einem höherwertigen Ergebnis, sondern steuert nur die Erreichung der vorgegebenen Qualität. Auch etwa der Herstellungsprozess eines Billigprodukts kann somit durchaus einem vollständigen Qualitätsmanagement unterliegen. Auch Qualitätszertifizierungen etwa nach ISO sagen somit nichts über die Produktqualität aus, wie teilweise durch Werbung suggeriert, sondern nur über das Qualitätsmanagement im Herstellungsprozess.

Zeit Schlagwort Beschreibung Vorreiter
um 1900 Qualitätskontrolle Aussortieren von fehlerhaften Produkten Ford, Taylor
um 1930 Qualitätsprüfung Steuerung basierend auf Statistiken Walter A. Shewhart
um 1960 Qualitätsmaßnahmen im ganzen Unternehmen Vorbeugende Maßnahmen Genichi Taguchi, W.E. Deming
um 1964 Null-Fehler-Programm des US-Verteidigungsministeriums Ziel der Perfektion Philip B. Crosby
um 1985 Null-Fehlerstrategie Six Sigma General Electric, Motorola
1988 EFQM-Modell neun ganzheitliche Kriterien EFQM
um 1990 umfassendes Qualitätskonzept Integration von Teilkonzepten Ishikawa
1995 Total-Quality-Management Qualität als Systemziel W.E. Deming, Malcolm Baldrige

Es gibt eine Reihe von Qualitätsmanagementnormen, welche als Rahmen oder auch als verpflichtende Vorgabe für die Etablierung eines Qualitätsmanagementsystems herangezogen werden. Die Nutzung der verschiedenen Qualitätsstandards zeigt starke regionale und branchenspezifische Unterschiede. Vor allem asiatische und angelsächsische Hersteller, insbesondere in der Industrie, haben Qualitätsmanagementmethoden eingeführt.

Die bekanntesten Qualitätsmanagementmodelle sind das EFQM-Modell sowie die ISO 9001, die beide Schnittmengen in der Prozessorientierung haben.

Das EFQM-Modell ist europäisch ausgerichtet und ermöglicht ebenso ein Zertifikat durch einen Auditor - wie das der EN ISO. Es ist im Gegensatz zur ISO 9001:2008 ein Wettbewerbsmodell, welches nicht auf die Erfüllung von Vorgaben, sondern auf die Selbstverantwortung in der Bewertung abzielt. Zentrales Anliegen des EFQM-Modells ist die stetige Verbesserung mittels Innovation und Lernen in allen Unternehmensteilen und in Zusammenarbeit mit anderen EFQM-Anwendern. Es orientiert sich laufend an weltbesten Umsetzungen, so dass es für ein Unternehmen nie möglich ist, die Maximalpunktzahl zu erreichen. Es besteht somit im Vergleich zur ISO 9001:2008 eine größere Motivation für weitere Verbesserungen. EFQM lässt sich nicht nur auf Wirtschaftsunternehmen, sondern auch auf Dienstleistungs- und soziale Einrichtungen anwenden.

  • Neuere Qualitätsstandards wie ISO/TS 16949:2002 orientieren sich stärker an den schon lange bekannten und fundierten Methoden der Begründer des industriellen Qualitätsgedankens (W. Edwards Deming, Walter A. Shewhart).
  • Für Organisationen mit Entwicklungsaufgaben (interne IT-Abteilungen, Auto-Entwicklung, Maschinen-Entwicklung) gibt es das Capability Maturity Model Integration (CMMI) als ein spezialisiertes Prozessmodell. Durch die spezifische Ausrichtung auf Entwicklungsorganisationen kann CMMI detaillierter auf einzelne Prozessaspekte eingehen.
  • In der Produktion werden statistische Mittel verwendet, um den Herstellungsprozess zu überwachen. Zu den darauf aufbauenden Qualitätsstrategien gehört auch Six Sigma.
  • Im Projektmanagement werden ebenfalls eigene Qualitätsmanagementverfahren eingesetzt, siehe Qualitätsmanagement im Projektmanagement.
  • Bei Qualitätstestierungsmodellen wie LQW werden die speziellen Anforderungen im Bildungsbereich behandelt.
  • Die strengsten Zertifizierungen sind jene der Automobilindustrie, wie die ISO/TS 16949:2002 oder deren Vorgänger QS-9000 und VDA 6.1.

Eigene Standards sind ebenfalls in der Medizintechnik, im Weiterbildungsbereich, in der Luft- und Raumfahrt und in Kernkraftwerken vorgesehen. Eines der für niedergelassene Ärzte entwickelten Systeme ist Qualität und Entwicklung in Praxen (QEP). Laut einer Erhebung der Stiftung Gesundheit 2010 lag QEP bei den Humanmedizinern mit einem Nutzeranteil von 25,5 Prozent auf Platz zwei der genutzten Systeme, bei Psychotherapeuten war QEP Marktführer mit einem Nutzeranteil von 64,4 Prozent.[2] Einrichtungen der stationären medizinischen Rehabilitation müssen gemäß § 21(3) SGB IX über ein zertifiziertes QMS verfügen, damit sie von Sozialleistungsträgern belegt werden dürfen. § 20 SGB IX sieht vor, dass die unterschiedlichen QM-Verfahren von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation e.V. (BAR) akkreditiert sein müssen.

Viele Qualitätsmanagementmodelle unternehmen den Versuch, die Prozesse objektiv bewertbar zu machen. Dabei sind zwei grundlegend verschiedene Ansätze zu unterscheiden:

a) Zertifizierbare Normen mit definierten Mindestanforderungen an ein wirksames Qualitätsmanagementsystem, beispielsweise die EN ISO 9001, die durch Audits bewertet werden.

b) Selbstbewertung des eigenen Qualitätsmanagementsystems und Benchmarking zwischen Wettbewerbern um einen Qualitätspreis, beispielsweise den EFQM Excellence Award der European Foundation for Quality Management (Wirtschaft), den Speyerer Qualitätswettbewerb (für den öffentlichen Sektor) oder den Ludwig-Erhard-Preis, der deutsche Preis nach den Regeln des EFQM mit hohem politischen Ansehen, innerhalb dessen die Wirksamkeit der im Wettbewerb stehenden Qualitätsmanagementsysteme miteinander verglichen werden.

Siehe auch: Bewertung (Qualitätsmanagement)

Kritisch wird häufig kommentiert, dass nur extern auditierte und zertifizierte Qualitätsmanagementmodelle objektiven Kriterien standhalten, da bei einer Selbstbewertung oftmals zugunsten der eigenen Situation bewertet wird.

Siehe auch: Evaluation und Qualitätsmanagement
  • Von Auditoren ausgestellte Zertifikate, beispielsweise die drei möglichen Zertifikate der EFQM, legen daher einen Schwerpunkt auf externe Audits anstelle von Selbstbewertungen.
  • Die Sozialwissenschaftlerin Bettina Warzecha vertritt den Standpunkt, dass sich komplexe Arbeitsabläufe nicht durch Kennzahlen abbilden lassen: es sei ein Mythos, dass industrielle Prozesse mittels Qualitätsmanagement beherrschbar seien.[3][4]

Qualitätsmanagement ist ein selbstreferenzieller Prozess, das heißt, die Verfahren zur Verbesserung des jeweiligen Gegenstands lassen sich auch auf den Qualitätsmanagementprozess selbst anwenden.

Im QM als Managementaufgabe werden festgelegt:

  • Qualitätspolitik
  • Ziele
  • Verantwortungen

Dabei liegt es im Interesse des Managements, eindeutige Beschreibungen niederzulegen, andernfalls kann es persönlich für die durch das Produkt eingetretenen Schäden zur Verantwortung gezogen werden.

Das Qualitätsmanagement besteht aus:

  • Qualitätsplanung
  • Qualitätslenkung
  • Qualitätssicherung
  • Qualitätsverbesserung

Großer Wert wird auf die kontinuierliche Verbesserung der Prozesse gelegt. Erfahrungen daraus fließen wieder zurück in die Planung, so dass ein Regelkreis (Demingkreis) entsteht:

  • Qualitätsplanung - es wird ein Ist-Zustand ermittelt und die Rahmenbedingungen für das Qualitätsmanagement festgelegt. Danach werden Konzepte und Abläufe erarbeitet.
  • Qualitätslenkung - die in der Planphase gewonnenen Ergebnisse werden umgesetzt (QFD, FMEA).
  • Qualitätssicherung - Auswerten qualitativer und quantitativer Qualitätsinformationen (Kosten-Nutzen-Betrachtungen, Überprüfen von gemachten Annahmen).
  • Qualitätsgewinn - aus vorheriger Phase gewonnene Informationen werden für Strukturverbesserungsmaßnahmen und Prozessoptimierung eingesetzt. Erfolge und Ergebnisse werden kommuniziert.
  • Holger Brüggemann, Peik Bremer: Grundlagen Qualitätsmanagement. Von den Werkzeugen über Methoden zum TQM. Wiesbaden: ISBN 978-3-8348-1309-1.
  • Franz J. Brunner, Karl W. Wagner: Qualitätsmanagement. Leitfaden für Studium und Praxis. München, Wien: ISBN 978-3-446-42516-3.
  • Rüdiger Gläbe, Hermann J. Thomann (Hrsg.): Qualitätsmanagement in Dienstleistungsunternehmen. Aktuelles Praxishandbuch mit direkt verwertbaren Arbeitshilfen auf Begleit-CD-ROM. TÜV Media, Köln 2007, ISBN 3-8249-0473-X.
  • Uli Greßler, Rainer Göppel: Qualitätsmanagement. Eine Einführung. Bildungsverlag EINS, Troisdorf, ISBN 3-8237-4795-9.
  • G.F. Kamiske(Hrsg.): Bausteine des innovativen Qualitätsmanagement. München, Wien: ISBN 3-446-18990-4.
  • Walter Masing (Hrsg.): Handbuch Qualitätsmanagement. 5. Auflage, Hanser, München Wien: 2007, ISBN 978-3-446-40752-7.
  • MQ - Management und Qualität / Das Magazin für integrierte Managementsysteme, Ausgabe Deutschland, Organ von TÜV Cert, TÜV Media, Köln, ISSN 1862-2623.
  • Tilo Pfeifer, Robert Schmitt: Masing - Handbuch Qualitätsmanagement. 5. Auflage, Hanser, München 2007, ISBN 3-446-40752-9.
  • Dieter Pfister, Lucien Schoppig: Identifikation als Erfolgsfaktor im modernen Qualitätsmanagement, Basel 1994, ISBN 3-906-43053-7.
  • Armin Töpfer, Hartmut Mehdorn: Total Quality Management. 3. Auflage, Luchterhand, Berlin 1994, ISBN 3-472-01759-7.
  • Karl W. Wagner: Qualitätsmanagement für KMU. Hanser, München 2005, ISBN 3-446-40229-2.
  • Ernest Wallmüller: Ganzheitliches Qualitätsmanagement in der Informationsverarbeitung. München, Wien: Hanser 1994 ISBN 3-446-17101-0.
  1. Der Begriff Leistungen umfasst im QM die Dienstleistungen, geht aber über den üblichen Begriff noch hinaus und betrifft auch die innerorganisatorischen Leistungen.
  2. http://www.stiftung-gesundheit.de/PDF/studien/Studie_QM_2010.pdf
  3. Interview mit der Sozialwissenschaftlerin Bettina Warzecha: Ungesunde Ordnung, brand eins (Wirtschaftsmagazin) 12. Jahrgang, Heft 10 vom Oktober 2010, S. 120−124.
  4. ISBN 978-3-000280122.


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Total-Quality-Management

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Total-Quality-Management (TQM), bisweilen auch umfassendes Qualitätsmanagement, bezeichnet die durchgängige, fortwährende und alle Bereiche einer Organisation (Unternehmen, Institution, etc.) erfassende, aufzeichnende, sichtende, organisierende und kontrollierende Tätigkeit, die dazu dient, Qualität als Systemziel einzuführen und dauerhaft zu garantieren. TQM wurde in der japanischen Autoindustrie weiterentwickelt und schließlich zum Erfolgsmodell gemacht. TQM benötigt die volle Unterstützung aller Mitarbeiter, um zum Erfolg zu führen.

Inhaltsverzeichnis

Zu den wesentlichen Prinzipien der TQM-Philosophie zählen:

  • Qualität orientiert sich am Kunden,
  • Qualität wird durch Mitarbeiter aller Bereiche und Ebenen erzielt,
  • Qualität umfasst viele Dimensionen, die durch Kriterien operationalisiert werden müssen,
  • Qualität ist kein Ziel, sondern ein Prozess, der nie zu Ende geht,
  • Qualität bezieht sich auf Produkte und Dienstleistungen,
    vor allem aber auf die Prozesse zur Erzeugung derselben.
  • Qualität setzt aktives Handeln voraus und muss erarbeitet werden.

Das meistverbreitete TQM-Konzept in Deutschland ist das EFQM-Modell für Excellence der European Foundation for Quality Management. Dieses Modell hat einen ganzheitlichen, ergebnisorientierten Ansatz. Die Kriterien dieses Modells werden zur Vergabe des wichtigsten deutschen Qualitätspreises, des Ludwig-Erhard-Preises herangezogen.

Siehe auch: Kaizen

Als Pionier forschte William Edwards Deming in den 1940er Jahren im Bereich Qualitätsmanagement. Doch in den USA schenkte ihm nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs niemand Beachtung, da die Maximierung des Produktionsvolumens angesichts der nach dem Krieg weltweit insgesamt reduzierten Produktionskapazitäten im Fokus stand. Im kriegszerstörten Japan hatten seine Arbeiten dagegen mehr Erfolg. Das Total-Quality-Management wurde hier schnell zu einer viel beachteten Management-Philosophie; bereits 1951 wurde zum ersten Mal ein japanisches Unternehmen mit dem so genannten Deming-Preis für besonders hohe Qualitätsanforderungen ausgezeichnet.

Die Japaner eroberten in den folgenden Jahrzehnten mit qualitativ hochstehenden und doch preisgünstigen Produkten Marktanteile auf der ganzen Welt. Dies ging so weit, dass selbst die stolzen US-Unternehmen einen Blick nach Japan warfen und dabei auf die Deming’sche Qualitätsphilosophie stießen. In den siebziger und achtziger Jahren kam diese schließlich auch bei namhaften US-amerikanischen Unternehmen zur Anwendung. Von staatlicher Seite setzte sich vor allem Malcolm Baldrige, der von 1981 bis 1987 als Secretary of Commerce agierte, für Qualität in den Unternehmen ein. Der US-Kongress rief 1987 ein Belohnungsprogramm für Organisationen mit hohen Anforderungen an Qualität und Leistung ins Leben. Der Baldrige Award wird bis heute jährlich verliehen. Er basiert auf einem Qualitätsmodell, das auf den Ideen von Deming beruht und durch die Befragung von zahlreichen Unternehmen stetig weiterentwickelt wird.

Das Konzept dieses Preises schwappte auch auf Europa über. 1988 gründeten 14 große Unternehmen (unter ihnen Nestlé, Bosch, Philips, Ciba-Geigy und Sulzer) die European Foundation for Quality Management (EFQM), die sich die Entwicklung eines europäischen Modells für Qualitätsmanagement auf die Fahne schrieb. Das so genannte EFQM-Modell für Business-Excellence wird bis heute von der Organisation betreut und mit Hilfe der Praxis kontinuierlich angepasst. 1992 wurde zum ersten Mal ein Preis für Qualität auf europäischer Ebene verliehen.

Der Grundgedanke ist bei allen Modellen derselbe: Qualitätsmanagement soll sich nicht auf die technischen Funktionen zur Sicherstellung der Produktqualität beschränken, sondern wird auf die Beziehung zwischen dem Unternehmen und seinen Kunden definiert. Qualität ist nach Philip B. Crosby – einer der amerikanischen „Qualitäts-Gurus“ – die Erfüllung von Anforderungen. Oberstes Ziel ist die Kundenzufriedenheit, die nur durch eine langfristige Entwicklung des Unternehmens selbst dauerhaft gewährleistet ist. Das EFQM-Modell ist eine Art große Checkliste, welche die Wirkungszusammenhänge in einem Unternehmen aufzeigen soll. Das Modell umfasst acht Leitgedanken:

  1. Führung und Zielkonsequenz
  2. Management mit Prozessen und Fakten
  3. Mitarbeiterentwicklung und Beteiligung
  4. Kontinuierliches Lernen, Innovation und Verbesserung
  5. Aufbau von Partnerschaften
  6. Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit
  7. Ergebnisorientierung
  8. Kundenorientierung

Diese sind im Sinne des so genannten Radar-Konzeptes (Results, Approach, Deployment, Assessment und Review) umzusetzen. Ein Unternehmen muss also zuerst die gewünschten Ergebnisse bestimmen, dann das Vorgehen für die Umsetzung planen, die Umsetzung durchführen und schließlich sowohl das Vorgehen (war es effektiv?) wie auch die Umsetzung (war sie effizient?) bewerten und überprüfen. Ein wesentlicher Gedanke des Modells ist der, das eigene Handeln und die eigenen Ergebnisse ständig mit dem Wettbewerb, und zwar mit den Besten im Wettbewerb, zu vergleichen.

Das Modell kann grundsätzlich von allen Unternehmen angewandt werden. Es ist branchen- und größenunabhängig. In der Schweiz hat sich laut Liedtke aber gezeigt, dass kleine und mittlere Unternehmen (KMU) das Modell schneller umsetzen können. Große Firmen müssten mit mehr als sechs Jahren rechnen, bis sie sich zu Organisationen entwickelt haben, die eine umfassende Qualität mit entsprechenden Ergebnissen aufweisen. Die Finalisten des Esprix-Preises (dem Schweizer Qualitätspreis) waren in den vergangenen Jahren denn auch vorwiegend KMU; dieses Jahr waren erstmals vier der fünf Finalisten Großunternehmen. Bei großen Konzernen können aber auch einzelne Sparten, Divisionen oder gar Abteilungen das Excellence-Modell individuell anwenden. Ausschlaggebend für die erfolgreiche Umsetzung des Modells ist laut Liedtke vor allem das persönliche Engagement der obersten Führung.

Der Nutzen des EFQM-Modells ist zwar noch nicht genau analysiert worden, derjenige seines Pendants jenseits des Atlantiks indessen schon. In den USA haben wissenschaftliche Studien gezeigt, dass Unternehmen, die dem Excellence-Modell nachleben, höhere Umsätze und Gewinne, eine höhere Produktivität, eine bessere Aktien-Performance und eine schneller wachsende Zahl von Arbeitsplätzen als ihre Konkurrenten aufweisen können.

Den überzeugendsten Nachweis lieferte die Langzeitstudie von Vinod Singhal vom Georgia Institute of Technology und Kevin Hendricks von der University of Western Ontario aus dem Jahr 2000, in der die Leistung von beinahe 600 Gewinnern von Qualitätspreisen fünf Jahre lang verfolgt wurde. Das Ergebnis: Der Aktienpreis der Gewinner lag um 44 %, der Betriebsertrag um 48 % und der Umsatz um 37 % höher als in der Vergleichsgruppe.

Die Einführung von TQM gestaltet sich zum Teil schwierig, da die Unternehmenskultur gegebenenfalls verändert werden muss. Im Kontext schnelllebiger Wirtschaft und kurzfristiger Gewinnerwartungen ist es schwer, Qualität als Firmenphilosophie zu erfassen.

Klassische Qualitätssicherung Total-Quality-Management
Menschen machen Fehler Prozesse provozieren Fehler
Einzelne Mitarbeiter sind für Fehler verantwortlich Alle Mitarbeiter sind für Fehler verantwortlich
Null Fehler ist nicht realisierbar Null Fehler ist das Ziel
Einkauf von vielen Lieferanten Partnerschaft mit wenigen Lieferanten
Kunden müssen nehmen, was das Unternehmen an Qualität liefert Alles ist auf vollkommene Kundenzufriedenheit ausgerichtet

Eine europaweit anerkannte Weiterbildung im TQM ist berufsbegleitend per Fernlehre bei staatlich zugelassenen Fernlehrinstituten (ZFU) möglich. Anbieter innerhalb von Deutschland sind zum Beispiel die Quality Akademie, das Institut für Lernsysteme und die Studiengemeinschaft Darmstadt.

In Deutschland werden berufsbegleitend Fernstudiengänge zum Thema TQM angeboten. Dazu gehören die Studiengänge TQM sowie Ökonomie und Management des ZFUW, dem Fernstudienzentrum der TU Kaiserslautern, die die Einführung von Qualitätsförderung in Unternehmen unterstützen sollen.

  • Gerd F. Kamiske: Der Weg zur Spitze; Business Excellence durch Total Quality Management – der Leitfaden. Hanser Fachbuch, 2000, ISBN 3-446-21486-0
  • Christian Malorny, Thomas Hummel: Total Quality Management Tipps für die Einführung. Hanser Fachbuch, 2002, ISBN 3-446-21863-7
  • André Jaritz: TQM und Mitunternehmertum im Humanressourcenmanagement. Rainer Hampp, 1999, ISBN 3-87988-401-3
  • Adolf J. Schwab: Managementwissen für Ingenieure. Springer Verlag, ISBN 3-540-44372-X
  • Ulrich Bröckling: Das unternehmerische Selbst. Soziologie einer Subjektivierungsform stw 1832. Suhrkamp, Frankfurt am Main, 2007, ISBN 3-518-29432-6
  • Ralf Lindert: Ausgewählte Instrumente des Total Quality Management in Non Profit Organisationen. Berlin 2005, ISBN 3-638-58205-1.


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Organisation

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Der Begriff Organisation (gr. ὄργανον órganon „Werkzeug“) lässt sich am treffendsten mit „Bewerkstelligung“ übersetzen, eindeutige Definitionen bestehen jedoch nicht.[1][2] In den Wissenschaften werden dem Begriff drei allgemeine Bedeutungen zugeschrieben: als Instrument, als Funktion und als Institution.

Inhaltsverzeichnis

Etymologisch ist „Organisation“ gem. Duden[3] vom Verb „organisieren“ abgeleitet („planmäßig ordnen, gestalten, einrichten, aufbauen“), das auf frz. organe („Werkzeug; mit Organen versehen; zu einem lebensfähigen Ganzen zusammenfügen“) zurück geht.

Organisation steht auch für den Prozess des Organisierens, durch den fortlaufende unabhängige Handlungen zu vernünftigen Folgen zusammengefügt werden, so dass vernünftige Ergebnisse erzielt werden.[4]

Eine Organisation kann eine soziale Struktur sein, die aus dem planmäßigen und zielorientierten Zusammenwirken von Menschen entsteht, sich zur Umwelt abgrenzt und – als korporativer Akteur (Coleman) – mit anderen Akteuren interagieren kann.

In der Biologie kennt man Organisationen in Form von „Staatenbildung“ (z. B. Ameisenstaat, auch als Superorganismus bezeichnet).

Sowohl im allgemeinen Sprachgebrauch als auch in der Wissenschaft (etwa Soziologie, Politikwissenschaft, Betriebswirtschaftslehre, Informatik) wird der Begriff vieldeutig und unter wechselnden Aspekten benutzt. In der Umgangssprache z. B. ist 'organisieren' (nach[3]) als verhüllender Ausdruck für „sich etwas [auf nicht ganz rechtmäßige Weise] beschaffen“ bekannt.

Der instrumentale Ansatz sieht Organisation als die Gesamtheit aller Regelungen, die sich auf die Verteilung von Aufgaben und Kompetenzen sowie die Abwicklung von Arbeitsprozessen beziehen. Er findet vor allem in der BWL Anwendung.

Die funktionale oder prozessuale Sicht betrachtet Organisation als Handeln des Organisierens, d.h. das Verteilen von Aufgaben auf Organisationsmitglieder (Arbeitsteilung) und deren Ausrichtung auf übergeordnete Ziele (Koordination).

Karl Weick definiert den prozessualen Aspekt wie folgt: „Organisieren heißt, fortlaufende, unabhängige Handlungen zu vernünftigen Folgen zusammenfügen, sodass vernünftige Ergebnisse erzielt werden“.[5] Sein Organisationsbild ist eine organisationspsychologische Betrachtung, bei der die Organisation eine Gruppe von Leuten bezeichnet, die versuchen, den Vorgängen einen Sinn abzugewinnen, die um sie herum geschehen.[6]

Instrumentale und funktionale Sicht thematisieren Regeln zur Schaffung einer Ordnung. Man kann auch sagen, ein System hat eine Organisation.

Zum anderen gibt es ein strukturelles Verständnis, das auf das organisierte Gebilde bezogen ist. Unter strukturellem Aspekt ist die Organisation „ein Gebilde interdependenter Handlungen“, die in „arbeitsteiliger Kooperation und hierarchischer Koordination […] zielgerichtet miteinander verknüpft sind“.[7] Jede Organisation ist auch ein System, aber umgekehrt ist nicht jedes System eine Organisation. Die gesellschaftlichen Teilsysteme Wirtschaft, Politik, Wissenschaft beispielsweise bestehen aus Organisationen, Professionen und Institutionen.

Da jede Wissenschaft meist eine spezialisierte Sicht auf die verschiedenen Bedeutungen von Organisation hat, ist es entsprechend schwierig, den Begriff dem der Institution gegenüberzustellen. Teilweise kann man analoge Bedeutungen von Institution finden, zum einen als Regelwerk (z. B. die Institution der Ehe) oder als organisiertes Gebilde (z. B. ein Gerichtshof).

Im Unterschied zur Alltagssprache ist in den Sozialwissenschaften der Begriff Organisation klar vom Begriff der Institution abgegrenzt: Eine Organisation sei ein bewusst geschaffenes, zielgerichtetes Gebilde, das Gründer und auch ein Gründungsdatum hat. Jede Organisation hat Mitglieder. Institution hingegen sei ein „Regelwerk“ von Verhaltensmustern und -normen, das aus dem gesellschaftlichen Zusammenleben der Menschen, das heißt aus Regelmäßigkeiten ihres Verhaltens, gleichsam „naturwüchsig“ hervorgegangen ist (z. B. die Institution des Wettkampfes, der Gastfreundschaft, der Hochzeit, der Bestattung).

Es gibt weiterhin auch Institutionen, insbesondere rechtliche, die bewusst geschaffen wurden und mit Gesetzeskraft ausgestattet sind, z. B. Erbregelung, Ehe, Eigentum, Mitbestimmung, Wahlrecht. Häufig knüpfen auch diese an die im praktischen Lebenszusammenhang entstandenen Institutionen an.

Für Institutionen gilt generell, dass sie ohne Mitglieder denkbar sind. So lässt sich beispielsweise die Universität einerseits als Organisation und andererseits als Institution beschreiben: Als Organisation ist sie ein soziales Gebilde aus Lehrenden und Lernenden sowie aus Forschern, Verwaltern und anderen Bediensteten, die in einem arbeitsteiligen, planvollen Zusammenspiel miteinander agieren; als Institution ist sie eine gesellschaftliche Einrichtung, die der Vermittlung, Tradierung und Generierung von praktischem und orientierendem Wissen dient.

Abweichend von der sozialwissenschaftlichen Distinktion beider Begriffe subsumiert die Neue Institutionenökonomik auch Organisationen unter ihren Institutionsbegriff.

Hauptartikel: Organisationstheorie

Organisationstheorien haben zum Ziel, die Grundelemente und Funktionen von Organisationen, ihre Entstehung und ihren (Fort-)Bestand in dynamischen Umwelten zu verstehen und zu erklären. Es existiert eine Vielzahl verschiedener Organisationstheorien, die der Tatsache gerecht werden wollen, dass Organisationen hochkomplexe Gebilde sind. Allen theoretischen Ansätzen ist der Objektbereich – die Organisationen und ihre Zielsetzungen – gleich, jedoch erfassen sie jeweils nur bestimmte Aspekte des breiten Gegenstandsbereichs. Wichtige Organisationstheorien sind:

Die klassischen Theorien

  • Bürokratietheorie
  • Scientific Management
  • Human-Relations-Ansatz
  • Situativer Ansatz
  • Sozio-technischer Ansatz
  • Systemtheorie

Neuere Theorien

  • Mülleimer-Modell
  • Selbstorganisation
  • Politische Ökonomie der Organisation
  • Strukturationstheorie
  • Soziologischer Neoinstitutionalismus

Ökonomische Ansätze

  • Transaktionskostentheorie
  • Prinzipal-Agent-Theorie
  • Property-Rights-Ansatz
  • Neue Institutionenökonomik
  • Evolutionstheoretischer Ansatz
Zusammenhang der Organisationsbegriffe

In der Betriebswirtschaftslehre werden die drei Begriffsausprägungen wie folgt erfasst:

  • instrumentelle Sicht
Hauptartikel: Betriebswirtschaftliche Organisationslehre

Die instrumentelle Sichtweise war jahrzehntelang das vorherrschende Verständnis des Organisationsbegriffes.[8] Mit dem Ziel der auf Spezialisierung beruhenden Strukturierung und Koordination von Personen, Sachmitteln und Informationen zum Zwecke der Erreichung der Unternehmensziele.

Es gibt zwei klassische Ausprägungen. Zum einen die funktionale Konzeption nach Erich Gutenberg und zum anderen die konfigurative Konzeption nach Erich Kosiol.

In diesem Zusammenhang kommen auch Elemente wie Formale Organisation und Informale Organisation ins Spiel.

  • institutionelle Sicht
Hauptartikel: Organisation (Wirtschaft)

Organisationen sind soziale, zeitlich relativ stabile Systeme, die aus Individuen bestehen, welche gemeinsame Ziele verfolgen.

Oft werden Organisationen nach generellen Zielsystemen wie folgt klassifiziert:

  • Organisationen, deren Ziel darin besteht, Leistungen in Form von Sach- und Dienstleistungen zu erbringen (Produktionsbetriebe und Dienstleistungsunternehmen) oder bestimmte Außenwirkungen zu erzielen (zum Beispiel Verwaltungsbehörden, Polizei, Parteien, Interessenverbände, Gewerkschaften, etc.);
  • Organisationen, deren Zielerreichung auf die Veränderung von Personen gerichtet ist (zum Beispiel Schulen, Universitäten, Krankenhäuser, Beratungsstellen, Gefängnisse etc.). Dieser Zieltyp wird meist Non-Profit-Organisation genannt.
Hauptartikel: Organizational Behaviour

Das interdisziplinäre Fachgebiet Organizational Behaviour analysiert Möglichkeiten und Grenzen des gezielten Umgangs der Gestaltung von sozialen Regeln, Prozessen, Funktionen und Strukturen zur Beeinflussung des menschlichen Verhaltens in Organisationen. Hierbei werden unterschiedliche Kontexte (z. B. Erwartungen, Verhalten oder Sinn) auf ihre verhaltensteuernden Wirkungen hin betrachtet.

Marktfähige Organisationen demnach im Wesentlichen aus der Kommunikation von und über Entscheidungen, wobei jede Einzelentscheidung an vorherige Entscheidungen anknüpft und selbst eine Voraussetzung für Folgeentscheidungen ist. Im Blick auf die wirksamen wechselseitigen Verweisungen der Entscheidungen auf andere Entscheidungen in den Schnittstellen entlang der arbeitsteiligen Wertschöpfungsprozesse ergibt sich ein rekursiver Entscheidungsverbund, dessen Selbstreflexion anhand interner entscheidungsorientierter Kommunikationsprozesse erfolgt.

Hauptartikel: Organisationssoziologie

Die Soziologie betrachtet die Organisation als einen genuinen Gegenstand ihres Faches. Talcott Parsons sah in der Organisation „den wichtigsten Mechanismus für eine hochdifferenzierte Gesellschaft, um das System 'in Gang zu halten' und Ziele zu verwirklichen, die die Möglichkeiten des einzelnen übersteigen“.[9] Obwohl Max Weber als einer der ersten Soziologen die bürokratische Organisation ins Zentrum seiner Soziologie gestellt hat, kam erst über den Umweg der amerikanischen Soziologie, die Weber als ersten Organisationssoziologen entdeckt hatte, nach dem Zweiten Weltkrieg die Organisationssoziologie nach Deutschland, exemplarisch dafür sind die Arbeiten von Renate Mayntz,[10] die in den USA studiert hatte.

Eine eigene politologische Organisationslehre ist – trotz der Erforschung von zum Beispiel Parteien – noch nicht durchgesetzt. Doch eröffnen sich mit dem 21. Jahrhundert durch die wachsende Bedeutung der NGO (nichtstaatlichen Organisationen) neue Forschungsfelder. Sie reichen – beispielsweise – vom Roten Kreuz bis zu al-Qaida.

  • Lernende Organisation
  • Organ (Recht)
  • Organisator (Beruf)
  • ISBN 3-409-12681-3.
  • ISBN 3-7910-9207-3.
  • ISBN 3-531-14336-0.
  • ISBN 3-17-019281-7.
  • ISBN 3-428-08341-5.
  • Niklas Luhmann: Organisation und Entscheidung, Wiesbaden: VS Verlag, 2. Aufl. 2006, ISBN 3-531-33451-4.
  • Elton Mayo: The social problems of an industrial civilisation, [1933], dt. Probleme industrieller Arbeitsbedingungen, Verlag der Frankfurter Hefte, Frankfurt am Main 1949.
  • Dietrich von der Oelsnitz: Die innovative Organisation, 2., erw. Aufl., Kohlhammer, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-17-020502-4.
  • Manfred Schulte-Zurhausen: Organisation. 4., überarb. und erw. Aufl., Vahlen, München 2005, ISBN 3-8006-3205-5.
  • ISBN 3-531-33752-1.
  • ISBN 3-16-538521-1.
  1. Organisation – Definition im Gabler Wirtschaftslexikon
  2. ISBN 3-540-74704-4, S. 48.
  3. ISBN 3-411-20907-0
  4. Karl E. Weick: Der Prozess des Organisierens. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 11.
  5. Karl E. Weick: Der Prozess des Organisierens. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, S. 11.
  6. ISBN 978-0-631-22319-1, S. 5; im Original lautet das Zitat: Thus, I view organizations as collections of people trying to make sense of what is happening around them.
  7. Walther Müller-Jentsch: Organisationssoziologie. Eine Einführung. Campus, Frankfurt am Main 2003, S. 19.
  8. ISBN 3-8349-0703-0, S. 3.
  9. Talcott Parsons: Structure and Process in Modern Society, Glencoe 1960, zit. nach Walther Müller-Jentsch Organisationssoziologie. Eine Einführung. Campus, Frankfurt am Main 2003, S. 17.
  10. Renate Mayntz: Soziologie der Organisation, Rowohlt, Reinbek 1965; dies. (Hrsg.): Bürokratische Organisation, 2. Aufl., Kiepenheuer & Witsch, Köln 1971.


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Integriertes Managementsystem

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Das Integrierte Managementsystem (IMS) fasst Methoden und Instrumente zur Einhaltung von Anforderungen aus verschiedenen Bereichen (z. B. Qualität, Umwelt- und Arbeitsschutz, Sicherheit) in einer einheitlichen Struktur zusammen, die der Corporate Governance (d. h. der Leitung und Überwachung von Organisationen) dienen. Durch Nutzung von Synergien und die Bündelung von Ressourcen ist – im Vergleich zu einzelnen, isolierten Managementsystemen – ein schlankeres, effizienteres Management möglich. Möglich, aber wenig verbreitet, ist die Neueinführung eines „auf dem Reißbrett“ geplanten IMS als Ersatz für alle bestehenden Einzelsysteme. Die theoretischen Vorteile dieses von alten Strukturen unabhängigen Ansatzes (wie höhere Effizienz und radikale Auflösung von unnötigen Verwaltungs- und Entscheidungsstrukturen) sind in der Praxis meist nicht realisierbar. Man geht deshalb meist von einem bestehenden Managementsystem aus (häufig das Qualitätsmanagement) und integriert die anderen Systeme.

Inhaltsverzeichnis

Beim prozessorientierten Ansatz werden die Prozesse unabhängig von den Managementsystemen definiert und durch die verschiedenen Systeme nur unterschiedlich betrachtet.

Beispielsweise enthält ein Fertigungsprozess nicht nur Schnittstellen zur

  • Produkt- und Prozessqualität (Qualitätsmanagement z. B. nach ISO 9000), sondern auch zum
  • Umweltschutz (Umweltmanagement z. B. international nach ISO 14000 oder der europäischen EMAS-Verordnung) und zur
  • Arbeitssicherheit (Arbeitsschutzmanagement z. B. nach dem Standard OHSAS 18001 der Occupational Safety and Health Administration oder dem bayerischen OHRIS).

Darüber hinaus können weitere Konzepte integriert werden, z. B.

  • internes Kontrollsystem zur Sicherstellung der Qualität der veröffentlichten Quartals- und Jahresabschlüsse, z. B. nach dem Sarbanes-Oxley-Act (Section 404), der für amerikanische und deutsche Unternehmen gilt, deren Wertpapiere in den Vereinigten Staaten zum Handel zugelassen sind,
  • der allgemeinen Compliance (d. h. Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien),
  • Risikomanagement (wie im deutschen KontraG gefordert)
  • Datenschutz (siehe Bundesdatenschutzgesetz)
  • Facility-Management und Instandhaltung
  • Gebäudeschutz mit Bereichen wie Schließanlagen, Bewachung, Brandschutz usw.
  • aber auch Data-Mining, Wissens- und Ideenmanagement.

Häufig werden in einem IMS auch Bewertungssystematiken (meist im operativen Controlling) eingeführt, um sich konzernintern oder unternehmensübergreifend in sogenannten Benchmarks zu vergleichen.

Die genannten Aspekte wie beispielsweise Produkt- und Prozessqualität, Umweltschutz, Arbeitssicherheit, Compliance und Funktionieren des internen Kontrollsystems können auch Teil des Instruments "Balanced Scorecard" sein, die über die unterschiedlichen Hierarchieebenen, Funktionsbereiche und Tochterunternehmen hinweg die Erreichung der unterschiedlichen Ziele plant und vereinbart, an die Tantiemen oder Boni geknüpft ist und im Nachhinein auf ihre Zielerreichung hin beurteilt werden kann.

In vielen Unternehmen wurden, vor allem auf Veranlassung ihrer Geschäftskunden hin, zunächst ab Ende der 1980er Jahre normierte Qualitätsmanagementsysteme und etwas später (ab 1995) normierte Umweltmanagementsysteme aufgebaut.

Ab etwa 1990 wurden sie in manchen Branchen zur Voraussetzung für die Auftragsvergabe: Qualitätsmanagementsysteme vor allem in der Autobranche, und kombinierte Systeme zu Arbeitssicherheit und Umweltschutz in der Petrochemie. Hintergrund war auch die in dieser Zeit in Deutschland festgeschriebene Beweislastumkehr bei der Produkthaftung.

Denn nun waren die Hersteller im Streitfall verpflichtet, die Fehlerfreiheit ihrer Produkte zu beweisen, statt dass wie bisher die Kunden dem Hersteller Fehlerhaftigkeit nachweisen mussten. Diese Forderung lässt sich bei komplexen und sicherheitsrelevanten Produkten nur durch einen lückenlosen Nachweis des gesamten Herstellungsprozess erreichen, bis hinunter in die Produktion selbst des kleinsten Zulieferteils.

Mit Umsetzung der EU-Richtlinie 96/82/EG des Rates vom 9. Dezember 1996 zur Beherrschung der Gefahren bei schweren Unfällen mit gefährlichen Stoffen (Seveso-II-Richtlinie) in nationales Recht (in Deutschland durch die 12. BImSchV (Störfallverordnung) vom 26. April 2000) wurde schließlich für die betroffenen Unternehmen ein Risiko- bzw. Sicherheitsmanagementsystem verbindlich vorgeschrieben.

Die Managementsysteme wurden entwicklungsbedingt in vielen Unternehmen zunächst getrennt voneinander aufgebaut. Durch Überschneidungen, unklare Schnittstellen oder evtl. auch konträre Regelungen ist ein (wirtschaftlicher) Nutzen verschiedener Managementsysteme nicht immer gewährleistet. Insbesondere im Hinblick auf die sowohl von der Qualitätsmanagementnorm ISO 9001 als auch von der Umweltmanagementnorm ISO 14001 geforderte kontinuierliche Verbesserung der Prozesse kann langfristig nur durch die Zusammenlegung (Integration) der einzelnen Managementsysteme eines Unternehmens in ein einziges System erreicht werden.

Seit Anfang der 1990er Jahre werden in vielen Organisationen (Unternehmen, Behörden, Dienstleister etc.) die einzelnen (isolierten) Managementsysteme in sog. Integrierte Managementsysteme (IMS) umgewandelt bzw. die IMS neu aufgebaut. Der Umfang eines IMS hängt von den Erfordernissen der jeweiligen Organisation ab. Es besteht aus allgemeinen und fachspezifischen Modulen, kann aber neben den klassischen Managementsystemen für Qualität und Umwelt noch weitere Bereiche enthalten, z. B.

  • Arbeitsschutzmanagement
  • Risikomanagement
  • Sicherheitsmanagement
  • Fremdfirmenmanagement.

Es gibt aktuell (Stand: März 2005) keine Norm, die eine Organisation beim Aufbau eines IMS unterstützt. Ein erster Schritt seitens der ISO in diese Richtung kann in der überarbeiteten Umweltmanagementnorm ISO 14001:2004 gesehen werden. Ein Ziel der Überarbeitung war die Steigerung der Kompatibilität der ISO 14001 mit der Qualitätsmanagementnorm ISO 9001. Allerdings wird in der ISO 14001:2004 die gleiche Eingrenzung der Norm auf das jeweilige Managementsystem (Kapitel: Einleitung) gemacht wie in der ISO 9001:2000 (Kapitel 0.4): „Diese internationale Norm enthält keine Anforderungen, die für andere Managementsysteme spezifisch sind, wie beispielsweise jene für Qualitätsmanagement, Arbeitsschutz- und Sicherheits-, Finanz- oder Risikomanagement, obwohl deren Elemente mit denen eines anderen Managementsystems in Einklang gebracht oder mit diesen zusammengeführt werden können.“

Im Juni 2004 hat der Verein Deutscher Ingenieure, VDI, den Entwurf der Richtlinie VDI 4060 Blatt 1 als eine „Handlungsanleitung zum Aufbau von IMS für Unternehmen aller Branchen und Größen“ herausgegeben. Im Entwurf unter Punkt 1 (Zielsetzung der Richtlinie) heißt es: „Es wird Freiraum für zukünftige Aspekte (z. B. Hygiene- oder Risikomanagement) gelassen, die noch nicht aktuell oder bekannt sind, die aber jederzeit nach derselben Vorgehensweise eingefügt werden können. Das Prinzip der „kontinuierlichen Verbesserung“ sowie die Risikobetrachtung werden durchgehend angewendet. Das heißt, durch eine umgesetzte Maßnahme gibt es Verbesserungen in mehreren Bereichen (z. B. Qualität, Umwelt, Sicherheit) gleichzeitig.“

Der gleichzeitige Nutzen einer Verbesserung für mehrere Bereiche (Synergie-Effekt) ist einer der wesentlichen Gründe für den Aufbau von IMS in Organisationen. Da sich (normierte) Qualitäts- und Umweltmanagementsysteme in ihrer Struktur ähnlich sind (Handbuch, Vorgabedokumente, etc.), ist die Integration eines der beiden Managementsysteme in das vorhandene Managementsystem mit wenig Mehraufwand möglich. Die vorhandenen Dokumente werden um die fehlenden Aspekte ergänzt, mögliche Schnittstellen zwischen den Systemen definiert und optimiert. Die von den jeweiligen ISO-Normen geforderten regelmäßigen Selbstüberprüfungen (Audits, Managementreview, etc.) können alle Aspekte des IMS ohne größeren Mehraufwand abdecken.

Die Integration verschiedener Managementsysteme zu einem Integrierten Managementsystem ist eine kontinuierliche Entwicklung. Neben dem IMS als solchem gibt es weitere integrierende, auf dem Qualitätsaspekt basierende Konzepte, von denen drei hier kurz beschrieben werden.

Das Total-Quality-Management, TQM, ist eine im Wesentlichen in Japan entwickelte prozessorientierte Qualitätsphilosophie, die auf der Überzeugung basiert, dass Qualität einfach eine Frage der Ausrichtung an den Erfordernissen der Kunden ist. Durch Messung dieser Erfordernisse können Abweichungen davon mittels Prozessverbesserung oder -umgestaltung vermieden werden.

Die European Foundation for Quality Management (EFQM) hat das europäische EFQM-Modell für Excellence entwickelt. Es dient der direkten Umsetzung des Total-Quality-Management und deckt alle Managementbereiche eines Unternehmens ab. Es hat zum Ziel, den Anwender zu exzellentem Management und exzellenten Geschäftsergebnissen zu führen.

siehe: St. Galler Management-Modell

Dieser Ansatz wurde von dem Schweizer Professor Seghezzi maßgeblich entwickelt. Er besteht aus drei Dimensionen, nämlich

  • dem Management (bestehend aus normativem, strategischem und operativem Management)
  • drei Säulen (Strukturen, Aktivitäten, Verhalten)
  • der im zeitlichen Ablauf stattfindenden Unternehmensentwicklung.

In diesem Konzept wird die Unternehmenspolitik über Missionen in Strategien umgesetzt.

  • Stefan Jahnes, Thomas Schüttenhelm: WEKA-Praxislösungen Integrierte Managementsysteme – Erfolgreiche Umsetzung betriebsspezifischer Anforderungen. WEKA, Augsburg 200x, Aktualisierungswerk (4 Aktualisierungen pro Jahr), ISBN 3-8111-6363-9
  • Stefanie Schwendt, Dirk Funck: Integrierte Managementsysteme. Konzepte, Werkzeuge, Erfahrungen. Physica-Verlag, Heidelberg 2001, ISBN 3-7908-1442-3
  • Peter Hauser, ISBN 3-593-37436-6
  • Hans Dieter Seghezzi, Fritz Fahrni, Frank Herrmann: Integriertes Qualitätsmanagement: Der St. Galler Ansatz. Carl Hanser, München 2007, ISBN 978-3-446-40622-3
  • Knut Bleicher: Das Konzept Integriertes Management. Campus, Frankfurt 2004, ISBN 3-593-37634-2
  • Alexander Pischon: Integrierte Managementsysteme für Qualität, Umweltschutz und Arbeitssicherheit. Springer, Berlin 1999, ISBN 3-540-65407-0
  • Andreas Betschart: Integriertes Managementsystem für ein KMU: Entwurf eines integrierten Managementsystems für ein Schweizer KMU der Chemiebranche. VDM, Saarbrücken 2011, ISBN 3-639-37803-2 (Gewinner Seghezzi-Preis 2011)
  • Hans-Jürgen Klüppel, Hans-Jürgen Müller, Rainer Rauberger, Rüdiger Wagner: Blütenrein managen: Umweltschutz, Qualität und Sicherheit durch integrierte Managementsysteme. In: Qualität und Zuverlässigkeit 45(8), 2000, ISSN 0720-1214, S. 978–981
  • Dirk Funck: Viel versprechendes Stiefkind. Umsetzungsstand, Ziele und Probleme integrierter Managementsysteme im Spiegel von vier Studien. In: Qualität und Zuverlässigkeit 46(6), 2001, ISSN 0720-1214, S. 758–762
  • H.W. Adams: Ohne Normen bitte! – Prozessorientierte integrierte Managementsysteme brauchen keine Normierung. In: Qualität und Zuverlässigkeit 46(7), 2001, ISSN 0720-1214, S. 860–861
  • Dirk Funck: Integrierte Managementsysteme. In: Wirtschaftswissenschaftliches Studium 30(8), 2001, ISSN 0340-1650, S. 443–446
  • MQ – Management und Qualität / Das Magazin für integriertes Management, Ausgabe Deutschland, ISSN 1862-2623


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Schwerin

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Schwerin (Begriffsklärung) aufgeführt.
Wappen Deutschlandkarte
53.63333333333311.41666666666738Koordinaten: 53° 38′ N, 11° 25′ O
Basisdaten
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Höhe: 38 m ü. NN
Fläche: 130,46 km²
Einwohner:

95.220 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 730 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 19053, 19055, 19057, 19059, 19061, 19063
Vorwahl: 0385
Kfz-Kennzeichen: SN
Gemeindeschlüssel: 13 0 04 000
Stadtgliederung: 18 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Am Packhof 2-6
19053 Schwerin
Webpräsenz: www.schwerin.de
Oberbürgermeisterin: Angelika Gramkow (Die Linke)
Lage von Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern
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Das Schweriner Schloss

Schwerin (meckl.-schwerinerisch Swerin, [ʃvɛˈʁiːn] oder [ʃvəˈʁiːn]) ist die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern. Die kreisfreie Stadt ist nach Rostock zweitgrößte Stadt und eines der vier Oberzentren des Bundeslandes. Laut Hauptsatzung der Stadt führt sie die Bezeichnung „Landeshauptstadt“ vor dem Stadtnamen.[2] Als einzige Landeshauptstadt hat sie weniger als 100.000 Einwohner und ist damit die kleinste deutsche Landeshauptstadt.

Die Stadt dehnte sich im Laufe der Zeit am West- und Südufer des Schweriner Innensees aus, insgesamt befinden sich zwölf Seen innerhalb des Stadtgebietes. Ausgangspunkt der Stadtentwicklung war die Stelle, an der sich das heutige Wahrzeichen der Stadt, das Schweriner Schloss, befindet. Das Schloss war bis 1918 eine Hauptresidenz der mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge und ist seit 1990 Sitz des Landtages.

Inhaltsverzeichnis

Die Stadt wurde um 1012/18 als Zuarina das erste Mal bei Thietmar von Merseburg erwähnt. Helmold von Bosau nannte es 1170 Zuerin, Zwerin. Die Pöhlder Annalen nennen den Ort 1160 Zuarin (-ensis) und die Steterburger im Jahr 1174 Zvarin. Seit dem 15. Jahrhundert wurde der Ort Swerin und seit dem 16. Jahrhundert wird er Schwerin genannt.

Der Name soll mit polabisch zvěŕ für wildes Tier oder zvěŕin für Wildgehege, Tiergarten oder Pferdegestüt zusammenhängen. Spekulationen über eine Abstammung des Ortsnamens vom slawischen Gott Svarog (Swarzyn, Ort des Svarog) sind nicht belegbar.[3]

Abweichend davon wurde er von dem altgermanischen swaran (verteidigen, stammverwandt mit schwören) hergeleitet, das erst später von einwandernden Slawen im Sinne von zvěŕ umgedeutet worden sein könnte.[4]

Luftbild von Schwerin

Schwerin liegt im Westen des Landes Mecklenburg-Vorpommern am Südwestufer des Schweriner Sees in einer waldreichen Seenlandschaft. Weitere Seen im Stadtgebiet sind der Burgsee, der Faule See, der Grimkesee, der Heidensee, die Große Karausche, der Lankower See, der Medeweger See, der Neumühler See, der Ostorfer See, der Pfaffenteich und der Ziegelsee. Fließgewässer sind der Aubach, dessen Wasser über die Verbindung mehrerer Seen den Schweriner See speist, und die Stör, der zur Wasserstraße ausgebaute natürliche Abfluss des viertgrößten deutschen Sees.

Die Einwohner bezeichnen Schwerin gerne als die „Stadt der sieben Seen und Wälder“. Diese Bezeichnung geht auf eine Zeit zurück, als Schwerin noch nicht seine heutige geographische Ausdehnung hatte und tatsächlich von nur sieben Seen umgeben war. Die weitläufigen Wälder mussten nach und nach der städtebaulichen Entwicklung weichen, zahlreiche Waldreste sind vor allem an den Ufern der Seen erhalten geblieben. Von den 130,46 km² Stadtfläche sind 28,9 Prozent mit Wasser und 18,5 Prozent mit Wald bedeckt.[5] Die Höhe der Stadt über dem Meeresspiegel beträgt 38 Meter an den Ufern des Schweriner Sees und 86,1 Meter auf dem Weinberg im Stadtteil Neumühle.

Die nächsten größeren Städte sind Lübeck, zirka 54 Kilometer nordwestlich, Rostock, zirka 69 Kilometer nordöstlich, und Hamburg, etwa 94 Kilometer westlich.

Die Stadt Schwerin grenzt an folgende Gemeinden (im Uhrzeigersinn, beginnend im Nordosten am Ostufer des Schweriner Sees):

  • im Landkreis Ludwigslust-Parchim: Leezen und Raben Steinfeld (Amt Ostufer Schweriner See), Plate (Amt Banzkow), Lübesse (Amt Ludwigslust-Land), Holthusen, Pampow, Klein Rogahn und Wittenförden (alle Amt Stralendorf)
  • im Landkreis Nordwestmecklenburg: Brüsewitz, Pingelshagen, Klein Trebbow, Seehof und Lübstorf (Amt Lützow-Lübstorf)
Das Stadtgebiet Schwerins ist gemäß § 2 der Hauptsatzung in 18 Ortsteile mit je einem Ortsbeirat eingeteilt. Die Ortsteile bestehen aus einem oder mehreren Stadtteilen. Die Ortsbeiräte haben je nach Einwohnerzahl zwischen 5 und 15 Mitglieder. Sie werden nach jeder Kommunalwahl von der Stadtvertretung für die Dauer der Wahlperiode der Stadtvertretung bestimmt. Die Ortsbeiräte sind zu wichtigen, den Ortsteil betreffenden Angelegenheiten zu hören. Die endgültigen Entscheidungen trifft jedoch die Stadtvertretung der Gesamtstadt.

Die 18 Ortsteile mit ihren zugehörigen Stadtteilen:

  • Ortsteil 1: Schelfstadt, Werdervorstadt, Schelfwerder
  • Ortsteil 2: Altstadt, Feldstadt, Paulsstadt, Lewenberg
  • Ortsteil 3: Großer Dreesch (ehem. Dreesch I)
  • Ortsteil 4: Neu Zippendorf (ehem. Dreesch II)
  • Ortsteil 5: Mueßer Holz (ehem. Dreesch III)
  • Ortsteil 7: Lankow
  • Ortsteil 9: Krebsförden
  • Ortsteil 10: Wüstmark, Göhrener Tannen
  • Ortsteil 12: Friedrichsthal
  • Ortsteil 13: Neumühle, Sacktannen
  • Ortsteil 14: Warnitz
  • Ortsteil 17: Zippendorf
  • Ortsteil 18: Mueß

Südlich des Stadtteils Neumühle befindet sich eine etwa 12 Hektar große Enklave, die zur Gemeinde Klein Rogahn gehört.

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Panorama, aufgenommen vom Schweriner Dom in der Altstadt (einzelne Objekte mit Links versehen)

Schwerin liegt nördlich einer Eisrandlage der Weichseleiszeit. Das Relief wurde durch verschiedene Phasen und Staffeln des Brandenburger Stadiums der Weichselvereisung geprägt. Es existieren kuppige Grund- und Endmoränenzüge im Westteil und ein Sanderbereich im Süden und Osten der Stadt. Die Anhöhen der Endmoräne im Westen erreichen bei Neumühle 86,1 m ü. HN.

Ein Teil der Seen, wie der Lankower und der Neumühler See, entstand nach Rückgang des Eises aus ehemaligen Schmelzwasserrinnen, die sich dauerhaft mit Wasser füllten.

Der Schweriner See liegt in einer vorpleistozänen Senke, die sich von Wismar bis zur Lewitz erstreckt. Als Zungenbecken ausgeformt wurde das Gewässer in der Frankfurter Phase der Weichseleiszeit. Das Gletschertor mit Schmelzwasserabfluss in Richtung Elbe-Urstromtal bestand dabei im Bereich Mueß. Spätere glaziale Phasen hinterließen Moränenmaterial im See, wie etwa in Höhe des Paulsdamms, der Innen- und Außensee abtrennt, sowie zu den heute anliegenden Seen, wie etwa dem Ziegelsee.[6]

Klimadiagramm von Schwerin

In Schwerin herrscht ein gemäßigtes Klima. Das Temperatur-Jahresmittel in den Jahren 1961 bis 1990 betrug 8,4 °C. Die Differenz der Mitteltemperatur des wärmsten und kältesten Monats lag bei 17,2 Grad. Durchschnittlich fielen je Jahr und Quadratmeter 621 Millimeter Niederschlag. Im Vergleich zum Nordwesten Deutschlands ist das Frühjahr kühler, bedingt durch raue Nordostwinde. Die Sommerhitze wird durch die Nähe zur Ostsee abgemildert, dieses Gewässer wirkt im Herbst wärmend.

Neuere Ausgrabungen auf dem Schweriner Marienplatz zeigen, dass das heutige Stadtgebiet schon seit langer Zeit besiedelt war. So fanden sich Werkzeuge, die auf etwa 1000 bis 600 v. Chr. datiert wurden.[7] Der Fund eines germanischen Brunnens aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. zeigt, dass zu diesem Zeitpunkt das Gebiet germanisch besiedelt war.[8]

Nach 700 n. Chr. siedelten sich Obotriten im Gebiet des heutigen Schwerin an und errichteten dort eine Burg. Ein spanisch-maurischer Jude, der als Handelsreisender in der Gegend weilte, berichtete 965 von einer Burg in einem Süßwassersee, die von Historikern an der Stelle des heutigen Schwerins vermutet wird. Eine weitere slawische Burg, die Burg Dobin entstand im 11./12. Jahrhundert auf der schmalen Landzunge zwischen der Döpe und dem Schweriner Außensee, an der unter anderen 1147 der erste Kreuzzug Heinrichs des Löwen und des dänischen Heeres gegen den slawischen Volksstamm scheiterte.

Die deutsche Gründung erfolgte 1160 durch den Welfenherzog Heinrich den Löwen nach dem Sieg über den Obotritenfürsten Niklot. Die angesichts der Übermacht von den Verteidigern selbst niedergebrannte und verlassene Burg auf der heutigen Schlossinsel wurde wiederaufgebaut. 1167 verlegte der Zisterziensermönch Berno seinen Bischofssitz nach Schwerin. 1167 wurde Schwerin Sitz der Grafschaft Schwerin unter dem Grafen Gunzelin. Nach der Weihe des von Heinrich gestifteten ersten Doms um 1171 entwickelte sich Schwerin zum Zentrum der Christianisierung und Besiedlung des späteren Mecklenburgs. Die Stadt hatte zu der Zeit zirka 500 Einwohner, von denen ein Fünftel Geistliche waren.

Das Siegel aus dem Jahr 1298 zeigt die Reiterfigur des Stadtgründers, Heinrich den Löwen
Reste der Stadtmauer

Ein städtischer Rat, bestehend aus sechs Ratsherren und dem Bürgermeister, wurde erstmals 1228 erwähnt. Hemmend für die Entwicklung der Stadt waren die Machtstreitigkeiten zwischen dem Grafen und dem Bischof. Bis 1284 konnten Nachfolger des Bischofs zwar die gesamte Schelfe (heute: Schelfstadt) in Besitz nehmen, diese wurde jedoch nicht in die städtischen Befestigungsanlagen einbezogen, so dass das Domkapitel seinen Besitz nicht vergrößern konnte. 1270 wurde mit dem Bau eines zweiten Domes begonnen. Das Geld dafür stammte aus den Einnahmen von Pilgern, die einen in Jaspis eingeschlossenen heiligen Blutstropfen aufsuchten, den Graf Heinrich von Schwerin 1222 von einer Pilgerfahrt mitgebracht und den Domherren gestiftet hatte. Von einem Drittel der Einnahmen aus dieser Reliquie wurde auf Betreiben der Witwe des Grafen, Gräfin Audacia, der Neubau eines Franziskanerkonventes finanziert, der schon 1236 urkundlich erwähnt wurde; er ist damit die älteste Niederlassung eines Bettelordens in Mecklenburg (Aufhebung im Jahr 1552).[9] 1284 wurde der Spieltordamm errichtet, der den Aubach im heutigen Pfaffenteich aufstaute und Voraussetzung für den Betrieb einer gräflichen und einer bischöflichen Wassermühle war. Die Ersetzung der hölzernen Stadtbefestigung durch eine massive Stadtmauer wurde 1340 vollendet. 1351 wurde das Rathaus erstmals erwähnt, das dreimal abgebrannt und immer wieder an derselben Stelle neu errichtet wurde. Erhalten ist der mittelalterliche Torbogen des Rathausdurchgangs. Die Stadtmauer bestand ihre erste Bewährungsprobe, als Herzog Albrecht der II., ein Nachfahre Niklots, die Stadt 1358 monatelang belagerte.

Stadtplan Schwerins vor 1340
Stadtplan Schwerins nach dem Bau der Stadtmauer im Jahr 1340
Das Schweriner Schloss, Sitz des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern, aus der Altstadt heraus gesehen

Nach dem Aussterben der Familie Gunzelin ging die Grafschaft Schwerin 1358 an das Herzogtum Mecklenburg über. Albrecht II. erwarb die Stadt für 20.000 Mark Silber und machte sie zu seiner Residenz und damit zum kulturellen und politischen Zentrum Mecklenburgs. In wirtschaftlicher Hinsicht entwickelten sich die verkehrstechnisch günstiger gelegenen Städte Rostock und Wismar besser. Unter Herzog Heinrich IV. waren Grenzstreitigkeiten, Raub und Mord an der Tagesordnung, die Kassen waren leer. Zudem grassierte die Pest. Erst Magnus II. konnte ab 1478 das Blatt durch die Neuordnung der Verwaltung, insbesondere der Finanzverwaltung wenden. Er hatte Pläne, Elbe, Elde, Schweriner See und Wismar durch Kanäle zu verbinden. Unter ihm wurde das älteste noch erhaltene Gebäude der Stadt errichtet, das Große Neue Haus. Eine Fürstenschule wurde 1553 gegenüber dem Schloss eröffnet, auf die das Fridericianum Schwerin zurückgeführt wird. 1561 entstand unter Tilemann Stella eine Regierungsbibliothek. Brände in den Jahren 1531 und 1558 vernichteten große Teile der Stadt.

Schwerin vor 1651

Durch eine baupolizeiliche Anordnung mussten Häuser aus Stein errichtet werden, um die Brandgefahren zu mindern. Doch ein weiterer Brand legte 1651 erneut weite Teile Schwerins in Schutt und Asche. Der Wiederaufbau des Rathauses wurde 1654 abgeschlossen. Im Dreißigjährigen Krieg hatte die Stadt verhältnismäßig weniger Verluste zu beklagen als das Herzogtum.

Schwerin um das Jahr 1750

Nach herzoglicher Anordnung von 1705 erfolgte der Ausbau der heutigen Schelfstadt. 1717 legten die wenigen Juden, die seit 1679 wieder ansässig werden durften, dort einen Friedhof an.[10] 1740 wurde das Rathaus der Schweriner Neustadt zunächst als Wohnhaus erbaut und 1776 zum Verwaltungssitz umfunktioniert. Der Versuch, Gewerbe- und Handelsbetriebe anzusiedeln und die Stadt zu beleben, scheiterte an der durch die Vorherrschaft des Adels und der Ritterschaft rückständigen Ökonomie.

1752 beleuchteten bereits 200 Laternen die Schweriner Straßen. Die Bebauung der Vorstadt schritt fort. Die Herzöge verlegten 1765 die Residenz von Schwerin nach Ludwigslust. 1773 wurde die Synagoge eingeweiht, um die herum Wohnhäuser für den Landesrabbiner und den Kantor entstanden.[10]

Das Schloss um 1850
Amtstraße 1839
Erstes Bahnhofsgebäude 1847
Elektrizitätswerk 1904

Im 19. Jahrhundert veränderten umfangreiche Baumaßnahmen das Stadtbild. Schwerin verlor seinen mittelalterlichen Charakter und dehnte sich weiter aus. Nicht mehr benötigte Stadtbefestigungen verschwanden, Stein- und Fachwerkbauten verdrängten nach und nach Holzhütten. Eine Bebauung des Großen Moores erwies sich im sumpfigen Untergrund als schwieriges Unterfangen. Am Marienplatz und in der Rostocker Straße (heute: Goethestraße) entstanden neue Bauten, von 1824 bis 1834 wurden durch Friedrich Franz I. ein neuer Regierungssitz in der Schlossstraße und weitere Bauten errichtet. Bis 1836 wurde das städtische Rathaus durch den Hofbaurat Georg Adolph Demmler in ein repräsentatives Gebäude verwandelt, das Schauspielhaus am Alten Garten und der Marstall auf der Marstallhalbinsel wurden erbaut. Im Norden Schwerins entstand am Sachsenberg Norddeutschlands erste wissenschaftlich geleitete Irren-Heil- und Pflege-Anstalt.

Nachdem unter Großherzog Paul Friedrich 1837 die herzogliche Residenz aus Ludwigslust nach Schwerin zurückverlegt worden war, wurde wegen des schlechten baulichen Zustandes ein grundlegender Neubau des Schweriner Schlosses beschlossen. Demmlers Entwürfe, bei denen er sich an französischen Renaissanceschlössern orientierte, fanden Zustimmung beim Landesherren, der allerdings 1842 starb, worauf der neue Großherzog Friedrich Franz II. den Neubau stoppte. Das alte Schloss wurde in den Jahren 1845 bis 1857 grundlegend renoviert und teilweise neu erbaut, ab 1851 allerdings unter der Leitung des Berliner Architekten Friedrich August Stüler und unter Beteiligung von Hermann Willebrand, nachdem Demmler in Konflikt mit den Hofbeamten geraten war. 1842 entstand der Paulsdamm durch den Schweriner See. Die jüdische Gemeinde wuchs auf 300 Mitglieder an, die 1825 die Synagoge von Grund auf renovierten und mehrmals erweiterten.[10]

1847 wurde die Stadt durch eine Eisenbahnverbindung nach Hagenow an die weit südlich an der Stadt vorbei führende Bahnstrecke Hamburg–Berlin angebunden. 1852 fuhr das erste Dampfschiff von Zippendorf zur Insel Kaninchenwerder. Zwischen 1889 und 1890 wurde an Stelle mehrerer Vorgängerbauten das Bahnhofsgebäude im Stil der Gründerzeit erbaut, das bis auf Umbauten der 1920er Jahre weitgehend unverändert erhalten geblieben ist. Mit dem Bau des Elektrizitätswerkes am Nordufer des Pfaffenteiches hielt 1904 der elektrische Strom in Schwerin Einzug und ermöglichte den Betrieb einer elektrischen Straßenbahn ab 1908. Ein Brand zerstörte 1913 den Goldenen Saal des Schweriner Schlosses. Ebenfalls 1913 verlegte der Flugzeugbauer Anthony Fokker seine Firma Fokker Aeroplanbau von Berlin-Johannisthal nach Schwerin und errichte seine Werkshallen u.a. in der Bornhövedstraße. Dort wurde auch die Fokker Dr.I von Manfred von Richthofen gebaut, erfolgreichster Jagdflieger des Ersten Weltkrieges („Der Rote Baron“). Infolge des Versailler Vertrags musste die Flugzeugherstellung 1919 eingestellt werden.

Als Folgen des Ersten Weltkrieges gab es soziale und politische Spannungen. Hunger und Not bewegten Jugendliche und Frauen, in Schlachtereien und Bäckerläden einzubrechen, um an Nahrungsmittel zu kommen. 1918 streikten viele Arbeiter. 1918 dankte Großherzog Friedrich Franz IV. ab und die Sozialdemokratie konnte sich stärker in der Hauptstadt des neuen Freistaates Mecklenburg-Schwerin etablieren. 1920 kamen 15 Arbeiter in der Nähe des Arsenals bei blutigen Auseinandersetzungen mit Kapp-Putschisten um.

1932 erreichte die NSDAP bei den Landtagswahlen in Mecklenburg-Schwerin eine knappe absolute Mehrheit und stellte fortan die Landesregierung. 1933 wurden SPD- und KPD-Funktionäre verfolgt und verhaftet, der Oberbürgermeister sowie die Leiter öffentlicher Einrichtungen entlassen. Friedrich Hildebrandt wurde zum Reichsstatthalter ernannt. Im gleichen Jahr gab es Bücherverbrennungen in der Stadt. 1934 wurde Schwerin Hauptstadt des Gaus Mecklenburg, der aus dem Zusammenschluss der Freistaaten Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz hervorgegangen war. Unter anderem fanden im gleichen Jahr eine Weihefeier der Jugend im Arsenal, ein Aufmarsch von 6000 Jugendlichen auf dem Markt und zum ersten Staatsjugendtag eine Demonstration von 1600 Mitgliedern des Jungvolks statt. 1935 entstand eine Gauführerschule in der heutigen Schlossgartenallee und im Norden des Stadtgebiets war 1934 eine neue Festhalle fertig geworden, die mehrere tausend Personen fassen konnte und nach 1945 von verschiedenen Firmen und bis heute von einer Maschinenbaufirma genutzt wird. 1935 wurde Schwerin Sitz des neu entstandenen Landkreises Schwerin. Zur Heldenverehrung des in Schwerin geborenen und 1936 erschossenen Wilhelm Gustloff errichtete man einen gewaltigen Ehrenhain. Die Machthaber führten weitere Neu- und Umbaumaßnahmen in der Stadt durch mit dem Ziel, das Stadtbild an die damaligen Ideale einer Gauhauptstadt anzupassen und Schwerin zu einem logistischen und verkehrstechnischen Zentrum werden zu lassen. So sollte die Stadt von Monumentalbauten bestimmt werden, eine Volksfeierstätte am Lambrechtsgrund für etwa 20.000 Menschen entstehen, Kasernen, Wohnungen, Infrastruktur und der Wehrmachtsflugplatz Schwerin-Görries ausgebaut werden. Planungen sahen eine 30 Meter breite Schneise auf dem Gebiet der heutigen Wismarschen Straße bis ins Stadtzentrum für Aufmärsche und Paraden vor. Viele der Pläne wurden jedoch aufgrund fehlender finanzieller Mittel bei Kriegsanfang verworfen. Über dem Durchschnitt der Vorjahre lag jedoch der Neubau von Wohnungen. In Lankow und Neumühle wurde mit dem Bau von für diese Zeit typischen Eigenheimen begonnen.

Die jüdische Gemeinde Schwerins hatte im April 1938 noch 49 Mitglieder.[11] In der Reichspogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 wurde die Synagoge am Schlachtermarkt durch Nationalsozialisten zerstört. Die Reaktionen der Schweriner auf die nationalsozialistische Ideologie und Diktatur reichten von Begeisterung bis zur stillschweigenden Zurückhaltung. Wie überall gab es kaum offenen Widerstand. Im Juli und November 1942 wurden die letzten jüdischen Mitbürger der Stadt in Konzentrationslager deportiert.

Mahn- und Gedenkstätte für die Opfer des Todesmarsches südöstlich von Schwerin in Raben Steinfeld

Bereits zu Beginn des Zweiten Weltkrieges, im Oktober 1939, entstand das Stammlager II E, von dem aus Kriegsgefangene aus mehreren Ländern in der Rüstungsindustrie und der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt wurden. Die Gefangenen waren in mehreren Barackenlagern, das größte war in Stern Buchholz, untergebracht. Vor allem die sowjetischen Gefangenen litten an Mangelernährung und wurden für gefährliche Arbeiten auf dem Flugplatz Görries und auf dem Wehrmachtsgelände in Stern Buchholz eingesetzt. Sie mussten z. T. unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten, was zahlreiche Todesopfer zur Folge hatte. Während des Krieges erlebte Schwerin vier Bombenangriffe; der erste britischer Flugzeuge in der Nacht vom 20. zum 21. Juli 1940 zerstörte Häuser in und um die Severinstraße, wobei sechs Menschen ums Leben kamen. Ziel eines amerikanischen Bomberverbandes war am 4. und 25. August der Flugplatz in Görries, wobei es im benachbarten Dorfkern zu Schäden an 81 Häusern kam. Der letzte und schwerste Angriff am 7. April 1945 traf Gebäude in der Feldstadt. Dabei kamen 217 Einwohner ums Leben; 40 Häuser wurden vollständig und 29 teilweise zerstört.[12] Unter anderem wurden der Betriebshof des Nahverkehrs in der Wallstraße und dort abgestellte Wagen getroffen, was zur vorläufigen Einstellung der Personenbeförderung führte. Im Gegensatz zu anderen größeren Städten Norddeutschlands ging Schwerin vergleichsweise glimpflich aus dem Krieg hervor, auch weil dort kaum kriegswichtige Industrie angesiedelt war.

Ein Todesmarsch von Häftlingen des Konzentrationslagers Sachsenhausen endete in der Nähe von Schwerin, etwa 18.000 Gefangene überlebten. Amerikanische Truppen besetzten am 2. Mai 1945 die Stadt kampflos und übergaben die Besatzungsmacht am 1. Juni für einen Monat den Engländern. Gemäß den Abkommen der Alliierten Großbritannien, Sowjetunion und USA vom 12. September bzw. 14. November 1944 über die Aufteilung Deutschlands wurde die Stadt anschließend von der Roten Armee besetzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt Regierungssitz des Landes Mecklenburg-Vorpommern, das 1947 auf sowjetischen Befehl in Mecklenburg umbenannt wurde. Von 1945 bis 1949 stand Schwerin unter militärischer Verwaltung der Sowjetmacht. Die Einwohnerzahl stieg wegen der Aufnahme von Flüchtlingen von 1939 bis 1946 von etwa 64.000 auf 88.000, was zu Wohnraummangel führte. Die Situation verschärfte sich, als das russische Militär am 12. Juli 1945 das Schlossgartenviertel zwischen Cecilienallee und Faulem See räumen ließ, weiterer Wohnraum wurde durch Landesbehörden belegt. Behelfsunterkünfte in Baracken, Kellerwohnungen und Wohnlauben gehörten zum Stadtbild. Durch Flucht von Einwohnern in die westlichen Besatzungszonen entspannte sich die Situation nach 1948 etwas, die Schaffung neuen Wohnraumes gehörte jedoch weiterhin zu den vordringlichen Aufgaben. 1949 wurde mit der Errichtung dreier Wohnblöcke auf dem Schwälkenberg der Wohnungsneubau begonnen.

Am Demmlerplatz befand sich die Dienststelle der sowjetischen Geheimpolizei NKWD. Dort wurden zahlreiche, oft unschuldige Personen aus ganz Mecklenburg inhaftiert und willkürlich von sowjetischen Militärtribunalen zu harten Strafen verurteilt. 1954 übernahm die Bezirksdienststelle der Stasi den Komplex und nutzte ihn weiter als Haftort.

Gegen die SED-Herrschaft und -Diktatur zeigte sich früh Opposition. Vier Schüler der Goethe-Oberschule wurden als Mitglieder der Jungen Gemeinde 1953 von der Schule gewiesen, wogegen sich breiter Protest regte. Am 17. Juni 1953 gab es Protestversammlungen der Arbeiter in der Bau-Union, den Abus-Werken und der Zigarettenfabrik, Streiks wurden aber nicht durchgesetzt.[13]

Nach Auflösung der Länder in der DDR 1952 wurde Schwerin mit damals 96.625 Einwohnern Bezirkshauptstadt des Bezirks Schwerin und Sitz der Kreisverwaltung des Kreises Schwerin-Land. Die Stadt selbst gehörte diesem Kreis nicht an, sondern bildete einen eigenen Stadtkreis. Der ehemalige Militärflugplatz Görries wurde in der Zeit von 1954 bis 1970 Industriegelände.

drei verschiedene Bauepochen auf dem Großen Moor

Im Wohnungsbau gab man zu DDR-Zeiten der Errichtung von Plattenbausiedlungen Vorrang. So wurde 1955 bis 1974 die Weststadt erweitert, von 1962 bis 1972 Plattenbauten in Lankow hochgezogen. Die Ansiedlung von Industrie in Schwerin-Süd ab 1972 führte zu einem Bedarf an Arbeitskräften und damit zu einer Steigerung der Einwohnerzahl. 1971 war Baubeginn auf dem Großen Dreesch im Süden der Stadt, dem später bevölkerungsreichsten Stadtteil Schwerins.

Die Bausubstanz der Altstadt verfiel hingegen zusehends. Seit 1978 entstanden neue Wohngebäude auf dem Großen Moor in der Innenstadt, nachdem alte, vernachlässigte Bausubstanz dort abgerissen und am Burgsee aufgeschüttet worden war. Die Gestaltung der innerstädtischen Plattenbauten wurde durch Beibehaltung historischer Straßenführungen, teilweise Klinkerverblendung der Fassaden sowie die Anschrägung der Dächer aufgelockert.

Ende der 1960er Jahre war geplant, die gesamte Schweriner Innenstadt bis auf wenige, besonders historisch bedeutsame, Bauten abzureißen und durch Plattenbauten zu ersetzen. Diese Pläne konnten aber mangels der hierfür notwendigen finanziellen Mittel nicht umgesetzt werden.[14] Mit Ausnahme vereinzelter Rekonstruktionen wurden Konzepte und Planungen zur Umgestaltung der historischen Stadtteile aufgrund hoher Erschließungskosten nicht umgesetzt. Ein in den 1980ern gestecktes Ziel war es, bis 1990 jede Wohnung in einen warmen, trockenen und baulich sicheren Zustand zu versetzen, das angesichts dessen, dass 17.000 der 44.000 Wohneinheiten akuten Instandsetzungsbedarf aufwiesen, unerreichbar schien. Eine Bürgerinitiative, Architekten, Denkmalpfleger und Fotografen und die Tatsache, dass Ende der 1980er Jahre selbst das Geld für einen großflächigen Abriss fehlte, retteten die architektonisch wertvolle Schelfstadt.[15] Erst in den 1980er Jahren wurden auch einige Fachwerkbauten saniert.

Die Sport- und Kongresshalle im September 1964

An öffentlich zugänglichen Einrichtungen entstanden 1953-1956 das Stadion am Lambrechtsgrund und 1956 der Heimtierpark (ab 1974 Zoologischer Garten), 1959-1962 die Sport- und Kongresshalle, bis 1964 der Fernsehturm mit Turmcafé und 1970 das Bezirksmuseum sowie das Freilichtmuseum Schwerin-Mueß.

Kundgebung am Alten Garten im Oktober 1989

Im November 1979 wurde in Schwerin als eine der erste Regungen der oppositionellen Umweltbewegung u. a. von Jörn Mothes die Baumpflanzbewegung in der DDR initiiert.[16]

Am 12. Dezember 1986 stürzte ein Passagierflugzeug auf dem Weg von Minsk kurz vor der Landung in Berlin-Schönefeld ab. Dabei starben 72 Personen, darunter 20 Schulkinder einer 10. Klasse der Ernst-Schneller-Schule in Schwerin.

Am 23. Oktober 1989 fand die erste Montagsdemonstration in Schwerin statt, zu der sich 40.000 Menschen am Dom und auf dem Alten Garten zusammenfanden.

Im Zuge des Stadtumbaus Ost neu gestaltete Plattenbauwohnungen auf dem Großen Dreesch

Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde Schwerin Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern. Der Entscheidung ging ein Wettbewerb mit der Hansestadt Rostock voraus, bei dem Schwerin das Rennen machte. Kriterien dabei waren die geschichtliche Rolle Schwerins als Sitz der Herzöge und des Landtages von 1948 bis 1952 und vorhandene Gebäude, die sich für Ämter, Ministerien und die Regierung nutzen ließen. Außerdem sah man in Rostock auch ohne den Status einer Landeshauptstadt das Potenzial, Wissenschafts- und Wirtschaftszentrum zu werden. Auch Privatpersonen setzten sich für Schwerin als Hauptstadt ein, die Blumenfrau Bertha Klingberg sammelte 17.000 Unterschriften dafür.

1993 verließen die letzten russischen Besatzungstruppen die Stadt. Bei einer Kreisreform im Jahr 1994 blieb Schwerin kreisfrei, der Kreis Schwerin-Land wurde aufgelöst. Auch bei der nächsten Kreisgebietsreform im Jahr 2011 behielt Schwerin den Status als kreisfreie Stadt, nachdem Planungen, die zur Einbindung Schwerins in einen Kreis Westmecklenburg geführt hätten, infolge eines Urteils des Landesverfassungsgerichts gescheitert waren. Ab 1991 wurden das Schloss sowie die historischen Bereiche der Schelfstadt, des Zentrums, der Feldstadt und seit 2004 der Paulsstadt im Rahmen der Städtebauförderung gründlich saniert. Im Stadtteil Friedrichsthal entstand 1994 das erste neue Wohngebiet, das den Wegzug von Einwohnern ins Umland abbremsen sollte. Schwerin erhielt im bundesweiten Wettbewerb Erhaltung des historischen Stadtraumes in den neuen Bundesländern 1992–1994 die Goldplakette. Neben dem Handel entwickelte sich vor allem die Kultur. Seit 1991 wird das Filmkunstfest Schwerin ausgerichtet; 1993 wurde die neue Freilichtbühne eingeweiht. Bis heute mangelt es jedoch an der Ansiedlung von Betrieben, die für eine Entlastung auf dem Arbeitsmarkt sorgen könnten.

In einer Auflage von etwa 30 Millionen erschien 2007 die 2-€-Gedenkmünze mit dem Motiv Schweriner Schloss anlässlich der Bundesratspräsidentschaft Mecklenburg-Vorpommerns. 2009 richtete Schwerin die Bundesgartenschau aus, die 1,86 Mio. Besucher verzeichnete.[17] Die umfangreichen vorbereitenden Arbeiten, beispielsweise im Schlossgarten und am Burgsee, begannen 2006.

Schwerin bestand ursprünglich nur aus der sogenannten Altstadt. Doch konnte die Stadt bereits ab 1282 einige umliegende Dörfer hinzugewinnen (etwa Zippendorf, Göhren oder Ostorf), die jedoch später wieder als eigenständige Gemeinden geführt wurden. Ab 1705 entstand durch Dekret des Herzogs von Mecklenburg infolge des Ausbaus der sogenannten Schelfe eine Siedlung, die sich zu einer eigenen Stadt (Neustadt) mit der St.-Nikolai-Kirche (auch Schelfkirche genannt) und dem Schelfmarkt entwickelte. Im Jahr 1832 wurde sie mit der Altstadt Schwerin vereinigt. Im 19. Jahrhundert dehnte sich die Stadt weiter aus. Es entstanden ab etwa 1840 die Paulsstadt in Richtung Westen und in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts die Feldstadt in Richtung Süden. Danach setzte mit steigender Bevölkerungszahl auch ein Wachstum des städtischen Territoriums ein, neben Eingemeindungen auch eine Übertragung ehemals großherzoglicher Flächen in die Verwaltungshoheit der Stadt.

Im Einzelnen wurden folgende Orte eingegliedert:

Jahr Eingemeindete Orte
1832 Vereinigung der Altstadt mit der Schelfstadt
1888 Erwerb der Neuen Mühle (heute: Neumühle) vom Dorf Wittenförden
1908 Oberer Hofküchengarten
1912 Villenkolonie Ostorf mit Ostorfer Hals, Tannenhof und Kalkwerder
1917 Görries
19. März 1920 Kämmereigut Zippendorf
26. März 1920 Kämmereigut Göhren
20. Januar 1921 Teil des Gemeindebezirks Ostorf
1. Januar 1928 Landgemeinden Ostorf und Lankow
1. Oktober 1928 Ortschaft und Feldmark Schelfwerder (vorher Gemeinde Wickendorf)
1. Oktober 1936 Gemeinden Wickendorf-Seehof-Carlshöhe-Paulsdamm, Groß Medewege,
Klein Medewege, Warnitz (ohne Pingelshagen), Friedrichsthal,
Krebsförden (mit Haselholz), Mueß (mit Fähre, Ziegelwerder und Kaninchenwerder)
1. Januar 1970 Gemeinde Wüstmark
1994 Teilflächen von Consrade sowie Teilflächen von Seehof

Hauptartikel: Einwohnerentwicklung von Schwerin

Die Einwohnerzahl der Stadt überschritt 1972 die Grenze von 100.000, wodurch Schwerin zur Großstadt wurde. 1988 erreichte die Bevölkerungszahl mit über 130.000 ihren historischen Höchststand. Inzwischen ist die Einwohnerzahl jedoch wieder unter 100.000 gesunken. Seit der Wende in der DDR hat die Stadt wegen der hohen Arbeitslosigkeit, des Geburtenrückgangs und der Abwanderung in das Umland bis 2005 etwa 34.000 Einwohner verloren. Vom Einwohnerverlust waren die Plattenbaugebiete in besonderem Maße betroffen. Durch den starken Wohnungs- und Eigenheimbau im Schweriner Umland wuchs dort die Einwohnerzahl um etwa 20.000. Im Gegensatz zu anderen vergleichbaren Städten Ostdeutschlands (beispielsweise Cottbus, Gera, Jena und Zwickau) konnte der Einwohnerverlust Schwerins nicht durch Eingemeindungen gemildert werden. Am 31. Dezember 2006 lebten in Schwerin nach Fortschreibung des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern 96.280 Menschen mit Hauptwohnsitz. Zudem waren mit diesem Datum 1049 Nebenwohnsitze gemeldet.[18]

Um der Stadtflucht zu begegnen, fördert die Kommune seit Jahren neue Baugebiete innerhalb der Stadtgrenzen. Das Bundesamt für Bildung und Forschung erkennt bereits erste Erfolge und eine Trendumkehr. So gibt es Zuzüge in attraktivere Wohnlagen und neue Baugebiete, während die Bevölkerungszahlen in den Plattenbaugebieten des Großen Dreeschs, Neu Zippendorfs und des Mueßer Holzes überdurchschnittlich stark sinken. Der Einwohnerschwund konnte zwar insgesamt nicht gestoppt, jedoch verlangsamt werden. Neben Wilhelmshaven wurde Schwerin 2007 als Modellkommune für ein bei der Technischen Universität Dortmund in Auftrag gegebenes Forschungsvorhaben des Bundes ausgewählt, bei dem Wanderungsbewegungen zwischen Stadt und Umland näher untersucht werden.[19]

Die Stadtvertretung Schwerins besteht aus 45 Abgeordneten. Sie setzt sich nach der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 wie folgt zusammen:

Partei Anteil
Stimmen
Sitze
Die Linke 25,6 % 12
CDU 22,0 % 10
SPD 22,0 % 10
Unabhängige Bürger 11,0 % 5
Grüne 9,3 % 31
FDP 6,4 % 3
NPD 2,8 % 1
partei-/fraktionslos 11

1Im November 2010 trat der bisherige Fraktionsvorsitzende aus der Partei Bündnis 90/Die Grünen aus, behielt jedoch sein Mandat in der Stadtvertretung. Die Fraktion löste sich in der Folge auf.[20]

Die Stadt (Wahlkreisnummer 4) besteht aus 93 Wahlbezirken mit 79.615 Wahlberechtigten. Jeder Wähler hat 3 Stimmen. Zur Wahl gingen 32.513, die 1573 ungültige und 94.279 gültige Stimmen abgaben. Dies entspricht einer Wahlbeteiligung von rund 40,8 %.[21]

Ergebnisse der Kommunalwahlen in Schwerin

Näheres zum Wahlverfahren und zu rechtlichen Bestimmungen: Kreistag (Mecklenburg-Vorpommern)

Rathaus

An der Spitze der Stadt stand seit dem 13. Jahrhundert der Rat mit zumeist zwölf Ratsherren. Den Vorsitz hatten der beziehungsweise die Bürgermeister, zeitweise gab es zwei oder drei Bürgermeister. Im 19. Jahrhundert, nach Vereinigung von Alt- und Neustadt gab es zwei Bürgermeister. Ab 1919 tragen die Bürgermeister den Titel Oberbürgermeister. Dieser wurde über Jahrhunderte vom Rat der Stadt gewählt. Seit 2002 wird er direkt vom Volk gewählt.

Die Vertretung der Bürger ist die Stadtvertretung. Die Mitglieder der Stadtvertretung (derzeit 45) werden von den Bürgern der Stadt auf fünf Jahre gewählt. Vorsitzender ist der Stadtpräsident. Dieses zusätzliche repräsentative Amt in der Stadt wurde 1990 neben dem Amt des Oberbürgermeisters durch das „Gesetz über die Selbstverwaltung der Gemeinden und Landkreise in der DDR“ durch die damalige Volkskammer der DDR eingeführt. Es wurde zunächst hauptamtlich wahrgenommen. Seit der Änderung der Kommunalverfassung 1994 wird es nur noch ehrenamtlich ausgeführt. Der Stadtpräsident leitet die Sitzungen, bereitet diese vor und vertritt die Stadtvertretung nach außen. Er repräsentiert zusammen mit dem Oberbürgermeister die Stadt.

Bei der Wahl zum Landtag Mecklenburg-Vorpommerns am 4. September 2011 erreichten die einzelnen Parteien im Stadtgebiet folgende Ergebnisse bei den Zweitstimmen[22]:

Partei Wahlbeteiligung SPD CDU Linke FDP NPD Grüne
Ergebnis Schwerin I 58,8 % 38,5 % 19,3 % 17,6 % 2,4 % 3,8 % 12,6 %
Ergebnis Schwerin II 51,6 % 40,1 % 17,4 % 21,5 % 2,1 % 5,5 % 7,9 %

Bei einer Wahlbeteiligung von 65,8 % entfielen bei der Bundestagswahl am 27. September 2009 folgende Zweitstimmenanteile im Stadtgebiet auf die einzelnen Parteien[23]:

Partei Linke CDU SPD FDP Grüne Piraten NPD Sonstige
Ergebnis 29,0 % 29,0 % 21,0 % 8,7 % 7,4 % 2,4 % 2,2 % 0,3 %

Bei der Europawahl am 7. Juni 2009 erreichten die einzelnen Parteien bei einer Wahlbeteiligung von 40,2 % im Stadtgebiet folgende Ergebnisse[24]:

Partei Linke CDU SPD Grüne FDP Sonstige
Ergebnis 27,4 % 25,8 % 21,5 % 7,7 % 6,3 % 11,3 %

Unter den sonstigen Parteien erreichte jeweils keine mehr als 1,6 %.

Bis 1919 gab es zwei Bürgermeister, so dass sich die Amtszeiten in jener Zeit überschneiden. Nach 1919 gab es nur noch ein Stadtoberhaupt, das seitdem den Titel Oberbürgermeister trägt. Seit 1990 gibt es außerdem einen Stadtpräsidenten.

Hauptartikel: Liste der Schweriner Bürgermeister

Das geänderte Wappen wurde am 11. Februar 1991 durch das Innenministerium genehmigt und unter der Nr. 26 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.

Stadtwappen
Wappen von 1939 bis 1991

Blasonierung: „In Blau das goldene Reiterbildnis Herzog Heinrichs des Löwen: ein Ritter mit Topfhelm auf einem gezäumten, schreitenden Ross, in der Rechten eine dreilatzige Fahne und in der Linken einen Dreiecksschild mit einem leopardierten Löwen haltend.“

Das Wappen wurde 1990 neu gezeichnet und die Gestaltung des Reiterbildnisses verändert.

Das Wappen Schwerins ist bereits auf einem Siegel aus dem Jahr 1255 nachweisbar. In der aktuellen Form, die am 11. Februar 1991 beschlossen wurde, war es bereits offizielles Wappen vom 10. April 1858 bis 30. September 1939. Von 1939 bis 1991 wurde ein nur leicht verändertes Wappen in den Farben der Welfen, der Familie Heinrichs des Löwen, genutzt, auf dem außerdem ein nicht-leopardierter Löwe zu sehen war. Das Gonfanon des Ritters wurde darüber hinaus um einiges größer dargestellt.

Die Stadtflagge ist dreifach längsgestreift. Die äußeren Streifen zeigen die Farbe Gelb und nehmen je zwei Siebentel der Höhe ein. Der mittlere Streifen zeigt die Farbe Blau. Er nimmt drei Siebentel der Höhe ein und ist mit der etwas zum Liek hin verschobenen gelben Wappenfigur belegt. Die Höhe des Flaggentuchs verhält sich zur Länge wie 7 : 9.

Das Stadtsiegel Schwerins zeigt das Bild des Stadtgründers, Herzog Heinrich den Löwen von Sachsen in ganzer Figur zu Ross mit dem Löwenschilde am Arm. Das Dienstsiegel enthält die Figur des Stadtwappens und die Umschrift LANDESHAUPTSTADT SCHWERIN.

Das Stadtlogo besteht seit dem 1. April 2005 aus dem weißen, rechtsbündigen und am unteren Rand befindlichen Schriftzug „Landeshauptstadt Schwerin“ in Großbuchstaben auf blauem Untergrund. Das Wort „Schwerin“ ist in einer größeren Schriftart und fett hervorgehoben. Zusätzlich sind oberhalb des Schriftzugs am rechten Rand zwei versetzt übereinander gelagerte Quadrate in den Farben Gelb über Blau angeordnet. Unterlegt ist alles durch eine Art Wasserzeichen in Form des historischen Siegels.

Schwerin unterhält innerhalb der Europäischen Union Städtepartnerschaften mit Vaasa in Finnland seit 1965, Reggio nell’Emilia in Italien seit 1966, Wuppertal in Nordrhein-Westfalen seit 1987, Tallinn in Estland seit 1993 (Kontakte bereits seit 1970), Odense in Dänemark seit 1995, Schneidemühl / Piła in Polen seit 1996 und Växjö in Schweden seit 1999 (Kontakt bereits seit 1996). Außerhalb der EU besteht seit 1997 eine städtepartnerschaftliche Beziehung mit Milwaukee, Wisconsin in den USA.

Freiluftoper ("Rigoletto") des Staatstheaters auf der Treppe des Staatlichen Museums

Das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin gibt Aufführungen in den Sparten Schauspiel, Niederdeutsches Schauspiel, Puppenspiel, Musiktheater, Ballett und Konzerte. Jährlicher Höhepunkt sind die Schlossfestspiele unter freiem Himmel auf dem Alten Garten. Die 2001 aufgeführte Verdi-Oper Nabucco wurde über die Saison von mehr als 60.000 Zuschauern besucht. Neben der Hauptspielstätte, dem Großen Haus und dem Alten Garten sind das ehemalige E-Werk am Pfaffenteich, Schiffe der Weißen Flotte, der Dominnenhof und das Foyer-Café weitere Aufführungsplätze.

Seit 2004 wird im Theaterprojekt „Absolute Beginner“ Interessierten aller Generationen ab 15 Jahren die Möglichkeit des Schauspiels und des tieferen Einblicks in den Alltag und die Arbeitsweisen des Mecklenburgischen Staatstheaters geboten. Außerdem gibt es das Improvisationstheater „Die Wortlichter“ und die Theatergruppe des Goethe-Gymnasiums Schwerin „TaGGS“ sowie das Tanztheater „Lysistrate“ vom selben Gymnasium, das Deutschland 2007 erfolgreich auf dem Schultheater-Weltkongress in Hongkong vertreten hat.

Das Staatliche Museum Schwerin umfasst das Museumsgebäude auf dem Alten Garten, die Schlossmuseen in Güstrow, Ludwigslust und Schwerin sowie ein Kupferstich- und Münzkabinett in der Werderstraße. Im Hauptgebäude finden sich neben Kunstsammlungen flämischer und holländischer Maler des 16. bis 18. Jahrhunderts bis hin zu zeitgenössischer Kunst auch Porzellan- und Tongefäßsammlungen und mittelalterliche Kunstsammlungen aus heimatlichen Kirchen, wie z. B. der Neustädter Altar. Es gibt regelmäßig wechselnde Ausstellungen, Veranstaltungen und Vorträge.

Schleifmühle am Faulen See

Im Marstall hat das Technische Landesmuseum seinen Sitz. Seine Ausstellung zeigt die Technikgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns mit dem Schwerpunkt Verkehrsgeschichte. Das Archäologische Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern befindet sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts in Schwerin und stellt bedeutende archäologische Funde aus Mecklenburg-Vorpommern, die auf eine lange Geschichte zurückblicken lassen, aus. Das Stadtgeschichtsmuseum fiel Sparmaßnahmen der Stadt zum Opfer und wurde 2005 geschlossen. Der Stadtgeschichts- und -museumsverein Schwerin e. V. betreibt seit 1996 die Schleifmühle am Faulen See, eine rekonstruierte Wassermühle, die zu einem Museum für Naturstein-, Edelstein- und Mineralienbearbeitung ausgebaut wurde. Das Haus gehörte von seiner Eröffnung im Jahr 1985 an bis Ende 1995 zum Stadtgeschichtsmuseum. Im Stadtteil Mueß befindet sich das Freilichtmuseum Schwerin-Mueß, das über die Lebensweise der mecklenburgischen Landbevölkerung vom 17. Jahrhundert bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts informiert. Weitere Museen in freier Trägerschaft sind Dat oll’ Hus und das Petermännchen-Museum, in dem es hauptsächlich um die Geschichte des Schweriner Schlossgeistes, das Petermännchen, geht.

In der Halle am Fernsehturm in Neu Zippendorf eröffnete im April 2009 das Internationale Feuerwehrmuseum. Es zeigt die Geschichte der Brandbekämpfung und der Feuerwehren, die technische und politische Entwicklung sowie die Sozialgeschichte der Brandbekämpfer.

Das Capitol in der Wismarschen Straße wurde in den 1990er Jahren zu einem Kino mit heute fünf Sälen und 1688 Sitzen ausgebaut. Es ist außerdem Veranstaltungsort für weitere kulturelle Ereignisse, Höhepunkt hierbei ist das Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern, zu welchem stets prominente Gäste die Stadt besuchen. Das Capitol wurde 1936 als Lichtspieltheater eingeweiht und war durch eine Bühne damals schon für Theater-, Konzert- und Varieté-Vorstellungen ausgelegt. An seiner Stelle befanden sich zuvor eine Tonhalle, die als Gaststätte, Speisesaal und später als Festsaal diente und 1920 abbrannte. Am Bleicherufer wurde in den 1990er Jahren das Multiplex-Kino Mega Movies errichtet, welches sechs Kinosäle mit insgesamt 1072 Plätzen bietet. Andere Kinos, wie beispielsweise das Forumkino, zeigen ein alternatives Programm und sind weniger bekannt.

Staatskanzlei

Wahrzeichen der Stadt und Touristenmagnet ist das Schweriner Schloss, das in der jetzigen Form von 1843 bis 1857 unter Großherzog Friedrich Franz II. erbaut wurde und sich auf einer Insel zwischen dem Schweriner See und dem Burgsee befindet, die über die Schlossbrücke mit der Stadt verbunden ist. Es war in der Vergangenheit Residenz mecklenburgischer Herzöge und ist heute Sitz des mecklenburg-vorpommerschen Landtages. Dem Schloss ist der Alte Garten vorgelagert, ein repräsentativer Platz, der sich in der Geschichte vom sumpfigen Platz über einen Küchengarten, einen Lustgarten mit Springbrunnen, einer Reitbahn, einem Paradeplatz bis hin zum Kundgebungsort entwickelt hat und heute vorwiegend für kulturelle Veranstaltungen genutzt wird. In der Umgebung des Schlosses sind unter anderem der Schlossgarten und viele Gebäude wie das Staatliche Museum, das Mecklenburgische Staatstheater, die 32 Meter hohe Siegessäule, die an die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 erinnert, das Alte Palais, der Marstall und die Staatskanzlei im Stil des Klassizismus sehenswert. Das gesamte heutige Stadtbild ist durch das Wirken Georg Adolf Demmlers geprägt worden.

Fachwerkhaus aus dem Jahr 1698 in der Altstadt
Schweriner Marstall
Denkmalgeschütztes Hauptpostamt
Arsenal am Pfaffenteich

Das Altstädtische Rathaus auf dem Markt wurde 1338 erstmals erwähnt[25] und brannte in seiner Geschichte dreimal ab. Vor das ursprüngliche Gebäude setzte Demmler 1835 eine neue Fassade im Tudorstil. Auf der Mittelzinne ist der Stadtgründer Heinrich der Löwe als goldener Reiter dargestellt. Ebenfalls in der Altstadt, Ecke Buschstraße/3. Enge Straße, steht eines der ältesten noch erhaltenen Häuser Schwerins aus dem Jahr 1698. In dem Fachwerkgebäude befand sich bis 1857 eine Weinhandlung, seitdem betreibt eine Familie seit mehreren Generationen bis heute hier eine Kunstdrechselei. Noch früheren Ursprungs ist ein Fachwerkbau im Domhof. Eine Balkeninschrift zeigt das Entstehungsjahr 1574 an. Genutzt wurde er bis 1916 als Hotel und danach als Verwaltungsgebäude. Es beherbergt heute das Landesamt für Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern. Seit der Instandsetzung des Fachwerkhauses Puschkinstraße 36, Ecke Domhof, gibt es Anzeichen, dass hier der älteste Profanbau Schwerins stehen könnte. Es wurden Balken gefunden, die auf das Entstehungsjahr 1573 deuten.[26]

An Kirchenbauten finden sich im Stadtgebiet unter anderem der Schweriner Dom, die Paulskirche, Schelfkirche und die Propsteikirche St. Anna, der erste katholische Kirchenbau nach der Reformation in Mecklenburg.

Das nach der Wende entsprechend eines restauratorischen Befundes in einem Orangeton gestrichene Arsenal am Pfaffenteich ist das älteste Gebäude an diesem Gewässer und heute Sitz des Innenministeriums des Landes. Das Gebäude des Finanzministeriums in der Schlossstraße entstand ursprünglich 1911 als Hotelbau des damaligen Nordischen Hofes und ging 1920 in Staatsbesitz.

Das denkmalgeschützte Hauptpostamt wurde 1892 bis 1897 im Stil der Neorenaissance nach einem Entwurf von E. Hake erbaut. Eine Gedenktafel erinnert daran, dass am 24. Dezember 1945 in diesem Haus der Oberpostdirektion der „Landessender Schwerin“ sein regionales Rundfunkprogramm eröffnete.

In nordwestlicher Stadtrandlage ist das Jagdschloss Friedrichsthal aus dem späten 18. Jahrhundert zu sehen. Es war eine Jagdresidenz des mecklenburgischen Großherzogs Friedrich Franz I.

Im Stadtteil Neumühle wurde 1887 ein Wasserturm auf der höchsten Erhebung Schwerins errichtet, der bis heute erhalten ist und Bestandteil des ersten Wasserwerks der Stadt war. 1907 erbaute man im Ortsteil Mueß am Südufer des Schweriner Sees die künstlich angelegte Burgruine Reppiner Burg auf einem vermutlich ehemaligen slawischen Burgwall. Weitere Attraktionen der Stadt sind der Schweriner Fernsehturm, das Neustädtische Palais, das ehemalige Neustädtische Rathaus in der Schelfstadt, das Schleswig-Holstein-Haus, das Bahnhofsgebäude, die Artilleriekasernen und das Offizierskasino südlich des Schlossgartens, der denkmalgeschützte ehemalige Getreidespeicher im Hafengebiet am Ziegelsee (heute zum Hotel umgebaut) und einige Märkte mit Brunnen und Skulpturen.

Stadtansicht mit Blick vom Schweriner See
Reiterdenkmal Friedrich Franz II. im Schlossgarten

Hauptartikel: Liste der Denkmäler, Brunnen und Skulpturen in Schwerin

Aus der Zeit Schwerins als Residenzstadt des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin sind drei künstlerisch wertvolle Denkmäler erhalten: das Bronzestandbild Großherzogs Paul Friedrich (1849 von Rauch) auf dem Alten Garten vor der Museumstreppe, das Reiterdenkmal Friedrich Franz II. (1893 von Brunow) im Schlossgarten und das Marmorstandbild der Großherzogin Alexandrine (1907 von Berwald) im Grünhausgarten. In der Stadt befinden sich überdies einige bemerkenswerte Denkmäler und Gedenksteine, u. a. für Friedrich Wilhelm Kücken (1885), Heinrich Schliemann (1895), Heinrich von Stephan (1898), Großherzogin Auguste (1905). Aus der Zeit der DDR stammt das westlichste noch bestehende Lenin-Standbild in Europa (1985 von Jaak Soans) im Stadtteil Mueßer Holz.

Die zahlreichen Schweriner Denkmäler, die in Zusammenhang mit den in der Stadt stationierten Regimentern und ihren Gefallenen standen, sind fast ausnahmslos nach 1945 zerstört worden. Als künstlerisch wertvoll blieben lediglich die Siegessäule für die Gefallenen von 1870/71 auf dem Alten Garten (1874 von Willebrand und Willgohs) und der Trauernde Soldat auf dem Gräberfeld von 1914/18 auf dem Alten Friedhof (1936/37 von Wilhelm Wandschneider) erhalten. Dagegen gibt es eine Reihe von Gedenkstätten für die Opfer des Zweiten Weltkrieges.

Im 18. und insbesondere Mitte des 19. Jahrhunderts sind im näheren Umfeld des Schlosses eine größere Anzahl von Skulpturen aufgestellt worden, von denen einige verschollen sind aber in den vergangenen Jahren rekonstruiert werden konnten. Weitere Skulpturen und Brunnen entstanden während der DDR-Zeit, hauptsächlich in den 1970er Jahren. Auch nach 1990 sind einige neue Kunstwerke öffentlich aufgestellt worden.

Die in der Umgebung von Schwerin hergestellten Mecklenburger Strohbilder sind einfache, volkskundliche Bildkompositionen im realistischen Stil.

Lankower See

Anziehungspunkte sind die elf Seen auf dem Stadtgebiet mit ihren ufernahen Parkanlagen sowie den Naturerfahrungsräumen Seenatour, die Anlegestelle der Weißen Flotte in der Nähe des Schlosses, die Fahrgäste zur Insel Kaninchenwerder im Schweriner See bringt, und der Zoo.

Viele regelmäßige Veranstaltungen finden in Schwerin statt. So ist Schwerin einer der Spielorte der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern.

Im Mai findet das Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern, die Flottenparade der Weißen Flotte und der Schweriner Nachtlauf statt, im Juni und Juli sind es der Töpfermarkt, die Schlossfestspiele (Freiluft-Oper, organisiert durch das Mecklenburgische Staatstheater), im Juli findet außerdem das größte Volkssportereignis in Mecklenburg-Vorpommern, der Fünf-Seen-Lauf statt. Er gehört zu den zehn beliebtesten Läufen Deutschlands und findet immer am 1. Samstag im Juli mit Laufstrecken über 10, 15 und 30 Kilometer statt. Ebenfalls am 1. Samstag im Juli findet der Schweriner Christopher Street Day (CSD) statt. Im August gibt es den jährlich stattfindenden Schreibwettbewerb der Stadt Schwerin und des Urgent-Verlags mit Publikation in der Schweriner Literaturzeitschrift „Reflexe“. Im September (1.Samstag) gibt es noch ein weiteres größeres Sportereignis – das Rosa Paddel. Als größte Paddelveranstaltung am Schweriner See (Länge ca. 17 km, 60–80 Teilnehmer), wird es seit 1979 vom SV Theater ausgerichtet. Es findet noch das Drachenbootfest und das Altstadtfest statt. Regelmäßig im Sommer gibt es die Skater Night. Im September gibt es als Sportveranstaltung den Zehnkampf für Jedermann und das Weinfest. Im Oktober gibt es die Interkulturellen Wochen und im November kommt der Lübecker Martensmann nach Schwerin. Mit dem Mäkelborger Wiehnachtsmarkt, dem traditionellen Weihnachtsmarkt, endet das Veranstaltungsjahr.

  • Das Auge Gottes
  • De Plattfööt
  • Debil (Band)
  • Rammstein
  • Volxsturm
  • Gumbles

An Institutionen und Einrichtungen beziehungsweise Körperschaften des öffentlichen Rechts haben die Handwerkskammer Schwerin, die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs, die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin, das Landgericht Schwerin, das Verwaltungsgericht Schwerin, das Sozialgericht Schwerin, welches dem Landessozialgericht Mecklenburg-Vorpommern mit Sitz in Neubrandenburg untergeordnet ist, und das Arbeitsgericht Schwerin, das dem Landesarbeitsgericht Mecklenburg-Vorpommern mit Sitz in Rostock unterstellt ist, ihren Sitz in Schwerin. Zudem befinden sich in Schwerin Außenstellen des Bundesamtes für Güterverkehr, des Eisenbahn-Bundesamtes, eine Nebenstelle der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, einige Landesministerien sowie kommunale Ämter und Behörden.

Fridericianum Schwerin

Schwerin bietet ein breites Angebot an allgemein bildenden Schulen: vier Gymnasien (je ein Abend-, Sport-, Musik- und Sprachgymnasium), eine Gesamtschule, Regionale Schulen, Grundschulen, diverse Förderschulen mit unterschiedlichen Förderzielen, Berufliche Schulen der verschiedenen Berufszweige und die Volkshochschule Ehm Welk. Das altsprachliche Gymnasium Fridericianum Schwerin kann auf eine 450-jährige humanistische Tradition zurückblicken. Sie ist die einzige Schule des Landes Mecklenburg-Vorpommerns an der das Graecum durch Schulunterricht erworben werden kann. Das Goethe-Gymnasium hat den Status eines Musikgymnasiums, das Sportgymnasium ist eine Eliteschule des Sports. Des Weiteren ergänzen mehrere Schulen in freier Trägerschaft das Bildungsangebot - darunter die 1735 eröffnete und damit zu den ältesten Schulen Schwerins gehörende Niels-Stensen-Schule in Trägerschaft der Bernostiftung.[27][28]

Im September 2006 hat die Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung mit Hauptsitz in Mannheim und die Hochschule der Bundesagentur für Arbeit in Schwerin einen Standort.

ehemaliges Fridericianum am Pfaffenteich, heutiger Sitz des Baltic College

Das Baltic College von 2001 ist die erste staatlich anerkannte private Hochschule des Landes in Schwerin. Derzeit wird dort der Bachelor of Arts im Hotel- und Tourismusmanagement angeboten.

Die Baltic Academy des Baltic College ist seit 2008 ein Weiterbildungsinstitut, in Schwerin.

Die private höhere Berufsfachschule Design Schule Schwerin bietet den Studiengang Game-Design an.

2002 wurde das Hydrogen Institute of Applied Technologies (HIAT) als gemeinnützige Forschungseinrichtung gegründet. Ein Hauptaugenmerk des Institutes liegt dabei auf der Forschung und Entwicklung von Brennstoffzellen. Sitz der Einrichtung ist das Wasserstoff-Zentrum Schwerin im Technologie und Gewerbezentrum (TGZ) der Landeshauptstadt.

Seit 1992 der Volkshochschule unterstellt ist das 1962 als Schulsternwarte gegründete Planetarium Schwerin in dem populärwissenschaftliche Vorträge sowie Führungen, Konzerte, Jugendprojekte und Astronomieunterricht angeboten werden.

In Schwerin gibt es zahlreiche Sportstätten und Sportvereine, zu den bekanntesten zählen:

  • der SV Post Schwerin, dessen Handballmannschaft in der zweiten Bundesliga spielt und kurzzeitig in der ersten Bundesliga gespielt hat,
  • der Schweriner SC, mit vielen Erfolgen der Damenmannschaft im Volleyball in der ersten Bundesliga sowie im Champions League, Europa Cup, Play OFF und DVV Pokal sowie die Fußballabteilung des SSC, die 2009/10 in der Landesliga vertreten ist,
  • der BSC Schwerin im Boxen ist in der 2. Bundesliga vertreten,
  • der ESV Schwerin im Faustball ist in der 1.Bundesliga (Frauen) und 2.Bundesliga (Männer) vertreten,
  • der FC Eintracht Schwerin im Fußball spielt in der Verbandsliga MV,
  • der PSV Schwerin mit seinem Erfolg von 1990 im DDR-Pokalfinale Fußball gegen Dresden und im Europapokal der Pokalsieger,
  • die SG Dynamo Schwerin, (Fußball, Leichtathletik, Kraftsport)
  • der Neumühler SV,
  • der FSV 02 Schwerin,
  • die Kanurenngemeinschaft Schwerin e. V., u. a. am Faulen See- Kanusport
  • der TriSport Schwerin e.V. ein Triathlon-Verein; ein Damen-Team seit 1995 in der 2. Bundesliga vertreten; einige Athleten starteten beim Ironman Hawaii
  • das Tanzsportcentrum (TSC) Schwerin in der Sporthalle Mueßer Holz mit der Abteilung Rollstuhltanz[29]
Pfaffenteich mit Schweriner Dom
Paulskirche

Die Stadt Schwerin gehörte bis zur Einführung der Reformation zum Bistum Schwerin und war Sitz eines eigenen Archidiakonats. Zum Domstift gehörten neben dem Propst und dem Dekan noch zehn, später zwölf Domherren.

Nach mehreren evangelischen Predigten war die Stadt ab 1538 größtenteils protestantisch. Die Stadt ist als Landeshauptstadt Sitz der Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs. Der Protestantismus in der evangelisch-lutherischen Form ist die historisch vorherrschende Religion in Schwerin. Die Mitgliederzahlen nahmen in der DDR drastisch ab. In den neuen Bundesländern, so auch in Schwerin, sind nur etwa ein Drittel der Bevölkerung Mitglied einer Religionsgemeinschaft, davon in Schwerin die meisten evangelisch-lutherisch.

Administrativ gehören die Kirchengemeinden der Stadt zur Propstei Schwerin-Stadt innerhalb des Kirchenkreises Wismar der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs.

Um Herzog Christian Ludwig I., der 1663 aus politischen Erwägungen zum Katholizismus übertrat, scharten sich einige Anhänger, und 1709 gründeten die Jesuiten in Schwerin eine Missionspfarrei. Die offizielle Anerkennung des katholischen Gottesdienstes nach der Reformation erfolgte im Jahr 1732. Es dauerte noch bis 1795, bis die Gemeinde ihre eigene Kirche, die heutige (seit 1967) Propsteikirche St. Anna erhielt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in ganz Mecklenburg knapp 500 Katholiken. Die Gleichstellung mit der protestantischen Kirche erfolgte 1903. Aus der St.-Annen-Gemeinde entstanden in den 1970er Jahren die St.-Martin- und die St.-Andreas-Gemeinde. Die katholischen Pfarrgemeinden der Stadt Schwerin gehören zum Dekanat Schwerin des Erzbischöflichen Amtes Schwerin innerhalb des Erzbistums Hamburg.

Der katholische Friedhof an der Wismarschen Straße wurde 1861 geweiht.[30]

Siehe auch: Liste von Kathedralen und Domen

Die Anfänge der Schweriner Baptistengemeinde gehen auf das Jahr 1855 zurück, regelmäßige Versammlungen gibt es seit 1901. Im Jahr 1950 zählte man 1100 Mitglieder.[31] Heute gehören zur Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Schwerin (Baptisten) rund 180 Mitglieder. 2010 wurde im Stadtteil Neumühle ein neugebautes Gemeindezentrum eingeweiht.[32] Die Gemeinde gehört zum Evangelisch-Freikirchlichen Landesverband Mecklenburg-Vorpommern/Baptisten.

In Schwerin gibt es zwei Pfingstgemeinden, die Gemeinde Gottes KdöR Christliches Zentrum Schwerin, seit 1993 in der Paulsstadt ansässig, sowie die Christengemeinde Arche Schwerin und eine Freie evangelische Gemeinde.

Die Gemeinde der Neuapostolischen Kirche wurde am 28. Dezember 1924 durch Bezirksapostel Edmund Blöcker aus Hamburg gegründet. Der Bezirksvorsteher Paul Karkhof wurde der erste Gemeindevorsteher. 1929 wuchs die Mitgliederzahl auf über 50, weshalb Gottesdienste nicht mehr in den Wohnungen der Mitglieder durchgeführt werden konnten. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs waren es 180 und durch die Flüchtlingsströme 740 Mitglieder. Deshalb wurde die Gemeinde 1953 in Schwerin I und Schwerin II geteilt. 1973 wurden beide Gemeinden wieder vereinigt, nachdem zahlreiche Mitglieder innerhalb der DDR als auch in die Bundesrepublik umgezogen waren. Seit 1956 befinden sich die Gemeinde und die Verwaltung für Mecklenburg-Vorpommern in der Schweriner Paulsstadt. 1994 besuchte der damalige Kirchenpräsident Richard Fehr die Gemeinde zu einem Festgottesdienst, versetzte den Bezirksapostel für Mecklenburg-Vorpommern Willy Adam in den Ruhestand und führte den neuen Bischof von Mecklenburg-Vorpommern Ekkehard Möller ein. Außerdem wurde Mecklenburg-Vorpommern an den Bezirksapostel Wilhelm Leber, den jetzigen Kirchenpräsidenten, nach Hamburg übergeben.[33]

Im Mittelalter war das wirtschaftsschwache Schwerin für jüdische Zuwanderer unattraktiv; die Geschichte der jüdischen Gemeinde begann 1671 mit dem herzoglichen Schutzbrief für den Tabakhändler Levin Saalman. Bereits 1694 wurde ein Friedhof am Pfaffenteich eingerichtet, der 1717 auf das Schelffeld verlegt wurde. Der Tabakhändler Michael Hinrichsen besaß lange ein Monopol. Sein Sohn diente als Hoffaktor dem finanzschwachen Herzog Carl Leopold. 1773 wurde der Bau einer Synagoge genehmigt, 1794 lebten 284 Juden in Schwerin. Antisemitische Ausfälle widerfuhren der Gemeinde während der Hep-Hep-Unruhen 1819. Im 20. Jahrhundert nahm die Zahl der Mitglieder von anfangs etwa 300 auf 151 im Jahre 1932 ab.[34]

Vorsitzender der Landesgemeinde war von 1948 bis 1956 Dr. Franz Unikower, der im Zuge eines gegen ihn angestrengten Prozesses nach West-Berlin floh. Danach hatte bis 1962 Hugo Mehler dieses Amt inne und ab 1962 Alfred Scheidemann, der seine Hauptaufgabe in der Unterstützung kranker und vereinsamter Gemeindemitglieder sowie der Organisation von Ferienlagern für jüdische Kinder in der DDR sah und dessen Tod 1972 faktisch zur Auflösung der Landesgemeinde führte. Zwar übernahm kurzzeitig Udo Abrahamson das Amt und danach bis 1975 Heinrich Smiatkiewicz, bis 1980 gab es jedoch keinen neuen Leiter, so dass die Landesgemeinde von Dresden aus mitverwaltet wurde. Jeweils 1980 und 1989 fanden sich mit Friedrich Broido und Thomas Barthel neue Vorsitzende.[35]

Die Zahl der Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Schwerin wuchs nach der politischen Wende 1989 auf nunmehr etwa 900 (Stand November 2005), die sich fast ausschließlich aus Immigranten aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion zusammensetzen. Sie ist damit eine der größten Gemeinden in Ostdeutschland und wird von dem Rabbiner des Landes Mecklenburg-Vorpommern, William Wolff, betreut. Im Dezember 2007 wurde der Neubau einer Synagoge an historischer Stelle, im Hof Schlachterstraße 3 und 5[36], wo die alte Synagoge bis 1938 165 Jahre stand, beschlossen. Dafür stellte das Kultusministerium des Landes 600.000 Euro zur Verfügung, weiterhin beteiligen sich die Stadt, die Gemeinde und ein Förderverein an den Kosten. Die Einweihung erfolgte am 3. Dezember 2008. Das neue etwa 15 mal 12 Meter große Gebäude bietet etwa einhundert Menschen Platz.

Wirtschaftszweige im produzierendem Gewerbe sind unter anderem: Braugewerbe, Nahrungsmittelindustrie, Kabelfertigung, Kunststoffverarbeitung und Maschinenbau. Darüber hinaus bieten das Dienstleistungsgewerbe, wie z. B. Callcenter, die Gesundheitswirtschaft, die Medizintechnik, zahlreiche Einzelhandelsunternehmen und das Handwerk Beschäftigung. Der größte Anteil der Beschäftigten arbeitet in der öffentlichen Verwaltung (einschließlich Sozialversicherung, Bildung/Erziehung und Verteidigung). Am Arbeitsort Schwerin gab es am 30. September 2010 47.527 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, davon 20.413 Männer und 27.114 Frauen. Im Mai 2011 gab es 6323 Arbeitslose in Schwerin. 25.125 Menschen pendelten zur Ausübung ihrer Arbeit in die Stadt, 9728 Schweriner Einwohner arbeiteten außerhalb (Stand 30. Juni 2010). Einpendler leben überwiegend in den angrenzenden Landkreisen Ludwigslust-Parchim und Nordwestmecklenburg. Ein großer Teil der Auspendler arbeitet in diesen Landkreisen. Außerhalb Mecklenburg-Vorpommerns sind die meisten Auspendler in Hamburg (1388 Personen) und Schleswig-Holstein (852 Personen) beschäftigt.[37]

Mit durchschnittlich 14.911 Euro hatten die Schweriner Bürger 2005 das höchste Netto-Jahreseinkommen Mecklenburg-Vorpommerns. In der Statistik enthalten sind auch Sozialleistungen und Renten. Das durchschnittliche verfügbare Einkommen in Mecklenburg-Vorpommern betrug 13.953 Euro, im Bundesdurchschnitt standen 17.702 Euro zur Verfügung.[38]

  • Die FlammAerotec GmbH & Co KG, im Gewerbegebiet Göhrener Tannen, produziert seit 2006 mit 270 Mitarbeiter Zulieferteile für Airbus.
  • Die Linda Waschmittel GmbH & Co. KG, die unter anderem Linda Neutral herstellt.
  • Die KGW Schweriner Maschinen- und Anlagenbau GmbH und der KGW Marine GmbH produzieren Türme für Windkraftanlagen, Schiffszubehör und Umwelttechnik.
  • Die Maplan Schwerin GmbH fertigt Maschinenbauteile für die Kunststoffverarbeitung.
  • Das Kabelwerk der Prysmian Cable and Systems, zuvor bei Siemens und Pirelli, fertigt Mittelspannungs- und Installationskabel.
  • Die Schoeller Arca Systems GmbH und die Schoeller Wavin Systems GmbH ist in der Kunststoffverarbeitung tätig.
  • Die Schweriner Schlossbrauerei gehört zur Oettinger Brauerei.
  • Die Energieversorgung Schwerin und die WEMAG sind regionale Energieversorger, ausgegliederte aus den Stadtwerken Schwerin.
  • Die buw Holding GmbH, ein Kommunikationsdienstleister, beschäftigt am Standort Schwerin rund 600 Mitarbeiter.
  • Nestlé will im Gewerbegebiet Göhrener Tannen 220 Millionen Euro in ein neues Werk zur Produktion von Kaffeekapseln investieren und 450 Arbeitsplätze schaffen.[39]
Schweriner Hauptbahnhof
Die Schweriner Straßenbahn

Südlich von Schwerin verläuft die Bundesautobahn 24 von Hamburg nach Berlin. Von ihr zweigt am Autobahndreieck Schwerin das nördliche Teilstück der A 14 nach Norden in Richtung Wismar ab. Der Ausbau bis zum bereits fertiggestellten Teilstück bei Wismar, in dem die A 20 gekreuzt wird, wurde nach jahrelangen Verzögerungen Ende 2009 abgeschlossen und der Abschnitt am 21. Dezember 2009 dem Verkehr übergeben.[40] Neben den bestehenden Anschlüssen Schwerin-Ost und Schwerin-Nord gibt es Planungen über die Einrichtung einer Anschlussstelle Schwerin-Süd. Ferner ist ein Ausbau der A 14 bis Magdeburg, wo das südliche Teilstück der Autobahn in Richtung Dresden beginnt, geplant.

Durch das Stadtgebiet führen die Bundesstraße 104 in Ost-West-Richtung, die B 106 in Nord-Süd-Richtung und die B 321 in Südwest-Südost-Richtung. Die beiden letzteren sind im Stadtgebiet größtenteils vierspurig ausgebaut. Mit dem Bau einer Umgehungsstraße im Westen Schwerins, die nach der Wende zur Entlastung der Innenstadt und zur Bewältigung des gestiegenen Verkehrsaufkommens beiträgt, wurde der Verlauf der B 106 geändert. Ein weiterer Bauabschnitt der Umgehungsstraße von Schwerin-Lankow in Richtung Kirch Stück wurde am 26. September 2007 dem Verkehr übergeben. Neben der B 106 verläuft auch die B 104 seitdem über diesen Abschnitt. Geplant ist eine Weiterführung der Umgehung im Norden Schwerins von Kirch Stück bis zum Paulsdamm.

Die Stadt liegt an der deutsch-niederländischen Ferienstraße Oranier-Route.

Mit der 1847 eröffneten und damit ältesten eigenen Eisenbahnstrecke Mecklenburgs nach Hagenow erhielt Schwerin eine Verbindung zur Berlin-Hamburger Bahn. Heute führen von Schwerin aus Eisenbahnstrecken in alle Richtungen. Zu den wichtigsten Verbindungen gehören Hamburg–Rostock–Stralsund und Wismar–Ludwigslust–Berlin.

Siehe auch: Schwerin Hauptbahnhof

Rückgrat des öffentlichen Personennahverkehrs in der Stadt ist die seit 1908 in Betrieb befindliche elektrische Straßenbahn mit vier Linien, dazu werden 14 Buslinien und die Pfaffenteichfähre betrieben.

Siehe auch: Nahverkehr Schwerin

Etwa 37 Kilometer süd-östlich befindet sich der Flughafen Schwerin-Parchim, von dem aus Charter- und Frachtflüge durchgeführt werden. Der zehn Kilometer östlich gelegene Flugplatz Schwerin-Pinnow wird hauptsächlich von der Sportluftfahrt genutzt.

Der Schweriner See und der Ziegelsee zählen zu den Binnenwasserstraßen des Bundes. Von diesen bestehen schiffbare Verbindungen über die Stör, den Störkanal und die Elde in die Richtungen Müritz, Elbe und Nordsee.

Schweriner Fernsehturm und Sendemast
Verlagshaus der Schweriner Volkszeitung

In Schwerin erscheint täglich von Montag bis Samstag die Schweriner Volkszeitung, die hier ihren Hauptsitz hat. Außerdem werden wöchentlich Anzeigenzeitungen mit regionaler Berichterstattung, wie der Schweriner Kurier, der Blitz und der Schweriner Express (halbwöchentlich) herausgegeben. Das Landesfunkhaus des Norddeutschen Rundfunks (NDR) befindet sich in der Stadt und produziert neben überregionalen Beiträgen das Nordmagazin, das Regionalprogramm des NDR Fernsehens für Mecklenburg-Vorpommern, und das Programm des Radiosenders NDR 1 Radio MV. Der private Lokalsender TV Schwerin und ein öffentlich-rechtlich finanzierter offener Kanal namens FiSCH-TV verbreiten ihr Programm im Schweriner Kabelnetz. Sendeeinrichtungen für Rundfunk und Fernsehen befinden sich im Stadtteil Neu Zippendorf in Form eines 136 Meter hohen Fernsehturms für Richtfunk und eines 273 Meter hohen Sendemastes für UKW, DAB und DVB-T.

Aus Plate, wenige Kilometer südöstlich von Schwerin, sendet der private Radiosender Antenne MV. Aus Rostock ist das Privatradio Ostseewelle zu empfangen.

  • 1876: Lewis Marcus, Advokat und Wortführer des liberalen Reformjudentums
  • 1896: Heinrich von Stephan, Gründer des Weltpostvereins
  • 1958: Clemens Meyer, Musiker, Musikwissenschaftler, Bratschist
  • 1989: Carl Hinrichs, Maler
  • 2001: Ludwig Bölkow, Industrieller
  • 2002: Bertha Klingberg, Blumenfrau

Siehe: Liste der Söhne und Töchter von Schwerin

  • Nicolaus Steno (* 1638 in Kopenhagen; † 1686 in Schwerin), katholischer Priester, Arzt, Geologe, verbrachte sein letztes Lebensjahr als Pfarrer in Schwerin
  • Adolf Karl Kunzen (* 1720 in Wittenberg; † 1781 in Lübeck), Komponist
  • Carl Heinrich Wünsch (* 1779 in Blumlage; † 1855 in Schwerin), Architekt und Baumeister
  • Georg Adolf Demmler (* 1804 in Berlin; † 1886 in Schwerin), Architekt
  • Friedrich Wilhelm Kücken (* 1810 in Bleckede; † 1882 in Schwerin), Komponist
  • Friedrich von Flotow (* 1812 in Teutendorf; † 1883 in Darmstadt), Komponist
  • Marianne Grunthal (* 1896 in Zehdenick; † 1945 in Schwerin), Lehrerin und NS-Opfer
  1. Mecklenburg-Vorpommern Statistisches Amt – Bevölkerungsentwicklung der Kreise und Gemeinden 2010 (PDF; 522 kB) (Hilfe dazu)
  2. Hauptsatzung der Landeshauptstadt Schwerin
  3. Ernst Eichler: Städtenamenbuch der DDR. Leipzig 1988, S. 252
  4. H.-D. Kahl: Schwerin, Svarinshaug und die Sclauorum ciuitas des Prudentius von Troyes. In: Beitrag zur Stadt- und Regionalgeschichte Ost- und Nordeuropas. Wiesbaden 1971, S. 49–125
  5. Geografische Angaben auf www.schwerin.de
  6. Landschaftsplan der Landeshauptstadt Schwerin
  7. 3000 Jahre Stadtgeschichte auf der Großbaustelle. In: Schweriner Volkszeitung. 9. Mai 2009
  8. Mit der Leiter zu den Germanen. In: Schweriner Volkszeitung. Lokalseite Schwerin, 25. April 2009
  9. Ingo Ulpts: Die Bettelorden in Mecklenburg. Ein Beitrag zur Geschichte der Franziskaner, Klarissen, Dominikaner und Augustiner-Eremiten im Mittelalter. Werl 1995 (Saxonia Franciscana 6), S. 23–34; 391–393; 395–397; 417
  10. a b c Bernd Kasten: Schwerins Synagoge. In: Mecklenburgmagazin der Schweriner Volkszeitung. 19. September 2008
  11. ISBN 978-3-940207-16-6
  12. B. Kasten und J.-U. Rost: Schwerin. Geschichte der Stadt. Schwerin 2005, S. 198–199
  13. Klaus Schwabe: Der 17. Juni in Mecklenburg und Vorpommern. hg. v.d. Friedrich-Ebert-Stiftung, Schwerin 2003
  14. ISBN 3-935749-38-4, S. 257.
  15. B. Kasten und J.-U. Rost: Schwerin. Geschichte der Stadt. Schwerin 2005, S. 256–258.
  16. E. Neubert: Geschichte der Opposition in der DDR 1949–1989. Bonn 1998, S. 451f.
  17. Bundesgartenschau beschert Schwerin Gewinne (nicht mehr online verfügbar), tagesschau.de
  18. Daten des Bürgeramts/Abteilung Meldeangelegenheiten auf www.schwerin.de
  19. Pressemitteilung der Stadt Schwerin vom 27. Juli 2007
  20. Schweriner Volkszeitung: Grüne Stadtfraktion in Schwerin aufgelöst, 10. November 2010
  21. Ergebnisdienst des Landeswahlleiters Mecklenburg-Vorpommern
  22. Wahl zum Landtag von Mecklenburg-Vorpommern Zwischenergebnis ohne Wahlkreis 33 - Rügen I (Nachwahl am 18. September 2011) am 4. September 2011
  23. Wahlergebnisse der Bundestagswahl am 27. September 2009, mvnet.de (CSV-Datei)
  24. Wahl zum Europäischen Parlament am 7. Juni 2009 im Wahlkreis 4, Vorläufiges Ergebnis – (PDF-Datei 9 KB)
  25. B. Kasten und J.-U. Rost: Schwerin. Geschichte der Stadt. Schwerin 2005, S. 12
  26. Mecklenburg-Magazin (Beilage zur Schweriner Volkszeitung), Nr. 43 vom 24. Oktober 2008
  27. http://www.bernostiftung.de/stiftung/Schulen/Geschichte.php
  28. http://www.hti-schwerin.de/fileadmin/events/275kathSchule/Stensen-Schule_Flyer4.pdf
  29. TSC Schwerin Abt. Rollstuhltanz, abgerufen am 6. Dezember 2011
  30. Chronik der Haupt- und Residenzstadt Schwerin von Ludwig Fromm. Schwerin 1862, S. 482.
  31. Geschichte der Schweriner Baptistengemeinde; eingesehen am 22. September 2008
  32. NN, Wo Menschen Hilfe für ihr Leben erfahren. Einweihung des neuen Gemeindezentrums in Schwerin-Neumühle, in: Die Gemeinde. Glauben. Gemeinsam. Gestalten, Nr. 22 v. 31. Oktober 2010, S. 17.
  33. Chronik der neuapostolischen Gemeinde Schwerin
  34. Bernd Kasten: Artikel Schwerin. In: I. Diekmann (Hrsg.): Wegweiser durch das jüdische Mecklenburg-Vorpommern. Potsdam 1998, S. 224ff.
  35. B. Kasten und J.-U. Rost: Schwerin. Geschichte der Stadt. Schwerin 2005, S. 331–332
  36. http://www.schwerin-news.de/ndr-1-radio-mv-neubau-einer-synagoge-in-schwerin-geplant/1668
  37. Statistische Nachrichten 2011 (PDF). Herausgeber: Stadtverwaltung Schwerin, Amt für Hauptverwaltung, 2. Quartal 2011
  38. NDR Nordmagazin 7. August 2007 sowie Schweriner Volkszeitung 8. August 2007 nach Daten des Statistischen Landesamtes MV
  39. Meldung auf spiegel.de vom 24. Februar 2012, abgerufen am 24. Februar 2012
  40. svz.de: Über die Autobahn 14 schneller an die Ostsee
  • ISBN 3-910179-06-1.
  • ISBN 3-910179-38-X.
  • Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte. Band 1. Nordostdeutschland. Im Auftrag der Konferenz der landesgeschichtlichen Kommissionen Deutschlands mit der Unterstützung des Deutschen Gemeindetages hrsg. von Erich Keyser. Stuttgart 1939.
  • Klaus-Henning Schroeder: Davids' Enkel. Eine Jugend in Schwerin. Schwerin (Demmler) 1991.
  • Walter Ohle und Horst Ende: Schwerin (Berühmte Kunststätten). 3. überarbeitete Auflage, Leipzig 1994.
  • ISBN 978-3-931185-08-4
  • Dieter Greve: Schweriner Straßennamen. Ihre Herkunft und Bedeutung, hrsg. vom Schweriner Kataster- und Vermessungsamt, Schwerin (Club Wien/cw Obotritendruck) 2001, ISBN 3-9805165-5-5.
  • Bernd Kasten und Jens-Uwe Rost: Schwerin. Geschichte der Stadt. Thomas Helms Verlag, Schwerin 2005, ISBN 3-935749-38-4.
  • Antje Sander, Bernd Kasten, Daniel Stracke: Schwerin (Deutscher Historischer Städteatlas Nr. 2, hrsg. von Wilfried Ehbrecht, Peter Johanek und Jürgen Lafrenz), Münster (Ardey) 2007, ISBN 978-3-87023-273-3.


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