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Mobile Datenerfassung

aus www.ifq.de, der freien Enzyklopädie

Datenerfassungsgerät

Mobile Datenerfassung (MDE) bezeichnet ein Konzept, das es ermöglicht, abseits von einem Computerarbeitsplatz Daten zu erfassen.

Inhaltsverzeichnis

Barcodelesegerät

Mit Hilfe mobiler Datenerfassung werden prozessrelevante Daten ortsungebunden erfasst und zur Verfügung gestellt. Diese Daten stammen aus einem Backend-System, z. B. einem ERP- oder CRM-System. Die Daten werden mit Hilfe mobiler Endgeräte angezeigt und erfasst. Je nach Zweck können Lösungen mit verschiedenen Datenerfassungsgeräten, wie etwa einem Barcodescanner ausgestattet sein oder auf RFID-Technik zurückgreifen.

Dadurch werden Geschäftsprozesse dahingehend optimiert, dass Zeiten für Informationsgewinnung und -erfassung eingespart werden.

Mobile Lösungen können für verschiedenste Prozesse eingesetzt werden. Im industriellen Bereich kann es sich dabei beispielsweise um Prozesse im Lager und der Produktion handeln, aber auch um Einsatzgebiete „außer Haus“ wie beispielsweise Vertriebs- oder Service-Außendienst oder im Bereich Auslieferung. Prinzipiell sind jedoch alle Prozesse theoretisch denkbar, bei der sich starke Vorteile daraus ergeben, dass Mitarbeiter ortsungebunden auf die Daten eines Systems zugreifen können. So gibt es inzwischen beispielsweise auch mobile Lösungen für Pflegedienste und Kliniken. Dabei greifen die Pflegekräfte auf die Daten aus einem Krankenhausinformationssystem via Laptop oder PDA zu.

  • Wegfall doppelter Datenerfassung
  • Wegfall von Medienbrüchen
  • Vermeidung von Leerfahrten
  • Vermeidung nicht notwendiger Laufwege
  • Vermeidung von „Umwegen“ (durch wegeoptimierte Benutzerführung)
  • Wegfall von Übertragungsfehlern
  • Plausibilitätsprüfung bei Eingabe
  • Stets aktuelle Datenbasis
  • Steigerung der Prozesseffizienz
  • Aufdeckung von Einsparpotentialen

Je nach Prozessmodell sind zwei Konzepte der Auftragsvergabe möglich:

  • Beim Push-Verfahren werden die Aufträge automatisch auf die Endgeräte übertragen und der User mit der Durchführung beauftragt. So können neue Aufträge mit besonderer Dringlichkeit einem entsprechenden Mitarbeiter zugewiesen werden. Ein Beispiel ist der Außendiensteinsatz von Servicetechnikern: Meldet ein Kunde einen Servicefall, der sofort bearbeitet werden muss, so können die Mitarbeiter im Innendienst einem Mitarbeiter im Außendienst, der sich in der Nähe des Kunden befindet und die entsprechenden Ersatzteile und das notwendige Know-how hat mit diesem Fall beauftragen. Der Kunde wird dann automatisch in die wegeoptimierte Route des Technikers eingeplant.
  • Beim Pull-Verfahren holt sich der Mitarbeiter die Aufträge selbstständig aus dem System. Sobald er einen Auftrag abgeschlossen hat meldet er dies mit seinem mobilen Gerät zurück und erhält einen neuen Auftrag. Dies ist beispielsweise für Kommissionierungen sinnvoll: Im ERP- oder Lagerverwaltungs-System steht eine Übersicht der aktuell zu erledigenden Kommissionen hinterlegt, die es abzuarbeiten gilt. Diese werden dann nach Priorität an Mitarbeiter übergeben, sobald sie ihre letzte Kommissionierung abgeschlossen haben.

Je nachdem, wie aktuell die Daten sein müssen, kann eine mobile Lösung auf Online- oder Offline-Technik zurückgreifen. Bei der Offline-Datenübertragung werden die relevanten Daten regelmäßig aus dem Backend-System auf das mobile Gerät übertragen und dort gespeichert. Neu erfasste Daten werden ebenfalls auf dem Gerät gespeichert, bis eine Verbindung mit dem Backend-System hergestellt wird. Die Daten selbst werden meist dann übertragen, wenn das Gerät an eine Station angeschlossen wird (Batch-Lösung).

Die Online-Technik setzt auf einen permanenten Datenaustausch via WLAN, GSM-Netz oder ähnlichem. So ist immer gewährleistet, dass im Backend-System und auch auf dem mobilen Endgerät die aktuellen Daten zur Verfügung stehen. Bei einem Einsatz der Online-Technik ist auf eine optimale Netzabdeckung zu achten. Im eigenen Haus stellt dies in der Regel kein Problem dar. Mit Hilfe einer Funkausleuchtung wird ein WLAN bereitgestellt.

Im Außendiensteinsatz kann eine Mischung aus Online- und Offline-Technik zurückgegriffen werden, wenn eine dauerhafte Funkverbindung nicht möglich ist. Dann werden die Daten so lange auf dem mobilen Gerät zwischengespeichert, bis wieder eine Verbindung aufgebaut werden kann.

Genau wie die Einsatzgebiete für mobile Datenerfassung sind auch die möglichen mobilen Endgeräte vielfältig. Neben PDAs können auch Staplerterminals, Tablet-PCs, mobile Terminals, Smartphones und andere eingesetzt werden.

Aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen, die von Einsatzort und auch Prozess abhängen, gibt es ein breites Angebot. Neben „normalen“ industrietauglichen PDAs bieten die Hardwareproduzenten auch Ex-geschützte Geräte an, Hardware für besondere Temperaturanforderungen (z. B. in Kühlkammern), Endgeräte für den Einsatz in Kliniken und so weiter.



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RFID

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Verliehene Bücher mit RFID-Chips werden durch ein Lesegerät verbucht
Universelles RFID-Handlesegerät für 125 kHz, 134 kHz und 13,56 MHz; optional Barcode

Das Akronym RFID basiert auf dem englischen Begriff „radio-frequency identification“ [ˈɹeɪdɪəʊ ˈfɹiːkwənsi aɪˌdɛntɪfɪˈkeɪʃn̩]. Dies lässt sich ins Deutsche übersetzen mit „Identifizierung mit Hilfe elektromagnetischer Wellen“. RFID ermöglicht die automatische Identifizierung und Lokalisierung von Gegenständen und Lebewesen und erleichtert damit erheblich die Erfassung von Daten (umgangssprachlich auch Funketiketten genannt).

Ein RFID-System besteht aus einem Transponder, der sich am oder im Gegenstand bzw. Lebewesen befindet und einen kennzeichnenden Code enthält, sowie einem Lesegerät zum Auslesen dieser Kennung.

RFID-Transponder können so klein wie ein Reiskorn sein und implantiert werden, etwa bei Menschen oder Haustieren. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit RFID-Transponder über ein spezielles Druckverfahren stabiler Schaltungen aus Polymeren herzustellen.[1] Die Vorteile dieser Technik ergeben sich aus der Kombination der geringen Größe, der unauffälligen Auslesemöglichkeit (z. B. bei dem am 1. November 2010 neu eingeführten Personalausweis in Deutschland) und dem geringen Preis der Transponder (teilweise im Cent-Bereich). Diese neue Technik kann den heute noch weit verbreiteten Barcode ersetzen.

Die Kopplung geschieht durch vom Lesegerät erzeugte magnetische Wechselfelder geringer Reichweite oder durch hochfrequente Radiowellen. Damit werden nicht nur Daten übertragen, sondern auch der Transponder mit Energie versorgt. Nur wenn größere Reichweiten erzielt werden sollen und die Kosten der Transponder nicht sehr kritisch sind, werden aktive Transponder mit eigener Stromversorgung eingesetzt.

Das Lesegerät enthält eine Software (ein Mikroprogramm), das den eigentlichen Leseprozess steuert, und eine RFID-Middleware mit Schnittstellen zu weiteren EDV-Systemen und Datenbanken.

Inhaltsverzeichnis

Die ersten RFID-Anwendungen wurden Ende des Zweiten Weltkrieges eingesetzt. Dort diente ein Sekundärradar zur Freund-Feind-Erkennung. In den Flugzeugen und Panzern waren Transponder und Leseeinheiten angebracht, um zu erkennen, ob die zu beschießende Stellung oder die anfliegenden Flugzeuge anzugreifen waren oder nicht. Bis heute werden Nachfolgesysteme in den Armeen eingesetzt. Harry Stockman gilt als die Person, der die Grundlagen von RFID mit seiner Veröffentlichung „Communication by Means of Reflected Power“ im Oktober 1948 gelegt hat.[2]

Ende der 1960er Jahre wurde als eine von vielen proprietären Lösungen die „Siemens Car Identification“, kurz SICARID, entwickelt. Damit war es möglich, zunächst Eisenbahnwagen und später Autoteile in der Lackiererei eindeutig zu identifizieren. Eingesetzt wurde es bis in die 1980er Jahre. Die Identifikationsträger waren Hohlraumresonatoren, die durch das Eindrehen von Schrauben einen Datenraum von 12 bit abdecken konnten. Abgefragt wurden sie durch eine lineare Frequenzrampe. Diese Hohlraumresonatoren können als erste rein passive und elektromagnetisch abfragbare Transponder betrachtet werden. Der erste passive Backscatter-Transponder der heute noch verwendeten Bauart mit eigener digitaler Logikschaltung wurde erst 1975 in einem IEEE-Aufsatz vorgestellt.

In den 1970er wurden die ersten primitiven kommerziellen Vorläufer der RFID-Technik auf den Markt gebracht. Es handelte sich dabei um elektronische Warensicherungssysteme (engl. Electronic Article Surveillance, EAS). Durch Prüfung auf Vorhandensein der Markierung kann bei Diebstahl ein Alarm ausgelöst werden. Die Systeme basierten auf Hochfrequenztechnik bzw. niedrig- oder mittelfrequenter Induktionsübertragung.

Das Jahr 1979 brachte zahlreiche neue Entwicklungen und Einsatzmöglichkeiten für die RFID-Technik. Ein Schwerpunkt lag dabei auf Anwendungen für die Landwirtschaft, wie beispielsweise Tierkennzeichnung, z. B. für Brieftauben, Nutzvieh und andere Haustiere.

Gefördert wurde die Anwendung der RFID-Technik seit den 1980ern besonders durch die Entscheidung mehrerer amerikanischer Bundesstaaten sowie Norwegens, RFID-Transponder im Straßenverkehr für Mautsysteme einzusetzen. In den 1990er kam RFID-Technik in den USA verbreitet für Mautsysteme zum Einsatz.

Es folgten neue Systeme für elektronische Schlösser, Zutrittskontrollen, bargeldloses Zahlen, Skipässe, Tankkarten, elektronische Wegfahrsperren etc.[3][4]

1999 wurde mit Gründung des Auto-ID-Centers am MIT die Entwicklung eines globalen Standards zur Warenidentifikation eingeläutet. Mit Abschluss der Arbeiten zum Electronic Product Code (EPC) wurde das Auto-ID Center[5] 2003 geschlossen. Gleichzeitig wurden die Ergebnisse an die von Uniform Code Council (UCC) und EAN International (heute GS1 US und GS1) neu gegründete EPCglobal Inc. übergeben.

2006 ist es Forschern des Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM) in Bremen erstmals gelungen, temperaturunempfindliche RFID-Transponder in metallische Bauteile aus Leichtmetall einzugießen. Durch diese Verfahrensentwicklung ist es möglich, die herkömmlichen Methoden zur Produktkennzeichnung von Gussbauteilen durch die RFID-Technologie zu ersetzen und die RFID-Transponder direkt während der Bauteilherstellung im Druckgussverfahren in dem Bauteil zu integrieren.

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Die RFID-Transponder unterscheiden sich zunächst je nach Übertragungsfrequenz, Hersteller und Verwendungszweck voneinander. Der Aufbau eines RFID-Transponders sieht prinzipiell eine Antenne, einen analogen Schaltkreis zum Empfangen und Senden (Transceiver), sowie einen digitalen Schaltkreis und einen permanenten Speicher vor. Der digitale Schaltkreis ist bei komplexeren Modellen ein kleiner Mikrocontroller.

RFID-Transponder verfügen über einen mindestens einmal beschreibbaren Speicher, der ihre unveränderliche Identität enthält. Werden mehrfach beschreibbare Speicher eingesetzt, können während der Lebensdauer weitere Informationen abgelegt werden.

Nach Anwendungsgebiet unterscheiden sich auch die sonstigen Kennzahlen, wie z. B. Taktfrequenz, Übertragungsrate, Lebensdauer, Kosten pro Einheit, Speicherplatz, Lesereichweite und Funktionsumfang.

Die Übertragung der Identinformation erfolgt bei Systemen, die nach ISO 18000-1 ff. genormt sind, folgendermaßen: Das Lesegerät (Reader), das je nach Typ ggf. auch Daten schreiben kann, erzeugt ein hochfrequentes elektromagnetisches Wechselfeld, dem der RFID-Transponder (RFID-Tag) ausgesetzt wird. Die von ihm über die Antenne aufgenommene Hochfrequenzenergie dient während des Kommunikationsvorganges als Stromversorgung für seinen Chip. Bei aktiven Tags kann die Energieversorgung auch durch eine eingebaute Batterie erfolgen. Bei halb-aktiven Tags übernimmt die Batterie lediglich die Versorgung des Mikrochips.

Der so aktivierte Mikrochip im RFID-Tag decodiert die vom Lesegerät gesendeten Befehle. Die Antwort codiert und moduliert das RFID-Tag in das eingestrahlte elektromagnetische Feld durch Feldschwächung im kontaktfreien Kurzschluss oder gegenphasige Reflexion des vom Lesegerät ausgesendeten Feldes. Damit überträgt das Tag seine eigene unveränderliche Seriennummer, weitere Daten des gekennzeichneten Objekts oder andere vom Lesegerät abgefragte Information. Das Tag erzeugt selbst also kein Feld, sondern beeinflusst das elektromagnetische Sendefeld des Readers.

Die RFID-Tags arbeiten je nach Typ im Bereich der Langwelle bei 125–134 kHz, der Kurzwelle bei 13,56 MHz, der UHF bei 865–869 MHz (Europäische Frequenzen) bzw. 950 MHz (US-amerikanische und Asiatische Frequenzbänder) oder der SHF bei 2,45 GHz und 5,8 GHz. Die freigegebenen Frequenzen für LF-und UHF-Tags unterscheiden sich regional für Asien, Europa und Amerika und sind von der ITU koordiniert.

HF-Tags verwenden Lastmodulation, das heißt, sie verbrauchen durch Kurzschließen einen Teil der Energie des magnetischen Wechselfeldes. Dies kann das Lesegerät, theoretisch aber auch ein weiter entfernter Empfänger, detektieren. Die Antennen eines HF-Tags bilden eine Induktionsspule mit mehreren Windungen.

UHF-Tags hingegen arbeiten im elektromagnetischen Fernfeld zum Übermitteln der Antwort; das Verfahren nennt man modulierte Rückstreuung. Die Antennen sind meist lineare, gefaltete oder spiralige Dipole, der Chip sitzt in der Mitte zwischen den linearen oder mehrfach gewinkelten Dipolarmen des RFID-Tags. Es gibt auch UHF-Tags ohne solche Antennen, deren Reichweite ist extrem kurz.

Damit ein Tag sowohl horizontal als auch vertikal gelesen werden kann, verwendet man häufig zirkulare Polarisation. Diese reduziert zwar das Signal-Rausch-Verhältnis, dafür ist irrelevant, in welcher Orientierung das Tag auf die Ware geklebt wird. Da Wasser die UHF-Energie sehr stark absorbiert und Metall diese elektromagnetischen Wellen sehr stark reflektiert, beeinflussen diese Materialien die Ausbreitung der Antennenfelder. Weiterhin ‚verstimmen‘ dielektrische Untergrundmaterialien die Resonanzfrequenz der Antennen, daher ist es notwendig, UHF-Tags möglichst genau auf die Materialien der gekennzeichneten Objekte abzustimmen oder die Tags mit einer vom Untergrund abschirmenden Metallfolie auszustatten.

Die UHF- oder SHF-Technik sind erheblich komplexer ausgelegt als die LF- oder HF-Technik. Aufgrund ihrer Schnelligkeit können UHF- und SHF-Tags bei einer Passage erheblich längere Datensätze übertragen.

Ein handelsüblicher passiver UHF-Tag mit NXP-Chip nach ISO/IEC 18000–6C benötigt für den Chip etwa 0,35 Mikroampere an Strom. Die Energie dafür liefert das Strahlungsfeld des Readers. Da die Intensität quadratisch mit der Entfernung abnimmt, muss der Reader entsprechend stark senden, üblicherweise verwendet man hier zwischen 0,5 und 2 Watt EIRP Sendeleistung. Semi-aktive Tags kommen für gleiche Reichweite mit einem Hundertstel dieser Sendeleistung aus.

Für komplexere Anwendungen können auch Kryptographiemodule oder externe Sensoren wie z. B. GPS in den RFID-Transponder integriert sein. Die RFID-Sende-Empfangseinheiten unterscheiden sich in Reichweite, Funktionsumfang der Kontrollfunktionen und im Aussehen. So ist es möglich, sie direkt in Regale oder Personenschleusen (z. B. bei der Zugangssicherung und in Toreinfahrten) zu integrieren.

Die Vielzahl von unterschiedlichen Geräten und Etiketten ist im Rahmen der verschiedenen Normen (ISO/IEC-Standards ISO/IEC 18000-x) vollständig kompatibel. Es werden jedoch laufend neue proprietäre Lösungen vorgestellt, die von diesen Standards abweichen und zum Teil auch nicht gleichzeitig in einer Nachbarschaft verwendet werden können.

Auf verschiedenste Art kann es zu Problemen kommen, weil der RFID-Transponder direkt am Erzeugnis sitzt und dieses elektromagnetisch schlecht mit dem ausgewählten Tag verträglich ist. Um elektromagnetische Anpassungsprobleme zu umgehen, werden in der Logistik u. a. so genannte Flap- oder Flag-Tags eingesetzt, welche im rechten Winkel vom Produkt abstehen und so einen großen Abstand zum Produkt haben.

Der Leseerfolg (Lesequote) einer RFID-Lösung kann von einer Vielzahl von Fehlerfällen gemindert werden (Tag defekt, Leser defekt, Tag fehlt, Leser off-line, Bewegung in der falschen Richtung, zu schnell oder zu dicht nacheinander usw.).

RFID-Chip mit Antenne
13,56-MHz-Transponder

Transponder bestehen aus:

  • Mikrochip
  • Antenne
  • Träger oder Gehäuse
  • Energiequelle (bei aktiven Transpondern, siehe unten)

Maßgeblich für die Baugröße sind die Antenne, die Batterie und das Gehäuse. Die Form und Größe der Antenne ist abhängig von der Frequenz bzw. Wellenlänge. Je nach geforderter Anwendung werden Transponder in unterschiedlichen Bauformen, Größen und Schutzklassen angeboten.

Das Bild oben zeigt einen RFID-Chip in einer Scheckkarte. Vom Chip links unten führen zwei feine Drähte (grüne Pfeile) zu einer Spule. Sie besteht aus vielen Drahtwicklungen und füllt fast die gesamte Größe der Karte aus.

Aktive RFID-Transponder können, je nach Einsatzgebiet, durchaus die Größe von Büchern besitzen (z. B. in der Containerlogistik). Jedoch ist es mit heutiger Technik auch möglich, sehr kleine passive RFID-Transponder herzustellen, die sich in Geldscheinen oder Papier einsetzen lassen. So gab Hitachi am 16. Februar 2007 bekannt, staubkorngroße Chips mit einer Größe von 0,05 mm × 0,05 mm entwickelt zu haben.[6] Die Reichweite von passiven Transpondern ist neben der Frequenz auch maßgeblich von der Antennen- oder Spulengröße (Inlaygröße) abhängig. Die Reichweite sinkt sowohl bei UHF als auch bei HF mit kleineren Antennen rapide ab.

Transponder wurden ab Beginn des Einsatzes seit 1980 zunächst vorwiegend als LF 125 kHz passive produziert und eingesetzt. ISOCARD, CLAMSHELL Card-Bauformen aus dem LF-125-kHz-Bereich sind die weltweit am häufigsten verwendeten Bauformen im Bereich Zutrittskontrolle und Zeiterfassung. Genauso existieren auch Bauformen, die im Autoschlüssel eingebaut sind (Wegfahrsperre), bzw. als Implantate, Pansenboli oder Ohrmarken zur Identifikation von Tieren dienen. Weiterhin gibt es die Möglichkeit zur Integration in Nägel oder PU-Disk- TAGs zur Palettenidentifikation, in Chipcoins (Abrechnungssysteme z. B. in öffentlichen Bädern) oder in Chipkarten (Zutrittskontrolle).

Im Bereich E-PURSE (elektronische Geldbörse und Ticketing) findet die 13,56-MHz-Mifare- bzw. I-Code-Technologie (NXP) Anwendung und wird weltweit in vielen Städten in U-Bahnen, Bussen und als Universitäts- und Studentenausweis genutzt. Transponder in Form von Etiketten, die beispielsweise die Mediensicherung und Verbuchung in Bibliotheken erleichtern, werden erst seit dem Jahr 2000 in großen Stückzahlen hergestellt.

Das deutlichste Unterscheidungsmerkmal stellt die Art der Energieversorgung der RFID-Transponder dar.

  • Passive RFID-Transponder versorgen sich aus den Funksignalen des Abfragegeräts. Mit einer Spule als Empfangsantenne wird durch Induktion ähnlich wie in einem Transformator ein Kondensator aufgeladen, der es ermöglicht, die Antwort in Unterbrechungen des Abfragesignals zu senden. Das erlaubt einen empfindlicheren Empfang des Antwortsignals, ungestört von Reflexionen des Abfragesignals von anderen Objekten. Bis allerdings genug Energie für ein Antwortsignal bereitsteht, vergeht eine Latenzzeit. Die geringe Leistung des Antwortsignals beschränkt die mögliche Reichweite. Aufgrund der geringen Kosten pro Transponder sind typische Anwendungen jene, bei denen viele Transponder gebraucht werden, z. B. Auszeichnung von Produkten oder Identifizieren von Dokumenten. Oft geschieht das mit Reichweiten von lediglich wenigen Zentimetern, um die Zahl der antwortenden Transponder klein zu halten.

RFID-Transponder mit eigener Energieversorgung ermöglichen höhere Reichweiten, geringere Latenzen, einen größeren Funktionsumfang, etwa eine Temperaturüberwachung von Kühltransporten, verursachen aber auch erheblich höhere Kosten pro Einheit. Deswegen werden sie dort eingesetzt, wo die zu identifizierenden oder zu verfolgenden Objekte selbst teuer sind, z. B. bei wiederverwendbaren Behältern in der Containerlogistik (für See-Container bisher nur vereinzelte Einführung, noch keine weltweit wirksame Übereinkunft) oder bei Lastkraftwagen im Zusammenhang mit der Mauterfassung.

Batteriebetriebene Transponder befinden sich meist im Ruhezustand (sleep modus) und senden keine Informationen aus, bevor sie durch ein spezielles Aktivierungssignal aktiviert (getriggert) werden. Das erhöht die Lebensdauer der Energiequelle auf Monate bis Jahre. Es werden zwei Arten von gesondert mit Energie versorgten RFID-Transpondern unterschieden:

  • Aktive RFID-Transponder nutzen ihre Energiequelle sowohl für die Versorgung des Mikrochips als auch für das Erzeugen des modulierten Rücksignals. Die Reichweite kann – je nach zulässiger Sendeleistung – Kilometer betragen.
  • Semi-aktive RFID-Transponder oder auch Semi-passive RFID-Transponder sind sparsamer, denn sie besitzen keinen eigenen Sender, modulieren lediglich ihren Rückstreukoeffizienten, siehe Modulierte Rückstreuung. Dafür ist die Reichweite auf maximal 100 m reduziert, abhängig von Leistung und Antennengewinn des Senders. Die anderen Vorteile gegenüber passiven Transpondern bleiben erhalten.

Für den Einsatz wurden bisher verschiedene ISM-Frequenzbänder vorgeschlagen und zum Teil europaweit oder international freigegeben:

  • Niedrige Frequenzen (LF, 30–500 kHz). Diese Systeme verursachen aufgrund der geringen Frequenz die geringste Belastung durch Elektrosmog. Sie weisen eine geringe bis mittlere Reichweite (≤ 1 Meter) auf, arbeiten einwandfrei und schnell genug für viele Anwendungen. Erkennungsraten von 35 Transpondern pro Sekunde für bis zu 800 Transpondern im Antennefeld sind möglich. Bei größeren Datenmengen ergeben sich längere Übertragungszeiten. LF-Transponder sind etwas teurer in der Anschaffung, jedoch sind die Schreib-Lesegeräte vergleichsweise günstig. Dies verschafft den LF-Systemen Kostenvorteile sofern relativ wenige Transponder jedoch viele Schreib-Lesegeräte benötigt werden. Die LF-Systeme kommen mit hoher (Luft-)Feuchtigkeit und Metall zurecht und werden in vielfältigen Bauformen angeboten. Diese Eigenschaften begünstigen den Einsatz in rauen Industrieumgebungen, sie werden jedoch auch z. B. für Zugangskontrollen, Wegfahrsperren und Lagerverwaltung (häufig 125 kHz) verwendet. LF-Versionen eignen sich auch für den Einsatzfall in explosionsgefährdeten Bereichen. Hier können ATEX-zertifizierte Versionen eingesetzt werden.
  • Hohe Frequenzen (HF, 3–30 MHz). Kurze bis mittlere Reichweite, mittlere bis hohe Übertragungsgeschwindigkeit. Mittlere bis hohe Preisklasse für Lesegeräte mit Reichweiten größer 10 cm, günstige Lesegeräte für kurze Reichweite. In diesem Frequenzbereich arbeiten die sog. Smart Tags (meist 13,56 MHz).
  • Sehr hohe Frequenzen (UHF, 433 MHz (USA, DoD), 850–950 MHz (EPC und andere)). Hohe Reichweite (2–6 Meter für passive Transponder ISO/IEC 18000–6C; um 6 Meter und bis 100 m für semi-aktive Transponder) und hohe Lesegeschwindigkeit. Niedrige Preise für kurzlebige passive Transponder, höhere Preise für dauerhafte Transponder, tendenziell hohe Preise für aktive Transponder. Einsatz z. B. im Bereich der manuellen, halbautomatischen, automatisierten Warenverteilung mit Paletten und Container-Identifikation (Türsiegel, License-Plates) und zur Kontrolle von einzelnen Versand- und Handelseinheiten (EPC-Tags) sowie für Kfz-Kennzeichen (bisher nur in Großbritannien). Typische Frequenzen sind 433 MHz, 868 MHz (Europa), 915 MHz (USA), 950 MHz (Japan). Durch ihren geringen Preis werden sie inzwischen auch dauerhaft auf Produkten für den Endverbraucher wie zum Beispiel Kleidung eingesetzt, ihre Reichweite von mehrere Metern verursacht jedoch manchmal falsche Lesungen durch die Reader, zum Beispiel durch Reflexionen.[7]
  • Mikrowellen-Frequenzen (SHF, 2,4–2,5 GHz, 5,8 GHz und darüber). Kurze Reichweite für ausschließlich semi-aktive Transponder von 0,5 m bis 6 m bei rasanter Lesegeschwindigkeit wegen hoher Passagegeschwindigkeit für Fahrzeuganwendungen (PKW in Parkhäusern, Waggons in Bahnhöfen, LKW in Einfahrten, alle Fahrzeugtypen an Mautstationen).

Die älteren Typen der RFID-Transponder senden ihre Informationen, wie in der Norm ISO/IEC 18000 vorgesehen, in Klartext. Neuere Modelle verfügen zusätzlich über die Möglichkeit, ihre Daten verschlüsselt zu übertragen oder Teile des Datenspeichers nicht jedem Zugriff zu öffnen. Bei speziellen RFID-Transpondern, die beispielsweise zur Zugriffskontrolle von externen mobilen Sicherheitsmedien dienen, werden die RFID-Informationen bereits nach AES-Standard mit 128-Bit verschlüsselt übertragen.

Keying/Modulation bezeichnet ein Verfahren, um digitale Signale über analoge Übertragungskanäle leiten zu können. Der Begriff Keying kommt aus den Anfangszeiten des Telegraphen. Modulationsverfahren sind unter anderem:

  • Amplitude Shift Keying (ASK): verwendet beim proximity and vicinity coupling
  • Frequency Shift Keying (FSK, 2 FSK): verwendet beim vicinity coupling
  • Phase Shift Keying (PSK, 2 PSK): verwendet beim close coupling
  • Phasenjittermodulation, (PJM): statistisches Modulationsverfahren und in ISO/IEC 18000-3 für die Anwendung bei RFIDs genormt.

Höhere Modulationsverfahren wie die Phasenjittermodulation werden bei RFID-Systemen dann eingesetzt, wenn sehr viele RFIDs in räumlicher Nähe nahezu zeitgleich ausgelesen werden sollen.

Die Leitungscodierung („encoding“) legt zwischen Sender und Empfänger fest wie die digitalen Daten so umcodiert werden, um bei der Übertragung möglichst optimal an die Eigenschaften des Übertragungskanals, in diesem Fall der Funkstrecke, angepasst zu sein. Die meist verwendeten Kanalcodierungsverfahren im RFID-Bereich sind:

  • Biphase-Mark-Code und der dazu invertierte Biphase-Space-Code
  • Pulsphasenmodulationen in Kombination mit dem RZ-Code
  • Manchester-Code
  • Miller-Code

Einen Sonderfall stellen SAW-Tags dar, die SAW-Effekte nutzen. Dabei wird die Kennung in der Laufzeit der reflektierten Signale kodiert.

Unter dem Begriff Pulk-Erkennung versteht man eine Nutzung bekannter Protokolle, in dem einzelne RFID-Tags unmittelbar nacheinander gelesen werden, wobei dieser Prozess sich selbst organisiert. Das heißt, dass

  • nicht alle Tags sich gleichzeitig bei dem gleichen Reader melden, und
  • jedes Tag möglichst lediglich einmal gelesen wird, und
  • ein einmal gelesenes Tag nach dem ersten erfolgreichen Lesen schweigt, bis es das Lesefeld verlässt oder das Lesefeld abgeschaltet wird,
  • oder das einzelne dort bereits bekannte Tag vom Leser direkt erneut aktiviert wird.

Viele Anwendungen dieser auch „Singulation“ genannten funktechnischen Vereinzelung soll es dem Empfänger ermöglichen, die verschiedenen Identitäten der vorhandenen Tags streng nacheinander zu erkennen. Das Konzept ist in der Norm in verschiedener Ausprägung vorgesehen, aber bisher erkennbar nicht verbreitet. Weitere proprietäre Ausprägungen finden sich bei den verschiedenen Herstellern. An technischen Problemen mit passiven Tags ändert nichts, dass aktive Tags sich willkürlich bei einem Empfänger melden können.

Folgendes Problem wird allein durch RFID-Tags nicht gelöst: Zu erkennen,

  • wie viele Objekte,
  • wie viele Tags und
  • wie viele gelesene Kennzeichen

einen guten Leseerfolg ausmachen.

Seit ersten Berichten bis heute sind keine Einrichtungen der Pulk-Erkennung bekannt, die eine vollständige Erfassung sicherstellen (2011). Pulk-Erkennung ist für eine Inventarisierung oder eine Kontrolle der Vollständigkeit ungeeignet.

Wenn im Lesevorgang kein Anti-Kollisionsverfahren und keine Stummschaltung wirken, ist die geometrische Vereinzelung außerhalb des Lesebereichs und die Beschränkung auf jeweils ein Tag im Lesebereich die Verfahrensweise mit generell besserer Erkennungsquote.

Die Antikollision beschreibt eine Menge von Prozeduren, die den Tags ermöglichen, gleichzeitig zu kommunizieren, also das Überlagern mehrerer verschiedener Signale ausschließen soll. Das Antikollisionsverfahren regelt die Einhaltung der Reihenfolge bzw. Abstände der Antworten, beispielsweise durch zufällig verteiltes Senden dieser Responses, so dass der Empfänger jedes Tag einzeln auslesen kann. Die Leistung der Antikollisionsverfahren wird in der Einheit „Tags/s“ gemessen. Es gibt vier Grundarten für Antikollisions- oder Multi-Zugangsverfahren:

  • Space Division Multiple Access (SDMA): Abstände, Reichweite, Antennenart und Positionierung werden eingestellt
  • Time Division Multiple Access (TDMA): die Zugangszeit wird zwischen den Teilnehmern aufgeteilt
  • Frequency Division Multiple Access (FDMA): verschiedene Frequenzen werden verwendet
  • Code Division Multiple Access (CDMA)

Typische Antikollisionsverfahren im RFID-Bereich sind:

  • Slotted ALOHA: eine Variante des ALOHA-Verfahrens aus den 1970er (Aloha Networks, Hawaii). Aloha war die Inspiration für das Ethernet-Protokoll und ist ein TDMA-Verfahren.
  • Adaptive Binary Tree: Dieses Verfahren verwendet eine binäre Suche, um einen bestimmten Tag in einer Masse zu finden.
  • Slotted Terminal Adaptive Collection (STAC): hat Ähnlichkeiten mit dem ALOHA-Verfahren, ist aber erheblich komplexer.
  • EPC UHF Class I Gen 2: ist ein Singulationsverfahren.

Alle RFID-Tags müssen eindeutig gekennzeichnet sein, damit der Empfänger Responses/Requests aller Tags erkennen kann:[8] RFID-Tags, in denen diese Kennzeichnung geändert werden kann, sind für eine sichere Prozessführung in einem offenen System ohne praktischen Wert (Beispiel: EPC Generation 1).

Mindestmerkmale eines RFID-Systems sind:

  • ein Nummernsystem für RFID-Tags und für die zu kennzeichnenden Gegenstände[9]
  • eine Verfahrensbeschreibung für das Kennzeichnen und für das Beschreiben und das Lesen der Kennzeichen[10]
  • ein an Gegenständen oder Lebewesen angebrachtes RFID-Tag, welches elektronisch und berührungslos eine seriell auszulesende Information bereitstellt
  • ein dazu passendes RFID-Lesegerät

Viele Tags unterstützen auch eine oder mehrere der folgenden Operationen:

  • Die Tags können über einen sogenannten „kill code“ oder z. B. durch ein Magnetfeld permanent deaktiviert werden (engl. kill, disable).
  • Die Tags erlauben ein einmaliges Schreiben von Daten (engl. write once).
  • Die Tags können mehrmals mit Daten beschrieben werden (engl. write many).
  • Antikollision: Die Tags wissen, wann sie warten oder Anfragen beantworten müssen.
  • Sicherheit: Die Tags können (auch verschlüsselt) ein geheimes Passwort verlangen, bevor sie kommunizieren.

RFID kann im Duplexbetrieb oder sequentiell Daten mit dem Lesegerät austauschen. Man unterscheidet:

  • full duplex system (FDX) (Zuverlässig durch kontinuierlichem Datenstrom, geringe Reichweite)
  • half duplex system (HDX) (gepulste Daten-Antwort, verbesserte Reichweite mittels in einem Kondensator integriert gesammelter Energie, Timing komplex)
  • sequential system (SEQ)

Die Kapazität des beschreibbaren Speichers eines RFID-Chips reicht von wenigen Bit bis zu mehreren KBytes. Die 1-Bit-Transponder sind beispielsweise in Warensicherungsetiketten und lassen nur die Unterscheidung „da“ oder „nicht da“ zu.

Der Datensatz des Transponders wird bei dessen Herstellung fest in ihm als laufende eindeutige Zahl (inhärente Identität) oder bei dessen Applikation als nicht einmalige Daten (z. B. Chargennummer) abgelegt werden. Moderne Tags können auch später geändert oder mit weiteren Daten beschrieben werden.

Beschreibbare Transponder verwenden derzeit meist folgende Speichertechnologien:

  • nicht-flüchtige Speicher (Daten bleiben ohne Stromversorgung erhalten, daher geeignet für induktiv versorgte RFID):
    • EEPROM
    • FRAM
  • flüchtige Speicher (benötigen eine ununterbrochene Stromversorgung um die Daten zu behalten):
    • SRAM

Passive Transponder entnehmen ihre Betriebsspannung dem (elektromagnetischen) Feld und speichern sie für den Antwortvorgang in Kapazitäten im Chip. Das Lesegerät beleuchtet den Chip und dieser reflektiert einen geringen Teil der Energie. Die eingestrahlte Energie muss etwa 1.000 mal größer sein als die für den Antwortvorgang verfügbare Energie. Damit benötigen passive Transponder das mit Abstand energiereichste Lesefeld.

Semi-passive (auch genannt semi-aktive) Transponder besitzen eine (Stütz-)Batterie für den volatilen (flüchtigen) Speicher und zum Betrieb angeschlossener Sensoren, nicht jedoch für die Datenübertragung. Das Energieverhältnis zwischen Beleuchtung und Rückstrahlung entspricht dem passiver Tags.

Aktive Transponder nutzen Batterien für den Prozessor und auch für den Datentransfer, sind mit einem eigenen Sender ausgestattet und erreichen so eine höhere Reichweite. Das Abfragesignal des Lesegeräts ist etwa so gering wie das Sendesignal des Transponders, somit ist der Lesevorgang für aktive Transponder verglichen mit passiven Transpondern besonders störungsarm.

Baken-Transmitter, die fortlaufend intermittierend senden und nicht auf eine Anregung reagieren, arbeiten immer mit Batterien (Primärbatterien oder Akkus). Das Energieverhältnis zwischen Abfrage und Antwortsignal entspricht dem aktiver Tags. Der Sendevorgang für Baken-Transponder ist ungeachtet der steten Sendefunktion verglichen mit passiven Transpondern besonders störungsarm.

In Deutschland werden aktive Transponder auch als Telemetriegeräte (siehe unten) klassifiziert. Auch Telemetrie-SRD (Funkverbindungen über kurze Entfernungen, z. B. von Sensoren) werden teilweise als RFID bezeichnet, sie benutzen einen aktiven Sender, der z. B. mit Solarzellen oder der Bewegung des Gegenstandes (z. B. Reifendrucksensor) mit Energie versorgt wird. Bei warmblütigen Lebewesen ist auch die Versorgung aus einer Temperaturdifferenz in Entwicklung.[11]

Frequenz Bereich Erlaubte Frequenzen (ISM-Band)
Langwellen-Frequenzen (LF) 30…300 kHz 9 kHz … 135 kHz
Kurzwellen-Frequenzen (HF/RF) 3…30 MHz 6,78 MHz, 13,56 MHz, 27,125 MHz, 40,680 MHz
Dezimeterwellen (UHF) 0,3…3 GHz 433,920 MHz, 869 MHz, 915 MHz, 2,45 GHz
Mikrowellen (SHF) > 3 GHz 5,8 GHz, 24,125 GHz

Nach dem englischen Sprachgebrauch haben sich folgende Unterscheidungen etabliert:[12]

  • Close coupling: 0…1 cm (ISO 10536)
  • Remote coupling (auch proximity coupling): 0…0,1 m (ISO 14443, ISO 18000-3)
  • Remote coupling (auch vicinity coupling): 0…1 m (ISO 15693, ISO 18000-3)
  • Long range coupling: mehr als 1 m (ISO 18000-4, ISO 18000-5, ISO 18000-7)
Frequenz Typische max. Reichweite für Tags Typische Anwendungen
Langwellen-Frequenzen (LF) 0,5 m (passiv) Tier-Identifizierung und Lesen von Gegenständen mit hohem Wasseranteil
Kurzwellen-Frequenzen (HF/RF) 0,5 m (passiv) Zugangskontrolle
Dezimeterwellen (UHF) 3–6 m (passiv) Lager und Logistikbereich (Paletten)
Mikrowellen ~ 10 m (aktiv) Fahrzeug-Identifizierung

Technisch können größere Distanzen erreicht werden, typisch sind jedoch lediglich die angegebenen Reichweiten bei zugelassenen Sendefeldstärken. Dabei ist die Beleuchtungsfeldstärke für passive Tags (Abfrage durch Lesegeräte) etwa um den Faktor 1.000 höher als die Sendefeldstärke aktiver Tags (Empfang durch Lesegeräte).

Die Erhöhung der Reichweite senkt gleichzeitig die lokale Trennschärfe (Transponder nebeneinander) und die finale Trennschärfe (Transponder nacheinander). Je mehr Transponder fast gleichzeitig (final) oder gleich gut (lokal) antworten, desto geringer wird die Erkenntnis, welcher von wo geantwortet hat. Daher werden Reichweite und Trennschärfe bei einem für den Betriebseinsatz tauglichen System miteinander ausgewogen bewertet.

Insbesondere an Ladetoren wäre es untauglich, die Reichweite so zu steigern, dass nicht mehr erkennbar wäre, welche Ware durch welches Tor das Lager verlässt. Ebenso wäre es wenig hilfreich, wenn ein Transponder nacheinander die passende Antwort für mehrere Objekte geben würde, ohne dass sich physikalisch etwas Entsprechendes ändert.

  • Reflexion / gerichtete bzw. ungerichtete Streuung (backscatter): Frequenz der reflektierten Welle ist die Sendefrequenz des Lesegerätes
  • Dämpfungsmodulation: durch den Transponder wird das Feld des Lesegerätes beeinflusst (Frequenzverhältnis 1:1)
  • subharmonische Welle (Frequenzverhältnis 1:n)
  • Erzeugung von Oberwellen (n-fache) im Transponder
  • elektrostatische Felder in kapazitiver Kopplung (für RFID eher die Ausnahme, kein Standard)
  • magnetische Felder für induktive Kopplung oder Nahfeldkopplung(NFC): Datenübertragung und meist auch Energieversorgung erfolgen über das magnetische Nahfeld der Spulen im Lesegerät und im Tag (üblich sind Rahmenantennen oder Ferritantennen). Diese Kopplung ist üblich bei Frequenzen von 135 kHz (ISO 18000-2) und 13,56 MHz (ISO 18000-3) sowie für 13,56 MHz NFC (ISO 22536).
  • elektromagnetische Dipolfelder für Fernfeldkopplung: Datenübertragung und oft auch Energieversorgung erfolgen mit Antennen (üblich sind Dipolantennen oder Spiralantennen). Diese Kopplung ist üblich bei Frequenzen von 433 MHz (ISO 18000-7), bei 868 MHz (ISO 18000-6) und bei 2,45 GHz (ISO 18000-4).

Generell ist die Logistik die Hauptüberschrift für das Einsatzgebiet. Logistische Problemstellungen gehen quer durch alle Branchen. Hier gibt es ein riesiges Rationalisierungspotential auszuschöpfen. Der Durchbruch zu allgemeiner Ausbreitung scheitert in der Regel an Problemen, den Geschäftsfall (business case) über Unternehmensgrenzen hinweg zu budgetieren.

Manche Institutionen erhoffen sich darüber hinaus eine verbesserte Überwachung im Personen- und Warenverkehr. Der technische Aufwand und die Kosten auf der RFID-Seite sind überschaubar. Die zu erwartenden riesigen Datenmengen begrenzen die praktische Ausführung.

Der Begriff „fälschungssicher“ in diesem Zusammenhang wird sich nach kurzer Zeit relativieren.

Die folgende Aufzählung enthält nur einige, derzeit (2006) wichtige Gebiete:

Fahrzeugidentifikation
Electronic Road Pricing System in Singapur
Die e-Plate-Nummernschilder identifizieren sich automatisch an Lesegeräten. Dadurch sind Zugangskontrollen, Innenstadtmautsysteme und auch Section-Control-Geschwindigkeitsmessungen möglich. Bei entsprechend dichtem Sensorennetz lassen sich auch Wegeprofile erstellen. In einem Großversuch hat das britische Verkehrsministerium im April/Mai 2006 ca. 50.000 Nummernschilder mit RFID-Funkchips ausstatten lassen. Ziel ist die Informationssammlung über die Fälschungsrate sowie die Gültigkeit von Zulassung und Versicherungsschutz. Bei erfolgreicher Erprobung ist eine flächendeckende Einführung geplant. Die Erfassung erfolgt im Abstand von weniger als zehn Metern. Eine Verwertung der Geschwindigkeitsmessung mit Hilfe dieser Technik ist durch die britische Rechtsprechung derzeit stark eingeschränkt.
Banknoten
Bereits im Jahr 2003 wurde bekannt, dass die Europäische Zentralbank mit dem japanischen Elektronikkonzern Hitachi über eine Integration von RFID-Transpondern in Euro-Banknoten verhandle.[13] Auf dem sogenannten μ-Chip (0,4 mm × 0,4 mm) ist eine eindeutige 38-stellige Zahlenfolge (128 Bit) gespeichert.[14] Mit einem solchen RFID-Chip gekennzeichnete Banknoten sollen besser gegen Geldfälscherei geschützt sein. Vorstellbar wäre aber auch eine lückenlose Dokumentation des Umlaufs. Aufgrund der mit der Implementierung verbundenen Kosten sowie datenschutzrechtlicher Probleme ist die Einführung bislang nicht vorgesehen.
Bankkarten
EC-Karten mit Funk-Bezahlsystem [15] erlauben auch eine Identifizierung, stellen aber durch ihre Zusatzfunktion des berührungslosen Abbuchens von Geld ein Sicherheitsrisiko dar, weil so der Austausch kontenbezogener Daten von Dritten im Nahfeld unbemerkt mitgelesen werden kann
Identifizierung von Personen
RFID-Chips sind in allen seit dem 1. November 2005 ausgestellten deutschen Reisepässen sowie ab dem 1. November 2010 in allen Personalausweisen enthalten.
Im November 2004 genehmigte die US-amerikanische Gesundheitsbehörde (FDA) den Einsatz des „VeriChip“ am Menschen.[16] Der Transponder der US-amerikanischen Firma Applied Digital Solutions wird unter der Haut eingepflanzt. Geworben wird mit einfacher Verfügbarkeit lebenswichtiger Informationen im Notfall. Andere Lösungen arbeiten dagegen mit Patientenarmbändern und koppeln diese Daten über den PDA des medizinischen Personals mit dem Patienteninformationssystem im Krankenhaus.[17]
Echtheitsmerkmal für Medikamente
Die US-Arzneimittelbehörde FDA empfiehlt den Einsatz von RFID-Technik im Kampf gegen gefälschte Medikamente. Bisher werden jedoch überwiegend optische Verfahren eingesetzt, da deren materieller Aufwand wirtschaftlich vertretbar ist. Für den Transport temperaturempfindlicher Medizinprodukte werden vielfach RFID-Tags mit Sensorfunktionen an den Transportbehältern eingesetzt. Die Aufzeichnung dokumentiert eine Verletzung von Transportbedingungen und unterstützt den Schutz der Patienten durch qualifiziertes Verwerfen eines falsch transportierten Gutes.
Kennzeichnung von Leiterplatten mit RFID-Tags
RFID-Tags werden eingesetzt, um Leiterplatten oder andere Bauteile rückverfolgbar zu machen.[18] Leiterplatten wurden bislang häufig mit Barcodes gekennzeichnet.
Textil- und Bekleidungsindustrie
In der Textil- und Bekleidungsindustrie ist ein zunehmend flächendeckender Einsatz von RFID aufgrund einer im Vergleich zu anderen Branchen höheren Marge sehr wahrscheinlich. Als weltweit erstes Unternehmen hat Lemmi Fashion (Kindermode) die komplette Lieferkette auf RFID umgerüstet und eine weitreichende Integration mit der Warenwirtschaft umgesetzt. Die Firma Levi Strauss & Co. hat ebenfalls begonnen, ihre Jeans mit RFID-Etiketten auszustatten.[19] Ein weiterer RFID-Pionier ist die Firma Gerry Weber, die sich seit 2004 in diversen Projekten mit der Technologie beschäftigte und seit 2010 in alle Bekleidungsstücke einen RFID-Tag integriert, der gleichzeitig als Warensicherung fungiert.[20][21][22]
Container-Siegel
Für See-Container sind spezielle mechanische Siegel mit zusätzlichen RFID-Tags entworfen worden, die in Einzelfällen bereits benutzt werden. Sie werden entweder wiederholt genutzt (semi-aktive RFID-Tags nach ISO/IEC 17363, ab 2007) oder einmalig eingesetzt (passive RFID-Tags nach ISO/IEC 18185, ab 2007). Bisher gibt es keine Verpflichtung zur Verwendung solcher elektronischen Siegel.
Tieridentifikation
Glastransponder zur Tieridentifikation (2-Euro-Münze zum Größenvergleich)
Seit den 1970er Jahren kommen RFID-Transponder bei Nutztieren zum Einsatz. Außer der Kennzeichnung von Nutztieren mit Halsbändern, Ohrmarken und Boli werden Implantate bei Haustieren (EU-Heimtierausweis, ISO/IEC 11784 und ISO/IEC 11785) verwendet. Auch die Tiere im Zoo erhalten solche Implantate.
  • 125 kHz International Zootierhaltung, Nutztieridentifikation, Meeresschildkröten Erfassung, Forschung.
  • ISO 134,2 kHz (ursprünglich Europäischer) Internationaler Standard in der Nutztieridentifikation, Implantate bei Haustieren.[23]
Automobile Wegfahrsperre
Als Bestandteil des Fahrzeugschlüssels bilden Transponder das Rückgrat der elektronischen Wegfahrsperren. Der Transponder wird dabei im eingesteckten Zustand über eine Zündschloss-Lesespule ausgelesen und stellt mit seinem abgespeicherten Code das ergänzende Schlüsselelement des Fahrzeugschlüssels dar. Für diesen Zweck werden üblicherweise Crypto-Transponder eingesetzt, deren Inhalt nicht ohne deren Zerstörung manipuliert werden kann.
Kontaktlose Chipkarten
In Asien sowie größeren Städten weit verbreitet sind berührungslose, wiederaufladbare Fahrkarten. Weltweiter Marktführer für das sogenannte Ticketing ist NXP (hervorgegangen aus Philips) mit seinem Mifare-System. In den USA und in Europa werden Systeme zur Zutrittskontrolle und Zeiterfassung bereits häufig mit RFID-Technik realisiert. Hier werden weltweit meist Mifare oder HiD bzw. iClass5 und in Europa hauptsächlich Legic, Mifare und teilweise unterschiedliche 125 kHz-Verfahren (Hitag, Miro etc.) eingesetzt. Manche Kreditkarten-Anbieter setzten RFID-Chips bereits als Nachfolger von Magnetstreifen bzw. Kontakt-Chips ein. 2006 kam die RFID-Technik in Deutschland bei den Eintrittskarten der Fußball-Weltmeisterschaft zum Einsatz. Ziel ist es, den Ticketschwarzhandel durch Bindung der Karte an den Käufer zu reduzieren. Bei Bayer 04 Leverkusen, VfL Wolfsburg und Alemannia Aachen kommt diese Technologie bereits bei Bundesliga-Spielen zum Einsatz. Fast alle größeren Skigebiete der Alpen verwenden heutzutage nur noch kontaktlose Skipässe.
Waren- und Bestandsmanagement
In Bibliotheken jeder Größe und Typs wird RFID zur Medienverbuchung und Sicherung verwendet. Prominente Installationen sind die Münchner Stadtbibliothek, die großen Hamburger Stadtbibliotheken, die Wiener Hauptbücherei, die Stadtbücherei Stuttgart und die Hauptbibliotheken der Technischen Universität Graz und des Karlsruher Instituts für Technologie. Die RFID-Lesegeräte sind in der Lage, spezielle RFID-Transponder stapelweise und berührungslos zu lesen. Dieses Leistungsmerkmal bezeichnet man mit Pulklesung. Das bedeutet bei der Entleihe und Rückgabe, dass die Bücher, Zeitschriften und audiovisuellen Medien nicht einzeln aufgelegt und gescannt werden müssen. Der Bibliotheksbenutzer kann auf diese Weise an RFID-Selbstverbuchungsterminals alle Medien selbständig ausleihen. Auch die Medienrückgabe kann automatisiert werden: Eigens entwickelte RFID-Rückgabeautomaten ermöglichen eine Rückgabe außerhalb der Öffnungszeiten. An den Türen und Aufgängen befinden sich Lesegeräte, die wie Sicherheitsschranken in den Kaufhäusern aussehen. Sie kontrollieren die korrekte Entleihe. Mit speziellen RFID-Lesegeräten wird die Inventarisierung des Bestandes und das Auffinden vermisster Medien spürbar einfacher und schneller.
Große Einzelhandelsketten wie Metro, Rewe, Tesco und Wal-Mart sind an der Verwendung von RFID bei der Kontrolle des Warenflusses im Verkaufsraum interessiert. Dieser Einsatz hat in letzter Zeit zu Diskussionen geführt. Der Vereinfachung für den Kunden (z. B. Automatisierung des Bezahlvorganges) stehen Datenschutzbedenken gegenüber.
Positionsbestimmung
Im industriellen Einsatz in geschlossenen Arealen sind fahrerlose Transportsysteme (AGV) im Einsatz, bei der die Position mit Hilfe von in geringen Abstand zueinander im Boden eingelassenen Transpondern aufgrund von deren bekannter Position über die gelesene Identität und über Interpolation bestimmt wird. Solche Systeme sind davon abhängig, dass ausschließlich zuvor bestimmte Trassen und Routen befahren werden. Sobald ein Fahrzeug diese Trassen verlässt, ist das System unwirksam. Schienenfahrzeuge haben dieses Problem nicht, siehe die magnetisch gekoppelte Eurobalise.
Zeiterfassung
Zeiterfassungsterminal mit RFID
Transponder dienen am Schuh oder in der Startnummer eines Läufers bzw. im Rahmen eines Rennrades als digitales Identifikationsmerkmal in Sportwettkämpfen (Produktbeispiele: ChampionChip, Bibchip).
An Terminals werden die Zeiten des Kommens und Gehens, evtl. auch der Pausenzeiten erfasst, wenn der Nutzer sein RFID-Medium (meist Chipkarte oder Schlüsselanhänger) in Lesereichweite bringt.
Müllentsorgung
In den Österreichischen Bezirken Kufstein und Kitzbühel wurde bereits im Jahr 1993 ein auf RFID basierendes Müllmesssystem nach Liter entwickelt und flächendeckend eingeführt, sämtliche Transponder der Erstausgabe (AEGID Trovan ID200 125 kHz) aus dem Jahr 1993 sind dort trotz erneuerter Abfuhrfahrzeuge (und Reader-Einheiten) bis heute in der Originalbestückung unverändert im Einsatz. Eine Müllvorschreibung erfolgt bei diesem System nach tatsächlich gemessenen Litern (Laufende Abrechnung je Quartal). Das System verknüpft über die Adresselemente Straße, Hausnummer, Türe und Top, automatisiert eine Personenanzahl (Datenabfrage aus dem zentralen Melderegister Österreichs) mit jedem Müllgefäß, und summiert unabhängig von einer tatsächlich abgeführten Müllmenge diese virtuell errechnete Mindestmüllmenge auf die Müllgefäßkonten. Zur Vermeidung eines sonst unweigerlichen Missbrauchs einer aufkommensgerechten Abfallvergebührung durch Littering vergleicht das System am Jahresende eine tatsächlich abgeführte Jahresmüllmenge je Gefäß mit einer virtuell aus der Personenanzahl errechneten Mindestmüllmenge (je Gemeinde 2-3 Liter je Woche und Person), und schreibt bei einer Unterschreitung der bemessenen Müllmenge eine Differenz am Jahresabschluss jedenfalls vor. Das beschriebene System befindet sich seit mehr als 14 Jahren konfliktfrei und ohne technisch bedingten Datenverlust im Einsatz. Datenschutzrechtliche Abläufe finden ausnahmslos innerhalb der kommunalen Gemeindeverwaltung statt, jeder Bürger kann auf Verlangen in seine Müllmessdaten in seiner Heimatgemeinde Einsicht nehmen.
In den deutschen Städten Bremen und Dresden sind Mülltonnen für die gebührenpflichtige Abfuhr ebenfalls mit RFID-Transpondern versehen. Die gebührenfreie Abfuhr von Papier, Grünabfall und Verpackung wird hingegen nicht erfasst. Bei der Leerung erfassen die Abfuhrfahrzeuge mittels geeichter Waagen das Gewicht jeder einzelnen Tonne. Über RFID ist die Zuordnung des Abholgewichts jeder Tonne zu einem individuellen Haushalt möglich, die Bürger erhalten in Dresden eine Abrechnung, die auf dem tatsächlich geleerten Gewicht (und nicht, wie sonst üblich, auf einer Volumenpauschale) basiert, bzw. in Bremen über die Anzahl der über die Pauschale hinaus erfolgten tatsächlichen Leerungen (und nicht, wie sonst üblich, allein auf einer pauschalen Anzahl).
In Großbritannien wurden mehrere hunderttausend Mülltonnen ohne Wissen der Bürger mit RFID-Transpondern versehen.[24] Hintergrund soll die Absicht der britischen Kommunen sein, das Recyclingverhalten der Bürger zu erfassen.[25]
Zugriffskontrolle
Transponder am oder im Schlüssel dienen zur Kontrolle, wenn Workstations mit entsprechenden Lesegeräten ausgestattet sind, ebenso zur Benutzerauthentifizierung für spezielle externe mobile Sicherheitsfestplatten, wenn diese im Gehäuse mit entsprechenden Lesegeräten ausgestattet sind.
Zutrittskontrolle
Transponder am oder im Schlüssel dienen zur Zutrittskontrolle, wenn die Türen mit entsprechenden Lesegeräten oder mit entsprechenden Schließzylindern mit Leseoption ausgestattet sind.
Branche Kum. Anz. (in Mio.)
Transport/Automotive 1000
Finanzen/Sicherheit 670
Handel/Konsumgüter 230
Freizeit 100
Wäschereien 75
Bibliotheken 70
Fertigung 50
Tiere/Landwirtschaft 45
Gesundheitswesen 40
Flugverkehr 25
Logistik/Post 10
Militär 2
Sonstige 80
Total 2397

Kumuliert wurden in den Jahren von 1944 bis 2005 insgesamt 2,397 Milliarden RFID-Chips verkauft.[26] Die genaue Verbreitung nach Anwendung sieht wie folgt aus:

Im Jahr 2005 wurden 565 Millionen Hochfrequenz-RFID-Tags (nach ISO/IEC 14443) abgesetzt, was insbesondere auf die erhöhte Nachfrage im Logistik-Bereich zurückzuführen ist.[27] Für das Jahr 2006 erwartete man einen weltweiten Absatz von 1,3 Milliarden RFID-Tags.[28] U. a. wegen der zunehmenden Vereinheitlichung von RFID-Lösungen sowie dem gewachsenen Austausch der Interessenten untereinander mussten Marktforscher ihre Prognose für das Marktwachstum im Jahr 2007 um 15 % senken. So wurde erwartet, dass man im Jahr 2007 mit rund 3,7 Milliarden US-Dollar für RFID-Services und -Lösungen weniger Umsatz machte.[29]

In industriellen Anwendungsfällen stellen die Kosten für die Chips und deren zu erwartende Degression nicht den entscheidenden Faktor dar. Viel mehr ins Gewicht fallen Installationskosten für banal Erscheinendes wie Verkabelungen, Steckdosen, Übertrager und Antennen etc., die in konventioneller Handwerksleistung installiert werden und bei denen deswegen kaum eine Kostendegression zu erwarten ist. Bei Wirtschaftlichkeitsvergleichen von RFID zu zum Beispiel Barcode waren und blieben es diese Infrastrukturkosten, welche durch die erwartbaren Rationalisierungserträge eines RFID-Systems nicht auszugleichen waren.[30][31]

Die Kosten für die Transponder (also die RFID-Chips) liegen zwischen 35€ pro Stück für aktive Transponder in kleinen Stückzahlen und absehbar 5 bis 10 Cent pro Stück für einfache passive Transponder bei Abnahme von mehreren Milliarden[32][33].

Eine Reihe von Hochschulen bietet Kurse zum Thema RFID innerhalb bestehender Ausbildungen an. Seit dem Sommersemester 2009 besteht die Möglichkeit, ein Masterstudium an der Hochschule Magdeburg-Stendal(FH) zu absolvieren.

  • Müllentsorgung
    • Trovan
    • BDE VKI (Abwandlung ISO 11784 / 11785)[34]
  • Tier-Identifizierung
    • ISO 11784
    • ISO 11785: FDX, HDX, SEQ
    • ISO 14223: advanced transponders
  • Contactless Smartcards
    • ISO/IEC 10536: close coupling Smartcards (Reichweite bis 1 cm)
    • ISO/IEC 14443: proximity coupling Smartcards (Reichweite bis 10 cm)
    • ISO/IEC 15693: vicinity Smartcards (Reichweite bis 1 m)
    • ISO/IEC 10373: Testmethoden für Smartcards
  • ISO 69873: für den Werkzeugbereich
  • Container-Identifizierung (Logistikbereich)
    • ISO 10374: Container-Identifizierung (Logistikbereich)
    • ISO 10374.2: “Freight Container –Automatic Identification” das sog. licence plate
    • ISO 17363: „Supply Chain application of RFID – Freight Containers“ das sog. shipment tag
    • ISO 18185: „Freight Container – Electronic Seals“ das sog. eSeal (elektronische Siegel)
  • VDI 4470: Diebstahlsicherung für Waren (EAS)
  • VDI 4472: Anforderungen an Transpondersysteme zum Einsatz in der Supply Chain
    • Blatt 1: Einsatz der Transpondertechnologie (Allgemeiner Teil)
    • Blatt 2: Einsatz der Transpondertechnologie in der textilen Kette (HF-Systeme) (veröffentlicht 2006)
    • Blatt 5: Einsatz der Transpondertechnologie in der Mehrweglogistik (Bearbeitung abgeschlossen)
    • Blatt 8: Leitfaden für das Management von RFID-Projekten (Bearbeitung abgeschlossen)
    • Blatt 10: Abnahmeverfahren zur Überprüfung der Leistungsfähigkeit von RFID-Systemen (Bearbeitung abgeschlossen)
  • Item Management (Verwaltung von Gegenständen)
    • ISO/IEC 18000 Information technology — Radio frequency identification for item management:
      • Part 1: Reference architecture and definition of parameters to be standardized
      • Part 2: Parameters for air interface communications below 135 kHz
      • Part 3: Parameters for air interface communications at 13,56 MHz
      • Part 4: Parameters for air interface communications at 2,45 GHz
      • Part 6: Parameters for air interface communications at 860 MHz to 960 MHz
      • Part 7: Parameters for active air interface communications at 433 MHz
  • Datenstrukturen und Reader-Kommunikationsprotokolle
    • EPCglobal (Electronic Product Code)
    • ISO/IEC 15961 AIDC RFID Data Protocol - Application interface
    • ISO/IEC 15962 AIDC RFID Data Protocol - Encoding Rules

Wie bei jeder technischen Innovation gibt es Bedenken wegen diverser Gefährdungen[35]. Tatsächlich ist ein RFID-Kennzeichen zunächst ein offenes, also allgemein lesbares Kennzeichen, wie beispielsweise ein Kraftfahrzeug-Kennzeichen. Im Zusammenhang mit Bedenken zu RFID-Chips wird dessen ungeachtet von „Spychips“ gesprochen[36].

Bei jeder Meldung zu angeblichen Gefahren ist zunächst zu prüfen, ob der technische Zusammenhang richtig wiedergegeben wird.

Die Beschränkung der RFID-Technik ist in der technisch nutzbaren Reichweite und in der ausgewählten festen Information zu erkennen. RFID-Chips liefern keine Information über den genauen Ort (Position), die Orientierung (Richtung) und Bewegung (Geschwindigkeit), sondern die Identität des Kennzeichens ohne weitere Information über den Träger des Kennzeichens.

Ortsinformationen erhält man indirekt über die Kenntnis des Standorts des Lesegerätes. An Objekten angebrachte und von Personen mit sich geführte RFIDs könnten somit zu einer potentiellen Gefahr für die informationelle Selbstbestimmung werden, da die unmerkbar gesendeten Daten bei Kenntnis des Zusammenhangs personenbeziehbar sind (siehe unten). In dieser Hinsicht gleichen RFID einem eingeschalteten Mobiltelefon, dessen Standort anhand der nächstgelegenen Basisstation ermittelt werden kann. Allerdings ist wie beim Mobiltelefon die Identität des Trägers nicht allgemein bekannt.

Derzeit gibt es keine Regeln zur Entsorgung der Transponder als Elektronikschrott beim Masseneinsatz wie z. B. bei Supermarktartikeln. Unter anderem wird an neuen Materialien (z. B. auf Polymerbasis) geforscht, was zur weiteren Senkung der Herstellungskosten sowie der Erschließung neuer Einsatzgebiete (z. B. in Ausweisen und Kleidung eingearbeitete Transponder)[37] dienen soll.

Logo der StopRFID-Kampagne

Die Gefahr der RFID-Technik liegt zum Beispiel im Verlust der informationellen Selbstbestimmung, d. h. die einzelne Person hat durch die „versteckten“ Sender keinen Einfluss mehr darauf, welche Informationen preisgegeben werden. Deshalb ist der bevorstehende massenhafte Einsatz von RFID-Transpondern unter Datenschutz-Gesichtspunkten problematisch. Um dem zu entgehen, schlagen manche Kritiker die Zerstörung der RFID-Transponder nach dem Kauf vor. Dies könnte (ähnlich wie bei der Deaktivierung der Diebstahlsicherung) an der Kasse geschehen. Ein Nachweis, dass ein Transponder wirklich zerstört bzw. sein Speicher wirklich gelöscht wurde, ist für den Verbraucher in der Regel nicht möglich.[38].

Weiterhin ist die Integration zusätzlicher, nicht dokumentierter Speicherzellen oder Transponder denkbar. Für den Verbraucher wird ein RFID-Transponder so zur Black Box, weshalb manche eine lückenlose Überwachung des gesamten Produktionsprozesses fordern.

2003 hatte der Metro-Konzern einen Teil seiner Kundenkarten mit RFID-Transpondern ausgestattet ohne seine Kunden darauf hinzuweisen. Der Konzern wurde daraufhin mit der Negativ-Auszeichnung Big Brother Award bedacht. Metro setzt seine RFID-Versuche in seinem Future Store zwar fort, tauschte die betreffenden Kundenkarten jedoch um. Dies bewerten Datenschutz-Aktivisten als Folge ihrer Proteste. Generell kann sich ein Kunde gegen solche Praktiken erfolgreich wehren, wenn sie nicht heimlich geschehen. 2007 erhielt die Deutsche Bahn AG den genannten Big Brother Award, weil sie weiterhin – ohne die Kunden zu informieren – die BahnCard 100 mit RFID-Chips ausstattete.

  • Man kann versuchen zu verhindern, dass die RFID-Transponder ihre Energie erhalten. Dazu kann man beispielsweise die Batterie herausnehmen oder die RFID-Transponder in einen Faradayschen Käfig stecken. Wenn RFID-Transponder induktiv auf tiefen Frequenzen um 100 kHz ankoppeln, sollte man eine Abschirmung aus magnetisierbaren Materialien wie Eisen oder MU-Metall verwenden. Bei hohen Frequenzen über 1 MHz genügt Umwickeln mit dünner Alufolie.
  • Man kann einfach die Antenne beschädigen. Bei größeren RFID-Transpondern kann man im Röntgenbild die Spiralen der Antenne deutlich erkennen. Durchtrennt man sie an einer Stelle, funktioniert der RFID-Transponder nicht mehr.
  • Die Induktivität einer Spulenantenne ist meist mit einem integrierten Kondensator auf die Arbeitsfrequenz abgestimmt (Schwingkreis). Durch Überkleben mit Alufolie wird die Resonanzfrequenz sehr deutlich erhöht und die Reichweite entsprechend verringert. Wenn dieser Schwingkreis die Sendefrequenz definiert, ist überhaupt kein Kontakt mehr möglich, weil das RFID auf viel zu hoher Frequenz sendet.
  • Das Aufkleben eines CHIPAXXS-Aufklebers kann die Benutzung des RFID-Chips verhindern, indem er die Kommunikation des RFID-Chips mit dem Lesegerät nur zulässt, wenn ein Taster auf dem Aufkleber gedrückt wird.[39]
  • Ein elektromagnetischer Impuls auf Transponder und Antenne zerstört diese ebenfalls und macht sie unbrauchbar. Als Beispiel dafür wurde auf dem Chaos Communication Congress 2005 der RFID-Zapper vorgestellt. Hierbei handelt es sich um ein Gerät, welches RFID-Transponder mittels eines elektromagnetischen Impulses deaktiviert. Einfacher ist es, den RFID einige Sekunden in den Mikrowellenherd zu legen. Die hohe Feldstärke zerstört die Elektronik. Dies birgt jedoch die Gefahr, dass nicht nur der Transponder, sondern auch das umgebende Trägermaterial (z. B. eine Kundenkarte) zerstört wird (beispielsweise durch Brandlöcher).
  • Mit jedem handelsüblichen Elektroschocker kann man einen RFID-Tag oder Chip einfach und effizient zerstören, indem man ihn nur kurz in die Funkenstrecke des Schockers bringt.
  • Aufwändig: Durch Aussendung eines Störsignals – bevorzugt auf der Frequenz, auf der auch der RFID-Transponder sendet – können die recht schwachen Signale des RFID-Transponders nicht mehr empfangen werden. Dieser Störsender kann aber seinerseits geortet werden.
  • Die Übertragung kann auch gestört werden, indem man eine große Zahl (mehrere hundert bis tausend) RFID-Transponder auf einen gemeinsamen Träger (Gehäuse) setzt. Wird das dadurch entstehende Gerät („Jamming-Device“) in den Lesebereich eines Lesegeräts gebracht, antworten die Tags alle gleichzeitig. Selbst wenn das Lesegerät mit Antikollisionsverfahren arbeitet, ist es bei einer derart großen Zahl von Transpondern doch überfordert und auch nicht mehr in der Lage, „echte“ RFID-Tags (z. B. an Waren) zu erkennen. Solche Jamming-Vorrichtungen können als MP3-Player, Mobiltelefon, usw. getarnt sein.
  • Kaum effektiv: Wie beim Telefon (per Draht oder drahtlos) kann man auch RFID-Signale ausspähen. Auf diese Weise kann man bestenfalls mitlesen, was der RFID gerade zurücksendet.
  • Extrem aufwändig: RFID-Signale können manipuliert werden. Bei einem Speicherchip zur Authentifizierung werden daher auch Verschlüsselungsmethoden eingesetzt.
  • Auf der IEEE Conference of Pervasive Computing 2006 (Percom) in Pisa stellten Wissenschaftler um Andrew S. Tanenbaum eine Methode vor, wie mit Hilfe von manipulierten RFID-Chips die Back-end-Datenbanken von RFID-Systemen kompromittiert werden können. Sie bezeichnen ihre Arbeit selbst als weltweit ersten RFID-Virus seiner Art.[40]. Diese Darstellung wird allerdings mittlerweile von verschiedenen Stellen als zu theoretisch konstruiert angesehen.[41]

Auf Umverpackungen aufgebrachte RFID-Tags können nach derzeitigem Kenntnisstand nicht so gut recycelt werden wie Umverpackungen ohne RFID-Tags. Sortenreines Verpackungsmaterial wie Altglas, Altpapier oder Kunststoff kann durch die schwierig abzutrennenden RFID-Chips aus Kupfer und weiteren Metallen verunreinigt werden. Mögliche Risiken von Verunreinigungen des Recylingmaterials durch RFID-Chips können aufwendigeres Recycling oder mindere Qualität der entstehenden Rohstoffe bedeuten.[42][43]

Ein weiterer Punkt ist der Ressourcenverbrauch von RFID-Transpondern. Kostbare Edelmetalle gehen mit ihnen diffus auf Deponien und in Müllverbrennungsanlagen verloren. Obwohl ein einziger Transponder nur eine geringe Menge Edelmetall enthält, würde durch eine große Anzahl von Chips (z. B. in Lebensmittelverpackungen) der Ressourcenverbrauch erheblich steigen.

Im Journal of the American Medical Association wurde im Juni 2008 eine Studie[44] veröffentlicht, die nachweist, dass zahlreiche diagnostische Messungen durch die zur Auslesung erforderlichen elektromagnetischen Wellen von RFID verfälscht werden.[45] Geräte der Medizintechnik, die in jeder gut ausgestatteten Intensivmedizin-Station vorhanden sind, reagierten unterschiedlich empfindlich mit Messwert-Verzerrungen. „In einer Entfernung von einem Zentimeter bis sechs Metern kam es bei 34 von 123 Tests zu einer Fehlfunktion der medizinischen Geräte. In 22 Fällen wurden diese Störungen als gefährlich beurteilt, weil Beatmungsgeräte ausfielen oder selbsttätig die Atemfrequenz veränderten, weil Infusionspumpen stoppten oder externe Schrittmacher den Dienst versagten, weil ein Dialysegerät ausfiel oder der EKG-Monitor eine nicht vorhandene Rhythmusstörung anzeigte.“[46]

  • Auto-ID
  • Chipkarte
  • Data-Mining
  • Polymerelektronik
  • Near Field Communication
  • Ubiquitous Computing
  • Internet der Dinge
  • Sekundärradar
  • H. Bhatt, B. Glover: RFID Essentials. ISBN 0-596-00944-5.
  • Klaus Finkenzeller: RFID-Handbuch. ISBN 978-3-446-42992-5.
  • Patrick Sweeney: RFID für Dummies (deutsch). ISBN 3-527-70263-6.
  • G. Tamm, C. Tribowski: RFID. ISBN 978-3-642-11459-5.
  • N. Bartneck, V. Klaas, H. Schönherr: Prozesse optimieren mit RFID und Auto-ID. ISBN 978-3-89578-319-7.
  • Thorsten Blecker, George Q. Huang (Hrsg.): RFID in Operations and Supply Chain Management. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-503-10088-0.
  • D. Dreher: Der Einsatz von Radio Frequency Identification in der Logistik. ISBN 3-638-65794-9.
  • F. Gillert, W. Hansen: RFID – für die Optimierung von Geschäftsprozessen. ISBN 3-446-40507-0.
  • Markus Hansen, Sebastian Meissner: Identification and Tracking of Individuals and Social Networks using the Electronic Product Code on RFID Tags. IFIP Summer School, Karlstad 2007. Folien
  • W. Franke, W. Dangelmaier: RFID – Leitfaden für die Logistik. ISBN 3-8349-0303-5.
  • C. Kern: Anwendung von RFID-Systemen. 2. Auflage. 2006, ISBN 3-540-27725-0.
  • C. Köster: Radio Frequency Identification. Einführung, Trends, gesellschaftliche Implikationen. ISBN 3-8364-0162-2.
  • S. Kummer, M. Einbock, C. Westerheide: RFID in der Logistik. Handbuch für die Praxis. ISBN 3-901983-59-7.
  • B. Lietke, M. Boslau, S. Kraus: RFID-Technologie in der Wertschöpfungskette. In: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt) – Zeitschrift für Ausbildung und Hochschulkontakt. (ISSN 0340-1650), Verlage C.H. Beck/Vahlen, 35. Jg., Nr. 12, S. 690–692
  • Christoph Rosol: RFID. Vom Ursprung einer (all)gegenwärtigen Kulturtechnologie. ISBN 978-3-86599-041-9.
  • R. Schoblick: RFID. ISBN 3-7723-5920-5.
  • E. Schuster, S. Allen, D. Brock: Global RFID. The Value of the EPCglobal Network for Supply Chain Management. ISBN 3-540-35654-1.
  • W. Seifert, J. Decker (Hrsg.): RFID in der Logistik. ISBN 3-87154-322-5.
  • Klaus Finkenzeller: RFID-Handbuch: Grundlagen und praktische Anwendungen von Transpondern, kontaktlosen Chipkarten und NFC. 5. Auflage. München 2008, ISBN 978-3-446-41200-2.
  1. zdnet.de: RFID-Chips aus dem Drucker 9. Februar 2005
  2. Christoph Rosol: RFID. Vom Ursprung einer (all)gegenwärtigen Kulturtechnologie.
  3. Bundestag: Funkchips – Die Radio Frequency Identification (RFID). 24. Mai 2007
  4. AIM Global: Shrouds of Time – The History of RFID oder Shrouds of Time – The History of RFID
  5. Auto-ID Center
  6. heise online: Hitachi treibt Miniaturisierung von RFID-Tags voran. 16. Februar 2007
  7. Funketiketten steuern die Fertigung - RFID-Systeme nach dem EPCglobal-Standard erobern die Produktion. Siemens A&D Kompendium 2009/2010, abgerufen am 20. Oktober 2010
  8. ISO/IEC 18000-1:2008 Information technology – Radio frequency identification for item management – Part 1: Reference architecture and definition of parameters to be standardized
  9. ISO/IEC 15459-3:2006 Information technology – Unique identifiers – Part 3: Common rules for unique identifiers
  10. ISO/IEC 15459-4:2008 Information technology – Unique identifiers – Part 4: Individual items
  11. „Forschung aktuell“, Deutschlandfunk
  12. z. B. Finkenzeller 2008, S. 273.
  13. tecCHANNEL.de: RFID-Chip soll Euro-Blüten verhindern, 23. Mai 2003
  14. Hitachi: μ-Chip – The World’s Smallest RFID IC. Stand: August 2006
  15. Süddeutsche: Funk Bezahlsystem, 19. Juni 2011
  16. heise online: Patientenidentifikation mit RFID-Chips. 27. August 2006
  17. RFID-Einsatz im Gesundheitswesen (PDF, 634 KB)
  18. RFID Journal: http://www.rfidjournal.com/article/articleview/2032/1/1/
  19. heise online: Erste RFID-Markierungen auf Levi’s Jeans. 28. April 2006
  20. Vgl. C. Goebel, R. Tröger, C. Tribowski, O. Günther, R. Nickerl: RFID in the Supply Chain: How to obtain a positive ROI. The case of Gerry Weber. In: Proceedings of the International Conference on Enterprise Information Systems (ICEIS). Mailand 2009
  21. Vgl. J. Müller, R. Tröger, R. Alt, A. Zeier: Gain in Transparency vs. Investment in the EPC Network – Analysis and Results of a Discrete Event Simulation Based on a Case Study in the Fashion Industry. In: Proceedings of the 7th International Joint Conference on Service Oriented Computing. SOC-LOG Workshop, Stockholm 2009
  22. Vgl. RFID Journal: Gerry Weber sews in RFID's Benefits. 2009
  23. http://www.banfield.net/about/article.asp?id=34 ISO 134,2 und der proprietäre historische 125-kHz-RFID-Standard (engl.)
  24. Briten empört: 500.000 Mülltonnen heimlich verwanzt. Spiegel Online, 26. August 2006
  25. Germans plant bugs in our wheelie bins. Mail on Sunday, 26. August 2006
  26. RFID tag sales in 2005 – how many and where. IDTechEx, 21. Dezember 2005
  27. SCM – Es funkt im RFID-Markt. CIO Online, 25. September 2006
  28. Der RFID-Boom hat gerade erst begonnen. Computerwoche, 24. Juli 2006
  29. Marktforscher sieht 2007 weniger RFID-Wachstum. silicon.de, 11. August 2006
  30. Mira Schnell: Einsatzmöglichkeiten der RFID-Technologie innerhalb der Materiallogistik am Beispiel der Fahrzeugfertigung der Ford-Werke GmbH in Köln. FH Aachen, Aachen 2006.
  31. Michael Tegelkamp: Möglichkeiten des RFID-Einsatzes im internen Warenfluss eines mittelständischen Süßwarenherstellers. FH Aachen, Aachen 2005.
  32. Kosten laut RFID-Basis.de
  33. Kosten laut RFID-Journal.de
  34. BDE-Transponder
  35. [1]
  36. Katherine Albrecht und Liz McIntyre: SPYCHIPS – How Major Corporations and Government Plan to Track Your Every Move with RFID. Veröffentlicht von Nelson Current, A Subsidiary of Thomas Nelson, Inc., 501 Nelson Place, Nashville, TN, USA, 2005
  37. Übersehene Gefahr: RFID-Chips verseuchen das Trinkwasser. ZDNet.de, 5. Dezember 2005
  38. Kritik aus Sicht der Verbraucher: Die StopRFID-Seiten des FoeBuD e. V.
  39. [2]
  40. Is Your Cat Infected with a Computer Virus?, Website des RFID-Virus
  41. Roaming charges: Pet-embedded RFID chips bring down Las Vegas!, Larry Loeb, 18. April 2006
  42. Problem-Müll Funkchip, wissenschaft.de, 5. Februar 2008
  43. Studie: Massenhafter RFID-Einsatz könnte Recycling verschlechtern, heise.de, 9. November 2007
  44. Zusammenfassung der JAMA-Studie
  45. JAMA Band 299, 2008. S. 2884-2890
  46. Studie: RFID-Etikette können medizinische Geräte empfindlich stören. Deutsches Ärzteblatt, 25. Juni 2008


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Barcodelesegerät

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Barcodelesestift mit Leseeinheit
Barcodelesegerät
Multi-Barcodelesegerät

Ein Barcodeleser ist ein Datenerfassungsgerät, das verschiedene Barcodes lesen und weitergeben kann. Die Erkennung dieser Strichcodes erfolgt dabei rein optisch entweder mit Rot- oder Infrarotlicht. Jeder Barcodeleser besteht aus der eigentlichen Leseeinheit und der nachgeschalteten Dekodiereinheit. Während dies bei den Lesestiften meistens zwei Geräte sind (es gibt auch Lesestifte mit integriertem Dekoder), ist bei fast allen anderen Gerätetypen die Dekodiereinheit in der Leseeinheit integriert. Fast alle Typen sind mittlerweile als stationäre, als kabelgebundene Handscanner oder als mobile Erfassungsgeräte (z. B. Inventurterminals mit integriertem Barcodescanner) auf dem Markt erhältlich.

Inhaltsverzeichnis

Der Lesestift wird von Hand unmittelbar über den Barcode bewegt. In seiner optischen Spitze sind eine Lichtquelle, in der Regel eine Leuchtdiode, und ein lichtempfindlicher Sensor untergebracht. Das Licht der Leuchtdiode wird von den Strichen und Lücken des Barcodes unterschiedlich stark reflektiert. Ein Dekoder empfängt diese unterschiedlichen Hell/Dunkel-Signale, entziffert so den Barcode und überträgt die darin enthaltene Nutzinformation an das nachgeschaltete System (z. B. PC, Kasse, o. Ä.). Es ist eine von Richtung und Tempo her möglichst gleichmäßige Bewegung über den Barcode notwendig, um das Signal fehlerfrei dekodieren zu können. Während die eigentliche Technik des Erfassens von hellen und dunklen Reflexionen gleich geblieben ist, werden Lesestifte seit dem Ende der 1990er Jahre wegen ihrer Nachteile in der Anwendung kaum oder nur bei ganz bestimmten Anwendungen eingesetzt.

Vorteile:

  • geringe Anschaffungskosten (ca. 10–80 Euro)
  • relativ hohe Robustheit (Stift zumeist in Metallgehäuse, keine beweglichen Teile oder empfindliche Optiken)
  • sehr kleine Einheit, da der Dekoder meist separat untergebracht ist

Nachteile:

  • schlechte Leseergebnisse bei beschädigten Codes oder solchen von geringer Druck- oder Oberflächenqualität
  • geringe Toleranzen bei Lesegeschwindigkeit (insb. deren Veränderung) und Lesewinkel
  • durch mehrfaches Überstreichen desselben Barcodes kann der Barcode mechanisch beschädigt werden (vor allem bei Barcodes, die mit Thermodruckern erstellt wurden)
  • im Vergleich zu Scannern relativ unkomfortables, langsames Erfassen
  • speziell bei längeren Barcodes ist einige Übung notwendig, um den Code in voller Breite zu erfassen.
  • oft separater Dekoder nötig
  • erfassen neuer, zweidimensionaler Barcodes nicht möglich

Anstatt den Leser über den Barcode zu führen, steht die Leseeinheit bei einem Barcode-Kartenleser still und eine mit einem Barcode bedruckte Karte wird durch die Leseeinheit gezogen. Dabei ist ebenfalls ein eigener Dekoder notwendig, der auch in der Leseeinheit eingebaut sein kann. Auch diese Leser sind billig. Nachteilig ist, dass man nur Barcodes lesen kann, die auf Karten mit speziellen Dimensionen aufgedruckt sind.

Barcode-Kartenleser werden oft für preisgünstige Zutrittskontrollen oder Zeiterfassungssysteme verwendet. Um den Barcode vor einfachem Kopieren zu schützen und so den Karten eine gewisse Fälschungssicherheit zu geben, kann der Barcode mittels spezieller Kunststofffolien abgedeckt werden, die nur für Infrarot-Licht durchlässig sind, so dass er mit bloßem Auge oder mit einem Kopierer nicht sichtbar ist, aber mit einem IR-Leser gelesen werden kann.

Vorteile:

  • einfach zu bedienen, da die Karte durch einen Schlitz gezogen werden muss, daher gut für Self-Service
  • geringe Abmessungen
  • geringe Anschaffungskosten
  • Dekoder meist im Gehäuse integriert

Nachteile:

  • liest Barcodes nur von Karten mit einem vorgegebenen Format und eignet sich daher nur für ganz spezielle Anwendungen
  • Erfassen neuer, zweidimensionaler Barcodes nicht möglich
CCD-Barcode-Scanner

Beim CCD-Scanner wird ein sehr flacher Zeilenausschnitt des Barcode in seiner gesamten Breite auf einmal erfasst. Hierzu wird der Code durch Leuchtdioden beleuchtet. Der Barcode reflektiert je nach Helligkeit oder Dunkelheit auf eine CCD-oder Fotodiodenzeile. Ein Dekoder entziffert hieraus die Striche und Lücken des Barcodes und somit die darin enthaltene Information. Der Abstand vom Barcode darf je nach LED-Stärke, Optik (Schärfentiefe), Größe des Barcodes und dem Umgebungslicht wenige Zentimeter bis zu ca. einem halben Meter betragen.

Vorteile:

  • Einfache Anwendung auch für Laien
  • schnelles Erfassen des Barcodes „auf Knopfdruck“
  • Durch mehrmalige Dekodierung des Codes in einem Lesevorgang wird die Lesesicherheit erhöht
  • keine beweglichen mechanischen Bauteile
  • relativ hohe Auflösung

Nachteile:

  • Es ist zwar kein Berührungsleser, aber der mögliche Leseabstand ist relativ gering
  • Erfassen neuer, zweidimensionaler Barcodes (2D-Codes) nicht möglich

Ein oder mehrere Laserstrahlen werden auf den Barcode gerichtet und über einen Schwingspiegel, ein Spiegelrad oder andere optischen Systeme linienförmig in hoher Geschwindigkeit über den Barcode geführt. Das vom Barcode durch die hellen und dunklen Striche stärker oder schwächer reflektierte Licht wird dann von einer Optik erfasst und mittels Photodiode in elektrische Signale umgewandelt und ausgewertet.

Vorteile:

  • Hoher Leseabstand möglich
  • Lesen auch unter schwierigen Lichtbedingungen möglich
  • Einfache Anwendung auch für Laien

Nachteile:

  • Langsame Lesegeschwindigkeit (abhängig von der Schwingfrequenz des Ablenkspiegels)
  • Erfassen neuer, zweidimensionaler Barcodes nicht möglich
  • Durch mechanisch bewegliche Komponenten erhöhte Störanfälligkeit

Bei einfacheren Laserscanner überstreicht der Lichtpunkt den Barcode im immer gleichen Winkel. Zur vollständigen Erfassung des Barcodes müssen dessen Striche daher im ca. 90° Winkel zur Leserichtung stehen oder vom Bediener entsprechend ausgerichtet werden. Für den Betrachter entsteht eine einzeilige Scanlinie.

Das lineare Raster wird durch leichtes Versetzen des von links nach rechts schwingenden Lichtpunktes in vertikaler Richtung erreicht. Dies geschieht vom System automatisch und in hoher Geschwindigkeit. Für den Betrachter entsteht ein Feld aus mehreren parallelen Linien. Diese Technik erhöht sowohl die Größe des Scanbereiches (genaues Zielen wird weniger wichtig) als auch die Toleranz gegen kleinere Schäden im Barcode (da diese durch die Variation des Ausschnittes weniger ins Gewicht fallen oder rekonstruiert werden können).

Versetzte oder rotierende Spiegel oder Prismensysteme erzeugen Rasterlinien, also mehrere Linien, die das Lesefeld in zueinander versetzten Winkeln überstreichen. Auf diese Weise ist ein Ausrichten das Barcodes überflüssig, da es i. d. R. bereits fünf verschiedene, im Kreis angeordnete Scanrichtungen erlauben, den Barcode in beliebigem Winkel zur Laufrichtung des Lichtpunktes auszurichten. Für den Betrachter entsteht ein Raster aus vielen, sich überschneidenden, kreisförmig angeordneten Linien.

Bei dieser Weiterentwicklung der omnidirektionalen Scantechnik entsteht durch schnelle Rotation des gesamten Scanfeldes um den eigenen Mittelpunkt ein Lesebereich, der von dem Lichtpunkt des Laserstrahls in sehr kurzer Zeit in beinahe jedem Winkel überstrichen wird. Auf diese Weise wird der gesamte Barcode erfasst, ohne maßgebliche Bereiche auszulassen. Eingerissene oder beschädigte Barcodes können von der Dekodersoftware noch besser rekonstruiert werden, die Erfassung erfolgt noch schneller, da der Barcode beinahe sofort erkannt wird.

Die Informationen des reflektierten Strahls können im Dekoder auch zusammengesetzt werden und so den gesamten Inhalt des Codes erfassen. Ein Qualitätsmerkmal eines Laserscanners ist seine Scangeschwindigkeit, das heißt, wie oft der Punkt in einer Sekunde den Barcode überstreicht. Diese Frequenz kann, je nach Anforderungen an den Scanner, zwischen wenigen Dutzend bis hin zu vielen tausend Hertz liegen.

Der maximale Abstand des zu lesenden Barcodes kann bei Laserscannern 10 cm, 15 cm oder mehrere Meter (bei total reflektierenden Barcodes) betragen. Eingesetzt werden solche Scanner z. B. in Hochregallagern, um Barcodes vom Gabelstapler zu lesen. Die Barcodes müssen hierbei allerdings auch eine ungewöhnlich hohe Größe aufweisen.

Die neuste Generation von Barcodelesegeräten wird als „Imager“ bezeichnet. Sie erfassen den Barcode mit Hilfe einer kleinen Kamera. Danach wird das aufgenommene Bild durch digitale Bildverarbeitung aufbereitet und der Barcode digital erfasst. 2D-Bild-Scanner und CCD-Scanner verwenden zur Erfassung und Dekodierung des Bildes eine vergleichbare Technik, wobei in einem 2D-Bild-Scanner nicht nur eine, sondern mehrere (viele) Zeilen des präsentierten Bildes gleichzeitig erfasst werden. Somit ist es möglich, die Information auf einer zweidimensionalen Fläche anzuordnen und in einem Schritt zu erfassen. Imager sind durch die integrierte Kamera auch zur Erfassung von Dokumenten oder Ausweisen verwendbar, und bieten damit z.B. an der Kasse eine deutlich erweiterte Funktionalität. Außerdem ist es mit Hilfe der digitalen Bildverarbeitung auch möglich, Kamera-Handys als Lesegeräte insbesondere für 2D-Codes einzusetzen. Da 2D-Codes relativ viele Informationen auf kleiner Fläche darstellen, können auf diese Weise auch kleinere Dateien übertragen werden (z.B. Soundschnipsel, Werbebotschaften oder erweiterte Produktinformationen). Aus Kostengründen werden in Kamera-Scannern oft monochrome Fotosensoren (CMOS, CCD o. Ä.) eingesetzt, mit denen sich nur Schwarzweiß-Aufnahmen erstellen lassen. Es sind auch Systeme mit Farbkamera verfügbar.

Vorteile:

  • Omnidirektionale Erfassung des Codes
  • keine beweglichen Spiegeloptiken, daher deutlich robuster und platzsparender
  • Dekodierung von Codes mit sehr hoher Informationsdichte

Nachteile:

  • relativ teure Technik
  • relativ geringe 1D Auflösung (verglichen mit 1D CCD Scanner)

Eine weitere neue Generation sind sogenannte Handy-Scanner. Es existieren eine Reihe von Anwendungen für Mobiltelefone, die es ermöglichen, 1- oder 2-dimensionale Codes und Barcodes mit der Digitalkamera des mobilen Telefons zu erfassen und dem Anwender weitere Informationen hierzu anzuzeigen. Neben der Handy-Kamera ist auf dem Mobiltelefon eine Bildverarbeitungsapplikation notwendig, die für die Auswertung der Kamerabilder zuständig ist. Ein Beispiel ist eine Anwendung der Firma barcoo, welche unter anderem anhand der Barcodes von Lebensmittel-Produkten die zugehörigen Nährwertangaben in Ampelform (Lebensmittelampel) darstellt. [1] Eine weitere Applikation ist von der Firma mynetfair, die dem Verbraucher für ein eingescanntes Produkt Bezugsquellen in seiner Umgebung aufzeigt.[2]

Die dekodierten Daten können anschließend über verschiedene Schnittstellen an das übergeordnete System weitergegeben werden.

  • Eine häufige Verwendung ist das Einschleifen in die Tastaturanschlussleitung des Computers meist mittels Zwischenstecker (Tastatur/Wedge-Emulation). Das hat den Vorteil, dass keinerlei Software-Anpassungen notwendig sind, da der Computer gar nicht erkennt, ob es sich um eine manuelle oder um eine eingelesene Dateneingabe handelt. Zu beachten sind lediglich Tastaturbelegung und das verwendete Betriebssystem.
  • Oder die Übertragung findet über eine andere externe Schnittstelle des Computers, eine serielle Schnittstelle wie RS232 oder RS485, einen USB-Port o. ä. statt.
  • Oder die Leser sind ein integrierter Bestandteil eines Datenerfassungsgerätes, das beispielsweise in einem Funknetzwerk (WLAN) die Daten weitergibt.
  • Als weitere drahtlose Datenübertragung wird neben proprietären Funktechniken häufig auch Bluetooth verwendet.
  1. Barcodescanner jetzt auch für das iPhone. Areamobile.de, 10. Dezember 2009, abgerufen am 5. Januar 2011.
  2. Handyscanner: Mobiler Berater erleichtert das Einkaufen. Fruchthandel Magazin, 2. November 2010, abgerufen am 5. Januar 2011.


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Enterprise-Resource-Planning

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Enterprise-Resource-Planning (ERP) bzw. Unternehmensressourcenplanung bezeichnet die unternehmerische Aufgabe, die in einem Unternehmen vorhandenen Ressourcen (Kapital, Betriebsmittel oder Personal) möglichst effizient für den betrieblichen Ablauf einzusetzen und somit die Steuerung von Geschäftsprozessen zu optimieren.

Inhaltsverzeichnis

Ein ERP-System ist eine komplexe Anwendungssoftware zur Unterstützung der Ressourcenplanung eines gesamten Unternehmens.

ERP-Systeme unterscheiden sich hauptsächlich in

  • der fachlichen Ausrichtung (Zielbranche),
  • der Skalierbarkeit auf unterschiedliche Unternehmensgrößen (Anzahl benötigter Benutzer oder Unternehmensstandorte),
  • dem angebotenen Funktionsumfang
  • und den zum Einsatz kommenden Technologien (Datenbanken, Programmiersprachen, Schichtenarchitekturen, unterstützten Betriebssystemen, etc.).

Es lässt sich der Trend beobachten, dass immer mehr Anbieter auf webbasierte Produkte setzen. Hierbei wird beispielsweise die System-Oberfläche in einem Browser-Fenster dargestellt. Dies bietet unter anderem die Möglichkeit, auch unternehmensexterne Zugriffe auf das eigene System zu realisieren, ohne eine grafische Benutzeroberfläche installieren zu müssen. Somit können etwa Lieferanten oder Kunden direkt in die Geschäftsprozesse einbezogen werden, um z. B. Bestellungen aufzugeben, Lieferungen zu terminieren, etc. Diese Möglichkeiten bedeuten einen wesentlichen Zeit- und damit Kostenvorteil.

Der Ansatz, über die Unternehmensgrenzen hinaus zu sehen und zu agieren, ist der Grundgedanke von ERP-II-Systemen. Er macht auch den Kern serviceorientierter Architekturen aus.

Grundsätzlich bestimmt der Bedarf die zur Verfügung stehenden ERP-Anbieter. Ein Großunternehmen muss über eine ERP-Lösung auch seine Konzernstrukturen abbilden können, gegebenenfalls Tochterunternehmen direkt anbinden (Mandantenfähigkeit) und benötigt eine Vielzahl von komplexen, betriebswirtschaftlichen Funktionen. Trotz der Anwendung von Standardsoftware verursachen Beratung und Parametrisierung (Customizing) größere Einführungskosten. Im Gegensatz dazu ist beim Einsatz einer solchen Lösung, beispielsweise SAP ERP oder Oracle E-Business Suite, bei einem kleinen oder mittelständischen Unternehmen (KMU) im Einführungsprojekt ein kompaktes Vorgehensmodell zu wählen und die Parametrisierung auf die wesentlichen Anforderungen einzuschränken. Neben komplexen, stark integrierten und für viele Branchen anpassbaren, universellen ERP-Systemen stehen einem KMU auch branchenspezifische ERP-Systeme mit reduzierter Komplexität und Funktionalität zur Verfügung.

ERP-Systeme sollten weitgehend alle Geschäftsprozesse abbilden. Eine durchgehende Integration und eine Abkehr von Insellösungen führen zu einem dezentralisierten System, in dem Ressourcen unternehmensweit verwaltet werden können. ERP-Systeme verbessern zudem den Kommunikationsfluss im Unternehmen und können im Sinne von E-Collaboration die Zusammenarbeit im Unternehmen effizienter gestalten.

Typische Funktionsbereiche einer ERP-Software sind

  • Materialwirtschaft (Beschaffung, Lagerhaltung, Disposition, Bewertung),
  • Produktion,
  • Finanz- und Rechnungswesen,
  • Controlling,
  • Personalwirtschaft,
  • Forschung und Entwicklung,
  • Verkauf und Marketing,
  • Stammdatenverwaltung,
  • Dokumentenmanagement

Die Größe des Unternehmens bestimmt oft die Anforderungen an die oben aufgeführten Funktionsbereiche sowie das zur Verfügung stehende Investitionsvolumen für Hardware, Lizenzen und Implementierung. So genannte KMU benötigen zum Beispiel oft keine integrierten Controlling- und Rechnungswesen-Module. Zusätzlich stellen unterschiedliche Wirtschaftszweige teils sehr stark abweichende Anforderungen an ein ERP-System. Somit bieten die meisten großen Anbieter Branchenlösungen an, deren Teilpakete speziell auf bestimmte Branchen zugeschnitten sind. Alternativ stehen die Lösungen der über 100 kleineren ERP/PPS-Anbieter im deutschsprachigen Raum zur Verfügung, die oft nicht voll integrativ, dafür aber in der Regel preislich deutlich niedriger anzusiedeln sind. Hinzu kommen derzeit auch immer mehr freie ERP-Systeme, die sich mit gewissen Einschränkungen insbesondere für kleinere Unternehmen und Neueinsteiger eignen.

Die Einführung einer ERP-Software ist bei mittelständischen und größeren Unternehmen ein komplexes Projekt und lässt sich grob in zwei Phasen unterteilen.

Die bedarfsgerechte Auswahl einer ERP-Software hängt in hohem Maße von den individuellen Anforderungen des Unternehmens ab. Der Bekanntheitsgrad und die Marktpräsenz einer Software können dabei nur einen nebenrangigen Hinweis auf die individuelle Eignung liefern. Zunächst sollte eine individuelle Bedarfsermittlung erfolgen. Als Unterstützung dazu dienen einerseits Referenzprozesse (best practice), welche mit den eigenen Geschäftsabläufen verglichen werden. Andererseits können die funktionalen Anforderungen, welche sich aufgrund der modellierten Prozesse ergeben, mittels Standardfunktionskatalogen ergänzt werden. Dieses erste Teilprojekt wird häufig in Eigenregie der Unternehmen durchgeführt, manchmal jedoch unterstützt von Management- bzw. Unternehmensberatungen. Bereits hier werden wichtige Entscheidungen für die weitere Vorgehensweise getroffen. Zur Bedarfsermittlung bieten einige Unternehmensberatungen Methoden an, aus welchen Lastenhefte zur Softwareauswahl entstehen. Hierzu werden die Geschäftsprozesse des jeweiligen Unternehmens, welches die Software einführen möchte, aufgenommen und daraus abgeleitet, was die in Frage kommende Software leisten muss. Dieses Anforderungsprofil wird in ein Lastenheft überführt und als solches für die ERP-Anbieter veröffentlicht. Nach einer Sichtung des Marktes und Anfragen an Anbieter, die in der Regel die Angabe von lastenheftbezogenen Erfüllungsgraden der jeweiligen Software verlangen, werden geeignete Anbieter in eine Shortlist von nur noch wenigen (5-6) Anbietern aufgenommen. Neben den Anforderungen aus dem Lastenheft können weitere Kriterien in die Bewertung der Anbieter einfließen, wie z. B. die Leistungsfähigkeit oder wirtschaftliche Potenz des Anbieters/Systemhauses. Die so ausgewählten Anbieter werden eingeladen, ihr Produkt zu präsentieren. Die Präsentation sollte dabei einerseits einen Überblick über die Software bieten, andererseits aber auch auf die Anforderungen des Unternehmens eingehen und möglichst eine konkrete Aufgabenstellung beinhalten. Schließlich werden die Anbieter nach zuvor festgelegten Auswahlkriterien beurteilt und nach der Reihenfolge der Beurteilungsergebnisse ausgewählt. Zur Ausarbeitung eines Dienstleistungsvertrags kann es sinnvoll sein, auch den zweitplatzierten Anbieter zu berücksichtigen.

Die eigentliche Softwareeinführung unterliegt in der Regel ebenfalls der Projekthoheit des Anwenderunternehmens, wird jedoch in der Praxis oft vom Anbieterunternehmen oder einem Dienstleistungspartner des Anbieters geleitet, da hier oftmals entsprechend hohe Praxiserfahrung vorliegt. In einem ersten Schritt werden alle Geschäftsprozesse des Unternehmens analysiert. Dann wird entschieden, ob der Prozess wie gehabt beibehalten oder verändert werden soll. Erst wenn alle Geschäftsprozesse samt ihrer Schnittstellen innerhalb des Unternehmens oder zu Lieferanten und Kunden modelliert sind, werden diese Geschäftsprozesse in der ERP-Software abgebildet. Anschließend werden alle benötigten Daten (Stammdaten) im System erfasst oder ggf. von einem bereits vorhandenen System, welches abgelöst werden soll, übernommen. Nach mehreren Simulationen der Geschäftsprozesse sowie einer Testphase startet dann der Echtbetrieb der ERP-Lösung.

Die weltweit größten Anbieter von ERP-Software sind:

Weltweiter Umsatz der Top ERP-Anbieter
im Mittelstand 2007 und 2008[1][2]
Anbieter Umsatz 2006
(Mio $)
Umsatz 2007
(Mio $)
Marktanteil 2008
(%)
1 SAP 5.730,1 5.732,3 26,8
2 Oracle 2.608,3 2.718,9 12,7
3 Sage 1.459,5 1.695,7 7,9
4 Infor 1.239,6 1.312,6 6,1
5 Microsoft 778,9 795,9 3,7
6 IFS 260 270 3,1
7 Agresso 160 199 2,2

Die größten Anbieter in Deutschland nach Umsatz sind:

Enterprise-Resource-Planning-Software
Marktanteile in Deutschland 2006 & 2008 (Umsatz)[3][4]
# Anbieter Marktanteil 2006
(%)
Marktanteil 2008
(%)
1 SAP 54,8 51
2 Infor 5,5 5
3 Microsoft 3,8 6
4 Sage 2,9 4
5 Oracle 0,9 3
6 Exact Software 0,7
7 IFS 0,4
8 Lawson Software 0,4
9 Agresso 0,3
10 Hyperion 0,3

Die größten Anbieter in Deutschland nach Verbreitung sind:

Enterprise-Resource-Planning-Software
Marktanteile in Deutschland 2011 (Verbreitung)[5]
# Anbieter Marktanteil 2011
(%)
1 SAP 48,1
2 Microsoft Dynamics NAV + AX 21,5
3 Infor 9,0
4 Oracle 6,1
5 proALPHA 5,8
6 APplus 5,1
7 abas-Business-Software 4,9
8 Epicor 4,4
9 SoftM 4,1
10 Sage 4,1
Bildschirmfoto von IntarS

Seit einiger Zeit gibt es auch freie Software für ERP (unter lizenzgebührenfreien Open-Source-Lizenzen). Freie ERP-Software kann von Unternehmen selbst installiert und genutzt werden. Es gibt jedoch auch Systemhäuser, die sich auf freie ERP-Programme spezialisiert haben und auf Basis dieser Software kostenpflichtige Dienstleistungen erbringen.

Die Vorteile eines freien Systems liegen einerseits in der Möglichkeit, das Programm selbst seinen Bedürfnissen anzupassen oder Fehler zu beheben, andererseits kann das Investitionsvolumen deutlich gesenkt werden. Die entstehenden Freiräume innerhalb des Budgets können intensiver für die meist erforderlichen Anpassungen genutzt werden. Zudem steht ein lizenzkostenfreies System der Länge des gewählten Einführungszeitplans neutral gegenüber, da im Zeitverlauf keine Kosten anfallen. Auch in der Folge der Investition ist die beliebige und prinzipiell kostenlose Skalierbarkeit des Systems von Vorteil (abgesehen von indirekten Kosten wie Bereitstellung der Infrastruktur, die aber bei allen derartigen Installationen zu berücksichtigen sind). Je nach Lizenz können Erweiterungen, Anpassungen und Lösungen für wiederkehrende Aufgabenstellungen aus dem Unternehmensumfeld wieder ins System zurückfließen. So können im Laufe der Zeit alle Nutzer einer freien ERP-Software davon profitieren.

Freie ERP-Systeme sind technisch gesehen durchaus konkurrenzfähig, von Bedeutung bei der Auswahl sind jedoch Fragen der Haftung sowie die Themen Weiterentwicklung, Wartung und Service. Durch die allgemeine Verfügbarkeit des Quellcodes bieten freie ERP-Systeme ansonsten prinzipiell eine größtmögliche Unabhängigkeit vom Hersteller und damit eine zumindest theoretisch größere Zukunftssicherheit, die ausschließlich von den dauerhaften Nutzenvorstellungen der Anbieter und Anwender abhängig ist. Theoretisch deshalb, weil in der Praxis nur ein kleiner Teil der Anwender in der Lage ist, an der Software Änderungen selbst vorzunehmen oder andere hierfür zu bezahlen.

Für Beispiele von ERP-Software Systeme mit offengelegtem Quellcode siehe die Kategorie:Freies Unternehmens-Informationssystem.

Zur bilanzsteuerlichen Beurteilung von Aufwendungen zur Einführung eines betriebswirtschaftlichen Softwaresystems (ERP-Software) liegt seit 18. November 2005 ein BMF-Schreiben vor.[6]

Im Kontext der Strategischen Planung eines Unternehmens muss eine Bewertung stattfinden, ob die Einführung einer ERP-Lösung einen Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen generiert. Heutzutage gilt für Großunternehmen, dass ein ERP keinen Wettbewerbsvorteil mehr darstellt, da inzwischen die meisten Industrieunternehmen ein solches einsetzen. Dadurch ist die Verwendung eines ERP-Systems eher als Hygienefaktor zu werten, d. h. mit dem System ist man nicht besser als die Konkurrenz, aber ohne ist man schlechter.

Wichtig ist, dass ERP-Software nur dann zu einem strategischen Wettbewerbsvorteil wird, wenn die Unternehmensprozesse auf die Software abgestimmt sind und sich andererseits schon vorhandene Unternehmensprozesse in die Software integrieren lassen. Nicht die Software an sich bringt den Mehrwert, sondern der verantwortungsvolle und umsichtige Umgang damit. Außerdem ist es wichtig, dass die Beziehung zwischen dem Unternehmen und dem ERP-Anbieter von Vertrauen geprägt ist. In diesem Fall ist die Größe des Anbieters oder die Verbreitung des Produktes von geringer Bedeutung.[7]

  • Customer-Relationship-Management (CRM)
  • E-Business
  • Enterprise Application Integration
  • Fakturierung
  • Finanzbuchhaltung
  • Operations Research (OR)
  • Personalinformationssystem (HRIS)
  • Produktionsplanungs- und Steuerungssystem (PPS)
  • Projektmanagementsoftware
  • Überblick über COPICS von 1972
  • Unternehmenssoftware
  • Warenwirtschaft
  • Warenwirtschaftssystem
  • Workflow-Management
  • Schatz, Anja; Sauer; Marcus; Egri, Peter – Fraunhofer IPA; MTA Sztaki: Open Source ERP -Reasonable tools for manufacturing SMEs. 2011. Kostenloses PDF
  • Becker, Jörg; Vering, Oliver; Winkelmann, Axel: Softwareauswahl und -einführung in Industrie und Handel. Vorgehen bei und Erfahrungen mit ERP- und Warenwirtschaftssystemen. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2007, ISBN 978-3-540-47424-1.
  • Fandel, G., Gubitz, K.-M: ERP-Systeme für Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen, ERP-Marktstudie, 1. Aufl. 2008. ISBN 3-9805756-2-4
  • Gronau, Norbert: Enterprise Resource Planning - Architektur, Funktionen und Management von ERP-Systemen. 2., erweiterte Auflage 2010. ISBN 978-3-486-59050-0
  • Nielsen, Lars: Vorgehensmodell zur ERP-Einführung in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU). Ein Modell aus der Perspektive eines Softwarehauses. Grin Verlag, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-638-94778-7
  • Jean-Baptiste Waldner: Principles of Computer-Integrated Manufacturing. 1. Auflage. John Wiley & Sons, 1992. ISBN 0-471-93450-X.
  • Winkelmann, Axel; Knackstedt, Ralf; Vering, Oliver: Anpassung und Entwicklung von Warenwirtschaftssystemen - eine explorative Untersuchung. Handelstudie Nr. 3. Hrsg.: Becker, Jörg. Münster 2007. Studie zum Download (PDF)
  •  Joachim Berlak: Methodik zur strukturierten Auswahl von Auftragsabwicklungssystemen. Utz-Verlag, München 2003, ISBN 3-8316-0258-1.
  1.  Worldwide ERP Applications 2006 Vendor Shares: Top Vendors in Small Medium-Sized and Large Customer Segments.
  2. Quelle: Gartner (Juni 2009): ERP Software Revenue, Worldwide, 2006-2008, zitiert in Unternehmenspräsentation Sage Software GmbH. Abgerufen am 29. Mai 2011.
  3. Quelle: Gartner, zitiert in 2007: Im Markt für ERP-, CRM- und SCM-Lösungen ist der Mittelstand der Antreiber. In: Computerwoche. 28. September 2007, abgerufen am 19. Dezember 2008.
  4. Der deutsche ERP-Markt bleibt zersplittert. In: Computerwoche. 12. August 2009, abgerufen am 7. Juli 2010.
  5. Quelle: Konradin ERP-Studie, zitiert in 2007: Einsatz von ERP-Lösungen in der Industrie. In: Industrieanzeiger. 28. September 2007, abgerufen am 19. Dezember 2008.
  6. Aktenzeichen IV B 2 – S 2172 – 37/05 vor. Veröffentlicht in Der Betrieb 2005, S. 2604–2606
  7. http://www.wim.uni-koeln.de/uploads/media/Ausarbeitung_Beard_2004.pdf


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Customer-Relationship-Management

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Customer-Relationship-Management, kurz CRM (dt. Kundenbeziehungsmanagement) oder Kundenpflege, bezeichnet die konsequente Ausrichtung einer Unternehmung auf ihre Kunden und die systematische Gestaltung der Kundenbeziehungs-Prozesse. Die dazu gehörende Dokumentation und Verwaltung von Kundenbeziehungen ist ein wichtiger Baustein und ermöglicht ein vertieftes Beziehungsmarketing. In vielen Branchen (z. B. Telekommunikation, Versandhandel, Dienstleistungsunternehmen) sind Beziehungen zwischen Unternehmen und Kunden langfristig ausgerichtet. Mittels CRM werden diese Kundenbeziehungen gepflegt, was sich maßgeblich auf den Unternehmenserfolg auswirken soll.

Inhaltsverzeichnis

Kundenansprachen und Kundenbindungen nehmen einen immer höheren Stellenwert ein, da die Gewinnung von Neukunden bis zu fünf Mal teurer sein kann als die Kundenbindung.[1] Daher werden bei vielen Unternehmen sämtliche Daten von Kunden und alle mit ihnen abgewickelten Transaktionen in Datenbanken gespeichert. Diese Daten können integriert und aufbereitet werden, um im Unternehmen an jeder Stelle in der passenden Zusammenstellung zur Verfügung zu stehen. Die Daten und Transaktionen werden immer im Kontext zu Prozessen eines Unternehmens gesehen.

CRM unterstützt die Kommunikation im Kundenprozess mit verlässlichen Zahlen, Daten, Fakten, um die Aufmerksamkeit in Beziehungen mit einem hohen Kundenwert zu konzentrieren (siehe hierzu: Key-Account-Management) und Schwachstellen im Dialog mit dem Kunden zu identifizieren. So gibt CRM-Software z. B. eine Struktur vor, um einen standardisierten Arbeitsvorgang zu gewährleisten. Trotzdem orientiert sich nicht der Prozess an der Software, sondern die Software sollte sich an den Prozessen orientieren.

Im Gegensatz zum CRM beschäftigt sich das Stakeholder-Relationship-Management (SRM) mit allen Geschäftspartnern eines Unternehmens.

CRM ist ein ganzheitlicher Ansatz zur Unternehmensführung. Er integriert und optimiert abteilungsübergreifend alle kundenbezogenen Prozesse in Marketing, Vertrieb, Kundendienst sowie Forschung und Entwicklung. Dies geschieht auf der Grundlage einer Datenbank mit einer entsprechenden Software zur Marktbearbeitung und anhand eines vorher definierten Verkaufsprozesses. Zielsetzung von CRM ist dabei die Schaffung von Mehrwerten auf Kunden- und Lieferantenseite im Rahmen von Geschäftsbeziehungen.[2]

Da das CRM im starken Zusammenspiel mit dem Marketing operiert, sollten seine konkreten Ziele aus den Marketingzielen abgeleitet sein. Im Allgemeinen geht es darum,

  • durch Analyse des Kaufverhaltens und entsprechenden Einsatz der Instrumente des Marketing-Mix die Kundenzufriedenheit und die Kauffrequenz zu steigern,
  • die Bindung der Bestandskunden mit maßgeschneiderten Aktionen zu erhalten und aus Interessenten Kunden zu machen,
  • das Kundenpotenzial durch Up- und Cross-Selling besser auszuschöpfen sowie
  • durch zentrale Datenerfassung die Kosten zu senken,
  • die Reaktions- und Liefergeschwindigkeit zu steigern,
  • die Kundenorientierung zu verbessern, um dem Kunden individualisierte, seinen Bedürfnissen entsprechende Leistungen anbieten zu können,
  • wichtige Signale für die Früherkennung von Chancen und Risiken zu erhalten. Durch die einfache Auswertbarkeit von Datenbanken innerhalb des CRMs können z. B. ein verändertes Kundenverhalten im großen Stil für veränderte Bedürfnisse oder neue Wettbewerber sprechen.

Ziel eines Customer-Relationship-Management-Systems ist es, dokumentierte Informationen, die einem Kunden eindeutig zuzuordnen sind, durch Zusammenführung, Generalisierung, Kombination und Abstrahierung visuell darzustellen, um auf eine maximal erreichbare Anzahl von möglichen Fragestellungen des Marketings aussagekräftige Antworten bieten zu können.

Die Rolle des CRM bei der Kundengewinnung besteht darin, in der Datenbank gespeicherte Interessenten mit Mitteln des Direktmarketings beziehungsweise des persönlichen Verkaufs weiterhin anzusprechen und so als Kunden zu gewinnen.

Durch Fortführung des Dialogs (direkte Kontakte, Einladungen, Gewinnspiele, Befragungen etc.) entsteht dabei zunächst ein immer klareres Bild über den potenziellen Kunden und seine Bedürfnisse. Hieraus kann auf das generelle Potenzial des Kunden, seine genauen Produktanforderungen und (in vielen Märkten sehr wichtig) auf den nächsten geplanten Produktkaufzeitpunkt geschlossen werden.

Das individuelle Angebot ist dann zumindest in der Theorie in jeder Hinsicht maßgeschneidert.

Mit CRM können auch und gerade in Volumenmärkten mit 100.000 und mehr Kunden p. a. deutliche Erfolge in der Akquisition erzielt werden.

Ein Unternehmen nimmt in regelmäßigen Abständen Kontakt zu seinen Kunden auf (z. B. telefonisch, persönlicher Termin etc.). Es erkundigt sich, ob es in irgendeiner Form etwas für seine Kunden tun kann – bei dieser Gelegenheit bietet das Unternehmen eventuell einen neuen Mehrwert an – und gibt ihnen das Gefühl, dass man sich um sie kümmert (→ Kundenbindung).

  • Beratung und Hilfe
  • Gewährung von Sonderkonditionen
  • Fortlaufende Informationen über Waren und Dienstleistungen (Neuheiten) mit Hilfe von Kundenzeitschriften, elektronischen Newslettern, Anschreiben, des persönlichen Verkaufs und geschlossenen Angeboten im Internet
  • Offensive Öffentlichkeits- und Pressearbeit, so dass der Kunde sieht, dass das Unternehmen einen wichtigen Stellenwert hat
  • Vergünstigungen und sonstige Vorteile, z. B. Boni, Kundenkarten und exklusive Angebote
  • Nachfassen auf herausgelegte Angebote, insbesondere im Business-to-Business-Bereich.
  • Beschwerdemanagement
  • After-Sales-Management
  • Kundenumfragen

Ausgehend von der Annahme, dass CRM ein Mittel für die Kommunikation im Kundenprozess ist, können drei Bereiche hervorgehoben werden, für welche CRM besonders relevant ist: Marketing, Verkauf und Service.

Diese drei Geschäftsprozesse legen zugleich die unternehmensinternen und -externen Organisationseinheiten (z. B. Mitarbeiter, Kunden, Geschäftspartner, Unternehmensbereiche) fest, die vom CRM betroffen sind. Die Unterteilung dient auch der Strukturierung funktionaler Fragestellungen, z. B. wenn es darum geht, welche Funktionen insbesondere im operativen und analytischen CRM zur Verfügung stehen sollen.

Beispiele: Die Marketingabteilung (Marketing) selektiert die Kundendaten für eine gezielte Kundenansprache im Rahmen von Kampagnen. Der Vertrieb (Sales) und die Servicetechniker (Service) nutzen eine zentrale Datenbasis, um allen Beteiligten im Unternehmen eine einheitliche Sicht auf den Kunden und dessen Historie zu ermöglichen.

Eine speziell auf das Kundenbeziehungsmanagement zugeschnittene Software wird CRM-System genannt. Das ist eine Datenbankanwendung, die eine strukturierte und gegebenenfalls automatisierte Erfassung sämtlicher Kundenkontakte und -daten ermöglicht. Diese Daten unterstützen durch ihre permanente und umfassende Verfügbarkeit die Arbeit von Vertriebsmitarbeitern in vielen Hinsichten.

In größeren Unternehmen werden die Daten des CRM-Systems häufig in einem Data-Warehouse für eine weitergehende manuelle oder automatische Auswertung mittels Data-Mining oder OLAP zur Verfügung gestellt.

In der Vergangenheit kamen bei der Kundenpflege vor allem proprietäre Softwarelösungen in Frage. Große Zuwachszahlen verzeichnen On-Demand-, SaaS- und Open-Source-Lösungen. On-Demand-Lösungen sind sofort verfügbar. Nutzer bezahlen in den meisten Fällen nur für die Nutzung und ersparen sich eine mitunter aufwendige technische Infrastruktur. Open-Source-Lösungen sind weitestgehend frei verfügbar und damit preiswert in der Beschaffung.

Der Hauptteil der Kosten des Kundenbeziehungsmanagements entsteht allerdings nicht bei der Beschaffung der Software, sondern in der Pflege der Daten sowie der Planung und Durchführung von Aktionen. Dies sollte bei der Auswahl der Software-Lösung beachtet werden. Auch die Anpassung der Software an die konkrete Aufgabenstellung im Unternehmen und die vorhandene Software-Landschaft verursachen Kosten, die vorab kalkuliert werden sollten.

CRM-Systeme basieren überwiegend auf Standardsoftware-Produkten. Solche Programme sind für typische Anforderungen in großer Vielfalt und in allen Preisklassen auf dem Markt verfügbar. CRM-Lösungen für besondere Anforderungen werden hingegen meist als Individuallösung erstellt. Es gibt eine Vielzahl von Angeboten im kommerziellen Bereich, nicht nur für Großunternehmen, sondern auch für den KMU-Bereich.

Ideal ist die Integration der CRM-Software in das ERP-Programm des Unternehmens, um Redundanzen in der Datenhaltung zu vermeiden. Auch die Datenqualität wird durch eine solche Integration besser, da das CRM auf die „Echt-Daten“ zurückgreift: Kunden-Stammdaten, Bewegungsdaten aus dem Angebotswesen und der Auftragsabwicklung etc.

Ein Problem von CRM ist die riesige Datenmenge, die entsteht. Die Qualität der Daten wird schlechter. Ausweg ist ein Dirty-CRM-Ansatz, bei dem die Qualität der Daten nicht erste Priorität hat, beispielsweise wenn nur Mail-Adressen ohne weitere Informationen bekannt sind und die Kundenbeziehung erst später entsteht. Viele Systeme versagen hier, weil Pflichtangaben oder analytische Aufgaben nicht durchführbar sind.

Ein wichtiges Element von CRM ist Webcontrolling, also der Prozess zur Analyse, Optimierung und Kontrolle von Prozessen, betreffend alle Internet-Aktivitäten eines Unternehmens.

Welche Daten gespeichert werden, ist u. a. abhängig von den konkreten Zielsetzungen des CRM und der Branche des Unternehmens.

  • Adresse und weitere Kontaktmöglichkeiten
  • komplette Kundenhistorie (Telefonate, Meetings, Briefkontakte, E-Mails)
  • Angebote mit Bewertung der Realisierungschancen
  • Lost orders (verlorene Aufträge an den Wettbewerb mit Angabe der Verlustgründe)
  • laufende und abgeschlossene Aufträge
  • Kunde privat (Hobbys, Familie, Politik, Militär, Stammtisch, Studentenverbindung, ggf. Empfänglichkeiten, Vereine, Ess- und Trinkgewohnheiten, „schwache Punkte“)
  • Kunde finanziell (Einkommen, Vermögen, Schulden, Zahlungsmoral, Bonität, Versicherungen, Erbschaften)
  • Kunde steuerlich und rechtlich
  • Kunde gesundheitlich (Arzt-, Krankenhausbesuche, Apotheken, Medikamente, Behandlungen)
  • Kunde Bildung (Schulen, Ausbildung, Zeugnisse, Abschlüsse)
  • Hinweise zu weiteren Datenbanken (Kreditinformation, Personalinformation, Vorstrafen, Beitreibungen).

Hierbei handelt es sich teilweise um sehr persönliche Daten. Die Wahrung des Datenschutzes ist deswegen bei der Speicherung und Verarbeitung der Daten sowie bei der Gewährung von Zugriffsrechten unbedingt zu beachten. Das gilt uneingeschränkt auch dann, wenn im Geltungsbereich eines Datenschutzgesetzes erhobene Daten außerhalb des Geltungsbereichs dieses Datenschutzgesetzes verarbeitet werden. Wenn in der Beziehung zwischen Kunden und Mitarbeitern eine Leistungs- und Verhaltenskontrolle der Mitarbeiter möglich ist, sind auch arbeitsrechtliche Bestimmungen zu berücksichtigen. Angesichts der Rechtslage ist häufig ein Verzicht auf die Speicherung und Verarbeitung sensibler Daten (z. B. personenbezogene Daten) der praktikabelste Weg, die Rechte der Menschen, denen diese Daten zugeordnet sind, zu respektieren.

  • Hohe Transparenz der Kundendaten für alle Mitarbeiter
  • Analysen sind einfach möglich
  • Welche Merkmale hat der einzelne Kunde?
  • Wie viel Umsatz und Kosten erzeugt der Kunde?
  • Wie loyal ist der Kunde?
  • Wie ist das Kaufverhalten des Kunden?
  • Wie ist das Zahlungsverhalten des Kunden?
  • Welche Präferenzen hat der Kunde?
  • Wie viel Personalisierung ist möglich (über die Anrede hinaus)?
  • Welche Informationen sind für Handlungsentscheidungen relevant?

Customer-Relationship-Management wird üblicherweise eingeteilt in das analytische, das operative, das kommunikative und das kollaborative CRM.

Das analytische CRM führt Analysen auf den im Data-Warehouse-System zusammengeführten Kunden- und Transaktionsdaten mittels multivariater Methoden und Methoden der Business-Intelligence wie Data-Mining aus. Im analytischen CRM kommt es darauf an, möglichst viel und alles Wichtige an Wissen aus den in den Kundendaten enthaltenen Informationen zu gewinnen. So lassen sich Abwanderungstendenzen und Betrugstatbestände, aber auch neue Zielgruppenmerkmale aus den Daten ablesen. Durch das analytische CRM kann man Eigenschaften, Verhaltensweisen und Wertschöpfungspotenziale von Kunden besser erkennen und einschätzen.

Die Schnittstelle zwischen dem analytischen und dem operativen CRM wird durch das Kampagnenmanagement gebildet.

Im operativen CRM werden durch das analytische CRM gewonnene Informationen einer Verwendung zugeführt. Dies können z. B. sein:

  • Kundenbewertungen, wie z. B. ABC-Analyse
  • Marktsegmentierung
  • Cross-Selling, d. h. Erhöhung des Umsatzes pro Kunde durch Verkauf zusätzlicher Produkte
  • Nachfassen im Vertrieb
  • Entwicklung von Customer Self Services-Systemen.

Umgekehrt werden im operativen CRM die meisten Daten für die Auswertung im analytischen CRM gewonnen. Der Ablauf ist folgender:

  • Gewinnung erster Daten im operativen CRM (Henne-Ei-Problem)
  • Weiterverarbeitung und Auswertung der (operativen) Daten im analytischen CRM
  • Anstoß weiterer operativer Kampagnen
  • Gewinnung weiterer operativer Daten und Schluss des Kreislaufs / der Schleife.

Das kommunikative CRM spricht die direkte Schnittstelle zum Kunden an, z. B. die Kundenkontaktpunkte. Durch das kommunikative CRM werden die verschiedenen Kommunikationskanäle für den Kundenkontakt bereitgestellt. Hierbei spricht man mittlerweile auch von Multichannel-Management. Dieses soll die Verwaltung der Kommunikationskanäle und deren effiziente Nutzung sicherstellen.

Sehr bedeutungsvolle Kanäle der Kommunikation sind:

  • das Telefon: Callcenter (eingehend (inbound)/ausgehend (outbound)), IVR, VRU, Voice-over-IP
  • das Web: E-Commerce, E-Business wie E-Shopping und die damit zwingend verbundenen Maßnahmen wie das Suchmaschinenmarketing, das virale Marketing, Newsletter-Marketing etc.
  • Messaging: E-Mail, Voicemail, SMS
  • klassisch: (Brief-) Post/Schreiben, Fax, Face-to-Face-Kommunikation, d. h. die klassischen Direktmarketing-Instrumente

Kollaborativ oder Collaborative CRM bezieht sich darauf, dass CRM nicht nur innerhalb einer Organisationseinheit oder einer Unternehmung umgesetzt wird, sondern über Organisations- und Unternehmensgrenzen hinaus. In der Praxis kann dies z. B. bedeuten, dass CRM nicht nur in der Außendienstvertriebsorganisation umgesetzt wird, sondern im gesamten Vertrieb. Hier müssen dann für Pricing, Rabatte und Zielgruppenfokus integrative Konzepte gefunden werden, um die Kräfte zu bündeln und den Kunden gezielt und mit einheitlichen Zielsetzungen und klar abgegrenzten Verantwortlichkeiten anzusprechen. Hierzu gehört z. B. auch die Abgrenzung zwischen Neugeschäft und Servicegeschäft speziell bei Investitionsgütern.

Kollaboratives CRM kann auch über die Unternehmensgrenzen hinaus gehen und z. B. externe Lieferanten, externe Vertriebskanäle, externe Dienstleister, externe Logistikunternehmen in ein einheitliches CRM-Konzept mit einbeziehen. Durch die Optimierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette können die Prozesskosten, der Medieneinsatz sowie die Prozessgeschwindigkeit noch weitreichender optimiert werden. Im Collaborative CRM wird – ausgehend von Autoren an der Harvard Business School (Kracklauer/Mills/Seifert) – auch eine mögliche Weiterentwicklung für das Category-Management (Warengruppenmanagement) gesehen. So eröffnet das Collaborative CRM neue Wege für Industrie und Handel, gemeinsam entlang der Wertschöpfungskette Kundengewinnung, Kundenbindung und Kundenentwicklung über das reine Warengruppenmanagement hinaus zu betreiben.

Unter Retention-Marketing versteht man einen Ansatz des strategischen Marketings mit dem Ziel, bereits bestehende Kundenbeziehungen oder allgemein die Kundenbindung zu intensivieren, das heißt die sogenannte customer retention erhöhen. Hintergrund ist die Tatsache, dass die Akquisition von Neukunden zunehmend schwieriger und teurer wird.

Beim Retention-Marketing werden wichtige Kundengruppen identifiziert, um diese mit gezielten Maßnahmen der Kundenbindung (Beispiele sind hier Kunden- oder auch Paybackkarten) langfristig an das Unternehmen zu binden. Grundvoraussetzung hierfür ist eine systematisch angelegte Marktforschung zur Gewinnung der Kundendaten. Diese werden dann in Datenbanken erfasst und zur Grundlage eines Database-Marketings. Nieschlag, Dichtl und Hörschgen zufolge lässt sich Kundenbindung definieren als „Bemühen eines Unternehmens, Abnehmer mit ökonomischen, sozialen, technischen oder juristischen Mitteln an sich zu binden“[3]; Peter zufolge bezieht sich der Begriff auf „den Aufbau und die Aufrechterhaltung einer Geschäftsbeziehung als einer nicht zufälligen Folge von Markttransaktionen zwischen Lieferant und Kunde“, wobei sie „Kundenbindung als Realisierung oder Planung wiederholter Transaktionen zwischen einem Anbieter und einem Abnehmer innerhalb eines in Abhängigkeit von der Art der Transaktion bestimmten Zeitraums“ interpretiert.[4]

Social CRM (SCRM) wird als neuer Trend für das CRM gesehen. Dabei handelt es sich um eine Unternehmensstrategie, die bestehende und potenzielle Kunden über das Internet, vor allem über Social Media Plattformen und anderen digitalen Kanäle, in einen gemeinschaftlichen Dialog mit einem Unternehmen einbezieht. Während das traditionelle CRM eher auf einem operativem Ansatz beruht, der die Kundenbeziehungen effektiv managen soll, zielt Social CRM darauf ab, die Kundenwünsche zu erfüllen und gleichzeitig die Unternehmensziele zu erreichen. Dabei ist Social CRM als Erweiterung des traditionellen CRM zu sehen.[5]

Der Begriff Mobile-Customer-Relationship-Management (mCRM) bezeichnet alle Maßnahmen des Kundenbeziehungsmanagements (CRM) unter Zuhilfenahme von Technologien des mobilen Internets.

Die kommunikativen, operativen und analytischen Maßnahmen der unterschiedlichen Unternehmensfunktionen zur Erreichung der Unternehmensziele müssen jedoch an das mobile Internet angepasst werden. Aufgrund der technischen Ausgestaltung und stetigen Verbreitung des mobilen Internets stehen Unternehmen besonders bei der Umsetzung der CRM-Ziele Integration und Individualisierung vor neuen Herausforderungen.

Bei der Auswahl eines CRM-Systems sollten mehrere Faktoren beachtet werden:

Funktionalität
Grundsätzlich sollte das CRM-System die Funktionen beinhalten, die nach einer Evaluation als sinnvoll festgestellt wurden (siehe dazu auch „Typische Anforderungen“ weiter unten).
Einfache Bedienung
Eine zentrale Frage bei der Auswahl eines CRM-System ist, ob die Mitarbeiter schnell und ohne zeit- und kostenintensiven Schulungsaufwand mit der Software produktiv arbeiten können. Daher ist die Benutzerfreundlichkeit essentiell. Dies gilt insbesondere deshalb, weil sich die Benutzer zumeist aus Marketing und Vertrieb zusammensetzen, die klassischerweise keine technische Ausbildung besitzen.
Mobilität
Vertriebsmitarbeiter, die berufsbedingt oft nicht an einem festen Arbeitsplatz sind, brauchen eine CRM-Anwendung, die auch auf Endgeräten wie Laptops, PDAs oder Handys einsetzbar ist. Hier gibt es verschiedene Varianten: Zugriff zur reinen Ansicht oder zur Bearbeitung von Daten, Zugriff auf für diesen Mitarbeiter freigeschaltete Daten.
Integrierbarkeit
Ein kritischer Punkt ist die Integrierbarkeit einer CRM-Anwendung in eine bestehende IT-Landschaft. Von daher ist sicherzustellen, dass eine CRM-Anwendung weitgehend automatisiert mit anderen Anwendungsplattformen interagieren kann und dass bestehende Datensätze möglichst unkompliziert übernommen werden können.
Erweiterbarkeit
Da das Geschäft und die Kundenansprüche ständigen Änderungen unterliegen, muss auch eine CRM-Software dauerhaft erweiterbar und anpassbar sein. Vor allem in Synergieeffekten mit anderen Anwendungen liegt ein großes Potential, so dass man sicher gehen sollte, dass ein CRM-System auch langfristig Ideen und Vorstellungen abbilden kann und sich auf neue Situationen anpassen lässt.
Total Cost of Ownership/Rentabilität
Eine CRM-Anwendung ist als Investition, wie jedes andere Software-Projekt, zu sehen. Von daher sollte darauf geachtet werden, dass die Kosten für Anpassung, Updates, Schulung, etc. in einem angemessenen Rahmen bleiben. Dabei sollten die Kosten über die Dauer der Investition verteilt werden und am besten proportional zu der Benutzerzahl sein.
Sicherheit
Insbesondere Kundendaten sind schützenswert. Sie dürfen nicht in falsche Hände geraten, da es sich meist um persönliche Daten des Kunden handelt. Beim Kollaborativem CRM ist es wichtig, dass Daten von unterschiedlichen Organisationseinheiten voneinander geschützt werden.
  • detaillierte Adressinformationen
  • komplette Kundenhistorie
  • spezifische Marketingaktionen
  • individuelles Reporting
  • einfache Kundenstatistik
  • schnelle Auftragsinfo
  • ggf. Integration eines vorhandenen Dokumentenmanagementsystems
  • Zeitmanagement
  • Multichannel Management
  • Integration von Office-Produkten
  • integrierter E-Mail-Client
  • Aufgabenverwaltung
  • Daten Im- und Export, Unterstützung von Datenmigration
  • intuitive Bedienung

Erfolgsfaktoren der CRM-Einführung:

  • klare Ziele, Strategien und Konzepte
  • Kundenbeziehungen:
    • differenzierte Kundenbetreuung, d. h. Fokus auf „wertvolle“ Kunden
    • Ausrichtung auf Kundenprozesse (Fokus auf Problemlösung und Umgebung des Systems)
    • Aufbau einer lernenden Kundenbeziehung
    • Einbindung von Kunden (friendly customers)
  • Angebot des Systems
    • Individualisierung des Leistungsangebotes vom System
  • Aufnahme und Optimierung von Geschäftsprozessen
  • nicht nur Ist-Zustand abbilden − Soll-Zustand erarbeiten
  • Akzeptanz bei Management und Mitarbeitern – Changemanagement
  • Einbeziehung der Mitarbeiter bei der Entwicklung/Einführung, besonders Außendienst/Vertrieb
  • zielorientiertes Projektteam (evtl. nur erfahrene Mitarbeiter, Einbeziehung von CRM Experten)
  • Bereinigung bestehender Datenbestände vor Übernahme
  • skalierbare CRM Architektur (v. a. hinsichtlich Performance, Verfügbarkeit, online/offline)
  • Integrierbarkeit der Software in bestehende Informations- und Kommunikationstechnologie / Schnittstellen schaffen
  • ausreichende Budgetierung.

Potenzielle Engpässe und Problemfelder bei einer CRM-Einführung:

  • fehlende Zustimmung der Betroffenen gefährdet Projekte
  • firmenweite (ggf. weltweite) Verfügbarkeit sollte gewährleistet sein
  • CRM darf kein Datenfriedhof und kein Selbstzweck sein
  • Datenschutz berücksichtigen.

Kritisiert wird an CRM u.a. die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit. So planen je nach Quelle zwischen 70 und 80 Prozent der Unternehmen die Einführung eines CRM; umgesetzt haben dies bis jetzt aber noch nicht einmal 20 Prozent. (vgl. Kundenorientierung)

Da sich CRM vorrangig aus der Unternehmens-Perspektive heraus über den Umgang mit Kundendaten wie etwa Alter, Wohnort oder Vorlieben definiert, wird außerdem eine Diskrepanz zwischen der Sichtweise des Unternehmens auf vermutete Kundenerwartungen und deren tatsächliche Vorstellungen kritisiert. Im Vergleich dazu hat das so genannte Kundenerwartungsmanagement (Customer-Experience-Management, CEM) den Anspruch, durch die Schaffung positiver Kundenerfahrungen eine emotionale Bindung zwischen Anwender und Produkt oder Anbieter aufzubauen. Vorrangiges Ziel von CEM ist es, aus zufriedenen Kunden loyale Kunden und aus loyalen Kunden „begeisterte Botschafter“ der Marke oder des Produkts zu machen („satisfied - loyal - advocate“).

Einige Datenschutzfachleute sehen das Interesse der Kunden, dass ihre Daten vertraulich behandelt werden, als gefährdet oder sogar verletzt an.[6]

  • Closed-Loop-Marketing
  • Customer Care Concept
  • Customer Lifetime Value
  • Demarketing
  • Electronic Customer Care
  • Kundenmanagement
  • Know your customer
  • Relationship Management Automation (CRM-Unterstützung)
  • Software-on-Demand
  •  Nils Hafner, Rémon Elsten: CRM Customer Relationship Management. Kundenmanagement zwischen Umsatzausbau und Effizienz. BPX Edition, Rheinfelden, CH 2011, ISBN 978-3-905413-02-1.
  •  Konrad Walser: Auswirkungen des CRM auf die IT-Integration, in: Dietrich Seibt und andere [Herausgeber]: Reihe Wirtschaftsinformatik, Band 52. J. Eul Verlag, Lohmar Mai 2006, ISBN 3-899-36474-0.
  •  Stadelmann, M., Wolter, S., Troesch, M.: Customer Relationship Management – Neue CRM-Best-Practice-Fallstudien und -Konzepte zu Prozessen, Organisation, Mitarbeiterführung und Technologie. Orell Füssli/Industrielle Organisation, Zürich 2008. ISBN 978-3-85743-728-1.
  •  M. Stadelmann, S. Wolter, S. Reinecke, T. Tomczak (Hrsg.): Customer Relationship Management – 12 CRM-Best Practice-Fallstudien zu Prozessen, Organisation, Mitarbeiterführung und Technologie. Verlag Industrielle Organisation, Zürich 2003.
  •  C. Rageth, N. Hafner: CRM für KMU. Erfolgreiches CRM für einmal keine Frage der Größe. 1 Auflage. BPX Edition (Fachverlag), März 2006, ISBN 978-3-905413-08-3.
  •  Kracklauer, Alexander H.; Mills, D. Quinn; Seifert, Dirk: Kooperatives Kundenmanagement. Wertschöpfungspartnerschaften als Basis erfolgreicher Kundenbindung. Gabler Verlag, 2002, ISBN 978-3-409-11991-7.
  •  Brasch, Köder, Rapp: Praxishandbuch Kundenmanagement. Wiley, Weinheim 2007, ISBN 978-3-527-50250-9.
  •  M. Bruhn: Kundenorientierung. Bausteine für ein exzellentes Customer Relationship Management (CRM). 3. Auflage. 2007.
  •  Celik, Ismail: Kampagnenmanagement innerhalb eines CRM-Systems – Konzeption und Umsetzung. 1 Auflage. ISBN 3-836-40417-6.
  •  Koch, Stefan; Strahringer Susanne: Customer & Supplier Relationship Management. dpunkt, 2008, ISSN 1436-3011.
  •  Michael Brendel (Hrsg.): CRM für den Mittelstand – Voraussetzungen und Ideen für die erfolgreiche Implementierung. Gabler, 2. Auflage, 2003, ISBN 3-409-21934-X.
  •  Claas Morlang: mCRM - Customer Relationship Management im mobilen Internet. tectum Verlag, Marburg, 2005, PDF (112 KB)).
  1.  K. Bergmann: Angewandtes Kundenbindungsmanagement. Frankfurt/Main 1998, S. 38.
  2. Forum CRM im DDV e.V.
  3. Robert Nieschlag, Erwin Dichtl, Hans Hörschgen: Marketing, Duncker & Humblot Verlag, Berlin 2002
  4. Sybille Peter: Kundenbindung als Marketingziel, Gabler Verlag, Wiesbaden 2001
  5. PGreenblog: Time to Put a Stake in the Ground on Social CRM, Definition Social CRM von Paul Greenberg, abgerufen am 18. Juli 2011
  6.  Alex Schweizer: Customer Relationship Management: Datenschutz- und Privatrechtsverletzungen beim CRM. Editions Weblaw/Schulthess, Bern/Zürich/Basel/Genf 2007.


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Software

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Software (Begriffsklärung) aufgeführt.

Software ['s?f(t)w??] (dt. = weiche Ware [von] soft = leicht veränderbare Komponenten [...], Komplement zu 'Hardware' für die physischen Komponenten)[1] ist ein Sammelbegriff für ausführbare Programme und die zugehörigen Daten.[2] Sie dient dazu, Aufgaben zu erledigen, indem sie von einem Prozessor ausgewertet wird und so softwaregesteuerte Geräte in ihrer Arbeit beeinflusst.[3]

In diesem Sinne wurde der Begriff erstmals 1958 von John W. Tukey benutzt.[4] Durch das softwaregesteuerte Arbeitsprinzip kann eine starre Hardware individuell arbeiten.[3] Es wird heutzutage nicht nur in klassischen Computern angewendet, sondern auch in vielen anderen Systemen, wie beispielsweise in Waschmaschinen, Handys, Navigationssystemen und modernen Fernsehgeräten.

Inhaltsverzeichnis

Als Terminus wird 'Software' in zwei typischen Entgegensetzungen gebraucht:

Eine uneingeschränkte Definition beschreibt Software als 'Gegenstück zu Hardware', wobei Software hier jede Art von digitalen Daten umfasst, die auf einer Hardware gespeichert sein können,[5] von der Firmware (z. B. dem BIOS), dem Betriebssystem, den Anwendungsprogrammen bis hin zu allen (möglichen) Dateien eines softwaregesteuerten Gerätes.

Die physischen Bestandteile eines Computersystems (die Geräte selbst, zuzüglich Kabel, etc.) werden unter dem Begriff 'Hardware' zusammengefasst. Ein Datenträger ist Teil der Hardware. Auf ihm wird Software zu Informationszwecken gespeichert. Sie ist dafür gedacht, von einem Prozessor interpretiert zu werden: Sie beschreibt in Form von Anweisungen, was der Prozessor tun soll (z. B. "x + y") und konkretisiert darüber hinaus den genauen Verlauf der Abarbeitung anhand weiterer Daten (z. B. "5 + 3"). In diesem vollen Umfang wird Software von einem Prozessor interpretiert, weshalb in der Veranschaulichung von Software als Gegenstück zur Hardware der Programmcode und die zur Verarbeitung bestimmten Daten zusammen als Software betrachtet werden.

Je nach Zusammenhang ist bei der Entgegensetzung eine oder mehrere der folgenden Bedeutungen gemeint:

  • Leicht veränderbare Komponente (Software) vs. schwer veränderbare Komponente (Hardware) in einem Computerdesign[1]
  • Universelle Maschine (Hardware) vs. Instruktionskode (Software)
  • Nicht-greifbar im Sinne von Funktionsbestandteilen eines Computersystems, die sich „nicht anfassen lassen[6] (Software) im Gegensatz zu den greifbaren Komponenten (Hardware). Software ließe sich über eine Telefonleitung übertragen, Hardware dagegen nicht.

Die Gegensätze sind in der englischsprachigen Begriffprägung (soft=weich, hard=hart) beabsichtigt.

Im allgemeinen Sprachgebrauch und in der Literatur zu Softwaretechnik wird die Definition von 'Software' eingeschränkt auf Computerprogramme und die mit ihnen eng verbundenen Ressourcen, wie z. B. Konfigurationsdaten neben Icons und Schriftarten, die zum Betrieb notwendig sind.[7] Die zur Verarbeitung bestimmten Daten (z. B. digitalisierte Musikstücke) werden hier meist nicht als Software verstanden.[8] Nach dieser Definition wird Software auch als Softwaresystem oder Softwareprodukt bezeichnet,[9] das als Beiwerk zusätzlich Bestandteile wie z. B. die Softwaredokumentation in der digitalen oder gedruckten Form eines Handbuchs enthalten kann.[10]

Auch die Begriffe Programm und Daten können einander entgegensetzt gebraucht werden, wobei 'Programm' dann die Funktion des Programms im Sinne als ausführende Instanz meint, 'Daten' das Bearbeitete.

Diese Rollen können ggfls. je nach Lage der Dinge vertauscht werden. Ein Quellprogramm, das von einem Übersetzer in ein Maschinenprogramm umgewandelt wird, tritt wie das erzeugte Binärprogramm als Daten auf. Ähnlich wie Hardware ein (als Daten aufgefasstes) Binärprogramm in dessen Funktion (Aktivität) umwandelt, kann dies auch ein Interpreter mit einem Quellprogramm oder ein Emulator mit dem Binärprogramm.

Dieser Zusammenhang, dass ein Programm sowohl als Daten als auch als Funktion auftreten kann, ist zentral in verschieden Disziplinen der Informatik, darunter die theoretische Informatik (u. a. Rekursionstheorie, Automatentheorie, Domaintheorie), und die technische Informatik (z. B. Von-Neumann-Architektur).

In den 1950er Jahren waren Software und Hardware noch verbunden und als Einheit wahrgenommen. Die Software war dabei Teil der Hardware und wurde als Programmcode bezeichnet. 1958 prägte der Statistiker John W. Tukey den Begriff Software erstmalig.[4]

Später sorgte dann die Entscheidung der US-Regierung in den 1970er Jahren für eine Neuheit, dass IBM auf Rechnungen Software und Hardware getrennt zu berechnen und aufzuführen habe. Dies entsprach einer Anerkennung der Einzelhaftigkeit von Software von offizieller Seite und einer endgültigen Aufspaltung von Hardware und Software bzw. einer Abgrenzung der Software von der Hardware.

Dieser Entwicklung folgte dann in den 1970er Jahren die Gründung von Firmen, die erstmalig nur mit Software handelten und nur Software und keine Hardware entwickelten. Zu diesen Firmen gehörte in den USA Microsoft und in Deutschland SAP. Die Existenz solcher Firmen erscheint im 21. Jahrhundert als Selbstverständlichkeit, stellte damals jedoch eine erhebliche Neuentwicklung dar.

Der logische Übergang zwischen Hard- und Software lässt sich an den ersten Spielhallenspielen verdeutlichen, wie das Spiel Breakout. Einstmals bestand deren komplettes Programm (der Ablauf, die Logik) bildlich gesehen aus „vorverdrahteten Schalttafeln“.[11] Sie verwendeten keinen Prozessor. Erst später, als solche Spiele für Computer programmiert wurden, und man anfing bei prozessorgesteuerten Geräten zwischen den Begriffen 'Hardware' und 'Software' zu unterscheiden, gab es diese Spiele als Software. Das Spiel bestand nicht mehr aus „vorverdrahteten Schalttafeln“, sondern aus Anweisungen für einen Prozessor inklusive der für die Abarbeitung notwendigen weiteren Informationen, die gemeinsam auf einem Datenträger hinterlegt wurden.

Software ist immateriell[6] und besteht aus den Sprachen und Notationen, in denen sie formuliert ist.[3] Software kann zwar auf bestimmten Medien gespeichert, gedruckt, angezeigt oder transportiert werden. Diese sind aber nicht die Software, sondern enthalten sie nur.

Auch physisch gesehen können sogar die Bits, die die Software abbilden, immateriell sein. So weisen Datenträger als der Teil der Hardware eine bestimmte Beschaffenheit auf. In einem für Computer üblichen Binärsystem manifestiert sich die gemeinte Beschaffenheit in Form von gesetzten oder gelöschten Bits (den digitalen Daten), die darauf gespeichert werden. Elektronisch gesetzte Bits haben für sich keine Substanz und lassen sich somit „nicht anfassen“. Zur Veranschaulichung lässt sich ein Computer vorstellen, auf dem eine andere Variante des Betriebssystems installiert wird. Dafür muss die Hardware nicht erweitert oder ausgetauscht werden, was bedeutet, dass das Gerät äußerlich unverändert wirkt. Tatsächlich wird nur die Eigenschaft der Datenträger verändert; es werden Bits elektronisch gesetzt beziehungsweise gelöscht. Dennoch arbeitet das System dank der aktualisierten Software anders als zuvor, weil die gesetzten (geänderten) Eigenschaften vom Prozessor interpretiert werden.

Es ist zwar vorstellbar, Bits sichtbar und greifbar auf einem Trägermedium zu hinterlegen, doch grundsätzlich ist 'Software' ein abstrakter, von Trägermedien unabhängiger Begriff. Das trifft für den Gattungsbegriff ohnehin zu, aber auch für konkrete Ausprägungen wie ein bestimmtes Anwendungsprogramm.[12] Als Analogie dazu ist es für den Begriff 'Oper' oder 'Zauberflöte' nicht begriffsbestimmend, ob sie im Theater aufgeführt, über Radio/TV übertragen oder als CD verkauft oder gehört wird, ob sie im Opernführer beschrieben oder in der Partitur aufgezeichnet ist.

Innerhalb der Softwaretechnik wird eine einheitliche solide, konsistente und systematische Begriffsbildung durch eine hohe Innovationsgeschwindigkeit und Praxisnähe behindert.[13] So wird je nach gegebenem Zusammenhang unter 'Software' Unterschiedliches verstanden, zum Beispiel:

  • Im Zusammenhang mit der Ausführung auf einem Computer wird unter Software primär alles verstanden, was auf dem Rechner ausgeführt werden kann (das Programm im engeren Sinn, bestehend aus Befehlen und Datendefinitionen). Hinzu kommen die „mit [den Programmen] eng verbundenen Ressourcen, die zum Betrieb der Software zwingend erforderlich sind“.[14] Dies sind zum Beispiel Konfigurationsdateien, Schriftart-Dateien, Lookup-Tabellen, Datenstrukturen für Datenbanken und Datenbestände.
  • In engstem Sinn wäre unter 'Software' nur von der Hardware ausführbarer Maschinencode zu verstehen. Jedoch fällt darunter auch alles, was durch beliebige 'interpretierende Systeme', die Teil der Systemsoftware sind, ausgeführt werden kann, wie das bei Verwendung höherer Programmiersprachen und Entwicklungsumgebungen nahezu immer der Fall ist.[3]
  • Weiterhin können mit 'Software' unterschiedliche Mengen gemeint sein: Im engeren Sinn ist einzelnes Programm 'Software'. Jedoch wird etwa eine aus einer Vielzahl von Einzelprogrammen bestehende Buchhaltungsanwendung ebenfalls 'Software' genannt. Ebenso ein (nicht selbstständig lauffähiges) Unterprogramm, alle Anwendungen eines Unternehmens als Gesamtheit, die zum Betrieb der Programme gehörenden Daten(bank)strukturen und die verschiedensten Komponenten der Systemsoftware inkl. dem Betriebssystem.[15]
  • Im Zusammenhang mit dem Urheberrechtsschutz für Software gilt i. d. R. der 'Quellcode' als Schutzgegenstand.[16]
  • Im Kontext Erwerb von Software (als 'Softwareprodukt') gehört auch die Dokumentation zur 'Software'.[17]
  • Im weitesten Sinn und aus der Entstehungsgeschichte abgeleitet, ist Software alles, was nicht Hardware ist.[3] In diesem Zusammenhang gilt zum Beispiel auch jede Form von Daten als Software.

Der Begriff 'Software' wird also sowohl für konkrete einzelne Aspekte benutzt, als Gattungsbegriff für unterschiedliche Arten von Software und als Sammelbegriff für beliebige Mengen.

Software kann aus vielen unterschiedlichen Gesichtspunkten betrachtet werden, zum Beispiel:

Softwar: Typisierung, Zusammenhänge, Überblick

„Zwischen Hard- und Software besteht eine gewisse Aufgabenverteilung: Die Hardware garantiert [...] Quantität, also Tempo und Speicherkapazität, die Software sorgt für [...] die Abbildung der Anforderungen [...] auf die strukturell primitive Hardware“.[3]

Obwohl dem Begriff 'Software' teilweise Attribute wie Flexibilität, Individualität, Leistungsfähigkeit etc. zugeschrieben werden, wird letztlich alles, was der Computer 'tatsächlich tut', nicht von der Software, sondern ausschließlich durch die Hardware ausgeführt. Software 'beschreibt' lediglich, was getan werden soll und in welcher Form dies geschieht.

Dazu wird auf unterster Ebene der Maschinencode der Software über das Betriebssystem (d. h. ebenfalls durch dessen Maschienbefehle) in den Hauptspeicher des Computers geladen und dem Rechenwerk Schritt für Schritt (siehe Befehlszähler) zur Ausführung zugeführt.

Der Maschinencode muss hierzu in einer Form/Struktur vorliegen, die von der Hardware über deren darin implementierte Schnittstelle interpretiert und ausgeführt werden kann.[18] Inhalt und Struktur der Befehle zeigen an, was zu tun ist, welche Datenbereiche im Hauptspeicher dabei benutzt oder verändert werden sollen (über die im Befehlscode enthaltenen Registerangaben) und ggf. an welcher Stelle das Programm fortzusetzen ist.

Dieses Arbeitsprinzip gilt für jede Art von Software, auch wenn sie z. B. von Interpretern ausgeführt wird: Diese sind ebenfalls Software, die über ihren Maschinencode an der Hardwareschnittstelle wie beschrieben ausgeführt wird, was auch für Compiler und jede andere Systemsoftware gilt. Bei der Ausführung wirken also viele Schichten zusammen und führen als Gesamtheit zu Zustandsänderungen in der Hardware bzw. final zu den vorgesehenen Ergebnissen, etwa der Ausgabe einer Druckzeile, einem Datenzugriff oder der Anzeige eines Feldinhalts am Bildschirm. Bei in höheren Programmiersprachen entwickelten Anwendungen können so schon für relativ einfache Funktionen (wie Lesen aus der Datenbank) oft Hunderttausende oder Millionen von Maschinenbefehlen durchlaufen werden.

Das in modernen Computern mögliche parallele Ausführen mehrerer Programme/Prozesse wird im Wesentlichen durch das Betriebssystem bewirkt, das bei bestimmten Ereignissen den Wechsel von einer zur anderen 'Task einleitet und verwaltet. Siehe auch Multitasking.

Im systematischen Zusammenwirken vieler Komponenten, das nur unter Anwendung klar definierter Schnittstellen möglich ist, „gehört Software also zu den komplexesten Artefakten, die Menschen bislang geschaffen haben“.[3]

Hauptartikel: Softwaretechnik
  • Software wird unter Nutzung bestimmter Verfahren, Methoden und 'Werkzeuge' entwickelt. Dabei werden unterschiedliche Entwicklungsstadien durchlaufen, in denen jeweils unterschiedliche Zwischenstände der Software entstehen: Analysetätigkeiten (zahlreiche Entwicklungsdokumente) > Programmierung (Quellcode) > im Betrieb (Maschinencode oder ausführbarer Code). Im engeren Sinn der Ausführung auf dem Computer gilt lediglich Letzteres als 'Software'. Siehe auch Softwareentwicklung.
  • In diesem Zusammenhang ist Software Bearbeitungsgegenstand von Systemprogrammen: Wenn z. B. ein Compiler den Quellcode eines Programms liest, verarbeitet und einen Maschinen- oder Zwischencode erzeugt, so sind das aus dessen Sicht 'Daten'.
  • Einmal erzeugte Software kann mit verhältnismäßig geringen Kosten vervielfältigt werden, die meist durch Datenträger, Werbung und dem Herstellen von Verpackung und zu Papier gebrachten Dokumentationen anfallen.
  • Software verschleißt nicht durch Nutzung, unterliegt jedoch mit der Zeit der Softwarealterung.
  • Software ist meist austauschbar, fähig zur Aktualisierung, korrigierbar und erweiterbar, insbesondere dann, wenn bestehende Richtlinien eingehalten werden und der Quelltext verfügbar ist.
  • Software tendiert dazu, umso mehr Fehler zu enthalten, je komplexer sie ist. Fehler werden in aktualisierten Softwareversionen oder mithilfe eines Patches und i.d.R. nach Durchführung von Softwaretests behoben. Softwarefehler bezeichnet man auch als Bugs.
  • Weil Software unter Einsatz vieler unterschiedlicher Programmiersprachen und in vielen unterschiedlichen Betriebssystemen und Systemumgebungen entwickelt werden kann, sind Softwarestandards erforderlich, um Informationen system- und unternehmensübergreifend 'verstehbar' und austauschbar zu machen. Siehe auch Elektronischer Datenaustausch (Beispiele), Programmierstil.
Hauptartikel: Software-Akquisition

In der Entscheidung zur Anschaffung von Software lässt sich i. W. der Einsatz von Standardsoftware oder die eigene Herstellung (Individualsoftware) unterscheiden. Besonders im betrieblichen Umfeld zieht diese Entscheidung häufig hohe Kosten nach sich. Auch können solche Entscheidungen Grundlage zur Umsetzung der Unternehmensstrategie sein oder sollen Unternehmensprozesse maßgeblich verbessern. Zur Vermeidung von Fehlinvestitionen sollte der Anschaffung ein systematischer Entscheidungsprozess vorausgehen.

Hauptartikel: IT-Service-Management
  • Der Einsatz von Software erfordert je nach Einsatzbereich ein gewisses Maß an Organisation, um die zusammengehörenden Teile richtig einzusetzen und durch neue Versionen abzulösen (zum Beispiel in größeren Unternehmen im Releasemanagement).
  • Mitunter kann Software vorkonfiguriert werden, um so eine Neuinstallation zu beschleunigen und um Fehler bei der Konfiguration zu minimieren.

Im Wesentlichen für betriebliche Anwendungssoftware geltend kann Software aus (betriebs-)wirtschaftlicher Sicht als 'im Voraus geleistete geistige Arbeit', also als Investition betrachtet werden. Zum Beispiel erarbeiten die Programmautoren ein Lösungsverfahren für die korrekte Trennung aller deutschen Wörter in einem Textverarbeitungsprogramm. Damit ist im Voraus, also bevor diese Tätigkeit tatsächlich anfällt, schon für alle Schreiber, die mit diesem Textverarbeitungsprogramm arbeiten, die geistige Arbeit „korrektes Trennen deutscher Wörter“ geleistet. Dabei wird die Eigenschaft von Computern genutzt, auf sie verlagerte Aufgaben erheblich schneller und zuverlässiger ausführen zu können als dies bisher Menschen möglich war. Besonders auch in der Softwareentwicklung wird intensiv auf „im Voraus“ entwickelte Algorithmen und Codeteile zurückgegriffen werden ('Software-Wiederverwendung').

Ein ähnlicher Zusammenhang wird in der Arbeitssoziologie gesehen: Derartige softwarebasierte Maßnahmen sind geeignet, Arbeitsinhalte und -Abläufe erheblich zu verändern. Die Bandbreite reicht dabei vom Bereitstellen einfacher Hilfsmittel (etwa zur Summierung oder Durchschnittsermittlung) bis hin zur völligen Umgestaltung von Prozessen (durch Konzentration früher getrennter oder durch Zerlegung früher zentralisierter Arbeitsabläufe) – oder gar bis zu deren vollständigen Ersatz durch IT-Lösungen. Brödner et al nennen dies in[19] »materialisierte« Kopfarbeit. Siehe auch Rationalisierung, Optimierung, Taylorismus.

Software lässt sich nach verschiedenen Kriterien unterscheiden.

Unterteilung nach der Nähe zur Hardware beziehungsweise Anwender
  • Systemsoftware, die für grundlegende Funktionen des Computers erforderlich ist. Hierzu zählen insbesondere das Betriebssystem sowie Gerätetreiber.
  • systemnahe Software, der Bereich zwischen Betriebssystem und Anwendungssoftware z. B. Dienstprogramme, Datenbank-Verwaltungswerkzeuge, Programmierwerkzeuge und Middleware.
  • Anwendungssoftware, die den Benutzer bei der Ausführung seiner Aufgaben unterstützt und ihm dadurch erst den eigentlichen, unmittelbaren Nutzen stiftet
Unterteilung nach Art der Herstellung
  • Standardsoftware: Wird von einem Softwareanbieter erstellt, und kann von Kunden erworben werden
  • Individualsoftware: für einen (oder von einem) einzelnen Anwender individuell erstellt

Rechtlich wird beim Erwerb von Software zwischen Individualsoftware und Standardsoftware unterschieden: Für Individualsoftware wird ein Werkvertrag bzw. Werklieferungsvertrag abgeschlossen, der Erwerb von Standardsoftware gilt als Sachkauf.

Siehe auch: Seriennummer, Spyware, Langzeitarchivierung, Gebraucht-Software

Software nach der Art der Einbettung
  • nicht eingebettete Software (Software, die installiert wird)
  • fest in einem Gerät zu dessen Steuerung untergebrachte Software (z. B. in einem ROM), bezeichnet man als Firmware oder auch Eingebettete Software.
Einstufung nach Nutzungsrecht (Lizenz)
  • Adware
  • Beerware
  • Cardware (auch Postcardware)
  • Careware
  • Crippleware
  • Donationware
  • Freeware
  • Nagware
  • Shareware
  • Freie Software
Unterteilung nach Quellcode-Veränderbarkeit
  • Freie Software
  • Open Source
  • Proprietäre Software
Einstufung nach Verfügbarkeit
  • Abandonware
  • Vaporware
Andere Unterteilungen
  • Portable Software
  • Bananenware (unausgereifte Software)
  • Schlangenöl (Programm ohne echte Funktion, wird aber als Wundermittel angepriesen)
  • Shovelware (Sammlung von Software, wobei die Quantität zählt)
  • Riskware
  • Bloatware (mit Funktionen ohne synergetischen Nutzen überladene Software)

Die Verbreitung und Nutzung von Software unterliegt dem Urheberrecht. Es gibt in diesem Zusammenhang mehrere typische Überlassungsmodelle:

Verkauf
Der vollständige Verkauf von Software, inklusive der Überlassung von Weiterverbreitungsrechten, kommt praktisch nur zwischen Unternehmen vor, in der Regel im Rahmen von Auftragsprogrammierung oder beim Verkauf eines Softwareentwicklungsunternehmens.
Nutzungsrecht
Bei der meisten Software, die zum Beispiel für PCs „gekauft“ werden kann, wird in Wirklichkeit nur ein Nutzungsrecht überlassen. Dieses Modell ist auch bei der Auftragsprogrammierung üblich, bei der ein Unternehmen ein Programm für den Eigengebrauch eines anderen Unternehmens speziell entwickelt. Bei Freeware ist dieses Recht kostenlos, was nicht mit freier Software verwechselt werden darf.
Software as a Service
Die Software wird bei einem Dienstleister gehostet, die eigentliche Nutzung der Software kann entweder pro Zeitraum oder pro Nutzungseinheit berechnet werden und kann oft mit einem einfachen PC und z. B. per Webbrowser genutzt werden.
Freie Software/Open Source/GPL
Freie Software darf von jedem genutzt, beliebig verändert und weiterverbreitet werden. Oft unterliegt dieses Recht gewissen Einschränkungen, wie zum Beispiel der Nennung des Autors oder die Verpflichtung, veränderte Versionen unter die gleiche Lizenz zu stellen (GPL). Software, die nicht zu dieser Gruppe zählt, wird proprietär genannt.

Zwischen den oben genannten Hauptformen der Softwareverbreitung gibt es zahlreiche Zwischen- und Mischstufen.

Siehe auch: Lizenzen der freien Software, Lizenzmanagement

Hauptartikel: Freie Software und Open Source

‚Freie Software’ ist eine soziale Bewegung, die unfreie Software als gesellschaftliches Problem begreift.[20] Wobei „frei“ hier nicht „kostenlos“ bedeutet (‚Freie Software’ ist nicht dasselbe wie ‚Freeware’), sondern die Freiheiten für die Gesellschaft meint, die ein derart lizenziertes (auch kommerzielles) Produkt bietet. In den Augen der von Richard Stallman 1985 gegründeten Free Software Foundation (FSF) ist die Entscheidung für oder gegen freie Software deshalb primär eine ethische und soziale Entscheidung.

Dagegen begreift die 1998 gegründete Open Source Initiative (OSI) quelloffene Software als bloßes Entwicklungsmodell, wobei die Frage, ob Software quelloffen sein sollte, dort eine rein praktische und keine ethische Frage ist. Die FSF wirft der OSI daher eine Ablenkung von den wesentlichen Punkten vor.[21] Eric S. Raymond hat den Begriff ‚Open Source’ in der Annahme eingeführt, dass das unpopuläre Thema ‚Freiheit’ Geldgeber für solche Projekte abschrecken könne.

Auch wenn es sich heute um zwei unterschiedliche Bewegungen mit unterschiedlichen Ansichten und Zielen handelt, verbindet sie die gemeinsame Wertschätzung für quelloffenen Code, was in zahlreichen Projekten mündet, in denen sie zusammenarbeiten.

Hauptartikel: Softwaretechnik

Die Entwicklung von Software ist ein komplexer Vorgang. Dieser wird durch die Softwaretechnik, einem Teilgebiet der Informatik, systematisiert. Hier wird die Erstellung der Software schrittweise in einem Prozess von der Analyse über die Softwaremodellierung bis hin zum Testen als wiederholbarer Prozess beschrieben.

In aller Regel wird die Software nach der Entwicklung mehrfach angepasst und erweitert. Der Software-Lebenszyklus kann durchaus mehrere Jahre betragen.

  • Softwareunternehmen
  • Softwarekrise
  • Softwarequalität, Softwarequalität nach ISO
  • John W. Tukey: The Teaching of Concrete Mathematics. In: The American Mathematical Monthly. Vol. 65, no. 1 (Jan. 1958), pp 1–9. (Erstmalige Verwendung des Begriffs Software im heutigen Sinn)
  • F. R. Shapiro: Origin of the term software: Evidence from the JSTOR electronic journal archive. In: IEEE Annals of the History of Computing. 22 (April–June 2000), 69.
  • Sebastian von Engelhardt: Die ökonomischen Eigenschaften von Software. In: Jenaer Schriften zur Wirtschaftswissenschaft. 14/2006, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, ISSN 1611-1311.
  1. ISBN 3-411-05232-5
  2. ISBN 978-3-409-12725-7
  3. [1]
  4. a b linfo.org – Software Definition, 1958, Januar-Ausgabe des American Mathematical Monthly (Titel: The Teaching of Concrete Mathematics). Tukey schreibt: „Today the "software" comprising the carefully planned interpretive routines, compilers, and other aspects of automative programming are at least as important to the modern electronic calculator as its "hardware" of tubes, transistors, wires, tapes and the like.“
  5. linfo.org – Software Definition, Zitat: „[…] In a broader sense it can also refer to all information (i.e., both programs and data) in electronic form, and it can provide a distinction from hardware, which refers to media and systems on which software can exist and be used […]“
  6. ISBN 978-3-8274-1705-3, 2009, 3. Auflage, S. 9: „Software ist ein immaterielles Produkt. Software kann man nicht anfassen und nicht sehen.“
  7. http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/technik/computer/index,page=1207964.html
  8. Auszug aus lexikon.meyer.de: „[...] Im allgemeinen Sprachgebrauch wird die Bezeichnung Software meist nur auf Programme bezogen, nicht aber auf andere Daten [...]“ (eine Verlinkung dahin ist nicht mehr möglich, da „Meyers Lexikon Online“ zum 23. März 2009 eingestellt wurde).
  9. ISBN 978-3-8350-0197-8.
  10. Lehr- und Übungsbuch Informatik 1. Hanser Verlag, 2003, Seite 311
  11. ISBN 978-3-423-34507-1, S. 144-149
  12. ISBN 978-3-941875-29-6, S. 35: „Weil Software Gegenstand einer schöpferischen Leistung ist, die man nicht anfassen kann, wird ihr zum Teil die Sachqualität abgesprochen.“
  13. ISBN 978-3-8274-1705-3, 2009, 3. Auflage, S. 3
  14. Wissen.de [2]
  15. dpunkt.de, in Kap. "Software spiegelt die Realität": Software-Systeme werden nicht monolithisch gebaut, sondern bestehen aus Modulen oder Komponenten, die miteinander die Gesamtfunktionalität des Systems bieten.
  16. softwarepatents.eu, "Programmcode in seiner linguistischen Form als Sprachwerk"
  17. Hanser Verlag Lehr- und Übungsbuch Informatik 1.' 2003, Seite 311
  18. Klaus Wüst Mikroprozessortechnik Kap. 7.5.4 ISA - Instruction Set Architecture [3] Die ISA [Diese Form] ist genau das, was für die Erstellung von Maschinenprogrammen bekannt sein muss.
  19. ISBN 3-8031-2082-9
  20. The Selected Essays of Richard Stallman (aktualisierte Fassung): "Open Source ist ein Entwicklungsmodell. Freie Software ist eine soziale Bewegung. Für die Open-Source-Bewegung ist nicht-freie Software eine suboptimale Lösung. Für die Freie-Software-Bewegung ist nicht-freie Software ein soziales Problem und freie Software ist die Lösung."; ursprüngliche Fassung: "Für die Freie-Software-Bewegung ist freie Software ein ethisches Gebot ... nicht-freie Software ist ein gesellschaftliches Problem ..."
  21. http://www.gnu.org/philosophy/free-software-for-freedom.de.html


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Rostock

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Rostock (Begriffsklärung) aufgeführt.
Wappen Deutschlandkarte
54.08333333333312.13333333333313Koordinaten: 54° 5′ N, 12° 8′ O
Basisdaten
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Höhe: 13 m ü. NN
Fläche: 181,44 km²
Einwohner:

202.735 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 1117 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 18001–18181
Vorwahlen: 0381, 038206
Kfz-Kennzeichen: HRO
Gemeindeschlüssel: 13 0 03 000
Stadtgliederung: 21 Stadtbereiche
Adresse der
Stadtverwaltung:
18050 Rostock
(Sitz: Neuer Markt 1)
Webpräsenz: rathaus.rostock.de
Oberbürgermeister: Roland Methling (parteilos)
Lage von Rostock in Mecklenburg-Vorpommern
Über dieses Bild
Verwaltungsgliederung
Hansestadt Rostock
Wahlspruch: In deinen Mauern herrsche Eintracht und allgemeines Wohlergehen

Rostock ([ˈʁɔstɔk]) ist eine norddeutsche Hansestadt an der Ostsee. Die kreisfreie Stadt erhielt im Jahr 1218 das Lübische Stadtrecht.

Rostock zieht sich etwa 20 Kilometer am Lauf der Warnow bis zur Ostsee entlang. Der größte bebaute Teil Rostocks befindet sich auf der westlichen Seite der Warnow. Der östliche Teil der Stadt wird durch Gewerbestandorte und das Waldgebiet der Rostocker Heide geprägt.

Rostock hat heute etwa 203.000 Einwohner und ist nach Einwohnerzahl und Fläche die größte Stadt des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Rostock hat einen für Passagierverkehr und Güterumschlag wichtigen Ostseehafen sowie einen der größten deutschen Kreuzfahrthäfen. Kulturell wie wirtschaftlich gilt es als die wichtigste Stadt im Land. Geprägt ist es durch die Lage am Meer, den Hafen, die Hanse und deren Backsteingotik sowie die Universität Rostock, die 1419 gegründet wurde.

Rostock liegt im Landesteil Mecklenburg und gehörte bis 1918 zum Großherzogtum, dann zum Freistaat Mecklenburg-Schwerin. Die Stadt ist eines der vier Oberzentren des Landes. Wirtschaftlich dominiert neben Schiffbau und Schifffahrt, dem Tourismus und Servicesektor deutlich die Universität als größter Arbeitgeber der Stadt.

Inhaltsverzeichnis

Satellitenbild Rostocks
Quelle: World Wind

Rostock liegt ziemlich genau in der nördlichen Mitte Mecklenburg-Vorpommerns. Das Stadtgebiet erstreckt sich beiderseits des Unterlaufs der Warnow, die als Unterwarnow vom Rostocker Stadtzentrum bis zur etwa 16 km entfernten Küste schiffbar ist. Vor der Mündung in die Ostsee beim Ortsteil Warnemünde weitet sich die Unterwarnow in Richtung Osten zum Breitling aus. Hier befindet sich der Rostocker Seehafen. Der Südosten und das westliche Warnowufer, die von fruchtbaren Grundmoränenflächen bedeckt werden, sind dicht besiedelt, während der Nordosten durch ländliche Ortsteile und den ca. 6000 ha großen Küstenwald Rostocker Heide geprägt wird.

Rostocks größte Ausdehnung von Nord nach Süd beträgt 21,6 km und von Ost nach West 19,4 km. Die Länge der Stadtgrenze (ohne Küste) beträgt 97,9 km. Rostocks Küste selbst hat eine Länge von 18,5 km. Die Warnow im Stadtgebiet erstreckt sich über 16 km weit. Der höchste Punkt in der Stadt mit etwa 49 m ü. NN liegt im Ortsteil Biestow (Biestow-Ausbau, Friedrichshöhe), der niedrigste mit etwa 1,5 m unter NN im Ortsteil Warnemünde (Diedrichshäger Moor).

Die Geografie der Altstadt, aber auch die der Gegend um Warnemünde haben sich im Laufe der Zeit sichtbar verändert. Wo heute Am Strande eine Hauptverkehrsstraße verläuft, war früher tatsächlich Strand, und lange Brücken führten in das schiffbare Wasser. Um die Stadt verlief außerdem lange ein Wassergraben zum Schutz, der – nutzlos geworden – im Zuge der Entfestigung und des Ausbaus des Stadthafens korrigiert wurde. Auf alten Fotos und Abbildungen sind noch die heute nicht mehr vorhandenen Brücken vor dem Petritor und vor dem Kröpeliner Tor zu sehen. Dabei wurde neben dem Fischer-Hafen der Haedge-Hafen mit dem Kohlenkai – heute Haedge-Halbinsel – gebaut.

Darüber hinaus ist auch der Abfluss der Warnow in Warnemünde verändert worden. War es früher der Alte Strom, ist es heute der Neue Strom, der auch deutlich ausgebaut wurde. Auch der Breitling wurde mit der Anlage großer Hafenbecken verändert.

Die durchschnittliche Lufttemperatur beträgt 8,4 °C, im Jahresmittel fallen 591 mm Niederschlag.

Rostock
Klimadiagramm
J F M A M J J A S O N D
 
 
47
 
3
-1
 
 
30
 
4
-1
 
 
42
 
7
1
 
 
36
 
11
4
 
 
48
 
16
8
 
 
66
 
19
12
 
 
65
 
21
14
 
 
57
 
21
14
 
 
56
 
17
11
 
 
44
 
13
7
 
 
46
 
7
3
 
 
51
 
5
1
Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: DWD
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Rostock
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 3,0 3,6 6,8 10,6 16,0 18,7 21,0 21,3 17,4 12,7 7,4 4,5 Ø 11,9
Min. Temperatur (°C) −1,1 −0,8 1,3 4,1 8,3 11,9 14,1 14,2 11,1 7,3 3,2 0,6 Ø 6,2
Niederschlag (mm) 46,8 29,7 42,3 35,8 47,9 65,8 64,5 57,3 56,3 44,2 46,4 50,5 Σ 587,5
Regentage (d) 10,0 7,9 9,2 7,8 7,8 9,8 8,8 8,5 9,6 9,4 10,5 10,3 Σ 109,6
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
3,0
−1,1
3,6
−0,8
6,8
1,3
10,6
4,1
16,0
8,3
18,7
11,9
21,0
14,1
21,3
14,2
17,4
11,1
12,7
7,3
7,4
3,2
4,5
0,6
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
46,8
29,7
42,3
35,8
47,9
65,8
64,5
57,3
56,3
44,2
46,4
50,5
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez


Quelle: DWD

Hauptartikel: Geschichte Rostocks, Rostocker Stadtbefestigung

Bestätigung des Lübischen Stadtrechts von 1218

Die Kyzziner, welche zum slawischen Stammesverband der Wilzen gehörten und bereits um 600 dort Siedlungen gehabt haben müssen, nannten in ihrer Sprache das Auseinanderfließen der Warnow rastokŭ und gaben der Stadt somit ihren Namen.[2] Dieser altpolabische Name lässt sich übersetzen in auseinander für roz und Fluss für tok, also der Fluss, der auseinander fließt oder sich hier gabelt.[3]

Der Name der Stadt hat sich im Laufe der Jahrhunderte nur leicht verändert, darauf lässt sich unter anderem aus historischen Texten schließen. Auf relevante Unterschiede in der Aussprache lässt sich aus diesen jedoch nicht sicher schließen. Um 1165 wurde zuerst Rozstoc erwähnt. Die Burg wurde 1171 Urbs Rozstoc, das Castrum 1182 Rostoch genannt. Weitere Varianten finden sich seit 1189: Rotstoc und Rotstoch, 1218 folgte Rozstoc, dann 1219 Roztoc und ab 1240 Rostok. Um 1366 hieß es schließlich Rostock. Dort wo die Warnow, früher Varnowa, welche durch die Stadt fließt, in die Ostsee mündet, liegt folgerichtig Warnemünde. Varna bzw. varn bedeutet Krähe, bzw. Rabe.

Das Fürstentum Rostock im 14. Jahrhundert
St. Petri (weitere Bilder)

Die Geschichte um die Gründung Rostocks und die Geschichte um die Gründung des mecklenburgischen Herrschergeschlechts gingen miteinander einher und bedingten einander. Schon lange vor der Neugründung der Stadt Rostock siedelten Stämme, bereits seit ca. 600 die zu dem ‚sagenhaften‘ Volk der Wilzen gehörenden Kessiner in dem Gebiet um die Warnow. In der Zeit der Stadtgründung fanden Auseinandersetzungen vor allem zwischen dem Reich der Sachsen und dem der Abodriten statt, auch die Dänen waren in diesen Konflikt stark involviert. 1159–1185 fanden so regelmäßig Flottenzüge des dänischen Königs Waldemar I., dem Sohn Knud Lavards (1096–1131), gegen die Wenden statt, welche die süddänischen Inseln bedrohten. Als erster wirklicher Beleg Rostocks gilt aber der Bericht des Saxo Grammaticus in dessen 16-bändiger Geschichte Dänemarks, den Taten der Dänen (gesta danorum). 1161, so berichtete er, zerstörten die mit den Sachsen verbündeten Dänen unter Waldemar I. die slawische Fürstenburg Rostock (urbs roztoc): "Urbem quoque Rostock, oppidanorum ignavia destitutam, nullo negotio perussit." (Auch die Stadt Rostock, die aufgrund der Mutlosigkeit der Städter im Stich gelassen worden war, brannte er ohne Mühe nieder. Saxo Grammaticus, Gesta Danorum, Buch 14, Kap. 25, Abschnitt 17, Vers 3) Nach dieser Zerstörung wurde die Siedlung mit einem Handelswik wieder aufgebaut. Noch im 12. Jahrhundert hatten sich Handwerker und Kaufleute dort niedergelassen. Ein früher Beleg ist 1189 die Existenz einer Burg, eines Marktes und einer St.-Clemens-Kirche mit deutschem Priester.

Um 1200, als die Siedlung in den Warnowniederungen zu klein geworden war, wurde auf einer Anhöhe auf der benachbarten, gegenüberliegenden Seite der Warnow, Rostocks ältester Stadtkern neu und nach Lübischem Vorbild gegründet. Der Alte Markt entstand damals um die Petrikirche herum und so existierten zwei erste Rostocker Siedlungen nebeneinander.

Rostock wurde schnell zum eigentlichen Kernstück Mecklenburgs. 1214 rang Waldemar II. Kaiser Friedrich II. die Lehnshoheit über das Land ab. 1218 dann ist die Siedlung um die Petrikirche erstmals schriftlich bezeugt: In einer ersten überlieferten Urkunde vom 24. Juni 1218 bestätigt Heinrich Borwin I., der Fürst von Mecklenburg und Herr über Rostock, das Lübische Stadtrecht. Um die historisch gewachsene Eigenständigkeit Rostocks gegenüber den mecklenburgischen Fürsten zu betonen und nachzuweisen, wurde dieses Datum über die Jahrhunderte und zuweilen bis heute als der eigentliche Geburtstag der Stadt im Bewusstsein verfestigt.[4] Darauf bildeten sich die beiden weiteren Teilstädte in Rostock. In der Mittelstadt am Neuen Markt wurde 1230 mit dem ersten Bau der Marienkirche begonnen, wo 1232 die zweite Siedlung (später Mittelstadt) bezeugt ist, von 1252 existiert ein erster Beleg der Neustadt um die heute nicht mehr vorhandene Jakobikirche. Um 1240 bzw. 1256 kamen die Bettelorden der Franziskaner bzw. der Dominikaner in die Stadt (sie erbauten Katharinenkonvent bzw. Johanniskonvent).[5]

1251 erhielt Rostock vom dänischen König Abel die gleichen Handelsprivilegien wie zuvor schon Lübeck und 1252, die dritte Rostocker Teilstadt war wahrscheinlich schon gegründet, wurde die Stadtrechtbestätigung von 1218 wiederholt, in der nun auch die Zollfreiheit in der Herrschaft Rostock bestätigt wurde, was die Grundlage bildete für die städtische Machtstellung.

Als sich 1257 die Ratsherren der Städte Lübeck, Rostock und Wismar über wirtschaftliche und politische Fragen berieten, bestand Rostock noch aus diesen drei voneinander getrennten Teilstädten, die sich erst 1265 vereinigten. Darauf wurde der Neue Markt zum Zentrum der Stadt und zum Schutz eine Stadtmauer gebaut, die ca. 1 km² umschloss, ein Gebiet, das bis in das 19. Jahrhundert nicht nach außen wuchs.

Die hanseatische Tradition der Stadt ist bis heute deutlich spürbar. In bewusster Anlehnung daran trägt Rostock seit 1990 auch wieder den Titel Hansestadt. Begonnen hatte sie damit, als 1283 Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald, Stettin, Demmin, Anklam und einige Fürsten das Rostocker Landfriedensbündnis schlossen und somit das Wendische Quartier begründeten. Vierzig Jahre später, 1323, wurde von Rostock das kleine Fischerdorf Warnemünde den Dänen abgekauft. 1325 erwarb die Stadt mit dem Münzrecht das Recht, eine eigene Münze, die Mark Rostocker Pfennige, zu prägen. Darüber hinaus erwarb Rostock 1358 die volle Gerichtsbarkeit. So wurde Rostock zu einem der bedeutendsten Mitglieder der Hanse, der Hafen war längst der wichtigste des Landes.

Vicke Schorler: ›Wahrhaftige Abcontrafactur der hochloblichen und weitberumten alten See- und Hensestadt Rostock – Heuptstadt im Lande zu Meckelnburgk‹
Steintor (weitere Bilder)

Die ersten vier Jahrzehnte der 15.Jahrhunderts waren stark von sozialen Unruhen und Konflikten zwischen dem Rat und der Bürgerschaft der Stadt Rostock geprägt. Ein neu eingesetzter Rat konnte sich, wie zeitgleich in Lübeck und Wismar, nur von 1409-1417 durchsetzen. Er wurde durch den Druck der ehemaligen Stadtherrschaft und den benachbarten Hansestädten wieder abgesetzt [6]. Der Hansetag in Lübeck beschloss 1418 harte Maßnahmen gegen die revoltierenden Bürger. In diesen Zeitraum fällt ebenso, als Zeichen der Bedeutung der Stadt, die Gründung der Universität Rostock 1419, als eine der ältesten Universitäten Nordeuropas. Von Papst Martin V. wurde die Gründung einer theologischen Fakultät aber noch untersagt. Die soziale und innere Unzufriedenheit der Bürgerschaft legte sich auch nicht nach dem Kompromissfrieden 1417. Keine der Ursachen war beseitigt worden und ausgelöst durch die Niederlage der hansische Flotte unter dem Lübecker Bürgermeister Tidemann Steen gegen den dänischen König und einem Aufstand in Wismar, erfolgte 1428 die erneute Forderung, durch einen gewählten Sechzigerausschuss, nach einem besiegelten Bürgerbrief, der Sicherheiten vom Rat verlangte. Die Rostocker Bürgermeister flohen und versuchten die Stadt 1430 mit Hilfe der mecklenburgischen Fürsten erfolglos zurück zuerobern. Daraufhin verklagten die Bürgermeister die Stadt beim kaiserlichen Hofgericht in Nürnberg. Kaiser Sigismund belegte 1431 die Stadt mit der Reichsacht und 1432 mit der Aberacht. Dieses blieb aber recht erfolglos, da der Einfluss des Kaisers diesbezüglich nicht mehr groß genug war und sich kein Vollstrecker fand. Die vertrieben Bürgermeister wendeten sich 1434 weiterhin an das Baseler Konzil und Papst Eugen IV. und erreichten einen Kirchenbann und ein Interdikt, was über die Stadt verhängt wurde. [7]

War Rostock auch bis zum letzten Hansetag 1669 Mitglied der Hanse, begann mit dem Erstarken der landesfürstlichen Macht über die Städte auch ihr Ende. An Rostock ist das sehr deutlich zu sehen. 1484 erklärte Papst Innozenz VIII. die Jakobikirche in einer Bulle zum Domstift. Dass sich die Rostocker zunächst dagegen verwahrten, führte zu einer von 1486 bis 1491 andauernden Domfehde, nach der die Schweriner Herzöge Buße forderten und höhere Abgaben sowie Soldaten für das mecklenburgische Heer verlangten.

Darüber hinaus wurde Rostock vom Bischof von Ratzeburg 1487 mit dem Kirchenbann belegt, was bedeutete, dass die Universität die Stadt verlassen musste. Erst 1488 erlaubte der Papst die Rückkehr.

Nachdem um 1520 die reformatorischen Lehren Martin Luthers nach Rostock kamen, setzte sich die Reformation relativ schnell durch. Schon im April 1531 entschied der Rat der Stadt über die Verbindlichkeit der reformatorischen Lehre in Gottesdiensten.

1565 kam es zu weiteren Auseinandersetzungen mit Schwerin, die weitgehende Folgen hatten. Unter anderem ging es dabei um die Einführung einer Bierakzise zugunsten der Herzöge. Johann Albrecht I. zog mit 500 Reitern gegen die Stadt, nachdem Rostock ihm den formalen Huldigungseid verweigerte, und ließ die Stadtmauer schleifen, um eine Festung bauen zu lassen. Erst der Erste Rostocker Erbvertrag vom 21. September 1573, in dem den Landesfürsten die Erbherrschaft über die Stadt für Jahrhunderte garantiert wurde, Rostock sich also auf lange Zeit band, und sie außerdem als höchste Richter anerkannt wurden, beendete den Konflikt. Die Bürger schleiften im folgenden Frühjahr die Festung. Von 1575 bis 1577 erfolgte dann der Wiederaufbau der Stadtmauer, sowie des Lagebuschturms und des Steintors im Stil der Niederländischen Renaissance. Die Inschrift sit intra te concordia et publica felicitas, die noch heute auf dem Tor zu lesen ist, bezieht sich direkt auf den Konflikt mit dem Herzog. 1584 kam es schließlich zum Zweiten Rostocker Erbvertrag, der eine weitere Abgabe früherer Privilegien nach sich zog. Mit den Erbverträgen wurde gleichzeitig die Hoffnung Rostocks darauf zunichtegemacht, wie Lübeck bereits 1226, die Reichsunmittelbarkeit zu erlangen.

Rostock um 1650. Kupferstich 14,6 x 36,6 cm.
Wallenstein

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648), der das endgültige Ende der Hanse herbeiführte, litt Rostock stark unter den ständig wechselnden Besetzungen und Plünderungen. Im Zentrum langfristiger Konflikte stand dabei der Schwedenzoll, der in Warnemünde vom Schwedenkönig Gustaf Adolf erhoben wurde. Wallenstein war es, der Rostock befestigte, um von dort aus die Eroberung Pommerns zu unternehmen, verlor die Stadt aber 1631 an die Schweden. Erst nach Ende des Dreißigjährigen Krieges, 1648, zogen diese sich aus Warnemünde zurück, bezogen aber noch bis 1654 den Zoll. Rostock war in dieser Zeit völlig verarmt.

Waren die Konflikte mit Schweden nicht genug, sorgte spätestens der Brand am 11. August 1677 dafür, dass ein Drittel der Stadt vernichtet wurde, also etwa 700 von zuvor 2000 Häusern, und Rostock völlig in die politische und wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit geriet. Die Einwohnerzahl sank so in der Zeit von 1594 bis 1677 von einst 14.800 auf 5000 ab.

Rostock 1780–90

Das Ende des Dreißigjährigen Krieges bedeutete für Rostock nicht das Ende des andauernden Verfalls von Macht und Stärke. Der Nordische Krieg und der Siebenjährige Krieg zeichneten die Stadt weiter. Darüber hinaus nutzten die Fürsten die Schwäche Rostocks aus und sicherten in dieser Zeit langfristig mit den Landesherrlichen Erbverträgen von 1755 und 1788 ihre Macht.

Blücher

Erst Ende des 18. Jahrhunderts begann langsam der Wiederaufstieg der Hansestadt. Allerdings wurde Mecklenburg 1806 von den Franzosen besetzt, Rostock musste sich den Bedingungen der Kontinentalsperre beugen und Rostocker Bürger mussten in der napoleonischen Armee dienen. Ein anderer Rostocker allerdings, Gebhard Leberecht von Blücher, kämpfte während der Befreiungskriege auf der Seite der Allianz und war entscheidend an der Schlacht bei Waterloo beteiligt, in der Napoleon geschlagen werden konnte.

Das 19. Jahrhundert brachte dann der Stadt mit der umfassenden Industrialisierung neuen Reichtum, was sich in vielen Gebäuden und Anlagen dieser Zeit heute noch deutlich zeigt. Um 1830 begannen die Rostocker auch außerhalb der Stadtmauergrenzen zu bauen. Villen- und Arbeiterviertel entstanden. Um die gleiche Zeit entwickelte sich auch Warnemünde zu einem der bedeutendsten Seekurorte in Deutschland.

1852 wurde der erste deutsche Schraubendampfer fertiggestellt, und 1870 erhielt die Universität ihr heutiges Hauptgebäude. 1850 wurde die Schiffswerft und Maschinenfabrik von Wilhelm Zeltz und Albrecht Tischbein gegründet, aus der 1890 als erster industrieller Großbetrieb Mecklenburgs die Actien-Gesellschaft „Neptun“ Schiffswerft und Maschinenfabrik in Rostock hervorging. Die Bevölkerungszahl stieg in den folgenden Jahrzehnten um fast 80.000 auf 121.000 Einwohner. Auch Industrien wie die Chemischen Fabriken des Friedrich Witte sowie Landmaschinenbau, Bauwesen und die Entwicklung Rostocks zum Verwaltungs- und Bankenstandort trugen dazu bei, der Stadt zu einem seit langem ungekannten Aufstieg zu verhelfen.

Die schnelle Industrialisierung brachte aber nicht nur Gutes. Spätestens mit dem Ersten Weltkrieg kam es zu viel Armut unter den Arbeitern, die sich in Unruhen äußerten und in der Forderung nach einem Ende des Krieges sowie der Beseitigung der halbfeudalen Verhältnisse in Mecklenburg. So waren es vor allem die Rostocker, die für die Demokratisierung und den Sturz des Großherzogs im Land verantwortlich waren. Die erste demokratische Verfassung Rostocks war es schließlich, welche den Landesherrlichen Erbvergleich von 1788, der die Stadt über Jahrhunderte an einer freien Entwicklung hinderte, außer Kraft setzte.

Rostock 1910
Ein Denkmal der Jahrhundertwende:
Der Wasserturm von 1903

In den 1920er Jahren siedelte sich mit dem Flugzeugbau eine neue Industrie an: in Warnemünde entstanden 1921 die Arado Flugzeugwerke; im Jahr darauf die Heinkel-Werke. In Zusammenarbeit mit dem Ingenieur Hans Joachim Pabst von Ohain entwickelte Ernst Heinkel mit der He 178 das weltweit erste Strahlflugzeug, das am 27. August 1939 vom Werksflughafen Rostock-Marienehe aus seinen Jungfernflug machte.

In der Vorbereitung des Zweiten Weltkriegs wurde Rostock als Industriestandort in die allgemeine Aufrüstung eingebunden. Bei den großen Firmen waren später mehrere Tausend Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene oder sogenannte „Ostarbeiter“ verpflichtet.

Der Heinkel-Flugzeugbau wurde ab 1932 zum größten Industriebetrieb Mecklenburgs und zusammen mit den Arado-Werken und der Neptunwerft waren Rostock und Warnemünde Zentren der Rüstungsindustrie des Deutschen Reiches. Diese Entwicklung hatte allerdings auch zur Folge, dass im Zweiten Weltkrieg die Stadt zu einem bevorzugten Ziel von Luftangriffen der britischen Royal Air Force (RAF) und den amerikanischen United States Army Air Forces (USAAF) wurde.

Das völlig zerstörte Stadtgebiet um die Krämerstraße (rechts), 1942
Zerstörte Innenstadt,
Neuer Markt mit Rathaus
Foto zwischen 1942 und 1944

Ende April 1942 wurde Rostock – nach dem Luftangriff auf Lübeck am 29. März 1942 – Ziel des zweiten britischen Flächenbombardements auf eine deutsche Großstadt. Vom 23. bis zum 27. April flog die RAF jeweils nachts mit insgesamt 460 Bombern schwere Angriffe gegen die Arado- und Heinkelwerke sowie besonders gegen das Stadtzentrum (75 % der Bombenlast). Neben Sprengbomben warfen sie auch massenhaft Brandbomben. „Die Brandbombe erwies sich in Rostock als das fürchterlichste Mittel der Stadtzerstörung“.[8] Mehr als die Hälfte der historischen Bausubstanz wurde vernichtet, das alte Rostock existierte zu großen Teilen nicht mehr. Ende 1942 war Rostock eine der am schwersten zerstörten Städte im Deutschen Reich. Reichsstatthalter Hildebrandt erklärte in der Zeit vom 25. April bis zum 4. Juni 1942 für das Gebiet der Seestadt Rostock und die angrenzenden Kreise den Ausnahmezustand. 30.000 bis 40.000 Menschen waren obdachlos geworden, 135.000 bis 150.000 aus Rostock geflohen. Die Zahl der Todesopfer lag bei 200.[8][9] Nach der Intensität der Angriffe wahrscheinlicher ist die Zahl von 617 Bombenopfern.[10]

Zum Ende des Krieges waren von vormals 10.535 Wohnhäusern in der Stadt 2611 vollständig zerstört, weitere 6735 beschädigt. Insgesamt wurden von 1941 bis 1945 von der RAF 990 t und von den USAAF 1950 t Bomben auf Rostock und Warnemünde abgeworfen. Für die Amerikaner hatten die Flugzeugwerke Priorität.[11]

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte die Rote Armee nahezu kampflos am 1. Mai 1945 Rostock, nicht zuletzt weil sich die Führung der örtlichen NSDAP zu dem Zeitpunkt bereits auf der Flucht befand. Die weitgehend zerstörten Flugzeugwerke fielen als Reparationen an die Sowjetunion. Die Neptun-Werft wurde wieder aufgebaut und in Warnemünde entstand 1945/46 die Warnowwerft. Beide Werften führten anfangs fast ausschließlich Reparationsaufträge durch.

Durch Kriegsheimkehrer und den Zustrom Vertriebener stieg die Einwohnerzahl bis 1950 wieder auf den Vorkriegsstand. Rostock gehörte zur Sowjetischen Besatzungszone und seit 1949 zur DDR.

Zu den Opfern der diktatorischen Politik der sowjetischen Besatzungsmacht und der SED gehörte der Student Arno Esch, der als führender Funktionär in der LDP Opposition betrieb und 1949 verhaftet wurde. Sowjetische Gerichte verurteilten ihn zum Tode, die Hinrichtung erfolgte 1951 in Moskau.

Diese DDR-Briefmarke fügt einige Sehenswürdigkeiten der Hansestadt zusammen (Kröpeliner Tor, Hotel Sonne, Leuchtturm und Teepott in Warnemünde).

Der Aufstand des 17. Juni 1953 löste auf der Rostocker Werft Streiks und weitergehende politische Forderungen aus. Sowjetische Truppen und Volkspolizei dämmten die Bewegung gewaltsam ein. Seit 1959 residierte die Bezirksdienststelle der Stasi, die größte aller 15 Bezirke und zuständig für die ganze Ostseeküste, in einem großen Komplex in der August-Bebel-Straße. Dort wurden bis 1989 mehr als 4800 Menschen inhaftiert, die meisten aus politischen Gründen.[12]

Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau der zerstörten Stadt. Viele Gebäude – wie das Stadttheater – waren nicht mehr zu retten; andere, wie die Jakobikirche oder das Petritor, hätten durchaus gerettet werden können.

1952 wurde Rostock durch die Verwaltungsreform Bezirksstadt des gleichnamigen Bezirks (siehe: Bezirk Rostock). Die Stadt entwickelte sich zum Schiffbau- und Schifffahrtszentrum des Landes und erlangte auch hierdurch eine wachsende Bedeutung innerhalb der DDR. Neben den Werften entstanden 1949 das Dieselmotorenwerk, 1950 das spätere Fischkombinat und 1952 die Deutsche Seereederei Rostock (DSR). Infolge des Krieges und der deutschen Teilung verfügte die DDR über keinen bedeutenden Seehafen. So entstand zwischen 1957 und 1960 der Überseehafen Rostock. Auch die Hochschullandschaft folgte der maritimen Ausrichtung.

Der Überseehafen Rostock war der größte Hafen der DDR (hier: 1982)

Der wirtschaftliche Aufschwung ließ viele Menschen aus anderen Teilen der DDR nach Rostock strömen. Bis 1988 wuchs die Stadt auf über 250.000 Einwohner. Es entstanden um das Zentrum von Rostock zwischen 1960 bis 1989 die folgenden Großwohnsiedlungen meist in Plattenbauweise: Dierkow (7.530 Wohnungen), Evershagen (8.732 Wohnungen), Groß Klein (8.200 Wohnungen), Lichtenhagen (6.925 Wohnungen), Lütten Klein (10.631 Wohnungen), Reutershagen (9.772 Wohnungen), Schmarl (4.908 Wohnungen), Südstadt (7.917 Wohnungen) und Toitenwinkel (6.549 Wohnungen).

Die politische Wende 1989 ermöglichte auch in Rostock große Veränderungen. Im Frühherbst 1989 versammelten sich mehr und mehr Bürger der Stadt zu den bald wöchentlich stattfindenden Donnerstags-Demonstrationen. Der Rostocker Pastor Joachim Gauck leitete die Mahngottesdienste in der St. Marienkirche, an die sich die Demonstrationen anschlossen. Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland 1990 erlebte die Stadt wichtige Veränderungen. Am deutlichsten war jedoch zunächst ein Bevölkerungsrückgang um ungefähr 50.000 Einwohner durch Abwanderung in andere Teile Deutschlands, Geburtenrückgang und Umzüge in den Speckgürtel um die Stadt. Diese Tendenz kam erst 15 Jahre später zum Stillstand. Gleichzeitig verloren viele Menschen in der Stadt, wie in der ganzen Region, ihre Arbeitsplätze, neue konnten aufgrund fehlender wirtschaftlicher Strukturen nicht schnell genug entstehen. Dennoch blieb Rostock das wichtigste wirtschaftliche Zentrum Mecklenburg-Vorpommerns.

Ein gesellschaftlicher Tiefpunkt waren im August 1992 ausländerfeindliche Übergriffe im Stadtteil Lichtenhagen, welche das Bild der Stadt noch Jahre danach in der Öffentlichkeit prägten. Eine Antwort von Rostocker Einwohnern darauf war die Gründung der bis heute sehr aktiven Initiative „Bunt statt Braun“ (siehe Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen).

Rostock richtete 2003 die Internationale Gartenschau (IGA) aus. Im selben Jahr wurde auch der Warnowtunnel eröffnet. Die gemeinsame Bewerbung mit Leipzig um die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2012 aber misslang schon in der internationalen Vorauswahl durch das IOC am 18. Mai 2004. Zu einer stärkeren Identifizierung mit der Stadt tragen auch bis heute weitere umfangreiche Renovierungen der historischen Bausubstanz in Rostock bei und nicht zuletzt Veranstaltungen wie die Hanse Sail.

Diese Jahre sind neben einer gewissen wirtschaftlichen Konsolidierung allerdings ebenso geprägt von emotionalen Auseinandersetzungen mit der Politik des Landes und des Bundes um Kürzungen der Finanzierung vor allem im Bildungswesen sowie in der Kultur. Die Universität ist so beispielsweise gezwungen, die traditionelle juristische Fakultät zu schließen. Rostock selbst ist verschuldet und kämpft um seine Verwaltungsautonomie. Daher werden einige umfangreiche strukturelle Reformen in der Stadt, aber auch der Verwaltung des Landes Mecklenburg-Vorpommern unternommen, die zu mehr Effizienz führen sollen. Mit der Kreisgebietsreform Mecklenburg-Vorpommern 2011 behielt Rostock seine Kreisfreiheit, wobei der umliegende Landkreis Bad Doberan mit dem Landkreis Güstrow zum neuen Landkreis Rostock vereinigt wurde.

In den Blickpunkt der internationalen Öffentlichkeit geriet Rostock Anfang Juni 2007 mit dem Weltwirtschaftsgipfel der G8 im nordwestlich gelegenen Seebad Heiligendamm. Ein großer Teil der Begleitveranstaltungen fand in Rostock statt, so der Alternativgipfel und zahlreiche Demonstrationen. Am Rande der internationalen Demonstration am 2. Juni kam es zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Globalisierungskritikern, bei denen nach offiziellen Angaben rund 1.000 Personen verletzt wurden, vorwiegend durch Steinwürfe und den Einsatz von Wasserwerfern.[13]

Im Jahr 2012 gewann Rostock den bundesweiten Wettbewerb "Stadt der jungen Forscher 2013". Mit dem Motto "Wir machen Wind" und den dazugehörigen Schülerprojekten setzte sich Rostock am 27. März 2012 gegen die Konnkurenz aus Jena durch. Mit dem Gewinn ist eine Prämie von 65.000 Euro verbunden, um bestehende und zukünftige Projekte der Wissenschaft in Rostock zu fördern. Dabei beschäftigt sich Rostock mit erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit, auch in der Gesellschaft.[14]

Das Rathaus

An der Spitze der Stadt stand seit dem 13. Jahrhundert der Rat mit zunächst 10, später 24 Ratsherren. Den Vorsitz hatte der Proconsules beziehungsweise Bürgermeister. Im 19. Jahrhundert gab es sogar 3 Bürgermeister. Ab 1925 tragen die Bürgermeister den Titel Oberbürgermeister (Liste der Rostocker Bürgermeister). Dieser wurde über Jahrhunderte vom Rat der Stadt gewählt. Seit 2002 wird er direkt vom Volk gewählt.

Als Vertretung der Bürger gibt es eine Stadtvertretung, die in Rostock die Bezeichnung Bürgerschaft trägt (In den Städten Mecklenburg-Vorpommerns, mit Ausnahme der Hansestädte, heißt das Gremium schlicht Stadtvertretung. In anderen Bundesländern gibt es Bezeichnungen wie Stadtrat , Rat der Stadt u.ä. für das Kommunalparlament) . Die Mitglieder der Bürgerschaft werden von den Bürgern der Stadt auf 5 Jahre gewählt. Nach dem Wegfall der Fünf-Prozent-Hürde zur Kommunalwahl am 13. Juni 2004 wurden die Mehrheitsverhältnisse in der Rostocker Bürgerschaft unübersichtlich. Die Bürgerschaft besteht derzeit aus 53 Abgeordneten; nach der Bürgerschaftswahl 2009 stellt Die Linke 13, die SPD 10, die CDU 9, Bündnis 90/Die Grünen 5, die FDP und FÜR Rostock – pro OB jeweils 4, der Rostocker Bund 3, die NPD 2 und sonstige 3 (AUFBRUCH 09, GRAUE und SAV). Vorsitzender ist der Präsident der Bürgerschaft. Dieses zusätzliche repräsentative Amt in der Stadt wurde 1990 neben dem Amt des Oberbürgermeisters durch das „Gesetz über die Selbstverwaltung der Gemeinden und Landkreise in der DDR“ durch die damalige Volkskammer der DDR eingeführt. Es wurde zunächst hauptamtlich wahrgenommen. Seit der Änderung der Kommunalverfassung 1994 wird es nur noch ehrenamtlich ausgeführt. Der Präsident der Bürgerschaft leitet die Sitzungen, bereitet diese vor und vertritt die Bürgerschaft nach außen. Er repräsentiert zusammen mit dem Oberbürgermeister die Stadt.

Zum Oberbürgermeister der Hansestadt Rostock wurde am 27. Februar 2005 Roland Methling (parteilos) im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit gewählt, bei der Wahl am 5. Februar 2012 wurde er erneut im ersten Wahlgang gewählt.[15]

Ergebnisse der Kommunalwahlen in Rostock

Seitenverhältnis: 3:5
Logo der Stadt seit 1993

Hauptartikel: Rostocker Wappen, Rostocker Flaggen

  • Weitere Artikel: Hanseflaggen

Rostock führte in seiner Geschichte drei verschiedene Wappen. Das Signum, Secretum und Sigillum. Das Signum, welches seit 1367 als Siegelstempel nachweisbar ist, entstand zuletzt und ist bis heute das Wappen der Hansestadt.

Das Wappen wurde am 10. April 1858 von Friedrich Franz II., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin festgelegt und unter der Nr. 9 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.

Blasonierung: „Geteilt; oben in Blau ein schreitender, rot gezungter goldener Greif; unten geteilt von Silber über Rot.“

Das Wappen wurde 1939 von dem Berliner Prof. Hans Schweitzer neu gezeichnet.

In Blau ein schreitender goldener Greif ist das herrschaftliche Zeichen der Rostocker Fürsten. Darunter Silber und Rot sind die Farben der Hanse.

Die Stadtflagge besteht aus drei waagerechten Streifen. Der obere Streifen zeigt die Farbe Blau. Er nimmt die Hälfte der Flaggenhöhe ein und ist mit einem zum Liek gewendeten, schreitenden goldenen (gelben) Greifen mit aufgeworfenem Schweif und ausgeschlagener roter Zunge belegt. Der mittlere Streifen zeigt die Farbe Silber (Weiß), der untere Streifen die Farbe Rot. Die beiden unteren Streifen nehmen je ein Viertel der Höhe ein. Die Höhe des Flaggentuchs verhält sich zur Länge wie 3:5.

Im Laufe der Geschichte hat sich die Stadtflagge mehrmals verändert. In der heutigen Form wurde sie zuletzt in der Hauptsatzung von 1991 vom Rat der Stadt festgelegt. Der Greif ist ein typisches Wappentier für die wendische Region, mit Greifswald wurde selbst eine Stadt nach ihm benannt. Der Greif ist das Schutztier. Mit seinen Krallen hält es Feinde fern. Das Wappen ist in Rostock nicht nur auf Flaggen, Häusern und Haltestellen zu sehen, sondern auch auf Kanaldeckeln, Gartenzäunen, Brücken sowie an Schiffen und Restaurants.

Ortsämter

Das Stadtgebiet Rostocks ist in 31 Ortsteile gegliedert. Mehrere Ortsteile sind insgesamt in acht Ortsamtsbereiche zusammengefasst, für die jeweils ein Ortsamt zuständig ist. Hier werden Einwohnerangelegenheiten (z. B. Meldungen) bearbeitet.

Alle Ortsteile der Stadt sind zu insgesamt 19 Ortsteilvertretungen zusammengefasst. Diese Gremien heißen Ortsbeiräte und werden von der Bürgerschaft der Stadt Rostock nach jeder Kommunalwahl neu bestimmt. Ihre Mitgliederzahl schwankt je nach Größe ihres Zuständigkeitsbereichs zwischen 9 und 13. Die Ortsbeiräte sind zu wichtigen Angelegenheiten in ihren Ortsteilen zu hören und sind vor allem beratend tätig. Eine endgültige Entscheidungskompetenz hat jedoch nur die Bürgerschaft der Gesamtstadt.

In dem Bereich, in dem die Hansestadt nicht an die Ostsee grenzt, ist sie vollständig vom Landkreis Rostock umgeben. Seit den 1990er Jahren ist so durch neu entstandene Siedlungen und Gewerbegebiete eine Agglomeration entstanden, also ein Gebiet, das administratorisch nicht zu der Stadt selbst zählt, jedoch geografisch.

Bei den Nachbargemeinden Rostocks handelt es sich um die folgenden: im Nordosten die amtsfreie Gemeinde Graal-Müritz, im Osten das Amt Rostocker Heide (mit den Gemeinden Gelbensande, Rövershagen, Mönchhagen und Bentwisch), im Südosten das Amt Carbäk (mit Broderstorf und Roggentin), im Süden die amtsfreie Gemeinde Dummerstorf. Im Süden bis in den Nordwesten grenzt Rostock an das Amt Warnow-West (mit den Gemeinden Papendorf, Kritzmow, Lambrechtshagen, sowie Elmenhorst/Lichtenhagen), unterbrochen nur von einer kurzen Angrenzung an das Amt Bad Doberan-Land mit der Gemeinde Admannshagen-Bargeshagen.

Entwicklungsstufen

Nach der Gründung der Stadt und der Vereinigung der Stadtteile erwarb Rostock im 13. Jahrhundert die große Rostocker Heide sowie einige nahe gelegene Dörfer und Gutsstellen (Bartelsdorf, Bentwisch, Broderstorf, Kassebohm, Kessin, Rövershagen, Riekdahl, Stuthof, Willershagen und Gragetopshof).

Die meisten dieser Orte wurden jedoch später wieder als eigenständige Gemeinden geführt und erst im 20. Jahrhundert wieder dem Stadtgebiet Rostocks angeschlossen (vergleiche unten: Rostocker Eingemeindungen im Detail). Im 14. Jahrhundert erwarb die Stadt das Dorf Warnemünde und erhielt so den Zugang zum Meer. Bis in das 20. Jahrhundert hinein war Warnemünde eine Rostocker Exklave. Ein geschlossenes Stadtgebiet besteht seit 1934.

Man kann somit drei Stufen der Stadtentwicklung festhalten: Die erste im 13. und 14. Jahrhundert, die zweite nach der Industrialisierung, also seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und die dritte nach dem Zweiten Weltkrieg (siehe Grafik).

Gemäß einer Entscheidung des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern vom 5. April 2006 sollte es ab dem 1. Oktober 2009 einen Großkreis Mittleres Mecklenburg-Rostock mit der Kreisstadt Rostock geben.[16] Dieser Großkreis sollte die bisherigen Landkreise Bad Doberan und Güstrow sowie die bisher kreisfreie Stadt Rostock umfassen. Nach dem Urteil des Landesverfassungsgerichtes vom 26. Juli 2007 kann das Reformgesetz in der bisher geplanten Form als mit der Verfassung des Landes unvereinbar nicht umgesetzt werden.[17]

Blick in den ehemals Blutstraße genannten Teil der Kröpeliner Straße.

Hauptartikel: Einwohnerentwicklung von Rostock

Da Rostock lange Zeit nicht über seine Grenzen hinauswuchs, blieb die Einwohnerzahl vom Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert konstant bei maximal 11.000–14.000 Personen. Erst mit der Industrialisierung begann diese schnell zu wachsen und überschritt bereits 1935 die Grenze von 100.000, wodurch Rostock zur Großstadt wurde. Bis 1940 stieg die Bevölkerungszahl dann auf 129.500. Auf Grund der Ereignisse um den Zweiten Weltkrieg sank diese bis Mai 1945 um etwa die Hälfte auf 68.928, stieg dann aber schnell an mit der Zuwanderung deutscher Vertriebener aus den Ostprovinzen.

Im Jahre 1971 wurde die Grenze von 200.000 Einwohnern überschritten. 1988 erreichte die Bevölkerungszahl mit rund 254.000 ihren historischen Höchststand. Seit der Wende in der DDR verlor die Stadt wegen hoher Arbeitslosigkeit, des Wegzugs vieler Einwohner in das Umland und des Geburtenrückgangs 22 Prozent ihrer Bewohner (55.000 Personen). Am 30. Juni 2007 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Rostock nach Fortschreibung des Statistischen Landesamtes Mecklenburg-Vorpommern 199.751 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern). Am 31. Dezember 2007 ist die Bevölkerung Rostocks mit 200.413 Menschen erstmals wieder auf über 200.000 angestiegen. Eine aktuelle Prognose geht davon aus, dass Rostock bis 2030 wieder eine Bevölkerung von 211.000 Einwohnern haben könne.[18]

Marienkirche (weitere Abbildungen)
St. Jakobi um 1920
Das Michaeliskloster ist heute Geschichtsbibliothek

Waren die Wenden noch „Heiden“, die sich gegen die gewaltsame Christianisierung wehrten, wurde das Christentum unter dem politischen Einfluss von Heinrich dem Löwen spätestens mit Pribislaw in Mecklenburg und somit auch der Region um Rostock eingeführt.

Das Verhältnis von Stadt und Kirche war nicht frei von Spannungen und Differenzen. So führte ein Kirchenbann des Papstes gegenüber der Universität zum kurzzeitigen Auszug der Universität aus der Stadt.

Hauptartikel: Jüdische Gemeinde Rostock

Seit 1868 nach dem Beitritt Mecklenburg-Schwerins zum Norddeutschen Bund durften sich wieder Juden in der Stadt niederlassen. Schnell bildete sich eine jüdische Gemeinde, die sich 1870 einen Friedhof am Rande des Alten Friedhofs, dem heutigen Lindenpark, einrichtete.

Im Jahre 1902 weihte die Jüdische Gemeinde für die etwa 280 Mitglieder eine Synagoge in der Augustenstraße 101 ein, die in der Reichspogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 von den Nationalsozialisten niedergebrannt wurde. Schon vorher waren unter dem Druck viele Juden ausgewandert, einige hatten Selbstmord begangen. Jüdischer Besitz wurde „arisiert“. Zur „Endlösung der Judenfrage“ wurden die in Rostock verbliebenen 70 Gemeindemitglieder von 1942 bis 1944 in Konzentrationslager deportiert und kamen fast alle dort ums Leben. Seit 2001 erinnern Gedenkplatten, so genannte Stolpersteine, an jüdische Opfer der Shoa.

Nachdem 1525 vom Kaplan der Petrikirche, Joachim Slüter, ein niederdeutsches Gesangbuch mit lutherischen Liedern für „werkleute“ herausgegeben wurde, begann in Rostock die lutherische Reformation, die Slüter bis 1531 durchsetzte. Nachdem er 1532 starb, wurde der Prozess von seinem Nachfolger, Johann Oldendorp, fortgesetzt. Gleichzeitig setzte sich die Reformation auch in den anderen Hansestädten durch, die zum bürgerlichen Zentrum dieser Konfession wurden. Spätestens 1534 wurde darauf der Katholizismus stark unterdrückt und die Katholiken als „Papisten“ beschimpft. Rostock bekam einen eigenen Superintendenten und ein eigenes Geistliches Ministerium.

In der Folgezeit blieb der evangelische Glaube die vorherrschende Religion in der Stadt.

Im 19. Jahrhundert zogen dann wieder Katholiken in die Stadt. Sie gründeten 1872 die erste Pfarrgemeinde seit der Reformation. Seit 1909 gab es erstmals auch wieder eine katholische Kirche in Rostock, die Christuskirche am Schröderplatz. Die Gemeinde gehörte – wie ganz Mecklenburg – zunächst zum Apostolischen Vikariat der Nordischen Missionen, dessen Jurisdiktion dauernd mit dem Bischofsstuhle zu Osnabrück verbunden war. 1930 wurde das Gebiet offiziell Teil des Bistums Osnabrück (Dekanat Mecklenburg). 1941 wurde das Dekanat Mecklenburg in einen westlichen, einen mittleren und einen östlichen Konferenzbezirk aufgeteilt. Durch die Grenzziehung nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es immer schwieriger für den Osnabrücker Bischof, seine Amtsgeschäfte in Mecklenburg wahrzunehmen. So entstand 1946 das Bischöfliche Kommissariat Schwerin, aus dem 1973 das Bischöfliche Amt Schwerin mit einem Weihbischof als „residierenden Bischof“ hervorging. Im Jahre 1971 wurde die Christuskirche trotz Protest gesprengt. Ein Neubau im Häktweg wurde als Ersatz errichtet.

Heute gehören die evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden der Stadt zu den Propsteien Rostock-Nord, Rostock-Ost und Rostock-Süd innerhalb des Kirchenkreises Rostock der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs.

Seit 1995 gehören die Rostocker Katholiken zum neugegründeten Erzbistum Hamburg. Die Pfarrgemeinden der Stadt Rostock sind Teil des Dekanats Rostock des Erzbischöflichen Amtes Schwerin innerhalb des Erzbistums.

Es gibt in Rostock Freikirchen, darunter zwei Evangelisch-Freikirchliche Gemeinden (Baptisten und Brüdergemeinde), die Evangelisch-methodistische Kirche St. Michaelis, eine Gemeinde der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten, das „Christliche Zentrum“ (Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden) und das charismatische „Gospelzentrum“. Ferner gibt es die Landeskirchliche Gemeinschaft und die Christengemeinschaft. Die Neuapostolische Kirche ist mit zwei Gemeinden vertreten. Die Gemeinde mit der größeren Mitgliederzahl befindet sich seit 1965 in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt. Die andere Gemeinde befindet sich in Warnemünde im Wiesenweg. Die Russisch-Orthodoxe Kirche ist mit der Kirchengemeinde der Seligen Xenia von St. Petersburg vertreten. Die Gemeinde der Berliner Diözese befindet sich seit 2000 in der Stadt, seit 2006 in der Thünenstraße 9[19]. Auch die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage (auch Mormonen genannt) ist mit einer Gemeinde vertreten.

Heute gibt es wieder eine Jüdische Gemeinde in Rostock. Diese hat über 700 Mitglieder[20] und ist seit kurzem auch in Besitz eines neuen Gemeindezentrums mit Synagoge. Betreut wird die Gemeinde durch den Landesrabbiner William Wolff.

In Rostock leben einige hundert Muslime. Es gibt eine Moschee in der Erich-Schlesinger-Straße, deren Trägerverein der Islamische Bund in Rostock e. V. ist.

Vor allem durch die antikirchliche Haltung der DDR-Regierung in den Jahrzehnten zwischen Zweitem Weltkrieg und deutscher Wiedervereinigung ist heute die Mehrheit der Rostocker konfessionslos.

Rostock unterhält innerhalb der Europäischen Union Städtepartnerschaften mit Stettin in Polen seit 1957, Turku in Finnland seit 1959, Warna in Bulgarien seit 1966, Dünkirchen in Frankreich seit 1960, Riga in Lettland seit 1961, Bremen in Deutschland seit 1987, Antwerpen in Belgien seit 1963, Aarhus in Dänemark seit 1964 und Göteborg in Schweden seit 1965.

Außerhalb der Europäischen Union gibt es Städtepartnerschaften mit Bergen in Norwegen seit 1965, Raleigh in den USA seit 2001, Rijeka in Kroatien seit 1966 und Dalian in der Volksrepublik China seit 1988.

Rostock ist Teil der internationalen Städtegemeinschaft Neue Hanse und Mitglied im Konvent der Bürgermeister.

In der Hansestadt sowie der nächsten Umgebung angesiedelt sind, abgesehen von vielen kleineren Unternehmen, die Universität Rostock, Werftindustrie, Reedereien, Biotechnologie, Nahrungsmittelindustrie und IT- und Softwareunternehmen.

Die Gesellschaft für Wirtschafts- und Technologieförderung Rostock mbH - Rostock Business lenkt seit ihrer Gründung am 28. Februar 2003 die Wirtschaftsförderung in Rostock. Mit der Stadt wurde dazu im Dezember 2003 ein Geschäftsbesorgungsvertrag geschlossen. Begleitet wird die Arbeit durch einen Beirat, der mit Mitgliedern aus Wirtschaft, Verbänden und Politik besetzt ist. Gesellschafter sind das Wohnungsunternehmen WIRO, die Hafenentwicklungsgesellschaft HERO und die Rostocker Versorgungs- und Verkehrs - Holding GmbH. Ziel der Gesellschaft ist laut Geschäftsbesorgungsvertrag die Erhöhung der Wahrnehmbarkeit der Region durch Stadt- und Standortmarketing, allgemeine Aufgaben der Wirtschaftsförderung für die Hansestadt Rostock, Investorenansprache und Akquisition von Unternehmen, Betreuung der ortsansässigen Unternehmen und Existenzberatungsleistungen, sowie Unterstützung und Koordinierung der Technologieförderung.[21]

Hauptartikel: Hafen Rostock

Warnemünder Leuchtfeuer
Lange Straße und Stadthafen mit Hafenbahn 1972
Silohalbinsel im Stadthafen
Kreuzfahrthafen in Warnemünde

Der Überseehafen ist – gemessen am jährlichen Güterumschlag – nach dem in Lübeck der zweitgrößte deutsche Ostseehafen. Beim Passagierverkehr ist dieser Hafen Verkehrsknotenpunkt für Reisen nach Gedser (Dänemark), Trelleborg (Schweden), Ventspils (Lettland) und nach Finnland, Estland und Russland. Nach Puttgarden ist Rostock der deutsche Ostseehafen mit der zweithöchsten Zahl an Reisenden (ca. 2 Mio. Passagiere). Neu seit 2009 ist eine Verbindung nach Gdynia in Polen der Reederei Finnlines. Diese kann weiter bis nach Helsinki ausgedehnt werden.

Nach Kriegsende wurde der in der Stadt befindliche stark zerstörte Hafen in mehrjähriger Arbeit wieder instand gesetzt. Das Wirtschaftswachstum der DDR und der Aufbau einer großen staatlichen Handelsflotte erforderten den Bau eines neuen, leistungsfähigen Hochseehafens, der außerhalb der bebauten Stadt am Breitling 1960 in Betrieb genommen wurde. Dazu wurde in Warnemünde ein neuer Zugang zur Ostsee gebaggert. Um an die Bedürfnisse der DDR- und Ostblock-Wirtschaft angepasst zu sein, wurde der Überseehafen ständig aus- und umgebaut und erreichte 1989 mit über zwanzig Millionen Tonnen Umschlag – überwiegend Massenschüttgütern – sein bis dahin bestes Ergebnis.

Mit der deutschen Einheit begann der mühevolle Weg, den ausschließlich auf DDR-Bedürfnisse ausgelegten Hafen so umzugestalten, dass er einen akzeptablen Platz im Ensemble der deutschen Häfen finden konnte. In den vergangenen 15 Jahren hat der Überseehafen sein Erscheinungsbild und sein Leistungsangebot deshalb stark verändert. Aufgrund des modernen Ölhafens, der Anlagen für den Getreide-, Kohle-, Düngemittel- und Zementumschlag und des Terminals für den Export von Zucker, Holz, Schrott und Stückgütern ist er nach wie vor ein universaler Umschlagplatz.

Mit 162 Anläufen und 350.000 Passagieren ist Rostock in 2011 der größte deutsche Kreuzfahrthafen, bedingt vor allem durch den guten Anschluss an den Raum Berlin als Touristenziel und das 2005 eröffnete moderne „Cruise Center“ in Warnemünde. 2012 wird mit 178 Anläufen der Rekord von 2011 nochmals überboten.

Schon seit längerer Zeit nutzt die deutsche Reederei AIDA Cruises Warnemünde als Basishafen für die Ostseekreuzfahrten im Sommer, seit 2011 auch mit zwei Schiffen. 2009 und 2010 ermöglichte Norwegian Cruise Line auf Ostseekreuzfahrten den Zustieg in Warnemünde. Costa Crociere nutzt seit 2010 Warnemünde neben Kopenhagen als Basishafen für Nordeuropakreuzfahrten. 2010 und 2011 wurde die Costa Atlantica ab Warnemünde eingesetzt, erstmals im Jahre 2012 wird die Costa Fortuna von Warnemünde aus auf Kreuzfahrt gehen. Die amerikanische Reederei Princess Cruises ermöglicht im Jahre 2012 erstmals seinen Gästen, auch in Warnemünde auf die Ostseekreuzfahrten der Emerald Princess zuzusteigen.

Alte und neue Straßenbahnwagen am Neuen Markt vor dem Rathaus

1881 begann in Rostock die Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs. Die erste Pferdebahn mit Waggons auf Schienen, die von der Mecklenburgischen Straßen-Eisenbahn Actien Gesellschaft betrieben wurde, ging in Betrieb. Bereits zu Anfang gab es drei verschiedene Linien. 1904 nahm die erste elektrische Straßenbahn der Rostocker Straßenbahn AG ihren Betrieb auf. 1944 wird die RSAG nach Ablauf der Konzession zur Städtischen Straßenbahn Rostock aus der 1951 der VEB Nahverkehr Rostock hervorgeht. 39 Jahre später erfolgt die Wiedergründung der Rostocker Straßenbahn AG.

Der Öffentliche Personennahverkehr wird durch die S-Bahn Rostock der Deutschen Bahn und durch Straßenbahnen und Omnibusse der Rostocker Straßenbahn AG bedient. Es gibt sechs Straßenbahnlinien, 22 Stadtbuslinien und zwei Nachtbuslinien. Zwei Fährlinien über die Warnow verkehren zwischen dem Stadtzentrum und Gehlsdorf (Personenfähre) sowie zwischen Warnemünde und Hohe Düne (Autofähre). Regionalbuslinien erschließen das Umland. Sie werden von Küstenbus , der Omnibusverkehrsgesellschaft Güstrow und weiteren Unternehmen innerhalb des Verkehrsverbundes Warnow (VVW) betrieben, der 1997 gegründet wurde.

Seit 2006 gab es Planungen, durch eine Verknüpfung von Schienenstrecken der Straßenbahn, Regionalbahn und S-Bahn ein Stadtbahnsystem herzustellen. Kritiker befürchten hohe finanzielle Risiken für die Stadt und haben Zweifel an der Wirtschaftlichkeit und Sinnhaftigkeit.

Hauptbahnhof, Nordempfangsgebäude von 1913
Doppelstock-Züge als Regional-Express und S-Bahn

Der größte und wichtigste Bahnhof der Stadt ist der Rostocker Hauptbahnhof. Weitere Bahnhöfe sind der Bahnhof Warnemünde, sowie der Bahnhof Seehafen Nord.

Im Fernverkehr ist Rostock seit Juni 2007 per ICE (Rostock–Berlin–München) erreichbar. Intercity-Züge verbinden Rostock mit Hamburg und Westdeutschland, der einmal täglich verkehrende InterConnex mit Berlin und Leipzig. Die mehrere Jahre bestehende Nachtzug-Verbindung nach München bzw. Köln und Dortmund wurde im Oktober 2007 eingestellt. Im Regionalverkehr ist Rostock mit acht Linien gut an die umliegenden Städte angebunden.

Rostock liegt an den Autobahnen 19 (Rostock – Autobahndreieck Wittstock (Dosse) – Berlin) und 20 (Stettin–Stralsund–Rostock–Lübeck), die sich im Autobahnkreuz Rostock kreuzen, und den Bundesstraßen 103, 105 und 110. Die Autobahnen und die Bundesstraßen 103 und 105 bilden zusammen mit dem Warnowtunnel einen Schnellstraßenring in und um Rostock.

Der Warnowtunnel wurde 2003 als Verbindung der westlich und östlich der Unterwarnow gelegenen Stadtteile zwischen Schmarl und Oldendorf eröffnet. An seinem östlichen Ende beginnt die A 19, das Westende ist mit der Schnellstraße vom Rostocker Zentrum nach Warnemünde verbunden. Der Tunnel ist der erste privat finanzierte und mautpflichtige Straßentunnel Deutschlands. Ging man in den Planungen zunächst von 22.000 Durchfahrten pro Tag aus, hat sich die Verkehrsbelegung heute bei rund 12.000 Durchfahrten eingepegelt. Damit konnten sich die Erwartungen bisher bei weitem nicht erfüllen. Als Konsequenz daraus wurde das Finanzierungsmodell nachträglich angepasst.

Von 1998 bis 2007 wurde auch das innerstädtische Straßennetz mit dem Neu- und Ausbau der Arnold-Bernhard-Straße und der August-Bebel-Straße sowie der Verbindung vom Schröderplatz zum Warnowufer grundlegend neu gestaltet. Parallel dazu wurden die früher verkehrsreichen Plätze Neuer Markt und Doberaner Platz für den Autoverkehr gesperrt.

Etwa 25 km südöstlich befindet sich der Flughafen Rostock-Laage. Air Berlin bietet Linienflüge nach Mallorca und Rhodos an. Germanwings bedient die Strecke Köln/Bonn–Rostock und Stuttgart-Rostock. Lufthansa verbindet Rostock mit den Drehkreuzen Frankfurt und München. Die German Sky Airlines fliegen via Frankfurt a. M. nach Antalya, einen Direktflug gibt es bei Sun Express. Die Helvetic Airways fliegen in den Sommermonaten Zürich an. Ein weiteres beliebtes Reiseziel ist Kreta, erreichbar mit der Viking Hellas. Weitere Charterflieger binden Rostock an verschiedene Ziele in Europa an.

Steinkohlekraftwerk bei Nacht
(weitere Bilder)

Traditionell ist Rostock Handels- und Industriestadt. Der Schiffbau und die Fischverarbeitung Rostocks verloren nach der Wiedervereinigung an Bedeutung, zahlreiche Beschäftigte verloren ihre Arbeit. Die Rostocker Werften (Neptun-Werft, Warnow-Werft) blieben erhalten und weitere Industriebetriebe wurden angesiedelt (Liebherr, Caterpillar) andere, wie Nordex, neu gegründet.

Von überregionaler Bedeutung sind auch die DSR-Gruppe und die deutsch-dänische Fährreederei Scandlines, die ihren deutschen Unternehmenssitz in Rostock hat. Zu den ansässigen Reedereien zählt auch die Kreuzfahrtreederei AIDA Cruises.[22] AIDA Cruises ist mit der AIDA-Flotte größter Arbeitgeber im Tourismusbereich in der Hansestadt.

Ein ebenfalls überregional bekanntes Unternehmen ist die Rostocker Brauerei GmbH, die die mit der DLG-Goldmedaille-2006 ausgezeichneten Biermarke Rostocker Pilsener braut und bundesweit vermarktet.

Heute gewinnt der Dienstleistungssektor in der Stadt zunehmend an Bedeutung. Vor allem sind das Callcenter, die sich wegen der dialektarmen, hochdeutschen Sprache und des guten Angebots von Arbeitskräften ansiedeln.

Der größte Arbeitgeber der Stadt ist heute die Rostocker Universität.

In Rostock beheimatet ist die OstseeSparkasse Rostock.

Der Rostocker Anzeiger titelt politisch instrumentalisierend mit der Überschreitung der 100.000-Einwohner-Grenze
Gebäude der Ostsee-Zeitung (auf dem Platz des 1942 zerstörten Stadttheaters)

Das erste periodisch erscheinende Nachrichtenblatt in Rostock, der Auszug der Neuesten Zeitungen erschien ab 1711. 1846 wurde daraus die Rostocker Zeitung, die Zeitung des liberalen Bürgertums der Stadt. Lange auflagenstärkste Zeitung des Landes war der 1881 gegründete Rostocker Anzeiger.

Im 20. Jahrhundert spiegelten die Zeitungen vorwiegend die politischen Gruppen wider. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts findet sich im linken politischen Spektrum die sozialdemokratische Mecklenburgische Volkszeitung und die kommunistische Volkswacht, im rechten die völkische Mecklenburger Warte und der nationalsozialistische Niederdeutsche Beobachter. Zur Zeit der DDR wurde die Medienlandschaft vom Staat bestimmt und so erschien als Organ der SED die Volkszeitung, die ab 1946 Landeszeitung und dann 1953 Ostsee-Zeitung heißen sollte. Für die CDU erschien der Demokrat, für die LDPD die Norddeutsche Zeitung, und für die NDPD die Norddeutschen Neuesten Nachrichten

In Rostock erscheinen als Tageszeitung die Ostsee-Zeitung (OZ), die Norddeutsche Neueste Nachrichten (NNN) sowie das Boulevardblatt Bild in der Regionalausgabe Mecklenburg-Vorpommerns. Es gibt mehrere Online-Stadtmagazine und regelmäßig erscheinende kostenlose Anzeigenmagazine. Als Monatspublikationen erscheinen regelmäßig das 0381-Stadt & Kulturmagazin, die Szene Rostock, das Stadt- und Szenemagazin Piste, der o.k. Ostseekalender und HRO Live.

Die Stadt ist Sitz eines Regionalstudios des NDR, das Beiträge für den Hörfunk und das Fernsehprogramm produziert.

In der Hansestadt sind die Deutsche Presse-Agentur GmbH dpa und die ddp-Nachrichtenagentur ansässig.

Zwei regionale Fernsehsender berichten aus Rostock, der Privatsender mit Videotext tv.rostock und der Bürgerfernsehsender rok-tv (Rostocker Offener Kanal).

Im Sommer 2005 ging Radio Lohro, ein nicht kommerzielles Stadtradio für die Region Rostock, auf Sendung. Ebenfalls aus der Hansestadt sendet der landesweite Privatsender Ostseewelle. Der ebenfalls private Radiosender Antenne MV besaß über zehn Jahre in Rostock ein Regionalstudio, das im Frühjahr 2007 aus Kostengründen geschlossen wurde.

Wichtigster Senderstandort ist der Fernmeldeturm Rostock.

Rostock war nie die politische Hauptstadt des Landes. Trotzdem wurde es häufig wegen seiner politischen und wirtschaftlichen Bedeutsamkeit als diese bezeichnet. Noch heute zeigt sich das zum Beispiel an den Institutionen und Einrichtungen sowie Körperschaften des öffentlichen Rechts, die ihren Sitz in Rostock haben. Dazu zählen: Landgericht Rostock, Oberlandesgericht Rostock, Arbeitsgericht Rostock, Landesarbeitsgericht Mecklenburg-Vorpommern, Sozialgericht Rostock, Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (Rostock hat einen der beiden Sitze dieses Amtes; der weitere gleichberechtigte Sitz befindet sich in Hamburg), Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Leibniz-Institut für Ostseeforschung, Marineamt, Stützpunkt Hohe Düne mit Schnellbootflottille, Korvettengeschwader und Sportfördergruppe der Deutschen Marine, Bundespolizeiamt Rostock, Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern, IHK Rostock, Oberfinanzdirektion des Bundes, eine Filiale der Bundesbank, Bundesforschungsamt für Fischerei, Bundesvermögensamt Rostock, Wasserschutzpolizeidirektion Mecklenburg-Vorpommern, Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, Landesamt für Straßenbau und Verkehr Mecklenburg-Vorpommern, Landesgesundheitsamt Mecklenburg-Vorpommern, Landesinstitut für Schule und Ausbildung Mecklenburg-Vorpommern, Landesprüfungsamt für Bautechnik Mecklenburg-Vorpommern, Landesversorgungsamt Mecklenburg-Vorpommern, Lehrerprüfungsamt Mecklenburg-Vorpommern, Staatliches Amt für Umwelt und Natur Rostock, Staatliches Schulamt Rostock, Amt für Raumordnung und Landesplanung Mittleres Mecklenburg und schließlich der Deutsche Wetterdienst.

Hauptgebäude der Universität Rostock

Hauptartikel: Universität Rostock

Die mit Abstand größte und wichtigste Bildungseinrichtung der Stadt ist die Universität Rostock: Gegründet 1419 gehört sie nach der Universität von St Andrews in Schottland (1413) zu den ältesten Universitäten Nordeuropas, und nach Prag (1348), Heidelberg (1386), Köln (1388), Erfurt (1392) und Leipzig (1409) zu den ältesten deutschen Universitäten.[24] Die seit ihrer Gründung ununterbrochene Lehrtätigkeit macht die Rostocker Universität sogar zur drittältesten deutschen Hochschule. Die Gründungsfakultäten sind die juristische, die philosophische und die medizinische Fakultät, Theologie gehörte noch nicht dazu. Diese wurde erst im Jahre 1432 gestiftet und vervollständigte so die Universität. Nach kurzer Zeit erhielt sie den Beinamen „Leuchte des Nordens“. Die einzelnen Fakultäten und Institutionen sind in den letzten Jahren auf vier Standorte konzentriert worden. Nachdem 1950 auf Betreiben der SED-Regierung die Juristische Fakultät geschlossen worden war, konnte sie im Herbst 1989 neu eröffnet werden. Mittlerweile besteht die Hochschule aus neun Fakultäten: Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät, Informations- und Elektrotechnische Fakultät, Juristische Fakultät, Medizinische Fakultät, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, Maschinenbau- Schiffstechnische Fakultät, Philosophische Fakultät, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät sowie die Theologische Fakultät. Die Universität Rostock ist mit ca. 14.700 Studenten (WS 2009/10) die größte Hochschule Mecklenburg-Vorpommerns.

Hochschule für Musik und Theater

Hauptartikel: Hochschule für Musik und Theater Rostock

Diese erst 1994 gegründete Hochschule ist eine der jüngsten ihrer Art in ganz Deutschland. Sie fühlt sich stark mit entsprechenden Einrichtungen in Vilnius, Riga und Tallinn verbunden und kooperiert auch mit den Hochschulen in Krakau, Danzig und Posen. Es gibt einige Zusammenarbeit mit der staatlichen Universität Rostock, beispielsweise in Form von gemeinsamen Kursen für Studenten der Uni Rostock und der HMT. Gemeinsam mit der Otto-Falckenberg Schule München und der Ernst-Busch Schule Berlin gehört sie zu den drei besten staatlichen Schauspielschulen Deutschlands und genießt einen erstklassigen Ruf. Im Jahre 2001 erhielt sie einen beachtenswerten Neubau auf den Ruinen des vormaligen Katharinenstifts.

Hauptartikel: Hochschule Wismar

Der Fachbereich Seefahrt der Hochschule Wismar mit seinem modernen Maritimen Simulationszentrum ist in Warnemünde ansässig.

Zu nennen sind

  • das Max-Planck-Institut für demografische Forschung,
  • als Institute der Fraunhofer-Gesellschaft das Institut für Graphische Datenverarbeitung und das Institut für Produktionstechnik und Automatisierung Stuttgart, Außenstelle Rostock.
  • der Forschungsverbund Mecklenburg-Vorpommern e. V. in Rostock-Warnemünde und
  • das Leibniz-Institut für Katalyse; 2006 hervorgegangen aus dem Zusammenschluss der Institute für Organische Katalyseforschung und für Angewandte Chemie Berlin-Adlershof.

Es gibt ein umfassendes Angebot an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen, davon

  • 23 Grundschulen,
  • sechs regionale Schulen,
  • acht Gesamtschulen,
  • elf Gymnasien,
  • zehn Förderschulen,
  • sechs Berufsschulen und
  • sieben sonstige Schulen und Nebenstellen,mit unter anderem der Kunstschule, der Sternwarte und der Zooschule.

Rostock hat vier Bibliotheken.

Alle zwei Jahre wird für kulturelles Engagement und für Leistungen, die das Geistes- und Kulturleben der Hansestadt Rostock wesentlich bereichern, der Kulturpreis der Hansestadt Rostock verliehen.

  • Artikel: HMT Rostock

Für die musikalische Ausbildung von Kindern und Jugendlichen gibt es das Konservatorium und die Welt-Musik-Schule "Carl Orff" e.V.. Hier findet Unterricht von der musikalischen Früherziehung bis zum Einzel- und Ensembleunterricht der verschiedensten Instrumente, Gesang und Tanz statt. Daneben existieren weitere, private Musikschulen. An der Hochschule für Musik und Theater studieren ca. 500 Studenten. In der Hochschule ist der Kammerchor Ars’ Nova zu Hause.

Das wichtigste Orchester der Stadt ist die Norddeutsche Philharmonie am Volkstheater Rostock. Neben der Mitwirkung an den musikalischen Oper-, Operetten-, Musical- und Ballettaufführungen werden auch die regelmäßig stattfindenden Philharmonischen Konzerte gut besucht. Am Volkstheater ist auch die Rostocker Singakademie, eine aus Berufssängern und Laien bestehende Chorvereinigung tätig.

Tragende Säulen der Aufführungen von klassischer Musik in Rostock sind die Kantoreien der St.-Johannis-Kirche, der Marienkirche und der Kirche Warnemünde. Die verschiedenen Chöre dieser Kantoreien bestreiten neben der musikalischen Begleitung der Gottesdienste eine rege Konzerttätigkeit mit Aufführungen von Kantaten, Motetten und Oratorien teilweise in Begleitung international namhafter Solisten und Orchester.

Die Hochschule für Musik und Theater mit ihren Studenten bereichert die klassische Konzertszene in Rostock. Seit 1991 finden im ganzen Land jährlich im Sommer die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern als ein Festival klassischer Musik statt. Zu den Spielorten in Rostock gehört auch die alte Schiffbauhalle der Neptun-Werft.

Mit der Pasternack Big Band ist in Rostock eine der wenigen noch existierenden Bigbands in Norddeutschland beheimatet. Es gibt weiterhin kleinere aktive und ambitionierte Jazz-Ensembles und Bands, wie Swing for Fun, The Marching Saints, die Breitling-Stompers, Ipanema und Fritzings Dixie Crew, die unterschiedliche Genres und Stilistiken bedienen und sich harmonisch in die Jazz-Szene Norddeutschlands einfügen. Die Reihe Jazzdiskurs stellt regelmäßig bekannte und unbekannte Formationen und Solisten aus allen Stilrichtungen des Jazz vor, im Bogarts Jazz Club (ansässig in der Kneipe und Kleinkunstbühne „Ursprung“) gibt es Blues und Rock, Dixieland, Bebop oder Modern Jazz mit Infos über Interpreten, Komponisten, Arrangeure und das Musikgeschäft. Der Jazzclub Rostock e. V. wirkt auf eine Entwicklung der Jazzmusik in Rostock und Umgebung hin. Dazu wird Jazz im öffentlichen Bewusstsein gefördert und Jazzinteressierten ein Forum gegeben. Jährlich findet in Rostock ein fünftägiger Jazz-Workshop für traditionellen Jazz, Mainstream, modernen Jazz, zeitgenössischen Jazz und Blues statt.

Das Literaturhaus Rostock, das vom gemeinnützigen Trägerverein Literaturförderkreis Kuhtor e. V. geführt wird, bietet Literatur- und Kulturinteressierten ein weitgefächertes Programm an Veranstaltungen im kulturellen Bereich. Neben dem Literaturhaus Leipzig ist es das einzige ostdeutsche Literaturhaus im Netzwerk deutschsprachiger Literaturhäuser (Deutschland, Österreich, Schweiz).

Einen Einblick in die Hinterlassenschaft des Rostocker Schriftstellers Walter Kempowski gibt das Kempowski-Archiv-Rostock. Es ist geplant eine Sammlung von Archivgegenständen dauerhaft auszustellen und somit der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Dem Autor, Dramatiker, Maler und Filmemacher Peter Weiss und seinem Wirken in der Hansestadt trägt das Peter-Weiss-Haus Rechnung. Nahezu alle Weiss-Stücke erlebten Ihre ostdeutsche Erstaufführung am Volkstheater Rostock unter Hanns Anselm Perten. Weiss formulierte selbst, das Rostocker Theater wäre für ihn das, was für Brecht das Berliner Ensemble gewesen sei. Mit Sitz im unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft beherbergt das Haus u. a. das Literaturhaus Rostock und eine Forschungs-Mediathek über Werk und Wirkung des Universalkünstlers in den Genres Film, Ton und Literatur. Das Haus richtet jährlich die Peter-Weiss-Woche aus und arbeitet unter anderem mit der Internationalen Peter Weiss-Gesellschaft zusammen.

Am 26. Februar 2010 wurde in Rostock auf Initiative zahlreicher Wissenschaftler der Johnson-Forschung mit Unterstützung der Universität und der Stadt Rostock die Uwe-Johnson-Gesellschaft gegründet.

Der älteste deutsche Theaterzettel (von 1520)
Transkribierung auf Wikisource
Rostocker Stadttheater von 1786–1880
Rostocker Stadttheater von 1895–1942 (weitere Bilder)
Theater im Stadthafen

Die Theaterkultur der Stadt reicht weit in die Vergangenheit. Der nachweislich älteste gedruckte Theaterzettel Deutschlands von 1520 stammt aus Rostock. Bei diesem handelt es sich um eine Ankündigung für das Fest zu Ehren der Medelidinge Marie, welches in Rostock immer an dem Sonntag nach dem 15. Juli (im Jahre 1520 war es demnach der 22. Juli) gefeiert wurde.

Dabei waren es bis in das 19. Jahrhundert hinein vornehmlich wandernde Schauspielergruppen, die sich der Rostocker Bürger annahmen. Die Spielorte wechselten vom mittelalterlichen Marktplatz über das Ballhaus im 17. zum Comödienhaus im 18. Jahrhundert, ehe 1786 das alte Stadttheater entstand, welches durch einen Brand 1880 zerstört wurde. Es konnte jedoch schon 1895 ein größeres, schöneres Theater südöstlich des Steintors eingeweiht werden. H. Seeling hatte es als monumentalen neobarocken Putzbau mit mehreren Rängen im Zuschauerraum errichtet. Noch 1938 wurde es umgestaltet. Dann war diesem Gebäude kein langes Leben mehr beschieden, es wurde im April 1942 bei den britischen Luftangriffen auf Rostock zerstört. An seiner Stelle wurde der Neubaukomplex „Ostsee-Druck“ errichtet. Schon lange wird über einen Theater-Neubau diskutiert. In den 1970er Jahren sollte einer am Schröderplatz entstehen, über den Wallgraben reichen und die Teufelskuhle dabei als Freilichtbühne einbeziehen. Ein Großes Haus sollte dann 1000, ein Kleines 400 Plätze haben, über deren Auslastbarkeit damals bereits spekuliert wurde. Die Pläne wurden gestrichen, da solch ein Bau nicht finanzierbar war. Also erhielt das vorhandene Provisorium einen einfachen Anbau für ein Theatercafé (bald Ballettsaal) und die Eingangshalle; Zuschauerraum und Foyer konnten dadurch ebenfalls erweitert werden. Bereits 1954 wurde in einem ehemaligen Hotel in der Eselföterstraße das Kleine Haus mit 193 Plätzen geschaffen, 1960 das Intime Theater am Glatten Aal (67 Plätze), 1965 das Theater für Prozesse im ehemaligen Haus der Armee, 1968 in Warnemünde die Kleine Komödie (94 Plätze). Später wurde dann in der Kunsthalle das Studio 74 eingerichtet und in einer Baracke das Theater am Kehrwieder (bald Probehaus der Philharmonie). In der zweiten Etage des Großen Hauses entstand das Ateliertheater. Aber auch Freilufttheater entstanden: Im Garten des Klosters zum Heiligen Kreuz und die Sommerbühne am Meer im Kurhausgarten Warnemünde.[25]

Die Rostocker Theatergeschichte hat von Persönlichkeiten wie Conrad Ekhof, Schönemann, Hagen und Hanns Anselm Perten gelebt, die Rostock zu seinem kulturellen Höhepunkt im 20. Jahrhundert führten und zum „Bayreuth des Nordens“ machten, da besonders die Aufführung von Wagner-Opern gepflegt wurde. Trotz wachsendem finanziellen und politischen Druck ist das Theater noch mit einem kompletten Tanztheater-, Musiktheater- und Schauspielensemble ausgestattet. Spielstätten sind heute das Große Haus (Doberaner Straße 134/135), das Theater im Stadthafen (Warnowufer 65) und die Kleine Komödie Warnemünde (Rostocker Str. 8). Integraler Bestandteil des Volkstheaters ist darüber hinaus die Norddeutsche Philharmonie Rostock. Das A-Orchester ist der größte Klangkörper des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Regelmäßige finden Konzerte nicht nur im Großen Haus, sondern auch im Barocksaal und der Nikolaikirche statt.

Neben dem städtischen Volkstheater bereichert auch die 1991 gegründete freie Compagnie de Comédie in der Bühne 602 (Warnowufer 55) die Rostocker Theaterlandschaft mit Musical, Schauspiel, Komödie, Konzerten und Märchen. In jeder Spielzeit werden durch das kleine Team, das durch die Hansestadt Rostock, das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur MV, das Arbeitsamt Rostock und das Sozialministerium MV gefördert wird, bis zu sieben Neuproduktionen aufgeführt.

Seit fast 90 Jahren gibt es die Niederdeutsche Bühne Rostock, die in der Bühne 602 und im Theater im Stadthafen mit regelmäßig zwei Premieren pro Spielzeit auftritt.

Das jüdische Theater Mechaje ist seit 1997/1998 Bestandteil des Rostocker Theaterlebens.

Die Museumslandschaft Rostocks ist nicht sehr reich, dafür gibt es aber einige interessante Höhepunkte. So die Kunsthalle Rostock, in der im Jahr 2006 eine Ausstellung mit Werken von Christo und Jeanne-Claude zu sehen war, die Kulturhistorischen Museen im Kloster zum Heiligen Kreuz und dem Kröpeliner Tor mit einer Dauerausstellung zur Rostocker Stadtbefestigung und Societät Rostock maritim e. V. (ehemals Schiffbaumuseum). Ein darüber hinaus wichtiges Museum ist die Dokumentations- und Gedenkstätte des BStU in der ehemaligen U-Haft der Stasi in Rostock. Auch sehr interessant sind das Heimatmuseum Warnemünde, das Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum auf dem Traditionsschiff in Rostock-Schmarl, auf dem neben der Schiffbaugeschichte auch maritime Spezialthemen zu besichtigen sind und das depot12, die verkehrsgeschichtliche Ausstellung der RSAG und der Rostocker Nahverkehrsfreunde.

Der Eintritt für einige Rostocker Museen ist frei. Diese nehmen freiwillige Eintrittsspenden entgegen.[26]

Kuhtor (Feldseite)
Deutsche Med

Rostocks Altstadt wird von gotischen Backsteingebäuden aus der Zeit der Hanse geprägt. Dazu zählt die alte Rostocker Stadtbefestigung, von der heute noch Teile erhalten sind, vor allem im Süden mit Wieckhäusern und einem Stück des Walls, der durch Wallenstein zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs errichtet wurde. Weiter östlich in der Mauer zwischen Steintor, dem einstigen Haupttor und dem Kuhtor, dem ältesten Gebäude Rostocks überhaupt, steht der Lagebuschturm als letzter von vier Wehrtürmen. Im Osten der Altstadt befindet sich ein langes Stück Mauer in der Nähe der Petrikirche, im Nordwesten steht darüber hinaus noch ein Teil der Fischerbastion mit einigen historischen Kanonen. Viele Tore, die in die Mauer integriert waren, existieren heute nicht mehr. Die meisten abgerissenen Tore wurden im Zuge der Entfestigung der Stadt im 19. Jahrhundert abgetragen, das im Zweiten Weltkrieg ausgebrannte Petritor wurde als Verkehrshindernis 1960 niedergelegt. Aber wichtige Tore, wie das Steintor, Kröpeliner Tor und Mönchentor sind noch immer zu sehen und wurden vollständig saniert.

Innerhalb der Stadtmauern befinden sich drei von einstmals vier monumentalen Stadtkirchen und eine Klosterkirche, mit deren Bau im 13. Jh. begonnen wurde: Die größte ist die gotische Marienkirche im Stadtzentrum, daneben findet man in der sogenannten Östlichen Altstadt die frühgotische Nikolaikirche sowie die St. Petri-Kirche am Alten Markt, deren Umgebung die Keimzelle Rostocks darstellt. Ferner ist die Klosterkirche des Klosters zum Heiligen Kreuz im westlichen Stadtzentrum erwähnenswert. Außerhalb der Stadtmauern befinden sich die Heiligen-Geist-Kirche in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt und die Evangelische Kirche in Warnemünde.

Bedeutende Profanbauten sind das gotische Rostocker Rathaus aus dem 13. und 14. Jh. mit einer nachträglich angefügten, barocken Fassade von 1727, das Hausbaumhaus (spätgotisches Kaufmannshaus), das Standesamt und Stadtarchiv, das Ratschow-Haus (heute Stadtbibliothek), das Krahnstöverhaus in der Großen Wasserstraße und das neugotische Ständehaus. Auch findet man insbesondere in der Kröpeliner Straße zahlreiche im Kern mittelalterliche und in der Fassade barock oder klassizistisch überformte Bürgerhäuser, die heute zumeist als Geschäftshäuser dienen. Ebenso erwähnenswert ist der Leuchtturm in Warnemünde, welcher als das Wahrzeichen dieses Stadtteils gilt. Ein anderes interessantes Gebäude ist das Universitäts-Hauptgebäude am Universitätsplatz, aber auch zahlreiche Speicher, wie der Wittespeicher oder die Speicher auf der Speicherhalbinsel im Stadthafen.

Zu den zahlreichen Bauten aus der Zeit der Industrialisierung zählt der denkmalgeschützte Wasserturm von 1903.

In den 1920er und 1930er Jahren entstanden als bedeutende Einzelbauwerke des Neuen Bauens das Kurhaus Warnemünde und das Lyzeum mit Oberlyzeum, das heutige Innerstädtische Gymnasium. Die Architekten waren Walter Butzek und Gustav Wilhelm Berringer. Das Lyzeum erhielt auf Druck der Nationalsozialisten ein „zeitgemäßes“ Steildach. Mit der Rekonstruktion 2008 wurde die Schule wieder entsprechend ihrer ursprünglich geplanten Form mit einem Flachdach versehen.

Von 1953 bis 1959 wurde mit dem besonderen Wohlwollen Walter Ulbrichts unter Leitung des jungen Chefarchitekten der Stadt Joachim Näther die Lange Straße als Magistrale neu aufgebaut, die eins der Wahrzeichen Rostocks geworden ist.

Zwischen 1966 und 1972 wurden von Ulrich Müther mit verschiedenen Rostocker Architekten stadtbildprägende Hyparschalen – Bauwerke errichtet. Das bekannteste ist der Teepott in Warnemünde, weiterhin das Kosmos in der Südstadt, die Mehrzweckhalle in Lütten Klein und der Neubau der katholischen Kirche am Borenweg. Weitere Experimentalbauten Müthers entstanden für die Ostseemesse auf dem Messegelände Schutow. Hier ist eine ehemalige Messehalle erhalten geblieben.

Ende der 1990er Jahre entstand unter Leitung von Gerkan, Marg und Partner hinter der Gründerzeitfassade des ehemaligen Hotels „Rostocker Hof“ eine der innerstädtischen Einkaufspassagen in Rostock. Das gleiche Architekturbüro zeichnete auch für das städtebauliche Konzept und die Bauten der IGA 2003, unter anderen mit der Messehalle und dem Messeturm, verantwortlich. Ein weiteres international tätiges Architektenteam, das Büro des dänischen Architekten Henning Larsen entwarf die sachlich-moderne Gebäude des Max-Planck-Instituts am Stadthafen, das 2001 fertiggestellt wurde, und der Universitätsbibliothek in der Südstadt (2004). 2005 entstand im Stadtzentrum der postmoderne Bau der Deutschen Med vom deutsch-amerikanischen Architekten Helmut Jahn.

Die alte Synagoge von Rostock
Petritor 1905
(weitere Abbildungen)
Rekonstruktion des Zwingers

1566 war es ein politischer Streit mit Herzog Johann Albrecht I., der zu einem Abriss des Steintors und der Stadtmauer bis zum Kuhtor führte. Aus den Steinen ließ er sich eine Befestigung vor der Stadt bauen. 1575-77 allerdings wurden nach der Einigung das Tor, jetzt im niederländischen Renaissancestil, sowie die Mauer aus den Steinen der geschleiften Festung wieder aufgebaut. 1677 war es ein großer Brand, der ein Drittel der Stadt vernichtete. Aber auch Stürme trugen zu einer Vernichtung von wichtigem Baugut bei, wie 1718, als vor allem die historische gotische Ratslaube am Rathaus zusammenbrach. Zu sehen ist sie noch auf der Vicke-Schorler-Rolle. Ersetzt wurde sie dann später durch einen einfachen barocken Vorbau des 18. Jahrhunderts, der die alte gotische Schauwand aus dem 13. Jahrhundert fast vollständig bedeckt.

In der öffentlichen Wahrnehmung fast vergessen ist der Zwinger, der als Wehrturm vor dem Steintor stand. Dieser wurde 1849 von preußischen Pionieren wegen angeblicher Baufälligkeit gesprengt.

1938 wurde die Synagoge von Rostock zerstört.

Rostock verlor viele wichtige historische Bauten durch die Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg. Vernichtet oder schwer beschädigt wurden drei der vier großen Stadtpfarrkirchen, mit Stein-, Kuh- und Petritor Teile der Befestigungsanlagen, Platzbebauungen (Neuer Markt, Alter Markt und Hopfenmarkt teilweise, Am Schilde vollständig) und ganze Straßenzüge mit stadtbildprägenden Giebelhäusern aller Stilepochen, das neogotische Hauptpostamt, das Universitätsklinikum am Gertrudenplatz, das neobarocke Stadttheater und eine Reihe von Schulgebäuden, darunter die klassizistische Friedrich-Franz-Schule von 1844.[27] 40 Prozent des Wohnraumes in Rostock ging durch die Bombenangriffe verloren.

Auch nach dem Krieg wurde keine Rücksicht auf die historische Bausubstanz genommen. Die Jakobikirche, 1942 schwer getroffen, wurde 1960 endgültig abgerissen. Heute erinnert eine Grünanlage an den Ort, an dem sie gestanden hat. In den Boden gelassene Markierungen zeigen unter anderem die Stelle der alten Portale. Ebenfalls wurde das im Krieg lediglich teilweise zerstörte Rostocker Stadttheater am Steintor abgerissen. An dessen Stelle kam ein funktionales Gebäude, Sitz von Ostseedruck und Ostsee-Zeitung. Des Weiteren wurden nach dem Krieg die neogotischen Anbauten am Kröpeliner Tor, die um 1840 errichtet worden waren, obgleich unbeschädigt, abgerissen.

Das Petritor und die Petrikirche wurden ebenfalls im Zweiten Weltkrieg von Bomben getroffen (am 27. April 1942). Während die Kirche erhalten blieb und ihr nach der Wiedervereinigung 1994 ein neuer Turmhelm aufgesetzt wurde, wurden das Petritor und Teile der Stadtmauer am 27. Mai 1960 vollständig abgerissen. Ein Verein bemüht sich heute darum, die Mittel für den Wiederaufbau des Tores zu beschaffen. Ebenfalls im Krieg zerstört wurde die Nikolaikirche, die aber ab 1974 und verstärkt nach der Wende rekonstruiert wurde.

Einige größere Wunden hinterließen auch die Versuche, Rostock zu einer sozialistischen Großstadt auszubauen. Zum einen wurde in den 1950er Jahren die Lange Straße verbreitert und die noch erhaltene Bausubstanz durch Neubauten ersetzt. Der Verlängerung der Langen Straße fiel der Stadtmauerabschnitt zwischen Kröpeliner Tor und Fischerbastion zum Opfer.

Ende der 1960er Jahre entstand der Plan, die Südstadt über eine Tangente mit der Innenstadt und darüber hinaus über eine Brücke über die Warnow mit Gehlsdorf zu verbinden. Dieses Konzept wurde nur teilweise realisiert, z. B. mit dem Südring bis Höhe Schröderplatz und den Hochhäusern am Vögenteichplatz. Den vorbereitenden Maßnahmen fiel 1971 auch die neugotische, katholische Christuskirche auf dem Schröderplatz zum Opfer.

(weitere Bilder der Lorenz-Rekonstruktionen)

Die Zahlenaffinität der Rostocker hat ihren Ursprung in der mystisch und theologisch motivierten Zahlensymbolik des Mittelalters. Dies ist sicher kein ausschließlich Rostocker Phänomen, allerdings hat sie sich im Volksglauben und im Brauchtum der alten Hansestadt an der Warnow mit einem Bezug zur Zahl Sieben in besonderer Weise manifestiert. Sie ist bereits Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen des Sagenforschers Ludwig Bechstein (1801-1860) und des Volkskundlers Richard Wossidlo (1859-1939) gewesen. Die Sieben hat in Rostock eine besondere Bedeutung, wie es die Zahl der Buchstaben im Stadtnamen bereits nahelegen soll, und fand bzw. findet sich – ob zufällig oder auch bewusst erzeugt, muss dahingestellt bleiben - im Stadtbild wieder. Dies ist offensichtlich Anlass für das Entstehen des Memorialverses von der Rostocker Sieben gewesen.

niederdeutsch [1597]

Soeuen Doeren tho S. Marien Karcke
Soeuen straten van dem groten marckde
Soeuen dhoere so dar gahn tho Lande
Soeuen kopmans brueggen by dem strande
Soeuen toerne so up dem Radthuß stann
Soeuen klockeu[n] de daglyken slann
Soeuen Linden up dem Rosengarden
Dat syn der Rostocker kennewarten.

hochdeutsch [wörtliche Übertragung]

Sieben Türen zur St. Marien Kirche,
Sieben Straßen von dem großen Markte,
Sieben Tore, die da gehen zu Lande,
Sieben Kaufmannsbrücken bei dem Strande,
Sieben Türme so auf dem Rathaus stehen,
Sieben Glocken die täglich schlagen,
Sieben Linden auf dem Rosengarten:
Das sind der Rostocker Erkennungspunkte (Sehenswürdigkeiten).

Im Jahre 1597 wurde dieser Memorialvers, der vermutlich bereits Jahrzehnte oder Jahrhunderte im Volksmund kursierte, auf einer graphischen Ansicht der Stadt Rostock, die der Kölner Topograph und Geograph Georg Braun und der Kupferstecher Franz Hogenberg gemeinsam produzierten, erstmals nachweislich öffentlich. Niedergeschrieben hatte ihn der Rostocker Dichter Peter Linde(n)berg (1562-1596) in seinem Todesjahr in einer kurzen Stadtgeschichte, die Georg Braun als Vorlage seines Rostock-Textes diente. (Nahezu zeitgleich mit der Baun-Hogenbergschen Stadtansicht erschien posthum Lindenbergs Rostocker Chronik; auch dort ist der Memorialvers nachzulesen.) Inhaltlich orientierte sich der Memorialvers getreu an den topographischen Gegebenheiten des mittelalterlichen Rostock. Die sieben Türen der Rostocker Hauptkirche St. Marien sind noch heute im Baukörper vorhanden. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges führten sieben Straßen zum Neuen Markt: die Steinstraße, der Glatte Aal, die Blutstraße (heute Teil der Kröpeliner Straße), die Straße Bei der Marienkirche (der heutige Straßenname bezeichnet nur noch einen Teil des historischen Straßenzuges), der Ortsund (existiert nicht mehr), die Große Scharrenstraße (ihre Mündung auf den Markt markiert der Durchgang im heutigen sogenannten Rathausanbau, der die historische Situation unter dem mittelalterlichen Vorgängerbau zitiert, der durch Bombentreffer im April 1942 zerstörten Ratsstube) und die Große Wasserstraße. Die sieben Landtore waren einst das Petritor, das Mühlentor, das Kuhtor und das Steintor (beide erhalten), das Schwaansche Tor, das Kröpeliner Tor (erhalten) sowie das Bramowsche Tor. Sieben Kaufmannsbrücken (Landungsbrücken für Schiffe am Ufer der Warnow) lassen nicht direkt nachweisen. Ihre Zahl variierte offensichtlich zwischen 1560 (acht) - für das Jahr 1653 lassen sich sogar zehn Brücken nachweisen - und 1790 (fünf) erheblich. Gerade diese Unbeständigkeit legt allerdings nahe, dass es zum Zeitpunkt des Entstehens des Verses (der nicht überliefert ist) tatsächlich sieben Kaufmannsbrücken am Warnowstrande gegeben haben könnte. Bei Einheimischen wie Touristen ist die siebentürmige Schauwand des Rostocker Rathauses nach wie vor beliebtes Fotomotiv und selbst schon ein Wahrzeichen der Stadt. Es ist bekannt, dass die vier Kirchen (St. Petri, St. Nikolai, St. Marien und St. Jakobi) sowie drei der Klöster (St. Katharinen, St. Johannis und Zum Heiligen Kreuz) des mittelalterlichen Rostock über ein Geläut bzw. eine Glocke verfügten, die durchaus gelegentlich, eventuell sogar täglich, gemeinsam erklangen. Die sieben Linden im historischen Rosengarten wurden durch die Baumaßnahmen zur Errichtung des Stadttheaters geschädigt, zwei von ihnen mussten 1898 gefällt werden, wurden aber durch Nachpflanzung im Jahre 1899 ersetzt.Im 20. Jahrhundert fielen sie einer Neugestaltung des Areals zum Opfer. Heute erinnern sieben junge Linden vor dem sogenannten Rathausanbau auf dem Neuen Markt an ihre „Vorgänger“.

Der Memorialvers in zahlreichen sprachlichen Varianten auf Hoch- und Niederdeutsch hat nach wie vor einen exponierten Platz im Brauchtum der Rostocker, ist „Unterrichtsstoff“ so mancher Grundschulklasse und wird auch heute noch „von Mund zu Mund“ an die heranwachsenden Generationen weitergegeben.[28]

„Hanse Sail“

Viele regelmäßige Veranstaltungen finden in Rostock statt. Neben dem größten Weihnachtsmarkt in Norddeutschland wird auch jedes Jahr die Hanse-Sail als Höhepunkt der Veranstaltungen ausgerichtet. Diese steht auch in der Tradition der Internationalen Ostseewoche, deren Hauptveranstalter Rostock von 1958 bis 1975 war.

Am Jahresbeginn findet der Kabarettistenwettbewerb Der Rostocker Koggenzieher statt, dann ab Ende März bis in den Juni der Bücherfrühling an der Warnow, der viele Lesungen und Ausstellungen bietet, seit April 2004 außerdem die halbjährlich stattfindende Literaturshow Prosanova im MAU Club, im April und Oktober ist Rostocker Kulturwoche.

Zu Pfingsten findet seit 1390 der Rostocker Pfingstmarkt statt. Der Pfingstmarkt entwickelte sich von einer frühneuzeitlichen Handels- und Warenmesse zu einem Volksfest. Bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts war der Pfingstmarkt die größte Veranstaltung seiner Art in Rostock. Erst in den 1960er Jahren wurden der Weihnachtsmarkt und andere Veranstaltungen wichtiger.

Im Mai feiert die Kröpeliner-Tor-Vorstadt das Stadtteilfest Blaumachen. Ebenfalls im Mai findet das Kurzfilmfestival FiSh statt. Im Juni ist Ostseejazz-Festival, im Juli dann der Rostocker Sommer mit Musik, Folklore, Literatur und am Strand die Veranstaltungsreihe Sommer der Kulturen, darüber hinaus auch Warnemünder Woche und der Rostocker Christopher Street Day (die größte Schwulen- und Lesbenparade des Landes). Die Hanse Sail ist im August in Rostock, im September finden schließlich das Boulevardfest und das Rostocker Hafenfest statt, bevor das Veranstaltungsjahr mit dem Rostocker Weihnachtsmarkt im November/Dezember und den großen Silvesterfeuerwerken im Stadthafen und Warnemünde endet.

Im Jahr 2018 wird Rostock voraussichtlich den Hansetag der Neuen Hanse ausrichten. Ein Thema dafür steht noch nicht fest.

Eingang Trotzenburg des Rostocker Zoos

Weitere Sehenswürdigkeiten, für die ein Besuch der Stadt lohnt, sind der Botanische Garten der Universität, das Messegelände und der Messepark der ehemaligen IGA, die Rostocker Heide mit dem Gespensterwald, aber nicht zuletzt auch der Rostocker Zoo.

Im Stadtteil Warnemünde bietet sich neben dem Strand an Interessantem vor allem die lange Westmole, der Teepott, der Leuchtturm und die Straße Am Strom. Im Heimatmuseum in der Alexandrinenstraße ist die Geschichte der Fischerei und Seefahrt dargestellt.

  • Siehe auch: Liste der Denkmäler, Brunnen und Skulpturen in Rostock
DKB-Arena (ehemals Ostseestadion) und Leichtathletikstadion

Der Fußball-Club Hansa Rostock gehört – bildlich gesprochen – zu den sportlichen Leuchttürmen der Stadt und des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Immer wieder schaffte der F.C. Hansa Rostock in der Vergangenheit den Wiederaufstieg aus der zweiten in die erste Bundesliga, zuletzt in der Saison 2006/07, konnte 2008 die Erstklassigkeit allerdings nicht in die nächste Saison tragen. In der Saison 2009/10 stieg Hansa aus der 2. Liga in die 3. Liga ab und sofort wieder auf.

Im Jahre 1899 wurde der Fußballverein Internationaler FC Rostock gegründet, der allerdings nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1945 aufgelöst wurde.

Der Handball-Club HC Empor Rostock wurde zehn Mal DDR-Meister und 1982 Europameister für Vereinsmannschaften. Der Club zählt zu den traditionsreichsten Handballvereinen in Deutschland. Die Männer-Mannschaft um Trainer Lars Rabenhorst spielt in der 2. Bundesliga Nord. Bei den Damen spielt das Team der Rostock Dolphins in der Saison 2008/2009 nach einjähriger Abstinenz ebenfalls wieder in der 2. Bundesliga Nord. Der SV Pädagogik Rostock spielt in der Oberliga Mecklenburg-Vorpommern.

Die Hockeyherren der HSG Uni Rostock sind in der Saison 2008/2009 Landesmeister Mecklenburg-Vorpommerns geworden und kämpften am 14. März 2009 und 15. März 2009 um den Aufstieg in die Regionalliga Ost.

Die Ringer der Kampfgemeinschaft PSV Rostock/SV Warnemünde ringen bereits mehrere Jahre in der Nordstaffel, die Inline-Hockey-Männer der Rostocker Nasenbären haben den Aufstieg 2007 geschafft, genauso wie die Judo-Frauen des PSV Rostock. Des Weiteren ist mit dem TSC Rostock 1957 ein Tauchsportclub in der Hansestadt zu Hause.

Neben den Empor-Handballern sind drei weitere Zweitliga-Teams in Rostock aktiv: die Volleyball-Männer des SV Warnemünde, die Wasserball-Männer der HSG Warnemünde und die Unterwasserrugbyspieler UWR 071 Rostock.

Ein Zuschauermagnet sind auch die Begegnungen der „Piranhas“ des Rostocker Eishockey-Clubs. Die Mannschaft ist nach der Saison 2006/2007 in die Oberliga aufgestiegen. Im Basketball sind die Männer vom EBC Rostock zu erwähnen. Die Rostock Griffins im Football oder der Dierkower Elche im Rugby sind weitere Sportarten in der Hansestadt vertreten. Mit der Mannschaft „Endzonis“ hat eine neue Sportart, das Ultimate Frisbee in Rostock Einzug gehalten. Der 1. LAV Rostock ist der bedeutendste Leichtathletikverein der Stadt und einer der wichtigsten in Norddeutschland. Zahlreiche erfolgreiche Sportler waren oder sind beim 1. LAV aktiv, zum Beispiel die Marathon-Europameisterin 2006 Ulrike Maisch.

Rostock ist auch ein Zentrum für Schwimmer und Wasserspringer. Bei den Schwimmern konnten vor allem im Langstreckenbereich bereits zahlreiche Erfolge erschwommen werden, wie zuletzt von Britta Kamrau-Corestein, die 2007 in Melbourne erneut einen Weltmeistertitel auf der 25-km-Distanz gewann.

Neben den klassischen Sportarten bietet sich Rostock wegen seiner exponierten Lage auch für das Segeln oder Rudern an und gilt als gutes Segelrevier an der deutschen Ostseeküste.

Überregional bekannte Sportvereine:

Siehe Liste der Söhne und Töchter Rostocks

Siehe Liste der Rostocker Bürgermeister

Der Schriftsteller Walter Kempowski

Die Hansestadt vergibt an Persönlichkeiten, die sich um die Stadt verdient gemacht haben, seit 1990 folgende Ehrungen[29]:

  • die Verleihung des Ehrenbürgerrechtes (Liste der Ehrenbürger von Rostock)
  • die Eintragung in das Ehrenbuch der Hansestadt Rostock,
  • den Kulturpreis der Hansestadt Rostock,
  • den Unternehmerpreis der Hansestadt Rostock,
  • den Umweltpreis der Hansestadt Rostock „Joe Duty“[30] und
  • den Sozialpreis der Hansestadt Rostock.

Siehe Liste der Persönlichkeiten der Stadt Rostock

Literatur
  • Hans Bernitt: Zur Geschichte der Stadt Rostock. Rostock 1956.
  • Friedrich Barnewitz: Geschichte des Hafenorts Warnemünde. ISBN 978-3-938347-08-9. (Bearbeitete Neuauflage der Originalausgabe von 1925)
  • Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock.
    • Bd. 1 (1895) bis 22 (1941). Hrsg. v. Verein für Rostocks Altertümer.
    • Neue Folge, Heft 1 (1981) bis 9 (1989). Hrsg. v. Stadtarchiv Rostock und dem Kulturhistorischen Museum der Stadt Rostock.
    • Bd. 23 (1999) bis [zuletzt erschienen] 31 (2011). Hrsg. v. Verein für Rostocker Geschichte e. V.
  • Timon Hoppe: Rostock. Urbane Kulturlandschaft. BoD, 2008, ISBN 978-3-8370-1994-0.
  • Karl Friedrich Olechnowitz: Rostock von der Stadtrechtsbestätigung im Jahre 1218 bis zur bürgerlich-demokratischen Revolution von 1848/1849. Rostock 1968.
  • ISBN 3-937715-41-X.
  • Saxo Grammaticus: Gesta Danorum. Lateinischer Volltext auf der Website der dänischen Königlichen Bibliothek
  • Karsten Schröder: In deinen Mauern herrsche Eintracht und allgemeines Wohlergehen. Rostock 2002, ISBN 3-929544-68-7.
  • Horst Witt: Rostock. Leipzig 1973.
  • Horst Witt (Hrsg.): Die wahrhaftige ›Abcontrafactur‹ der See- und Hansestadt Rostock des Krämers Vicke Schorler. Rostock 1989, ISBN 3-356-00175-2.
Filme
  1. Mecklenburg-Vorpommern Statistisches Amt – Bevölkerungsentwicklung der Kreise und Gemeinden 2010 (PDF; 522 kB) (Hilfe dazu)
  2. Paul Kühnel: Die slavischen Ortsnamen in Meklenburg. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 46, 1881, S. 122
  3. ISBN 3-935319-23-1
  4. Vgl. u. a.: Paul Meyer: Die Rostocker Stadtverfassung bis zur Ausbildung der bürgerlichen Selbstverwaltung (um 1325). Dissertation. Schwerin i. M. 1929, S. 5 ff.
  5. Vgl. Ingo Ulpts: Die Bettelorden in Mecklenburg (Saxonia Franciscana 6) Werl 1995, S. 34–43, 80–86.
  6. Wernicke, Horst: Die Rostocker Universität und die wendischen Hansestädte, in: Universität und Stadt, Rostock 1995, S.17.
  7. Olechnowitz, Karl-Friedrich: Die Geschichte der Universität Rostock von ihrer Gründung 1419 bis zur französischen Revolution 1789, in: Geschichte der Universität Rostock 1419-1969, Festschrift zur Fünfhundertfünfzig-Jahr-Feier, Rostock 1969, S.14.
  8. ISBN 3-05-000612-9. S. 48–59
  9. Vgl. Karsten Schröder und Ingo Koch (Hg.): Rostocker Chronik: Ein Streifzug durch das 20. Jahrhundert in Bildern und zeitgenössischen Pressestimmen. Rostock 1999, S. 178.
  10. ISBN 3-86167-071-2
  11. ISBN 3-05-000612-9. S. 59 und 449
  12. Anne Kaminsky (Hg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR. Bonn 2007, S. 263–266
  13. Fotogalerien: Flickr.com; FAZ.net
  14. Stadt der jungen Forscher: [1]; Zugriff am 11. April 2012
  15. Methling bleibt Oberbürgermeister von Rostock. In: Ostsee-Zeitung, 5. Februar 2012.
  16. Vgl.: Karte der ursprünglich für 2009 geplanten Kreisgebietsreform
  17. Urteil des Landesverfassungsgerichtes vom 26. Juli 2007
  18. Ostseezeitung vom 8. Januar 2011
  19. Russische www.ifq.de über Religion in Rostock
  20. Zentralrat der Juden in Deutschland
  21. Geschäftsbericht 2010
  22. „Am Hauptsitz von AIDA Cruises in Rostock sind die Abteilungen Operations, Newbuildings, Marketing, Sales sowie Administration, Finance und Human Resources angesiedelt.“ Quelle: [2]. AIDA Cruises (bis 2004 Seetours) ist ein Unternehmen der Carnival Corporation&PLC und firmiert als Tochter der italienischen Reederei Costa Crociere S.p.A (Quellen: [3], [4], [5])
  23. Webseite der Stadt zu den Zeitungen in Rostock
  24. Walter Leisering (Hrsg.): Putzger Historischer Weltatlas. 101. Auflage, Berlin 1990, S. 54.
  25. Dr. Robert Rosentreter: Zur Geschichte der Rostocker Theaterbau-Visionen: Verhinderter Palast am Wall. In: Hanse ANZEIGER. 31. Januar 2007, S. 2.
  26. Webseite der Hansestadt Rostock: Städtische Museen und museale Einrichtungen
  27. Arno Krause: Rostock (Stadtkreis Rostock). In: Götz Eckardt (Hrsg.): Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg. Henschel-Verlag, Berlin 1978. Band 1, S. 57–75
  28. Karsten Schröder: Der Rostocker Memorialvers von der Sieben - Einige Anmerkungen zur Überlieferung und Deutung. In: Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock. Bd. 25, Rostock 2002, S. 214–220.
  29. Die Listen der geehrten Persönlichkeiten befinden sich auf der Webseite der Hansestadt Rostock
  30. Flyer Umweltpreis »Joe Duty« der Hansestadt Rostock


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