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Mobile Datenerfassung

aus www.ifq.de, der freien Enzyklopädie

Datenerfassungsgerät

Mobile Datenerfassung (MDE) bezeichnet ein Konzept, das es ermöglicht, abseits von einem Computerarbeitsplatz Daten zu erfassen.

Inhaltsverzeichnis

Barcodelesegerät

Mit Hilfe mobiler Datenerfassung werden prozessrelevante Daten ortsungebunden erfasst und zur Verfügung gestellt. Diese Daten stammen aus einem Backend-System, z. B. einem ERP- oder CRM-System. Die Daten werden mit Hilfe mobiler Endgeräte angezeigt und erfasst. Je nach Zweck können Lösungen mit verschiedenen Datenerfassungsgeräten, wie etwa einem Barcodescanner ausgestattet sein oder auf RFID-Technik zurückgreifen.

Dadurch werden Geschäftsprozesse dahingehend optimiert, dass Zeiten für Informationsgewinnung und -erfassung eingespart werden.

Mobile Lösungen können für verschiedenste Prozesse eingesetzt werden. Im industriellen Bereich kann es sich dabei beispielsweise um Prozesse im Lager und der Produktion handeln, aber auch um Einsatzgebiete „außer Haus“ wie beispielsweise Vertriebs- oder Service-Außendienst oder im Bereich Auslieferung. Prinzipiell sind jedoch alle Prozesse theoretisch denkbar, bei der sich starke Vorteile daraus ergeben, dass Mitarbeiter ortsungebunden auf die Daten eines Systems zugreifen können. So gibt es inzwischen beispielsweise auch mobile Lösungen für Pflegedienste und Kliniken. Dabei greifen die Pflegekräfte auf die Daten aus einem Krankenhausinformationssystem via Laptop oder PDA zu.

  • Wegfall doppelter Datenerfassung
  • Wegfall von Medienbrüchen
  • Vermeidung von Leerfahrten
  • Vermeidung nicht notwendiger Laufwege
  • Vermeidung von „Umwegen“ (durch wegeoptimierte Benutzerführung)
  • Wegfall von Übertragungsfehlern
  • Plausibilitätsprüfung bei Eingabe
  • Stets aktuelle Datenbasis
  • Steigerung der Prozesseffizienz
  • Aufdeckung von Einsparpotentialen

Je nach Prozessmodell sind zwei Konzepte der Auftragsvergabe möglich:

  • Beim Push-Verfahren werden die Aufträge automatisch auf die Endgeräte übertragen und der User mit der Durchführung beauftragt. So können neue Aufträge mit besonderer Dringlichkeit einem entsprechenden Mitarbeiter zugewiesen werden. Ein Beispiel ist der Außendiensteinsatz von Servicetechnikern: Meldet ein Kunde einen Servicefall, der sofort bearbeitet werden muss, so können die Mitarbeiter im Innendienst einem Mitarbeiter im Außendienst, der sich in der Nähe des Kunden befindet und die entsprechenden Ersatzteile und das notwendige Know-how hat mit diesem Fall beauftragen. Der Kunde wird dann automatisch in die wegeoptimierte Route des Technikers eingeplant.
  • Beim Pull-Verfahren holt sich der Mitarbeiter die Aufträge selbstständig aus dem System. Sobald er einen Auftrag abgeschlossen hat meldet er dies mit seinem mobilen Gerät zurück und erhält einen neuen Auftrag. Dies ist beispielsweise für Kommissionierungen sinnvoll: Im ERP- oder Lagerverwaltungs-System steht eine Übersicht der aktuell zu erledigenden Kommissionen hinterlegt, die es abzuarbeiten gilt. Diese werden dann nach Priorität an Mitarbeiter übergeben, sobald sie ihre letzte Kommissionierung abgeschlossen haben.

Je nachdem, wie aktuell die Daten sein müssen, kann eine mobile Lösung auf Online- oder Offline-Technik zurückgreifen. Bei der Offline-Datenübertragung werden die relevanten Daten regelmäßig aus dem Backend-System auf das mobile Gerät übertragen und dort gespeichert. Neu erfasste Daten werden ebenfalls auf dem Gerät gespeichert, bis eine Verbindung mit dem Backend-System hergestellt wird. Die Daten selbst werden meist dann übertragen, wenn das Gerät an eine Station angeschlossen wird (Batch-Lösung).

Die Online-Technik setzt auf einen permanenten Datenaustausch via WLAN, GSM-Netz oder ähnlichem. So ist immer gewährleistet, dass im Backend-System und auch auf dem mobilen Endgerät die aktuellen Daten zur Verfügung stehen. Bei einem Einsatz der Online-Technik ist auf eine optimale Netzabdeckung zu achten. Im eigenen Haus stellt dies in der Regel kein Problem dar. Mit Hilfe einer Funkausleuchtung wird ein WLAN bereitgestellt.

Im Außendiensteinsatz kann eine Mischung aus Online- und Offline-Technik zurückgegriffen werden, wenn eine dauerhafte Funkverbindung nicht möglich ist. Dann werden die Daten so lange auf dem mobilen Gerät zwischengespeichert, bis wieder eine Verbindung aufgebaut werden kann.

Genau wie die Einsatzgebiete für mobile Datenerfassung sind auch die möglichen mobilen Endgeräte vielfältig. Neben PDAs können auch Staplerterminals, Tablet-PCs, mobile Terminals, Smartphones und andere eingesetzt werden.

Aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen, die von Einsatzort und auch Prozess abhängen, gibt es ein breites Angebot. Neben „normalen“ industrietauglichen PDAs bieten die Hardwareproduzenten auch Ex-geschützte Geräte an, Hardware für besondere Temperaturanforderungen (z. B. in Kühlkammern), Endgeräte für den Einsatz in Kliniken und so weiter.



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RFID

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Verliehene Bücher mit RFID-Chips werden durch ein Lesegerät verbucht
Universelles RFID-Handlesegerät für 125 kHz, 134 kHz und 13,56 MHz; optional Barcode

Das Akronym RFID basiert auf dem englischen Begriff „radio-frequency identification“ [ˈɹeɪdɪəʊ ˈfɹiːkwənsi aɪˌdɛntɪfɪˈkeɪʃn̩]. Dies lässt sich ins Deutsche übersetzen mit „Identifizierung mit Hilfe elektromagnetischer Wellen“. RFID ermöglicht die automatische Identifizierung und Lokalisierung von Gegenständen und Lebewesen und erleichtert damit erheblich die Erfassung von Daten (umgangssprachlich auch Funketiketten genannt).

Ein RFID-System besteht aus einem Transponder, der sich am oder im Gegenstand bzw. Lebewesen befindet und einen kennzeichnenden Code enthält, sowie einem Lesegerät zum Auslesen dieser Kennung.

RFID-Transponder können so klein wie ein Reiskorn sein und implantiert werden, etwa bei Menschen oder Haustieren. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit RFID-Transponder über ein spezielles Druckverfahren stabiler Schaltungen aus Polymeren herzustellen.[1] Die Vorteile dieser Technik ergeben sich aus der Kombination der geringen Größe, der unauffälligen Auslesemöglichkeit (z. B. bei dem am 1. November 2010 neu eingeführten Personalausweis in Deutschland) und dem geringen Preis der Transponder (teilweise im Cent-Bereich). Diese neue Technik kann den heute noch weit verbreiteten Barcode ersetzen.

Die Kopplung geschieht durch vom Lesegerät erzeugte magnetische Wechselfelder geringer Reichweite oder durch hochfrequente Radiowellen. Damit werden nicht nur Daten übertragen, sondern auch der Transponder mit Energie versorgt. Nur wenn größere Reichweiten erzielt werden sollen und die Kosten der Transponder nicht sehr kritisch sind, werden aktive Transponder mit eigener Stromversorgung eingesetzt.

Das Lesegerät enthält eine Software (ein Mikroprogramm), das den eigentlichen Leseprozess steuert, und eine RFID-Middleware mit Schnittstellen zu weiteren EDV-Systemen und Datenbanken.

Inhaltsverzeichnis

Die ersten RFID-Anwendungen wurden Ende des Zweiten Weltkrieges eingesetzt. Dort diente ein Sekundärradar zur Freund-Feind-Erkennung. In den Flugzeugen und Panzern waren Transponder und Leseeinheiten angebracht, um zu erkennen, ob die zu beschießende Stellung oder die anfliegenden Flugzeuge anzugreifen waren oder nicht. Bis heute werden Nachfolgesysteme in den Armeen eingesetzt. Harry Stockman gilt als die Person, der die Grundlagen von RFID mit seiner Veröffentlichung „Communication by Means of Reflected Power“ im Oktober 1948 gelegt hat.[2]

Ende der 1960er Jahre wurde als eine von vielen proprietären Lösungen die „Siemens Car Identification“, kurz SICARID, entwickelt. Damit war es möglich, zunächst Eisenbahnwagen und später Autoteile in der Lackiererei eindeutig zu identifizieren. Eingesetzt wurde es bis in die 1980er Jahre. Die Identifikationsträger waren Hohlraumresonatoren, die durch das Eindrehen von Schrauben einen Datenraum von 12 bit abdecken konnten. Abgefragt wurden sie durch eine lineare Frequenzrampe. Diese Hohlraumresonatoren können als erste rein passive und elektromagnetisch abfragbare Transponder betrachtet werden. Der erste passive Backscatter-Transponder der heute noch verwendeten Bauart mit eigener digitaler Logikschaltung wurde erst 1975 in einem IEEE-Aufsatz vorgestellt.

In den 1970er wurden die ersten primitiven kommerziellen Vorläufer der RFID-Technik auf den Markt gebracht. Es handelte sich dabei um elektronische Warensicherungssysteme (engl. Electronic Article Surveillance, EAS). Durch Prüfung auf Vorhandensein der Markierung kann bei Diebstahl ein Alarm ausgelöst werden. Die Systeme basierten auf Hochfrequenztechnik bzw. niedrig- oder mittelfrequenter Induktionsübertragung.

Das Jahr 1979 brachte zahlreiche neue Entwicklungen und Einsatzmöglichkeiten für die RFID-Technik. Ein Schwerpunkt lag dabei auf Anwendungen für die Landwirtschaft, wie beispielsweise Tierkennzeichnung, z. B. für Brieftauben, Nutzvieh und andere Haustiere.

Gefördert wurde die Anwendung der RFID-Technik seit den 1980ern besonders durch die Entscheidung mehrerer amerikanischer Bundesstaaten sowie Norwegens, RFID-Transponder im Straßenverkehr für Mautsysteme einzusetzen. In den 1990er kam RFID-Technik in den USA verbreitet für Mautsysteme zum Einsatz.

Es folgten neue Systeme für elektronische Schlösser, Zutrittskontrollen, bargeldloses Zahlen, Skipässe, Tankkarten, elektronische Wegfahrsperren etc.[3][4]

1999 wurde mit Gründung des Auto-ID-Centers am MIT die Entwicklung eines globalen Standards zur Warenidentifikation eingeläutet. Mit Abschluss der Arbeiten zum Electronic Product Code (EPC) wurde das Auto-ID Center[5] 2003 geschlossen. Gleichzeitig wurden die Ergebnisse an die von Uniform Code Council (UCC) und EAN International (heute GS1 US und GS1) neu gegründete EPCglobal Inc. übergeben.

2006 ist es Forschern des Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM) in Bremen erstmals gelungen, temperaturunempfindliche RFID-Transponder in metallische Bauteile aus Leichtmetall einzugießen. Durch diese Verfahrensentwicklung ist es möglich, die herkömmlichen Methoden zur Produktkennzeichnung von Gussbauteilen durch die RFID-Technologie zu ersetzen und die RFID-Transponder direkt während der Bauteilherstellung im Druckgussverfahren in dem Bauteil zu integrieren.

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Die RFID-Transponder unterscheiden sich zunächst je nach Übertragungsfrequenz, Hersteller und Verwendungszweck voneinander. Der Aufbau eines RFID-Transponders sieht prinzipiell eine Antenne, einen analogen Schaltkreis zum Empfangen und Senden (Transceiver), sowie einen digitalen Schaltkreis und einen permanenten Speicher vor. Der digitale Schaltkreis ist bei komplexeren Modellen ein kleiner Mikrocontroller.

RFID-Transponder verfügen über einen mindestens einmal beschreibbaren Speicher, der ihre unveränderliche Identität enthält. Werden mehrfach beschreibbare Speicher eingesetzt, können während der Lebensdauer weitere Informationen abgelegt werden.

Nach Anwendungsgebiet unterscheiden sich auch die sonstigen Kennzahlen, wie z. B. Taktfrequenz, Übertragungsrate, Lebensdauer, Kosten pro Einheit, Speicherplatz, Lesereichweite und Funktionsumfang.

Die Übertragung der Identinformation erfolgt bei Systemen, die nach ISO 18000-1 ff. genormt sind, folgendermaßen: Das Lesegerät (Reader), das je nach Typ ggf. auch Daten schreiben kann, erzeugt ein hochfrequentes elektromagnetisches Wechselfeld, dem der RFID-Transponder (RFID-Tag) ausgesetzt wird. Die von ihm über die Antenne aufgenommene Hochfrequenzenergie dient während des Kommunikationsvorganges als Stromversorgung für seinen Chip. Bei aktiven Tags kann die Energieversorgung auch durch eine eingebaute Batterie erfolgen. Bei halb-aktiven Tags übernimmt die Batterie lediglich die Versorgung des Mikrochips.

Der so aktivierte Mikrochip im RFID-Tag decodiert die vom Lesegerät gesendeten Befehle. Die Antwort codiert und moduliert das RFID-Tag in das eingestrahlte elektromagnetische Feld durch Feldschwächung im kontaktfreien Kurzschluss oder gegenphasige Reflexion des vom Lesegerät ausgesendeten Feldes. Damit überträgt das Tag seine eigene unveränderliche Seriennummer, weitere Daten des gekennzeichneten Objekts oder andere vom Lesegerät abgefragte Information. Das Tag erzeugt selbst also kein Feld, sondern beeinflusst das elektromagnetische Sendefeld des Readers.

Die RFID-Tags arbeiten je nach Typ im Bereich der Langwelle bei 125–134 kHz, der Kurzwelle bei 13,56 MHz, der UHF bei 865–869 MHz (Europäische Frequenzen) bzw. 950 MHz (US-amerikanische und Asiatische Frequenzbänder) oder der SHF bei 2,45 GHz und 5,8 GHz. Die freigegebenen Frequenzen für LF-und UHF-Tags unterscheiden sich regional für Asien, Europa und Amerika und sind von der ITU koordiniert.

HF-Tags verwenden Lastmodulation, das heißt, sie verbrauchen durch Kurzschließen einen Teil der Energie des magnetischen Wechselfeldes. Dies kann das Lesegerät, theoretisch aber auch ein weiter entfernter Empfänger, detektieren. Die Antennen eines HF-Tags bilden eine Induktionsspule mit mehreren Windungen.

UHF-Tags hingegen arbeiten im elektromagnetischen Fernfeld zum Übermitteln der Antwort; das Verfahren nennt man modulierte Rückstreuung. Die Antennen sind meist lineare, gefaltete oder spiralige Dipole, der Chip sitzt in der Mitte zwischen den linearen oder mehrfach gewinkelten Dipolarmen des RFID-Tags. Es gibt auch UHF-Tags ohne solche Antennen, deren Reichweite ist extrem kurz.

Damit ein Tag sowohl horizontal als auch vertikal gelesen werden kann, verwendet man häufig zirkulare Polarisation. Diese reduziert zwar das Signal-Rausch-Verhältnis, dafür ist irrelevant, in welcher Orientierung das Tag auf die Ware geklebt wird. Da Wasser die UHF-Energie sehr stark absorbiert und Metall diese elektromagnetischen Wellen sehr stark reflektiert, beeinflussen diese Materialien die Ausbreitung der Antennenfelder. Weiterhin ‚verstimmen‘ dielektrische Untergrundmaterialien die Resonanzfrequenz der Antennen, daher ist es notwendig, UHF-Tags möglichst genau auf die Materialien der gekennzeichneten Objekte abzustimmen oder die Tags mit einer vom Untergrund abschirmenden Metallfolie auszustatten.

Die UHF- oder SHF-Technik sind erheblich komplexer ausgelegt als die LF- oder HF-Technik. Aufgrund ihrer Schnelligkeit können UHF- und SHF-Tags bei einer Passage erheblich längere Datensätze übertragen.

Ein handelsüblicher passiver UHF-Tag mit NXP-Chip nach ISO/IEC 18000–6C benötigt für den Chip etwa 0,35 Mikroampere an Strom. Die Energie dafür liefert das Strahlungsfeld des Readers. Da die Intensität quadratisch mit der Entfernung abnimmt, muss der Reader entsprechend stark senden, üblicherweise verwendet man hier zwischen 0,5 und 2 Watt EIRP Sendeleistung. Semi-aktive Tags kommen für gleiche Reichweite mit einem Hundertstel dieser Sendeleistung aus.

Für komplexere Anwendungen können auch Kryptographiemodule oder externe Sensoren wie z. B. GPS in den RFID-Transponder integriert sein. Die RFID-Sende-Empfangseinheiten unterscheiden sich in Reichweite, Funktionsumfang der Kontrollfunktionen und im Aussehen. So ist es möglich, sie direkt in Regale oder Personenschleusen (z. B. bei der Zugangssicherung und in Toreinfahrten) zu integrieren.

Die Vielzahl von unterschiedlichen Geräten und Etiketten ist im Rahmen der verschiedenen Normen (ISO/IEC-Standards ISO/IEC 18000-x) vollständig kompatibel. Es werden jedoch laufend neue proprietäre Lösungen vorgestellt, die von diesen Standards abweichen und zum Teil auch nicht gleichzeitig in einer Nachbarschaft verwendet werden können.

Auf verschiedenste Art kann es zu Problemen kommen, weil der RFID-Transponder direkt am Erzeugnis sitzt und dieses elektromagnetisch schlecht mit dem ausgewählten Tag verträglich ist. Um elektromagnetische Anpassungsprobleme zu umgehen, werden in der Logistik u. a. so genannte Flap- oder Flag-Tags eingesetzt, welche im rechten Winkel vom Produkt abstehen und so einen großen Abstand zum Produkt haben.

Der Leseerfolg (Lesequote) einer RFID-Lösung kann von einer Vielzahl von Fehlerfällen gemindert werden (Tag defekt, Leser defekt, Tag fehlt, Leser off-line, Bewegung in der falschen Richtung, zu schnell oder zu dicht nacheinander usw.).

RFID-Chip mit Antenne
13,56-MHz-Transponder

Transponder bestehen aus:

  • Mikrochip
  • Antenne
  • Träger oder Gehäuse
  • Energiequelle (bei aktiven Transpondern, siehe unten)

Maßgeblich für die Baugröße sind die Antenne, die Batterie und das Gehäuse. Die Form und Größe der Antenne ist abhängig von der Frequenz bzw. Wellenlänge. Je nach geforderter Anwendung werden Transponder in unterschiedlichen Bauformen, Größen und Schutzklassen angeboten.

Das Bild oben zeigt einen RFID-Chip in einer Scheckkarte. Vom Chip links unten führen zwei feine Drähte (grüne Pfeile) zu einer Spule. Sie besteht aus vielen Drahtwicklungen und füllt fast die gesamte Größe der Karte aus.

Aktive RFID-Transponder können, je nach Einsatzgebiet, durchaus die Größe von Büchern besitzen (z. B. in der Containerlogistik). Jedoch ist es mit heutiger Technik auch möglich, sehr kleine passive RFID-Transponder herzustellen, die sich in Geldscheinen oder Papier einsetzen lassen. So gab Hitachi am 16. Februar 2007 bekannt, staubkorngroße Chips mit einer Größe von 0,05 mm × 0,05 mm entwickelt zu haben.[6] Die Reichweite von passiven Transpondern ist neben der Frequenz auch maßgeblich von der Antennen- oder Spulengröße (Inlaygröße) abhängig. Die Reichweite sinkt sowohl bei UHF als auch bei HF mit kleineren Antennen rapide ab.

Transponder wurden ab Beginn des Einsatzes seit 1980 zunächst vorwiegend als LF 125 kHz passive produziert und eingesetzt. ISOCARD, CLAMSHELL Card-Bauformen aus dem LF-125-kHz-Bereich sind die weltweit am häufigsten verwendeten Bauformen im Bereich Zutrittskontrolle und Zeiterfassung. Genauso existieren auch Bauformen, die im Autoschlüssel eingebaut sind (Wegfahrsperre), bzw. als Implantate, Pansenboli oder Ohrmarken zur Identifikation von Tieren dienen. Weiterhin gibt es die Möglichkeit zur Integration in Nägel oder PU-Disk- TAGs zur Palettenidentifikation, in Chipcoins (Abrechnungssysteme z. B. in öffentlichen Bädern) oder in Chipkarten (Zutrittskontrolle).

Im Bereich E-PURSE (elektronische Geldbörse und Ticketing) findet die 13,56-MHz-Mifare- bzw. I-Code-Technologie (NXP) Anwendung und wird weltweit in vielen Städten in U-Bahnen, Bussen und als Universitäts- und Studentenausweis genutzt. Transponder in Form von Etiketten, die beispielsweise die Mediensicherung und Verbuchung in Bibliotheken erleichtern, werden erst seit dem Jahr 2000 in großen Stückzahlen hergestellt.

Das deutlichste Unterscheidungsmerkmal stellt die Art der Energieversorgung der RFID-Transponder dar.

  • Passive RFID-Transponder versorgen sich aus den Funksignalen des Abfragegeräts. Mit einer Spule als Empfangsantenne wird durch Induktion ähnlich wie in einem Transformator ein Kondensator aufgeladen, der es ermöglicht, die Antwort in Unterbrechungen des Abfragesignals zu senden. Das erlaubt einen empfindlicheren Empfang des Antwortsignals, ungestört von Reflexionen des Abfragesignals von anderen Objekten. Bis allerdings genug Energie für ein Antwortsignal bereitsteht, vergeht eine Latenzzeit. Die geringe Leistung des Antwortsignals beschränkt die mögliche Reichweite. Aufgrund der geringen Kosten pro Transponder sind typische Anwendungen jene, bei denen viele Transponder gebraucht werden, z. B. Auszeichnung von Produkten oder Identifizieren von Dokumenten. Oft geschieht das mit Reichweiten von lediglich wenigen Zentimetern, um die Zahl der antwortenden Transponder klein zu halten.

RFID-Transponder mit eigener Energieversorgung ermöglichen höhere Reichweiten, geringere Latenzen, einen größeren Funktionsumfang, etwa eine Temperaturüberwachung von Kühltransporten, verursachen aber auch erheblich höhere Kosten pro Einheit. Deswegen werden sie dort eingesetzt, wo die zu identifizierenden oder zu verfolgenden Objekte selbst teuer sind, z. B. bei wiederverwendbaren Behältern in der Containerlogistik (für See-Container bisher nur vereinzelte Einführung, noch keine weltweit wirksame Übereinkunft) oder bei Lastkraftwagen im Zusammenhang mit der Mauterfassung.

Batteriebetriebene Transponder befinden sich meist im Ruhezustand (sleep modus) und senden keine Informationen aus, bevor sie durch ein spezielles Aktivierungssignal aktiviert (getriggert) werden. Das erhöht die Lebensdauer der Energiequelle auf Monate bis Jahre. Es werden zwei Arten von gesondert mit Energie versorgten RFID-Transpondern unterschieden:

  • Aktive RFID-Transponder nutzen ihre Energiequelle sowohl für die Versorgung des Mikrochips als auch für das Erzeugen des modulierten Rücksignals. Die Reichweite kann – je nach zulässiger Sendeleistung – Kilometer betragen.
  • Semi-aktive RFID-Transponder oder auch Semi-passive RFID-Transponder sind sparsamer, denn sie besitzen keinen eigenen Sender, modulieren lediglich ihren Rückstreukoeffizienten, siehe Modulierte Rückstreuung. Dafür ist die Reichweite auf maximal 100 m reduziert, abhängig von Leistung und Antennengewinn des Senders. Die anderen Vorteile gegenüber passiven Transpondern bleiben erhalten.

Für den Einsatz wurden bisher verschiedene ISM-Frequenzbänder vorgeschlagen und zum Teil europaweit oder international freigegeben:

  • Niedrige Frequenzen (LF, 30–500 kHz). Diese Systeme verursachen aufgrund der geringen Frequenz die geringste Belastung durch Elektrosmog. Sie weisen eine geringe bis mittlere Reichweite (≤ 1 Meter) auf, arbeiten einwandfrei und schnell genug für viele Anwendungen. Erkennungsraten von 35 Transpondern pro Sekunde für bis zu 800 Transpondern im Antennefeld sind möglich. Bei größeren Datenmengen ergeben sich längere Übertragungszeiten. LF-Transponder sind etwas teurer in der Anschaffung, jedoch sind die Schreib-Lesegeräte vergleichsweise günstig. Dies verschafft den LF-Systemen Kostenvorteile sofern relativ wenige Transponder jedoch viele Schreib-Lesegeräte benötigt werden. Die LF-Systeme kommen mit hoher (Luft-)Feuchtigkeit und Metall zurecht und werden in vielfältigen Bauformen angeboten. Diese Eigenschaften begünstigen den Einsatz in rauen Industrieumgebungen, sie werden jedoch auch z. B. für Zugangskontrollen, Wegfahrsperren und Lagerverwaltung (häufig 125 kHz) verwendet. LF-Versionen eignen sich auch für den Einsatzfall in explosionsgefährdeten Bereichen. Hier können ATEX-zertifizierte Versionen eingesetzt werden.
  • Hohe Frequenzen (HF, 3–30 MHz). Kurze bis mittlere Reichweite, mittlere bis hohe Übertragungsgeschwindigkeit. Mittlere bis hohe Preisklasse für Lesegeräte mit Reichweiten größer 10 cm, günstige Lesegeräte für kurze Reichweite. In diesem Frequenzbereich arbeiten die sog. Smart Tags (meist 13,56 MHz).
  • Sehr hohe Frequenzen (UHF, 433 MHz (USA, DoD), 850–950 MHz (EPC und andere)). Hohe Reichweite (2–6 Meter für passive Transponder ISO/IEC 18000–6C; um 6 Meter und bis 100 m für semi-aktive Transponder) und hohe Lesegeschwindigkeit. Niedrige Preise für kurzlebige passive Transponder, höhere Preise für dauerhafte Transponder, tendenziell hohe Preise für aktive Transponder. Einsatz z. B. im Bereich der manuellen, halbautomatischen, automatisierten Warenverteilung mit Paletten und Container-Identifikation (Türsiegel, License-Plates) und zur Kontrolle von einzelnen Versand- und Handelseinheiten (EPC-Tags) sowie für Kfz-Kennzeichen (bisher nur in Großbritannien). Typische Frequenzen sind 433 MHz, 868 MHz (Europa), 915 MHz (USA), 950 MHz (Japan). Durch ihren geringen Preis werden sie inzwischen auch dauerhaft auf Produkten für den Endverbraucher wie zum Beispiel Kleidung eingesetzt, ihre Reichweite von mehrere Metern verursacht jedoch manchmal falsche Lesungen durch die Reader, zum Beispiel durch Reflexionen.[7]
  • Mikrowellen-Frequenzen (SHF, 2,4–2,5 GHz, 5,8 GHz und darüber). Kurze Reichweite für ausschließlich semi-aktive Transponder von 0,5 m bis 6 m bei rasanter Lesegeschwindigkeit wegen hoher Passagegeschwindigkeit für Fahrzeuganwendungen (PKW in Parkhäusern, Waggons in Bahnhöfen, LKW in Einfahrten, alle Fahrzeugtypen an Mautstationen).

Die älteren Typen der RFID-Transponder senden ihre Informationen, wie in der Norm ISO/IEC 18000 vorgesehen, in Klartext. Neuere Modelle verfügen zusätzlich über die Möglichkeit, ihre Daten verschlüsselt zu übertragen oder Teile des Datenspeichers nicht jedem Zugriff zu öffnen. Bei speziellen RFID-Transpondern, die beispielsweise zur Zugriffskontrolle von externen mobilen Sicherheitsmedien dienen, werden die RFID-Informationen bereits nach AES-Standard mit 128-Bit verschlüsselt übertragen.

Keying/Modulation bezeichnet ein Verfahren, um digitale Signale über analoge Übertragungskanäle leiten zu können. Der Begriff Keying kommt aus den Anfangszeiten des Telegraphen. Modulationsverfahren sind unter anderem:

  • Amplitude Shift Keying (ASK): verwendet beim proximity and vicinity coupling
  • Frequency Shift Keying (FSK, 2 FSK): verwendet beim vicinity coupling
  • Phase Shift Keying (PSK, 2 PSK): verwendet beim close coupling
  • Phasenjittermodulation, (PJM): statistisches Modulationsverfahren und in ISO/IEC 18000-3 für die Anwendung bei RFIDs genormt.

Höhere Modulationsverfahren wie die Phasenjittermodulation werden bei RFID-Systemen dann eingesetzt, wenn sehr viele RFIDs in räumlicher Nähe nahezu zeitgleich ausgelesen werden sollen.

Die Leitungscodierung („encoding“) legt zwischen Sender und Empfänger fest wie die digitalen Daten so umcodiert werden, um bei der Übertragung möglichst optimal an die Eigenschaften des Übertragungskanals, in diesem Fall der Funkstrecke, angepasst zu sein. Die meist verwendeten Kanalcodierungsverfahren im RFID-Bereich sind:

  • Biphase-Mark-Code und der dazu invertierte Biphase-Space-Code
  • Pulsphasenmodulationen in Kombination mit dem RZ-Code
  • Manchester-Code
  • Miller-Code

Einen Sonderfall stellen SAW-Tags dar, die SAW-Effekte nutzen. Dabei wird die Kennung in der Laufzeit der reflektierten Signale kodiert.

Unter dem Begriff Pulk-Erkennung versteht man eine Nutzung bekannter Protokolle, in dem einzelne RFID-Tags unmittelbar nacheinander gelesen werden, wobei dieser Prozess sich selbst organisiert. Das heißt, dass

  • nicht alle Tags sich gleichzeitig bei dem gleichen Reader melden, und
  • jedes Tag möglichst lediglich einmal gelesen wird, und
  • ein einmal gelesenes Tag nach dem ersten erfolgreichen Lesen schweigt, bis es das Lesefeld verlässt oder das Lesefeld abgeschaltet wird,
  • oder das einzelne dort bereits bekannte Tag vom Leser direkt erneut aktiviert wird.

Viele Anwendungen dieser auch „Singulation“ genannten funktechnischen Vereinzelung soll es dem Empfänger ermöglichen, die verschiedenen Identitäten der vorhandenen Tags streng nacheinander zu erkennen. Das Konzept ist in der Norm in verschiedener Ausprägung vorgesehen, aber bisher erkennbar nicht verbreitet. Weitere proprietäre Ausprägungen finden sich bei den verschiedenen Herstellern. An technischen Problemen mit passiven Tags ändert nichts, dass aktive Tags sich willkürlich bei einem Empfänger melden können.

Folgendes Problem wird allein durch RFID-Tags nicht gelöst: Zu erkennen,

  • wie viele Objekte,
  • wie viele Tags und
  • wie viele gelesene Kennzeichen

einen guten Leseerfolg ausmachen.

Seit ersten Berichten bis heute sind keine Einrichtungen der Pulk-Erkennung bekannt, die eine vollständige Erfassung sicherstellen (2011). Pulk-Erkennung ist für eine Inventarisierung oder eine Kontrolle der Vollständigkeit ungeeignet.

Wenn im Lesevorgang kein Anti-Kollisionsverfahren und keine Stummschaltung wirken, ist die geometrische Vereinzelung außerhalb des Lesebereichs und die Beschränkung auf jeweils ein Tag im Lesebereich die Verfahrensweise mit generell besserer Erkennungsquote.

Die Antikollision beschreibt eine Menge von Prozeduren, die den Tags ermöglichen, gleichzeitig zu kommunizieren, also das Überlagern mehrerer verschiedener Signale ausschließen soll. Das Antikollisionsverfahren regelt die Einhaltung der Reihenfolge bzw. Abstände der Antworten, beispielsweise durch zufällig verteiltes Senden dieser Responses, so dass der Empfänger jedes Tag einzeln auslesen kann. Die Leistung der Antikollisionsverfahren wird in der Einheit „Tags/s“ gemessen. Es gibt vier Grundarten für Antikollisions- oder Multi-Zugangsverfahren:

  • Space Division Multiple Access (SDMA): Abstände, Reichweite, Antennenart und Positionierung werden eingestellt
  • Time Division Multiple Access (TDMA): die Zugangszeit wird zwischen den Teilnehmern aufgeteilt
  • Frequency Division Multiple Access (FDMA): verschiedene Frequenzen werden verwendet
  • Code Division Multiple Access (CDMA)

Typische Antikollisionsverfahren im RFID-Bereich sind:

  • Slotted ALOHA: eine Variante des ALOHA-Verfahrens aus den 1970er (Aloha Networks, Hawaii). Aloha war die Inspiration für das Ethernet-Protokoll und ist ein TDMA-Verfahren.
  • Adaptive Binary Tree: Dieses Verfahren verwendet eine binäre Suche, um einen bestimmten Tag in einer Masse zu finden.
  • Slotted Terminal Adaptive Collection (STAC): hat Ähnlichkeiten mit dem ALOHA-Verfahren, ist aber erheblich komplexer.
  • EPC UHF Class I Gen 2: ist ein Singulationsverfahren.

Alle RFID-Tags müssen eindeutig gekennzeichnet sein, damit der Empfänger Responses/Requests aller Tags erkennen kann:[8] RFID-Tags, in denen diese Kennzeichnung geändert werden kann, sind für eine sichere Prozessführung in einem offenen System ohne praktischen Wert (Beispiel: EPC Generation 1).

Mindestmerkmale eines RFID-Systems sind:

  • ein Nummernsystem für RFID-Tags und für die zu kennzeichnenden Gegenstände[9]
  • eine Verfahrensbeschreibung für das Kennzeichnen und für das Beschreiben und das Lesen der Kennzeichen[10]
  • ein an Gegenständen oder Lebewesen angebrachtes RFID-Tag, welches elektronisch und berührungslos eine seriell auszulesende Information bereitstellt
  • ein dazu passendes RFID-Lesegerät

Viele Tags unterstützen auch eine oder mehrere der folgenden Operationen:

  • Die Tags können über einen sogenannten „kill code“ oder z. B. durch ein Magnetfeld permanent deaktiviert werden (engl. kill, disable).
  • Die Tags erlauben ein einmaliges Schreiben von Daten (engl. write once).
  • Die Tags können mehrmals mit Daten beschrieben werden (engl. write many).
  • Antikollision: Die Tags wissen, wann sie warten oder Anfragen beantworten müssen.
  • Sicherheit: Die Tags können (auch verschlüsselt) ein geheimes Passwort verlangen, bevor sie kommunizieren.

RFID kann im Duplexbetrieb oder sequentiell Daten mit dem Lesegerät austauschen. Man unterscheidet:

  • full duplex system (FDX) (Zuverlässig durch kontinuierlichem Datenstrom, geringe Reichweite)
  • half duplex system (HDX) (gepulste Daten-Antwort, verbesserte Reichweite mittels in einem Kondensator integriert gesammelter Energie, Timing komplex)
  • sequential system (SEQ)

Die Kapazität des beschreibbaren Speichers eines RFID-Chips reicht von wenigen Bit bis zu mehreren KBytes. Die 1-Bit-Transponder sind beispielsweise in Warensicherungsetiketten und lassen nur die Unterscheidung „da“ oder „nicht da“ zu.

Der Datensatz des Transponders wird bei dessen Herstellung fest in ihm als laufende eindeutige Zahl (inhärente Identität) oder bei dessen Applikation als nicht einmalige Daten (z. B. Chargennummer) abgelegt werden. Moderne Tags können auch später geändert oder mit weiteren Daten beschrieben werden.

Beschreibbare Transponder verwenden derzeit meist folgende Speichertechnologien:

  • nicht-flüchtige Speicher (Daten bleiben ohne Stromversorgung erhalten, daher geeignet für induktiv versorgte RFID):
    • EEPROM
    • FRAM
  • flüchtige Speicher (benötigen eine ununterbrochene Stromversorgung um die Daten zu behalten):
    • SRAM

Passive Transponder entnehmen ihre Betriebsspannung dem (elektromagnetischen) Feld und speichern sie für den Antwortvorgang in Kapazitäten im Chip. Das Lesegerät beleuchtet den Chip und dieser reflektiert einen geringen Teil der Energie. Die eingestrahlte Energie muss etwa 1.000 mal größer sein als die für den Antwortvorgang verfügbare Energie. Damit benötigen passive Transponder das mit Abstand energiereichste Lesefeld.

Semi-passive (auch genannt semi-aktive) Transponder besitzen eine (Stütz-)Batterie für den volatilen (flüchtigen) Speicher und zum Betrieb angeschlossener Sensoren, nicht jedoch für die Datenübertragung. Das Energieverhältnis zwischen Beleuchtung und Rückstrahlung entspricht dem passiver Tags.

Aktive Transponder nutzen Batterien für den Prozessor und auch für den Datentransfer, sind mit einem eigenen Sender ausgestattet und erreichen so eine höhere Reichweite. Das Abfragesignal des Lesegeräts ist etwa so gering wie das Sendesignal des Transponders, somit ist der Lesevorgang für aktive Transponder verglichen mit passiven Transpondern besonders störungsarm.

Baken-Transmitter, die fortlaufend intermittierend senden und nicht auf eine Anregung reagieren, arbeiten immer mit Batterien (Primärbatterien oder Akkus). Das Energieverhältnis zwischen Abfrage und Antwortsignal entspricht dem aktiver Tags. Der Sendevorgang für Baken-Transponder ist ungeachtet der steten Sendefunktion verglichen mit passiven Transpondern besonders störungsarm.

In Deutschland werden aktive Transponder auch als Telemetriegeräte (siehe unten) klassifiziert. Auch Telemetrie-SRD (Funkverbindungen über kurze Entfernungen, z. B. von Sensoren) werden teilweise als RFID bezeichnet, sie benutzen einen aktiven Sender, der z. B. mit Solarzellen oder der Bewegung des Gegenstandes (z. B. Reifendrucksensor) mit Energie versorgt wird. Bei warmblütigen Lebewesen ist auch die Versorgung aus einer Temperaturdifferenz in Entwicklung.[11]

Frequenz Bereich Erlaubte Frequenzen (ISM-Band)
Langwellen-Frequenzen (LF) 30…300 kHz 9 kHz … 135 kHz
Kurzwellen-Frequenzen (HF/RF) 3…30 MHz 6,78 MHz, 13,56 MHz, 27,125 MHz, 40,680 MHz
Dezimeterwellen (UHF) 0,3…3 GHz 433,920 MHz, 869 MHz, 915 MHz, 2,45 GHz
Mikrowellen (SHF) > 3 GHz 5,8 GHz, 24,125 GHz

Nach dem englischen Sprachgebrauch haben sich folgende Unterscheidungen etabliert:[12]

  • Close coupling: 0…1 cm (ISO 10536)
  • Remote coupling (auch proximity coupling): 0…0,1 m (ISO 14443, ISO 18000-3)
  • Remote coupling (auch vicinity coupling): 0…1 m (ISO 15693, ISO 18000-3)
  • Long range coupling: mehr als 1 m (ISO 18000-4, ISO 18000-5, ISO 18000-7)
Frequenz Typische max. Reichweite für Tags Typische Anwendungen
Langwellen-Frequenzen (LF) 0,5 m (passiv) Tier-Identifizierung und Lesen von Gegenständen mit hohem Wasseranteil
Kurzwellen-Frequenzen (HF/RF) 0,5 m (passiv) Zugangskontrolle
Dezimeterwellen (UHF) 3–6 m (passiv) Lager und Logistikbereich (Paletten)
Mikrowellen ~ 10 m (aktiv) Fahrzeug-Identifizierung

Technisch können größere Distanzen erreicht werden, typisch sind jedoch lediglich die angegebenen Reichweiten bei zugelassenen Sendefeldstärken. Dabei ist die Beleuchtungsfeldstärke für passive Tags (Abfrage durch Lesegeräte) etwa um den Faktor 1.000 höher als die Sendefeldstärke aktiver Tags (Empfang durch Lesegeräte).

Die Erhöhung der Reichweite senkt gleichzeitig die lokale Trennschärfe (Transponder nebeneinander) und die finale Trennschärfe (Transponder nacheinander). Je mehr Transponder fast gleichzeitig (final) oder gleich gut (lokal) antworten, desto geringer wird die Erkenntnis, welcher von wo geantwortet hat. Daher werden Reichweite und Trennschärfe bei einem für den Betriebseinsatz tauglichen System miteinander ausgewogen bewertet.

Insbesondere an Ladetoren wäre es untauglich, die Reichweite so zu steigern, dass nicht mehr erkennbar wäre, welche Ware durch welches Tor das Lager verlässt. Ebenso wäre es wenig hilfreich, wenn ein Transponder nacheinander die passende Antwort für mehrere Objekte geben würde, ohne dass sich physikalisch etwas Entsprechendes ändert.

  • Reflexion / gerichtete bzw. ungerichtete Streuung (backscatter): Frequenz der reflektierten Welle ist die Sendefrequenz des Lesegerätes
  • Dämpfungsmodulation: durch den Transponder wird das Feld des Lesegerätes beeinflusst (Frequenzverhältnis 1:1)
  • subharmonische Welle (Frequenzverhältnis 1:n)
  • Erzeugung von Oberwellen (n-fache) im Transponder
  • elektrostatische Felder in kapazitiver Kopplung (für RFID eher die Ausnahme, kein Standard)
  • magnetische Felder für induktive Kopplung oder Nahfeldkopplung(NFC): Datenübertragung und meist auch Energieversorgung erfolgen über das magnetische Nahfeld der Spulen im Lesegerät und im Tag (üblich sind Rahmenantennen oder Ferritantennen). Diese Kopplung ist üblich bei Frequenzen von 135 kHz (ISO 18000-2) und 13,56 MHz (ISO 18000-3) sowie für 13,56 MHz NFC (ISO 22536).
  • elektromagnetische Dipolfelder für Fernfeldkopplung: Datenübertragung und oft auch Energieversorgung erfolgen mit Antennen (üblich sind Dipolantennen oder Spiralantennen). Diese Kopplung ist üblich bei Frequenzen von 433 MHz (ISO 18000-7), bei 868 MHz (ISO 18000-6) und bei 2,45 GHz (ISO 18000-4).

Generell ist die Logistik die Hauptüberschrift für das Einsatzgebiet. Logistische Problemstellungen gehen quer durch alle Branchen. Hier gibt es ein riesiges Rationalisierungspotential auszuschöpfen. Der Durchbruch zu allgemeiner Ausbreitung scheitert in der Regel an Problemen, den Geschäftsfall (business case) über Unternehmensgrenzen hinweg zu budgetieren.

Manche Institutionen erhoffen sich darüber hinaus eine verbesserte Überwachung im Personen- und Warenverkehr. Der technische Aufwand und die Kosten auf der RFID-Seite sind überschaubar. Die zu erwartenden riesigen Datenmengen begrenzen die praktische Ausführung.

Der Begriff „fälschungssicher“ in diesem Zusammenhang wird sich nach kurzer Zeit relativieren.

Die folgende Aufzählung enthält nur einige, derzeit (2006) wichtige Gebiete:

Fahrzeugidentifikation
Electronic Road Pricing System in Singapur
Die e-Plate-Nummernschilder identifizieren sich automatisch an Lesegeräten. Dadurch sind Zugangskontrollen, Innenstadtmautsysteme und auch Section-Control-Geschwindigkeitsmessungen möglich. Bei entsprechend dichtem Sensorennetz lassen sich auch Wegeprofile erstellen. In einem Großversuch hat das britische Verkehrsministerium im April/Mai 2006 ca. 50.000 Nummernschilder mit RFID-Funkchips ausstatten lassen. Ziel ist die Informationssammlung über die Fälschungsrate sowie die Gültigkeit von Zulassung und Versicherungsschutz. Bei erfolgreicher Erprobung ist eine flächendeckende Einführung geplant. Die Erfassung erfolgt im Abstand von weniger als zehn Metern. Eine Verwertung der Geschwindigkeitsmessung mit Hilfe dieser Technik ist durch die britische Rechtsprechung derzeit stark eingeschränkt.
Banknoten
Bereits im Jahr 2003 wurde bekannt, dass die Europäische Zentralbank mit dem japanischen Elektronikkonzern Hitachi über eine Integration von RFID-Transpondern in Euro-Banknoten verhandle.[13] Auf dem sogenannten μ-Chip (0,4 mm × 0,4 mm) ist eine eindeutige 38-stellige Zahlenfolge (128 Bit) gespeichert.[14] Mit einem solchen RFID-Chip gekennzeichnete Banknoten sollen besser gegen Geldfälscherei geschützt sein. Vorstellbar wäre aber auch eine lückenlose Dokumentation des Umlaufs. Aufgrund der mit der Implementierung verbundenen Kosten sowie datenschutzrechtlicher Probleme ist die Einführung bislang nicht vorgesehen.
Bankkarten
EC-Karten mit Funk-Bezahlsystem [15] erlauben auch eine Identifizierung, stellen aber durch ihre Zusatzfunktion des berührungslosen Abbuchens von Geld ein Sicherheitsrisiko dar, weil so der Austausch kontenbezogener Daten von Dritten im Nahfeld unbemerkt mitgelesen werden kann
Identifizierung von Personen
RFID-Chips sind in allen seit dem 1. November 2005 ausgestellten deutschen Reisepässen sowie ab dem 1. November 2010 in allen Personalausweisen enthalten.
Im November 2004 genehmigte die US-amerikanische Gesundheitsbehörde (FDA) den Einsatz des „VeriChip“ am Menschen.[16] Der Transponder der US-amerikanischen Firma Applied Digital Solutions wird unter der Haut eingepflanzt. Geworben wird mit einfacher Verfügbarkeit lebenswichtiger Informationen im Notfall. Andere Lösungen arbeiten dagegen mit Patientenarmbändern und koppeln diese Daten über den PDA des medizinischen Personals mit dem Patienteninformationssystem im Krankenhaus.[17]
Echtheitsmerkmal für Medikamente
Die US-Arzneimittelbehörde FDA empfiehlt den Einsatz von RFID-Technik im Kampf gegen gefälschte Medikamente. Bisher werden jedoch überwiegend optische Verfahren eingesetzt, da deren materieller Aufwand wirtschaftlich vertretbar ist. Für den Transport temperaturempfindlicher Medizinprodukte werden vielfach RFID-Tags mit Sensorfunktionen an den Transportbehältern eingesetzt. Die Aufzeichnung dokumentiert eine Verletzung von Transportbedingungen und unterstützt den Schutz der Patienten durch qualifiziertes Verwerfen eines falsch transportierten Gutes.
Kennzeichnung von Leiterplatten mit RFID-Tags
RFID-Tags werden eingesetzt, um Leiterplatten oder andere Bauteile rückverfolgbar zu machen.[18] Leiterplatten wurden bislang häufig mit Barcodes gekennzeichnet.
Textil- und Bekleidungsindustrie
In der Textil- und Bekleidungsindustrie ist ein zunehmend flächendeckender Einsatz von RFID aufgrund einer im Vergleich zu anderen Branchen höheren Marge sehr wahrscheinlich. Als weltweit erstes Unternehmen hat Lemmi Fashion (Kindermode) die komplette Lieferkette auf RFID umgerüstet und eine weitreichende Integration mit der Warenwirtschaft umgesetzt. Die Firma Levi Strauss & Co. hat ebenfalls begonnen, ihre Jeans mit RFID-Etiketten auszustatten.[19] Ein weiterer RFID-Pionier ist die Firma Gerry Weber, die sich seit 2004 in diversen Projekten mit der Technologie beschäftigte und seit 2010 in alle Bekleidungsstücke einen RFID-Tag integriert, der gleichzeitig als Warensicherung fungiert.[20][21][22]
Container-Siegel
Für See-Container sind spezielle mechanische Siegel mit zusätzlichen RFID-Tags entworfen worden, die in Einzelfällen bereits benutzt werden. Sie werden entweder wiederholt genutzt (semi-aktive RFID-Tags nach ISO/IEC 17363, ab 2007) oder einmalig eingesetzt (passive RFID-Tags nach ISO/IEC 18185, ab 2007). Bisher gibt es keine Verpflichtung zur Verwendung solcher elektronischen Siegel.
Tieridentifikation
Glastransponder zur Tieridentifikation (2-Euro-Münze zum Größenvergleich)
Seit den 1970er Jahren kommen RFID-Transponder bei Nutztieren zum Einsatz. Außer der Kennzeichnung von Nutztieren mit Halsbändern, Ohrmarken und Boli werden Implantate bei Haustieren (EU-Heimtierausweis, ISO/IEC 11784 und ISO/IEC 11785) verwendet. Auch die Tiere im Zoo erhalten solche Implantate.
  • 125 kHz International Zootierhaltung, Nutztieridentifikation, Meeresschildkröten Erfassung, Forschung.
  • ISO 134,2 kHz (ursprünglich Europäischer) Internationaler Standard in der Nutztieridentifikation, Implantate bei Haustieren.[23]
Automobile Wegfahrsperre
Als Bestandteil des Fahrzeugschlüssels bilden Transponder das Rückgrat der elektronischen Wegfahrsperren. Der Transponder wird dabei im eingesteckten Zustand über eine Zündschloss-Lesespule ausgelesen und stellt mit seinem abgespeicherten Code das ergänzende Schlüsselelement des Fahrzeugschlüssels dar. Für diesen Zweck werden üblicherweise Crypto-Transponder eingesetzt, deren Inhalt nicht ohne deren Zerstörung manipuliert werden kann.
Kontaktlose Chipkarten
In Asien sowie größeren Städten weit verbreitet sind berührungslose, wiederaufladbare Fahrkarten. Weltweiter Marktführer für das sogenannte Ticketing ist NXP (hervorgegangen aus Philips) mit seinem Mifare-System. In den USA und in Europa werden Systeme zur Zutrittskontrolle und Zeiterfassung bereits häufig mit RFID-Technik realisiert. Hier werden weltweit meist Mifare oder HiD bzw. iClass5 und in Europa hauptsächlich Legic, Mifare und teilweise unterschiedliche 125 kHz-Verfahren (Hitag, Miro etc.) eingesetzt. Manche Kreditkarten-Anbieter setzten RFID-Chips bereits als Nachfolger von Magnetstreifen bzw. Kontakt-Chips ein. 2006 kam die RFID-Technik in Deutschland bei den Eintrittskarten der Fußball-Weltmeisterschaft zum Einsatz. Ziel ist es, den Ticketschwarzhandel durch Bindung der Karte an den Käufer zu reduzieren. Bei Bayer 04 Leverkusen, VfL Wolfsburg und Alemannia Aachen kommt diese Technologie bereits bei Bundesliga-Spielen zum Einsatz. Fast alle größeren Skigebiete der Alpen verwenden heutzutage nur noch kontaktlose Skipässe.
Waren- und Bestandsmanagement
In Bibliotheken jeder Größe und Typs wird RFID zur Medienverbuchung und Sicherung verwendet. Prominente Installationen sind die Münchner Stadtbibliothek, die großen Hamburger Stadtbibliotheken, die Wiener Hauptbücherei, die Stadtbücherei Stuttgart und die Hauptbibliotheken der Technischen Universität Graz und des Karlsruher Instituts für Technologie. Die RFID-Lesegeräte sind in der Lage, spezielle RFID-Transponder stapelweise und berührungslos zu lesen. Dieses Leistungsmerkmal bezeichnet man mit Pulklesung. Das bedeutet bei der Entleihe und Rückgabe, dass die Bücher, Zeitschriften und audiovisuellen Medien nicht einzeln aufgelegt und gescannt werden müssen. Der Bibliotheksbenutzer kann auf diese Weise an RFID-Selbstverbuchungsterminals alle Medien selbständig ausleihen. Auch die Medienrückgabe kann automatisiert werden: Eigens entwickelte RFID-Rückgabeautomaten ermöglichen eine Rückgabe außerhalb der Öffnungszeiten. An den Türen und Aufgängen befinden sich Lesegeräte, die wie Sicherheitsschranken in den Kaufhäusern aussehen. Sie kontrollieren die korrekte Entleihe. Mit speziellen RFID-Lesegeräten wird die Inventarisierung des Bestandes und das Auffinden vermisster Medien spürbar einfacher und schneller.
Große Einzelhandelsketten wie Metro, Rewe, Tesco und Wal-Mart sind an der Verwendung von RFID bei der Kontrolle des Warenflusses im Verkaufsraum interessiert. Dieser Einsatz hat in letzter Zeit zu Diskussionen geführt. Der Vereinfachung für den Kunden (z. B. Automatisierung des Bezahlvorganges) stehen Datenschutzbedenken gegenüber.
Positionsbestimmung
Im industriellen Einsatz in geschlossenen Arealen sind fahrerlose Transportsysteme (AGV) im Einsatz, bei der die Position mit Hilfe von in geringen Abstand zueinander im Boden eingelassenen Transpondern aufgrund von deren bekannter Position über die gelesene Identität und über Interpolation bestimmt wird. Solche Systeme sind davon abhängig, dass ausschließlich zuvor bestimmte Trassen und Routen befahren werden. Sobald ein Fahrzeug diese Trassen verlässt, ist das System unwirksam. Schienenfahrzeuge haben dieses Problem nicht, siehe die magnetisch gekoppelte Eurobalise.
Zeiterfassung
Zeiterfassungsterminal mit RFID
Transponder dienen am Schuh oder in der Startnummer eines Läufers bzw. im Rahmen eines Rennrades als digitales Identifikationsmerkmal in Sportwettkämpfen (Produktbeispiele: ChampionChip, Bibchip).
An Terminals werden die Zeiten des Kommens und Gehens, evtl. auch der Pausenzeiten erfasst, wenn der Nutzer sein RFID-Medium (meist Chipkarte oder Schlüsselanhänger) in Lesereichweite bringt.
Müllentsorgung
In den Österreichischen Bezirken Kufstein und Kitzbühel wurde bereits im Jahr 1993 ein auf RFID basierendes Müllmesssystem nach Liter entwickelt und flächendeckend eingeführt, sämtliche Transponder der Erstausgabe (AEGID Trovan ID200 125 kHz) aus dem Jahr 1993 sind dort trotz erneuerter Abfuhrfahrzeuge (und Reader-Einheiten) bis heute in der Originalbestückung unverändert im Einsatz. Eine Müllvorschreibung erfolgt bei diesem System nach tatsächlich gemessenen Litern (Laufende Abrechnung je Quartal). Das System verknüpft über die Adresselemente Straße, Hausnummer, Türe und Top, automatisiert eine Personenanzahl (Datenabfrage aus dem zentralen Melderegister Österreichs) mit jedem Müllgefäß, und summiert unabhängig von einer tatsächlich abgeführten Müllmenge diese virtuell errechnete Mindestmüllmenge auf die Müllgefäßkonten. Zur Vermeidung eines sonst unweigerlichen Missbrauchs einer aufkommensgerechten Abfallvergebührung durch Littering vergleicht das System am Jahresende eine tatsächlich abgeführte Jahresmüllmenge je Gefäß mit einer virtuell aus der Personenanzahl errechneten Mindestmüllmenge (je Gemeinde 2-3 Liter je Woche und Person), und schreibt bei einer Unterschreitung der bemessenen Müllmenge eine Differenz am Jahresabschluss jedenfalls vor. Das beschriebene System befindet sich seit mehr als 14 Jahren konfliktfrei und ohne technisch bedingten Datenverlust im Einsatz. Datenschutzrechtliche Abläufe finden ausnahmslos innerhalb der kommunalen Gemeindeverwaltung statt, jeder Bürger kann auf Verlangen in seine Müllmessdaten in seiner Heimatgemeinde Einsicht nehmen.
In den deutschen Städten Bremen und Dresden sind Mülltonnen für die gebührenpflichtige Abfuhr ebenfalls mit RFID-Transpondern versehen. Die gebührenfreie Abfuhr von Papier, Grünabfall und Verpackung wird hingegen nicht erfasst. Bei der Leerung erfassen die Abfuhrfahrzeuge mittels geeichter Waagen das Gewicht jeder einzelnen Tonne. Über RFID ist die Zuordnung des Abholgewichts jeder Tonne zu einem individuellen Haushalt möglich, die Bürger erhalten in Dresden eine Abrechnung, die auf dem tatsächlich geleerten Gewicht (und nicht, wie sonst üblich, auf einer Volumenpauschale) basiert, bzw. in Bremen über die Anzahl der über die Pauschale hinaus erfolgten tatsächlichen Leerungen (und nicht, wie sonst üblich, allein auf einer pauschalen Anzahl).
In Großbritannien wurden mehrere hunderttausend Mülltonnen ohne Wissen der Bürger mit RFID-Transpondern versehen.[24] Hintergrund soll die Absicht der britischen Kommunen sein, das Recyclingverhalten der Bürger zu erfassen.[25]
Zugriffskontrolle
Transponder am oder im Schlüssel dienen zur Kontrolle, wenn Workstations mit entsprechenden Lesegeräten ausgestattet sind, ebenso zur Benutzerauthentifizierung für spezielle externe mobile Sicherheitsfestplatten, wenn diese im Gehäuse mit entsprechenden Lesegeräten ausgestattet sind.
Zutrittskontrolle
Transponder am oder im Schlüssel dienen zur Zutrittskontrolle, wenn die Türen mit entsprechenden Lesegeräten oder mit entsprechenden Schließzylindern mit Leseoption ausgestattet sind.
Branche Kum. Anz. (in Mio.)
Transport/Automotive 1000
Finanzen/Sicherheit 670
Handel/Konsumgüter 230
Freizeit 100
Wäschereien 75
Bibliotheken 70
Fertigung 50
Tiere/Landwirtschaft 45
Gesundheitswesen 40
Flugverkehr 25
Logistik/Post 10
Militär 2
Sonstige 80
Total 2397

Kumuliert wurden in den Jahren von 1944 bis 2005 insgesamt 2,397 Milliarden RFID-Chips verkauft.[26] Die genaue Verbreitung nach Anwendung sieht wie folgt aus:

Im Jahr 2005 wurden 565 Millionen Hochfrequenz-RFID-Tags (nach ISO/IEC 14443) abgesetzt, was insbesondere auf die erhöhte Nachfrage im Logistik-Bereich zurückzuführen ist.[27] Für das Jahr 2006 erwartete man einen weltweiten Absatz von 1,3 Milliarden RFID-Tags.[28] U. a. wegen der zunehmenden Vereinheitlichung von RFID-Lösungen sowie dem gewachsenen Austausch der Interessenten untereinander mussten Marktforscher ihre Prognose für das Marktwachstum im Jahr 2007 um 15 % senken. So wurde erwartet, dass man im Jahr 2007 mit rund 3,7 Milliarden US-Dollar für RFID-Services und -Lösungen weniger Umsatz machte.[29]

In industriellen Anwendungsfällen stellen die Kosten für die Chips und deren zu erwartende Degression nicht den entscheidenden Faktor dar. Viel mehr ins Gewicht fallen Installationskosten für banal Erscheinendes wie Verkabelungen, Steckdosen, Übertrager und Antennen etc., die in konventioneller Handwerksleistung installiert werden und bei denen deswegen kaum eine Kostendegression zu erwarten ist. Bei Wirtschaftlichkeitsvergleichen von RFID zu zum Beispiel Barcode waren und blieben es diese Infrastrukturkosten, welche durch die erwartbaren Rationalisierungserträge eines RFID-Systems nicht auszugleichen waren.[30][31]

Die Kosten für die Transponder (also die RFID-Chips) liegen zwischen 35€ pro Stück für aktive Transponder in kleinen Stückzahlen und absehbar 5 bis 10 Cent pro Stück für einfache passive Transponder bei Abnahme von mehreren Milliarden[32][33].

Eine Reihe von Hochschulen bietet Kurse zum Thema RFID innerhalb bestehender Ausbildungen an. Seit dem Sommersemester 2009 besteht die Möglichkeit, ein Masterstudium an der Hochschule Magdeburg-Stendal(FH) zu absolvieren.

  • Müllentsorgung
    • Trovan
    • BDE VKI (Abwandlung ISO 11784 / 11785)[34]
  • Tier-Identifizierung
    • ISO 11784
    • ISO 11785: FDX, HDX, SEQ
    • ISO 14223: advanced transponders
  • Contactless Smartcards
    • ISO/IEC 10536: close coupling Smartcards (Reichweite bis 1 cm)
    • ISO/IEC 14443: proximity coupling Smartcards (Reichweite bis 10 cm)
    • ISO/IEC 15693: vicinity Smartcards (Reichweite bis 1 m)
    • ISO/IEC 10373: Testmethoden für Smartcards
  • ISO 69873: für den Werkzeugbereich
  • Container-Identifizierung (Logistikbereich)
    • ISO 10374: Container-Identifizierung (Logistikbereich)
    • ISO 10374.2: “Freight Container –Automatic Identification” das sog. licence plate
    • ISO 17363: „Supply Chain application of RFID – Freight Containers“ das sog. shipment tag
    • ISO 18185: „Freight Container – Electronic Seals“ das sog. eSeal (elektronische Siegel)
  • VDI 4470: Diebstahlsicherung für Waren (EAS)
  • VDI 4472: Anforderungen an Transpondersysteme zum Einsatz in der Supply Chain
    • Blatt 1: Einsatz der Transpondertechnologie (Allgemeiner Teil)
    • Blatt 2: Einsatz der Transpondertechnologie in der textilen Kette (HF-Systeme) (veröffentlicht 2006)
    • Blatt 5: Einsatz der Transpondertechnologie in der Mehrweglogistik (Bearbeitung abgeschlossen)
    • Blatt 8: Leitfaden für das Management von RFID-Projekten (Bearbeitung abgeschlossen)
    • Blatt 10: Abnahmeverfahren zur Überprüfung der Leistungsfähigkeit von RFID-Systemen (Bearbeitung abgeschlossen)
  • Item Management (Verwaltung von Gegenständen)
    • ISO/IEC 18000 Information technology — Radio frequency identification for item management:
      • Part 1: Reference architecture and definition of parameters to be standardized
      • Part 2: Parameters for air interface communications below 135 kHz
      • Part 3: Parameters for air interface communications at 13,56 MHz
      • Part 4: Parameters for air interface communications at 2,45 GHz
      • Part 6: Parameters for air interface communications at 860 MHz to 960 MHz
      • Part 7: Parameters for active air interface communications at 433 MHz
  • Datenstrukturen und Reader-Kommunikationsprotokolle
    • EPCglobal (Electronic Product Code)
    • ISO/IEC 15961 AIDC RFID Data Protocol - Application interface
    • ISO/IEC 15962 AIDC RFID Data Protocol - Encoding Rules

Wie bei jeder technischen Innovation gibt es Bedenken wegen diverser Gefährdungen[35]. Tatsächlich ist ein RFID-Kennzeichen zunächst ein offenes, also allgemein lesbares Kennzeichen, wie beispielsweise ein Kraftfahrzeug-Kennzeichen. Im Zusammenhang mit Bedenken zu RFID-Chips wird dessen ungeachtet von „Spychips“ gesprochen[36].

Bei jeder Meldung zu angeblichen Gefahren ist zunächst zu prüfen, ob der technische Zusammenhang richtig wiedergegeben wird.

Die Beschränkung der RFID-Technik ist in der technisch nutzbaren Reichweite und in der ausgewählten festen Information zu erkennen. RFID-Chips liefern keine Information über den genauen Ort (Position), die Orientierung (Richtung) und Bewegung (Geschwindigkeit), sondern die Identität des Kennzeichens ohne weitere Information über den Träger des Kennzeichens.

Ortsinformationen erhält man indirekt über die Kenntnis des Standorts des Lesegerätes. An Objekten angebrachte und von Personen mit sich geführte RFIDs könnten somit zu einer potentiellen Gefahr für die informationelle Selbstbestimmung werden, da die unmerkbar gesendeten Daten bei Kenntnis des Zusammenhangs personenbeziehbar sind (siehe unten). In dieser Hinsicht gleichen RFID einem eingeschalteten Mobiltelefon, dessen Standort anhand der nächstgelegenen Basisstation ermittelt werden kann. Allerdings ist wie beim Mobiltelefon die Identität des Trägers nicht allgemein bekannt.

Derzeit gibt es keine Regeln zur Entsorgung der Transponder als Elektronikschrott beim Masseneinsatz wie z. B. bei Supermarktartikeln. Unter anderem wird an neuen Materialien (z. B. auf Polymerbasis) geforscht, was zur weiteren Senkung der Herstellungskosten sowie der Erschließung neuer Einsatzgebiete (z. B. in Ausweisen und Kleidung eingearbeitete Transponder)[37] dienen soll.

Logo der StopRFID-Kampagne

Die Gefahr der RFID-Technik liegt zum Beispiel im Verlust der informationellen Selbstbestimmung, d. h. die einzelne Person hat durch die „versteckten“ Sender keinen Einfluss mehr darauf, welche Informationen preisgegeben werden. Deshalb ist der bevorstehende massenhafte Einsatz von RFID-Transpondern unter Datenschutz-Gesichtspunkten problematisch. Um dem zu entgehen, schlagen manche Kritiker die Zerstörung der RFID-Transponder nach dem Kauf vor. Dies könnte (ähnlich wie bei der Deaktivierung der Diebstahlsicherung) an der Kasse geschehen. Ein Nachweis, dass ein Transponder wirklich zerstört bzw. sein Speicher wirklich gelöscht wurde, ist für den Verbraucher in der Regel nicht möglich.[38].

Weiterhin ist die Integration zusätzlicher, nicht dokumentierter Speicherzellen oder Transponder denkbar. Für den Verbraucher wird ein RFID-Transponder so zur Black Box, weshalb manche eine lückenlose Überwachung des gesamten Produktionsprozesses fordern.

2003 hatte der Metro-Konzern einen Teil seiner Kundenkarten mit RFID-Transpondern ausgestattet ohne seine Kunden darauf hinzuweisen. Der Konzern wurde daraufhin mit der Negativ-Auszeichnung Big Brother Award bedacht. Metro setzt seine RFID-Versuche in seinem Future Store zwar fort, tauschte die betreffenden Kundenkarten jedoch um. Dies bewerten Datenschutz-Aktivisten als Folge ihrer Proteste. Generell kann sich ein Kunde gegen solche Praktiken erfolgreich wehren, wenn sie nicht heimlich geschehen. 2007 erhielt die Deutsche Bahn AG den genannten Big Brother Award, weil sie weiterhin – ohne die Kunden zu informieren – die BahnCard 100 mit RFID-Chips ausstattete.

  • Man kann versuchen zu verhindern, dass die RFID-Transponder ihre Energie erhalten. Dazu kann man beispielsweise die Batterie herausnehmen oder die RFID-Transponder in einen Faradayschen Käfig stecken. Wenn RFID-Transponder induktiv auf tiefen Frequenzen um 100 kHz ankoppeln, sollte man eine Abschirmung aus magnetisierbaren Materialien wie Eisen oder MU-Metall verwenden. Bei hohen Frequenzen über 1 MHz genügt Umwickeln mit dünner Alufolie.
  • Man kann einfach die Antenne beschädigen. Bei größeren RFID-Transpondern kann man im Röntgenbild die Spiralen der Antenne deutlich erkennen. Durchtrennt man sie an einer Stelle, funktioniert der RFID-Transponder nicht mehr.
  • Die Induktivität einer Spulenantenne ist meist mit einem integrierten Kondensator auf die Arbeitsfrequenz abgestimmt (Schwingkreis). Durch Überkleben mit Alufolie wird die Resonanzfrequenz sehr deutlich erhöht und die Reichweite entsprechend verringert. Wenn dieser Schwingkreis die Sendefrequenz definiert, ist überhaupt kein Kontakt mehr möglich, weil das RFID auf viel zu hoher Frequenz sendet.
  • Das Aufkleben eines CHIPAXXS-Aufklebers kann die Benutzung des RFID-Chips verhindern, indem er die Kommunikation des RFID-Chips mit dem Lesegerät nur zulässt, wenn ein Taster auf dem Aufkleber gedrückt wird.[39]
  • Ein elektromagnetischer Impuls auf Transponder und Antenne zerstört diese ebenfalls und macht sie unbrauchbar. Als Beispiel dafür wurde auf dem Chaos Communication Congress 2005 der RFID-Zapper vorgestellt. Hierbei handelt es sich um ein Gerät, welches RFID-Transponder mittels eines elektromagnetischen Impulses deaktiviert. Einfacher ist es, den RFID einige Sekunden in den Mikrowellenherd zu legen. Die hohe Feldstärke zerstört die Elektronik. Dies birgt jedoch die Gefahr, dass nicht nur der Transponder, sondern auch das umgebende Trägermaterial (z. B. eine Kundenkarte) zerstört wird (beispielsweise durch Brandlöcher).
  • Mit jedem handelsüblichen Elektroschocker kann man einen RFID-Tag oder Chip einfach und effizient zerstören, indem man ihn nur kurz in die Funkenstrecke des Schockers bringt.
  • Aufwändig: Durch Aussendung eines Störsignals – bevorzugt auf der Frequenz, auf der auch der RFID-Transponder sendet – können die recht schwachen Signale des RFID-Transponders nicht mehr empfangen werden. Dieser Störsender kann aber seinerseits geortet werden.
  • Die Übertragung kann auch gestört werden, indem man eine große Zahl (mehrere hundert bis tausend) RFID-Transponder auf einen gemeinsamen Träger (Gehäuse) setzt. Wird das dadurch entstehende Gerät („Jamming-Device“) in den Lesebereich eines Lesegeräts gebracht, antworten die Tags alle gleichzeitig. Selbst wenn das Lesegerät mit Antikollisionsverfahren arbeitet, ist es bei einer derart großen Zahl von Transpondern doch überfordert und auch nicht mehr in der Lage, „echte“ RFID-Tags (z. B. an Waren) zu erkennen. Solche Jamming-Vorrichtungen können als MP3-Player, Mobiltelefon, usw. getarnt sein.
  • Kaum effektiv: Wie beim Telefon (per Draht oder drahtlos) kann man auch RFID-Signale ausspähen. Auf diese Weise kann man bestenfalls mitlesen, was der RFID gerade zurücksendet.
  • Extrem aufwändig: RFID-Signale können manipuliert werden. Bei einem Speicherchip zur Authentifizierung werden daher auch Verschlüsselungsmethoden eingesetzt.
  • Auf der IEEE Conference of Pervasive Computing 2006 (Percom) in Pisa stellten Wissenschaftler um Andrew S. Tanenbaum eine Methode vor, wie mit Hilfe von manipulierten RFID-Chips die Back-end-Datenbanken von RFID-Systemen kompromittiert werden können. Sie bezeichnen ihre Arbeit selbst als weltweit ersten RFID-Virus seiner Art.[40]. Diese Darstellung wird allerdings mittlerweile von verschiedenen Stellen als zu theoretisch konstruiert angesehen.[41]

Auf Umverpackungen aufgebrachte RFID-Tags können nach derzeitigem Kenntnisstand nicht so gut recycelt werden wie Umverpackungen ohne RFID-Tags. Sortenreines Verpackungsmaterial wie Altglas, Altpapier oder Kunststoff kann durch die schwierig abzutrennenden RFID-Chips aus Kupfer und weiteren Metallen verunreinigt werden. Mögliche Risiken von Verunreinigungen des Recylingmaterials durch RFID-Chips können aufwendigeres Recycling oder mindere Qualität der entstehenden Rohstoffe bedeuten.[42][43]

Ein weiterer Punkt ist der Ressourcenverbrauch von RFID-Transpondern. Kostbare Edelmetalle gehen mit ihnen diffus auf Deponien und in Müllverbrennungsanlagen verloren. Obwohl ein einziger Transponder nur eine geringe Menge Edelmetall enthält, würde durch eine große Anzahl von Chips (z. B. in Lebensmittelverpackungen) der Ressourcenverbrauch erheblich steigen.

Im Journal of the American Medical Association wurde im Juni 2008 eine Studie[44] veröffentlicht, die nachweist, dass zahlreiche diagnostische Messungen durch die zur Auslesung erforderlichen elektromagnetischen Wellen von RFID verfälscht werden.[45] Geräte der Medizintechnik, die in jeder gut ausgestatteten Intensivmedizin-Station vorhanden sind, reagierten unterschiedlich empfindlich mit Messwert-Verzerrungen. „In einer Entfernung von einem Zentimeter bis sechs Metern kam es bei 34 von 123 Tests zu einer Fehlfunktion der medizinischen Geräte. In 22 Fällen wurden diese Störungen als gefährlich beurteilt, weil Beatmungsgeräte ausfielen oder selbsttätig die Atemfrequenz veränderten, weil Infusionspumpen stoppten oder externe Schrittmacher den Dienst versagten, weil ein Dialysegerät ausfiel oder der EKG-Monitor eine nicht vorhandene Rhythmusstörung anzeigte.“[46]

  • Auto-ID
  • Chipkarte
  • Data-Mining
  • Polymerelektronik
  • Near Field Communication
  • Ubiquitous Computing
  • Internet der Dinge
  • Sekundärradar
  • H. Bhatt, B. Glover: RFID Essentials. ISBN 0-596-00944-5.
  • Klaus Finkenzeller: RFID-Handbuch. ISBN 978-3-446-42992-5.
  • Patrick Sweeney: RFID für Dummies (deutsch). ISBN 3-527-70263-6.
  • G. Tamm, C. Tribowski: RFID. ISBN 978-3-642-11459-5.
  • N. Bartneck, V. Klaas, H. Schönherr: Prozesse optimieren mit RFID und Auto-ID. ISBN 978-3-89578-319-7.
  • Thorsten Blecker, George Q. Huang (Hrsg.): RFID in Operations and Supply Chain Management. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-503-10088-0.
  • D. Dreher: Der Einsatz von Radio Frequency Identification in der Logistik. ISBN 3-638-65794-9.
  • F. Gillert, W. Hansen: RFID – für die Optimierung von Geschäftsprozessen. ISBN 3-446-40507-0.
  • Markus Hansen, Sebastian Meissner: Identification and Tracking of Individuals and Social Networks using the Electronic Product Code on RFID Tags. IFIP Summer School, Karlstad 2007. Folien
  • W. Franke, W. Dangelmaier: RFID – Leitfaden für die Logistik. ISBN 3-8349-0303-5.
  • C. Kern: Anwendung von RFID-Systemen. 2. Auflage. 2006, ISBN 3-540-27725-0.
  • C. Köster: Radio Frequency Identification. Einführung, Trends, gesellschaftliche Implikationen. ISBN 3-8364-0162-2.
  • S. Kummer, M. Einbock, C. Westerheide: RFID in der Logistik. Handbuch für die Praxis. ISBN 3-901983-59-7.
  • B. Lietke, M. Boslau, S. Kraus: RFID-Technologie in der Wertschöpfungskette. In: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt) – Zeitschrift für Ausbildung und Hochschulkontakt. (ISSN 0340-1650), Verlage C.H. Beck/Vahlen, 35. Jg., Nr. 12, S. 690–692
  • Christoph Rosol: RFID. Vom Ursprung einer (all)gegenwärtigen Kulturtechnologie. ISBN 978-3-86599-041-9.
  • R. Schoblick: RFID. ISBN 3-7723-5920-5.
  • E. Schuster, S. Allen, D. Brock: Global RFID. The Value of the EPCglobal Network for Supply Chain Management. ISBN 3-540-35654-1.
  • W. Seifert, J. Decker (Hrsg.): RFID in der Logistik. ISBN 3-87154-322-5.
  • Klaus Finkenzeller: RFID-Handbuch: Grundlagen und praktische Anwendungen von Transpondern, kontaktlosen Chipkarten und NFC. 5. Auflage. München 2008, ISBN 978-3-446-41200-2.
  1. zdnet.de: RFID-Chips aus dem Drucker 9. Februar 2005
  2. Christoph Rosol: RFID. Vom Ursprung einer (all)gegenwärtigen Kulturtechnologie.
  3. Bundestag: Funkchips – Die Radio Frequency Identification (RFID). 24. Mai 2007
  4. AIM Global: Shrouds of Time – The History of RFID oder Shrouds of Time – The History of RFID
  5. Auto-ID Center
  6. heise online: Hitachi treibt Miniaturisierung von RFID-Tags voran. 16. Februar 2007
  7. Funketiketten steuern die Fertigung - RFID-Systeme nach dem EPCglobal-Standard erobern die Produktion. Siemens A&D Kompendium 2009/2010, abgerufen am 20. Oktober 2010
  8. ISO/IEC 18000-1:2008 Information technology – Radio frequency identification for item management – Part 1: Reference architecture and definition of parameters to be standardized
  9. ISO/IEC 15459-3:2006 Information technology – Unique identifiers – Part 3: Common rules for unique identifiers
  10. ISO/IEC 15459-4:2008 Information technology – Unique identifiers – Part 4: Individual items
  11. „Forschung aktuell“, Deutschlandfunk
  12. z. B. Finkenzeller 2008, S. 273.
  13. tecCHANNEL.de: RFID-Chip soll Euro-Blüten verhindern, 23. Mai 2003
  14. Hitachi: μ-Chip – The World’s Smallest RFID IC. Stand: August 2006
  15. Süddeutsche: Funk Bezahlsystem, 19. Juni 2011
  16. heise online: Patientenidentifikation mit RFID-Chips. 27. August 2006
  17. RFID-Einsatz im Gesundheitswesen (PDF, 634 KB)
  18. RFID Journal: http://www.rfidjournal.com/article/articleview/2032/1/1/
  19. heise online: Erste RFID-Markierungen auf Levi’s Jeans. 28. April 2006
  20. Vgl. C. Goebel, R. Tröger, C. Tribowski, O. Günther, R. Nickerl: RFID in the Supply Chain: How to obtain a positive ROI. The case of Gerry Weber. In: Proceedings of the International Conference on Enterprise Information Systems (ICEIS). Mailand 2009
  21. Vgl. J. Müller, R. Tröger, R. Alt, A. Zeier: Gain in Transparency vs. Investment in the EPC Network – Analysis and Results of a Discrete Event Simulation Based on a Case Study in the Fashion Industry. In: Proceedings of the 7th International Joint Conference on Service Oriented Computing. SOC-LOG Workshop, Stockholm 2009
  22. Vgl. RFID Journal: Gerry Weber sews in RFID's Benefits. 2009
  23. http://www.banfield.net/about/article.asp?id=34 ISO 134,2 und der proprietäre historische 125-kHz-RFID-Standard (engl.)
  24. Briten empört: 500.000 Mülltonnen heimlich verwanzt. Spiegel Online, 26. August 2006
  25. Germans plant bugs in our wheelie bins. Mail on Sunday, 26. August 2006
  26. RFID tag sales in 2005 – how many and where. IDTechEx, 21. Dezember 2005
  27. SCM – Es funkt im RFID-Markt. CIO Online, 25. September 2006
  28. Der RFID-Boom hat gerade erst begonnen. Computerwoche, 24. Juli 2006
  29. Marktforscher sieht 2007 weniger RFID-Wachstum. silicon.de, 11. August 2006
  30. Mira Schnell: Einsatzmöglichkeiten der RFID-Technologie innerhalb der Materiallogistik am Beispiel der Fahrzeugfertigung der Ford-Werke GmbH in Köln. FH Aachen, Aachen 2006.
  31. Michael Tegelkamp: Möglichkeiten des RFID-Einsatzes im internen Warenfluss eines mittelständischen Süßwarenherstellers. FH Aachen, Aachen 2005.
  32. Kosten laut RFID-Basis.de
  33. Kosten laut RFID-Journal.de
  34. BDE-Transponder
  35. [1]
  36. Katherine Albrecht und Liz McIntyre: SPYCHIPS – How Major Corporations and Government Plan to Track Your Every Move with RFID. Veröffentlicht von Nelson Current, A Subsidiary of Thomas Nelson, Inc., 501 Nelson Place, Nashville, TN, USA, 2005
  37. Übersehene Gefahr: RFID-Chips verseuchen das Trinkwasser. ZDNet.de, 5. Dezember 2005
  38. Kritik aus Sicht der Verbraucher: Die StopRFID-Seiten des FoeBuD e. V.
  39. [2]
  40. Is Your Cat Infected with a Computer Virus?, Website des RFID-Virus
  41. Roaming charges: Pet-embedded RFID chips bring down Las Vegas!, Larry Loeb, 18. April 2006
  42. Problem-Müll Funkchip, wissenschaft.de, 5. Februar 2008
  43. Studie: Massenhafter RFID-Einsatz könnte Recycling verschlechtern, heise.de, 9. November 2007
  44. Zusammenfassung der JAMA-Studie
  45. JAMA Band 299, 2008. S. 2884-2890
  46. Studie: RFID-Etikette können medizinische Geräte empfindlich stören. Deutsches Ärzteblatt, 25. Juni 2008


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Barcodelesegerät

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Barcodelesestift mit Leseeinheit
Barcodelesegerät
Multi-Barcodelesegerät

Ein Barcodeleser ist ein Datenerfassungsgerät, das verschiedene Barcodes lesen und weitergeben kann. Die Erkennung dieser Strichcodes erfolgt dabei rein optisch entweder mit Rot- oder Infrarotlicht. Jeder Barcodeleser besteht aus der eigentlichen Leseeinheit und der nachgeschalteten Dekodiereinheit. Während dies bei den Lesestiften meistens zwei Geräte sind (es gibt auch Lesestifte mit integriertem Dekoder), ist bei fast allen anderen Gerätetypen die Dekodiereinheit in der Leseeinheit integriert. Fast alle Typen sind mittlerweile als stationäre, als kabelgebundene Handscanner oder als mobile Erfassungsgeräte (z. B. Inventurterminals mit integriertem Barcodescanner) auf dem Markt erhältlich.

Inhaltsverzeichnis

Der Lesestift wird von Hand unmittelbar über den Barcode bewegt. In seiner optischen Spitze sind eine Lichtquelle, in der Regel eine Leuchtdiode, und ein lichtempfindlicher Sensor untergebracht. Das Licht der Leuchtdiode wird von den Strichen und Lücken des Barcodes unterschiedlich stark reflektiert. Ein Dekoder empfängt diese unterschiedlichen Hell/Dunkel-Signale, entziffert so den Barcode und überträgt die darin enthaltene Nutzinformation an das nachgeschaltete System (z. B. PC, Kasse, o. Ä.). Es ist eine von Richtung und Tempo her möglichst gleichmäßige Bewegung über den Barcode notwendig, um das Signal fehlerfrei dekodieren zu können. Während die eigentliche Technik des Erfassens von hellen und dunklen Reflexionen gleich geblieben ist, werden Lesestifte seit dem Ende der 1990er Jahre wegen ihrer Nachteile in der Anwendung kaum oder nur bei ganz bestimmten Anwendungen eingesetzt.

Vorteile:

  • geringe Anschaffungskosten (ca. 10–80 Euro)
  • relativ hohe Robustheit (Stift zumeist in Metallgehäuse, keine beweglichen Teile oder empfindliche Optiken)
  • sehr kleine Einheit, da der Dekoder meist separat untergebracht ist

Nachteile:

  • schlechte Leseergebnisse bei beschädigten Codes oder solchen von geringer Druck- oder Oberflächenqualität
  • geringe Toleranzen bei Lesegeschwindigkeit (insb. deren Veränderung) und Lesewinkel
  • durch mehrfaches Überstreichen desselben Barcodes kann der Barcode mechanisch beschädigt werden (vor allem bei Barcodes, die mit Thermodruckern erstellt wurden)
  • im Vergleich zu Scannern relativ unkomfortables, langsames Erfassen
  • speziell bei längeren Barcodes ist einige Übung notwendig, um den Code in voller Breite zu erfassen.
  • oft separater Dekoder nötig
  • erfassen neuer, zweidimensionaler Barcodes nicht möglich

Anstatt den Leser über den Barcode zu führen, steht die Leseeinheit bei einem Barcode-Kartenleser still und eine mit einem Barcode bedruckte Karte wird durch die Leseeinheit gezogen. Dabei ist ebenfalls ein eigener Dekoder notwendig, der auch in der Leseeinheit eingebaut sein kann. Auch diese Leser sind billig. Nachteilig ist, dass man nur Barcodes lesen kann, die auf Karten mit speziellen Dimensionen aufgedruckt sind.

Barcode-Kartenleser werden oft für preisgünstige Zutrittskontrollen oder Zeiterfassungssysteme verwendet. Um den Barcode vor einfachem Kopieren zu schützen und so den Karten eine gewisse Fälschungssicherheit zu geben, kann der Barcode mittels spezieller Kunststofffolien abgedeckt werden, die nur für Infrarot-Licht durchlässig sind, so dass er mit bloßem Auge oder mit einem Kopierer nicht sichtbar ist, aber mit einem IR-Leser gelesen werden kann.

Vorteile:

  • einfach zu bedienen, da die Karte durch einen Schlitz gezogen werden muss, daher gut für Self-Service
  • geringe Abmessungen
  • geringe Anschaffungskosten
  • Dekoder meist im Gehäuse integriert

Nachteile:

  • liest Barcodes nur von Karten mit einem vorgegebenen Format und eignet sich daher nur für ganz spezielle Anwendungen
  • Erfassen neuer, zweidimensionaler Barcodes nicht möglich
CCD-Barcode-Scanner

Beim CCD-Scanner wird ein sehr flacher Zeilenausschnitt des Barcode in seiner gesamten Breite auf einmal erfasst. Hierzu wird der Code durch Leuchtdioden beleuchtet. Der Barcode reflektiert je nach Helligkeit oder Dunkelheit auf eine CCD-oder Fotodiodenzeile. Ein Dekoder entziffert hieraus die Striche und Lücken des Barcodes und somit die darin enthaltene Information. Der Abstand vom Barcode darf je nach LED-Stärke, Optik (Schärfentiefe), Größe des Barcodes und dem Umgebungslicht wenige Zentimeter bis zu ca. einem halben Meter betragen.

Vorteile:

  • Einfache Anwendung auch für Laien
  • schnelles Erfassen des Barcodes „auf Knopfdruck“
  • Durch mehrmalige Dekodierung des Codes in einem Lesevorgang wird die Lesesicherheit erhöht
  • keine beweglichen mechanischen Bauteile
  • relativ hohe Auflösung

Nachteile:

  • Es ist zwar kein Berührungsleser, aber der mögliche Leseabstand ist relativ gering
  • Erfassen neuer, zweidimensionaler Barcodes (2D-Codes) nicht möglich

Ein oder mehrere Laserstrahlen werden auf den Barcode gerichtet und über einen Schwingspiegel, ein Spiegelrad oder andere optischen Systeme linienförmig in hoher Geschwindigkeit über den Barcode geführt. Das vom Barcode durch die hellen und dunklen Striche stärker oder schwächer reflektierte Licht wird dann von einer Optik erfasst und mittels Photodiode in elektrische Signale umgewandelt und ausgewertet.

Vorteile:

  • Hoher Leseabstand möglich
  • Lesen auch unter schwierigen Lichtbedingungen möglich
  • Einfache Anwendung auch für Laien

Nachteile:

  • Langsame Lesegeschwindigkeit (abhängig von der Schwingfrequenz des Ablenkspiegels)
  • Erfassen neuer, zweidimensionaler Barcodes nicht möglich
  • Durch mechanisch bewegliche Komponenten erhöhte Störanfälligkeit

Bei einfacheren Laserscanner überstreicht der Lichtpunkt den Barcode im immer gleichen Winkel. Zur vollständigen Erfassung des Barcodes müssen dessen Striche daher im ca. 90° Winkel zur Leserichtung stehen oder vom Bediener entsprechend ausgerichtet werden. Für den Betrachter entsteht eine einzeilige Scanlinie.

Das lineare Raster wird durch leichtes Versetzen des von links nach rechts schwingenden Lichtpunktes in vertikaler Richtung erreicht. Dies geschieht vom System automatisch und in hoher Geschwindigkeit. Für den Betrachter entsteht ein Feld aus mehreren parallelen Linien. Diese Technik erhöht sowohl die Größe des Scanbereiches (genaues Zielen wird weniger wichtig) als auch die Toleranz gegen kleinere Schäden im Barcode (da diese durch die Variation des Ausschnittes weniger ins Gewicht fallen oder rekonstruiert werden können).

Versetzte oder rotierende Spiegel oder Prismensysteme erzeugen Rasterlinien, also mehrere Linien, die das Lesefeld in zueinander versetzten Winkeln überstreichen. Auf diese Weise ist ein Ausrichten das Barcodes überflüssig, da es i. d. R. bereits fünf verschiedene, im Kreis angeordnete Scanrichtungen erlauben, den Barcode in beliebigem Winkel zur Laufrichtung des Lichtpunktes auszurichten. Für den Betrachter entsteht ein Raster aus vielen, sich überschneidenden, kreisförmig angeordneten Linien.

Bei dieser Weiterentwicklung der omnidirektionalen Scantechnik entsteht durch schnelle Rotation des gesamten Scanfeldes um den eigenen Mittelpunkt ein Lesebereich, der von dem Lichtpunkt des Laserstrahls in sehr kurzer Zeit in beinahe jedem Winkel überstrichen wird. Auf diese Weise wird der gesamte Barcode erfasst, ohne maßgebliche Bereiche auszulassen. Eingerissene oder beschädigte Barcodes können von der Dekodersoftware noch besser rekonstruiert werden, die Erfassung erfolgt noch schneller, da der Barcode beinahe sofort erkannt wird.

Die Informationen des reflektierten Strahls können im Dekoder auch zusammengesetzt werden und so den gesamten Inhalt des Codes erfassen. Ein Qualitätsmerkmal eines Laserscanners ist seine Scangeschwindigkeit, das heißt, wie oft der Punkt in einer Sekunde den Barcode überstreicht. Diese Frequenz kann, je nach Anforderungen an den Scanner, zwischen wenigen Dutzend bis hin zu vielen tausend Hertz liegen.

Der maximale Abstand des zu lesenden Barcodes kann bei Laserscannern 10 cm, 15 cm oder mehrere Meter (bei total reflektierenden Barcodes) betragen. Eingesetzt werden solche Scanner z. B. in Hochregallagern, um Barcodes vom Gabelstapler zu lesen. Die Barcodes müssen hierbei allerdings auch eine ungewöhnlich hohe Größe aufweisen.

Die neuste Generation von Barcodelesegeräten wird als „Imager“ bezeichnet. Sie erfassen den Barcode mit Hilfe einer kleinen Kamera. Danach wird das aufgenommene Bild durch digitale Bildverarbeitung aufbereitet und der Barcode digital erfasst. 2D-Bild-Scanner und CCD-Scanner verwenden zur Erfassung und Dekodierung des Bildes eine vergleichbare Technik, wobei in einem 2D-Bild-Scanner nicht nur eine, sondern mehrere (viele) Zeilen des präsentierten Bildes gleichzeitig erfasst werden. Somit ist es möglich, die Information auf einer zweidimensionalen Fläche anzuordnen und in einem Schritt zu erfassen. Imager sind durch die integrierte Kamera auch zur Erfassung von Dokumenten oder Ausweisen verwendbar, und bieten damit z.B. an der Kasse eine deutlich erweiterte Funktionalität. Außerdem ist es mit Hilfe der digitalen Bildverarbeitung auch möglich, Kamera-Handys als Lesegeräte insbesondere für 2D-Codes einzusetzen. Da 2D-Codes relativ viele Informationen auf kleiner Fläche darstellen, können auf diese Weise auch kleinere Dateien übertragen werden (z.B. Soundschnipsel, Werbebotschaften oder erweiterte Produktinformationen). Aus Kostengründen werden in Kamera-Scannern oft monochrome Fotosensoren (CMOS, CCD o. Ä.) eingesetzt, mit denen sich nur Schwarzweiß-Aufnahmen erstellen lassen. Es sind auch Systeme mit Farbkamera verfügbar.

Vorteile:

  • Omnidirektionale Erfassung des Codes
  • keine beweglichen Spiegeloptiken, daher deutlich robuster und platzsparender
  • Dekodierung von Codes mit sehr hoher Informationsdichte

Nachteile:

  • relativ teure Technik
  • relativ geringe 1D Auflösung (verglichen mit 1D CCD Scanner)

Eine weitere neue Generation sind sogenannte Handy-Scanner. Es existieren eine Reihe von Anwendungen für Mobiltelefone, die es ermöglichen, 1- oder 2-dimensionale Codes und Barcodes mit der Digitalkamera des mobilen Telefons zu erfassen und dem Anwender weitere Informationen hierzu anzuzeigen. Neben der Handy-Kamera ist auf dem Mobiltelefon eine Bildverarbeitungsapplikation notwendig, die für die Auswertung der Kamerabilder zuständig ist. Ein Beispiel ist eine Anwendung der Firma barcoo, welche unter anderem anhand der Barcodes von Lebensmittel-Produkten die zugehörigen Nährwertangaben in Ampelform (Lebensmittelampel) darstellt. [1] Eine weitere Applikation ist von der Firma mynetfair, die dem Verbraucher für ein eingescanntes Produkt Bezugsquellen in seiner Umgebung aufzeigt.[2]

Die dekodierten Daten können anschließend über verschiedene Schnittstellen an das übergeordnete System weitergegeben werden.

  • Eine häufige Verwendung ist das Einschleifen in die Tastaturanschlussleitung des Computers meist mittels Zwischenstecker (Tastatur/Wedge-Emulation). Das hat den Vorteil, dass keinerlei Software-Anpassungen notwendig sind, da der Computer gar nicht erkennt, ob es sich um eine manuelle oder um eine eingelesene Dateneingabe handelt. Zu beachten sind lediglich Tastaturbelegung und das verwendete Betriebssystem.
  • Oder die Übertragung findet über eine andere externe Schnittstelle des Computers, eine serielle Schnittstelle wie RS232 oder RS485, einen USB-Port o. ä. statt.
  • Oder die Leser sind ein integrierter Bestandteil eines Datenerfassungsgerätes, das beispielsweise in einem Funknetzwerk (WLAN) die Daten weitergibt.
  • Als weitere drahtlose Datenübertragung wird neben proprietären Funktechniken häufig auch Bluetooth verwendet.
  1. Barcodescanner jetzt auch für das iPhone. Areamobile.de, 10. Dezember 2009, abgerufen am 5. Januar 2011.
  2. Handyscanner: Mobiler Berater erleichtert das Einkaufen. Fruchthandel Magazin, 2. November 2010, abgerufen am 5. Januar 2011.


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Enterprise-Resource-Planning

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Enterprise-Resource-Planning (ERP) bzw. Unternehmensressourcenplanung bezeichnet die unternehmerische Aufgabe, die in einem Unternehmen vorhandenen Ressourcen (Kapital, Betriebsmittel oder Personal) möglichst effizient für den betrieblichen Ablauf einzusetzen und somit die Steuerung von Geschäftsprozessen zu optimieren.

Inhaltsverzeichnis

Ein ERP-System ist eine komplexe Anwendungssoftware zur Unterstützung der Ressourcenplanung eines gesamten Unternehmens.

ERP-Systeme unterscheiden sich hauptsächlich in

  • der fachlichen Ausrichtung (Zielbranche),
  • der Skalierbarkeit auf unterschiedliche Unternehmensgrößen (Anzahl benötigter Benutzer oder Unternehmensstandorte),
  • dem angebotenen Funktionsumfang
  • und den zum Einsatz kommenden Technologien (Datenbanken, Programmiersprachen, Schichtenarchitekturen, unterstützten Betriebssystemen, etc.).

Es lässt sich der Trend beobachten, dass immer mehr Anbieter auf webbasierte Produkte setzen. Hierbei wird beispielsweise die System-Oberfläche in einem Browser-Fenster dargestellt. Dies bietet unter anderem die Möglichkeit, auch unternehmensexterne Zugriffe auf das eigene System zu realisieren, ohne eine grafische Benutzeroberfläche installieren zu müssen. Somit können etwa Lieferanten oder Kunden direkt in die Geschäftsprozesse einbezogen werden, um z. B. Bestellungen aufzugeben, Lieferungen zu terminieren, etc. Diese Möglichkeiten bedeuten einen wesentlichen Zeit- und damit Kostenvorteil.

Der Ansatz, über die Unternehmensgrenzen hinaus zu sehen und zu agieren, ist der Grundgedanke von ERP-II-Systemen. Er macht auch den Kern serviceorientierter Architekturen aus.

Grundsätzlich bestimmt der Bedarf die zur Verfügung stehenden ERP-Anbieter. Ein Großunternehmen muss über eine ERP-Lösung auch seine Konzernstrukturen abbilden können, gegebenenfalls Tochterunternehmen direkt anbinden (Mandantenfähigkeit) und benötigt eine Vielzahl von komplexen, betriebswirtschaftlichen Funktionen. Trotz der Anwendung von Standardsoftware verursachen Beratung und Parametrisierung (Customizing) größere Einführungskosten. Im Gegensatz dazu ist beim Einsatz einer solchen Lösung, beispielsweise SAP ERP oder Oracle E-Business Suite, bei einem kleinen oder mittelständischen Unternehmen (KMU) im Einführungsprojekt ein kompaktes Vorgehensmodell zu wählen und die Parametrisierung auf die wesentlichen Anforderungen einzuschränken. Neben komplexen, stark integrierten und für viele Branchen anpassbaren, universellen ERP-Systemen stehen einem KMU auch branchenspezifische ERP-Systeme mit reduzierter Komplexität und Funktionalität zur Verfügung.

ERP-Systeme sollten weitgehend alle Geschäftsprozesse abbilden. Eine durchgehende Integration und eine Abkehr von Insellösungen führen zu einem dezentralisierten System, in dem Ressourcen unternehmensweit verwaltet werden können. ERP-Systeme verbessern zudem den Kommunikationsfluss im Unternehmen und können im Sinne von E-Collaboration die Zusammenarbeit im Unternehmen effizienter gestalten.

Typische Funktionsbereiche einer ERP-Software sind

  • Materialwirtschaft (Beschaffung, Lagerhaltung, Disposition, Bewertung),
  • Produktion,
  • Finanz- und Rechnungswesen,
  • Controlling,
  • Personalwirtschaft,
  • Forschung und Entwicklung,
  • Verkauf und Marketing,
  • Stammdatenverwaltung,
  • Dokumentenmanagement

Die Größe des Unternehmens bestimmt oft die Anforderungen an die oben aufgeführten Funktionsbereiche sowie das zur Verfügung stehende Investitionsvolumen für Hardware, Lizenzen und Implementierung. So genannte KMU benötigen zum Beispiel oft keine integrierten Controlling- und Rechnungswesen-Module. Zusätzlich stellen unterschiedliche Wirtschaftszweige teils sehr stark abweichende Anforderungen an ein ERP-System. Somit bieten die meisten großen Anbieter Branchenlösungen an, deren Teilpakete speziell auf bestimmte Branchen zugeschnitten sind. Alternativ stehen die Lösungen der über 100 kleineren ERP/PPS-Anbieter im deutschsprachigen Raum zur Verfügung, die oft nicht voll integrativ, dafür aber in der Regel preislich deutlich niedriger anzusiedeln sind. Hinzu kommen derzeit auch immer mehr freie ERP-Systeme, die sich mit gewissen Einschränkungen insbesondere für kleinere Unternehmen und Neueinsteiger eignen.

Die Einführung einer ERP-Software ist bei mittelständischen und größeren Unternehmen ein komplexes Projekt und lässt sich grob in zwei Phasen unterteilen.

Die bedarfsgerechte Auswahl einer ERP-Software hängt in hohem Maße von den individuellen Anforderungen des Unternehmens ab. Der Bekanntheitsgrad und die Marktpräsenz einer Software können dabei nur einen nebenrangigen Hinweis auf die individuelle Eignung liefern. Zunächst sollte eine individuelle Bedarfsermittlung erfolgen. Als Unterstützung dazu dienen einerseits Referenzprozesse (best practice), welche mit den eigenen Geschäftsabläufen verglichen werden. Andererseits können die funktionalen Anforderungen, welche sich aufgrund der modellierten Prozesse ergeben, mittels Standardfunktionskatalogen ergänzt werden. Dieses erste Teilprojekt wird häufig in Eigenregie der Unternehmen durchgeführt, manchmal jedoch unterstützt von Management- bzw. Unternehmensberatungen. Bereits hier werden wichtige Entscheidungen für die weitere Vorgehensweise getroffen. Zur Bedarfsermittlung bieten einige Unternehmensberatungen Methoden an, aus welchen Lastenhefte zur Softwareauswahl entstehen. Hierzu werden die Geschäftsprozesse des jeweiligen Unternehmens, welches die Software einführen möchte, aufgenommen und daraus abgeleitet, was die in Frage kommende Software leisten muss. Dieses Anforderungsprofil wird in ein Lastenheft überführt und als solches für die ERP-Anbieter veröffentlicht. Nach einer Sichtung des Marktes und Anfragen an Anbieter, die in der Regel die Angabe von lastenheftbezogenen Erfüllungsgraden der jeweiligen Software verlangen, werden geeignete Anbieter in eine Shortlist von nur noch wenigen (5-6) Anbietern aufgenommen. Neben den Anforderungen aus dem Lastenheft können weitere Kriterien in die Bewertung der Anbieter einfließen, wie z. B. die Leistungsfähigkeit oder wirtschaftliche Potenz des Anbieters/Systemhauses. Die so ausgewählten Anbieter werden eingeladen, ihr Produkt zu präsentieren. Die Präsentation sollte dabei einerseits einen Überblick über die Software bieten, andererseits aber auch auf die Anforderungen des Unternehmens eingehen und möglichst eine konkrete Aufgabenstellung beinhalten. Schließlich werden die Anbieter nach zuvor festgelegten Auswahlkriterien beurteilt und nach der Reihenfolge der Beurteilungsergebnisse ausgewählt. Zur Ausarbeitung eines Dienstleistungsvertrags kann es sinnvoll sein, auch den zweitplatzierten Anbieter zu berücksichtigen.

Die eigentliche Softwareeinführung unterliegt in der Regel ebenfalls der Projekthoheit des Anwenderunternehmens, wird jedoch in der Praxis oft vom Anbieterunternehmen oder einem Dienstleistungspartner des Anbieters geleitet, da hier oftmals entsprechend hohe Praxiserfahrung vorliegt. In einem ersten Schritt werden alle Geschäftsprozesse des Unternehmens analysiert. Dann wird entschieden, ob der Prozess wie gehabt beibehalten oder verändert werden soll. Erst wenn alle Geschäftsprozesse samt ihrer Schnittstellen innerhalb des Unternehmens oder zu Lieferanten und Kunden modelliert sind, werden diese Geschäftsprozesse in der ERP-Software abgebildet. Anschließend werden alle benötigten Daten (Stammdaten) im System erfasst oder ggf. von einem bereits vorhandenen System, welches abgelöst werden soll, übernommen. Nach mehreren Simulationen der Geschäftsprozesse sowie einer Testphase startet dann der Echtbetrieb der ERP-Lösung.

Die weltweit größten Anbieter von ERP-Software sind:

Weltweiter Umsatz der Top ERP-Anbieter
im Mittelstand 2007 und 2008[1][2]
Anbieter Umsatz 2006
(Mio $)
Umsatz 2007
(Mio $)
Marktanteil 2008
(%)
1 SAP 5.730,1 5.732,3 26,8
2 Oracle 2.608,3 2.718,9 12,7
3 Sage 1.459,5 1.695,7 7,9
4 Infor 1.239,6 1.312,6 6,1
5 Microsoft 778,9 795,9 3,7
6 IFS 260 270 3,1
7 Agresso 160 199 2,2

Die größten Anbieter in Deutschland nach Umsatz sind:

Enterprise-Resource-Planning-Software
Marktanteile in Deutschland 2006 & 2008 (Umsatz)[3][4]
# Anbieter Marktanteil 2006
(%)
Marktanteil 2008
(%)
1 SAP 54,8 51
2 Infor 5,5 5
3 Microsoft 3,8 6
4 Sage 2,9 4
5 Oracle 0,9 3
6 Exact Software 0,7
7 IFS 0,4
8 Lawson Software 0,4
9 Agresso 0,3
10 Hyperion 0,3

Die größten Anbieter in Deutschland nach Verbreitung sind:

Enterprise-Resource-Planning-Software
Marktanteile in Deutschland 2011 (Verbreitung)[5]
# Anbieter Marktanteil 2011
(%)
1 SAP 48,1
2 Microsoft Dynamics NAV + AX 21,5
3 Infor 9,0
4 Oracle 6,1
5 proALPHA 5,8
6 APplus 5,1
7 abas-Business-Software 4,9
8 Epicor 4,4
9 SoftM 4,1
10 Sage 4,1
Bildschirmfoto von IntarS

Seit einiger Zeit gibt es auch freie Software für ERP (unter lizenzgebührenfreien Open-Source-Lizenzen). Freie ERP-Software kann von Unternehmen selbst installiert und genutzt werden. Es gibt jedoch auch Systemhäuser, die sich auf freie ERP-Programme spezialisiert haben und auf Basis dieser Software kostenpflichtige Dienstleistungen erbringen.

Die Vorteile eines freien Systems liegen einerseits in der Möglichkeit, das Programm selbst seinen Bedürfnissen anzupassen oder Fehler zu beheben, andererseits kann das Investitionsvolumen deutlich gesenkt werden. Die entstehenden Freiräume innerhalb des Budgets können intensiver für die meist erforderlichen Anpassungen genutzt werden. Zudem steht ein lizenzkostenfreies System der Länge des gewählten Einführungszeitplans neutral gegenüber, da im Zeitverlauf keine Kosten anfallen. Auch in der Folge der Investition ist die beliebige und prinzipiell kostenlose Skalierbarkeit des Systems von Vorteil (abgesehen von indirekten Kosten wie Bereitstellung der Infrastruktur, die aber bei allen derartigen Installationen zu berücksichtigen sind). Je nach Lizenz können Erweiterungen, Anpassungen und Lösungen für wiederkehrende Aufgabenstellungen aus dem Unternehmensumfeld wieder ins System zurückfließen. So können im Laufe der Zeit alle Nutzer einer freien ERP-Software davon profitieren.

Freie ERP-Systeme sind technisch gesehen durchaus konkurrenzfähig, von Bedeutung bei der Auswahl sind jedoch Fragen der Haftung sowie die Themen Weiterentwicklung, Wartung und Service. Durch die allgemeine Verfügbarkeit des Quellcodes bieten freie ERP-Systeme ansonsten prinzipiell eine größtmögliche Unabhängigkeit vom Hersteller und damit eine zumindest theoretisch größere Zukunftssicherheit, die ausschließlich von den dauerhaften Nutzenvorstellungen der Anbieter und Anwender abhängig ist. Theoretisch deshalb, weil in der Praxis nur ein kleiner Teil der Anwender in der Lage ist, an der Software Änderungen selbst vorzunehmen oder andere hierfür zu bezahlen.

Für Beispiele von ERP-Software Systeme mit offengelegtem Quellcode siehe die Kategorie:Freies Unternehmens-Informationssystem.

Zur bilanzsteuerlichen Beurteilung von Aufwendungen zur Einführung eines betriebswirtschaftlichen Softwaresystems (ERP-Software) liegt seit 18. November 2005 ein BMF-Schreiben vor.[6]

Im Kontext der Strategischen Planung eines Unternehmens muss eine Bewertung stattfinden, ob die Einführung einer ERP-Lösung einen Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen generiert. Heutzutage gilt für Großunternehmen, dass ein ERP keinen Wettbewerbsvorteil mehr darstellt, da inzwischen die meisten Industrieunternehmen ein solches einsetzen. Dadurch ist die Verwendung eines ERP-Systems eher als Hygienefaktor zu werten, d. h. mit dem System ist man nicht besser als die Konkurrenz, aber ohne ist man schlechter.

Wichtig ist, dass ERP-Software nur dann zu einem strategischen Wettbewerbsvorteil wird, wenn die Unternehmensprozesse auf die Software abgestimmt sind und sich andererseits schon vorhandene Unternehmensprozesse in die Software integrieren lassen. Nicht die Software an sich bringt den Mehrwert, sondern der verantwortungsvolle und umsichtige Umgang damit. Außerdem ist es wichtig, dass die Beziehung zwischen dem Unternehmen und dem ERP-Anbieter von Vertrauen geprägt ist. In diesem Fall ist die Größe des Anbieters oder die Verbreitung des Produktes von geringer Bedeutung.[7]

  • Customer-Relationship-Management (CRM)
  • E-Business
  • Enterprise Application Integration
  • Fakturierung
  • Finanzbuchhaltung
  • Operations Research (OR)
  • Personalinformationssystem (HRIS)
  • Produktionsplanungs- und Steuerungssystem (PPS)
  • Projektmanagementsoftware
  • Überblick über COPICS von 1972
  • Unternehmenssoftware
  • Warenwirtschaft
  • Warenwirtschaftssystem
  • Workflow-Management
  • Schatz, Anja; Sauer; Marcus; Egri, Peter – Fraunhofer IPA; MTA Sztaki: Open Source ERP -Reasonable tools for manufacturing SMEs. 2011. Kostenloses PDF
  • Becker, Jörg; Vering, Oliver; Winkelmann, Axel: Softwareauswahl und -einführung in Industrie und Handel. Vorgehen bei und Erfahrungen mit ERP- und Warenwirtschaftssystemen. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2007, ISBN 978-3-540-47424-1.
  • Fandel, G., Gubitz, K.-M: ERP-Systeme für Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen, ERP-Marktstudie, 1. Aufl. 2008. ISBN 3-9805756-2-4
  • Gronau, Norbert: Enterprise Resource Planning - Architektur, Funktionen und Management von ERP-Systemen. 2., erweiterte Auflage 2010. ISBN 978-3-486-59050-0
  • Nielsen, Lars: Vorgehensmodell zur ERP-Einführung in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU). Ein Modell aus der Perspektive eines Softwarehauses. Grin Verlag, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-638-94778-7
  • Jean-Baptiste Waldner: Principles of Computer-Integrated Manufacturing. 1. Auflage. John Wiley & Sons, 1992. ISBN 0-471-93450-X.
  • Winkelmann, Axel; Knackstedt, Ralf; Vering, Oliver: Anpassung und Entwicklung von Warenwirtschaftssystemen - eine explorative Untersuchung. Handelstudie Nr. 3. Hrsg.: Becker, Jörg. Münster 2007. Studie zum Download (PDF)
  •  Joachim Berlak: Methodik zur strukturierten Auswahl von Auftragsabwicklungssystemen. Utz-Verlag, München 2003, ISBN 3-8316-0258-1.
  1.  Worldwide ERP Applications 2006 Vendor Shares: Top Vendors in Small Medium-Sized and Large Customer Segments.
  2. Quelle: Gartner (Juni 2009): ERP Software Revenue, Worldwide, 2006-2008, zitiert in Unternehmenspräsentation Sage Software GmbH. Abgerufen am 29. Mai 2011.
  3. Quelle: Gartner, zitiert in 2007: Im Markt für ERP-, CRM- und SCM-Lösungen ist der Mittelstand der Antreiber. In: Computerwoche. 28. September 2007, abgerufen am 19. Dezember 2008.
  4. Der deutsche ERP-Markt bleibt zersplittert. In: Computerwoche. 12. August 2009, abgerufen am 7. Juli 2010.
  5. Quelle: Konradin ERP-Studie, zitiert in 2007: Einsatz von ERP-Lösungen in der Industrie. In: Industrieanzeiger. 28. September 2007, abgerufen am 19. Dezember 2008.
  6. Aktenzeichen IV B 2 – S 2172 – 37/05 vor. Veröffentlicht in Der Betrieb 2005, S. 2604–2606
  7. http://www.wim.uni-koeln.de/uploads/media/Ausarbeitung_Beard_2004.pdf


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Customer-Relationship-Management

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Customer-Relationship-Management, kurz CRM (dt. Kundenbeziehungsmanagement) oder Kundenpflege, bezeichnet die konsequente Ausrichtung einer Unternehmung auf ihre Kunden und die systematische Gestaltung der Kundenbeziehungs-Prozesse. Die dazu gehörende Dokumentation und Verwaltung von Kundenbeziehungen ist ein wichtiger Baustein und ermöglicht ein vertieftes Beziehungsmarketing. In vielen Branchen (z. B. Telekommunikation, Versandhandel, Dienstleistungsunternehmen) sind Beziehungen zwischen Unternehmen und Kunden langfristig ausgerichtet. Mittels CRM werden diese Kundenbeziehungen gepflegt, was sich maßgeblich auf den Unternehmenserfolg auswirken soll.

Inhaltsverzeichnis

Kundenansprachen und Kundenbindungen nehmen einen immer höheren Stellenwert ein, da die Gewinnung von Neukunden bis zu fünf Mal teurer sein kann als die Kundenbindung.[1] Daher werden bei vielen Unternehmen sämtliche Daten von Kunden und alle mit ihnen abgewickelten Transaktionen in Datenbanken gespeichert. Diese Daten können integriert und aufbereitet werden, um im Unternehmen an jeder Stelle in der passenden Zusammenstellung zur Verfügung zu stehen. Die Daten und Transaktionen werden immer im Kontext zu Prozessen eines Unternehmens gesehen.

CRM unterstützt die Kommunikation im Kundenprozess mit verlässlichen Zahlen, Daten, Fakten, um die Aufmerksamkeit in Beziehungen mit einem hohen Kundenwert zu konzentrieren (siehe hierzu: Key-Account-Management) und Schwachstellen im Dialog mit dem Kunden zu identifizieren. So gibt CRM-Software z. B. eine Struktur vor, um einen standardisierten Arbeitsvorgang zu gewährleisten. Trotzdem orientiert sich nicht der Prozess an der Software, sondern die Software sollte sich an den Prozessen orientieren.

Im Gegensatz zum CRM beschäftigt sich das Stakeholder-Relationship-Management (SRM) mit allen Geschäftspartnern eines Unternehmens.

CRM ist ein ganzheitlicher Ansatz zur Unternehmensführung. Er integriert und optimiert abteilungsübergreifend alle kundenbezogenen Prozesse in Marketing, Vertrieb, Kundendienst sowie Forschung und Entwicklung. Dies geschieht auf der Grundlage einer Datenbank mit einer entsprechenden Software zur Marktbearbeitung und anhand eines vorher definierten Verkaufsprozesses. Zielsetzung von CRM ist dabei die Schaffung von Mehrwerten auf Kunden- und Lieferantenseite im Rahmen von Geschäftsbeziehungen.[2]

Da das CRM im starken Zusammenspiel mit dem Marketing operiert, sollten seine konkreten Ziele aus den Marketingzielen abgeleitet sein. Im Allgemeinen geht es darum,

  • durch Analyse des Kaufverhaltens und entsprechenden Einsatz der Instrumente des Marketing-Mix die Kundenzufriedenheit und die Kauffrequenz zu steigern,
  • die Bindung der Bestandskunden mit maßgeschneiderten Aktionen zu erhalten und aus Interessenten Kunden zu machen,
  • das Kundenpotenzial durch Up- und Cross-Selling besser auszuschöpfen sowie
  • durch zentrale Datenerfassung die Kosten zu senken,
  • die Reaktions- und Liefergeschwindigkeit zu steigern,
  • die Kundenorientierung zu verbessern, um dem Kunden individualisierte, seinen Bedürfnissen entsprechende Leistungen anbieten zu können,
  • wichtige Signale für die Früherkennung von Chancen und Risiken zu erhalten. Durch die einfache Auswertbarkeit von Datenbanken innerhalb des CRMs können z. B. ein verändertes Kundenverhalten im großen Stil für veränderte Bedürfnisse oder neue Wettbewerber sprechen.

Ziel eines Customer-Relationship-Management-Systems ist es, dokumentierte Informationen, die einem Kunden eindeutig zuzuordnen sind, durch Zusammenführung, Generalisierung, Kombination und Abstrahierung visuell darzustellen, um auf eine maximal erreichbare Anzahl von möglichen Fragestellungen des Marketings aussagekräftige Antworten bieten zu können.

Die Rolle des CRM bei der Kundengewinnung besteht darin, in der Datenbank gespeicherte Interessenten mit Mitteln des Direktmarketings beziehungsweise des persönlichen Verkaufs weiterhin anzusprechen und so als Kunden zu gewinnen.

Durch Fortführung des Dialogs (direkte Kontakte, Einladungen, Gewinnspiele, Befragungen etc.) entsteht dabei zunächst ein immer klareres Bild über den potenziellen Kunden und seine Bedürfnisse. Hieraus kann auf das generelle Potenzial des Kunden, seine genauen Produktanforderungen und (in vielen Märkten sehr wichtig) auf den nächsten geplanten Produktkaufzeitpunkt geschlossen werden.

Das individuelle Angebot ist dann zumindest in der Theorie in jeder Hinsicht maßgeschneidert.

Mit CRM können auch und gerade in Volumenmärkten mit 100.000 und mehr Kunden p. a. deutliche Erfolge in der Akquisition erzielt werden.

Ein Unternehmen nimmt in regelmäßigen Abständen Kontakt zu seinen Kunden auf (z. B. telefonisch, persönlicher Termin etc.). Es erkundigt sich, ob es in irgendeiner Form etwas für seine Kunden tun kann – bei dieser Gelegenheit bietet das Unternehmen eventuell einen neuen Mehrwert an – und gibt ihnen das Gefühl, dass man sich um sie kümmert (→ Kundenbindung).

  • Beratung und Hilfe
  • Gewährung von Sonderkonditionen
  • Fortlaufende Informationen über Waren und Dienstleistungen (Neuheiten) mit Hilfe von Kundenzeitschriften, elektronischen Newslettern, Anschreiben, des persönlichen Verkaufs und geschlossenen Angeboten im Internet
  • Offensive Öffentlichkeits- und Pressearbeit, so dass der Kunde sieht, dass das Unternehmen einen wichtigen Stellenwert hat
  • Vergünstigungen und sonstige Vorteile, z. B. Boni, Kundenkarten und exklusive Angebote
  • Nachfassen auf herausgelegte Angebote, insbesondere im Business-to-Business-Bereich.
  • Beschwerdemanagement
  • After-Sales-Management
  • Kundenumfragen

Ausgehend von der Annahme, dass CRM ein Mittel für die Kommunikation im Kundenprozess ist, können drei Bereiche hervorgehoben werden, für welche CRM besonders relevant ist: Marketing, Verkauf und Service.

Diese drei Geschäftsprozesse legen zugleich die unternehmensinternen und -externen Organisationseinheiten (z. B. Mitarbeiter, Kunden, Geschäftspartner, Unternehmensbereiche) fest, die vom CRM betroffen sind. Die Unterteilung dient auch der Strukturierung funktionaler Fragestellungen, z. B. wenn es darum geht, welche Funktionen insbesondere im operativen und analytischen CRM zur Verfügung stehen sollen.

Beispiele: Die Marketingabteilung (Marketing) selektiert die Kundendaten für eine gezielte Kundenansprache im Rahmen von Kampagnen. Der Vertrieb (Sales) und die Servicetechniker (Service) nutzen eine zentrale Datenbasis, um allen Beteiligten im Unternehmen eine einheitliche Sicht auf den Kunden und dessen Historie zu ermöglichen.

Eine speziell auf das Kundenbeziehungsmanagement zugeschnittene Software wird CRM-System genannt. Das ist eine Datenbankanwendung, die eine strukturierte und gegebenenfalls automatisierte Erfassung sämtlicher Kundenkontakte und -daten ermöglicht. Diese Daten unterstützen durch ihre permanente und umfassende Verfügbarkeit die Arbeit von Vertriebsmitarbeitern in vielen Hinsichten.

In größeren Unternehmen werden die Daten des CRM-Systems häufig in einem Data-Warehouse für eine weitergehende manuelle oder automatische Auswertung mittels Data-Mining oder OLAP zur Verfügung gestellt.

In der Vergangenheit kamen bei der Kundenpflege vor allem proprietäre Softwarelösungen in Frage. Große Zuwachszahlen verzeichnen On-Demand-, SaaS- und Open-Source-Lösungen. On-Demand-Lösungen sind sofort verfügbar. Nutzer bezahlen in den meisten Fällen nur für die Nutzung und ersparen sich eine mitunter aufwendige technische Infrastruktur. Open-Source-Lösungen sind weitestgehend frei verfügbar und damit preiswert in der Beschaffung.

Der Hauptteil der Kosten des Kundenbeziehungsmanagements entsteht allerdings nicht bei der Beschaffung der Software, sondern in der Pflege der Daten sowie der Planung und Durchführung von Aktionen. Dies sollte bei der Auswahl der Software-Lösung beachtet werden. Auch die Anpassung der Software an die konkrete Aufgabenstellung im Unternehmen und die vorhandene Software-Landschaft verursachen Kosten, die vorab kalkuliert werden sollten.

CRM-Systeme basieren überwiegend auf Standardsoftware-Produkten. Solche Programme sind für typische Anforderungen in großer Vielfalt und in allen Preisklassen auf dem Markt verfügbar. CRM-Lösungen für besondere Anforderungen werden hingegen meist als Individuallösung erstellt. Es gibt eine Vielzahl von Angeboten im kommerziellen Bereich, nicht nur für Großunternehmen, sondern auch für den KMU-Bereich.

Ideal ist die Integration der CRM-Software in das ERP-Programm des Unternehmens, um Redundanzen in der Datenhaltung zu vermeiden. Auch die Datenqualität wird durch eine solche Integration besser, da das CRM auf die „Echt-Daten“ zurückgreift: Kunden-Stammdaten, Bewegungsdaten aus dem Angebotswesen und der Auftragsabwicklung etc.

Ein Problem von CRM ist die riesige Datenmenge, die entsteht. Die Qualität der Daten wird schlechter. Ausweg ist ein Dirty-CRM-Ansatz, bei dem die Qualität der Daten nicht erste Priorität hat, beispielsweise wenn nur Mail-Adressen ohne weitere Informationen bekannt sind und die Kundenbeziehung erst später entsteht. Viele Systeme versagen hier, weil Pflichtangaben oder analytische Aufgaben nicht durchführbar sind.

Ein wichtiges Element von CRM ist Webcontrolling, also der Prozess zur Analyse, Optimierung und Kontrolle von Prozessen, betreffend alle Internet-Aktivitäten eines Unternehmens.

Welche Daten gespeichert werden, ist u. a. abhängig von den konkreten Zielsetzungen des CRM und der Branche des Unternehmens.

  • Adresse und weitere Kontaktmöglichkeiten
  • komplette Kundenhistorie (Telefonate, Meetings, Briefkontakte, E-Mails)
  • Angebote mit Bewertung der Realisierungschancen
  • Lost orders (verlorene Aufträge an den Wettbewerb mit Angabe der Verlustgründe)
  • laufende und abgeschlossene Aufträge
  • Kunde privat (Hobbys, Familie, Politik, Militär, Stammtisch, Studentenverbindung, ggf. Empfänglichkeiten, Vereine, Ess- und Trinkgewohnheiten, „schwache Punkte“)
  • Kunde finanziell (Einkommen, Vermögen, Schulden, Zahlungsmoral, Bonität, Versicherungen, Erbschaften)
  • Kunde steuerlich und rechtlich
  • Kunde gesundheitlich (Arzt-, Krankenhausbesuche, Apotheken, Medikamente, Behandlungen)
  • Kunde Bildung (Schulen, Ausbildung, Zeugnisse, Abschlüsse)
  • Hinweise zu weiteren Datenbanken (Kreditinformation, Personalinformation, Vorstrafen, Beitreibungen).

Hierbei handelt es sich teilweise um sehr persönliche Daten. Die Wahrung des Datenschutzes ist deswegen bei der Speicherung und Verarbeitung der Daten sowie bei der Gewährung von Zugriffsrechten unbedingt zu beachten. Das gilt uneingeschränkt auch dann, wenn im Geltungsbereich eines Datenschutzgesetzes erhobene Daten außerhalb des Geltungsbereichs dieses Datenschutzgesetzes verarbeitet werden. Wenn in der Beziehung zwischen Kunden und Mitarbeitern eine Leistungs- und Verhaltenskontrolle der Mitarbeiter möglich ist, sind auch arbeitsrechtliche Bestimmungen zu berücksichtigen. Angesichts der Rechtslage ist häufig ein Verzicht auf die Speicherung und Verarbeitung sensibler Daten (z. B. personenbezogene Daten) der praktikabelste Weg, die Rechte der Menschen, denen diese Daten zugeordnet sind, zu respektieren.

  • Hohe Transparenz der Kundendaten für alle Mitarbeiter
  • Analysen sind einfach möglich
  • Welche Merkmale hat der einzelne Kunde?
  • Wie viel Umsatz und Kosten erzeugt der Kunde?
  • Wie loyal ist der Kunde?
  • Wie ist das Kaufverhalten des Kunden?
  • Wie ist das Zahlungsverhalten des Kunden?
  • Welche Präferenzen hat der Kunde?
  • Wie viel Personalisierung ist möglich (über die Anrede hinaus)?
  • Welche Informationen sind für Handlungsentscheidungen relevant?

Customer-Relationship-Management wird üblicherweise eingeteilt in das analytische, das operative, das kommunikative und das kollaborative CRM.

Das analytische CRM führt Analysen auf den im Data-Warehouse-System zusammengeführten Kunden- und Transaktionsdaten mittels multivariater Methoden und Methoden der Business-Intelligence wie Data-Mining aus. Im analytischen CRM kommt es darauf an, möglichst viel und alles Wichtige an Wissen aus den in den Kundendaten enthaltenen Informationen zu gewinnen. So lassen sich Abwanderungstendenzen und Betrugstatbestände, aber auch neue Zielgruppenmerkmale aus den Daten ablesen. Durch das analytische CRM kann man Eigenschaften, Verhaltensweisen und Wertschöpfungspotenziale von Kunden besser erkennen und einschätzen.

Die Schnittstelle zwischen dem analytischen und dem operativen CRM wird durch das Kampagnenmanagement gebildet.

Im operativen CRM werden durch das analytische CRM gewonnene Informationen einer Verwendung zugeführt. Dies können z. B. sein:

  • Kundenbewertungen, wie z. B. ABC-Analyse
  • Marktsegmentierung
  • Cross-Selling, d. h. Erhöhung des Umsatzes pro Kunde durch Verkauf zusätzlicher Produkte
  • Nachfassen im Vertrieb
  • Entwicklung von Customer Self Services-Systemen.

Umgekehrt werden im operativen CRM die meisten Daten für die Auswertung im analytischen CRM gewonnen. Der Ablauf ist folgender:

  • Gewinnung erster Daten im operativen CRM (Henne-Ei-Problem)
  • Weiterverarbeitung und Auswertung der (operativen) Daten im analytischen CRM
  • Anstoß weiterer operativer Kampagnen
  • Gewinnung weiterer operativer Daten und Schluss des Kreislaufs / der Schleife.

Das kommunikative CRM spricht die direkte Schnittstelle zum Kunden an, z. B. die Kundenkontaktpunkte. Durch das kommunikative CRM werden die verschiedenen Kommunikationskanäle für den Kundenkontakt bereitgestellt. Hierbei spricht man mittlerweile auch von Multichannel-Management. Dieses soll die Verwaltung der Kommunikationskanäle und deren effiziente Nutzung sicherstellen.

Sehr bedeutungsvolle Kanäle der Kommunikation sind:

  • das Telefon: Callcenter (eingehend (inbound)/ausgehend (outbound)), IVR, VRU, Voice-over-IP
  • das Web: E-Commerce, E-Business wie E-Shopping und die damit zwingend verbundenen Maßnahmen wie das Suchmaschinenmarketing, das virale Marketing, Newsletter-Marketing etc.
  • Messaging: E-Mail, Voicemail, SMS
  • klassisch: (Brief-) Post/Schreiben, Fax, Face-to-Face-Kommunikation, d. h. die klassischen Direktmarketing-Instrumente

Kollaborativ oder Collaborative CRM bezieht sich darauf, dass CRM nicht nur innerhalb einer Organisationseinheit oder einer Unternehmung umgesetzt wird, sondern über Organisations- und Unternehmensgrenzen hinaus. In der Praxis kann dies z. B. bedeuten, dass CRM nicht nur in der Außendienstvertriebsorganisation umgesetzt wird, sondern im gesamten Vertrieb. Hier müssen dann für Pricing, Rabatte und Zielgruppenfokus integrative Konzepte gefunden werden, um die Kräfte zu bündeln und den Kunden gezielt und mit einheitlichen Zielsetzungen und klar abgegrenzten Verantwortlichkeiten anzusprechen. Hierzu gehört z. B. auch die Abgrenzung zwischen Neugeschäft und Servicegeschäft speziell bei Investitionsgütern.

Kollaboratives CRM kann auch über die Unternehmensgrenzen hinaus gehen und z. B. externe Lieferanten, externe Vertriebskanäle, externe Dienstleister, externe Logistikunternehmen in ein einheitliches CRM-Konzept mit einbeziehen. Durch die Optimierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette können die Prozesskosten, der Medieneinsatz sowie die Prozessgeschwindigkeit noch weitreichender optimiert werden. Im Collaborative CRM wird – ausgehend von Autoren an der Harvard Business School (Kracklauer/Mills/Seifert) – auch eine mögliche Weiterentwicklung für das Category-Management (Warengruppenmanagement) gesehen. So eröffnet das Collaborative CRM neue Wege für Industrie und Handel, gemeinsam entlang der Wertschöpfungskette Kundengewinnung, Kundenbindung und Kundenentwicklung über das reine Warengruppenmanagement hinaus zu betreiben.

Unter Retention-Marketing versteht man einen Ansatz des strategischen Marketings mit dem Ziel, bereits bestehende Kundenbeziehungen oder allgemein die Kundenbindung zu intensivieren, das heißt die sogenannte customer retention erhöhen. Hintergrund ist die Tatsache, dass die Akquisition von Neukunden zunehmend schwieriger und teurer wird.

Beim Retention-Marketing werden wichtige Kundengruppen identifiziert, um diese mit gezielten Maßnahmen der Kundenbindung (Beispiele sind hier Kunden- oder auch Paybackkarten) langfristig an das Unternehmen zu binden. Grundvoraussetzung hierfür ist eine systematisch angelegte Marktforschung zur Gewinnung der Kundendaten. Diese werden dann in Datenbanken erfasst und zur Grundlage eines Database-Marketings. Nieschlag, Dichtl und Hörschgen zufolge lässt sich Kundenbindung definieren als „Bemühen eines Unternehmens, Abnehmer mit ökonomischen, sozialen, technischen oder juristischen Mitteln an sich zu binden“[3]; Peter zufolge bezieht sich der Begriff auf „den Aufbau und die Aufrechterhaltung einer Geschäftsbeziehung als einer nicht zufälligen Folge von Markttransaktionen zwischen Lieferant und Kunde“, wobei sie „Kundenbindung als Realisierung oder Planung wiederholter Transaktionen zwischen einem Anbieter und einem Abnehmer innerhalb eines in Abhängigkeit von der Art der Transaktion bestimmten Zeitraums“ interpretiert.[4]

Social CRM (SCRM) wird als neuer Trend für das CRM gesehen. Dabei handelt es sich um eine Unternehmensstrategie, die bestehende und potenzielle Kunden über das Internet, vor allem über Social Media Plattformen und anderen digitalen Kanäle, in einen gemeinschaftlichen Dialog mit einem Unternehmen einbezieht. Während das traditionelle CRM eher auf einem operativem Ansatz beruht, der die Kundenbeziehungen effektiv managen soll, zielt Social CRM darauf ab, die Kundenwünsche zu erfüllen und gleichzeitig die Unternehmensziele zu erreichen. Dabei ist Social CRM als Erweiterung des traditionellen CRM zu sehen.[5]

Der Begriff Mobile-Customer-Relationship-Management (mCRM) bezeichnet alle Maßnahmen des Kundenbeziehungsmanagements (CRM) unter Zuhilfenahme von Technologien des mobilen Internets.

Die kommunikativen, operativen und analytischen Maßnahmen der unterschiedlichen Unternehmensfunktionen zur Erreichung der Unternehmensziele müssen jedoch an das mobile Internet angepasst werden. Aufgrund der technischen Ausgestaltung und stetigen Verbreitung des mobilen Internets stehen Unternehmen besonders bei der Umsetzung der CRM-Ziele Integration und Individualisierung vor neuen Herausforderungen.

Bei der Auswahl eines CRM-Systems sollten mehrere Faktoren beachtet werden:

Funktionalität
Grundsätzlich sollte das CRM-System die Funktionen beinhalten, die nach einer Evaluation als sinnvoll festgestellt wurden (siehe dazu auch „Typische Anforderungen“ weiter unten).
Einfache Bedienung
Eine zentrale Frage bei der Auswahl eines CRM-System ist, ob die Mitarbeiter schnell und ohne zeit- und kostenintensiven Schulungsaufwand mit der Software produktiv arbeiten können. Daher ist die Benutzerfreundlichkeit essentiell. Dies gilt insbesondere deshalb, weil sich die Benutzer zumeist aus Marketing und Vertrieb zusammensetzen, die klassischerweise keine technische Ausbildung besitzen.
Mobilität
Vertriebsmitarbeiter, die berufsbedingt oft nicht an einem festen Arbeitsplatz sind, brauchen eine CRM-Anwendung, die auch auf Endgeräten wie Laptops, PDAs oder Handys einsetzbar ist. Hier gibt es verschiedene Varianten: Zugriff zur reinen Ansicht oder zur Bearbeitung von Daten, Zugriff auf für diesen Mitarbeiter freigeschaltete Daten.
Integrierbarkeit
Ein kritischer Punkt ist die Integrierbarkeit einer CRM-Anwendung in eine bestehende IT-Landschaft. Von daher ist sicherzustellen, dass eine CRM-Anwendung weitgehend automatisiert mit anderen Anwendungsplattformen interagieren kann und dass bestehende Datensätze möglichst unkompliziert übernommen werden können.
Erweiterbarkeit
Da das Geschäft und die Kundenansprüche ständigen Änderungen unterliegen, muss auch eine CRM-Software dauerhaft erweiterbar und anpassbar sein. Vor allem in Synergieeffekten mit anderen Anwendungen liegt ein großes Potential, so dass man sicher gehen sollte, dass ein CRM-System auch langfristig Ideen und Vorstellungen abbilden kann und sich auf neue Situationen anpassen lässt.
Total Cost of Ownership/Rentabilität
Eine CRM-Anwendung ist als Investition, wie jedes andere Software-Projekt, zu sehen. Von daher sollte darauf geachtet werden, dass die Kosten für Anpassung, Updates, Schulung, etc. in einem angemessenen Rahmen bleiben. Dabei sollten die Kosten über die Dauer der Investition verteilt werden und am besten proportional zu der Benutzerzahl sein.
Sicherheit
Insbesondere Kundendaten sind schützenswert. Sie dürfen nicht in falsche Hände geraten, da es sich meist um persönliche Daten des Kunden handelt. Beim Kollaborativem CRM ist es wichtig, dass Daten von unterschiedlichen Organisationseinheiten voneinander geschützt werden.
  • detaillierte Adressinformationen
  • komplette Kundenhistorie
  • spezifische Marketingaktionen
  • individuelles Reporting
  • einfache Kundenstatistik
  • schnelle Auftragsinfo
  • ggf. Integration eines vorhandenen Dokumentenmanagementsystems
  • Zeitmanagement
  • Multichannel Management
  • Integration von Office-Produkten
  • integrierter E-Mail-Client
  • Aufgabenverwaltung
  • Daten Im- und Export, Unterstützung von Datenmigration
  • intuitive Bedienung

Erfolgsfaktoren der CRM-Einführung:

  • klare Ziele, Strategien und Konzepte
  • Kundenbeziehungen:
    • differenzierte Kundenbetreuung, d. h. Fokus auf „wertvolle“ Kunden
    • Ausrichtung auf Kundenprozesse (Fokus auf Problemlösung und Umgebung des Systems)
    • Aufbau einer lernenden Kundenbeziehung
    • Einbindung von Kunden (friendly customers)
  • Angebot des Systems
    • Individualisierung des Leistungsangebotes vom System
  • Aufnahme und Optimierung von Geschäftsprozessen
  • nicht nur Ist-Zustand abbilden − Soll-Zustand erarbeiten
  • Akzeptanz bei Management und Mitarbeitern – Changemanagement
  • Einbeziehung der Mitarbeiter bei der Entwicklung/Einführung, besonders Außendienst/Vertrieb
  • zielorientiertes Projektteam (evtl. nur erfahrene Mitarbeiter, Einbeziehung von CRM Experten)
  • Bereinigung bestehender Datenbestände vor Übernahme
  • skalierbare CRM Architektur (v. a. hinsichtlich Performance, Verfügbarkeit, online/offline)
  • Integrierbarkeit der Software in bestehende Informations- und Kommunikationstechnologie / Schnittstellen schaffen
  • ausreichende Budgetierung.

Potenzielle Engpässe und Problemfelder bei einer CRM-Einführung:

  • fehlende Zustimmung der Betroffenen gefährdet Projekte
  • firmenweite (ggf. weltweite) Verfügbarkeit sollte gewährleistet sein
  • CRM darf kein Datenfriedhof und kein Selbstzweck sein
  • Datenschutz berücksichtigen.

Kritisiert wird an CRM u.a. die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit. So planen je nach Quelle zwischen 70 und 80 Prozent der Unternehmen die Einführung eines CRM; umgesetzt haben dies bis jetzt aber noch nicht einmal 20 Prozent. (vgl. Kundenorientierung)

Da sich CRM vorrangig aus der Unternehmens-Perspektive heraus über den Umgang mit Kundendaten wie etwa Alter, Wohnort oder Vorlieben definiert, wird außerdem eine Diskrepanz zwischen der Sichtweise des Unternehmens auf vermutete Kundenerwartungen und deren tatsächliche Vorstellungen kritisiert. Im Vergleich dazu hat das so genannte Kundenerwartungsmanagement (Customer-Experience-Management, CEM) den Anspruch, durch die Schaffung positiver Kundenerfahrungen eine emotionale Bindung zwischen Anwender und Produkt oder Anbieter aufzubauen. Vorrangiges Ziel von CEM ist es, aus zufriedenen Kunden loyale Kunden und aus loyalen Kunden „begeisterte Botschafter“ der Marke oder des Produkts zu machen („satisfied - loyal - advocate“).

Einige Datenschutzfachleute sehen das Interesse der Kunden, dass ihre Daten vertraulich behandelt werden, als gefährdet oder sogar verletzt an.[6]

  • Closed-Loop-Marketing
  • Customer Care Concept
  • Customer Lifetime Value
  • Demarketing
  • Electronic Customer Care
  • Kundenmanagement
  • Know your customer
  • Relationship Management Automation (CRM-Unterstützung)
  • Software-on-Demand
  •  Nils Hafner, Rémon Elsten: CRM Customer Relationship Management. Kundenmanagement zwischen Umsatzausbau und Effizienz. BPX Edition, Rheinfelden, CH 2011, ISBN 978-3-905413-02-1.
  •  Konrad Walser: Auswirkungen des CRM auf die IT-Integration, in: Dietrich Seibt und andere [Herausgeber]: Reihe Wirtschaftsinformatik, Band 52. J. Eul Verlag, Lohmar Mai 2006, ISBN 3-899-36474-0.
  •  Stadelmann, M., Wolter, S., Troesch, M.: Customer Relationship Management – Neue CRM-Best-Practice-Fallstudien und -Konzepte zu Prozessen, Organisation, Mitarbeiterführung und Technologie. Orell Füssli/Industrielle Organisation, Zürich 2008. ISBN 978-3-85743-728-1.
  •  M. Stadelmann, S. Wolter, S. Reinecke, T. Tomczak (Hrsg.): Customer Relationship Management – 12 CRM-Best Practice-Fallstudien zu Prozessen, Organisation, Mitarbeiterführung und Technologie. Verlag Industrielle Organisation, Zürich 2003.
  •  C. Rageth, N. Hafner: CRM für KMU. Erfolgreiches CRM für einmal keine Frage der Größe. 1 Auflage. BPX Edition (Fachverlag), März 2006, ISBN 978-3-905413-08-3.
  •  Kracklauer, Alexander H.; Mills, D. Quinn; Seifert, Dirk: Kooperatives Kundenmanagement. Wertschöpfungspartnerschaften als Basis erfolgreicher Kundenbindung. Gabler Verlag, 2002, ISBN 978-3-409-11991-7.
  •  Brasch, Köder, Rapp: Praxishandbuch Kundenmanagement. Wiley, Weinheim 2007, ISBN 978-3-527-50250-9.
  •  M. Bruhn: Kundenorientierung. Bausteine für ein exzellentes Customer Relationship Management (CRM). 3. Auflage. 2007.
  •  Celik, Ismail: Kampagnenmanagement innerhalb eines CRM-Systems – Konzeption und Umsetzung. 1 Auflage. ISBN 3-836-40417-6.
  •  Koch, Stefan; Strahringer Susanne: Customer & Supplier Relationship Management. dpunkt, 2008, ISSN 1436-3011.
  •  Michael Brendel (Hrsg.): CRM für den Mittelstand – Voraussetzungen und Ideen für die erfolgreiche Implementierung. Gabler, 2. Auflage, 2003, ISBN 3-409-21934-X.
  •  Claas Morlang: mCRM - Customer Relationship Management im mobilen Internet. tectum Verlag, Marburg, 2005, PDF (112 KB)).
  1.  K. Bergmann: Angewandtes Kundenbindungsmanagement. Frankfurt/Main 1998, S. 38.
  2. Forum CRM im DDV e.V.
  3. Robert Nieschlag, Erwin Dichtl, Hans Hörschgen: Marketing, Duncker & Humblot Verlag, Berlin 2002
  4. Sybille Peter: Kundenbindung als Marketingziel, Gabler Verlag, Wiesbaden 2001
  5. PGreenblog: Time to Put a Stake in the Ground on Social CRM, Definition Social CRM von Paul Greenberg, abgerufen am 18. Juli 2011
  6.  Alex Schweizer: Customer Relationship Management: Datenschutz- und Privatrechtsverletzungen beim CRM. Editions Weblaw/Schulthess, Bern/Zürich/Basel/Genf 2007.


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Software

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Software (Begriffsklärung) aufgeführt.

Software ['s?f(t)w??] (dt. = weiche Ware [von] soft = leicht veränderbare Komponenten [...], Komplement zu 'Hardware' für die physischen Komponenten)[1] ist ein Sammelbegriff für ausführbare Programme und die zugehörigen Daten.[2] Sie dient dazu, Aufgaben zu erledigen, indem sie von einem Prozessor ausgewertet wird und so softwaregesteuerte Geräte in ihrer Arbeit beeinflusst.[3]

In diesem Sinne wurde der Begriff erstmals 1958 von John W. Tukey benutzt.[4] Durch das softwaregesteuerte Arbeitsprinzip kann eine starre Hardware individuell arbeiten.[3] Es wird heutzutage nicht nur in klassischen Computern angewendet, sondern auch in vielen anderen Systemen, wie beispielsweise in Waschmaschinen, Handys, Navigationssystemen und modernen Fernsehgeräten.

Inhaltsverzeichnis

Als Terminus wird 'Software' in zwei typischen Entgegensetzungen gebraucht:

Eine uneingeschränkte Definition beschreibt Software als 'Gegenstück zu Hardware', wobei Software hier jede Art von digitalen Daten umfasst, die auf einer Hardware gespeichert sein können,[5] von der Firmware (z. B. dem BIOS), dem Betriebssystem, den Anwendungsprogrammen bis hin zu allen (möglichen) Dateien eines softwaregesteuerten Gerätes.

Die physischen Bestandteile eines Computersystems (die Geräte selbst, zuzüglich Kabel, etc.) werden unter dem Begriff 'Hardware' zusammengefasst. Ein Datenträger ist Teil der Hardware. Auf ihm wird Software zu Informationszwecken gespeichert. Sie ist dafür gedacht, von einem Prozessor interpretiert zu werden: Sie beschreibt in Form von Anweisungen, was der Prozessor tun soll (z. B. "x + y") und konkretisiert darüber hinaus den genauen Verlauf der Abarbeitung anhand weiterer Daten (z. B. "5 + 3"). In diesem vollen Umfang wird Software von einem Prozessor interpretiert, weshalb in der Veranschaulichung von Software als Gegenstück zur Hardware der Programmcode und die zur Verarbeitung bestimmten Daten zusammen als Software betrachtet werden.

Je nach Zusammenhang ist bei der Entgegensetzung eine oder mehrere der folgenden Bedeutungen gemeint:

  • Leicht veränderbare Komponente (Software) vs. schwer veränderbare Komponente (Hardware) in einem Computerdesign[1]
  • Universelle Maschine (Hardware) vs. Instruktionskode (Software)
  • Nicht-greifbar im Sinne von Funktionsbestandteilen eines Computersystems, die sich „nicht anfassen lassen[6] (Software) im Gegensatz zu den greifbaren Komponenten (Hardware). Software ließe sich über eine Telefonleitung übertragen, Hardware dagegen nicht.

Die Gegensätze sind in der englischsprachigen Begriffprägung (soft=weich, hard=hart) beabsichtigt.

Im allgemeinen Sprachgebrauch und in der Literatur zu Softwaretechnik wird die Definition von 'Software' eingeschränkt auf Computerprogramme und die mit ihnen eng verbundenen Ressourcen, wie z. B. Konfigurationsdaten neben Icons und Schriftarten, die zum Betrieb notwendig sind.[7] Die zur Verarbeitung bestimmten Daten (z. B. digitalisierte Musikstücke) werden hier meist nicht als Software verstanden.[8] Nach dieser Definition wird Software auch als Softwaresystem oder Softwareprodukt bezeichnet,[9] das als Beiwerk zusätzlich Bestandteile wie z. B. die Softwaredokumentation in der digitalen oder gedruckten Form eines Handbuchs enthalten kann.[10]

Auch die Begriffe Programm und Daten können einander entgegensetzt gebraucht werden, wobei 'Programm' dann die Funktion des Programms im Sinne als ausführende Instanz meint, 'Daten' das Bearbeitete.

Diese Rollen können ggfls. je nach Lage der Dinge vertauscht werden. Ein Quellprogramm, das von einem Übersetzer in ein Maschinenprogramm umgewandelt wird, tritt wie das erzeugte Binärprogramm als Daten auf. Ähnlich wie Hardware ein (als Daten aufgefasstes) Binärprogramm in dessen Funktion (Aktivität) umwandelt, kann dies auch ein Interpreter mit einem Quellprogramm oder ein Emulator mit dem Binärprogramm.

Dieser Zusammenhang, dass ein Programm sowohl als Daten als auch als Funktion auftreten kann, ist zentral in verschieden Disziplinen der Informatik, darunter die theoretische Informatik (u. a. Rekursionstheorie, Automatentheorie, Domaintheorie), und die technische Informatik (z. B. Von-Neumann-Architektur).

In den 1950er Jahren waren Software und Hardware noch verbunden und als Einheit wahrgenommen. Die Software war dabei Teil der Hardware und wurde als Programmcode bezeichnet. 1958 prägte der Statistiker John W. Tukey den Begriff Software erstmalig.[4]

Später sorgte dann die Entscheidung der US-Regierung in den 1970er Jahren für eine Neuheit, dass IBM auf Rechnungen Software und Hardware getrennt zu berechnen und aufzuführen habe. Dies entsprach einer Anerkennung der Einzelhaftigkeit von Software von offizieller Seite und einer endgültigen Aufspaltung von Hardware und Software bzw. einer Abgrenzung der Software von der Hardware.

Dieser Entwicklung folgte dann in den 1970er Jahren die Gründung von Firmen, die erstmalig nur mit Software handelten und nur Software und keine Hardware entwickelten. Zu diesen Firmen gehörte in den USA Microsoft und in Deutschland SAP. Die Existenz solcher Firmen erscheint im 21. Jahrhundert als Selbstverständlichkeit, stellte damals jedoch eine erhebliche Neuentwicklung dar.

Der logische Übergang zwischen Hard- und Software lässt sich an den ersten Spielhallenspielen verdeutlichen, wie das Spiel Breakout. Einstmals bestand deren komplettes Programm (der Ablauf, die Logik) bildlich gesehen aus „vorverdrahteten Schalttafeln“.[11] Sie verwendeten keinen Prozessor. Erst später, als solche Spiele für Computer programmiert wurden, und man anfing bei prozessorgesteuerten Geräten zwischen den Begriffen 'Hardware' und 'Software' zu unterscheiden, gab es diese Spiele als Software. Das Spiel bestand nicht mehr aus „vorverdrahteten Schalttafeln“, sondern aus Anweisungen für einen Prozessor inklusive der für die Abarbeitung notwendigen weiteren Informationen, die gemeinsam auf einem Datenträger hinterlegt wurden.

Software ist immateriell[6] und besteht aus den Sprachen und Notationen, in denen sie formuliert ist.[3] Software kann zwar auf bestimmten Medien gespeichert, gedruckt, angezeigt oder transportiert werden. Diese sind aber nicht die Software, sondern enthalten sie nur.

Auch physisch gesehen können sogar die Bits, die die Software abbilden, immateriell sein. So weisen Datenträger als der Teil der Hardware eine bestimmte Beschaffenheit auf. In einem für Computer üblichen Binärsystem manifestiert sich die gemeinte Beschaffenheit in Form von gesetzten oder gelöschten Bits (den digitalen Daten), die darauf gespeichert werden. Elektronisch gesetzte Bits haben für sich keine Substanz und lassen sich somit „nicht anfassen“. Zur Veranschaulichung lässt sich ein Computer vorstellen, auf dem eine andere Variante des Betriebssystems installiert wird. Dafür muss die Hardware nicht erweitert oder ausgetauscht werden, was bedeutet, dass das Gerät äußerlich unverändert wirkt. Tatsächlich wird nur die Eigenschaft der Datenträger verändert; es werden Bits elektronisch gesetzt beziehungsweise gelöscht. Dennoch arbeitet das System dank der aktualisierten Software anders als zuvor, weil die gesetzten (geänderten) Eigenschaften vom Prozessor interpretiert werden.

Es ist zwar vorstellbar, Bits sichtbar und greifbar auf einem Trägermedium zu hinterlegen, doch grundsätzlich ist 'Software' ein abstrakter, von Trägermedien unabhängiger Begriff. Das trifft für den Gattungsbegriff ohnehin zu, aber auch für konkrete Ausprägungen wie ein bestimmtes Anwendungsprogramm.[12] Als Analogie dazu ist es für den Begriff 'Oper' oder 'Zauberflöte' nicht begriffsbestimmend, ob sie im Theater aufgeführt, über Radio/TV übertragen oder als CD verkauft oder gehört wird, ob sie im Opernführer beschrieben oder in der Partitur aufgezeichnet ist.

Innerhalb der Softwaretechnik wird eine einheitliche solide, konsistente und systematische Begriffsbildung durch eine hohe Innovationsgeschwindigkeit und Praxisnähe behindert.[13] So wird je nach gegebenem Zusammenhang unter 'Software' Unterschiedliches verstanden, zum Beispiel:

  • Im Zusammenhang mit der Ausführung auf einem Computer wird unter Software primär alles verstanden, was auf dem Rechner ausgeführt werden kann (das Programm im engeren Sinn, bestehend aus Befehlen und Datendefinitionen). Hinzu kommen die „mit [den Programmen] eng verbundenen Ressourcen, die zum Betrieb der Software zwingend erforderlich sind“.[14] Dies sind zum Beispiel Konfigurationsdateien, Schriftart-Dateien, Lookup-Tabellen, Datenstrukturen für Datenbanken und Datenbestände.
  • In engstem Sinn wäre unter 'Software' nur von der Hardware ausführbarer Maschinencode zu verstehen. Jedoch fällt darunter auch alles, was durch beliebige 'interpretierende Systeme', die Teil der Systemsoftware sind, ausgeführt werden kann, wie das bei Verwendung höherer Programmiersprachen und Entwicklungsumgebungen nahezu immer der Fall ist.[3]
  • Weiterhin können mit 'Software' unterschiedliche Mengen gemeint sein: Im engeren Sinn ist einzelnes Programm 'Software'. Jedoch wird etwa eine aus einer Vielzahl von Einzelprogrammen bestehende Buchhaltungsanwendung ebenfalls 'Software' genannt. Ebenso ein (nicht selbstständig lauffähiges) Unterprogramm, alle Anwendungen eines Unternehmens als Gesamtheit, die zum Betrieb der Programme gehörenden Daten(bank)strukturen und die verschiedensten Komponenten der Systemsoftware inkl. dem Betriebssystem.[15]
  • Im Zusammenhang mit dem Urheberrechtsschutz für Software gilt i. d. R. der 'Quellcode' als Schutzgegenstand.[16]
  • Im Kontext Erwerb von Software (als 'Softwareprodukt') gehört auch die Dokumentation zur 'Software'.[17]
  • Im weitesten Sinn und aus der Entstehungsgeschichte abgeleitet, ist Software alles, was nicht Hardware ist.[3] In diesem Zusammenhang gilt zum Beispiel auch jede Form von Daten als Software.

Der Begriff 'Software' wird also sowohl für konkrete einzelne Aspekte benutzt, als Gattungsbegriff für unterschiedliche Arten von Software und als Sammelbegriff für beliebige Mengen.

Software kann aus vielen unterschiedlichen Gesichtspunkten betrachtet werden, zum Beispiel:

Softwar: Typisierung, Zusammenhänge, Überblick

„Zwischen Hard- und Software besteht eine gewisse Aufgabenverteilung: Die Hardware garantiert [...] Quantität, also Tempo und Speicherkapazität, die Software sorgt für [...] die Abbildung der Anforderungen [...] auf die strukturell primitive Hardware“.[3]

Obwohl dem Begriff 'Software' teilweise Attribute wie Flexibilität, Individualität, Leistungsfähigkeit etc. zugeschrieben werden, wird letztlich alles, was der Computer 'tatsächlich tut', nicht von der Software, sondern ausschließlich durch die Hardware ausgeführt. Software 'beschreibt' lediglich, was getan werden soll und in welcher Form dies geschieht.

Dazu wird auf unterster Ebene der Maschinencode der Software über das Betriebssystem (d. h. ebenfalls durch dessen Maschienbefehle) in den Hauptspeicher des Computers geladen und dem Rechenwerk Schritt für Schritt (siehe Befehlszähler) zur Ausführung zugeführt.

Der Maschinencode muss hierzu in einer Form/Struktur vorliegen, die von der Hardware über deren darin implementierte Schnittstelle interpretiert und ausgeführt werden kann.[18] Inhalt und Struktur der Befehle zeigen an, was zu tun ist, welche Datenbereiche im Hauptspeicher dabei benutzt oder verändert werden sollen (über die im Befehlscode enthaltenen Registerangaben) und ggf. an welcher Stelle das Programm fortzusetzen ist.

Dieses Arbeitsprinzip gilt für jede Art von Software, auch wenn sie z. B. von Interpretern ausgeführt wird: Diese sind ebenfalls Software, die über ihren Maschinencode an der Hardwareschnittstelle wie beschrieben ausgeführt wird, was auch für Compiler und jede andere Systemsoftware gilt. Bei der Ausführung wirken also viele Schichten zusammen und führen als Gesamtheit zu Zustandsänderungen in der Hardware bzw. final zu den vorgesehenen Ergebnissen, etwa der Ausgabe einer Druckzeile, einem Datenzugriff oder der Anzeige eines Feldinhalts am Bildschirm. Bei in höheren Programmiersprachen entwickelten Anwendungen können so schon für relativ einfache Funktionen (wie Lesen aus der Datenbank) oft Hunderttausende oder Millionen von Maschinenbefehlen durchlaufen werden.

Das in modernen Computern mögliche parallele Ausführen mehrerer Programme/Prozesse wird im Wesentlichen durch das Betriebssystem bewirkt, das bei bestimmten Ereignissen den Wechsel von einer zur anderen 'Task einleitet und verwaltet. Siehe auch Multitasking.

Im systematischen Zusammenwirken vieler Komponenten, das nur unter Anwendung klar definierter Schnittstellen möglich ist, „gehört Software also zu den komplexesten Artefakten, die Menschen bislang geschaffen haben“.[3]

Hauptartikel: Softwaretechnik
  • Software wird unter Nutzung bestimmter Verfahren, Methoden und 'Werkzeuge' entwickelt. Dabei werden unterschiedliche Entwicklungsstadien durchlaufen, in denen jeweils unterschiedliche Zwischenstände der Software entstehen: Analysetätigkeiten (zahlreiche Entwicklungsdokumente) > Programmierung (Quellcode) > im Betrieb (Maschinencode oder ausführbarer Code). Im engeren Sinn der Ausführung auf dem Computer gilt lediglich Letzteres als 'Software'. Siehe auch Softwareentwicklung.
  • In diesem Zusammenhang ist Software Bearbeitungsgegenstand von Systemprogrammen: Wenn z. B. ein Compiler den Quellcode eines Programms liest, verarbeitet und einen Maschinen- oder Zwischencode erzeugt, so sind das aus dessen Sicht 'Daten'.
  • Einmal erzeugte Software kann mit verhältnismäßig geringen Kosten vervielfältigt werden, die meist durch Datenträger, Werbung und dem Herstellen von Verpackung und zu Papier gebrachten Dokumentationen anfallen.
  • Software verschleißt nicht durch Nutzung, unterliegt jedoch mit der Zeit der Softwarealterung.
  • Software ist meist austauschbar, fähig zur Aktualisierung, korrigierbar und erweiterbar, insbesondere dann, wenn bestehende Richtlinien eingehalten werden und der Quelltext verfügbar ist.
  • Software tendiert dazu, umso mehr Fehler zu enthalten, je komplexer sie ist. Fehler werden in aktualisierten Softwareversionen oder mithilfe eines Patches und i.d.R. nach Durchführung von Softwaretests behoben. Softwarefehler bezeichnet man auch als Bugs.
  • Weil Software unter Einsatz vieler unterschiedlicher Programmiersprachen und in vielen unterschiedlichen Betriebssystemen und Systemumgebungen entwickelt werden kann, sind Softwarestandards erforderlich, um Informationen system- und unternehmensübergreifend 'verstehbar' und austauschbar zu machen. Siehe auch Elektronischer Datenaustausch (Beispiele), Programmierstil.
Hauptartikel: Software-Akquisition

In der Entscheidung zur Anschaffung von Software lässt sich i. W. der Einsatz von Standardsoftware oder die eigene Herstellung (Individualsoftware) unterscheiden. Besonders im betrieblichen Umfeld zieht diese Entscheidung häufig hohe Kosten nach sich. Auch können solche Entscheidungen Grundlage zur Umsetzung der Unternehmensstrategie sein oder sollen Unternehmensprozesse maßgeblich verbessern. Zur Vermeidung von Fehlinvestitionen sollte der Anschaffung ein systematischer Entscheidungsprozess vorausgehen.

Hauptartikel: IT-Service-Management
  • Der Einsatz von Software erfordert je nach Einsatzbereich ein gewisses Maß an Organisation, um die zusammengehörenden Teile richtig einzusetzen und durch neue Versionen abzulösen (zum Beispiel in größeren Unternehmen im Releasemanagement).
  • Mitunter kann Software vorkonfiguriert werden, um so eine Neuinstallation zu beschleunigen und um Fehler bei der Konfiguration zu minimieren.

Im Wesentlichen für betriebliche Anwendungssoftware geltend kann Software aus (betriebs-)wirtschaftlicher Sicht als 'im Voraus geleistete geistige Arbeit', also als Investition betrachtet werden. Zum Beispiel erarbeiten die Programmautoren ein Lösungsverfahren für die korrekte Trennung aller deutschen Wörter in einem Textverarbeitungsprogramm. Damit ist im Voraus, also bevor diese Tätigkeit tatsächlich anfällt, schon für alle Schreiber, die mit diesem Textverarbeitungsprogramm arbeiten, die geistige Arbeit „korrektes Trennen deutscher Wörter“ geleistet. Dabei wird die Eigenschaft von Computern genutzt, auf sie verlagerte Aufgaben erheblich schneller und zuverlässiger ausführen zu können als dies bisher Menschen möglich war. Besonders auch in der Softwareentwicklung wird intensiv auf „im Voraus“ entwickelte Algorithmen und Codeteile zurückgegriffen werden ('Software-Wiederverwendung').

Ein ähnlicher Zusammenhang wird in der Arbeitssoziologie gesehen: Derartige softwarebasierte Maßnahmen sind geeignet, Arbeitsinhalte und -Abläufe erheblich zu verändern. Die Bandbreite reicht dabei vom Bereitstellen einfacher Hilfsmittel (etwa zur Summierung oder Durchschnittsermittlung) bis hin zur völligen Umgestaltung von Prozessen (durch Konzentration früher getrennter oder durch Zerlegung früher zentralisierter Arbeitsabläufe) – oder gar bis zu deren vollständigen Ersatz durch IT-Lösungen. Brödner et al nennen dies in[19] »materialisierte« Kopfarbeit. Siehe auch Rationalisierung, Optimierung, Taylorismus.

Software lässt sich nach verschiedenen Kriterien unterscheiden.

Unterteilung nach der Nähe zur Hardware beziehungsweise Anwender
  • Systemsoftware, die für grundlegende Funktionen des Computers erforderlich ist. Hierzu zählen insbesondere das Betriebssystem sowie Gerätetreiber.
  • systemnahe Software, der Bereich zwischen Betriebssystem und Anwendungssoftware z. B. Dienstprogramme, Datenbank-Verwaltungswerkzeuge, Programmierwerkzeuge und Middleware.
  • Anwendungssoftware, die den Benutzer bei der Ausführung seiner Aufgaben unterstützt und ihm dadurch erst den eigentlichen, unmittelbaren Nutzen stiftet
Unterteilung nach Art der Herstellung
  • Standardsoftware: Wird von einem Softwareanbieter erstellt, und kann von Kunden erworben werden
  • Individualsoftware: für einen (oder von einem) einzelnen Anwender individuell erstellt

Rechtlich wird beim Erwerb von Software zwischen Individualsoftware und Standardsoftware unterschieden: Für Individualsoftware wird ein Werkvertrag bzw. Werklieferungsvertrag abgeschlossen, der Erwerb von Standardsoftware gilt als Sachkauf.

Siehe auch: Seriennummer, Spyware, Langzeitarchivierung, Gebraucht-Software

Software nach der Art der Einbettung
  • nicht eingebettete Software (Software, die installiert wird)
  • fest in einem Gerät zu dessen Steuerung untergebrachte Software (z. B. in einem ROM), bezeichnet man als Firmware oder auch Eingebettete Software.
Einstufung nach Nutzungsrecht (Lizenz)
  • Adware
  • Beerware
  • Cardware (auch Postcardware)
  • Careware
  • Crippleware
  • Donationware
  • Freeware
  • Nagware
  • Shareware
  • Freie Software
Unterteilung nach Quellcode-Veränderbarkeit
  • Freie Software
  • Open Source
  • Proprietäre Software
Einstufung nach Verfügbarkeit
  • Abandonware
  • Vaporware
Andere Unterteilungen
  • Portable Software
  • Bananenware (unausgereifte Software)
  • Schlangenöl (Programm ohne echte Funktion, wird aber als Wundermittel angepriesen)
  • Shovelware (Sammlung von Software, wobei die Quantität zählt)
  • Riskware
  • Bloatware (mit Funktionen ohne synergetischen Nutzen überladene Software)

Die Verbreitung und Nutzung von Software unterliegt dem Urheberrecht. Es gibt in diesem Zusammenhang mehrere typische Überlassungsmodelle:

Verkauf
Der vollständige Verkauf von Software, inklusive der Überlassung von Weiterverbreitungsrechten, kommt praktisch nur zwischen Unternehmen vor, in der Regel im Rahmen von Auftragsprogrammierung oder beim Verkauf eines Softwareentwicklungsunternehmens.
Nutzungsrecht
Bei der meisten Software, die zum Beispiel für PCs „gekauft“ werden kann, wird in Wirklichkeit nur ein Nutzungsrecht überlassen. Dieses Modell ist auch bei der Auftragsprogrammierung üblich, bei der ein Unternehmen ein Programm für den Eigengebrauch eines anderen Unternehmens speziell entwickelt. Bei Freeware ist dieses Recht kostenlos, was nicht mit freier Software verwechselt werden darf.
Software as a Service
Die Software wird bei einem Dienstleister gehostet, die eigentliche Nutzung der Software kann entweder pro Zeitraum oder pro Nutzungseinheit berechnet werden und kann oft mit einem einfachen PC und z. B. per Webbrowser genutzt werden.
Freie Software/Open Source/GPL
Freie Software darf von jedem genutzt, beliebig verändert und weiterverbreitet werden. Oft unterliegt dieses Recht gewissen Einschränkungen, wie zum Beispiel der Nennung des Autors oder die Verpflichtung, veränderte Versionen unter die gleiche Lizenz zu stellen (GPL). Software, die nicht zu dieser Gruppe zählt, wird proprietär genannt.

Zwischen den oben genannten Hauptformen der Softwareverbreitung gibt es zahlreiche Zwischen- und Mischstufen.

Siehe auch: Lizenzen der freien Software, Lizenzmanagement

Hauptartikel: Freie Software und Open Source

‚Freie Software’ ist eine soziale Bewegung, die unfreie Software als gesellschaftliches Problem begreift.[20] Wobei „frei“ hier nicht „kostenlos“ bedeutet (‚Freie Software’ ist nicht dasselbe wie ‚Freeware’), sondern die Freiheiten für die Gesellschaft meint, die ein derart lizenziertes (auch kommerzielles) Produkt bietet. In den Augen der von Richard Stallman 1985 gegründeten Free Software Foundation (FSF) ist die Entscheidung für oder gegen freie Software deshalb primär eine ethische und soziale Entscheidung.

Dagegen begreift die 1998 gegründete Open Source Initiative (OSI) quelloffene Software als bloßes Entwicklungsmodell, wobei die Frage, ob Software quelloffen sein sollte, dort eine rein praktische und keine ethische Frage ist. Die FSF wirft der OSI daher eine Ablenkung von den wesentlichen Punkten vor.[21] Eric S. Raymond hat den Begriff ‚Open Source’ in der Annahme eingeführt, dass das unpopuläre Thema ‚Freiheit’ Geldgeber für solche Projekte abschrecken könne.

Auch wenn es sich heute um zwei unterschiedliche Bewegungen mit unterschiedlichen Ansichten und Zielen handelt, verbindet sie die gemeinsame Wertschätzung für quelloffenen Code, was in zahlreichen Projekten mündet, in denen sie zusammenarbeiten.

Hauptartikel: Softwaretechnik

Die Entwicklung von Software ist ein komplexer Vorgang. Dieser wird durch die Softwaretechnik, einem Teilgebiet der Informatik, systematisiert. Hier wird die Erstellung der Software schrittweise in einem Prozess von der Analyse über die Softwaremodellierung bis hin zum Testen als wiederholbarer Prozess beschrieben.

In aller Regel wird die Software nach der Entwicklung mehrfach angepasst und erweitert. Der Software-Lebenszyklus kann durchaus mehrere Jahre betragen.

  • Softwareunternehmen
  • Softwarekrise
  • Softwarequalität, Softwarequalität nach ISO
  • John W. Tukey: The Teaching of Concrete Mathematics. In: The American Mathematical Monthly. Vol. 65, no. 1 (Jan. 1958), pp 1–9. (Erstmalige Verwendung des Begriffs Software im heutigen Sinn)
  • F. R. Shapiro: Origin of the term software: Evidence from the JSTOR electronic journal archive. In: IEEE Annals of the History of Computing. 22 (April–June 2000), 69.
  • Sebastian von Engelhardt: Die ökonomischen Eigenschaften von Software. In: Jenaer Schriften zur Wirtschaftswissenschaft. 14/2006, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, ISSN 1611-1311.
  1. ISBN 3-411-05232-5
  2. ISBN 978-3-409-12725-7
  3. [1]
  4. a b linfo.org – Software Definition, 1958, Januar-Ausgabe des American Mathematical Monthly (Titel: The Teaching of Concrete Mathematics). Tukey schreibt: „Today the "software" comprising the carefully planned interpretive routines, compilers, and other aspects of automative programming are at least as important to the modern electronic calculator as its "hardware" of tubes, transistors, wires, tapes and the like.“
  5. linfo.org – Software Definition, Zitat: „[…] In a broader sense it can also refer to all information (i.e., both programs and data) in electronic form, and it can provide a distinction from hardware, which refers to media and systems on which software can exist and be used […]“
  6. ISBN 978-3-8274-1705-3, 2009, 3. Auflage, S. 9: „Software ist ein immaterielles Produkt. Software kann man nicht anfassen und nicht sehen.“
  7. http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/technik/computer/index,page=1207964.html
  8. Auszug aus lexikon.meyer.de: „[...] Im allgemeinen Sprachgebrauch wird die Bezeichnung Software meist nur auf Programme bezogen, nicht aber auf andere Daten [...]“ (eine Verlinkung dahin ist nicht mehr möglich, da „Meyers Lexikon Online“ zum 23. März 2009 eingestellt wurde).
  9. ISBN 978-3-8350-0197-8.
  10. Lehr- und Übungsbuch Informatik 1. Hanser Verlag, 2003, Seite 311
  11. ISBN 978-3-423-34507-1, S. 144-149
  12. ISBN 978-3-941875-29-6, S. 35: „Weil Software Gegenstand einer schöpferischen Leistung ist, die man nicht anfassen kann, wird ihr zum Teil die Sachqualität abgesprochen.“
  13. ISBN 978-3-8274-1705-3, 2009, 3. Auflage, S. 3
  14. Wissen.de [2]
  15. dpunkt.de, in Kap. "Software spiegelt die Realität": Software-Systeme werden nicht monolithisch gebaut, sondern bestehen aus Modulen oder Komponenten, die miteinander die Gesamtfunktionalität des Systems bieten.
  16. softwarepatents.eu, "Programmcode in seiner linguistischen Form als Sprachwerk"
  17. Hanser Verlag Lehr- und Übungsbuch Informatik 1.' 2003, Seite 311
  18. Klaus Wüst Mikroprozessortechnik Kap. 7.5.4 ISA - Instruction Set Architecture [3] Die ISA [Diese Form] ist genau das, was für die Erstellung von Maschinenprogrammen bekannt sein muss.
  19. ISBN 3-8031-2082-9
  20. The Selected Essays of Richard Stallman (aktualisierte Fassung): "Open Source ist ein Entwicklungsmodell. Freie Software ist eine soziale Bewegung. Für die Open-Source-Bewegung ist nicht-freie Software eine suboptimale Lösung. Für die Freie-Software-Bewegung ist nicht-freie Software ein soziales Problem und freie Software ist die Lösung."; ursprüngliche Fassung: "Für die Freie-Software-Bewegung ist freie Software ein ethisches Gebot ... nicht-freie Software ist ein gesellschaftliches Problem ..."
  21. http://www.gnu.org/philosophy/free-software-for-freedom.de.html


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Greifswald

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Wappen Deutschlandkarte
54.09583333333313.3811111111115Koordinaten: 54° 6′ N, 13° 23′ O
Basisdaten
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Vorpommern-Greifswald
Höhe: 5 m ü. NN
Fläche: 50,5 km²
Einwohner:

54.610 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 1081 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 17487, 17489, 17491, 17493
Vorwahl: 03834
Kfz-Kennzeichen: HGW
Gemeindeschlüssel: 13 0 75 039
Stadtgliederung: 8 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 1
17489 Greifswald
Webpräsenz: www.greifswald.de
Oberbürgermeister: Arthur König (CDU)
Lage von Greifswald im Landkreis Vorpommern-Greifswald
Über dieses Bild
„Wiesen bei Greifswald“ Caspar David Friedrich, 1820

Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald (niederdeutsch: Griepswoold; nach ihrem Wappentier, dem pommerschen Greifen, auch Gryps genannt) ist eine Stadt in Vorpommern im Nordosten Deutschlands. Zusammen mit Stralsund bildet die Stadt eines der vier Oberzentren des Landes Mecklenburg-Vorpommern.

Greifswald ist Kreisstadt des Landkreises Vorpommern-Greifswald.

Die Stadt hat etwa 54.000 Einwohner. An der Universität Greifswald studieren gut 12.000 Studenten und sind etwa 5.000 Universitätsangehörige beschäftigt.

Inhaltsverzeichnis

Der Greifswalder Bodden und Deutschlands größte Inseln: Rügen und Usedom

Die Stadt Greifswald liegt zwischen den Inseln Rügen und Usedom an der Mündung des Flusses Ryck in die Dänische Wiek, eine Bucht des Greifswalder Boddens. Die Stadt befindet sich in etwa gleichem Abstand zu den größten Metropolen in Deutschland: Berlin (175 Kilometer südlich) und Hamburg (230 Kilometer westlich).

Das Gebiet um Greifswald ist flach; das Gelände erreicht kaum 20 m ü. NN. Die höchsten Erhebungen befinden sich im Süden des Stadtgebietes; höchste Erhebung ist der im Naturschutzgebiet Eldena gelegene Ebertberg mit einer Höhe von 29,5 m ü. NN, gefolgt von Studentenberg (27,2 m ü. NN), Martensberg (24,7 m ü. NN) und Helmshäger Berg (24,3 m ü. NN). Die höchsten Erhebungen nördlich des Ryck sind – neben den 10 bis 11 Meter hohen Hügeln der ehemaligen Mülldeponie – der Dornberg (4,4 m ü. NN) und der Silberberg (4,3 m ü. NN). Innerhalb des bebauten Stadtgebietes sind der Gorzberg (9,4 m ü. NN) und der Epistelberg (8,4 m ü. NN) die höchsten Erhebungen.

Zu Greifswald gehören auch die außerhalb des geschlossenen Stadtgebietes gelegenen vorgelagerten Inseln Koos und Riems sowie als kommunale Exklave ein Teil des Riems gegenüberliegenden Festlandes.

Die Stadtteile Greifswalds
Der Marktplatz mit dem gotischen Rathaus ist das historische Zentrum der Innenstadt. Rechts daneben die jahrhundertealte Ratsapotheke.

Kommunalrechtlich gibt es nach § 21 der Hauptsatzung vom 28. März 2011 acht Ortsteile,[2] in denen zum Teil mehrere der historisch gewachsenen Ortsteile zusammengefasst werden. In diesen kommunalrechtlichen Ortsteilen werden je eine Ortsteilvertretung mit je neun Mitgliedern gewählt.

Stadtteil
(kommunalrechtlich)
Stadtteil
(historisch)
Fläche
(ha)
Einwohner
1992
Einwohner
2002
Einwohner
2011
Gemarkung "Greifswald"
„Innenstadt" Innenstadt 87,0 4.786 3.756 4.619
Steinbeckervorstadt 349,6 185 211 385
Fleischervorstadt 52,7 3.565 3.083 4.317
Nördliche Mühlenvorstadt 173,8 4.400 4.149 4.389
Südliche Mühlenvorstadt,
Obstbausiedlung
108,1 5.449 4.608 5.436
Fettenvorstadt,
Stadtrandsiedlung
657,3 2.265 3.209 4.006
Industriegebiet 634,7 785 696 817
Südstadt (s. u.)
Gemarkungen "Groß Schönwalde" und "Koitenhagen" (eingemeindet 1974)
„Schönwalde II" Groß Schönwalde
(inkl. Koitenhagen)
580,8 310 1.055 1.070
Schönwalde II 88,0 13.525 9.065 8.583
„Schönwalde I
und Südstadt"
Schönwalde I
und Südstadt
132,1 15.236 11.396 10.740
Gemarkungen "Eldena", "Ladebow" und "Wieck" (1939), "Friedrichshagen" (1974), "Riems" (1957)
„Eldena" Eldena 675,5 1.319 2.163 2.242
„Ostseeviertel" Ostseeviertel 219,7 10.657 7.258 6.075
„Wieck/Ladebow" Ladebow 544,4 578 525 681
Wieck 44,2 378 458 418
„Friedrichshagen" Friedrichshagen 436,5 142 207 202
„Riems" Riems/Insel Koos 233,6 1.020 665 545

Im Uhrzeigersinn (von Norden beginnend): Mesekenhagen, Neuenkirchen, Loissin, Kemnitz, Diedrichshagen, Weitenhagen, Hinrichshagen, Levenhagen und Wackerow (alle Gemeinden im Landkreis Vorpommern-Greifswald).

Klimadiagramm von Greifswald

[3]


Greifswald 1552; Zeichnung von Johann Gottlieb Giese
Greifswald 1652, Kupferstich von Matthäus Merian

Der ursprüngliche Name der Siedlung, die sich dann zur eigenständigen Stadt Greifswald entwickelte, ist nicht überliefert.[4] Eine Bestätigungsurkunde Wartislaw III. von 1248, in der dem Kloster Eldena das oppidum Gripheswald cum omnibus pertinentiis suis bestätigt wurde,[4] ist die erste urkundliche Erwähnung des heutigen Namens. In der Lehensurkunde Wartislaw III. vom Juni 1249 findet sich der ausdrückliche Hinweis, dass das oppidum Gripheswald in deutscher Sprache Gripeswald genannt wird, was vermuten lässt, dass die Siedlung ursprünglich einen anderen slawischen, dänischen oder deutschen Namen besaß.[4] Für die Theorie, dass der ursprüngliche Name ein dänischer war, der sich an Gripscogh, den Namen eines Waldes bei Esrom in Dänemark, dem Mutterkloster des Klosters Eldena, anlehnt, gibt es keine Belege.[5] Aus den Folgejahren und -jahrhunderten sind auch die schriftlichen Bezeichnungen Gripeswald (1249), Grifeswolde (1250), Gripesuuolde (1280), Gripesuualde (1280), Gripswalt (1285), Gripeswald (1383), Gripeswolde (1383), Gripswald (1491), Gripswolde (1577), Greipßwalde (1601), Gripheswalde (1602), Gripheswaldt (1602), Greypffswald (1604) und bereits Greifswald (1621) überliefert.[6]

Das mittelniederdeutsche grip steht dabei für den Greif und ist wahrscheinlich als Bezug auf das Wappentier der pommerschen Herzöge zu verstehen,[7] welche später auch als Greifen bezeichnet wurden; das wolt/wold steht für Wald. Greif und Wald finden sich auch im Wappen Greifswalds wieder.

Historischer Stadtkern Greifswalds von Norden aus gesehen. Colorierte Reprographie eines Kupferstichs aus dem 17. Jahrhundert
Belagerung Greifswalds 1659 durch die Brandenburger
Grundbesitz der Uni Greifswald 1634

Greifswalds Gründung in Pommern geht auf das Kloster Eldena zurück, zu dessen Gut es anfangs gehörte.[8] Die Siedlung lag gegenüber den auf der anderen Ryckseite gelegenen Salzpfannen, die nachweislich seit spätestens 1193 bestanden; sie entstand wahrscheinlich im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts als Siedlung der Arbeiter der Greifswalder Saline.[8] Für die Siedlung, an der sich zwei alte Handelswege kreuzten, erhielt das Kloster 1241 sowohl vom rügenschen Fürst Wizlaw I. als auch vom Pommernherzog Wartislaw III. urkundlich das Marktrecht verliehen.[9] Im Juni 1249 konnte Wartislaw III. das Kloster dazu bringen, ihm die Marktsiedlung Greifswald zu Lehen zu geben,[10] und am 14. Mai 1250 verlieh er ihr das Lübische Stadtrecht,[8] wodurch Greifswald fortan auch gegenüber den pommernschen Herzögen sehr viel unabhängiger war.[11] 1254 ernannte Wartislaw die Ryckmündung zum Freihafen und versprach den Kaufleuten Ersatz für durch Seeräuber erlittene Verluste. Am 17. Mai 1264 erlaubte er der Stadt dann, sich selbst zu verteidigen und eine Schutzmauer zu errichten, woraufhin die Befestigungsanlagen entstanden. Neben der Altstadt entwickelte sich westlich die Neustadt mit dem heutigen Rubenow-Platzes als Marktplatz und der St.-Jacobi-Kirche als kirchlichem Mittelpunkt;[5] eine Verfügung Wartislaw III. von 1264, wonach es nur einen Markt, einen Vogt und ein Recht geben sollte verhinderte jedoch, dass die Neustadt gegenüber der Altstadt Eigenständigkeit entwickelte.[4] 1278 wurde Greifswald erstmals in einer Urkunde als Mitglied der Hanse genannt. Die Stadt gehörte zum einflussreichen »Wendischen Quartier«. Bereits 1361 fand einer der ersten Hansetage in Greifswald statt. Allerdings genügte der Greifswalder Hafen schon im 14. und dann im 15. Jahrhundert den Anforderungen des Schiffsverkehrs nicht mehr, da er – anders als die Häfen in Stralsund, Wismar oder Rostock – versandete. Hierdurch fiel Greifswald gegenüber den anderen Hansestädten immer weiter zurück.[12]

1296 befreite Herzog Bogislaw IV. Greifswald von der Heeresfolge und sicherte zu, keinen Hof der Stadt zu halten und zur Peene hin keine Befestigungsanlagen zu errichten. 1289 hatte er bereits eine jüdische Niederlassung in der Stadt gestattet, vermutlich um den Handel zu beleben. Das Privileg wurde jedoch nicht genutzt.

1412 geriet Greifswald mit dem Pommernherzog Wartislaw VIII. aneinander, als seine Bürger dessen Vasallen angriffen. Der Streit zog sich bis 1415 hin, ehe es durch die Vermittlung der Stände zu einer Aussöhnung kam. Die Stadt erhielt außerdem die Fischereirechte im Greifswalder Bodden. Als 1326 Herzog Wartislaw IV. starb und um seine noch unmündigen Kinder der Erste Rügische Erbfolgekrieg mit Mecklenburg um die Herrschaftsfrage entbrannte, schloss sich Greifswald mit seinen Nachbarstädten Stralsund, Anklam und Demmin zu einem Landfriedensbündnis zusammen, um den pommerschen Herzögen die Macht zu erhalten. Mit Hilfe des dänischen Königs konnten die Mecklenburger abgewiesen werden. Das gleiche Städtebündnis wurde erneut geschlossen, als es galt, sich am Ende des 14. Jahrhunderts vor Seeräubern und Raubrittern zu schützen. Als es um 1390 zwischen Pommern und dem Deutschen Orden zu Streitigkeiten kam, der auch die Beziehungen zu Polen beeinträchtigte, räumte Greifswald den polnischen Kaufleuten Verkehrsprivilegien ein, um den Handel mit ihnen aufrechtzuerhalten. Mit der Verleihung der „Goldenen Privilegien“ durch den Pommernherzog Wartislaw IX. im Jahre 1452 erhielt Greifswald weitreichende Handelsrechte, die der Stadt zu wirtschaftlicher Macht und Wohlstand verhalfen.

1456 folgte Herzog Wartislaw IX. der Initiative des Bürgermeisters Heinrich Rubenow und gründete die Universität als pommersche Landesuniversität. Die Universitätsgründung wirkte sich positiv bis in die Gegenwart aus.

„Schiffe im Hafen von Greifswald“, Caspar David Friedrich, vor 1810
Greifswald, Marktplatz von Südwesten um 1840
Die Hochwassermarke (2,64 m ü. NN) der Sturmflut von 1872 am Hafenamt in Greifswald-Wieck (rechts neben Tür).
Grundriss Greifswalds 1842
Greifswald Brinkstraße – Anklamer Straße 1910
Greifswalder Rathaus, 1950
Greifswalder Marktplatz 1951
Marktplatz 2007

Die Reformation hielt im Jahre 1531 in Greifswald Einzug. Auf Veranlassung der Bürger kam der Stralsunder lutherische Geistliche Johannes Knipstro in die Stadt und konnte dort ohne große Gegenwehr Luthers Lehre einführen. Eine neue evangelische gelehrte Stadtschule wurde 1561 im aufgegebenen Franziskanerkloster gegründet. Unter dem Rektor Lucas Tacke gewann sie um 1600 viele Schüler.

Mit dem Dreißigjährigen Krieg kamen Not und Elend in die Stadt. Noch am 19. Mai 1626 befahl Landesherr Bogislaw XIV. den Greifswaldern, dass die teilweise baufällig gewordenen Befestigungsanlagen so gut wie möglich zu verbessern seien,[13] doch schon am 10. November 1627 überließ der schwerkranke Herzog Pommern durch Kapitulation den kaiserlichen Truppen. Diese zogen unter Wallenstein am 20. November 1627 in Greifswald ein und errichteten ein Schreckensregime, bei dem die Bevölkerung aufs Schlimmste ausgeplündert wurde. Zur Abwehr der schwedischen Truppen ließ Wallenstein die Befestigungsanlagen verstärken und zog dazu die Bevölkerung zur Zwangsarbeit heran. Durch eine Pestepidemie wurden die Einwohner soweit dezimiert, dass zum Kriegsende nur noch die Hälfte der Häuser bewohnt war. Im Juni 1631 standen die Truppen König Gustav Adolf II. vor der Stadt und nahmen sie nach kurzem Kampf ein.

Der nachfolgende Zeitabschnitt, die so genannte Schwedenzeit, dauerte 184 Jahre. Die Schweden waren bis zum Wiener Kongress 1815 Herren über Vorpommern und damit auch für die Geschicke Greifswalds verantwortlich. Allerdings ließen sie die pommerschen Städte recht selbständig gewähren. Greifswald wurde insofern aufgewertet, als es Sitz der obersten Gerichts- und Kirchenbehörden für Schwedisch-Pommern wurde. Mit der Verlegung des Obertribunals im Jahr 1803 erhielt Greifswald zusätzlich zu dem bestehenden Appellationsgericht auch ein Oberappellationsgericht und wurde damit Standort von drei Gerichtsinstanzen. Mehrfach versuchte Brandenburg, das verlorene Gebiet zurückzuerobern, und 1678 gelang es, Greifswald für ein Jahr lang zu besetzen. Bei den vorausgegangenen Gefechten wurde die Innenstadt samt Marienkirche schwer beschädigt. Im Gemäuer der Kirche stecken heute noch etliche Kanonenkugeln der Brandenburger. Die Kriege des 18. Jahrhunderts belasteten die Stadt stark. Während des Großen Nordischen Krieges mussten in den Jahren 1712 und 1713 die durchziehenden dänischen, sächsischen und russischen Truppen versorgt werden, und im Siebenjährigen Krieg explodierte 1758 ein in der Stadt von den Preußen angelegtes Pulvermagazin, wodurch große Teile der Stadt zerstört wurden. Zuvor hatten schon 1713 und 1736 Großbrände Teile der Innenstadt eingeäschert. In guter Erinnerung sind die Bemühungen der Schweden um die Greifswalder Universität geblieben. Nach deren Niedergang zum Ende des Dreißigjährigen Krieges kurbelten sie den Lehrbetrieb wieder an und ließen 1747 das heute noch bestehende Universitätshauptgebäude errichten.

Nach dem Staatsstreich des schwedischen Königs Gustav IV. Adolf und der staatsrechtlichen Ausgliederung Schwedisch-Pommerns aus dem Heiligen Römischen Reich wurde am 26. Juni 1806 die schwedische Verfassung eingeführt und am 4. Juli die Leibeigenschaft aufgehoben.[14] Der Greifswalder Landtag im August 1806 diente vor allem der Repräsentation der neuen Verhältnisse.

In den Napoleonischen Kriegen besetzten Truppen Frankreichs und seiner Verbündeten 1807 bis 1810 sowie 1812/13 die Stadt. Im Zuge des Friedens von Kiel im Januar 1814 sollte Greifswald mit Schwedisch-Pommern an Dänemark fallen, kam aber während des Wiener Kongresses durch Abtretung des damals preußischen Herzogtums Lauenburg an Dänemark zu Preußen. Die Übergabe an Preußen erfolgte am 23. Oktober 1815. Im Zuge der preußischen Verwaltungsreform wurde Greifswald 1818 Verwaltungssitz des gleichnamigen Landkreises. Mit dem Anschluss an die Fernstraße Berlin–Stralsund 1836 und dem Anschluss an das Eisenbahnnetz 1863[15] wurden Voraussetzungen dafür geschaffen, dass sich in der vormaligen Ackerbürgerstadt eine – wenn auch bescheidene – Industrie entwickeln konnte. 1848 waren in Greifswald 53 Handelsschiffe beheimatet.[16] Neben mehreren Maschinenbaubetrieben und Gießereien war die 1863 errichtete Eisenbahn-Hauptwerkstatt ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Sie zählte über viele Jahrzehnte zu den größten Arbeitgebern in der Stadt. Größte Bedeutung hatte aber nach wie vor die Universität. Bereits 1856 war mit dem Bau des Klinikviertels im Nordwesten der Stadt begonnen worden.

1871 – sehr spät im Vergleich zu anderen Städten – entstand eine unabhängige jüdische Gemeinde mit etwa 100 Mitgliedern, die von der Stralsunder Gemeinde abgetrennt wurde. Ein jüdischer Friedhof auf eigenem Grundstück bestand seit 1860 an der Straße nach Gützkow-Jarmen. Durch Wegzug schwand die Gemeinde, bis sie in der NS-Zeit bereits vor 1938 auf nur noch wenige Personen geschrumpft war.[17] Eine Gedenktafel am Ort des ehemaligen Betsaals im Marktostquartier erinnert heute an die Gemeinde. Am 13. November 1872 führte ein Sturmhochwasser mit 2,64 m ü. NN zum höchsten Hochwasserstand seit dem Aufzeichnungsbeginn.

Zur Jahrhundertwende entstanden großzügig bebaute neue Straßen, in denen sich die zunehmende wohlhabende Bürgerschaft niederließ. 1912 erhielt Greifswald den Status einer kreisfreien Stadt. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges waren 1.500 Studenten an der Universität immatrikuliert. 1915 wurde ein Theaterneubau eröffnet. Eine Landschenkung der Stadt an die Universität im Jahre 1925 ermöglichte der Universität ein Wachstum über die Grenzen der Altstadt hinaus. 1929 wurde auf dem neuen Universitätsgelände im Osten der Stadt eine moderne Hautklinik eröffnet.[18] 1934 wurde dort mit der Anlage des Arboretums begonnen; 1935 folgte die Eröffnung der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenerkrankungen.

1926 wurde die Eisenbahnwerkstatt - seit Gründung der DR (Deutsche Reichsbahn) im Jahr 1920 als RAW (Reichsbahn-Ausbesserungswerk) bezeichnet - nach Arbeitskämpfen geschlossen.[19] Die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre machte sich durch große Arbeitslosigkeit bemerkbar. Anlässlich der 1939 durchgeführten Gebietsreform wurden die Orte Wieck und Eldena eingemeindet. Damit stieg die Einwohnerzahl auf über 37.000. Von 1940 bis 1945 bestand an der heutigen Franz-Mehring-Straße das große Kriegsgefangenenlager Stammlager IIC, in dem viele Kriegsgefangene aus zahlreichen von Deutschland besetzten Ländern interniert und in Nebenlagern zu Zwangsarbeit eingesetzt wurden. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Stadt, die eine große Garnison der Wehrmacht beherbergte, ohne Zerstörungen. Am 30. April 1945 wurde sie auf Veranlassung des Stadtkommandanten Rudolf Petershagen kampflos der Roten Armee übergeben. Beteiligt an den entsprechenden Verhandlungen waren der damalige Rektor der Universität Carl Engel, der stellvertretende Stadtkommandant Max Otto Wurmbach sowie Gerhardt Katsch als Leiter der Universitätskliniken und dienstältester Sanitätsoffizier in der Stadt.

In den unmittelbaren Nachkriegsjahren wurden Funktionen für den bei Deutschland verbliebenen Teil Pommerns von Stettin nach Greifswald verlegt, u. a. die Leitung der pommerschen Landeskirche, das Landesarchiv und die Reichsbahndirektion. 1945 eröffneten die russischen Besatzer das Eisenbahnwerk wieder. Aus dem RAW und einigen anderen Betrieben wurde später das KAW (Kraftwagen-Ausbesserungswerk) gebildet; daneben gab es ein Kraftwagenbetriebswerk (KBW).

Greifswald war neben Gotha und Bernau eine jener Teststädte, in denen die DDR die historische Bausubstanz möglichst vollständig durch die vermeintlich fortschrittlichen Plattenbauten ersetzen wollte. Eine gemütliche Altstadt war bei den DDR-Stadtplanern verpönt.

Zwar rückte die SED von ihrem ursprünglichen Vorhaben ab, die Greifswalder Altstadt vollständig abzureißen und das mittelalterliche Straßennetz durch breite Boulevards zu ersetzen. Dennoch verschwand bis zur Wende etwa die Hälfte aller historischen Gebäude:

  • durch Abrisse, zum Beispiel des klassizistischen Steinbecker Tores (auch Brandenburger Tor genannt) von Carl August Peter Menzel im Jahr 1951,
  • durch unterlassene Restaurierungen und Instandhaltungen (was dann früher oder später einen Abriss erzwang). Der Greifswalder Fotograf Robert Conrad fotografierte diesen Zerfall.[20]

Ende der 1960er Jahre begann die Umgestaltung eines innerstädtischen Teilgebietes zwischen Brüggstraße und Bachstraße, Altem Hafen und Markt im Rahmen eines Forschungsprojektes der Bauakademie der DDR in 'angepasster Plattenbauweise'. Dabei wurden einige denkmalgeschützte Objekte restauriert, darunter die Stadtbibliothek, das Kapitänshaus, das heutige Bestattungsinstitut und die Gebäude an der Nordseite des Marktes. Nach Abschluss dieser Sanierung Ende der 1970er Jahre wurden weitere Teile der nördlichen Altstadt nach diesem Muster umgestaltet.

Von etwa 1965 bis 1988 wurden die großen Plattenbau-Wohngebiete Schönwalde I/Südstadt (1496 Wohnungen-WE), Schönwalde II (5.250 WE), Altes Ostseeviertel (731 WE), Ostseeviertel/Parkseite (2202 WE) und Ostseeviertel/Ryckseite (804 WE) im Süden und Osten von Greifswald errichtet.

Die seit 1991 erfolgten Sanierungen des historischen Stadtkerns im Rahmen der Städtebauförderung haben mittlerweile die noch erhaltenen Teile der Altstadt wieder sehenswert gemacht. Insbesondere der Marktplatz mit seinem freistehenden Rathaus gilt als einer der schönsten in Norddeutschland. Seit 1993 erfolgte zunächst die Umgestaltung und Aufwertung und ab 2000 auch der Rückbau in den Plattenbausiedlungen (Stadtumbau).

Greifswald ist Sitz des Landesverfassungs-, des Oberverwaltungs- und des Finanzgerichts Mecklenburg-Vorpommern. Ferner haben auch das für den gesamten östlichen Teil Mecklenburg-Vorpommerns zuständige Verwaltungsgericht und das für den Greifswalder Umkreis zuständige Amtsgericht ihren Sitz in Greifswald.

Im Zuge der Kreisgebietsreform Mecklenburg-Vorpommern 2011 am 4. September 2011 verlor Greifswald seine Kreisfreiheit und wurde Teil des neu gebildeten Landkreises Vorpommern-Greifswald. Die Stadt versuchte deshalb den Status als kreisfreie Stadt besonderer Art zu erhalten. Zusammen mit einigen Nachbargemeinden, die aber allesamt selbstständig bleiben, wollte die Hansestadt einen eigenen Stadtkreis bilden.[21]

Das Greifswalder Rathaus ist Sitz des Oberbürgermeisters
  • Liste der Bürgermeister von Greifswald

Der per Direktwahl gewählte Oberbürgermeister der Hansestadt Greifswald ist seit dem Jahr 2001 Arthur König (CDU). König wurde zuletzt im April 2008 bereits im ersten Wahlgang mit 59,8 % der Stimmen für eine zweite 7-jährige Amtszeit gewählt.

In der Greifswalder Bürgerschaft stellt seit 1990 die CDU die stärkste Fraktion. In den ersten Legislaturperioden bestanden bis 1999 zeitweilig Kooperationen mit SPD, Bündnis 90/Die Grünen und weiteren kleineren Gruppierungen, die 2004 durch eine Kooperation mit FDP und Bürgerliste, sowie später zusätzlich SPD, abgelöst wurde. Seit der Kommunalwahl 2009 besteht keine Kooperation und es müssen wechselnde Mehrheiten geschaffen werden.

Bürgerschaft der Universitäts- und Hansestadt Greifswald: Sitzverteilung und Wähleranteil
CDU Die Linke

(früher PDS)

SPD GRÜNE BG FDP Sonstige Gesamt Wahlbe-
teiligung
Wahlperiode  %  %  %  %  %  %  %  %
2009–2014 13 30,9 10 22,3 6 13,3 5 10,8 4 10,1 4 8,6 1 2,9 43 39,8
2004–2009 16 36,9 9 21,3 8 18,8 3 6,4 2 6,2 2 5,5 2 4,2 42 38,5
1999–2004 21 46,9 11 23,7 8 17,4 3 6,4 2,3 43 44,4
1994–1999 19 40,0 13 28,0 7 15,4 3 7,1 1,3 1 1,8 43 63,0
1990–1994 22 36,3 13 21,2 11 18,7 6 10,4 2 3,3 6 8,9 60 62,4
1946–1950 12 28,8 20 49,2 8 20,2 40 87,8

BG = Bürgerliste Greifswald; Sonstige: 2009 Freie Wähler; 2004 ok 1, Einzelbew. 1; 1994 Einzelbew.
1990: GRÜNE = Neues Forum 7,9 % + GRÜNE 2,4%; FDP = B.F.D.; Sonstige: DSU 2, VS 1, DFD 1, DBD 1, UFV 1
1946: DIE LINKE/PDS = SED (KPD+SPD), FDP = LDP

Blasonierung:

„In Silber ein aufrechter roter Greif mit goldener Bewehrung, mit der linken Hinterpranke auf einem gespaltenen, zweiästigen und vierblättrigen Eichenbaumstumpf in natürlichen Farben stehend.“

Beschreibung:

Die Symbole des Wappens, der rote Greif Pommerns, sowie der Baum als Zeichen für den Wald, erscheinen bereits auf dem ältesten bekannten Stadtsiegel aus dem Jahr 1255. Lediglich einige spätere, kleinere Siegel zeigen nur den Greifen. Ältere Wappen zeigen den roten Greifen aufrecht mit dem linken Hinterbein auf dem Waldboden vor dem daraus wachsenden rechtsgeneigten blattlosen Baumstumpf mit Aststümpfen im Schildfuß stehend, das rechte auf dem Stumpfunterstamm ruhend und mit der linken Vorderkralle den Stumpf im oberen Teil haltend.

Flagge der Hansestadt Greifswald

Die Flagge der Hansestadt Greifswald ist längsgestreift von Rot, Weiß, Rot, Weiß, Rot, Weiß und Rot. Die roten und weißen Streifen an der Ober- und Unterkante nehmen je drei Achtzigstel, die beiden anderen roten Streifen je ein Achtel und der weiße Mittelstreifen nimmt drei Fünftel der Höhe des Flaggentuchs ein. In der Mitte des weißen Mittelstreifens liegen die Figuren des Stadtwappens: ein aufgerichteter, gold bewehrter roter Greif, mit der linken Hinterpranke auf einem gespaltenen, aber noch grünenden natürlichen Baumstumpf stehend, die zusammen drei Achtel der Höhe des Flaggentuchs einnehmen. Die Höhe des Flaggentuchs verhält sich zur Länge wie 4:7.

Der Dom St. Nikolai (um 1263) ist zugleich die größte Kirche der Stadt, Gründungsort der Universität und Predigtkirche des Bischofs der PEK.

Seit 1947 ist Greifswald Sitz der Kirchenleitung und des Bischofs der Pommerschen Evangelischen Kirche (PEK). Die PEK hat hier neben den drei historischen Kirchen St. Jacobi, St. Marien und dem Dom St. Nikolai in der Innenstadt vier weitere Kirchen in den Stadtteilen Nördliche Mühlenvorstadt (Johanneskirche), Schönwalde II (Christuskirche), Stadtrandsiedlung und Wieck.[22] Auch die Theologische Fakultät der Universität Greifswald ist eine evangelische Fakultät; sie steht mit der PEK in Verbindung.

Die katholische Propsteigemeinde St. Joseph in der Innenstadt gehört zum Dekanat Vorpommern im Erzbistum Berlin.

In Greifswald sind zudem eine Reihe evangelischer Freikirchen wie die Adventistengemeinde[23], eine Brüdergemeinde[24], eine Pfingstgemeinde[25], eine Mennonitische Brüdergemeinde und eine Baptistengemeinde ansässig.[26] Weiterhin gibt es eine Gemeinde der altkonfessionellen Selbständigen Evangelisch-Lutherische Kirche. Eine neuapostolische Gemeinde gibt es seit 1916. Ihre ersten Greifswalder Mitglieder wurden 1910 aufgenommen. Da es damals noch keine Gemeinde in Greifswald gab, reisten diese zunächst nach Stralsund und nach Pasewalk.

Ein islamisches Kulturzentrum betreibt seit Mitte der 1990er Jahre eine Moschee in Räumlichkeiten der Universität im Stadtteil Schönwalde II. Die Moschee soll etwa 400 Muslime in Greifswald betreuen.[27] Dem Gründungsimam Abdulrahman Al-Makhadi wurden islamistische Positionen angelastet.[28] So soll er zur Radikalisierung eines Beteiligten der Anschläge vom 11. September 2001 beigetragen und die Verbindung zur Hamburger Terrorzelle hergestellt haben.[29] Über die heutige Ausrichtung der Moschee ist wenig bekannt; sie war jedoch 2009 Gastgeber für eine Veranstaltung des umstrittenen salafistischen Predigers Pierre Vogel.[30]

Eine jüdische Gemeinde gibt es in Greifswald nicht; die nächsten jüdischen Gemeinden befinden sich in Rostock und Schwerin[31] bzw. in Berlin.

Im Jahre 1989 erreichte die Bevölkerungszahl der Stadt Greifswald mit über 68.000 ihren historischen Höchststand. Danach ist die Einwohnerzahl wieder gesunken. Seit der Wende in der DDR hat die Stadt durch Geburtenrückgang, Wegzug auf Grund hoher Arbeitslosigkeit und durch Umzug in umliegende Gemeinden bis 2005 etwa 15.000 Einwohner weniger. Die Anzahl der Studenten an der Universität nahm kontinuierlich zu, derzeit (2008) gibt es mehr als 12.000[32] Studenten in Greifswald. Nach einer Studie aus dem Jahr 2008 ist Greifswald die „jüngste“[33] Stadt Deutschlands, sie hat den höchsten Anteil von Haushalten mit Menschen unter 30 Jahren.[34]

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1833 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter beziehungsweise der Stadtverwaltung selbst. Die Angaben beziehen sich ab 1843 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1966 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1843 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Einwohnerentwicklung 1600 bis heute
Jahr Einwohner
1618 6.100
1648 2.700
1767 4.611
1780 4.987
1800 5.740
1820 7.891
1831 8.967
3. Dezember 1852 ¹ 13.232
3. Dezember 1861 ¹ 15.100
3. Dezember 1864 ¹ 17.500
3. Dezember 1867 ¹ 17.400
1. Dezember 1871 ¹ 17.700
1. Dezember 1875 ¹ 18.022
1. Dezember 1880 ¹ 19.924
1. Dezember 1885 ¹ 20.345
Jahr Einwohner
1. Dezember 1890 ¹ 21.624
2. Dezember 1895 ¹ 22.800
1. Dezember 1900 ¹ 23.000
1. Dezember 1905 ¹ 23.750
1. Dezember 1910 ¹ 24.679
1. Dezember 1916 ¹ 23.122
5. Dezember 1917 ¹ 23.333
8. Oktober 1919 ¹ 34.374
16. Juni 1925 ¹ 26.383
16. Juni 1933 ¹ 29.488
17. Mai 1939 ¹ 37.104
1. Dezember 1945 ¹ 42.107
29. Oktober 1946 ¹ 43.590
31. August 1950 ¹ 44.468
31. Dezember 1955 45.827
Jahr Einwohner
31. Dezember 1960 46.728
31. Dezember 1964 ¹ 47.421
1. Januar 1971 ¹ 47.017
31. Dezember 1975 55.513
31. Dezember 1981 ¹ 61.388
31. Dezember 1985 65.275
31. Dezember 1988 68.597
31. Dezember 1990 66.251
31. Dezember 1995 60.772
31. Dezember 2000 54.236
31. Dezember 2001 53.533
31. Dezember 2002 52.994
31. Dezember 2003 52.869
31. Dezember 2004 52.669
31. Dezember 2005 53.281
Jahr Einwohner
31. Dezember 2006 53.434
31. Dezember 2007 53.845
31. Dezember 2008 54.131
31. Dezember 2009 53.845
31. Dezember 2010 54.610
31. Dezember 2011 54.582

¹ Volkszählungsergebnis

Die Stadt Greifswald unterhält mit der niedersächsischen Stadt Osnabrück eine Städtepartnerschaft seit 1988. Internationale Städtepartnerschaften bestehen mit folgenden Städten[35]:

Darüber hinaus bestehen „Städtefreundschaften“ mit folgenden Städten :

Lange Straße (Haupteinkaufsstraße)
Riemser Arzneimittel
Lubmin Hafen mit stillgelegtem KKW

Obwohl keine Großstadt, hat Greifswald einen weiträumigen Einzugsbereich in der ansonsten dünn besiedelten, bis an die polnische Grenze reichenden Region. Greifswald ist neben Stralsund die größte Stadt im Landesteil Vorpommern und bildet gemeinsam mit Stralsund eines der vier Oberzentren Mecklenburg-Vorpommerns.

Die nach Anzahl ihrer Beschäftigten größten Arbeitgeber der Stadt waren im Jahr 2008 [36]:

  • Ernst-Moritz-Arndt-Universität samt Universitätsmedizin Greifswald
  • Braun Gruppe
  • Riemser Arzneimittel
  • HanseYachts
  • Sparkasse Vorpommern
  • Medigreif (Gesundheitswesen)
  • ml&s (Elektroindustrie)
  • Stadtwerke Greifswald

Durch die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald und diverse weitere Forschungseinrichtungen hat Greifswald als Forschungsstandort einen Ruf, der weit über die Landesgrenzen hinausgeht. Heute ist die Universität, zusammen mit ihren angegliederten Forschungseinrichtungen und dem Universitätsklinikum Greifswald, der größte Arbeitgeber der Stadt. Nicht zu vernachlässigen ist die für eine Stadt der Größe Greifswalds bedeutsame Kaufkraft von circa 12.000 Studenten. Im Jahre 1991 betrug deren Zahl lediglich 3.000. Da Greifswald in der Vergangenheit nie ein starker Industriestandort war, ist die Ansiedelung zusätzlicher Arbeitsplätze von der Verzahnung mit Wissenschaft und Forschung abhängig. Im Umfeld der Universität haben sich zahlreiche kleinere Forschungsunternehmen gebildet. Die Riemser Arzneimittel AG ist ein internationales Pharmaunternehmen mit Sitz auf der Insel Riems.

Im 20 Kilometer von Greifswald entfernten Lubmin befindet sich das Gelände des inzwischen stillgelegten und teilweise zurückgebauten Kernkraftwerk Greifswald, das etwa 10 % des Strombedarfes der DDR deckte und mehr als 10.000 überwiegend in Greifswald wohnende Menschen beschäftigte. Hier soll auch die Ostseepipeline Nord Stream enden (nähere Einzelheiten unter Energiestandort Lubmin).

Die Solon SE aus Berlin stellt in Greifswald Photovoltaikmodule für Solarstromerzeugung her.

Greifswald ist u.a. Sitz des Landesverfassungsgerichts Mecklenburg-Vorpommern

Die maritime Wirtschaft spielt für Greifswald eine wichtige Rolle. Die Werft Hanse Yachts ist der weltweit drittgrößte Serienhersteller von Segelyachten.[37]

Aus dem Greifswalder Standort des früheren Geschäftsbereiches Communications (vormals Nachrichtenelektronik Greifswald) der Siemens AG entstand im Rahmen einer Ausgliederung im Jahr 2002 mit der ml&s manufacturing, logistics and services GmbH und Co. KG ein mittelständischer Hersteller von Elektronik-Komponenten. Die am Standort verbliebenen Bereiche der Festnetzsparte der Siemens AG wurden im Jahr 2007 in das Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Networks überführt, das in Greifswald weiterhin mit der Entwicklung von Netzzugangstechnologien vertreten ist. Im Bereich der Erbringung von Dienstleistungen im gesundheitlichen und sozialen Bereich ist seit 1990 die in Greifswald und anderen Städten vertretene Medigreif Unternehmensgruppe tätig.

Die Stadt ist Sitz der Sparkasse Vorpommern und einiger Landeseinrichtungen wie dem Landesverfassungsgericht Mecklenburg-Vorpommerns. Greifswald hat, anders als sonstige Städte dieser Größenordnung und obwohl nicht gesetzlich vorgesehen, eine Berufsfeuerwehr, die zudem eine der ältesten Berufsfeuerwehren Deutschlands ist.

Greifswald profitiert zudem im Tourismus davon, dass die nahe gelegenen Inseln Usedom und Rügen zu den beliebtesten Ferienregionen Deutschlands gehören. Zudem sind drei der 14 deutschen Nationalparks innerhalb einer Stunde von Greifswald aus erreichbar. In der Stadt selbst gibt es Hotels, Pensionen und Jugendherbergen und mit der Stadthalle Greifswald ein mittelgroßes Veranstaltungs- und Kongresszentrum.

Regionalstudio des NDR

Als private Tageszeitung ist die Ostsee-Zeitung mit einer Lokalredaktion in Greifswald ansässig[38], Montag bis Samstag erscheint eine lokale Ausgabe. Die amtlichen Bekanntmachungen der Stadt Greifswald werden im Greifswalder Stadtblatt bekanntgegeben. Neben der Printausgabe ist das Stadtblatt seit 2007 auch auf der offiziellen Internetseite der Stadt Greifswald abrufbar.[39]

Der Norddeutsche Rundfunk betreibt in Greifswald[40] eins von vier Regionalstudios im Land MV, welches u.a. Informationen und Produktionen aus dem Sendebereich Vorpommern liefert.

Zudem gibt es einige studentische Medien.

Wie viele Städte in den neuen Bundesländern hat Greifswald seit der Wiedervereinigung mit erhöhter Arbeitslosigkeit zu kämpfen, die sich jedoch in den letzten Jahren signifikant auf 10,8 % (November 2010[41]) reduziert hat. Der Bevölkerungsrückgang durch die Abwanderung von Arbeitskräften konnte durch den Zuzug von Studenten in den letzten zehn Jahren ausgeglichen werden, die Bevölkerungszahl stieg sogar leicht an.

Laut einer Erhebung des Schweizer Unternehmens „Prognos“[42] habe sich Greifswald im Zeitraum von 2004 bis 2007 unter allen deutschen Städten am positivsten entwickelt und sei damit 2007 die dynamischste Stadt Deutschlands gewesen. Berücksichtigt wurden Wachstum, Abbau der Arbeitslosigkeit, Innovationskraft und demografische Entwicklung. Damit läge die Hansestadt auf Platz 101 der Statistik und habe in drei Jahren 224 Plätze gutgemacht. Kritiker bemängeln jedoch die Aussagekraft der Prognos-Studie. So lebten zum Zeitpunkt des Erscheinens der Prognos-Studie laut einer Studie des Bremer Instituts für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe e. V. (BIAJ) genau 2131 Kinder unter 15 Jahren in Greifswald von Hartz-IV-Leistungen. Das sind 40,4 % aller Kinder in Greifswald unter 15 Jahren. Greifswald belegt damit unter den 439 Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland den achtletzten Platz.

Der Trinkwasserbedarf Greifswalds wird durch die Brunnenanlagen der Wasserwerke Groß Schönwalde und Hohenmühl bei Hinrichshagen (und früher zudem aus Levenhagen) gedeckt; für die ebenfalls zu Greifswald gehörende Insel Riems kommt das Trinkwasser aus Tremt.[43] Die Versorgung Greifswalds erfolgt zu 100 % durch die Wasserwerke Greifswald GmbH, ein Tochterunternehmen der Stadtwerke Greifswald GmbH. Sie fördert pro Jahr rund 3,4 Millionen m³ Trinkwasser.[44]

Noch Anfang des 18. Jahrhunderts wurde der Wasserbedarf hauptsächlich durch Wasser aus oberirdischen Gewässer gedeckt: In einem Plan von 1704 über die Wasserversorgung sind 51 öffentliche Brunnen eingezeichnet, die ihr Wasser zumeist mit Pumpen ungefiltert aus dem Ryck und aus dem Stadtgraben bezogen. Nur sechs Brunnen speisten sich allein aus Grundwasser.[45] Letztere hatten jedoch den Nachteil, dass bei hohem Wasserstand des Ryck auch ihr Wasser brackig schmeckte.[46] Von der Möglichkeit, sich mit gutem Wasser aus einer 4 Kilometer südöstlich Greifswalds gelegenen Quelle in Koitenhagen zu versorgen, konnten nur Begüterte Gebrauch machen.[46]

Das erste städtische Wasserwerk zur Versorgung Greifswalds entstand 1887/88 in Diedrichshagen. 1906 wurde eine weitere Wasserfassung im Koitenhäger Gelände fertiggestellt. Um 1914 entstand dann das Wasserwerk Groß-Schönwalde, dessen Gebäude heute unter Denkmalschutz steht. Anfangs nur zur Versorgung der Kasernen entstand in den 1930er Jahren das Wasserwerk Hohenmühl. Das Wasserwerk in Levenhagen schließlich wurde in den 1970er Jahren gebaut.[47]

Vorplatz und Leuchtfeuer am Nordufer der Hafeneinfahrt im Greifswalder Ortsteil Wieck, wo der Ryck in den Greifswalder Bodden fließt.

Wird die Nutzung des Fahrrads für Alltagswege als Beurteilungsmaßstab zugrunde gelegt, so ist Greifswald noch vor Münster die Fahrradhauptstadt Deutschlands, da 44 Prozent der Bevölkerung das Fahrrad für ihre Alltagswege benutzen.[48]

Greifswald hat einen Hauptbahnhof und einen Südbahnhof, welche beide an die Strecke Stralsund–Berlin angeschlossen sind. Daher gibt es Zugverbindungen in die Ballungsräume Hamburg (über Stralsund, Rostock und Schwerin) sowie Berlin. Seit Dezember 2008 gibt es unter der Woche eine tägliche IC-Verbindung über Hamburg und das Ruhrgebiet nach Stuttgart.[49] Eine direkte ICE-Verbindung nach München besteht seit dem 27. März 2011, die bayerische Landeshauptstadt kann demnach in 8,5 Stunden ohne Umstieg erreicht werden. Die Usedomer Bäderbahn (UBB) verbindet Greifswald mit den Seebädern auf der Insel Usedom. Seit 20. September 2008 fährt die Usedomer Bäderbahn grenzüberschreitend bis in die auf der Insel Usedom gelegene polnische Stadt Swinemünde (Świnoujście). Die Insel Rügen ist ebenfalls per Zug von Greifswald aus (über Stralsund) erreichbar. Bis 1999 existierte zudem eine Verbindung nach Lubmin, die bis zur Wende vor allem von Angestellten des Kernkraftwerks genutzt wurde. Diese Bahnstrecke wird heute noch bedarfsweise für den Güterverkehr benützt. Seit 1897 besaß der Ort auch einen Eisenbahnanschluss der Greifswald-Jarmen-Kleinbahn (GJK). Die Strecke wurde 1945 stillgelegt und die Gleisanlagen als Reparationsleistungen demontiert.

Südwestlich von Greifswald verläuft die A 20 mit der Anschlussstelle Greifswald, durch die Greifswald ebenfalls per Auto gut an Hamburg und Berlin angeschlossen ist. Durch die Stadt führen die Bundesstraßen 105 und 109. Von Greifswald aus kommt man mit dem Auto in etwa 25 Minuten zu der Insel Usedom und in einer halben Stunde zur Insel Rügen. Greifswald ist während der Sommersaison auch durch eine Fernbuslinie zu erreichen.

Greifswald liegt an der schiffbaren Mündung des Flusses Ryck in die Ostsee und besitzt einen Seehafen. Das zwischen den größten deutschen Inseln Rügen und Usedom gelegene Segelrevier im und um den Greifswalder Bodden ist eines der beliebtesten und schönsten Segelreviere Deutschlands, wodurch auch der Segelstandort Greifswald gestärkt wird. Somit gibt es neben dem Seehafen auch verschiedene Yachthäfen und Bootsanlegeplätze entlang des Rycks. In dem in der Innenstadt gelegenen Museumshafen Greifswald liegen etwa 40 Traditionsschiffe, neben einer Reihe von Segel- und Arbeitsschiffen auch ein heute als Restaurant genutzter ehemaliger Eisbrecher.

Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg Greifswald

Hauptartikel: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald wurde 1456 gegründet und ist damit eine der ältesten Universitäten der Welt. Zu ihr gehören unter anderem das Universitätsklinikum Greifswald und die Universitätsbibliothek Greifswald. Um die traditionsreiche Universität Greifswald herum haben sich zahlreiche wissenschaftliche Einrichtungen gruppiert:

  • Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg Greifswald
  • Friedrich-Loeffler-Institut (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit), Insel Riems (zu Greifswald gehörig)
  • Max-Planck-Institut für Plasmaphysik mit dem im Bau befindlichen Kernfusions-Forschungsreaktor Wendelstein 7-X
  • Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie
  • Technologiezentrum Vorpommern
  • Biotechnikum Greifswald
  • Institut für Diabetes „Gerhardt Katsch“ e. V. (ehemals Zentralinstitut für Diabetes „Gerhardt Katsch“), Karlsburg (bei Greifswald)
  • Sternwarte Greifswald

In der Universität sowie den mit ihr kooperierenden Einrichtungen finden regelmäßig öffentliche Veranstaltungen statt, wie z.B. Vortragsreihen und Vorlesungen.

Im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern dauert die Grundschule vier Jahre. Anschließend folgt die schulartunabhängige Orientierungsstufe. Ab der 7. Klasse gibt es zum einen klassische Gymnasien und zum anderen die Schulformen „Regionale Schule“ und Förderschule.

Die Gymnasien der Stadt sind das Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium (gegründet 1561 als schola senatoria, eine der ältesten deutschen Schulen), das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium sowie das Abendgymnasium „Wolfgang Koeppen“. Weiterhin besteht ein Fachgymnasium sowie Schulen in freier Trägerschaft, die gymnasiale Bildung anbieten: das Ostseegymnasium Greifswald, die Waldorfschule Greifswald und das Evangelische Schulzentrum Martinschule.

Über die Stadt verteilt gibt es verschiedene weitere kommunale Schulen, u.a. fünf Grundschulen, zwei Regionalschulen, eine Integrierte Gesamtschule, eine Förderschule und mehrere Berufsschulen[50].

Die Stadt Greifswald betreibt ebenfalls eine Volkshochschule, eine Musikschule sowie Kunstwerkstätten.

Greifswalder Theaterhaus des Theater Vorpommerns
Pommersches Landesmuseum

Gemessen an seiner Größe hält Greifswald ein reichhaltiges Kulturangebot für Bürger und Gäste bereit. Die größten Kultureinrichtungen in der Stadt sind das Theater Vorpommern und das Pommersche Landesmuseum, welches u. a. Bilder des in Greifswald geborenen Malers Caspar David Friedrich ausstellt.

Ein eigenes Caspar-David-Friedrich-Museum wurde von der Bürgerschaft am 12. April 2010 beschlossen. Das rund zehn Millionen Euro teure Haus soll bis 2015 in unmittelbarer Nachbarschaft zum Pommerschen Landesmuseum entstehen. Es soll Leben und Werk des Romantikers mit seinem künstlerischen Umfeld wie den in der Nachbarstadt Wolgast geborenen Philipp Otto Runge, seinen Lehrer Johann Gottfried Quistorp sowie seinen Freund Carl Gustav Carus dokumentieren. Finanziert wird das Projekt aus Mitteln von Stadt, dem Land Mecklenburg-Vorpommern und dem Bund.

Die 1915 fertiggestellte Stadthalle Greifswald wurde aufwendig restauriert und ist zusammen mit dem nebenstehenden Theaterhaus der zentrale Veranstaltungs- und Konferenzkomplex der Stadt Greifswald. Die Stadthalle hat unter anderem einen 500 Plätze umfassenden Kaisersaal sowie den 150 Plätze umfassenden Rubenow-Saal.

Das Caspar-David-Friedrich-Zentrum widmet sich dem Leben und Werk des in Greifswald geborenen Malers der Romantik. Im Museumshafen Greifswald, direkt am Ryck in der Innenstadt gelegen, werden historische Schiffe restauriert, gepflegt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das „Sozio-kulturelle Zentrum St. Spiritus“, das „Literaturzentrum Vorpommern“ (auch Koeppenhaus) nach Wolfgang Koeppen) und das „IKuWo“ (Internationales Kultur- und Wohnprojekt) sind u.a. regelmäßig Orte kultureller Veranstaltungen. Mit radio98eins besteht ein freier Hörfunksender für Greifswald und Umgebung. Auch in einigen öffentlichen Einrichtungen werden Kunstobjekte ausgestellt, u.a. in der Galerie „KunstimGericht“.

Die Stadt umfasst Baustile nahezu aller Epochen von der mittelalterlichen Backsteingotik bis zu modernen Architekturformen. Insbesonder die älteren Bauwerke der Stadt sind geprägt vom in Norddeutschland und dem Ostseeraum üblichen Stil, den man auch in anderen Hansestädten wie Lübeck oder Wismar wiederfinden kann. Seit 1990 sind große Anstrengungen zur Rettung und Wiederherstellung historisch gewachsener Architektur unternommen worden.

Besonders reizvoll ist der in Norddeutschland einzigartige Marktplatz. Am Markt befindet sich das aus dem 13. Jahrhundert stammende gotisch-barocke Greifswalder Rathaus. Besonders sehenswert sind die beiden mittelalterlich-hanseatischen Bürgerhäuser am Markt 11 und 15 im Stil der Backsteingotik. An der Ecke zur Mühlenstraße befindet das weiße, klassizistische Gebäude des Pommerschen Landesmuseums.

Panorama des Marktplatzes

Die größten Sakralbauten sind die weithin sichtbaren drei großen gotischen Backsteinkirchen. Der Dom St. Nikolai (um 1263) ist das Wahrzeichen der Stadt und liegt im westlichen Zentrum. Er ist die Haupt- bzw. Bischofskirche der Pommerschen Evangelischen Kirche. St. Marien – im Volksmund Dicke Marie genannt – ist die älteste (um 1260) der drei großen Stadtkirchen. St. Jakobi (1280) liegt am westlichen Rand des Stadtkerns und ist die kleinste der drei gotischen Hauptkirchen.

Das barocke Hauptgebäude der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald von 1747 nach Plänen von Andreas Mayer. Das „Caspar-David-Friedrich-Zentrum“ in der Nähe des Doms ist ebenfalls der Sitz des Fremdenverkehrsverbandes Vorpommern. Das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald ist ein Neubau mit stark internationaler und wissenschaftlicher Nutzung.

Stadtbibliothek Greifswald

Folgende weitere sehenswerte Gebäude gibt es vornehmlich im Stadtzentrum und in der Fleischervorstadt:

  • Als ehemalige Speicherbauten: unter anderem der Pferdespeicher in der Baderstraße 25, in der Hunnenstraße, Kuhstraße 25; ferner der alte Speicher am Hafen (Hafenstraße/Ecke Marienstraße) mit dem Greifswalder Wappentier auf der Westfront
  • Die Universitätsgebäude des 19. Jahrhunderts, wie z. B. die alte Universitätsbibliothek von 1882 nach Plänen von Martin Gropius, das Auditoriengebäude mit Karzer von 1886, die Augenklinik von 1887, das Physiologische Institut von 1888, das Physikalische Institut mit Sternwarte von 1891
  • Wohnhäuser wie das Jugendhaus „Pariser“, Wohnhäuser Bahnhofsstraße 2/3, 31/32, 52, 54 und 55, Fleischerstraße 3, Gützkower Straße, Lange Straße 8, 52, 54, 60, 68, 75 und 77, Steinbecker Straße 28
  • Geschäftshäuser wie das ehemalige Textilkaufhaus Albert Erdmann am Markt von 1902 sowie am Markt die Häuser Nr. 6, 20/21 und 30
  • Das Wohnprojekt „Wohnen in der Mauer“ von 1998 nach Plänen von Gottfried Böhm am westlichen Stadtkern (Hirtenstraße).
  • unter Denkmalschutz steht zudem das Gebäude des um 1914 errichteten Wasserwerks Groß Schönwalde, das bis heute in Betrieb ist
Für die Durchfahrt von Sportbooten und Schiffen geöffnete historische Klappbrücke im Ortsteil Wieck

Die beiden seewärtigen Stadtteile Wieck und Eldena haben sich aus früheren Fischerdörfern entwickelt und ihren kleinteiligen maritimen Charakter bewahren können.

Das 1199 gegründete ehemalige Kloster Eldena ist der Nukleus der späteren Stadtgründung und ein Motiv des romantischen Malers Caspar David Friedrich.

In Eldena befindet sich eine historische Bockwindmühle. Die historische Wiecker Holzklappbrücke verbindet die Nord- mit der Südseite des Flusses Ryck und ist eines der Wahrzeichen der Stadt.

Heidegarten im Arboretum

Botanischer Garten und Arboretum[51] der Universität umfassen eine Gesamtfläche von etwa 9 Hektar, verteilt auf zwei verschieden Standorte. Das Arboretum (7 ha) befindet sich in der Nähe der Universitätsbibliothek Greifswald, während der Botanische Garten (2 ha) südöstlich an die Altstadt angrenzt. Bereits im Jahre 1793 gegründet, ist es einer der ältesten botanischen Gärten in Deutschland und einer der ältesten derzeit existierenden, wissenschaftlich genutzten Gärten der Welt.

Der Tierpark Greifswald [52] befindet sich am Rande der nordöstlichen Altstadt auf einem etwa 3,6 Hektar großen parkähnlichen Gelände. Etwa hundert verschiedene vor allem heimatliche aber auch fremde Tierarten befinden sich auf dem Gelände. Ein Streichelgehege sowie ein Erlebnisspielplatz gehören ebenso dazu. Vor dem Tierpark, rund um einen See gelegen, befinden sich öffentliche mit einzelnen, alten Laubbäumen versehene Rasenflächen.

Salzwiesen. Blick von der Insel Koos in Richtung FLI auf der Insel Riems.

Das Naturschutzgebiet Eldena ist eine seit 1961 unter Schutz stehende etwa 407 Hektar umfassende Waldfläche südlich des Greifswalder Ortsteils Eldena. Zurückgehend auf eine im Jahr 1634 erfolgte Schenkung des letzten Pommernherzogs, Bogislaw XIV., ist ein Großteil des Waldgebiets auch heute noch in Universitätsbesitz[53]. Neben der Rolle als Erholungsraum für die allgemeine Öffentlichkeit spielt es auch als Exkursionsgebiet für Studenten eine Rolle.

Weitere Naturschutzgebiete sind das NSG Ladebower Moor sowie das NSG Insel Koos, Kooser See und Wampener Riff. Ferner gibt es fünf Flächennaturdenkmale und 14 Einzelbäume als Naturdenkmale.

Die Stadt Greifswald wird durch den Fluss Ryck durchzogen, an dessen Nordseite weite Wiesenflächen liegen. Von der Altstadt in Richtung Greifswalder Bodden kann der Fluss ganzjährig an einem Treidelpfad entlang bewandert werden. Am Ryck liegt zudem das Ladebower Loch, das seit 1994 Geschützter Landschaftsbestandteil ist.

In der Klosterruine Eldena finden im Sommer Open-Air-Aufführungen statt.

Durch aktives universitäres und bürgerschaftliches Engagement haben sich in der Stadt Greifswald zahlreiche internationale Festivals und jährliche Veranstaltungen etabliert. Das Kulturfestival „Nordischer Klang„ ist das größte Festival für die Kultur der nordischen Länder außerhalb der nordischen Länder. Ein weiteres Kulturfestival ist der jährliche deutsch-polnische “polenmARkT". Die Greifswalder Bachwoche ist ein Musikfestival mit zahlreichen musikalischen Aufführungen in und um Greifswald, das sich verschiedenen Aspekten des Lebens und Werkes Johann Sebastian Bachs widmet. Auch die „Greifswalder Musiknacht“ und die „Eldenaer Jazzevenings“ haben eine weit überregionale Reichweite. Zudem ist Greifswald einer der Spielorte der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern und der Ostseefestspiele. Jährlich finden in Greifswald Sommerfeste wie das Fischerfest „Gaffelrigg“ und zweijährlich das Greifswald International Students Festival (GrIStuF) statt.

Über das Jahr hinweg finden an der Universität Greifswald sowie im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald zahlreiche wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Veranstaltungen statt, die nicht selten auch der Allgemeinheit offen stehen.

Seit 1998 verleiht die Hansestadt Greifswald zum Gedächtnis des Sohnes der Stadt den Wolfgang-Koeppen-Preis.

Veranstaltungen sportlicher Art sind beispielsweise verschiedene Segel- und Ruderwettbewerbe, Wohltätigkeits- und Wettbewerbsläufe, das Boddenschwimmen, das Greifswalder Drachenbootfest und der Sparda-Bank-Cup.[54]

„Wiesen bei Greifswald“ von Caspar David Friedrich (1820) – dem Maler wurde 2010 ein Denkmal in der Nähe des Doms gesetzt.
  • Das Rubenow-Denkmal auf dem Platz vor der Theologischen Fakultät
  • Die Bismarcksäule in der Wolgaster Straße auf dem Epistelberg gegenüber dem Volksstadion. Nach dem Tode Bismarcks im Jahre 1898 bildete sich in Greifswald ein Komitee zur Errichtung eines Denkmals unter dem Vorsitz des Universitätsrektors Johannes Rehmke. Das Denkmal wurde im Jahre 1900 fertiggestellt, Architekt und Bauleiter war Wilhelm Kreis. In der DDR wurde das Denkmal im Jahre 1960 zur Olympiasäule umgewidmet. Nach der Wende erhielt es 1991 durch Beschluss der Bürgerschaft seinen Namen Bismarcksäule zurück. Ein Metallschild mit Reichsadler am Säulenschaft wurde in der DDR entfernt und seitdem nicht wiederhergestellt.[55]
  • VdN-Ehrenhain von 1970 auf dem Neuen Friedhof für die Opfer des Faschismus, dazu seit 1974 eine Gedenktafel für 172 Todesopfer des KZ Peenemünde
  • Zwei Gemeinschaftsgrabanlagen auf dem Neuen Friedhof für 641 vorwiegend sowjetische Kriegsgefangene als Opfer der Zwangsarbeit, sowie 65 deutsche Wehrmachtsdeserteure, die bei Kriegsende ermordet wurden
  • Steinstele aus den 1950er Jahren am Bahnhofsplatz zum Andenken an antifaschistische Widerstandskämpfer
  • Die Bronzetür des Rathauses, die 1966 von dem Bildhauer Jo Jastram geschaffen wurde zur Ehrung der schonenden Übergabe der Stadt an die Rote Armee durch den Stadtkommandanten Oberst Rudolf Petershagen im April 1945
  • Gedenktafel von 1958 an der Bahnhofstraße/Ecke Erich-Böhmke-Straße zur Erinnerung an den kommunistischen Stadtverordneten Erich Böhmke, der 1939 im KZ Sachsenhausen ermordet wurde
  • Gedenktafel an der Pfarrer Wachsmann-/Ecke Bahnhofstraße zur Erinnerung an den antifaschistischen katholischen Seelsorger Dr. Alfons Maria Wachsmann, der 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden ermordet wurde. Seit 1985 gibt es an der Rubenow-Brücke auch eine Porträtbüste von Wachsmann, die auf Anregung des CDU-Vorsitzenden Gerald Götting in Auftrag gegeben und von dem Bildhauer Klaus Freytag geschaffen wurde
  • Gedenkstein von 1954 für den sozialdemokratischen Lehrer Karl Krull (*1903) vor der nach ihm benannten Schule in der Bleichstraße. Er wurde 1932 von einem wegen eines Hitler-Besuchs aufgeputschten Polizeitrupp erschossen
  • Gedenktafel von 1960 im damaligen Eingang C des Hauptpostamtes für die antifaschistische Kommunistin Auguste Bollnow (*1874), die 1942 im Frauengefängnis Leipzig an den erlittenen Misshandlungen starb. Die Platte wurde 1993 von dem Postamtsleiter entfernt, weil ihr Inhalt angeblich „nicht mehr die uneingeschränkte Zustimmung aller Beschäftigten und Postkunden“ finde
  • Gedenktafel von 1992 in der Goethestraße 5 an den jüdischen Mathematikprofessor Felix Hausdorff, der kurz vor der Deportation in ein Konzentrationslager mit seiner Frau in den Freitod ging.
  • die seit 1975 unter Denkmalschutz stehenden Greifswalder Befestigungsanlagen mit Wallanlage, Stadtmauer und Fangenturm
Das Segelschiff „Greif“ in Wieck
Greifswald liegt am Fluss Ryck, auf dem auch viel gesegelt und gerudert wird
Volksstadion Greifswald
Kai Greifswald-Wieck

In Greifswald gibt es eine sehr lange und überregional bekannte Fußballtradition, jedoch haben die Vereinsnamen im Laufe der Zeit häufig gewechselt. Bekannte Vereine sind der Greifswalder SV 04, FC Pommern Greifswald, HFC Greifswald 92 (ehemals Greifswalder Hengste), Greifswalder SV Puls 1970, FSV Blau-Weiß Greifswald, SV Fichte Greifswald und die HSG Uni Greifswald. Nicht mehr existierende beziehungsweise im Greifswalder SV 04 aufgegangene Vereine sind der Greifswalder SC, ESV/Empor Greifswald, Einheit Greifswald und die BSG KKW Greifswald. Zudem wechselte 2011 die Fußballabteilung des GRC Hilda Greifswald zum Greifswalder SV 04.

Ebenfalls hervorzuheben ist der Greifswalder Badminton, der einige Europa- und Weltmeister hervorbrachte, insbesondere aus der Familie Michalowsky. Die erfolgreichsten Mannschaften stellen der aus der BSG Einheit hervorgegangene BSV Einheit Greifswald und der Greifswalder SV 98.

Wegen der Lage an der Ostsee wurde in Greifswald schon früh gesegelt, zumeist mit Booten der Fischer auf dem Bodden. Jedoch entstanden erst spät eigene Segelvereine. 1902 wurde der erste Segelclub gegründet, nachdem es zu mehreren Unglücken gekommen war. Seit 1908 existiert der Akademische Seglerverein zu Greifswald, welcher damit der erste Akademische Seglerverein an einer Universität war. Der Greifswalder Jacht Klub (GJK) wurde 1926 gegründet, da der ASV Bürgern der Stadt, die zwar segeln wollten, jedoch keine Akademiker waren, die Aufnahme verweigerte. Nach 1945 wurden die Seglervereine wie alle anderen Vereine aufgelöst. Viele ASVer gingen in die Sektion Segeln der Hochschulsportgemeinschaft (HSG) Uni Greifswald, Mitglieder des Greifswalder Jacht Klubs gingen in die BSG Einheit, Sektion Segeln. In den 1960er Jahren wurde die BSG KKW Sektion Segeln neu gegründet. Nach der friedlichen Revolution in der DDR wurden 1990 die alten Namen wieder aktiviert. Die Sektion Segeln trennte sich von der HSG Uni Greifswald und nannte sich wieder ASV zu Greifswald. Dies führte zu langjährigen Auseinandersetzungen mit dem ASV Greifswald zu Lübeck, da diese als Wiederbegründung das alleinige Recht für sich beanspruchten, den Namen zu führen. Mittlerweile ist der Konflikt beigelegt und es werden gegenseitige Besuche durchgeführt. Für einige Jahre wurde vom ASV der Greifswalder Jollencup veranstaltet. Dieser wurde zuerst in Nordic Jollencup umbenannt und dann zum Jahre 2009 in kleinerer Form wieder neu begründet. Der Greifswalder Yachtclub (GYC) entstand wieder aus der BSG Einheit und änderte dabei die Schreibweise seines Namens. Die BSG Kernkraftwerk Sektion Segeln benannte sich in Yacht Club Wieck um. Diese drei Vereine betreiben eine gemeinsame Jugendausbildung mit dem Riemser Segel Verein, deren Mitglieder in den letzten Jahren mehrfach in verschiedenen Bootsklassen Deutsche Meistertitel gewinnen konnten.

Am 22. Juni 1892 gründete der Greifswalder Kaufmann Cohn den Kaufmännischen Ruderclub Hilda. Dieser heute noch existierende Verein konnte in den 70er Jahren mehrere Olympiasieger und Weltmeister vorweisen. Der Verein besitzt ein eigenes Vereinsheim direkt gegenüber der Altstadt am alten Greifswalder Hafen gelegen.

In Greifswald gibt es seit 1998 ein Freizeitbad mit Sport- und Freizeitbecken und ein großes Strandbad mit sehr breitem Sandstrand. Dieser war 2006 Austragungsort der Deutschen Meisterschaften im Beachvolleyball, Veranstalter war der ESV Turbine Greifswald.

Greifswald beherbergt das Landesleistungszentrum des Verbandes für Behinderten- und Rehabilitationssport Mecklenburg-Vorpommern und ist damit bundesweit einer der Vorreiter im Behindertensport vor allem im Schwimmen, Tischtennis, Rollstuhltanz und Rollstuhlrugby. Greifswalder Paralympicsteilnehmer wie der Rollstuhlsportler Karl-Christian Bahls (Goldmedaille im Bogenschießen – Barcelona 1992) und die blinde Schwimmerin Natalie Ball (3 Silber, 1 Bronze – Athen 2004) sind Vorbilder für behinderte Aktive. Im Hanse-Schwimmclub Greifswald trainierten außerdem der Nationalschwimmer Sven Lodziewski und die Weltmeisterin im Rettungsschwimmen Alexandra Berlin.

Rudern und Kanusport auf dem Ryck und daran anschließenden Gewässern, Badminton, Tennis, Kitesurfen, Surfen und Segeln auf dem Greifswalder Bodden und der Ostsee sind, neben dem Fußball und dem Sportschießen, weitere beliebte Greifswalder Sportarten.

Deutsche Meister, Vizemeister etc. kann auch der Seesportclub Greifswald aufweisen.

Seit 1921 gibt es das Dauerschwimmen der Querung der Dänischen Wieck über 2600 m, das heute als „Boddenschwimmen“ bekannt ist.

  • Siehe Liste der Söhne und Töchter von Greifswald
  • Wilhelm Altmann (1862–1951), Historiker, Musikkritiker und -schriftsteller
  • Ernst Moritz Arndt (1769–1860), Dichter, Historiker
  • Rudolf Bahro (1935–1997), Philosoph, DDR-Bürgerrechtler
  • Gertrud Berger (1870–1949), Landschaftsmalerin
  • Rudolf Biederstedt (1920–1996), Leiter des Stadtarchivs
  • Johannes Bugenhagen (1485–1558), Reformator
  • Wolfgang Joecks (* 1953), Rechtswissenschaftler und Verfassungsrichter
  • Toni Kroos (* 1990), Fußballer
  • Felix Kroos (* 1991), Fußballer
  • Helmut Maletzke (* 1920), Maler, Grafiker und Schriftsteller
  • Andreas Mayer (1716–1782), Mathematiker und Baumeister
  • Rudolf Petershagen (1901–1969), Offizier
  • Johannes Rehmke (1848–1930), Philosoph
  • Johannes Stark (1874–1957), Physiker, Nobelpreisträger
  • Manfred Stolpe (* 1936), Politiker, ging in Greifswald zur Schule
  • Thomas Thorild (1759–1808), schwedischer Dichter
  • Alwine Wuthenow (1820–1908), niederdeutsche Lyrikerin

Siehe auch:

  • Liste von Persönlichkeiten der Universität Greifswald
  • Kategorie:Hochschullehrer (Greifswald) (>650 Einträge)
  • Liste der Bürgermeister von Greifswald
  • Albert Georg von Schwarz: Diplomatische Geschichte der Pommersch-Rügischen Städte Schwedischer Hoheit. Kapitel: Historischer Bericht vom Ursprung der Stadt Greifswald. Hieronymus Johann Struck, Greifswald 1755, S. 94f.. (Google bücher).
  • Otto Fock: Rügensch-Pommersche Geschichten aus sieben Jahrhunderten. II: Stralsund und Greifswald im Jahrhundert der Gründung. Leipzig 1862. online.
  • online.
  • Franz Scherer, Hans-Georg Wenghöfer: Vom Festungswall zur Promenade. In: Rat der Stadt Greifswald (Greifswald-Information, Hrsg.), Greifswald 1989.
  • ISBN 3-931185-56-7.
  • Horst Wernicke: Greifswald – so wie es war. Droste, Düsseldorf 1995, ISBN 3-7700-1015-9.
  • ISBN 978-3-506-76720-2.
  • Literatur über Greifswald in der Landesbibliographie MV
  • Literatur von Greifswald im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Greifswald, damals und heute – Eine private Bilderserie über den Wandel der Stadt nach der Wiedervereinigung
  1. Mecklenburg-Vorpommern Statistisches Amt – Bevölkerungsentwicklung der Kreise und Gemeinden 2010 (PDF; 522 kB) (Hilfe dazu)
  2. [1]
  3. Geoklima 2.1
  4. a b c d Günter Mangelsdorf: Zur Ur- und Frühgeschichte des Greifswalder Gebietes, zu den Anfängen des Klosters Eldena und der Stadt Greifswald im 12./13. Jahrhundert, in: Horst Wernicke (Hrsg.): Greifswald. Geschichte einer Stadt, Schwerin 2000, S. 27.
  5. a b Teodolius Witkowski: Die Ortsnamen des Kreises Greifswald, Weimar 1978, S. 65.
  6. Teodolius Witkowski: Die Ortsnamen des Kreises Greifswald, Weimar 1978, S. 64.
  7. Günter Mangelsdorf: Zur Ur- und Frühgeschichte des Greifswalder Gebietes, zu den Anfängen des Klosters Eldena und der Stadt Greifswald im 12./13. Jahrhundert, in: Horst Wernicke (Hrsg.): Greifswald. Geschichte einer Stadt, Schwerin 2000, S. 27; Teodolius Witkowski: Die Ortsnamen des Kreises Greifswald, Weimar 1978, S. 65; ferner Dietrich Rahn: Die Orts- und Flurnamen des Stadt- und Landkreises Greifswald. Ihre Entstehung und ihre Bedeutung für die Pommersche Heimatkunde, zugleich Dissertation, Universität Greifswald 1923, S. 22 f.
  8. a b c Franz Scherer, in: Rat der Stadt Greifswald – Greifswald-Information (Hrsg.), Vom Festungswall zur Promenade, Greifswald 1989, S. 5.
  9. Horst Wernicke: Greifswald – so wie es war, Droste 1995, S. 5; Günter Mangelsdorf: Zur Ur- und Frühgeschichte des Greifswalder Gebietes, zu den Anfängen des Klosters Eldena und der Stadt Greifswald im 12./13. Jahrhundert, in: Horst Wernicke (Hrsg.): Greifswald. Geschichte einer Stadt, Schwerin 2000, S. 26.
  10. Norbert Buske: Hinweise auf die Kirchengeschichte Greifswalds von der Gründung der Stadt bis in die Zeit der beiden Weltkriege, in: Horst Wernicke (Hrsg.): Greifswald. Geschichte der Stadt, Schwerin 2000, S. 164.
  11. Detlef Kattinger: Die Stadtentwicklung vom Ende des 13. Jahrhunderts bis 1500, in: Horst Wernicke (Hrsg.): Greifswald. Geschichte einer Stadt, Schwerin 2000, S. 51.
  12. Detlef Kattinger: Die Stadtentwicklung vom Ende des 13. Jahrhunderts bis 1500, in: Horst Wernicke (Hrsg.): Greifswald. Geschichte der Stadt, Schwerin 2000, S. 37 f.; Thomas Brück: Die Greifswalder Schiffahrt im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit (1250 bis 1774), in: Horst Wernicke (Hrsg.): Greifswald. Geschichte der Stadt, Schwerin 2000, S. 235 und 241.
  13. Franz Scherer, in: Rat der Stadt Greifswald – Greifswald-Information (Hrsg.), Vom Festungswall zur Promenade, Greifswald 1989, S. 15.
  14. ISBN 3-931185-07-9, S. 55f.
  15. Horst Wernicke: Greifswald – so wie es war, Droste 1995, S. 19 f.
  16. Übersicht der Preußischen Handelsmarine E. Wendt & Co., Hrsg.), Stettin 1848, S. 10
  17. Julia Männchen: Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Greifswald, in: Zeitgeschichte regional 5/1 (2001), S. 8-12.
  18. Erik Riebe: Soziale und medizinhistorische Aspekte der Moulagen an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald unter besonderer Berücksichtigung des Faches Haut- und Geschlechtskrankheiten. Inaugural-Dissertation, Universität Greifswald, 2005, S. 10 (Digitalisat).
  19. [2]
  20. spiegel.de 2011: Mahnmal für die Wohnmaschinen
  21. http://www.ostsee-zeitung.de/lokal/index_artikel_komplett.phtml?SID=99c1617369e3fbaf1e1ca527a469bcf0&param=news&id=2461159
  22. PEK, Übersicht Kirchenkreis Greifswald
  23. Adventgemeinde Greifswald
  24. Freikirchliche Evangelische Gemeinde Greifswald
  25. Glaubenszentrum Elim Greifswald
  26. Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Greifswald
  27. Daniel Focke: Muslime in Greifswald. webmoritz.de (16. November 2010). Zugegriffen am 4. März 2011.
  28. Thomas Berndt, Stefan Buchen, Christoph Mestmacher: Hamburger Todespiloten – Neue Spuren, neue Namen. Fernsehmagazin Panorama (10. Januar 2002). Zugegriffen am 4. März 2011.
  29. Gerhard Piper. Al-Qaida und ihr Umfeld in Deutschland – Who´s Who? BITS, Berlin 2008. Zugegriffen am 4. März 2011.
  30. Pierre Vogel: Der Sinn des Lebens. Vortrag beim islamischen Kulturzentrum Greifswald e.V.
  31. Landesportal MV: Kirchen und Konfessionen
  32. Studentenzahl 10/2008
  33. GfK-Studie
  34. Zeige Studie: Greifswald ist Deutschlands 'jüngste Stadt'
  35. Liste Greifswalder Partnerstädte
  36. Die 100 größten Arbeitgeber in Mecklenburg-Vorpommern, Studie der NORD/LB und der Sparkasse (PDF)
  37. Hamburger Abendblatt vom 9. Mai 2009
  38. Ostsee-Zeitung, Kontaktdaten Verlagshaus Greifswald
  39. Greifswalder Stadtblatt online
  40. NDR, Vorpommernstudio Greifswald
  41. [3]
  42. Tobias Koch: Prognos Zukunftsatlas 2007. Sonderauswertung der Ergebnisse für die Universitäts-und Hansestadt Greifswald. Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern 2007 (Digitalisat)
  43. Stadtwerke Greifswald
  44. Stadtwerke Greifswald
  45. Der Plan mit Kommentar ist abgedruckt in: Horst Wernicke: Greifswald – so wie es war, Droste 1995, S. 14.
  46. a b Rudolf Biederstedt: Von der Reformation bis zum Verlust der Selbständigkeit, in: Horst Wernicke (Hrsg.): Greifswald. Geschichte der Stadt, Schwerin 2000, S. 68.
  47. Zu alledem November 2002.pdf Festschrift zum 10-jährigen Bestehen der Stadtwerke Greifswald, S. 12.
  48. Greifswald ist Fahrradhauptstadt Deutschlands. Pressemitteilung auf der Website der Stadt Greifswald vom 20. Oktober 2009
  49. Ostsee-Zeitung vom 2. August 2008.
  50. www.greifswald.de Schulen der Stadt Greifswald
  51. Botanischer Garten und Arboretum
  52. Tierpark Greifswald
  53. Universitätsbesitz
  54. Drachenbootsport, Greifen-Drachen
  55. Die Pommersche Zeitung. Nr. 7/2012, S. 11.


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