Borland Database Engine
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Die Borland Database Engine (kurz BDE) ist eine universelle Schnittstelle zum Zugriff auf relationale Datenbanken, die von der Firma Borland für Windows-Systeme entwickelt wurde. Sie bietet Zugang zu Desktop-Datenbanken wie Paradox, dBASE/FoxPro und Microsoft Access; weiterhin sind die SQL Links integriert, die Zugriff auf die meisten SQL Server-Datenbanksysteme, wie DB2, Informix, Interbase, MS SQL Server, Oracle und Sybase nativ erlauben. Beliebige Datenbanken, die einen ODBC-Treiber besitzen, können auch über diesen adressiert werden.
Außer von den Entwicklungsumgebungen Paradox und Visual dBase wurde die BDE auch von Borland Delphi und C++Builder als Abstraktionsschicht zum einheitlichen Zugriff auf verschiedene Datenbanken aus entsprechenden Anwendungen heraus verwendet.
Es wird zwischen zwei Zugriffsarten bzw. Treibern unterschieden: Native und ODBC.
Native-Treiber in Version 5.2.0.2:
- Paradox
- IBM DB2
- dBASE
- Microsoft Foxpro
- Informix
- InterBase
- Microsoft Access
- Microsoft SQL Server
- Oracle
- Sybase
Über ODBC sind alle Datenbanken zugreifbar, für die ODBC-Treiber verfügbar und auf dem entsprechenden System installiert sind.
Die letzte Version der BDE ist die Version 5.2. Die meisten darin enthaltenen Treiber sind mit Version 5.2.0.2 gekennzeichnet und tragen ein Dateidatum vom 10. Mai 2001 (11:00 Uhr). Die BDE wird seit dieser Version nicht mehr weiterentwickelt. Bestehende Projekte können auf andere Datenbankschnittstellen wie z. B. Zeos portiert werden.
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Borland
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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Borland (Begriffsklärung) aufgeführt. |
Borland ist ein Softwareunternehmen (NASDAQ NM: BORL) mit Hauptsitz in Austin, Texas, USA.[1] Seit 2009 ist es ein Tochterunternehmen von Micro Focus.
Borland wurde 1983 von dem in die USA eingewanderten französischen Mathematiklehrer Philippe Kahn gegründet. Auf der Suche nach einem amerikanisch klingenden Namen für sein Unternehmen ließ er sich vom Namen eines US-Astronauten, Frank Borman, inspirieren. Unter Kahns Leitung schuf das Unternehmen eine Reihe von Werkzeugen zur Softwareentwicklung. Borland wurde in den 1980er Jahren bekannt durch eine integrierte Entwicklungsumgebung für die Programmiersprache Pascal, die unter dem Namen Turbo Pascal unter den Betriebssystemen CP/M und MS-DOS herausgebracht wurde. Die letzte für DOS verfügbare Version 7.0 trug den Namen Borland Pascal. Unter Windows wurde dieses Produkt zu Borland Delphi weiterentwickelt. Borland war ferner mit SideKick erfolgreich, einem der ersten Personal Information Manager, und entwickelte weitere „Turbo“-IDEs, u.a. für die Programmiersprachen BASIC und Prolog. Auf lange Sicht konnten sich aber nur Delphi und Borlands C++-Implementierung durchsetzen, die Anfang der 1990er Jahre gegenüber Microsofts Entwicklungstools als überlegen galten.
Mit seiner selbst entwickelten Datenbank Paradox stand Borland Anfang der 1990er Jahre in direkter Konkurrenz zu Microsofts Access, das damals gerade neu auf den Markt kam. Um seine Stellung im Datenbankmarkt zu stärken, kaufte Borland im September 1991 das wesentlich größere Unternehmen Ashton-Tate, Hersteller des seinerzeit marktführenden PC-Datenbanksystems dBASE und des Programms Framework, und forcierte die Modernisierung von dBase. Auch das erst kürzlich durch Ashton-Tate erworbene Datenbanksystem InterBase wurde weiterentwickelt.
Seit Mitte der 1990er Jahre verlor Borland mehr und mehr seine dominante Stellung am Markt für Softwaretools. Einige meinen, daran sei die Konkurrenz zu Microsoft schuld gewesen, andere glauben, dass Philippe Kahn die Ressourcen seines Unternehmens in zu vielen Projekten verzettelte, als er versuchte, an vielen Fronten gleichzeitig gegen Microsoft anzukämpfen.
1998 benannte sich Borland in Inprise Corporation um und konzentrierte sich – weg von Entwicklertools – stärker auf den Markt zur Entwicklung von Businessapplikationen bzw. Middleware-Werkzeugen und stieg in den Markt internetorientierter Tools wie JBuilder ein. Über mehrere Jahre wurden Verluste eingefahren, das Image verschlechterte sich. Durch die Namensänderung kam sogar der Eindruck auf, das Unternehmen existiere gar nicht mehr. 1999 wurden die Rechte an dBASE an die dataBased Intelligence Inc. verkauft und später folgte die Veräußerung von InterBase an das Unternehmen Embarcadero Technologies.
Später, wieder unter dem traditionsreichen Namen Borland und unter Führung von CEO Scott Arnold, wurde die Firma zwar kleiner, aber dafür wieder profitabel. Borland entwickelte zunächst weiterhin die Entwicklungsumgebungen Delphi und C++Builder. Ein Vorstoß in Bereiche jenseits der Entwicklung auf Microsoft-Betriebssystemen war Kylix, das Borlands Erfahrung im Bereich der Integrierten Entwicklungsumgebungen zum ersten Mal auch „nativ“ für Linux verfügbar machte. Dieses Produkt blieb aber erfolglos. Außerdem wurde der C# Builder vorgestellt, eine Entwicklungsumgebung für die von Microsoft entwickelte .NET-Programmiersprache C#. Die Unterstützung von Web Services und .NET (seit Delphi 8) hat das Ansehen von Borland in der Industrie wieder gestärkt.
Mit den 2005er-Ausgaben ihrer Werkzeuge brach Borland erstmals mit der einfachen Durchnummerierung der Versionen: JBuilder 11 (der Nachfolger von JBuilder 10) hieß nun JBuilder 2005, Delphi 9 hieß offiziell Delphi 2005. In der Delphi-2005-IDE waren erstmals die Programmiersprachen Delphi und C# zusammengefasst (auf Druck der Entwicklergemeinde konnten Programme in Delphi sowohl für Win32 als auch für .NET erstellt werden). Demnach wurde der C# Builder offiziell eingestellt und war fortan in Delphi enthalten. Als Teil des Borland Developer Studios (BDS) enthielt Delphi 2006 auch die Unterstützung für die Programmiersprache C++.
Die erfolgreiche Integration der Unternehmen Togethersoft (Together Control Center) und Starbase (Konfigurations- und Changemanagenmentlösungen, Anforderungsmanagementlösungen) innerhalb von drei Jahren war für Borland ein wichtiger Schritt.
Im Jahre 2005 kam das CMMI- und Prozessberatungshaus TeraQuest hinzu, welches als eines der erfolgreichsten global agierenden CMMI-Beratungshäuser galt. Bill Curtis, Mitbegründer von CMM wurde bei Borland in führender Position tätig. 2006 wurde schließlich Segue Software akquiriert, um das Portfolio durch Software zum automatisierten und manuellen Testen zu ergänzen.
Mittlerweile bietet Borland ein hoch integriertes ALM-Lösungsportfolio (Application Lifecycle Management) an, das den gesamten Zyklus der Softwareentwicklung von der Aufnahme und dem Management der Anforderungen, über die Modellierung der Anwendung und der Ausprogrammierung über das automatische Testen bis hin zur Entwicklung der Applikation „aus einem Guss“ ermöglicht.
Borland konzentriert sich durchgängig auf eine prozessorientierte, CMMI- und ITIL-Elemente umfassende SDO-Strategie (Software Delivery Optimization), welche Wertschöpfungsaspekte und Geschäftsprozesse der Softwareentwicklung im Vordergrund jeglichen IT-Schaffens sieht.
Im Februar 2006 kündigte Borland an, die Produktlinie der Entwicklungsumgebungen (Delphi, JBuilder etc.) zu verkaufen und sich fortan ausschließlich auf den Bereich des ALM zu konzentrieren. Die IDE-Sparte wurde zwar in ein eigenes Unternehmen namens CodeGear ausgegliedert, verblieb jedoch zunächst im Besitz von Borland.[2]
Am 5. September 2006 hat Borland die „Turbo“-Reihe wieder auferstehen lassen – „Turbo Delphi Win32“, „Turbo Delphi. net“, „Turbo C#“ und „Turbo C++“ sollen mit den kostenlos erhältlichen „Explorer“-Versionen wieder mehr Programmierer für die IDE-Produkte von Borland werben.
Am 7. Mai 2008 wurde bekannt gegeben, dass die Tochterfirma CodeGear an Embarcadero Technologies verkauft wurde.[3]
Am 6. Mai 2009 wurde bekannt gegeben, dass das Unternehmen von Micro Focus International PLC für 75 Millionen US-Dollar übernommen wird.[4]
Die aktuelle Produktpalette von Borland umfasst unter anderem:[5]
Ehemalige Entwicklungen von Borland sind:
- dBASE (übernommen von Ashton-Tate)
- InterBase (übernommen von Ashton-Tate)
- JBuilder (verkauft an Embarcadero Technologies)
- Borland Database Engine – Datenbankschnittstelle
- Borland Paradox – Relationales Datenbank-Management-System (verkauft an Corel)
- Quattro Pro – Tabellenkalkulation (verkauft an Corel)
- SideKick
- Turbo Basic (verkauft an PowerBASIC Inc.)
- Turbo C, Borland C++, C++ Builder (verkauft an Embarcadero Technologies)
- Turbo Pascal, Borland Pascal, Delphi (verkauft an Embarcadero Technologies)
- Turbo Assembler, kurz TASM, inkl. Turbo Linker
- WordPerfect (übernommen von Novell, verkauft an Corel)
- Kylix
- ↑ Press Release vom 16. April 2007: Borland to Relocate Corporate Headquarters to Austin
- ↑ Press Release vom 14. November 2006
- ↑ Charles Babcock: Embarcadero Buys CodeGear. Abgerufen am 25. Oktober 2010 (englisch).
- ↑ Pressemitteilung vom 6. Mai 2009
- ↑ Products for the Software Development Life Cycle (SDLC). Abgerufen am 25. Oktober 2010.
Grimmen
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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Für die von 1938 bis 1946 amtlich als Grimmen (Ostpr.) bezeichnete und heute russische Siedlung im Rajon Osjorsk in der Oblast Kaliningrad siehe Pskowskoje |
Wappen |
Deutschlandkarte |
54.1113.0413888888899Koordinaten: 54° 7′ N, 13° 2′ O |
Basisdaten |
Bundesland: |
Mecklenburg-Vorpommern |
Landkreis: |
Vorpommern-Rügen |
Höhe: |
9 m ü. NN |
Fläche: |
50,29 km² |
Einwohner: |
10.399 (31. Dez. 2010)[1]
|
Bevölkerungsdichte: |
207 Einwohner je km² |
Postleitzahl: |
18507 |
Vorwahl: |
038326 |
Kfz-Kennzeichen: |
VR |
Gemeindeschlüssel: |
13 0 73 035 |
LOCODE: |
DE GMN |
Stadtgliederung: |
12 Ortsteile |
Adresse der
Stadtverwaltung: |
Markt 1
18507 Grimmen |
Webpräsenz: |
www.grimmen.de |
Bürgermeister: |
Benno Rüster (CDU) |
Lage der Stadt Grimmen im Landkreis Vorpommern-Rügen |
|
Grimmen ist eine Stadt im Landkreis Vorpommern-Rügen in Mecklenburg-Vorpommern. Die Stadt ist eines der 18 Mittelzentren des Landes.
Die Stadt Grimmen befindet sich im südlichen Teil des Landkreises Vorpommern-Rügen und liegt am Fluss Trebel. Grimmen ist knapp 30 km südlich von der Hansestadt Stralsund und 30 km westlich von der Hansestadt Greifswald entfernt. An der Stadt vorbei verlaufen ferner die Eisenbahnstrecke Stralsund – Demmin – Neubrandenburg – Neustrelitz, die Bundesstraße 194 und die Bundesautobahn 20.
Das Gebiet der ehemaligen Kreisstadt des Landkreises Nordvorpommern wird im Westen vom Amt Franzburg-Richtenberg, im Norden vom Amt Miltzow und im Süden und Osten von der Gemeinde Süderholz begrenzt.
Die Stadt umfasst folgende Ortsteile:
- Appelshof
- Gerlachsruh
- Grellenberg
- Grimmen
- Groß Lehmhagen
- Heidebrink
|
- Hohenwarth
- Hohenwieden
- Jessin
- Klein Lehmhagen
- Stoltenhagen
- Vietlipp
|
Im Uhrzeigersinn, von Norden beginnend:
Wittenhagen, Sundhagen, Süderholz, Wendisch Baggendorf, Splietsdorf, Papenhagen
Der Name der einst slawischen Stadt lautete um 1220 Grimme und er wandelte sich nur sehr wenig, so 1272 in Grymme, 1279 in Grimmenn, dann schon 1325 in das heutige Grimmen und 1349 auch in Grymmen. In dem altpolabischen Flurnamen steckt das Substantiv grim, was als Fläche umgeben von nassen Wiesen übersetzt werden könnte.
Stadtplan von Grimmen im Jahr 1761
Vom 9. bis zum 10. Jahrhundert wanderten in die Region um Grimmen die slawischen Lutizen ein, nachdem die dort siedelnde germanische Bevölkerung abgewandert war. Die ersten urkundlichen Hinweise auf slawische (wendische) Siedlungen im Bereich der Stadt Grimmen lassen sich auf das Jahr 1220 datieren.
Vermutlich nach 1250 gründeten zugewanderte Handelsleute und Handwerker aus Niedersachsen, Westfalen und vom Niederrhein den Ort Grimmen und legten planmäßig ein rasterförmiges Straßennetz an. Die erste urkundliche Erwähnung Grimmens gab es im Jahre 1267. Als Gründungsdatum der Stadt gilt jedoch heute die Ansiedlung des Vogts Berthold. Dieser kam als Vertreter der Landesfürsten im Jahre 1287 ins Gebiet der heutigen Stadt Grimmen. Dies beweist, dass Grimmen zu dieser Zeit bereits das Lübische Stadtrecht innehatte. Die tatsächliche Verleihungsurkunde ist heute jedoch nicht mehr vorhanden. Dementsprechend wurde 1987 das 700-jährige Bestehen der Stadt Grimmen gefeiert. 1305 wurde Grimme als stad genannt und 1306 existieren der Rat der Stadt und das Schloss.
1278 gehörte Grimmen noch zum Bistum Schwerin und ein Ritter Arnold gebot über den Ort. Kurz darauf überließ der Bischof Grimmen dem Rügenfürst Wizlaw II. und sein Stadtvogt Berthold führt zusammen mit dem städtischen Rat die Stadt. 1325 – nach dem Tode des letzten Rügenfürsten – kam Grimmen bis 1648 zum Herzogtum Pommern.
Der Bau der Stadtbefestigung erfolgte ab etwa 1264 und hauptsächlich im 14. Jahrhundert von 1320 bis 1340. Die noch vorhandenen drei Tortürme stammen aus dem 15. Jahrhundert.
Die Stadtkirche St. Marien ist eine frühgotische Hallenkirche aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (1275). Auch das Rathaus wurde schon ab 1400 erbaut und 1402 wird ein erster Jahrmarkt erwähnt. Die Alte Schule stammt aus dem 15. Jahrhundert.
Die mittelalterlichen Straßen lagen – wie man archäologisch im Jahr 2000 feststellte – etwa 1,20 bis 2,00 m unter dem heutigen Straßenniveau. Nachgewiesen wurden Straßen aus Holzbohlen (13. Jahrhundert) und Feldsteinpflaster (14. Jahrhundert). Auch quer zur Fahrtrichtung liegende Wasserleitungen aus dieser Zeit konnten nachgewiesen werden.
1536 erreichte die Reformation Grimmen und setzte sich in Pommern durch (1534, Landtag von Treptow an der Rega). 1546 stiftete Herzog Philipp I. von Pommern-Wolgast der Stadt drei „Buden“ in der Schulstraße für die Versorgung der Armen sowie die Ziegelei, die Schlossmühle und eine Wassermühle.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt mehrfach geplündert u. a. von den Truppen Wallensteins (1627). 1630 und 1632 kamen auch noch große Stadtbrände hinzu. 1631 eroberten die Schweden die Stadt. Es schlossen sich 1637 schwedische Plünderungen an. Grimmen gehörte in der Folgezeit und formell ab 1648 (Westfälischer Friede) zum Königreich Schweden. In den Jahren 1695 bis 1697 fanden unter dem damaligen Bürgermeister Johannes Flittner grausame Hexenverfolgungen statt. Dabei wurden mindestens sieben vermeintliche Hexen hingerichtet.
1757 verwüstete wieder ein Stadtbrand den halben Ort. Im selben Jahr wurde bis 1759 Grimmen im Siebenjährigen Krieg von den Preußen besetzt. 1797 wurde nahezu die gesamte Stadt Opfer eines Großfeuers, das in einer Schmiede der Stadt ausbrach. Drei Jahre später, im Jahre 1800 besuchte der schwedische König Gustav Adolf IV. Grimmen und residierte während dieser Zeit im sogenannten Königshaus. 1807 besetzten die Franzosen im Vierten Koalitionskrieg gegen Preußen, Russland und Sachsen die Stadt und zerstörten Bereiche.
In der Schlussakte des Wiener Kongresses von 1815 wurde festgelegt, dass Schwedisch Pommern und somit Grimmen zu Preußen gehört. Ein Jahr später wurde Grimmen durch eine Verwaltungsreform zur Kreisstadt und erhält 1829 das Landratsamt.
1825 wurde die Stadtmauer abgetragen. 1838 nimmt das Amtsgericht in Grimmen in einem Neubau seine Arbeit auf. Im Jahre 1853 wurde die Stadt von der Cholera heimgesucht. 1878 erhält Grimmen einen Eisenbahnanschluss.
Im 19. Jahrhundert wuchs Grimmen über den durch die beseitigten Befestigungsanlagen gekennzeichneten Stadtkern hinaus und es entstanden vor dem Greifswalder Tor die Greifswalder Vorstadt sowie am Ende des 19. Jahrhunderts vor dem Mühlentor in Richtung des Bahnhofs neue Siedlungen. Südlich der Altstadt wurde der Stadtpark angelegt. 1898 war die Einweihung des Postgebäudes.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der kleine Jüdische Friedhof am Rande der Karlstraße beim Novemberpogrom 1938 geschändet, und seit 1945 wurde er überbaut. Kein Zeichen des Gedenkens erinnert an die jüdischen Opfer der Shoa aus Grimmen.
Am Ende des 2. Weltkriegs wurde Grimmen im April 1945 kampflos an die vorrückende Rote Armee übergeben.
Grimmen war bis 1952 Kreisstadt des Landkreises Grimmen und gehörte bis 1994 als Kreisstadt zum Kreis Grimmen im Bezirk Rostock. Seit 1990 gehört die Stadt zum Land Mecklenburg-Vorpommern.
Ab den 1960er Jahre entstanden zahlreiche neue Fabriken und landwirtschaftliche Betriebe, die eine kurze wirtschaftliche Blüte einleiteten. Hierzu zählt unter anderem der VEB Erdöl-Erdgas, welcher 1962 gegründet wurde, nachdem Arbeiter im Jahr zuvor in der Nähe der Stadt bei einer Bohrung im Zechstein in 2300 m Tiefe auf ein Erdölvorkommen gestoßen waren. Im Ergebnis wuchs die Stadtbevölkerung beständig und neue Stadtteile wurden angelegt, so zwischen 1968 bis 1985 die Großwohnsiedlung Süd-West mit 2.868 Wohnungen in Plattenbauweise.
Nach der politischen Wende wurden ab 1991 der historische Stadtkern und das Rathaus im Rahmen der Städtebauförderung grundlegend saniert; das geschlossene Stadtbild hat sich stark verbessert. 1994 wurde Grimmen Kreisstadt des aus den Landkreisen Stralsund, Grimmen und Ribnitz-Damgarten gebildeten Landkreises Nordvorpommern (NVP), der 2011 aufgelöst wurde.
Im Jahr 1999 siedelte sich im Ortsteil Hohenwieden eine SOS-Dorfgemeinschaft an. Der Komplex, der neben mehreren betreuten Wohngemeinschaften auch eine große Werkstatt umfasst, bietet Menschen mit Lernbeeinträchtigungen einen Platz zum Leben und Arbeiten. Neben der SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth bei Würzburg und dem SOS-Hof Bockum bei Lüneburg, ist Hohenwieden erst die dritte Einrichtung des SOS-Kinderdorf e. V. dieser Art in Deutschland.[2]
Jessin wurde am 1. Juli 1950 nach Grimmen eingemeindet, am 1. Januar 1956 wieder ausgegliedert und am 1. Oktober 1961 wiederum eingegliedert.[3] Seit dem 1. Januar 2004 gehört die Gemeinde Stoltenhagen zur Stadt Grimmen.[4] Damit hat die Stadt Grimmen weitere fünf Ortsteile dazubekommen.
Jahr |
Einwohner |
1600 |
1.000 |
1712 |
850 |
1800 |
1.840 |
1900 |
3.616 |
1946 |
8.298 |
1990 |
14.242 |
1993 |
13.376 |
2000 |
11.585 |
2006 |
11.032 |
2008 |
10.655 |
2009 |
10.419 |
2010 |
10.399 |
In Grimmen gibt es vier christliche Gemeinden; die zu der Pommerschen Evangelischen Kirche gehörende Gemeinde St. Marien mit der frühgotischen Hallenkirche im Stadtkern von Grimmen, der St. Marienkirche[5], die Katholische Kirche St. Jakobus, die zur Pfarrei Maria Rosenkranzkönigin in Demmin gehört, die der Neuapostolischen Kirche sowie die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten).
Nach der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 hat die Stadtvertretung – die gesetzliche Mitgliederzahl beträgt 25 – folgende Zusammensetzung[6]:
Partei |
Stimmen |
Sitze |
CDU |
6.258 |
14 |
Die Linke |
2.878 |
6 |
SPD |
868 |
2 |
FDP |
402 |
1 |
NPD |
348 |
1 |
B 90/Die Grünen |
293 |
1 |
Einzelbewerber Dillner |
216 |
0 |
Einzelbewerber Peschuk |
118 |
0 |
Zusammen |
11.381 |
25 |
Bürgermeister ist seit 2001 Benno Rüster (CDU).
Siehe: Liste der Bürgermeister von Grimmen
Das Wappen wurde 1865 vom Magistrat der Stadt festgelegt und unter der Nr. 202 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Blasonierung: „In Silber ein schwebender, vierstufiger roter Mauergiebel aus dem ein schwarzer Greif mit goldener Bewehrung aufwächst.“
Das Wappen wurde 1998 von dem Weimarer Michael Zapfe neu gezeichnet.
Die Flagge der Stadt besteht aus silbernem (weißem) Tuch und ist in der Mitte mit den Figuren des Stadtwappens in flaggengerechter Tingierung belegt. Die Länge des Flaggentuchs verhält sich zur Höhe wie 5:3.
Die Stadt Grimmen pflegt Partnerschaften mit fünf Städten aus Frankreich, Polen, Niedersachsen und Schweden. Die Partnerstädte sind Chateaulin, Czaplinek (Tempelburg), Kamien Pomorski (Cammin) und Staffanstorp. In Deutschland ist die Partnerstadt Osterholz-Scharmbeck.
Die historische Altstadt mit dem rasterförmigen Straßennetz in einem ovalen Stadtgrundriss ist als ganzes eine bemerkenswerte mittelalterliche Stadtanlage mit 72 Einzeldenkmalen (2001).
Die Stadt besitzt mit der Theodor-Neubauer-Grundschule und der Karl-Friedrich-Wilhelm-Wander-Grundschule zwei Bildungseinrichtungen der Primarstufe sowie mit der Regionalen Schule Robert Koch und dem Gymnasium Grimmen zwei weiterführende Einrichtungen mit teils großem Einzugsgebiet. Des Weiteren haben eine Allgemeine Förderschule für Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich des Lernens, eine Berufliche Schule, eine Musikschule und eine Kreisvolkshochschule ihren Sitz in der Stadt.
Grimmen hat Sportvereine in den Bereichen Handball, Fußball, Volleyball, Leichtathletik, Kegeln und Judo.